Die Nachtigall und die Spatzen

Die Nachtigall und die Spatzen
Jemand hatte den Herd angelassen obwohl das alte Haus längst kühl war. Nur die kleine Lampe am Herd brannte wie durch ein Wunder noch immer so treu und kläglich am Rande des Herdes, warum auch immer, sie wusste es selbst nicht. Eine Spinne kletterte gemächlich und ohne großen Enthusiasmus ihr Netz hoch, spannte einen Faden bis sie beim herd angekommen war. Aber da gab es auch nichts besonderes also setzte sie sich wieder hin und ruhte sich aus. Die vögel draußen saßen versammelt auf der großen Eiche und putzten sich, alle eingelullt in die behütend tief blaugraue Abenddämmerung. Warum auch immer, sie wussten es selbst nicht. Aber die Nachtigall sang am höchsten Punkt des alten Baumes ihrklangvolles wehklagen und so schlummerten die anderen bald unter ihren Fittichen ein und bestärkten sie noch in ihrem schönen Selbstmitleid und mitternachterner Einsamkeit. Ein gewitter kam auf, sie sah es kommen, senkte den Kopf und fragte es warum es komen wolle. Es antwortete"Ich lebeeben und ermächtige mich des ganzen Himmels. Der strahlt unter mir in meiner ganzen göttlichen Größe und schreienden Dankbarkeit." "ja, sprach die nachtigall" aber warum machst du so einen Lärm? Kannst du nicht hören meine Lieder?" "doch, ich vernehme sie aber meine Kraft hat ebenso Platz und Berechtigung auf der Erde wie dein Wehklagen und deine Melancholie!" Da flog die Nachtigall traurig davonklagte woanders ihr wohlklingendes Leid an einem fernen, kleinen Ort am Meer, ganz für sich an einer Oase, nur durch eine helle Frucht beschienen, die leuchtend ihre Dunkelheit und ihren steten Fernblick übers Meer bescheinen mochte. Die Spatzen wachten auf, gestört in ihrm vertraulich tiefen Schlummer, wundernd und bald ängstlich zusammenrückend auf der Eiche, wie ein kind verlasen von seiner mutter.Die Eiche blickte gutmütig auf sie herunter, regte ihre Zweige sachte allein es half nichts, die nachtigall, ihre Würde und Königin ihre geheimnisvolle Fee und Geliebte, Bewunderung, süße Traumwandlerin und Mutter war verschwunden, kehrte nicht mehr zurück und so klagte das ganze Spatzenvolk ins fröhlich und ausgelassen donnernde und schreiende Kindergewitter hinein und hatte, anders als die Nachtigall, die Königin und Meisterin der falschen Klage, seltsamen Nostalgie, die auf nichts zielte, weil schon seit geburt an sie diese wehen Weisen von ihrem Vater gelernt hatte. Sie hörte ihre Kleinen von Ferne, allein sie wollte es nicht recht glauben und blieb deshalb wo sie war, "verlassen und verschmäht von allen Mächten, so arm! So allein!" eine neue strophe, ein neues Lied. Es gefiel ihr auch ganz gut so weit, allein der Sonnenaufgang blendete sie und ein Spatz kam, sie zu besuchen. flatterte bedürftig und ehrlich und ehrfurchtsvoll traurig um die weidende herum, blieb dort sitzen auf dem jungen fröhlich kindlich müde blühenden mangobaum und fand den großen Vogel allein auf einem seiner Zweige zwischen großen, smaragdgrün üppig reifenden Blättern wieder. "Wir brauchen dich! "sprach der Spatz mit seinen kleinen Flügeln flatternd. "Bitte komm doch zurück, ich will auch alles tun" sprach der Spatz und brachte ihr eine Wacholderbeerrebe, die er von weit her mitgebracht hatte. Die kleine Nachtigall weinte ob ihrer ganzen schönen, lauen Bewunderer aber sie konnte es nicht zulassen, musste bleiben, konnt nicht anders, denn hier war es schön, ein Leben lang. "Sei nicht traurig, kleiner Spatz, gewiss werdet ihr eine anderen Namen finden, einen Vogel, der euren weg kreuzt und dort bleibt. Doch das erbärmliche gewitter hat mich hinausgejagt, wer soll denn bei dem Krach dort leben?" sprach klagend die kleine Nachtigall und der Spatz wurde ebenso betrübt." Aber nachtigall, was soll denn uns bleiben wenn du nicht zurückkehren möchtest? Das gewitter ist gewiss schon vorbei und kommt bestimmt