6. Wasser


„Was?!“ Alina sah mich erstaunt an. „Sein Vater ist Tierarzt?!“ Ich lächelte. „Ja.“ „Und er war… NETT?!“ sie fragte das so als hätte ich behauptet Milas würde vom Mond kommen. Wir standen vor dem Stall und striegelten die Pferde für die Reitstunde. Der Schreck saß mir zwar noch in den Gliedern aber ich wollte unbedingt reiten. „Wie bitte?!“ hörte ich eine Stimme kreischen. „Sie haben Eulalia zu diesem Vieh gestellt?!“ Soraja kam mit der Pflegerin aus dem Stall. „Und jetzt ist sie verletzt?! Mein Vater wird sie verklagen!“ Soraja war rot vor Zorn. „Soraja jetzt hör mal zu!“ sagte die Pflegerin und blieb stehen. „Du kannst nicht erwarten dass deine Eulalia ganz allein auf einer Weide steht und das heute hätte genau so gut mir jedem anderen Pferd passieren können.“ „Aber es ist mir der Teufelsstute passiert! Sie ist bösartig das wissen wir alle und was soll man hier mit ihr man kann sie nichtmal reiten! Ich verlange dass sie vom Hof geschafft wird!“ „Nein!“ ich hörte den Schrei bevor ich merkte dass ich es war die geschrien hatte. „Gebt mir eine Woche dann kann ich sie reiten.“ Was in aller Welt tat ich da?! „Das habe ich sowieso nicht zu entscheiden.“ sagte die Pflegerin. Wie gerufen stand plötzlich Amelia hinter mir. Ich hatte mich an ihr plötzliches Auftauchen gewöhnt aber Soraja sprang kreischend zurück. Amelia legte mir sanft eine Hand auf die Schulter. „Sie darf die anderen nicht verletzen… Michelle du weißt wie gut ich dich verstehen kann aber ich kann sowas nicht dulden… Es tut mir leid.“ ich war wütend. „Also erstmal hat Eulalia Black…. Also die Stute zuerst angegriffen und sie hat sich nur erschreckt und ist gestiegen. Und zweitens brauche ich eine Woche dann kann mal sie reiten.“ Ich staunte über mich selbst noch nie hatte ich so überzeugt gesprochen. Amelia sah mich nachdenklich an. „Eine Woche.“ sagte sie dann. „Weil ich dich wirklich verstehe.“ Ich lächelte. „Danke.“ „Aber heute reitest du nicht mehr.“ entschied Amelia. „Du bist zu aufgewühlt. Ich wollte protestieren aber dann ließ ich es bleiben.. „ich geh schwimmen.“ beschloss ich aus einem schnellen Impuls. „Gute Idee.“ sagte Amelia und lächelte wissend. „Sie wieß mir den Weg zum Badesee und ich machte mich auf den Weg. An Schwimmsachen dachte ich nicht mehr. Genauso wenig wie an meine Angst vor dem Schwimmen und vor unbekannten Gewässern. Ich spürte nur noch Wut. Ich war wütend auf mich selbst, wütend auf Soraja, wütend auf Eulalia und sogar ein bisschen wütend auf Amelia. Ich hatte nicht auf den Weg geachtet und plötzlich verlor ich den Boden unter den Füßen und plötzlich war ich unter Wasser. Panik kam auf. Ich war komschwammplett unter Wasser! Aus Reflex machte ich Schwimmbewegungen und atmete erleichtert auf als ich mich ein Stück bewegte. Moment… Ich hatte geatmet… ohne aufzutauchen… Ich atmete unter Wasser! Probeweise versuchte ich nochmal einen Atmenzug. Es ging tatsächlich! Ich fühlte mich seltsam… Als ich an mir heruntersah waren meine Reitsachen weg. Ich trug einen dunkelblauen Badeanzug und ein flatterndes Tuch hatte sich darum geschwungen. Ich sah aus wie ein mystisches Wesen oder ähnliches. Meine Haare waren offen und trieben wild um mich herum. Blaue Perlen glänzten in ihnen und an Armen und Beinen rankten sich verschiedene Schnörkel. Ich schwamm deutlich kräftiger und schneller als sonst. Damit musste ich erstmal klarkommen. Nichtmal ein Handtuch hatte ich dabei. Ich war wirklich verwandelt worden… Himmel wie viel sollte an diesem Tag noch passieren? Aber es war schön unter Wasser. Weil ich mich zum ersten Mal sicher fühlte. Ich atmete schließlich. Ich übte Kunststücke und Schwimmbewegungen. Alles gelang mir geschmeidig. „Wie kann das sein..?