Die Sonne schien hell am Abendhimmel und tauchte alles in warmes Licht, als eine Kutsche in der Ferne auftauchte. Auf dem Kutschbock saß ein ganz in weiß gekleideter Mann und vor die Kutsche war ein schneeweißes Pferd gespannt. Die Kusche fuhr langsam auf dem Sand entlang,der nur ab und zu von ein paar Steinen unterbrochen wurde. Es war totenstill, nichts war zu hören. Nicht einmal das Schnauben des Pferdes oder das Knirschen des Sandes unter den Rädern der Kusche. Ein paar erste Häuser tauchten in der Ferne auf und schon bald konnte man die ganze Stadt erblicken. Sie lag mitten in der Wüste, wie eine einsame Insel im Meer. Der Mann beschleunigte das Tempo etwas, so dass das Pferd in leichten Trab verfiel. Je näher die Stadt kam, desto schöner war ihr Anblick. Die mächtigen Häuser ragten vor ihm auf und diee allmählich untergehende Sonne, warf ihren rötlich-goldenen Schimmer auf die Stadt. In der Ferne hörte man Glockengeläut,dass von einer großen Kirche mit einer wunderschönen Kuppel, zu kommen schien. Die Kutsche hatte den Stadtrand erreicht und der Mann musste das Tempo drosseln.Schließlich blieb er einen Moment lang stehen und beobachtete das Schauspiel, dass sich ihm bot. Überall liefen geschäftig wirkende Menschen vorbei, die Händler priesen ihre Waren an und Kutschen mit prachtvollen Wappen fuhren vorbei. Langsam fuhr die Kusche weiter. Der Mann bog in eine Straße ein, an dessen Rand farbenfrohe Häuser mit hübschen Verzierungen standen. Überall rannten kleine Kinder herum und spielten. Doch je weiter er fuhr,desto trostloser wirkten die Straßen. An seinen beiden Seiten standen jetzt nur noch dicht aneinander gebaute,ärmlich wirkende Häuser. Die Straßen sahen aus wie leergefegt. Nur hier und da sah man ein paar Kinder vor einem Hauseingang spielen. Sein Blick wanderte zu einer alten Frau, deren Augen vor lauter unverhohlenem Hass aufblitzen, als er vorbeifuhr. Ungerührt bog der Mann in eine der nächsten Straßen ein. Auch diese hatte keinen wesentlichen Unterschied,mit den vorhergehenden Straßen. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und der Mann wischte sich mit mürrischem Gesicht die tropfnassen Haare aus dem Gesicht. Er erreichte wieder eins der schöneren Viertel der Stadt und hielt schließlich vor einem roten Haus mit Verschnörkelungen an den Ecken, bei dessen Anblick er augenblicklich lächeln musste.

Leichtfüßig sprang er aus der Kutsche und lief die Stufen zur Haustür hinauf. Dann klopfte er an die hölzerne Tür. Nach kurzer Zeit öffnete sich diese und ihm gegenüber stand eine junge Frau. Die braunen Haare fielen ihr Locker über die Schultern und ihr kurzes, rotes Kleid flatterte leicht im Wind. Die ebenfalls braunen Augen erstrahlten vor Freude, als sie ihn erblickte. "Henry!", stieß sie hervor und warf sich ihm in die Arme. "Ich freue mich auch dich zu sehen, Charlotte", erwiderte der Mann, dessen Name Henry war. Schließlich löste sich Charlotte aus der Umarmung und sagte:"Die Kinder haben dich schrecklich vermisst. Und ich dich auch. Endlich bist du wieder da." Ihre Stimme klang ein wenig vorwurfsvoll, doch Henry wusste, dass sie sich bloß Sorgen um ihn gemacht hatte. Wie jedes Mal, wenn er weg ging."Tut mir Leid",erwiderte er, "Du weißt doch, wie wichtig mir das ist. Außerdem habe ich etwas interessantes herausgefunden. Aber lass uns das lieber drinnen besprechen." Sie trat einen Schritt zurück, um ihn durchzulassen. Dann schloss sie die Tür. Er hängte seinen regennassen Mantel an die Garderobe links der Tür und sie gingen zusammen ins Wohnzimmer, das ganz nach Charlottes Geschmack eingerichtet war. An den mit Holz getäfelten Wänden hingen unzählige Bilder. Der Fußboden war mit einem weinroten Teppich bedeckt und an der Decke hing ein riesiger Kronleuchter. An einer Wand war ein Kamin, in dem ein wärmendes Feuer brannte. Davor standen ein Sofa und zwei Sessel. In einen dieser Sessel setzte sich Henry, während Charlotte sich auf dem Sofa niederließ. Sie schaute ihn erwartungsvoll an und so begann er zu erzählen:"Ich war bei einem Mann zu Besuch,der behauptete sich mit Magie auszukennen. Nach längeren Gesprächen und Untersuchungen, ergab sich allerdings, dass er mir nicht helfen konnte. Er nannte mir einen Namen, der sich möglicherweise als nützlich erweisen könnte. Er sagte, dass er einen Freund mit dem Namen Magister hätte, der mir würde helfen können. Ich nehme mal an, dass Magister nicht sein richtiger Name ist, aber einen Versuch ist es wert. Ich werde mich morgen noch einmal nach ihm umhören." Charlotte blickte ihn mit müden Augen an und sagte:"Du hast recht. Es ist einen Versuch wert. Bestimmt ist es diesmal der Richtige." Mit diesen Worten stand sie auf und ging nach oben, um nach den Kindern zu sehen. Auch Henry setzte sich in Bewegung und lief die Treppe hinauf. Allerdings nicht in die Zimmer seiner Kinder, sondern in sein eigenes. Dort fiel er aufs Bett und noch bevor sein Kopf das Kissen berührte, war er eingeschlafen.


© by Toni


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