5. Der erste Tag

Am nächsten Morgen wurde ich von dem kleinen Wecker geweckt. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen wo ich war doch dann sprang ich aufgeregt aus dem Bett und verfing mich natürlich in der Blauen Bettdecke. Alina saß auf ihrem Bett und blätterte ganz entspannt in einer Zeitschrift. Ich weckte Cora und sie schlurfte ins Bad. „Guten Morgen.“ Alina hatte von ihrer Zeitschrift aufgesehen und sah mich fröhlich wie immer an. Ich freute mich. Der erste Tag auf Asselwan… Endlich! Ich löste Cora im Bad ab und Alina als Alina ebenfalls fertig war und ihre vom schlafen zotteligen Haare gebändigt hatte machten wir uns auf dem Weg in den Unterricht.
Auf Asselwan waren die normalen Unterrichtsstunden 35 Minuten lang und es gab jeden Tag eine Stunde Magie. Einen Abend in der Woche gab es Sternkunde Unterricht im Turm. Außerdem gab es einen Tag mit Nachmittagsunterricht über Magie Theorie was auch immer das hieß. Als mein Blick auf den Stall fiel, fiel mir noch etwas ein. Heute begann nämlich nicht nur die Schule sondern auch der Reitunterricht und das Training mit Black Bat. Bei den schönen Aussichten auf diesen Tag musste ich lächeln.Im Schloss schaute ich auf meinen Stundenplan. Englisch, Latein, doppel Bio doppel Kunst. Das war okay. Der Schultag war in Ordnung. Wir spielten englische Vokabelspiele, übersetzten einen lateinischen Text, sprachen in Bio über Tiere und die Natur und in Kunst durften wir zunächst mal frei zeichnen damit die Lehrerin uns einschätzen konnte. In den Pausen aß ich mit Cora und Alina belegte Brötchen in der Cafeteria. Nach der letzten Stunde machten wir uns etwas nervös auf den Weg zu einem der Extraräume für praktische Magie. Ich staunte als wir den Raum betraten. Er war ziemlich altmodisch… An den Seite flossen zwei Wasserkanäle. Vorne stand eine Frau mit blauer Bluse und Rock. Sie hatte fast weiße Haare und blaue Augen. „Hallo ihr drei. Dann sind wir ja jetzt vollzählig. Also mein Name ist Fara Soller ich bin eure Lehrerin in Wassermagie. Wenn ihr nicht alles sofort könnt macht euch keinen Stress. Wasserzauberei hat viel mit Gefühl und Geduld zu tun. Also… wollt ihr es einfach mal versuchen? Die Klasse murmelte Zustimmung. „Okay also zuerst sollt ihr versuchen das Wasser zu erspüren. Ich habe für jeden von euch einen Behälter versteckt den ihr finden müsst. Ich werde euch die Augen verbinden und ihr müsst auf das kribbeln eurer Fingerspitzen hören. Versucht es.“ Sie verband jedem von uns die Augen mit einem Tuch. Ich konzentrierte mich und tatsächlich spürte ich ein schwaches kribbeln in den Fingerspitzen. Ich ging einen Schritt nach vorne und es verstärkte sich. Ich folgte dem Gefühl und das das kribbeln kaum noch auszuhalten war bückte ich mich und griff nach etwas. Als ich das Tuch von den Augen nahm sah ich tatsächlich einen Wasserbecher. Ich brachte ihn zu Frau Sollers und sie nickte anerkennend. Nach etwa zwanzig Minuten hatten alle ihre Becher gefunden und Frau Sollers kündigte die nächste Übung an. „Jetzt kommt etwas schwierigeres. Ihr sollt Versuchen das Wasser zu formen. Ich möchte dass ihr versucht eine möglichst glatte, runde Kugel zu formen. Stellt euch einfach vor wie das Ergebnis aussehen soll und versucht es. Frau Sollers verteilte Wasserschüsseln und ich versuchte nicht zu viel darüber nachzudenken und tauchte einfach meine Hände ins Wasser. Ich genoss die Nässe die ich inzwischen so liebte und stellte mir vor wie aus dem Wasser eine Kugel wurde die vor mir in der Luft schwebte. Ich öffnete vorsichtig die Augen und vor mir schwebte wirklich eine schöne runde Kugel aus Wasser. „Sehr gut.“ Frau Sollers kam zu mir. „du hast ein gutes Gespür für das Wasser.“ lobte sie. Als es einige Zeit später klingelte hatte etwa die Hälfte der Klasse es geschafft etwas zu formen das annähernd wie eine Kugel aussah. „Ihr habt frei. Schönen Nachmittag.“ sagte Frau Sollers und lächelte als wir aus dem Raum drängten. Ich aß mit Alina und Cora in der Cafeteria Schweinebraten. Dann erledigten wir so schnell es ging unsere Hausaufgaben. Ungeduldig tippte ich mit der Fußspitze als die Betreuerin Frau Mikals nachsah ob ich alles gemacht hatte. Ich hatte mit Cora und Alina abgesprochen dass ich ruhig schon zum Stall gehen konnte um vor der Reitstunde noch etwas Zeit mit Black Bat zu verbringen und so verließ ich um halb drei als erstes den Raum und rannte in unser Zimmer. Natürlich stolperte ich unterwegs dreimal denn heute war ich besonders aufgeregt. Heute war die erste Reitstunde und vorher wollte ich Black Bat sehen, ihr Vertrauen gelangen und ihr helfen sich hier einzuleben… Ich wollte der Stute eine gute Freundin sein.