“ fragte ich leise und plötzlich tauchten silberne Buchstaben um mich herum auf. Magie stand dort. Beantwortete das Wasser meine Fragen? Ja kam die Antwort in silber. Ich schüttelte denn Kopf… wofür dass wohl gut sein sollte? Ich meine wer kommt auf die Idee in einen See zu springen um Antworten zu erhalten. Aber ich war mir sicher dass es irgendeinen Sinn habe würde. Es wird schon irgendeinen Sinn haben schwamm jetzt in Gold um mich herum. Da gab es doch nicht! Das gibts doch nicht! In Gold. Himmel das war ganz schön nervig! Himmel das ist ganz schön nervig! Ich las meine Gedanken. Klar und deutlich. „Kann ich das irgendwie an und abstellen?“ fragte ich das Wasser. Nutze die Steine an deinem Armreif… Ich sah auf die drei türkisen Steine. Probeweise drückte ich den ersten ein Stück nach unten. Die goldenen Gedanken verschwanden. Als ich den zweiten drückte auch die silbernen und der dritte, größte nahm mir die Luft zum atmen. Ich trug meine Reitsachen! Hilfe! Ich drückte ihn schnell nochmal und nahm einen tiefen Atemzug. Das war doch alles verrückt! Unter Wasser fühlte ich mich als wäre die Zeit stehen geblieben doch das war sie nicht. Als ich aus dem Becken kletterte war es bereits halb sieben. Ich drückte den Stein und machte mich wieder auf den Weg zurück zur Schule. Meine Laune war wieder bestens. Ich hatte zwar nur noch eine Stunde bis zum Abendessen aber ich wollte unbedingt noch nach Black Bat sehen. Sie stand unruhig in ihrer Box und sah mich an. Ich streichelte sie „Wir schaffen das.“ flüsterte ich. „Bis morgen.“ Auf dem Weg ins Wohnhaus kamen mir Cora und Alina entgegen. „Wie war die Reitstunde?“ fragte ich. „Wir sind nicht mitgeritten.“ sagte Cora. „Aus Solidarität.“ fügte Alina hinzu. Ich sah die beiden ungläubig an. „Das ist aber nett!Danke.“ spontan umarmte ich beide. Als wir uns wieder gelöst hatten sah Alina mich verschwörerisch an. „Tom hat mir Milas Nummer gegeben… Milas hat mir aufgetragen ihn bei dir einzuspeichern.“ sie zwinkerte mir zu und ich wurde rot. Cora grinste „Lasst uns heute nach der ganzen Aufregung doch einfach einen gemütlichen Fernsehabend machen.“ schlug sie vor und wir nickten begeistert. Jetzt, bei meinen Freundinnen kehrte Ruhe in mir ein. Mein Kopf hatte genug Zeit die Erlebnisse zu verarbeiten während ich mir den Bauch mit leckerem Abendessen vollschlug. Nach dem Essen gingen wir auf unser Zimmer. Dort kam ich dann auch endlich dazu meinen Freundinnen von meinem Schwimmerlebnis zu erzählen. „Wie krass!“ Alina sah mich aus großen grünen Augen an. „Lasst uns bitte von was anderem reden.“ bat ich weil es mich nervte dass es ständig um mich ging. Wir lagen bäuchlings auf dem Boden, hatten unsere Kissen und Chips und Weingummi bei uns. Cora griff in die Chipstüte. Sie zerbiss die Kartoffelscheiben krachend und fragte dann: „Was haben wir morgen eigentlich für Stunden?“ „Schwimmen.“ grinste Alina mit einem Blick auf mich. Ich seufzte. „Ich seh schon wir kommen heute wohl nicht mehr auf ein anderes Thema.“ „Wie willst du das machen?“ fragte Cora mich ernst. Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Hab mir noch keine Gedanken gemacht das geht bestimmt irgendwie mit dem Armreif.“ Es klopfte an der Tür und Alina sprang auf.
