Nach Hause kommen. Ich setze mich direkt aufs Sofa, widme mich meinem besten Freund. Ich stelle seine Lautstärke passend ein und schaue mich um, was er mir zu sagen hat. Nachrichten, Dokumentationen, anspruchsvolle Fernsehgeschichte. Ehrlich, wen soll das interessieren? Es juckt mich nicht, was auf der Welt passiert, wo gerade Krieg herrscht und welche Umweltkatastrophe sich wieder ereignet hat. Ich will unterhalten werden, nicht nachdenken müssen.
Lieber schaue ich mir Familien an, die sich den ganzen Tag lang filmen lassen und ziemlich dumm zu sein scheinen, ohne auch nur daran zu denken, dass das vielleicht Schauspieler sein könnten oder dass die Produktionsfirmen den Kram einfach so zusammengeschnitten haben, dass es scheint als würde diese Familie wie die letzten Hinterwälder leben. Oder Die Boulevard-Magazine, in denen sich sehe welcher Prominente sich gerade seine total stylischen Rosa-Schnürsenkel in der Öffentlichkeit zubindet. Und das ganz ohne Gehilfen. Oder ich sehe mir an wie die Stars in ihren viel zu großen Häusern wohnen, in denen sie eh nie schlafen, weil sie andauernd unterwegs sind. Wozu sie dann so ein großes Haus mit 16 Schlafzimmern brauchen frage ich mich nicht. Dann müsste ich ja wieder nachdenken.
Es kommen Nachrichten. Ich schalte um. Politik interessiert mich nicht. Ich gehe nicht wählen. Wozu auch? Ich kann doch eh nichts ändern und wen man wählt ist doch auch egal. Also lasse ich mich einfach bestimmen. Ist auch einfacher wenn andere für einen Denken. Hoffentlich kommt nach den Nachrichten was Gutes. Aber die Filme habe ich alle schon gesehen. Also entscheide ich mich meinen anderen guten Freund zu besuchen. Ich könnte natürlich auch ein gutes Buch zur Hand nehmen und die Geschichte, die mir darin erzählt wird auf die Leinwand meines Kopfes übertragen, doch Lesen ist anstrengend und ich müsste meine Fantasie benutzen. Ich habe doch Feierabend. Dann also lieber an den Computer und in die weiten des Internet. Hier kann ich sein wer ich will und muss nicht ich selbst sein.


© JamesKraVen


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Beschreibung des Autors zu "Nach Hause kommen"

Dieser Text ist einer meiner ersten ernsthaften Versuche und eher spontan entstanden als ich mich übers Fernsehen "aufgeregt" habe.




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