Bruno hat jetzt in einem kleinen Kreis zugegeben, dass er, Bruno, seinem Freund Bredenberg nicht mehr vorurteilsfrei gegenüber treten könne. Er wünsche sich, so ließ er wissen, die Zeit zurück, als er Bredenberg zum ersten Male begegnet sei. Zu diesem Zeitpunkt habe er Bredenberg noch nicht gekannt und ihn auf den ersten Blick als einen in sich gekehrten, missgelaunten, distanzierten und unnahbaren Menschen eingeschätzt.
Erst viele Wochen später habe er allmählich feststellen können, dass Bredenberg durchaus offen, freundlich, zugewandt und hilfsbereit sei. Diese Eigenschaften seien aber erst offenbar geworden, als Bredenberg zu ihm, Bruno, ein gewisses Vertrauen gefasst habe. Nur diesem Zustand sei es zu schulden, dass Bredenberg sich anders verhalte, als es zu Anfang für Bruno wahrzunehmen war.
Bruno, so ließ er die Umsitzenden wissen, sei nun in einer gewissen Weise verwirrt. Er habe, da er Bredenberg mittlerweile schätze, die feste Absicht, sich Bredenberg gegenüber eine vorurteilsfreie und unverstellte Sicht auf die gesamte Persönlichkeit Bredenbergs zu gönnen. Bredenberg habe nichts anderes verdient und er, Bruno, ebenfalls.
Bruno sei unsicher geworden, ob diese vorurteilsfreie Einschätzung der Person Bredenberg eher die sei, die er zu Beginn seiner Bekanntschaft mit Bredenberg gehabt habe oder aber die, die sich erst nach Monaten einer längeren Bekanntschaft feststellen ließ. Bruno wiederholte noch einmal für alle, die ihm zuhörten, wie sehr sich beide Einschätzungen voneinander unterschieden.
Als einer der Umsitzenden zu bedenken gab, dass es auch möglich sei, dass keine der beiden Einschätzungen ohne Vorurteil getroffen worden sein könnte, wurde Bruno, so wurde erzählt, ganz traurig und gab nach einer Weile zu verstehen, dass ihm nun nichts anderes übrig bliebe, als sich von Bredenberg zu trennen. Dieses sei offensichtlich die einzige Möglichkeit, Bredenberg in der Weise gerecht zu werden, wie er es verdiene. Diese Sicht der Dinge, so Bruno weiter, treffe ja nicht nur auf Bredenberg zu, sondern auch auf alle anderen Menschen, mit denen er, Bruno, in der Vergangenheit zu tun gehabt habe oder derzeit eine Bekanntschaft pflege. Danach, so berichteten einige Augenzeugen, habe Bruno seufzend den Raum verlassen.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.