Das gehenkte Gespräch

Mit Drohungen drängen Stasisöhne Zecher zum Schweigen.
„Du sollst schweigen!“ , „ Rede nicht!“.
„Höre nur ich das?“
Schließlich erstirbt das Gespräch.

Einst unterhielt ich mich frei mit M..
„Das Gespräch geht viel zu weit!“, meinte Einer von weit her.
Bald forderte M. mich auf, sie „nicht voll zu quatschen ´“, wenn wir beieinander saßen.
Sie wollte auch nicht über Fernsehfilme reden und über Politik.
In den letzten Jahren lobte sie Putin als ehrlichen Kraftmenschen.
Ab und zu plauderte sie über ihr Leben mit ihrer Familie.
Auch diese Erinnerungen waren oft bedroht von gewalttätigen Erfahrungen in jüngerer Zeit.
Die Erinnerungen an die erlittene Gewalt durchsetzen fast jede Unterhaltung.


Die Stasi-F2 Generation (Ca. Jahrgang 1980) war schon bald nach der friedlichen Revolution aktiv
bei Verfolgungen von Antikommunisten und Antistalinisten mit Licht und Schall.Sie schüchterten Frauen ein, Männer, mit andauernder autoritärer Sprache,
mit Gewaltsprache, angeregten Rempeleien mit Fußgängern und Autorasereien. Wer dann noch von sich annahm, so wie ich, er müsse als Freiheitlicher in der Öffentlichkeit über derartige Erfahrungen reden oder schreiben, bei dem wird zwanzigmal in Berlin eingebrochen und Wichtiges und Unwichtiges gestohlen.

Die Stasi scheint Deutschland für einen Großstall zu halten, in dem sie weitgehend tun und lassen können, was sie für richtig halten.
Die inneren Stimmen Stasi-Einbrecher klangen rostig und rauh, als hätten sie schon Dr. Wiese im Jahr 1952 aus Lichtenrade entführt haben können.
Terror als ein Gesellschaftsmodell. Jedes kleine widerständige Demokratlein bekommt solange auf's Haupt geschallt, bis er sich zum inneren Schweigen bekennt,
nicht zum inneren Reden.
Das Mielksche Modell der flächendeckenden Kontrolle ist in Berlin und am Hunsrück 2017 wirksam.


© hartmut


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