Der Entwicklungshelfer Larsson beobachtet, hinter Felsbrocken versteckt, die Annäherung einiger islamischer Gotteskrieger.

Angestrengt denkt er nach. Eine etwas verfahrene Situation, bin ich jetzt etwa in Gefahr? Immerhin baue ich in diesem Land Brunnen, und Tausenden dieser Leute wird in meinem Land Asyl gewährt. Nun bin ich selbst bei ihnen vor Ort, mal sehen, wie die das bei sich selbst so handhaben.

"Bist du selber tolerant, wird das anerkannt!"
In dieser Hitze gerieten Larsson immer sonderbar dumme, aber eindrucksvolle Sprüche in das Hirn, und sogleich bemerkt er befremdet, dass er zusätzlich etwas ganz Fremdes, Neues spürt. Er hat eine Vision vergangener Erlebnisse! Er sieht ihn wieder vor sich, den schwarz gekleideten Mann namens Eugen Drewermann, der sich mit sanfter, leicht erregter wie erregender Stimme die wahrscheinlich sogar ihm selbst unverständlichen Worte aus seinem weichen Mund windet:
„Wenn wir Saddam Hussein diese Milliarden Dollar - statt für den Krieg gegen ihn - ihm selbst geschenkt hätten, wäre er unser Freund geworden, alle Feindschaft wäre beendet gewesen!“
Es musste wohl doch keine Vision sein, denn nun klatschten alle Zuhörer in einer Kirche enthusiastisch Beifall ob dieses gescheit klingenden, obskuren Spruches. Wieso obskur? Sonst hätten die USA es schon so mit Adolf Hitler machen sollen, ihm Milliarden Dollar schenken, er wäre zu einem demokratischen Freund mutiert?

Übergangslos diskutiert plötzlich eine blonde Sabine Christiansen in einer Runde von Menschen edler Gebaren und undefinierter Gesichter.
Alle reden gleichzeitig. Keiner hört dem anderen zu, doch alle tun wenigstens so.
Nein, nicht einmal das! Es handelt sich schließlich um eine Talkrunde des Deutschen Fernsehens zum Thema: "Ist der Islam friedlich?", was einige schwarzbärtige Herren, auch mittels freundlichem Lächeln in die Kamera, überzeugend bestätigen. Auch wenn sich der Hass gegen alle "Ungläubige" richte, sogar eine Mutter oder ein Vater mit Stolz ihre Tochter mit einem Sprenggürtel losschicken, habe das nichts mit Religion oder gar dem Islam zu tun - so plappert es die blonde Moderatorin bewegt den offenkundig nach Demokratie gierenden Schwarzbärtigen nach.

Endlich fühlt Larsson sich zutiefst beruhigt, es musste wohl wahr und richtig sein, was diese blonde Dame über Toleranz resümierte: Wir selbst müssen tolerant sein. Wir! Gegenüber allen anderen. Auch konnte ihm, Larsson, die Vision nicht umsonst eben jetzt, wie von übernatürlicher Hand geschenkt worden sein. Bundespräsident Wulf hatte kürzlich schließlich ebenfalls resümiert, dass der Islam sogar zu unserer Kultur gehöre...
Larsson prägt sich jedes dieser gescheiten Worte ein.

Nach nicht nur scheinbar endloser Fernsehdiskussion in seine eigene Gegenwart zurückversetzt, entschließt er sich, es genau so machen, wie es ihm soeben gezeigt wurde. Wie die rechtlichen Fernsehveranstalter es von ihren Bürgern erwarten!
Mit neu gestärktem Mut erhebt er sich aus seinem Versteck und geht auf die geheiligten Gotteskrieger zu:
„Liebe islamische Freunde! Sie sind eventuell vielleicht nicht immer ganz auf dem richtigen Weg; lassen Sie mich erklären, meine Damen und Herren, oh, Pardon, Damen sind nicht, aber hätte ja sein können - ha-ha-ha, also, wenn Sie erwägen sollten, mich zu kidnappen und Lösegeld zu fordern - das könnte, nein nicht von unseren Intellektuellen, aber von böswilligen, intoleranten Betonköpfen meines Landes unter Umständen als Terror missverstanden werden. Wenn jedoch wir tolerant gesinnten Menschen mit Ihnen sprechen, werden Sie bald zu hohen Einsichten gelangen. Zum Beispiel eine demokratische Parlament-Orangerie gründen zu wollen, und Ihre nicht ganz ungefährlichen Überzeugungen über uns Ungläubige grundgütig umkehren.
Millionen Euro Entwicklungshilfe wurden schon an Sie gezahlt und werden natürlich weiterhin für Ihre Waffenkäufe - diese hoffentlich weiterhin von uns zur Verfügung stehen!
Auch, wenn Sie noch zur Zeit Terror denken, Terror wünschen und Terror tun, Entschuldigung - tun wöllten, wir sind der sicheren, festen Überzeugung, Sie sind einsichtsvoll, denn unsere Toleranz gegenüber Intoleranz oder überhaupt gegenüber Verbrechern, auch in unserem eigenen Land, ist beeindruckend. Ja, sogar für mich! Aber es ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, wie unsere Politiker immer sagen...!“