Amelia kam ins Zimmer und sah mich ernst an. Dann bat sie mich mit ihr vor die Tür zu kommen. „Ich wollte mir dir reden wegen vorhin… Es tut mir leid. Aber du musst auch mich verstehen.“ ich nickte… natürlich konnte sie es ignorieren wenn ihre Pferde den Tieren der zahlenden Gäste schadeten. „Ich werde versuchen dir zu helfen wenn ich etwas Zeit finde.“ Sie sah mich lange an und ich rang mich schließlich dazu durch auch ihr von meinem Unterwassererlebnis zu erzählen. Amelia lächelte. „Ich hatte mir schon gedacht dass dir das auch passieren wird. Leg den Armreif an und drück den großen Stein runter dann bist du vor deiner Klasse sicher.“ ich sah sie dankbar an. „Aber warum passiert mir das? Ich hatte es vor Asselwan doch auch nicht? Ich hatte sogar Angst vor dem Wasser.“ „Die Magie kommt von dem Tag als die Planeten in einer Reihe standen.“ „Aber ich will nicht immer die Auserwählte oder sonst was sein.“ „Du hast deine Magie bekommen um anderen zu helfen.“ sagte Amelia „Alle hier haben Magie in sich aber du bist etwas besonderes. Du musst dich nur erst richtig einleben. Der Satz erinnerte mich an das was Cora am Ankunftstag gesagt hatte. „Bin ich das Mädchen aus dieser Legende?“ fragte ich deshalb und und Amelia nickte lächelnd. „Ich denke schon. Aber du bist noch neu hier und ein Kind… Mit der Zeit wirst du dich an deine Besonderheit gewöhnen und damit glücklich sein. Versprochen.“ Ich nickte aber sehr überzeugt war ich nicht. „Du kannst immer zu mir kommen.“ sagte Amelia lächelnd. Ich nickte wieder, „Bis morgen.“ dann ging ich wieder rein und berichtete meinen Freundinnen. „Jetzt ist alles wieder gut.“ freute Alina sich. „Naja ich muss noch das mit der Stute hinbekommen...“ Alina nahm mich bei den Schultern und schüttelte mich. Ich lachte und Alina ließ los. Dann quatschten wir noch eine Weile bevor wir ins Bett gingen.
