Hallo, Ich bin Evita Marita, Ich habe beschlossen an diesem heutigen Tag, es ist mein 16. Geburtstag) meine Geschichte in Form eines Buches nieder zuschreiben. Mal sehen was in meinem Leben so alles los sein wird. Ich schreibe dies nieder für meine (Vielleicht einmal) Kinder, damit sie ihre Mutter ein bisschen kennen lernen. Meine schulischen Leistungen sind durchschnittlich, ich habe Höhen und Tiefen, gerade so wie es den meisten meines Alters so geht. Eigentlich sitze ich lieber am Klavier und spiele Etüden von Chopin. Seit meinem 5. Lebensjahr lerne ich dieses Spiel, es macht mir heute viel mehr Spaß als in den ersten Jahren, da ich nun aus meinem Spiel auch schon Melodien erkennen kann. Meine Freunde und auch meine Eltern sagen ich spiele schon ganz gut. Ich denke die haben alle Recht. Ich spiele zwar immer noch mehr gerne als sehr gut, aber es kann sich hören lassen. Die schnellen Roller von Chopin laufen noch ein wenig holprig. Aber Mozart geht schon ganz gut. Liszt ist eine Herausforderung. In der Schule sind für mich die Technischen Fächer (Mathe, Physik, Chemie) meine Highlights, Deutsch und Französisch, oder auch Englisch und Historie, --- na ja. Geht ganz gut, aber nicht brillant. Ich mogle mich in Richtung zum Abitur. Aber ich sehe auch schon, einfach, also einfach wird’s nicht. Aber wofür braucht eine Pianistin eigentlich Matura?
Mein Vater ist als Maschinenbau-Ingenieur für ein großes Technologisches Unternehmen in München tätig, ja und hier wohnen wir auch. Ein bisserl am Stadtrand in Grünwald, Die Isar fließt ein paar hundert Meter am Haus vorbei. Ein kleines hübsches Haus zwischen all den Prominenten die hier niedergelassen sind. Hier leben wir seit ich mich erinnern kann. Für mich ist dies hier mein Zu Hause. Meine Mama kommt aus Österreich, genauer gesagt aus Innsbruck. Mama entstammt einer alten jüdischen Familie aus Tirol. Sie hatte mit ihren Eltern, Geschwister hatte Mama nicht, eine schwere Zeit während der Jahre 1935 bis 1945. Mama's Eltern sind aber Gott-sei-Dank rechtzeitig vor den Teufeln des 2. Weltkrieges in die Schweiz emigriert. Es ging ihnen da nicht gut, aber doch viel besser als 6 Millionen ihrer Glaubensbrüder. Und mein Papa ist, ja dem Namen nach leicht zu erkennen – Italiener. Mama und Papa haben sich kurz nach dem Krieg in München kennen und lieben gelernt, Anfang der 50er Jahre haben sie geheiratet und nach einigen Problemen kam 1970 ich auf die Welt.

Hier in München habe ich alle meine guten Freunde, im Sommer gehen wir zum Schwimmen an die Isar, und im Winter hoffe ich immer dass von einem der Freunde die Eltern ins nahe Tirol fahren und ich da schon mal zum Schi fahren mit darf. Mein Leben verläuft unspektakulär, wenn man von meinen Eskapaden die ich schon mal drehe absieht.

In diesem Jahr mache ich (ist wahrscheinlich typisch für pubertierende Mädchen) eine etwas unruhige Phase durch. Alles ist mir zuwider, alle gehen mir auf den Geist, In der Schule läuft's gerade mal so-la-la und zu Hause geht mir die Einengung schrecklich aufs Gemüt. Ich bin halt ein richtiger Teenager. Manches mal weiß ich sogar dass ich falsch liege mit meinem Benehmen, aber dann sag ich mir auch wieder, Was soll’s. Andere Töchter aus noch viel besserem Hause wie ich machen noch viel mehr Scheiß als ich.

Zurzeit bewegt mich eine Sache ganz herausragend. Viele meiner Klassenkameradinnen in der Schule haben einen Freund und erzählen auch schon mal über den „tollen Sex“ den sie am Wochenende hatten, als ob’s das normalste der Welt sei. Nun ja, Ich hatte noch keinen Mann an meine geheimen Stellen ran gelassen. Ein bisserl Schmusen manches mal, aber wenn der Junge dann mir an den Busen gehen will, dann wehre ich mich mit allen Kräften. Möchte doch keine Kinder im Schulalter bekommen. Und ich denke für Sex muss man sich doch auch mehr als bloß mal gern haben. (Das hab ich wenigstens von meiner Mami gelernt, die mir immer erklärte, Papa war ihr erster und einziger Mann in ihrem Leben). Ich bin zwar neugierig, aber da ich sehe was für eine schöne harmonische Ehe meine Eltern führen, ist ja vielleicht wirklich etwas dran an dem was Mama sagt.

