Ich torkle manchmal die breiten Straßen entlang
An mir streifen andere schattige Gestalten
Ich spüre ihre Blicke, wie sie mich anstarren
Es kommt auch vor,dass sie mit kleinem Finger auf mich zeigen
Und dann zieht ein großer Finger sie weg
Ich höre die große Gestalt flüstern: ?Höre jetzt auf damit, das macht man nicht!?
Und dann verschwinden sie ganz schnell wieder
in ihre bunte große Welt, die nicht mit meiner zu vergleichen ist

Meine Welt ist ein kleines dunkles Zimmer
wenn ich mein Gesicht nicht sehen will
und es einfach nicht mehr weiter geht
dann findet man mich dort
manchmal kommt meine Mutter vorbei
sie bringt mir helles Licht, indem sie die Tür öffnet
es erscheint ein grelles Licht, sie sagt: Kind, höre nicht auf die Anderen,
du bist einfach anders, du bist und bleibst mein Kind
wenn sie wieder den Raum verlässt
dann kommt wieder alles hoch
und ich sehe im kaputten Spiegel
mein hässliches Gesicht

Meine Mutter ist an allem Schuld
Sie hat mir das angetan
Und nun bin verflucht
Mein Leben lang, diese Last auf mir zu tragen
Obwohl es doch so leicht wäre
Im Badezimmer liegt das Handwerk meines Vaters
Das er jeden Morgen zu Gebrauchen versucht
Ich könnte doch diesen Schritt wagen
Es reicht doch nur ein Schnitt
Und dann wäre ich weg
Doch da ist eine starke Hand
Die mich davon abhält
Sie sagt: ?Kind, hör doch mit dem Selbstmitleid auf,
kehr zur Ruhe ein und nimm doch endlich meine Hand.?


© Ludmila, Mi1989 HN


0 Lesern gefällt dieser Text.




Kommentare zu "Das Anders sein"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Das Anders sein"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.