Vorerst waren die Koranjünger verblüfft, starrten Larsson während seiner Rede offenen Maules an.
Nur ein einziger von ihnen, leider genau der, der ein wenig beschränkt aussah und wahrscheinlich auch war, lächelte ihm milde zu.
Die anderen hefteten Larsson ohne Umschweife, und ohne dass ihnen die geringste Regung anzusehen gewesen wäre, mit Messern an den staubigen Boden des Landes sowie den Boden der Tatsachen und schnitten ihm mit einem besonders stumpfen Messer den Kopf mitsamt dessen tolerantem Inhalt ab.
Wenigstens das aber nun doch mit einer menschlicher Regung: mit johlender Freude.

„Doch halt! Halt! Sofort halt!“ Schon wieder hatte eine Teilnehmerin aus der Talkshow, die sich als eine gefestigte Sympathisantin der allbekannt Grünlichen Partei zu erkennen gab, ihren Einwand dazwischen geschrien: „So läuft das nicht ab! Das ist Polemik! So reagieren diese Menschen nicht, wie das hier erzählt wird! Toleranz MUSS anders wirken... nicht diese Leute etwa, nein, der Erzähler dieser Geschichte ist intolerant! Der redet Quatsch! Der ist ja, das ist ja - nein! Ja! Rechts ist der! Das hieße ja sonst...“

Wie dem auch sei, und ob der Erzähler auch sinnvolle Toleranz gegenüber allen Menschen unbedingt bejaht, alles andere als "rechts" ist und trotz der geschilderten überirdischen Vision:
Im Verlassen auf Toleranz waren der arme Larsson - wie auch die Toleranz - gründlich gescheitert.


© Uwe Röder - Alle Rechte vorbehalten


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Beschreibung des Autors zu "08/20 Heute ärgern wir mal ARD und ZDF: Wie man wirkliche Aufklärung rasiert"

Das Ergebnis von Toleranz gegen Intoleranz führt zum Sieg der letzteren.
Gegenüber Menschen ist Toleranz einzusetzen, aber über die ideologischen Grundlagen, über die Quellen von Gewalt, zum Beispiel aggressive religiöse Forderungen, ist offen und ohne Beschönigung zu diskutieren. "Aufklärung" hatte das einst in Europa zuwege gebracht und etwas erreicht.

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Kommentare zu "08/20 Heute ärgern wir mal ARD und ZDF: Wie man wirkliche Aufklärung rasiert"

Re: 08/20 Heute ärgern wir mal ARD und ZDF: Wie man wirkliche Aufklärung rasiert

Autor: noé   Datum: 29.11.2014 9:20 Uhr

Kommentar: ... irgendwo ...
Aber uneingeschränkt Super-harharr bei "...tun wöllten,...",
DAS ist schon wieder genialisch zu nennen.
noé

Re: 08/20 Heute ärgern wir mal ARD und ZDF: Wie man wirkliche Aufklärung rasiert

Autor: Uwe   Datum: 29.11.2014 20:20 Uhr

Kommentar: Liebe, liebe Noé, herzlich (mehr und tiefer, als du ahnst) danke ich dir für deine Reaktion (du überraschst mich sehr häufig, das ist gut!)

Nun ja... als Mann mit Interesse für Geschichte und Philosophie hab ich mit Kollegen und Freunden
- in der DDR über Kommunismus geredet,
- hätte im 3. Reich über Faschismus geredet
- und nun über diese Gefahren der Islamisierung.
Eben, in allen drei Fällen - über das Gegenteil demokratischer Machtverhältnisse, sondern schlimmster Diktatur gegen Geist und Menschen. Aber ich weiß, in allen 3 Zeitabschnitten wirkte und wirkt es unsympathisch.
Und muss sein.
LG Uwe

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