Ein In-Dividuum, ein Aus-Dividuum, ein Endivien-Salatuum,
ein Caput-Mortuum, ein Dideldum, ein Drumherum, ein Tick-Tack-Bumm und ein Weißnicht-Warum, das alles würde ich mit auf eine einsame Insel nehmen, wenn ein Atomkraftwerks-Baulöwen-Krieg käme.

Ich würde alles einwickeln in Klopapier und Bibelseiten, in Fetzen aus Blättern einer ungelesenen Zeitung, dem neuesten Horoskop und in die Plakate der letzen Regierungskampagne, die ich kürzlich den Litfaß-Eulen entrissen habe.

Dann würde ich mich und alle Blondinen der Welt unter Naturschutz stellen, Ein Touch-Mahall-mich-bloß-nicht-an erbauen, es auf den Mond schießen, ich würde den Nächstbesten anbeten, der mir erklären könnte, was das hier soll und kurz darauf zu einer Weltumvögelung ansetzen.

Ich würde die Südpolen und die Nordpolen erkunden, früh links erwachen und mit dem Kopf zuletzt aufstehen. Den ganzen Tag würde ich lachen, lauthals und leise, dick und doof und alles was recht ist. Dann würde ich eine volle Drehung um 360° machen und in dieselbe Richtung weiterlaufen, die ich sowieso nicht leiden kann.

Mein Leben würde ich der Erforschung des Wahnsinns weihen, indem ich mich als Versuchs-Objekt zur Vertilgung stelle. Selbstverständlich würde ich den ganzen Tag nur meditieren, in vollem Trab, wie auch völlig gelangweilt, auf der Spitze des Mount McSpinnley, sowie unterhalb des Kill-me-Mangiare, der wo der allerhöchste Berg in Transsylvanien ist – sichtbar von Schloss Haus-Drachen aus.

Wenn das erledigt ist, möchte ich Säulen bauen, gaanz ganz viele und darauf sämtliche Heilige verteilen. Die der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Ich möchte ihnen Äpfel in den Mund stecken, sie, an Spießen, oder Unteroffizieren, kurz anbraten, sie mit Kartoffelknödeln aus den dümmsten Bauerngesichtern garnieren und im Fernsehen kalt servieren.

Falls mir das noch nicht reichen sollte, würde ich mich um 73 Jungfrauen bemühen, meinen Arsch nach Mekka ausrichten, oder nach Nero burning Rom pilgern, mich an der Weltmeisterschaft im Amok-Lauf beteiligen und – im Geist – die Goldmedaille bekommen. Nachdem ich mich in die verpestete Luft gesprengt hätte, würde ich mich re-materialisieren (weil ich ja nicht blöd bin) und Reliquien sammeln, Überbleibsel also – aber nur welche von sensationellen Augenblicken.

Man könnte auch sagen, ich würde ein Shooting nach dem anderen, mit völlig unverstorbenen, dafür aber Bild-hübschen Models haben, wobei ich anhimmelte, was dabei heraus käme. Das brächte mich erneut zum Lachen, denn für Lachen, Spaß und schöne Sachen hab ich extra was übrig.

Meine einsame Insel, die Insel meiner Träume und Alpträume, wäre, auf ewige Zeiten besiedelt, mit Schwachheiten, mit Samt und mit Sonders, mit dem Senf, den ich dazu geben würde. Selbstverständlich auch mit „der“ Moral! Denn die ist oberstes Gebot, das Erste von elf, die 13 beim Dinner und – unter der Hand, oder dem Ladentisch – sogar frei erhältlich.

Ich würde, ich würde, ich Menschen-Würde alles tun, um nicht aufstehen zu müssen, wenn der Hahn dreimal kräht, der Messias oder die Chinesen kommen, wenn es Nacht wird in Preußen, wenn uns die Sintflut zu ausgelassenen Spielen animiert – nur, wenn die Welt aufgeht, dann würde ich mir neugierig die Augen reiben, die Titanic im Hafen festbinden, bevor ich – zusammen mit keinem Kawenzmann – ihren Bug besteige, wo ich dann singen möchte: „Ich will auch nie wieder böse sein“!

Wenn das dann nicht das Pfingstkind erbarmt, mir die Osterhasen-Ohren bis zu den Tannenspitzen (auf denen die goldenen Lichtlein sitzen) langzieht und mir die Offenbarungen des Jeremias Schrumpelhut in die verschmalzten Muscheln brüllt, erst dann will ich Ernst heißen, Ernst von Hohlen und Vollbart. Ich würde lauter Witze mit einem solchen erzählen, mich aus allem und jeder heraushalten, nur noch ab und an in ein oberschlaues Buch glotzen und mich fromm zu den Urnen begeben.

Dann und nur dann würde ich bereitwillig etwas ganz anderes wählen – Kost und Pellera, zum Beispiel…


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Prioritäten/Experimenteller Text"

Re: Prioritäten/Experimenteller Text

Autor: noé   Datum: 15.01.2014 15:38 Uhr

Kommentar: Du bist ein Ausbund an Phantasie - bekommt man die bei Euch in die Wiege (oder was Ihr sonst so habt auf Eurem Planeten) gelegt?
Weisst Du, was ich kurios-witzig fand? Die fünf Textempfehlungen, die nach dem Text und vor den Kommentaren suggeriert werden:
"Wahnsinn - Eine Deutung"
"Selbstkritisch ins neue Jahr"
"Die Frage nach der Selbstzerstörung"
"Wenn ich es könnte"
"Kann eine Seele vergessen?"
Sollte das wirklich purer Zufall sein? Was meinst Du?
noé

Re: Prioritäten/Experimenteller Text

Autor: Alf Glocker   Datum: 15.01.2014 15:45 Uhr

Kommentar: Ich meine, es gibt keine Zufälle - nur ungeschickte Ausfälle...
Die Abfälle will ich gar nicht erst erwähnen.
Bei mir stehen übrigens:

Autsch
Neulich im Herbst
In und durch
Verwerfungen

und

DIE ÖSTERREICHER SOLLTEN MEHR SPORT BETREIBEN

Da schau ich jetzt mal rein...

Alf

Re: Prioritäten/Experimenteller Text

Autor: Doris Demski   Datum: 15.01.2014 16:37 Uhr

Kommentar: Hätte gerne meine Begeisterung etwas "wuchtiger" ausgedrückt, aber angesichts dieses Textes fehlen mir die Worte. Unglaublich gut!
LG D.D.

Re: Prioritäten/Experimenteller Text

Autor: Alf Glocker   Datum: 15.01.2014 16:47 Uhr

Kommentar: Ich danke Dir, liebe Doris!! LG A.G.

Re: Prioritäten/Experimenteller Text

Autor: Picolo   Datum: 15.01.2014 18:32 Uhr

Kommentar: Du bist nicht zu toppen ;-)
Gruß Micha

Re: Prioritäten/Experimenteller Text

Autor: Alf Glocker   Datum: 16.01.2014 7:10 Uhr

Kommentar: Mein Dank auch an Dich, lieber Micha. Gruß, Alf

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