Ich bin nun im vorletzten Jahr vor dem Abitur, möchte danach Pianistin werden, aber Papa sagt immer das sei ein Hungerberuf, wenn man nicht zu den 10 besten der Welt gehört. Ob ich das schaffen kann? Weiß nicht, mal sehen. Aber erst mal muss ich doch mein Abitur machen, irgendwie, halbwegs gut soll’s auch noch sein wegen dem blöden Numerus Clausus auf der Universität. Heute hab ich auch ein Päckchen von meinem Onkel Peter aus Amerika bekommen. Ein wunderschönes Kleidchen für den Sommer. Toller Stil, so was hat hier niemand, und ich werde es morgen Samstag anziehen wenn ich mit Linda meiner besten Freundin in die Disko gehe. (Hab’ Genehmigung von meiner „Regierung“ Disko mit open end wegen meines Geburtstages) Wir hatten eine schöne Geburtstagsfeier zu Hause in Grünwald, Verwandtschaft aus Tirol war auch wieder mal da, und alle haben schöne Geschenke mitgebracht, Tante Erna aus Innsbruck hat mich für den Sommer eingeladen ein paar Wochen in Innsbruck zu verbringen, das wäre cool, weil die beiden Kinder von Tante Erna (Cousin Georg und Cousine Lisa) haben ziemlich viele Freiheiten beim Ausgehen abends und die nehmen mich mit Sicherheit gerne mit. Also auf nach Tirol! ---- in 2 Monaten….. buhuuuuu.

So jetzt ist es Zeit zum Klavierüben, ich bin gerade mit Chopin beschäftigt, und der ist ja recht anspruchsvoll mit seinen Anforderungen an die Technik. Aber es macht mir doch auch wieder Spaß. Wenn ich das höre was ich spiele.

Es sind nun einige Wochen vergangen, ich war ein bisserl faul hier weiterzuschreiben, bin halt wirklich eine bequeme Dame, wie meine Mami immer mit erhobenem Zeigefinger sagt. Wir stehen nun kurz vor dem Schulende. Ich werde in Deutsch wohl eine Nachprüfung haben, meine Eltern finden das gar nicht cool. Ich hör das nun jeden Tag, wenn ich mal raus will zum Schoppen gehen mit Linda. Mich nervt das alles schrecklich. Was ist denn da dran schon so verwerflich wenn man mal einen Nachzapf hat. Da macht man am Schulanfang eine Prüfung und alles ist vergeben und vergessen. Aber nein von morgens bis abends muss ich mir nun die „Schande“meines Versagens anhören. Ich bin dessen müde. Ich will wieder Ruhe haben und mich auf andere Dinge konzentrieren. LASST MICH DOCH IN RUHE!!!!

In diesen Tagen reifte in mir ein Entschluss. Ein Entschluss dessen Tragweite mir überhaupt nicht bewusst wurde, aber meine mentale Situation ließ mich da hineintappen und es dauerte lange bis ich daraus wieder herausfand. Ich beschloss von zu Hause abzuhauen. Stellte mir das alles richtig cool vor, Ein bisschen Geld hatte ich gespart, und meinen Unterhalt dachte ich werde ich mir durch Piano spielen in Kneipen verdienen. Ich überlegte dies alles überhaupt nicht, als der Entschluss mich vereinnahmte begann ich meine Vorbereitungen zu treffen. Ich plünderte mein Sparbuch, war für mich die unheimlich hohe Summe von 1.685,00 DM Damit könnte ich doch bis nach Südamerika kommen dachte ich. (Mein Entschluss wurde auf einmal zum Selbstläufer. Nicht ich wollte abhauen, sondern alles drehte sich in meinen Gedanken um die Vorstellung bald irgendwo in Italien mich niederzulassen). Aber soweit wollte ich gar nicht. Ich packte mir in meinen Seesack ein paar Klamotten, Unterwäsche, Zahnbürste und ein bisschen Schminke. Morgen wollte ich statt in die Schule zu gehen mich in den Schnellzug setzen und Richtung Italien fahren. Gesagt getan ….

