Ich ließ dich fort. Aus Ahnungslosigkeit.
Begriff nicht: Dies war deine letzte Stunde.
Du hobst dich von Sekunde zu Sekunde
und ich saß da und war noch nicht so weit.
Doch war es gut, dich nicht zurückzuholn,
die Seele nicht mehr in den Leib zu zwingen.
Ich ahnte zwar nichts von den letzten Dingen,
doch sicher hätt ich dir dein Ich gestohln.
Wenn ich mir für das Sterben was erhoffe,
dann dein Sich-Überlassen dem Geschehn.
Du warst derart fürs Unbekannte offen,
als handle sich’s darum, nach Haus zu gehn.
Wenn ich mir für das Sterben was erhoffe,
dann deine Unverzagtheit vor dem Schritt.
Dein Einverständnis macht noch heut betroffen.
Vielleicht flieg ich im Traum einst mit dir mit.
Im Sessel war dein Umriss lang zu sehn,
ein Puzzlespiel, bei welchem Stücke fehlten,
die, Leere zeichnend, mein Empfinden quälten.
Und doch ist’s Glück, so aus der Welt zu gehn.
Wenn ich mir für das Sterben was erhoffe,
dann dein Sich-Überlassen dem Geschehn.
Du warst derart fürs Unbekannte offen,
als handle sich’s darum, nach Haus zu gehn.
Wenn ich mir für das Sterben was erhoffe,
dann deine Unverzagtheit vor dem Schritt.
Dein Einverständnis macht noch heut betroffen.
Vielleicht flieg ich im Traum einst mit dir mit.
Kommentar:Das Gedicht ist wunderschön. Der Versformwechsel ist unauffällig, aber passend zum Inhalt. Warm, rund die geschlossene Form, offen die andere. Das Ganze nicht übermäßig traurig, eher erwartungsvoll hoffend. Eine neue Sicht, beeindruckend. Und handwerklich gekonnt. Kompliment!
Gruß, Verdichter
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Des Lebens [ ... ]
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verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
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