Jeden Tag im Spiegel nur dasselbe Gesicht,
jeden Tag im Spiegel ich erkenne mich nicht.
Jeden Tag im Bad das immer gleiche Ritual,
bitte, bitte sag mir, das ist nicht mehr normal.
Jeden Tag beim Frühstück eine Sensation,
jemand ist gestorben, doch du weißt es schon.
Jeden Tag die Lügen, um nicht durchzudrehn,
jeden Tag betrügen, um nicht unterzugehn.
Jeden Tag im Aufzug diese Angst vor dem Fall,
jeden Tag im Radio wieder Redeschwall.
Jeden Tag von Neuem diese Angst, diese Flucht,
wer hat denn nur um Gottes Willen das gebucht?
Jeden Abend in der Glotze Politik,
jeden Abend in der Glotze Volksmusik.
Jeden Abend frag ich mich, wohin das führt
und wann ich das letzte Mal mich selbst gespürt.
So geht das schon ein Leben lang, du bleibst nicht stehn.
Du wagst es nicht einmal, dir ins Gesicht zu sehn.
Sie sagen alle: leg mal eine Pause ein!
Du denkst: das kann’s doch nicht schon gewesen sein.
Jede Nacht im Bett den immer gleichen Traum
und jedes Jahr zur selben Zeit den Weihnachtsbaum.
Jedes Jahr im Urlaub wieder dieser Streit
und am Ende immer Ausweglosigkeit.
Eines Tages macht dein armes Herz nicht mehr mit,
es hält mit deiner Eile einfach nicht mehr Schritt.
Ein letztes Mal der Blick hinaus ins Abendrot,
und plötzlich, unerwartet, bist du tot.
Kommentar:Gar nicht schlecht.
Der Anfang ist schon sehr redundant, aber für einen Songtext voll ok.
Der Inhalt gefällt mir sehr gut.
Schon mal überlegt, auf englisch zu schreiben? Englische Lieder sind am besten.
Gruß, Sandro
Du hattest mich seinerzeit mit Deinem Text " Klever Straße" vom 20.4.2013 dazu inspiriert, eine Hommage an meine Heimatstadt Soest zu zu schreiben.
Habe mich gerne daran erinnert.
Hier der Text:
Soest
Eine Hommage an meine Geburtsstadt
Wenn irgendwo doch Heimat ist,
dann trifft die mich in Soest.
Geboren bin ich da als Christ,
vom Schicksal ausgelost.
Ihr Mittelalter atmet Stille.
Und Kirchen gibt s in voller Fülle.
Maria* gotisch mit Kirchenchor,
romanisch der Dom, ein Osthofentor.
Der „Große Teich“ mit Mühlenrad,
dem Bäcker einst zu Diensten,
nostalgisch zu erzählen hat,
vom Leben mit den Liebsten.
In grünsteinmoosig engen Gassen,
Schule, Liebe, Kleinstadtidylle,
durfte ich mich traumfallen lassen.
Und wuchs heran in biederer Stille
Doch war die Kindheit auch kleinstadtgrau,
Ich will sie nicht vermiesen
und denke heute- haupthaargrau –
sie sei verdammt gepriesen
In einer Enge provinzieller Gassen
die Zeit bedächtiger vergeht,
weshalb man später leichter versteht,
von Hektik einfach loszulassen.
Ja.
War die Jugend auch kleinstadtgrau,
ich will sie nicht vermissen.
Sie hilft mir heute - haupthaargrau -
Zu sanftem Ruhekissen.
20.10.2014
Gruß
Wolfgang
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Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]