Der Begriff Lügenpresse ist keineswegs neu oder eine Erfindung der modernen Sozialmedien im Zeitalter von In­ternet, Funk und Fern­sehen. Im Volksmund war diese Erkenntnis schon lange vorher weit verbreitet, dass man den Medien nichts oder mindestens nicht alles glauben darf, ohne es durch eigenes Wissen und fundiertem Sach­verstand über­prüft zu haben.

Wer also nur über geringe Bildung und Ausbildung verfügt, ist meistens das erste Opfer dieser Lügen. Auch Menschen, die nur über sehr spezialisierte und einseitige Kenntnisse innerhalb eines engen Bereichs ihrer Berufs- und Lebenswelt verfügen und Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Bereichen meistens nicht erkennen, zählen zu diesen Opfern.

In unserer extrem arbeitsteiligen Berufswelt gibt es immer mehr von diesen Leuten, die als Jugendliche aus verschie­densten Gründen möglichst schnell Geld verdienen möchten und deshalb vor einer langen, müh­se­ligen und nicht selten auch kostspieligen Ausbildung zurückscheuen. Aber das kann sich auf das ganze wei­tere Leben auswirken, so wie eine einseitige Ernährung, die oft zu Krank­heiten führt, die man sich im ersten Moment nicht erklären kann.

Ganz früher waren es Minnesänger, die lange vor Erfindung der Drucktechnik von Burg zu Burg oder von Ort zu Ort zogen und über ihre Lieder die neu­esten Nachrichten über das Leben aus der übrigen Welt über­mittelten. Erst die Drucktechnik mit ihrer massenhaften Ver­breitung von gedruckten Texten und natürlich die zunehmende Fähigkeit des Lesens auch bei einfachen "Normalbürgern" brachte diese Nachrichten in weitere Kreise "einfacher" Menschen. Diese waren damals noch vielmehr Untertanen als Bürger im heu­ti­gen Sinn, denn "Bürgerrechte" im heutigen Sinn gab es zu dieser Zeit noch lange nicht.

Aber auch Minnesänger waren keineswegs immer ehrliche Leute, die nur von Tatsachen erzählten. Den größten Erfolg (und damit auch den höchsten Verdienst in Form von eingesammelten Münzen) hatten schon damals die­jenigen, die mit einer Mischung von Lüge und einfachen Halb-Wahrheiten ihre Zuschauer begeistern konnten. So wie heute die Zeitungen mit den größten Buchstaben! Und weil die Wahrheit oft lang­weilig und betrüblich ist, wurde der Anteil der Lüge und des Scheins im Laufe der Zeit immer größer. Die Unter­haltung und Belustigung der Zuhörer stand und steht deutlich im Vordergrund. Das ist in den heutigen Medien nicht anders.

Spätestens seitdem die Medien in gedruckter Form als Zeitung oder Buch vorlagen, konnte man diese Lügen dann auch schwarz auf weiß mit nachhause tragen und, wenn man wollte und konnte, sorgfältig prüfen. Was allerdings die wenigsten wirklich taten und leider bis heute nicht tun, weil ihnen der Aufwand offenbar zu groß ist.

Stattdessen übernehmen Leser und Zuhörer lieber bis heute aus Bequemlichkeit die ihnen präsentierten Lügen und bauen auf dieser brüchigen und wackligen Grundlage dann ihr eigenes Leben auf. Beispielsweise, indem sie Volksvertreter wählen, die schon mehrmals bewiesen haben, dass sie sich nach Ihrer Wahl an ihre Versprechen vor der Wahl nicht mehr erinnern können und das genaue Gegenteil tun..

Wer im Supermarkt kurz vor Kasse an dem Regal der zahllosen Bunten Illustrierten vorbeigeht, die nur wenig Wahrheit, dafür aber überwiegend Klatsch und Klamauk aus der Welt der Prominenz berichten, weiß, was gemeint ist. Jeder kann sich täglich davon überzeugen, dass die Welt der Lüge aufregend und aben­teu­erlich, die Welt der Wahrheit aber kaum vertreten ist.

Meine Oma war eine sehr kluge Frau. Erst heute wird mir das so richtig bewusst. Als kleines Kind konnte ich das noch nicht richtig beurteilen. Erst jetzt, nachdem ich selbst schon eine Anzahl von Jahren u. a. auch durch meinen Beruf Begegnungen mit unzähligen Menschen hinter mir habe, kann ich richtig beurteilen, was mich damals als Kind oft erstaunt hatte.

Wenn irgendein Mensch meiner Oma etwas lang und breit erklären wollte, denn alte Damen sind oft die Zielgruppe für aufdringliche Welterklärer, schnitt sie ihm kurzerhand das Wort ab, mit der eindeutigen Bemerkung, die zweifellos jedes weitere Gespräch überflüssig machte.

"Quatsch nicht, Krause!"

Diese kurze und sehr prägnante Mitteilung verstand dann aber wirklich auch der einfältigste aller Minne­sänger.

Ich bin glücklich, dass sie mir ein wenig von ihrer Klarsichtigkeit vererbt hat.






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© Chris Krönig


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Beschreibung des Autors zu "Aus Rudis Lebenskiste: Quatsch nicht, Krause! Lügen wie gedruckt!"

Lügen haben vielleicht kurze Beine, aber oft ein langes Leben! Viele halten sich über viele Generationen!

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