Seit etwa 6 Stunden saß ich im Schnellzug von München nach Rom. Ich war hungrig wie verrückt. Mein Reiseproviant (200 g Schokolade) war längst aufgebraucht, Gott-sei-Dank hatte ich noch eine fast volle Wasserflasche. In 15 Minuten etwa sollten wir in Mailand einfahren. Ich machte mich fertig zum Aussteigen, in der Hoffnung dass es da am Bahnhof einen McDonalds gibt wo ich mir erst mal einen dicken Burger kaufen konnte um meine Bedürfnisse zu stillen. Etwa zu der Zeit jetzt sollte ich von der Schule nach Hause kommen, also werden meine Eltern nun bald feststellen dass Ihre Tochter sich auf ihre eigenen Beine gestellt hat. Dass sich Mama und Papa Sorgen machen könnten hab ich überhaupt nicht bedacht. Keine Sekunde lang.

Der Zug quietschte sich in den Bahnhof von Mailand, ich war noch nie da hatte auch keine Ahnung wohin ich überhaupt wollte. Also erst mal war, etwas zwischen die Zähne zu kriegen, mein wichtigstes Ziel. Die Waggontüren öffneten sich und vor mir am Bahnsteig standen zwei Polizisten. Das jagte mir erst mal einen gehörigen Schreck ein aber der Strom der Aussteigenden riss mich mit und somit machte ich mich ganz klein und schlüpfte durch die Menschenmenge der Freiheit entgegen. Warten die schon auf mich oder suchen die jemand anderen. Ich wusste natürlich nicht dass es in Italien auf Bahnhöfen immer eine relativ hohe Polizeipräsenz gibt.
Also auf zum nächsten McDon. Jaaahhhhh fast noch in der Ankunftshalle war der gelbe Torbogen schon zu sehen. Hinein und einen Big Big Mac und einen Kaffee und zur Feier des Tages ein Gelati. Und dann schlenderte ich in Richtung Stadtzentrum. Ich werde über die Zeit in Italien nicht viel berichten. Es war nicht alles so toll wie ich mir das ausgemalt hatte. Mailand verließ ich schon nach einem Tag, ich fuhr per Autostop weiter Richtung Rom wo ich nach weiteren 2 Tagen auch ankam. Ich war schon zweimal hier mit meinen Eltern. Hier ging ich erst mal in ein Internetkaffee und checkte meine Mails. War nix aufregendes dabei, allerdings eine Mail von meinem Herrn Papa. Ich habe sie aber um mir nicht den Tag zu versauen ungelesen gelöscht. Ich verschwendete keine Gedanken darauf dass sich meine Eltern vielleicht Sorgen machten um mich. Rom war für mich immer ein Ort an dem ich leben, wollte. Aber ich hätte nie gedacht dass ich hier meine größte Enttäuschung erleben würde in meinem bis lang doch so kurzes Leben.