nicht wieder, es sei denn der Sommer würde ein zweites Mal erzürnen, so weit und blau über unsern Köpfen aber das glaub ich nicht, und der herbst und der winter bringt solche Scherze nicht, geschweigedenn all die Blütenblätter, die dir so stürmisch um die Augen wehen, liebe nachtigall und dich bei deinen Liedern stören. Ach bitte komm doch zurück, ich will auch alles tun und nichts soll dir bleiben als lauter Freude bei uns daheim, du musst nur eins deiner furchtbar schönen Liedern für uns singen damit wir in der nacht einschlafen können! doch die nachtigall ließ sich nicht erweichen. Sie blickte gen horizont, so traurig wie sie nur konnte und sprach zu dem kleinen Spatz, der noch immer auf der Stelle flatterte: Nein, liebes Vögelein, ich muss und werde hier bleiben und du kannst nichts daran ändern"
Verdrossen und ohne jeden Trost kehrte der kleine Spatz in die Heimat zurück und setzte sich in den Wipfel des Baumes wo seine Freunde schon sehnsüchtig auf seine Heimkehr und die der Frau Nachtigall harrten und hofften. As sie sahen, dass ihr Freund und Bruder allein gekommen war, da zeterten sie alle vor Unglück und warfen sich an den dicken Stamm des baumes, der herabblickte auf seine kleinen, verzweifelt drangsalierenden Mitbewohner und versuchte, sie mit seinem langen Atem sinngebend zu trösten. Allein vermag niemand den kleinen Spatzen zurückzugeben was sie einst gerade verloren hatten. dann blies er aus, zwischen seinen langen Zähnen trieb der Wind, aus dem Schlaf geholt die Luft fort und eilte wie ein Boote tausendfach in verschiedene Richtungen um Hilfe zu holen für die armen verlassenen Spatzen. Die Eise, ein alter Uhu, der so lange lebte, wie eine Wiese in der er manchmal des Nachts wachte, kam herbeigeeilt und fragte ob man wisse, wie er helfen könne. Er flog zurück zum Baum und fragte jenen um Hilfe. Doch der wusste auch nicht weiter und so machte sich Eise auf den langen Weg zur nachtigall am anderen Ende der Welt. Diese da fand sie, ruhelos klagend auf ihrem Ast sitzend und ihr eigenes Schicksal beweinend. "Kleine Nachtigall"sprach sie" ich komme von weit her, dir mitzuteilen dass du gebraucht wirst. dort im Lande wo du einst hergekommen bist, da wo die Abendsonnenuntergänge nicht so grell sind und wo die nacht kühl ist und keiner kennt die tropischen Pflanzen mehr, nur Träume deren von denen du dir singen sollst. Ach liebes Kind, komm doch zurück so sehr sehnen sich die kleinen Spatzen dort nach dir und so sehr sehnst du dich aus deiner Einsamkeit heraus zu singen unter den Sternen, die dir einst gehörten, zu den lieblosen kleinen, die dir sonst zuhörten und ein treuer Diener war der Baum der dort stand, magst dich seiner noch erinnern`?" Doch die Nachtigall blieb stumm und ließ den Vogel ziehn, der die nacht über geflogen war, sie zu besuchen. Dann sannte sie ihr wehes Klagelied erneut zu einer weiteren Strophe aus und blieb dort sin der weiten dorten Abenddämmerung wehmütig sitzen. "Sonne, sprach sie erneut, warum kannst du so helle nur scheinen?" Die Sonne wunderte sich über die kleine Nachtigall, die so hohe Ansprüche stellte mit ihren kleinen grauen Mausefedern und ihrem trüb glänzenden, grauen Schnabel. § Liebe nachtigall, es wundert mich sehr eure Frage, naja ich scheine halt so wundend schenke alle macht der Erde und erinnere sie und lasse sie sich stets aufs neue ihrer Unschuld regieren, allein sie mögen es nicht und schenken mir stets aufs neue jeden Morgen ihren Dank zurück, der eigentlich ihnen selbst gehört. warum auch immer, sie wissen es meistens selbst nicht." Die Nachtigall sang ihr Klagelied doch insgeheim dachte sie lange nach über die Worte der singenden scheinenden Sonne, die dort stand, länger noch als bis die welt untergegangen war, denn so kam es ihr vor so fühlte sie sich, zwischen abgrundtiefes Schweigen in Hülle der Vergänglichkeit gefesselt.
