Man hat den Eindruck, die Krimkrise, immer stärker auch die Krise in der Ukraine kommen dem großen Bruder jenseits des Atlantiks gar nicht so ungelegen. Die Worte des US Präsidenten jüngst vor der EU- Kommission, man müsse die NATO-Präsenz im Osteuropäischen Raum verstärken, die EU müsse die Ausgaben für Verteidigung erhöhen, klingen nicht gerade nach Entspannungsbemühen der politischen Lage. Im Übrigen sei der Irak-Krieg, so hört man, in erster Linie wegen atomarer Waffenarsenale notwendig gewesen, und mit der „Annexion“ der Krim überhaupt nicht vergleichbar. Wie man weiß, wurden diese Arsenale nie gefunden. –

Die Ängste besonders der jüngeren EU-Mitgliedsstaaten vor dem „Russischen Bären“, werden dadurch eher geweckt als besänftigt.
Wie soll nun Putin anders darauf reagieren als mit Drohungen seinerseits.

Was würden die USA wohl sagen, wären sie von NATO-Staaten vor ihrer Haustür umringt (die zudem aus der jüngeren Geschichte keine guten Erfahrungen mit der früheren Sowjetunion hatten) und nicht sicher hinter dem Atlantik zu Hause?

Man fühlt sich an den Kalten Krieg erinnert, an die Zeiten des Eisernen Vorhangs nur, dass dieser weiter nach Osten verschoben wäre.
Wir haben es, wenn dies auch von den Verantwortlichen nicht direkt ausgesprochen wird, mit schlichter Konfrontation zu tun, in Richtung der ehemals klassischen Trennung der Welt in zwei Hemisphären, aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. –

Das alles klingt eher nach Geschäft, nach einem großen Geschäft, hört man doch gleichzeitig, dass die USA Öl und Gas liefern wollen, um unsere Abhängigkeit von Russland zu verringern. Wie schön. Da sind wir beim geheim verhandelten Freihandelsabkommen TTIP. Wem wird das wohl am meisten nutzen?
Wenn wir die amerikanischen Standards auch in Europa einführen, man nennt es vornehm Angleichung, Harmonisierung, ist es endgültig vorbei mit den letzten Resten der Sozialen Marktwirtschaft, dann herrschen die harten Gesetze des Freien Marktes.
Man kann Einzelheiten dieses Abkommens im Internet nachlesen. Das Nein zu Genmais, Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen, wie Trinkwasserversorgung oder Bildung, Verkehrsinfrastruktur, Sozialstandards, ebenso wie unser Rechtssystem auf Basis europäischer Gesetzgebung ist dann mehr oder weniger obsolet, wenn die EU-Unterhändler nicht höllisch aufpassen.
© Hans Finke 2014


© Hans Finke


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Kommentare zu "Ein paar Worte zum neu erwachten Interesse der USA an Europa."

Re: Ein paar Worte zum neu erwachten Interesse der USA an Europa.

Autor: Pedda   Datum: 27.03.2014 18:43 Uhr

Kommentar: Ganz recht Hans, wir müssen höllisch aufpassen vor einer Amerikanisierung Europas. Die kritische Distanz muss bleiben. Ich denke, die fehlt der globalisierten Jugend bereits. LG Pedda

Re: Ein paar Worte zum neu erwachten Interesse der USA an Europa.

Autor: axel c. englert   Datum: 27.03.2014 19:42 Uhr

Kommentar: Lieber Hans,
Dein Text hat es wirklich in sich – nicht allein der hohen Qualität wegen, sondern auch, weil er viele grausame Wahrheiten ausspricht.

Der „Hoffnungsträger und Heilsbringer“ Obama ist ja gerade wieder
auf Tour und zuckelt mit Sonntagsgesicht beim Papst rum.
Poor Working und Hire And Fire sind aber auch schon da!

LG Axel

Re: Ein paar Worte zum neu erwachten Interesse der USA an Europa.

Autor: ulli nass   Datum: 27.03.2014 20:30 Uhr

Kommentar: Lieber Hans,

ich teile deine Einschätzung und deine Sorge.Ganz emotional, ich könnte
geradezu kotzen ob der oft einfãltigen Einschätzungen der meist jüngeren Experten und Marktexegeten.Ich war '74 in Kiew.Damals eine schöne Stadt.Die Hybris einer nur Westperspektive ist beängstigend. Fast wünscht man sich die Veteranen Brandt,Schmidt,Bahr,Teltschik etc, ja auch Kohl zurück. Die wussten zumindest, was auf dem Spiel steht.
Putin ist trotz allem,was ich an seiner Haltung verstehe,ein Drecksack . . .keine Emotion und nur das Konzept Stärke . . .Gott schütze (uns vor) Amerika.
ulli

Re: Ein paar Worte zum neu erwachten Interesse der USA an Europa.

Autor: Hans Finke   Datum: 28.03.2014 13:11 Uhr

Kommentar: Ich danke euch für eure Meinungen. Es ist wirklich beängstigend, wie sich die provisorische Regierung der Ukraine dem Glauben hingeben kann, der Westen würde sie "retten"; sein Geld schafft nur eine neue Abhängigkeit, man sieht es schon an den Auflagen (Renten halbieren, usw.). - Die "Umarmung" einer Großmacht hat noch nie wirklich Gutes gebracht. Und Ulli, du hast Recht: Die Alten hatten noch so etwas wie Reputation, waren politische Schwergewichte. Man schätzte einander, kannte die Gegener und vor allem: man war sich der Gefahren des Zündelns viel stärker bewußt. LG an euch. - Hans

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