Ich lernte in Rom einen eigentlich sehr netten Mann kennen, vom Alter vielleicht nicht ganz passend für mich, er war 27 Jahre älter wie ich aber doch sehr nett und hilfsbereit. Er wurde mein erster Mann. Vielleicht hab ich ihn sogar ein wenig geliebt, ich hatte meinen ersten Sex mit ihm. Ich muss wohl sagen dass ich zwar sehr aufgeregt war davor, es mich aber dann doch nicht so vom Hocker gerissen hat. Aber es hatte auch seine schöne Seite. Dieses überwältigende Gefühl eines Höhepunktes kannte ich ja so noch gar nicht. Und ja, es war überwältigend. Ich denke mal auch Antonio hatte sein Vergnügen daran, was sich auch darin zeigte dass wir nun jeden Tag zwei oder dreimal Liebe machten.Er brachte eines Tages auch ein Rezept von einem Arzt für eine Antibabypille, da er nicht wollte (na und ich auch nicht) dass ich womöglich schwanger wurde. Wir haben diese Pillen dann gekauft und ich nahm sie immer brav am Morgen ein, sodass ich nun den Sex mit Antonio immer mehr auch selber genießen konnte, weil ich wusste dass nix passieren konnte. So
fand ich dann doch auch Gefallen daran. Antonio zeigte mir auch diese wunderschöne Stadt so wie sie vielleicht von Touristen nicht gesehen werden kann. Aber immer mehr bekam ich das Gefühl dass es Antonio nur darum ging, meinen Körper zu besitzen, denn in unserer Beziehung ging nichts weiter. Ich wohnte in seiner kleinen Wohnung, morgens gabs erst mal Sex, danach bemühte ich mich etwas zum Frühstück zu machen, Aber die sehr limitierten Zutaten ließen es meistens doch nur bei Kaffee, einem Glas Mineralwasser und vielleicht einem Stück Weißbrot mit etwas Schinken, Danach fuhren wir mit Antinio's Vespa, die wohl schon die beiden Weltkriege des vergangenen Jahrtausends miterlebt hatten, in die Innenstadt, Kolosseum, Vatikan, Einkaufsstraßen (für deren Nutzung mir nach kurzer Zeit das Geld fehlte). Ich versuchte einige Male mit Antonio zu reden wie er sich denn unser beider Zukunft sähe, aber da kam nichts richtiges von ihm herüber. Als mir das Geld knapp wurde musste ich erkennen dass aus all diesen Träumen mit denen ich hierher kam, und in denen ich auch in den 2 Monaten hier geschwelgt habe, nichts geworden ist als nur eine, riesige Enttäuschung und Niederlage. Wenn ich schon mal in einer der Kneipen in den Tourismusgegenden einen Abend lang am Klavier spielen konnte, brachte dies nur sehr wenig an Geld, aber immer viel Ärger da die Gäste mit Beethoven , Liszt und Chopin nicht gar soviel anfangen konnten. Also musste ich dann viel improvisieren, was mir aber keinen so großen Spaß machte. Nach dem 4. oder 5. mal nahm ich keine Engagements mehr an. Das war nicht meine Musik die ich da spielte. Ich erkannte dass ich verloren hatte. Ich entschied mich wieder nach Hause zurückzukehren. Mit allen Konsequenzen. Das wird eine harte Zeit geben in diesen nächsten Monaten, aber ich hatte Heimweh und ich wollte wieder in mein Zimmer und meine Augen schließen und von weniger trivialen Dingen träumen. Eines Morgens im August machte ich mich klammheimlich wieder auf den Weg zurück. Antonio habe ich nie wieder gesehen, nichts mehr von ihm gehört, er geriet in meinem Gehirn in Vergessenheit. Soweit es ging wollte ich mit dem Rest meines Geldes fahren und den Rest dann versuchen per Autotop nach München zu kommen. Ich dachte halt nur nicht daran dass alle in dieser Zeit nach Italien fuhren, aber nur wenige von Italien nach Norden wollten. Ich brauchte für den Weg zurück fast noch einmal 1 Monat.

Es war der 4 September als ich morgens gegen 7 Uhr vor unserem Haus in Grünwald stand. Ich hatte große Angst was denn nun da kommen wird. Was mach ich denn wenn mich meine Eltern nicht mehr aufnehmen würden. All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich öffnete das Gartentürchen und ging zum Haus, Ich bemühte mich ganz leise zu sein. Ich stand sicherlich 5 Minuten vor der Haustüre mit dem Finger an der Türglocke ohne sie zu drücken. Was sag ich denn nur bloß. Dann plötzlich drückte ich zaghaft den Klingelknopf. „Ding Dong“ . Nur einmal, und dann wartete ich. Ich hörte dass im Haus eine Tür geöffnet wurde, „Wer läuteten da schon so früh an der Türe, Nicht einmal morgens hat man seine Ruhe“. Der Schlüssel im Schloss drehte sich, - die Türe ging auf – ich stand vor Mama, sie sah mich mit großen Augen an, kein Wort kam über ihre Lippen, es war still wie in der Kirche. Sie öffnete die Tür weit: „Komm herein Kind, Du musst hungrig sein, wir sitzen gerade beim Frühstück“ Sie drehte sich um und ging voraus in die Küche, Ich hinter ihr nach nachdem ich die Haustür wieder abgeschlossen hatte. In der Küche saß auch Papa, er hielt inne beim streichen seines Butterbrotes, Er wechselte mit Mama einen kurzen Blick. Es stand ein Teller für mich auf dem Tisch. Papa legte das fertig geschmierte Butterbrot mit ordentlicher Wurst und Käse drauf auf meinen Teller, Mama schenkte mir Kaffee ein. Niemand sagte ein Wort woher ich komme und wo ich war. Papa strich mit seiner Hand über meinen Kopf und meinte nur: „Wir freuen uns dass Du mit uns frühstückst mein Kleines“ – Und Mama meinte: „Ruh Dich aus, und dann kannst Du ins Bad, Du willst Dich sicherlich gerne ein bisserl frisch machen“.