Am nächsten Tag kam müde die Eule zurück in ihre Sphären und blieb einen Augenblick allein bevor sie den erwartungsvoll hüpfenden Spatzen die Wahrheit erzählen und den Ausblieb ihres geliebten, arroganten Vogels zu erklären. Als sie es tat, vergingen den Kleinen die Augen vor Tränen denn sie liebten ihre Gemächtige sehr, ohne jede Art von Anspruch auf ihre vergängliche anteilnehmende Kümmernis. Denn so ist sie nunmal und blieb nunmals so, sie wussten nicht warum doch es war in Ordnung. Als der Morgen graute, da warf einer der Spatzen, jener der es konnte, einen Blick in unser verfallenes Häuschen, wo stets einsam aber glücklich das Licht flackerte, das eint jemand eingeschaltet und vergessen hatte, auszumachen und das seit jeher dort ohne Überdruss steht. Bewundernd sagte der Spatz zu sich " Ei so ein feines Lichtchen. Warum scheint es so weit, so emsig in der Kälte dieser dummen zermarterten Hütte, die niemand einlädt, niemand kennt, niemand mehr kümmert. " Das Licht schlug die Augen auf und antwortete keck und ohne jeden Wiedersinn: Naja ich scheine halt so und gebe der Welt was ich zu sagen habe: Ein jenes alte Wort vom Sein und Wiederhall, vom bloßen ewigen Herz der unendlichen Weisheit von der ich nichts versteh. " Der Spatz lachte. " Wie konnte das Licht etwas geben von dem es nichts verstand? Aber er ließ es sein und suchte nach der Quelle des Scheins. Er fand ihn promt zwischen zwei alten Werkzeugkisten, eine scheinbar leere Zitrone, die von allerlei Ameisen fleißig betrieben wurde, die sagten " Misch dich nicht herein, wir müssen das Lichtlein am drehen halten, sonst geht es aus!"
"Und warum darf es nicht ausgehn?" fragte der Spatz abermals belustigt und verwundert über die Aufgabe, die Treue der armen Tierchen. Die blickten auf und staunten ebenso. "Weil unsere Meisterin es einst gesagt hat. Es ist doch so dass wir es als Aufgabe ansehen und nichts anders könnte unseren Glauben an das Leben schaffen als diese Aufgabe zu erfüllen. Und siehe da, die Lampe scheint und seit jeher erfreuen sich Leute an ihrem Anblick. " Der patz, der keine Lust hatte zu diskutieren, schüttelte das Köfplein, blies seinen Rauch von den Federn und flog hinaus. Er flog über ganze Berge, über weite Täler und Flüsse, heiße tropische Hügel und Wälder und kam zuletzt am Dorf der nachtigall an, wo diese noch immer saß und ihr heiteres, altes trautes Leben mit sich selber führte, ohne sich jemals um die anderen zu kümmern. "Weißt du was?" sprach der Spatz." Die alte Eule hatte recht, du bist garkein so toller Vogel wie wir immer dachten! Ich habe die Ameisen befragt und sie eifern stets tag aus tag ein um das licht am brennen zu halten in der kleinen Hütte in der Scheune, die kein Mensch mehr kümmert und die seit langem leersteht. Trotzdem ackern sie Tag und nacht und halten das Licht am brennen und es wird schon für irgendwas gut sein" und du, du sitzt hier draußen und erfüllst die Luft mit Leid, deinem Leid, das seit ewigkeiten nicht existiert sondern erfundenes Leiden ist, dir und deinen Mächten zu gefallen. gib mir dein herz zurück, Frau nachtigall und ich werde es mit Freude füllen, wenn du es möchtest. Aber du möchtest es nicht. Allein, der Tag wird kommen wo du es weißt, wo du bitterlich weinst und flehst, so jämmerlich wirst du dir vorkommen, weil