Am nächsten Tag ging ich noch vor der Schule zu Black Bat und Aurora. Ich gab Aurora einen Apfel und versorgte Black Bats Verletzungen. Dann veraschiedete ich mich von den beiden und eilte zur Schule. Im Schwimmen schnitten natürlich Cora, Alina, die anderen Wassermädchen und ich am besten ab. In Deutsch sollten wir einen Aufsatz schreiben und in Geschichte sprachen wir über die alten Römer. Beim Mittagessen machte ich mir einen Plan um endgültig Black Bats Vertrauen zu erlangen. Ich schrieb schnell den Aufsatz zu Ende, zog mich um und ging zum Stall. Ich wollte zum ersten Mal ein sogenanntes Join-up machen. Ich hatte so viel darüber verschlungen zu meiner Zeit als Pferdeflüsterei-Fan. „Der Tierarzt war eben hier und hat gesagt wir sollen die Stute unter Belastung testen… also einige Runden Trab und Galopp.“ ich fand das etwas seltsam aber für mein Join-up war es perfekt. Als ich die Rappstute aus dem Stall führte überkamen mich ein paar Zweifel. Ich wusste dass diese Methode mir helfen würde ihr Vertrauen zu gewinnen oder herauszufinden o ich es eventuell schon hatte… Aber dafür musste ich sie verängstigen und das wollte ich eigentlich nicht. Doch ich riss mich zusammen und brachte sie in die Reithalle. Ich ließ sie frei herumlaufen nachdem ich das große Tor geschlossen hatte. Ich schlug mit dem Strick nach ihr. Natürlich ohne die Absicht sie zu treffen. Black Bat scheute und raste los. Tränen stiegen mir in die Augen als sie mich flehentlich ansah während ich sie umdrehen ließ. „Jetzt hör auf.“ hörte ich nach einer Weile eine Stimme von der kleinen Tribüne und ich. Ich sah mich nicht um sondern hielt den Strick fest in der Hand und drehte mich weg. Keine Ahnung wie lang ich mit dem Rücken zu der Rappstute stand aber ich konnte die Tränen kaum zurückhalten. Ich hatte unsere ganze Bindung zerstört! Nach einer Zeit die mir wie Stunden vorkam geschah es: Ich spürte etwas hinter mir… und dieses etwas schnaubte. Ich drehte mich um. „Black Bat.“ hauchte ich und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich konnte nicht mehr. Ich fiel ihr um den Hals und weinte hemmungslos in ihr schwarzes Fell. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und wusste dass es Amelias war. „Das hast du super gemacht. Ihr könnt das schaffen.“ dankbar sah ich sie durch den Tränenschleier hindurch an. „Jetzt beschäftigst du dich aber noch ein wenig mit Aurora vor der Reitstunde ja?“ ich nickte. Amelia wusste was gut für mich war. Ich brachte Black Bat in die Box, versorgte ihre Verletzungen und ging dann zu Aurora. Ich gab ihr einen Apfel und brachte sie dann auf die Wiese. Dort ließ ich sie frei laufen und rannte einfach davon. Ich drehte mich um und sah Auroras irritierten Blick. Dann galoppierte sie plötzlich los. So spielten wir einige Minuten fangen bevor ich die Stute lange und ausgiebig bekuschelte und putzte. Da kamen auch schon Cora mit dem Fuchswallach Kasper und Cora mit der Grauschimmelstute Sky um die Ecke. Wir sattelten zusammen die Pferde und gingen dann auf den Reitplatz. Soraja saß aus Beauty einer kleinen Rappstute mit weißem Stern. Eulalia durfte offensichtlich noch nicht geritten werden. Sie funkelte mich zornig an. Außer mir, Cora, Alina und Soraja sah ich noch die rothaarige Lilia aus dem Pflanzenhaus die ich bei der Party kennengelernt hatte. Eine junge Frau kam herein. „Hallo.“ begrüßte sie uns freundlich. „Ich bin Frau Frei eure Reitlehrerin.“ weiter kam sie nicht denn Soraja unterbrach sie. „Warum bin ich nicht in der höheren Gruppe? Ich reite viel besser als die anderen hier!“ „In der höheren Gruppe springen sie und du hast Angst vor dem Springen.“ Soraja wurde rot. „Wenn das geklärt wäre können wir ja anfangen. Soraja du gehst nach vorne.“ Sie nickte und trieb die kleine Rappstute an die Spitze der Abteilung. Die Reitstunde verlief gut. Aurora war ein absoluter Traum und ich stieg sehr zufrieden wieder von ihr ab.Dann übergab ich die Stute an die Pflegerin die sie jetzt noch waschen wollte und machte mich mit Alina und Cora, deren Pferde für die anschließende Reitstunde gebraucht wurden auf den Weg in unser Zimmer. Wir duschten alle, zogen uns um und ruhten uns eine Weile aus denn nach dem Abendessen hatten wir unsere erste Astronomiestunde und… die Jungs würden auch dabei sein.


© Fay


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