Nicht an diesem Tag, und nicht in den nächsten Tagen haben meine Eltern mich je nach dem Verbleib in den letzten 4 Monaten befragt. Aber sie waren sehr sehr lieb und sehr zärtlich zu mir. Sie waren nur glücklich dass ich wieder da war. In diesen Tagen verstand ich zum ersten Mal so richtig wie sehr mich meine Eltern liebten.

Nach zwei Tagen kam Papa zu mir und erklärte mir dass ich in 10 Tagen meine Nachprüfung machen dürfte, er hatte mit der Schulleitung darüber gesprochen. Und dann könnte ich wieder in die Schule gehen und mit etwas Fleiß und einem Quäntchen Glück meine Matura machen.

Ich begann mich vor meinen Eltern zu schämen. Ich hatte alles Mögliche erwartet, aber nicht die grenzenlose Liebe mit der ich wieder aufgenommen wurde. Ich büffelte in diesen 10 Tagen wie eine Irre. Täglich bis zu 18 Stunden saß ich vor meinen Büchern. Ich lernte alles über Goethe, alles über Schiller, Lessing, ich paukte die Grammatik, Satzlehre, Rechtschreiben. Ich platzte fast vor Kenntnissen als ich an diesem sonnigen November Morgen zur Schule ging um meine Nachprüfung nachzuholen. Ich hatte grenzenlose Angst zu versagen. Aber es wurde mein erster großer Erfolg. Ich bestand die Prüfung mit einem ausgezeichneten Resultat wie mir mein Deutschlehrer mitteilte). Als wir abends beim Essen saßen zu Hause fragte Mama beiläufig wie es mir bei der Prüfung gegangen wäre, und ich fühlte direkt wie ich vor Stolz 5 cm größer wurde. „Ach das war ganz einfach, ich hab die Prüfung natürlich mit sehr gut bestanden“. Papa legte Gabel und Messer zur Seite, Mama stellte ihr Trinkglas ab, beide sahen auf mich und Papa sagte: „Ich wusste doch dass Du dies schaffst. Das ist gut dass Du jetzt direkt in die Maturaklasse eintreten kannst. Du wirst sehen das wird auch ein Klacks für Dich.

Ich mach’s kurz, sieben Monate später absolvierte ich mein Abitur. Mit Auszeichnung, Note 1,2 . Wahnsinn. Meine Eltern waren völlig aus dem Häuschen. Durch Zufall belauschte ich ein Gespräch von Mama und Papa am Abend wo sie sich eingestanden wie glücklich ich sie mit dieser guten Leistung gemacht hätte. Papa lobte mich mit wunderbaren Worten und Mama pflichtete ihm immer wieder bei. Ich hörte bald nur mehr: „Unsere brave, gescheite, intelligente, tüchtige Tochter“. Ich glaube damals habe ich meinen Eltern das erste Mal so richtige Freude gemacht. Meine Schulzeit war vorüber. Und ich widmete mich nun wieder mit all meiner Energie meinem Klavier. Obwohl, …….. ich war mir nicht mehr so sicher ob ich wirklich noch Pianistin werden wollte. Jetzt als Maturantin standen mir doch alle Universitäten offen. Aber ich spielte trotzdem, Klavier war ja nun mal meine Passion.

Ich hatte nun aber viel Zeit um mir alles gründlich zu überlegen. Ich wollte dann auch ein paar Wochen nach Tirol fahren zur Verwandtschaft, und meine Eltern bereiteten sich auf ihren wohlverdienten Urlaub vor. Mama wollte eine Besuchsreise zu den Schlössern der Loire in Frankreich machen, und somit begannen sie diese Reise zu planen, es wurde sogar ein neues komfortables Auto gekauft damit man von dieser Seite her nicht mit bösen Überraschungen rechnen mussten. Ich freute mich für meine Eltern, dass sie diese lange geplante Reise nun tatsächlich machen konnten, Und auch darüber dass sich mein Papi einen langersehnten Traum erfüllte und einen wunderschönen Mercedes 320 CLK kaufte. Alles schien so wunderbar zu sein. Wir alle waren nach den langen beschwerlichen Jahren meiner Mittelschulzeit sehr glücklich geworden. Dies wollten wir nun genießen.

