In Venedig ist das Wasser klar, Fische, Schwäne und sogar Delfine schwimmen durch die Kanäle. In China ist die Luft deutlich sauberer geworden. Man kann es sogar aus dem All sehen. Und diese Stille, wie an einem Sonntag morgen. Für mich ungewohnt, da ich mitten im Ruhrgebiet wohne. In dieser kurzen Zeit hat sich der Planet anscheinend erholt. Lass uns mal ein bisschen rumspinnen und den Gedanken weiter führen. Was wäre, wenn daraus ein Dauerzustand wird? Wie können wir es aufrechterhalten? Nicht diesen bitterbösen Beigeschmack von Tod und Angst, der uns gerade von Corona frei Haus geliefert wird. Unsere art zu handeln und zu denken, im Großen und Ganzen. Wir wurden von Mutter Natur entschleunigt. Wie es eine jede Mutter tut, wenn sie sieht, wie ihre Kinder sich selber Schaden zufügen, hat sie uns allen Hausarrest gegeben. Klar, manche von uns reagieren trotzig, andere schmollen. Aber irgendwann sehen wir es ein und erkennen, das wir mist gebaut haben und nehmen die "Strafe" an. Die Politik, regional, national, global ist/war nicht in der Lage das umzusetzen, was ein kleines Virus geschafft hat. Die Menschen machen das beste daraus und gehen mit der Situation um, so gut es geht. Manche erfinden sich neu. Andere zeigen ihre wahre Seite. Und zur großen Überraschung aller, überwiegen die guten Menschen. Natürlich gibt es auch die unbelehrbaren, die aus Egoismus handeln oder schlimmer noch, aus purer Ignoranz. Auch sie werden es einsehen, hoffentlich noch früh genug.
Wir sollten unsere Prinzipien und Prioritäten mal gründlich über Bord werfen. Ich habe es an mir bemerkt und bin von mir selber überrascht. Mein Alltag ist komplett ein anderer geworden, wie bei den meisten. Da ich aber als Handwerker, noch an der Front bin, habe ich noch eine Art von Alltag. Ich spreche von den Kleinigkeiten. Früher habe ich mir zwischendurch beim Bäcker ein Mettbrötchen gegönnt, zur Mittagspause eine Currywurst mit Pommes. Und natürlich die Tüte Chips und das Sixpack vom Kiosk passend zum Fußballspiel. Hin und wieder habe ich ein Verlangen danach, aber es ist nicht so ausgeprägt wie ich dachte. Dieser Verzicht hat mich gelassener, entspannter gemacht.
Ich fahre jetzt nicht mehr zum Supermarkt, um jeden Scheiß zu kaufen, auf den ich gerade Lust habe, frei von jedem Nutzen. Ich konsumiere jetzt bewusster. Bei mir in der unmittelbaren Umgebung, sind 3 Bauer, bei denen kann ich mich mit den notwendigsten eindecken. Nebenbei bemerkt, schmecken die Sachen auch deutlich besser. Zum Bäcker gehe ich natürlich auch. Sie stehen jeden Tag für uns auf und versuchen ein Stück Normalität aufrechtzuerhalten. Das ist die Chance unseren Beitrag zu leisten. Lokal agieren, um Global zu bestehen. Unsere Abhängigkeit wurde uns wieder vor augen geführt, als in China der sprichwörtliche Sack Reis umgefallen ist.
Mal sehen ob das noch bestehen bleibt, wenn dieser ganze Wahnsinn mal vorbei ist. Dann bin ich mal gespannt, wie lange es dauern wird, bis wir wieder in unsere alte Routine verfallen. Ich hoffe es geht ein Ruck durch die Köpfe der Leute. Den Delfinen in Venedig würde es gefallen.


© Kai Ohn


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Beschreibung des Autors zu "Payback2Nature"

Aus aktuellen Anlass, ein bisschen die Gedanken kreisen lassen.

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