Um Ort und Zeit des (Un)Glücks zu bestimmen,
musst du dein Schicksals-Feld betrachten,
die Strömungen, die um dich schwimmen,
die hohe Kunst der Deutung auch beachten.

Dann wird es dir vielleicht beinah gelingen,
den Sog des Werdens leidlich zu erkennen,
in dem die Seelen – schwächelnd – ringen,
sich von dem Wunschbild abzutrennen.

Von jener Hoffnung, alles was da ist, sei frei!
Vom Denkvorgang, den Philosophen pflegen.
Sie müssen seh’n, sie sind in ihrer Haut dabei –
im harten Wintersturm, im lauen Sommerregen.

Und dann, dann werden sie sich suchen
und meinen: ich habe Glück, es geht mir gut!
Es ist nicht recht, das Böse zu verfluchen.
Das schadet nur und schmälert jeden Mut.

Denn all der Mist ist besser als ein Sterben?
Das ist wohl wahr – es passt in die Natur.
Das Leben ist kein Elend, kein Verderben?
Man täuscht sich in ihm, ja, man irrt doch nur!

Zu einer Wirklichkeit, die keine Tränen duldet,
ist es voll Wunder oder Herrlichkeiten,
wobei man ihm die ärgsten Dienste schuldet –
darüber lässt sich keinesfalls noch streiten!


© Alf Glocker


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