du all deine Tätigkeiten verschmäht haben wirst auf der Suche nacht dem Glück das niemals kommt, sucht man es nicht selbst. und der kleine Vogel flog johlend wieder zurück, weinte, weinte um die vergangene Geliebte, denn einst war er es, der die Nachtigall so lieb gewonnen hatte, dass er sich für sie eingesetzt hatte, für den kleinen Vogel, der dort auf dem baume schlief und vor Hunger gelitten hatte und nicht weiter weiß denn seine Eltern seien in jener Nacht gestorben als man ihn dort fand. er flog zurück über berge und täler, flüsse und wälder und kam bald da an wo er die anderen, seine Brüder und Freunde gelassen hatte. Sie sahen enttäuscht schon von Ferne, dass er alleine kam und blieben traurig hocken, doch der kleine Vogel sprach: " Liebe Freunde, lasst das doch sein! Wer ist denn schon die Nachtigall, die stets sich selbst beweint? Lasst uns einander Engelein finden, das stets von neuem fröhlich ist und uns von Kummer freisingt. Denn er ist eine Lüge und hat nichts verlorn in unserer Welt. Und die Spatzen flogen aus ein ander Vögelein zu suchen, das den Rang ihrer geliebten nachtigall von nunan einnehmen und des nachts für sie singen sollte. Doch sie fanden keins. Die nachtigall aber, die, keine Ruhe fand in ihrer kleinen Oase, wo die Sonne so grell und schön scheint und die Mangobäume so lustig blühen und ihre ganze Traurigkeit nicht verstehen, die machte sich nach langem Zögern auf, den Heimweg anzutreten und ihren lieben Spatzen wieder ihre wehklagenden Lieder und stummen Weisen vorzutragen denn sie wusste doch eins ganz genau: Wenn es jemand war, der ihre kleine Stimme so ernst nahm und so mit Stolz und Sein erfüllte, dann sie, die lauter dummen kleinen Spatzen, die sie für etwas besonderes hielten. Denn die nachtigall wusste, dass sie nichts besonderes war, nur Abbild ihrer selbst und ihrer jahrelang gelebten Traurigkeit, die sie nicht kannte, denn sie hatte sie nie erlebt, hatte sie nur einst von ihren Vorfahren geerbt und stets aufs neue wieder vernommen und vernehmen lassen, so wie es Eltern ihren Kindern beibringen, so war es eben, sie wussten selbst nicht, warum und wofür. Und so kehrte die nachtigall voller Vorfreude und Hoffnun in ihr Land zurück, wo die sonne hell aufging. und sie begrüßte sie traurig denn das ist eben ihre Art und als die spatzen von ihrem Ausflug heimkehrten, da vernahmen sie wieder die lauen Weisen ihres geliebten Vogels und sie wussten, dass ein anderer Tag kommen würde und sie keine Angst mehr zu haben brauchten.
Und von jenem Tag besang sie, die kleine nachtigall alles mit heller Freude, ohne dass die Spatzen etwas davon bemerkten. Denn es ist gleich, was man singt, hauptsache ist wie man es tut und so beschloss die nachtigall ihre Trauer abzulegen und von nun an ein leben in Freude und Dankbarkeit zu führen und willkommen zu heißen, was da eben war, weil es sonst sowieso keinen Sinn machte, weil die Dinge eben kamen, wie sie kommen mussten.


© Mila Veronic


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Beschreibung des Autors zu "Die Nachtigall und die Spatzen"

Eine Fabel über die Einsamkeit, bitte nicht so viel an groß- und Kleinschreibung denken während dem lesen ;) und bitte kommentieren!!
freue mich über Feedback!
viel Spass!

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