Liebes Arschloch!

Es fällt mir nicht leicht Dir einen Brief zu schreiben und ich muss zugeben, dass ich mittlerweile bei meinem 5. Versuch bin.
Ich finde es komisch Dich als Teil von mir für etwas verantwortlich zu machen, wofür ich selbst verantwortlich bin. Ich gebe ungern die Schuld an jemand anderen.

Jedoch versuche ich Dir mit dieser Niederschrift etwas mitzuteilen, bei dem ich das Gefühl habe, dass Du nicht auf mich hörst.
Aber bevor ich anfange Dich zu kritisieren, möchte ich mich bei dir bedanken.

Bedanken, dass Du die letzten 12 Jahre versucht hast, auf mich acht zu geben und mir gelernt hast meine Umgebung zu analysieren. Du hast es so weit gebracht, dass ich mich vor allem und jedem fürchte, der mir zu nah kommen könnte. Immer wenn ich alleine bin nehme ich mein Umfeld intensiv wahr, rechne mit allem, stelle mich auf jede schlimme Situation ein, obwohl ich doch eigentlich weiß, dass mir niemand was tut und dass ich nicht unbedingt das „leichteste Opfer“ bin.
Über die Jahre hast Du mich abgehärtet und im Inneren bin ich doch sensibler und verletzlicher geworden, auch wenn ich es ungern zugebe. Irgendwie hast Du es geschafft, dass ich reifer geworden bin.

Damals war es gut, dass Du mein ständiger Begleiter warst. Durch Dich habe ich diese Adrenalinschübe verkraftet.
Doch es wird Zeit, dass Du kürzertrittst. Ich werde erwachsen, auch wenn ich in deinen Augen vielleicht noch die 5-jährige T. bin, dessen Welt zusammengebrochen ist.
Es stimmt, liebes Arschloch, es tut immer noch weh, aber denkst Du nicht durch dein Handeln wird dieser Schmerz noch intensiver?
Findest Du nicht ich habe ein Leben verdient? Wurde mir nicht genügend Lebenszeit geraubt? Die Grenze, die Du mir setzt muss man überschreiten um richtig leben zu können. Klar, es werden sicher noch viele Enttäuschungen kommen und ich werde darunter leiden, aber gehört das denn nicht dazu? Du gibst mir keine Chance es zu versuchen.
Ich habe schon einigen Burschen damit weh getan, die mich zu nichts gedrängt hätten, denen ich mich anvertraut habe und die Verständnis hatten und kein Problem mit Warten. Aber dann kamst Du, hast mich zu einem Arschloch gemacht.

Ich habe auf keine Nachrichten mehr geantwortet, bin ihnen aus dem Weg gegangen und hab tagelang geweint, weil Du es mir nicht möglich machst.
Mit meinem egoistischen Verhalten, habe ich Menschen, die ich mochte verletzt. Gefällt es Dir Gefühle anderer zu verletzten und gleichzeitig meine mit dazu?
Dazu kommt auch noch der Druck von außen.

Gefühlt jeder hatte schon sein „Erstes Mal“. Und ja, ich zähle das Vergangene nicht mit. Ich möchte damit was Schönes verbinden und ich habe es satt mich zu rechtfertigen. Ich mache mir selbst Druck und daher versuche ich vermehrt Deine Grenzen zu überschreiten. Vielleicht um Dich zu provozieren? Dir zu zeigen, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe? Du hast recht damit, dass ich es mir auch kaum vorstellen jemanden nah zu kommen und ich bin maßlos überfordert mit diesem Gedanken. Jedoch bin ich davon überzeugt, dass es möglich ist und das liegt an mir selbst, dabei kann mir niemand, auch nicht Du, weiterhelfen.
Ich bitte Dich mehr Vertrauen in mich zu haben. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen, ob sie nun gut oder auch weniger gut ausgehen.

Halte Dich bitte an meinen Wunsch und ich gebe Dir einen anderen Namen.

Deine T.


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