Ich liebe dich nicht, Ich liebe dich, ich liebe dich!
?Ich brauche keine Liebe in meinem Leben!?, sage ich und schüttel den Kopf. Mein Gegenüber sieht mich beinahe schon wie erstarrt an, und denkt wohl dass ich spinne. Ich übertreibe jedoch nicht. Ich war damals 16 Jahre alt, als ich mich das erste, und wie ich dachte einzige Mal, verliebte. Es war ein Mädchen aus meiner Klasse. Sie verdrehte mir den Kopf und ich den Ihrigen. Ohne dies überhaupt zu wollen. Es war eine wundervolle Zeit. Ich fühlte mich von der physikalisch bedingten Anziehungskraft losgelöst. Ich fühlte mich wie ein Astronaut, schwerelos und die Menschen um mich herum existierten zwar noch, allerdings nahm ich sie nur noch bedingt wahr. Ich wurde durch die Worte ?Es tut mir leid, aber es funktioniert nicht mehr? auf einen Schlag auf die Erde zurückgerissen, wie von einem Abstürzenden Kometen getroffen und mitgerissen. Auf der Erde anzukommen reichte noch nicht, der Komet durchschlug die Erdoberfläche und zwang mich direkt in die Arme des Teufels. Es war eine Zeit wie in einem Raum ohne Fenster und Türen. Durch das tägliche Wiedersehen, bewegten sich die Wände meines Raumes immer weiter aufeinander zu und erdrückten mich immer mehr. Eines Tages fiel ein Hammer in Form eines anderen Mädchens in meinen Raum. Ich verwendete den Hammer um die Gefängnismauern einzureissen. Es war ein nötiges Opfer zu diesem Zeitpunkt. Ich verfiel durch dieses Erlebnis in einen stark egoistischen Zustand, ohne dass es mir wirklich bewusst war. Nachdem sowohl Hammer als auch Mauern kaputt waren, fand ich mich in einer bis dahin nicht gekannten Freiheit wieder. Eine riesige Wiese auf der tausende Blumen wuchsen, welche mir eine Art von Geborgenheit schenkten. Ich genoss die Zeit auf dieser Wiese. Ich war sowas wie die Biene auf dieser Wiese, bewegte mich von Blume zu Blume. Eine Biene verliebt sich nicht in die Blume, welcher sie beim befruchten hilft. Genau so ging es mir.
Ich genoss dieses leichte, ungebundene Dasein. Dann jedoch wurde ich ein neues in einen Bann gezogen. Ich war ein Gefangener im Paradies, in Ketten gelegt während dieser eine, begehrenswerte Engel sich vor meinen Augen bewegte. So nah und doch so fern. Nicht einmal einen Steinwurf entfernt, in all seiner Pracht, seiner paradisischen Schöhnheit, seiner himmlischen Perfektion. Ich verbrachte lange Zeit, zuerst im Gedanken nun die Strafe für meine parasitische Art zu leben erfahren zu müssen. Ich sog die Liebe aus andern Geschöpfen um mein Überleben zu sichern, ohne jemals etwas zurückzugeben. Nun befand ich mich selbst in dieser Situation, ausweglos, ohne Lichtblick, verirrt in einem geraden dunkeln Tunnel, ständig den Ausgang im Auge jedoch die Kraft nicht ihn zu erreichen. Oft wurden mir Hände gereicht, sie versuchten mich ins Licht zu ziehen, mir zu zeigen dass es der Ausgang nur ein paar Schritte entfernt ist. Meine Ohren waren taub, selbst meine Augen wurden blind. Mein Körper wurde schwach und schliesslich lahm. Ich wusste, ausser dieser einen Kreation Gottes in meinen Armen, den Kopf auf meiner Brust, würde ich meine Kraft niemals wiedererlangen, sondern ein Leben lang im gottlosen Schatten der Bäume, Mauern und Schluchten herumirren.