Blitzschnell zog ich mich um, verfing mich zweimal in der Reithose, schlüpfte in die Stiefel und machte mich dann auf den Weg zum Stall. Ich begrüßte Aurora auf der Weide und ging dann in den Stall um Black Bat zu suchen. Sie stand neben einer schönen grauen Araberstute. Sofort fielen mir die gelben Zettel an den Boxen der beiden auf. Bitte gegen drei Uhr auf die Wiese bringen Black Bat stand mit dem Hinterteil zur Stallgasse. Ich pfiff leise. „Komm doch mal zu mir.“ murmelte ich und tatsächlich drehte die Stute sich zu mir und ich strich über ihre Nase. Ich zog ihr das Halfter an und brachte sie wie auf dem Zettel gebeten auf die Wiese. Dann holte ich die Araberstute und stellte sie dazu. Auf dem Weg zurück in den Stall traf ich die Pflegerin. „Ich hab gesehen du hast die beiden Stuten schon rausgebracht. Dankeschön.“ Eulalia also. Ich nickte. Ich brachte die Stricke wieder in den Stall. Als ich wieder rauskam erstarrte ich. Black Bat und Eulalia schnellte vor und biss Black Bat mit voller Wucht in den Hals. Die schwarze Stute stieg und traf Eulalia mit einem Huf an der Flanke. Die buckelte und trat Black Bat gegen ein Vorderbein. „Nein! Hört auf!“ schrie ich und die Pflegerin kam angerannt. „Was ist...“ weiter kam sie nicht denn sie sah die Pferde die sich immer noch angifteten. Sie nahm Eulalia an den Strick und führte sie aus der Weide. Während sie Eulalia anband erzählte ich ihr in windeseile was ich gesehen hatte. Ich rufe sofort den Tierarzt an. Sagte sie mit einem besorgten Blick auf Black Bat die inzwischen am Boden lag und joggte davon. Ich blickte auf die schwarze Stute und konnte nicht anders. Ich ging zu ihr. Black Bat hob vorsichtig den Kopf und sah mich ängstlich und ohne Wut an. Ich kniete mich zu ihr und sie legte ihren Kopf auf meinen Schoß. Langsam streichelte ich ihren Hals. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten. Ich summte leise und streichelte das Pferd. Irgendwann schloss sie die Augen. Ich hätte heulen können. Alles meine Schuld! Hätte ich die beiden nur nicht zusammengestellt! Aber ich riss mich zusammen um der Stute Ruhe zu spenden. „Kannst du vielleicht Platz machen damit ich arbeiten kann?“ fragte eine Stimme. Ich sah nach oben und einem mittelalten Mann ins Gesicht. Er hatte blonde Haare und einen stoppeligen Bart. An irgendwen erinnerte er mich aber mein Kopf war zu voll mit Schulgefühlen und zu erkennen an wen. Ich stand langsam auf um die Stute nicht zu erschrecken. Doch als der Mann sich hinkniete schreckte Blach Bat auf und hob den Kopf wobei die Wunde am Hals wieder zu bluten anfing. Es sah böse aus und ich sah die Angst in ihren Augen. Da konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Alles war verschwommen als schließlich eine dumpfe Stimme wie durch Watte an mein Ohr drang. „Bring sie in die Sattelkammer.“ Ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter und ließ mich von ihr in die Sattelkammer führen. Dort setzte ich mich auf die Bank die zur Sattelpflege gedacht war. Die Hand gab mir ein Taschentuch und ich wischte mir über die Augen um erstmal wider klar sehen zu können. Ich hob den Blick und sah in ein Paar unverkennbare blaue Augen. Mein Herz meldete mir dass ich mich nicht verguckt hatte. Nein! Dachte ich Warum immer im falschen Moment?! Dieses mal also heulend… vor dem arrogantestem Jungen der Gegend. Ich wandte den Blick wieder ab. „Gehts wieder?