Ja und noch etwas hat mein Leben verändert. Als Papa sich seinen Traum erfüllte und dieses wunderschöne Auto kaufte, lud er mich zu einer Fahrt in die Umgebung von München ein. Und wir fuhren in unserer „Luxusschaukel“ so dahin, und sprachen über dies und das, auch über meine Zukunftspläne, und plötzlich sah mein Papa etwas in einem Autohaus am Stadtrand. Er wollte unbedingt sich diesen Wagen ansehen. Also eingeparkt, raus aus dem Auto, ich schaute ihn von der Seite an, und meinte nur beiläufig, „Du hast aber schon ein schönes Auto, willst Du denn noch einen haben“ Er meinte nur, es kann ja auch mal sein dass das eine Auto in die Werkstatt müsse, und was dann? Vor allem wunderte ich mich dass wir hier vor einem BMW Händler standen, aber was soll’s, Es machte ja auch Spaß Autos anzugucken. Wir gingen rein, einer der Verkäufer kam direkt zu uns und fragte nach unseren Wünschen. Papi meinte er würde sich gerne das neue Cabrio von BMW den Z4 angucken, und eventuell eine Probefahrt damit machen. Man wies uns in die „Geheimnisse dieses neuen Modells ein, und danach durften wir eine kleine Probefahrt damit machen. Papa wollte dass ich fahre, weil er sich dann mehr auf das Auto konzentrieren konnte. Wir fuhren so etwa 15 Minuten auf den Landstraßen spazieren. Er fragte mich wie sich das Auto fährt, nun was sollte ich schon sagen, „Phantastisch“ gutes Handling begann ich fachzusimpeln, und herrliche Straßenlage auch wenn man mal ein bisserl schneller fährt. Nun wir fuhren zurück zum Geschäft, und zu meinem absoluten Erstaunen erklärte Papa dem Verkäufer: Ja wir nehmen ihn wenn wir diesen hier sofort haben können. Sie machen die Anmeldung morgen und wir kommen am Abend und holen ihn ab. Und dann kam der absolute Hammer, er erklärte dem Verkäufer, nein nicht mir! – dem Verkäufer, dass dieses Auto ein Geschenk für seine Tochter sei. Und die auch als Fahrzeughalter in die Papiere eingetragen wird. Ich verstand erst gar nichts. Dann überlegte ich ……. Seine Tochter, das bin doch ich!!!!!
Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und fiel meinem Papi um den Hals und dann strömten die Tränen, der Verkäufer war sichtlich gerührt, wenn auch höchst zufrieden über diesen Abschluss am Freitagnachmittag. Die ganzen Formalitäten erlebte ich wie in Trance. Ich saß in MEINEM Auto und konnte es gar nicht fassen. Meine Eltern haben mir als Belohnung für meine gut abgelegte Matura ein absolutes Traumauto gekauft. Ich schwebte im 7. Himmel.

Am Montag danach etwa gegen 15 Uhr nach Mittag fuhren 2 Autos in unsere Einfahrt, ein roter Z4 und ein zweites Auto und ich war auch schon draußen, der Händler hat uns das Auto gleich nach Hause gebracht. Wir baten die beiden Herren ins Haus, wir erhielten die Fahrzeugpapiere und alles was wir sonst von dem Auto noch brauchten und nach 15 Minuten fuhren die beiden wieder davon, aber diesmal nur mit einem Auto. Der rote Flitzer blieb in der Einfahrt stehen. Und in meiner Handtasche klimperte der Schlüssel zu diesem wunderschönen Automobil. Wir waren nun alle mit Reisevorbereitungen beschäftigt, Mama und Papa wollten nach Frankreich, und ich hatte vor für 2 Wochen mich bei unserer Verwandtschaft in Innsbruck einzunisten. Ich fuhr nun jeden Tag mindestens eine Stunde mit dem neuen Auto in der Umgebung herum, um es kennen zu lernen und mich mit dem Fahren dieses Autos vertraut zu machen. Außerdem wollte ich den Nachbarn natürlich auch zeigen was ich nun für einen tollen Schlitten fuhr. Tante Erna erzählte mir am Telefon, dass auch unser Onkel Peter aus New York kommen würde für ein paar Tage und da freute ich mich besonders drauf. Er war schließlich „Mein Onkel aus Amerika“. Onkel Peter war Architekt und er managte ein kleines aber feines Architekturbüro in Staten Island. Einer Insel vorgelagert zu Manhattan. Er wusste immer so wahnsinnig tolle Geschichten zu erzählen. Der Tag der Abreise meiner Eltern rückte näher und eines Morgens war es dann soweit. Es wurde das neue Auto mit Gepäck voll gepackt, meine Eltern hatten vor so etwa 3 Wochen weg zubleiben. Gegen Mittag war’s dann soweit. Wir verabschiedeten uns, Mama und Papa baten mich noch vorsichtig mit meinem Auto zu sein, und dann fuhren sie los. Wir wollten den Kontakt übers Telefon halten. Wir hatten alle Handys und somit sollte ich auch immer wissen wo sie gerade sind. Und umgekehrt.