Den guten Glauben verloren, ein Leben in Dunkelheit bereits in meinen Kopf eingeprägt, fand ich mich mit meinem Schicksal ab. Das Hirn durch Trank und Rauch durchlöchert, das Zentrum für Emotionen zerstört, wurde ich aus meinem armseligen Dasein erlöst. Mir wurde von der einzigen Person die dazu Imstande unter die Arme gegriffen und ich wurde herausgezogen aus meiner Welt des Schmerzes und der Verdammnis. Ich durchschwebte verschiedene Sphären in den Farben eines Regenbogens, durchkreuzte Ozeane, die erstrahlten in Herrlichkeit und Gewalt, überflog Berge und Schluchten, sah auf die anderen Kreaturen hinab und machte mich auf den Weg Richtung wolkenüberzogenen Himmel, wo ich auf einen längst erwünschten Traum traf, und wir wurden zusammen Realität. Wir übertrafen noch die Realität. Ich verlor meinen Instinkt, verliess mich voll und ganz auf mein Herz, sie gewann ihr Herz und vergass ihren Kopf. Die Sorgen, schweren Gedanken, unwichtige Bedürfnisse und der Hass wurden fortgespült als wir zusammen in den Ozean eintauchten, heftig schlugen Wellen nach uns, Poseidons Dreizack strebte nach uns, doch wir trotzten selbst der feurigen Abneigung des Teufels. Die Liebe und der Hass umgaben uns und schlossen uns von allem Übel ab, wir waren sicher, solange der Schutz aufrecht erhalten blieb. Die Intimität unserer Beziehung zueinander verstärkte den Schild, wir waren mittlerweile selbst vor herabstürzenden Kometen sicher. Trotz des Hasses war die Hölle weit entfernt, und Satans Begierde wurde von uns abgeschirmt. Er versuchte uns zu distanzieren, wollte unsere Welten in zwei verschiedene Länder verschieben, wollte unsern Schutz in der Mitte zerreissen. Doch die Distanz schürte das Feuer, sie glich dem Wind der durch ein Feuer streift und es noch grösser, greller und heisser auferleben lässt. Der Schmerz glich dem Holze, das mehr und mehr wurde, und es dem Teufel unmöglich machte, das Feuer, dessen Flammen bis in den Himmel schossen aus zu löschen, es in die Abgründe, in die menschenlebenverachtenden Abgründe zu ziehen, wo keine Sonne schien, aber die Hitze unträglich war, wo es keinen Schatten gab, aber Dunkelheit vorherrschte, gefüllt mit dem Schmerz unzähliger Menschen, einige dem Schmerz unterliegend, andere noch mit dem Willen zu kämpfen, aber am Ende ihrer Kräfte. Kaum ist dieser Wille gebrochen unterliegt man den Flammen die einen erstarren lassen, die Wärme aus dem Körper saugen, das Leben aus den Augen löschen. Ich konnte den Schmerz dieser Armseligen hören und fühlen, mein Wille war so stark, dass ich die Flammen des Bösen verschlang und meinem Feuer zukommen liess, es damit speiste, um ihm die nötige Kraft verleihen zu können, mich in meinem Kampfe zu unterstützen. Ich begann Liebe für diese Augenblicke zu empfinden, in denen wir vereint, vom Feuer umgeben zu lieben erlaubt waren, das Feuer sich ausbreitend und alles vernichtend, was uns hätte im Wege stehen können. Diese Momente in denen wir zu zweit aber allein waren, mit der vollen Hingebung wie Schloss und Schlüssel uns ergänzten, schwitzend in der Hitze unserer Berührung, spriessend in einer beinahe verzehrenden Lust die schon, uns dahin gaben auf der Wiese, ohne Schatten, den Strahlen der Sonne ausgesetzt, der Himmel wolkenlos, die Blumenpracht unser Auge nicht mehr reizend. Farben verschwinden, die Welt nahm die Form unserer Gedanken an, wir schufen und zerstörten, wie hassten und liebten, wir waren allein auf einem Planeten voller Menschen, wir assen ohne zu essen, tranken ohne zu trinken, liebten ohne uns zu lieben. Ein Leben in der Schwebe, das Ungewisse fest im Blick, mit der Hoffnung die einen Weg erschuf der durch die Dunkelheit führt, denn zu mehr fehlte ihr die Kraft. Der Mut verblasst gegenüber Feigheit, durch das Unsichtbare gestärkt und genährt, die Angst das
einzige was mich auf unserm Weg begleitet, die Zuversicht vor der Tür, mein Gefängnis im Rücken, meine Zukunft versteckt im Walde des Ungewissen. Ich mache mich auf die Suche, mit Kraft, Wille und Liebe als Waffe, bereit für den Kampf gegen Gutes und Böses den Blich nach vorn, in einer Welt ohne Blumen, ohne Bienen, allerdings mit der einen Rose die zu begehren sich lohnt.
Luca DiCantina


© Luca DiCantina


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