Das Tier
„Mensch, wie hat es mit dir angefangen,
hast als Aff kopfüber an einem Baum gehangen.
wolltest nicht auf deinen Händen stehn,
wolltest dich strecken und aufrecht gehn.
Der Mensch:
„Wolf, will nicht mehr Pilz und Beere,
aus spitzem Stein bring ich dir Speere
Waffen sind für mich von Nöten,
um zu essen muß ich dich töten.
Meine Kinder solln kein Fleisch mehr missen,
ob du Mutter bist will ich nicht wissen.
Den Wald den mach ich mir zu eigen,
hier kann ich meine Macht dir zeigen,
schlag ihn bis ins letzte Holz,
auf meine Hütte bin ich stolz.
Schwein, dich sperr ich hinter Gittern ein,
hab kein Gemüt für deine Pein.
Mir sollst du junges Blut gebären,
meinen Vorrat will ich mehren.“
So sprach das Tier:
„Mensch, wehe dir,
wenn du weiter die Wälder verbrennst,
die Meere verseuchst, keine Gnade kennst,
das Leben verstehst als ein harmloses Spiel,
dein eigenes Sterben wird dein Ziel.
Der Mensch:
„Tier, habe Kirchen gebaut und Strassen,
befahre Wasserwege, besitze Weinterrassen,
bin im Fortschritt nicht aufzuhalten,
werde die Welt nach meinen Gutdünken gestalten,
so erwarte kein Erbarmen von mir
ich stehe weit über dir.“
Da sprach das Tier
„Du meinst du bist nicht dumm
wie gehst du mit Deinesgleichen um?
Wer weise, geistreich deiner Gier im Wege
wird verleumdet mit falscher Rede
und in dunkle Verliese verbannt,
qualvoll im Feuer als Hexe verbrannt.“
Wo du ziehst hinterläßt du blutige Spuren
Trümmer und Chaos in ewigen Kriegen,
dein Fortschritt sind Bomben und Guillotine.
Mensch, nicht selbstverständlich ist für dich
deine Brut stets zu behüten,
auch verkaufst du deine Kinder
an grausame Menschenschänder.
Missbraucht, verhungert, nicht vermisst,
so schlecht kein Wolf auf Erden ist."
Ich bin nur ein Tier und kann mich nicht wehren,
doch du willst nur deinen Reichtum vermehren.
Schlachtest mich ab, weil dir mein Fell gefällt,
ziehst mir die Zähne, dir gehts nur ums Geld.
Du lässt mich zurück geschändet und nackt,
mit eiskalten Händlern hast du einen Packt.
Du mordest, folterst, bist skrupellos,
Mensch, da frag ich dich,
wer hier mit aller List,
das schlimmste Raubtier ist!?"
"Doch gibts auch Andere auf der Welt,
die du mit Macht im Schatten hältst,
sie wollen mit Mut nach Umkehr streben
sie sind die Hoffnung für dein Überleben!“
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.