“ fragte Milas und sah mich tatsächlich mitfühlend an. Ich nickte schniefend. „Was machst du hier?“ fragte ich ihn. „Ich bin mit meinem Vater mitgekommen… Manchmal helfe ich ihm Nachmittags sagte er und ein Bild des blonden Tierarztes schoss durch meinen Kopf. Ich riss die Augen auf. Milas grinste mich offen an. „Wieso bist du im Internat wenn dein Vater hier lebt?“ fragte ich um mich abzulenken. „Weil er den ganzen Tag arbeitet und ich immer nur alleine rumsitzen würde.“ sein Blick war ernster geworden. „Und wie hast du das bisher gemacht?“ Milas wandte seinen Blick von mir ab. „Bisher war ich nicht alleine wenn Papa arbeiten war.“ er schluckte und ich spürte dass er nicht darüber rede wollte. Ohne nachzudenken legte ich ihm eine Hand auf den Unterarm. „Hey… ist okay. Du musst nicht reden.“ sagte ich leise und er sah mich an. Dankbar nickte er. Da fiel mir auf dass seine Hand immernoch warm umd fest auf meiner Schulter lag. Ihm offenbar auch denn er zog sie weg und sah zu Boden. Dann sah er mich wieder an. „Willst du mir erzählen was passiert ist?“ fragte er schnell. Ich biss mir auf die Lippe und dann redete ich los. Ich erzählte was passiert war und von meinen Schuldgefühlen. Milas hörte mir aufmerksam zu und nickte immer wieder. „Aber diese Pflegerin hat sich doch bedankt… und gesehen dass die beiden zusammenstanden. Also hatte sie doch auch vorgehabt die beiden rauszubringen oder?“ Ich nickte erstaunt. Er hatte Recht! „Und alles wäre genauso passiert. Es ist nicht deine Schuld.“ Er lächelte mich so lieb an dass ich ihm spontan um den Hals fiel. Er versteifte sich und legte mir dann unbeholfen eine Hand auf den Rücken. Noch mehr blamieren konnte ich mich vor diesem Jungen ja nicht. Als ich ihn wieder los ließ kam sein Vater herein. „Wie geht es ihr?“ fragte ich sofort und sprang auf. „Das Bein ist ziemlich stark geprellt aber zum Glück nicht gebrochen. Die Wunde heilt auch wieder. Mit einigen Tagen Pflege ist sie wieder gesund.“ ich nickte erleichtert. „Milas bleibst du noch und erklärst der jungen Dame die Pflege ihrer Stute? Ich muss zu einem Notfall.“ Er ging wieder hinaus und Milas und ich folgten ihm„Wieso soll ich mich denn um sie kümmern?“ fragte ich Milas. „Ist sie denn nicht dein Pferd?“ fragte er und blieb stehen. Erstaunt sah er mich an. „Nein…“ sagte ich langsam „Wieso?“ Naja sie hat ein erstaunliches Vertrauen zu dir. Nicht als würdet ihr euch erst zwei Tage kennen.“ Ich wurde rot. „Danke.“ „Du kümmerst dich trotzdem um sie.“ entschied Milas und ging weiter. Bei Black Bat angekomme erklärte er mir die Salben und die Wickeltechnik der Beinbandage. Immer wieder lachten wir und ich staunte darüber wie locker Milas sein konnte. Ich war gelöst und glücklich dass alles so glimpflich ausgegangen war… An Eulalia dachte ich nicht mehr...


© Fay


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