Ich stieg am nächsten Morgen in meinen roten Flitzer und machte mich auf den Weg nach Innsbruck. Die Entfernung war ja nicht so weit, also beschloss ich mir Zeit zu lassen und die schöne Strecke über den Achensee zu fahren. Meine erste große Reise mit dem ersten eigenen Auto. Ich war voller Glückshormone und saß stolz wie Oskar im offenen Cabriolet. Meine langen roten Haare bewegten sich leicht im Fahrtwind, und jeder den ich überholte oder der mich überholte hupte mich an. Es war ein erhebendes Gefühl. Natürlich wurde ich von den männlichen Autofahrern angemacht, aber dafür hatte ich keine Zeit. Ich wollte natürlich so schnell wie möglich nach Innsbruck. Ja ich denke ich machte eine recht gute Figur, Lange kupferrote gewellte Haare, sanft geschminkt, ein heißer Minirock. Gott ich platzte fast vor Selbstbewusstsein.

So etwa 4 Stunden später kam ich bei meinen Verwandten an. Großes Hallo, meine Cousine und mein Cousin hatten offene Münder als sie mich in die Einfahrt fahren sahen. Tante Erna kam aus dem Haus, sie umarmte mich und meinte wie sehr es sie freut dass sie nun 3 Kinder haben wird für 2 Wochen. Ich bekam erst mal was Kleines zum jausen und ein feines selbst gemachtes Holundergetränk. Und dann musste ich erzählen was so bei uns in München in den letzten Wochen Monaten los war. Nun ich erzählte die Highlights, Autokäufe, Matura, und nun die Reisen der Tognazzis aus München. Tante Erna fabrizierte ein wundervolles Tiroler Abendessen. Speckknödel, Kraut, ein schönes Stück Geselchtes, und ein Glas gutes Bier dazu. Meine Tiroler Tage hatten wunderbar begonnen. Meine beiden Cousins mussten noch für 3 Tage zur Schule gehen. Dann gab’s auch hier Ferien. Da sie beide recht gute Schüler sind, ging der Schulschluss recht stressfrei über die Bühne. Meistens am Nachmittag musste ich für die Familie immer etwas am Klavier spielen und dann saßen alle ganz andächtig da und lauschten den Klängen von Chopin, Liszt oder Mozart. An den Wochenenden ging ich mit den beiden Cousins abends meistens auf die Piste. Ohne Auto natürlich. Manches mal nahmen wir auch Tante Maria mit, aber sie ging dann auch immer so nach 2 bis 3 Stunden wieder nach Hause. Tante Maria war eine Alleinerziehende Mutter. Ihr Mann, der Vater der beiden Kinder hatte sie schon vor ---- ich glaube 15 Jahren wegen einer anderen Frau verlassen. Über ihn wurde in der Familie nicht gesprochen. Tante Maria war eine Cousine meines Vaters und Onkel Peters. Mein Vater und Onkel Peter waren Brüder.

Wir hatten in diesen 2 Wochen riesigen Spaß. Tagsüber stromerten wir durch die Theresienstraße und all diese schönen kleinen Boutiquen, abends waren wir entweder zu Hause oder wir machten Party in einer der vielen Diskos in dieser bezaubernden Stadt.

In den letzten Tagen die ich in Innsbruck war, kam dann auch noch unser „Onkel aus Amerika“. Onkel Peter ist ein wundervoller, liebenwerter und sehr verständlicher Mann. Und er ist so wahnsinnig gutaussehend und jung geblieben. Abends ging er mit uns in eine Disko, und ich war perplex mit was für einem Elan er sich da auf dem Tanzparkett bewegte. Onkel Peter war mein absolutes Vorbild. Wir hatten auch ein langes Gespräch anlässlich eines Stadtbummels den wir beide zusammen machten über meine Zukunft und was ich mir dafür so vorstellte. Beiläufig fragte er mich ob ich nicht Interesse an Architektur hätte. Ich mochte Onkel Peter, außerdem fand ich dass er meinem Papi sehr ähnlich war. Nicht in seinem Äußeren, aber seine Ansichten waren sehr kompatibel.

