Meine Gedanken zum (klassischen) Muttertag
Oder, Muttertag, wie ich ihn, als Außenstehender, empfinde

Die Frau bekommt Geschenke,
für gewöhnlich Blumen und Konfekt.
Weil alle Frauen Blumen und Konfekt mögen.
Das Konfekt wurde speziell für diesen Tag hergestellt,
zumindest die Verpackung.
Diese Verpackung hat eine Herzform
und ist für gewöhnlich Rosa oder Rot.
Denn alle Frauen mögen Rosa und Rot.
„Für die beste Mutti zum Muttertag“
wurde dann noch draufgedruckt.

Der Vater bekommt dann
für gewöhnlich Alkohol zum „Vatertag“
denn alle Väter mögen Alkohol.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls freut sich Vati,
dass er an diesen Tag gedacht hat.
Es war auch Glück, dass das „Muttertagskonfekt“
direkt neben dem Bierregal, im Supermarkt,
gestanden hat.
Denn wir wissen, Vatis mögen Alkohol.

Konfekt und Blumen werden auf einem Tablett drapiert
Auf dem er ihr das Frühstück ans Bett serviert.
Er hat sogar etwas gekocht.
Vielleicht hat aber auch seine Mutter etwas „mitgeholfen“
oder seine Frau hat vorgekocht
und er hat es, ganz alleine,
aufgewärmt.
Jedenfalls, an diesem besonderen Tag,
„ist er die Mutti“ – glaubt er.
Er versucht all das zu tun, was für die Frau alltäglich ist.
Und er feiert sich dafür
Was er alles so tut an diesem Tag
und zwar nur an diesem Tag,
einem Sonntag.

Vor lauter Stolz und Selbstaufopferung
Interessiert es ihn auch nicht,
dass das, was er so „tolles“ tut,
nicht einmal ein Bruchteil dessen ist,
was seine Frau tagein, tagaus,
wie selbstverständlich,
neben Job und Kinder, erledigt.
Weil Frauen so etwas nun einmal tun.

Apropos Kinder.
Die Kinder bringen Selbstgebasteltes aus der Kita mit.
Ein Blumenkorb aus Papier
Dazu eine mit Blumensticker dekorierte Karte
(denn alle Mütter lieben Blumen – und Konfekt)
mit einem schönen Text zum Muttertag,
was so aussieht,
als hätten es die Erzieherinnen
mit viel Mühe und Talent angefertigt
aber auf keinen Fall die Kinder.
Das sieht aber wirklich gut aus.
Aber wo stellt man sich das
und all die ganzen Basteleien hin?
Besonders die, die tatsächlich
von den Kindern hergestellt wurden,
oft, bunt bemaltes,
irgendwie zusammengeklebtes Papier.
Man mag es nicht wegwerfen,
aber all die ganzen Kunstwerke aufhängen
oder hinstellen?
Dazu fehlt dann oft auch entsprechender Platz.


Und am Ende des Tages,
ist man stolz, dass man der Mutti,
an diesem einen Tag,
den Respekt gezollt hat,
der ihr eben gebührt,
dass man einmal in ihren Schuhen gelaufen ist
(im übertragenen Sinne).
An diesem einen Tag,
nur an diesem Tag,
einem Sonntag,
an dem der Kalender vorschreibt,
dass man an genau diesem Tag
sich "aufopfern" soll
um für die Mutter da zu sein.
An diesem einen Tag.

Nur an diesem Tag???

...

Auch wenn natürlich nicht alle hier erwähnten Personen so sind wie beschrieben, aber es gibt sie.
Und, Mögen alle Frauen wirklich Konfekt und Blumen in Rosa und Rot, so wie es immer in der Werbung und einschlägigen Filmen suggeriert wird?


© Michael Jörchel


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Kommentare zu "Muttertag"

Re: Muttertag

Autor: Michael Dierl   Datum: 12.05.2025 20:09 Uhr

Kommentar: Hi Michael, es gibt sowas wie Marketingunternehmen die machen nur eins Marktlücken zu finden, um dort ein neues Produkt zu platzieren und ja man führt so eine Art Buch über die Verkaufsgewohnheiten. Deswegen wird das schon stimmen, dass Frauen rosa wählen und der Mann blau. Und wenn es ein Held ist dann eben Black, nicht schwarz, weil schwarz hört sich nach Trauer an aber BLÄCK, mit dem "Ä" gesprochen, ist eben voll coooooool usw. Deswegen kann man diesen Unternehmen schon in ihrer Analyse trauen. Aber um der Gewohnheit eins auszuwischen sollte man hin und wieder nicht immer den selben "Quark" anbieten. Mutter zum Essen einladen finde ich persönlich besser oder mal eine Tour in's Blaue mit einen netten Essen zum Abschluss des Tages! Haushalt richtig gemacht ist ein Knochenjob, da kann ich im Moment gut mitreden und man muss auch sagen, dass man nicht jedes Hemd bügeln muss oder auch die Bettwäsche. Das aber steckt noch in den älteren Herrschaften so drin, dass man das machen müsste. Wenn ich das täte, hätte ich gar keine Zeit für etwas anderes. Mir reicht es schon vernünftig gutes Essen zu machen, denn darauf habe ich auch Bock. Ein gutes Essen ist auch was für die Seele und nicht nur für den Magen. Aber Du hast ein nachdenkliches Gedicht geschrieben und dazu zurecht!

lg Michael

Re: Muttertag

Autor: Jens Lucka   Datum: 17.05.2025 6:47 Uhr

Kommentar: Hallo ihr Lieben.
Da kennt man ja seine Mutter oder auch Vater.
Was sie mögen, aus den Regalen der verwöhnenden Supermärkte oder Blumenläden sollte man vielleicht kennen.
Das größte Anerkennen des Dankes ist wohl das Bedanken, in lieben Worten. Ja, vielleicht mit etwas Selbstgefertigtem und vielleicht mit einem liebevollen Brief dazu.

Liebe Grüße und Danke für dieses zum Nachdenken anregende Werk.
Jens

Re: Muttertag

Autor: Maid Marion   Datum: 21.05.2025 17:05 Uhr

Kommentar: Wäre schön, wenn ich eine liebevolle Mutter hätte, bei der ich mich gerne nicht nur am Muttertag für ihre Liebe und Fürsorge bedanken würde, mit liebevollen Worten und vielleicht auch einem Geschenk. Aber ich habe - nach über 30 Jahren des "Aushaltens" meiner Mutter - vor ein paar Monaten einen endgültigen Cut gemacht, denn sie ist bösartig und grausam. Trotzdem liebe ich sie, da kann man nichts machen. Kinder lieben ihre Eltern, selbst wenn es Mörder sind...

LG, Marion

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