Der Tag meiner Abreise rückte näher, Ich wusste dass in etwa 5 Tagen auch meine Eltern wieder nach Hause kommen wollten, und so wollte ich auch ein bisschen zu Hause alles wieder in Ordnung bringen und meine Wäsche schon mal abarbeiten. Onkel Peter wollte noch etwa 3 Tage in Innsbruck bleiben, und danach wieder zurück nach New York fliegen. Mit einem weinenden und einem lachendem Auge verabschiedete ich mich von Tante Maria, Daniel und Lisa, und von Onkel Peter. Ich setzte mich in meinen roten Flitzer und fuhr los. Es war etwa 14 Uhr und so konnte ich mir ausrechnen dass ich so gegen 18 Uhr wenn ich über die Autobahn fahre zu Hause in Grünwald sein kann. Das Wetter war sehr schön, Ich fuhr wieder mit offenem Verdeck hatte meinen Spaß mit den jungen und auch reiferen Männern auf der Straße und kam gegen 17:45 zu Hause an. Ich rief erst mal gleich meine beste Freundin Linda an und meldete mich zurück, die war froh weil es Ihr so langweilig war ohne mich, wir verabredeten uns für den nächsten Tag.

Ich rief auch in Innsbruck an und teilte mit dass ich gut angekommen bin. Und dann wartete ich auch auf den Anruf meiner Eltern die mir etwas genauer mitteilen wollten wann sie nach München zurück sein werden. Ich machte mir eine Kleinigkeit zu Essen, trank ein Glas guten Wein aus der Wachau. Und danach setzte ich mich mit dem Telefon vor den Fernseher und wartete auf Mamas Anruf. Aber der kam nicht. Es war mittlerweile schon fast Mitternacht, aber das Telefon blieb stumm. Also entschloss ich mich nun meinerseits meine Eltern anzurufen um zu sehen wo sie denn nun schon sind. Ich wählte --- besetzt. Also 5 Minuten später noch einen Anlauf, wieder besetzt. Nach einer halben Stunde versuchte ich es nochmals, es war immer noch besetzt. Also ist irgendwas mit dem Telefon passiert. Vielleicht ist es kaputt gegangen. Ich beschloss schlafen zu gehen. Morgen werde ich nochmals versuchen oder vielleicht haben sie bis dahin mich erreicht.

Ich stand im Bad, putzte mir die Zähne als es läutete. Ich sah auf die Uhr, fast ein Uhr morgens, verdammt wer will denn jetzt was von mir. Ich zog mir den Morgenmantel an und lief zur Haustüre, betätigte die Eingangskontrolle, und sah am Videobildschirm 2 Herren in Polizeiuniform. Mir gefror das Blut in den Adern. Was hab ich nun schon wieder angestellt. Ich betätigte den Türöffner fürs Gartentor, und öffnete die Haustüre. Ich rief den beiden ein freundlich Guten Abend zu das sie sehr kurz und leise erwiderten. Sie kamen zur Haustüre und auf meine Frage was denn so spät sie zu mir führe fragten sie mich ob sie nicht ins Haus kommen dürften. Ich begann zu zittern, bat die beiden ins Haus und wir gingen ins Wohnzimmer wo ich einen Platz anbot und fragte ob ich ihnen was zum Trinken anbieten dürfe. Ich fing an zu sprechen und hörte nicht mehr auf, die beiden blieben stehen und unterbrachen nach ein oder zwei Minuten meinen Redeschwall. „Sind Sie Fräulein Evita Tognazzi?“ Ja um Gottes Willen was führt Sie zu mir?“ Der eine der beiden kam zu mir nahm mich am Arm und forderte mich nun seinerseits auf mich zu setzen. „Evita, wir müssen Dir eine schlimme Nachricht überbringen. Deine Eltern hatten heute Nachmittag auf der Autobahn von Paris nach Reims einen schlimmen Unfall.“

„N E I N !“

Ich fiel in mich zusammen und plötzlich entlud sich mein Schock in einem Weinkrampf der mich schüttelte und die Tränen flossen ohne Unterlass. Wie geht es meinen Eltern wollte ich wissen. Nun setzten sich beide links und rechts von mir auf die Couch und der Wortführer begann leise und sanft mir zu erzählen was passiert sei. Ein irrer Autofahrer war mit etwa 180 km/h in das Auto meiner Eltern die vollkommen vorschriftsmäßig fuhren etwa mit den erlaubten 120 km/h in das Auto meiner Eltern gekracht. Die Rettung kam innerhalb von 7 Minuten, auch zwei Rettungshubschrauber waren sofort da. Mama war sofort noch an der Unfallstelle verstorben. Papa wurde mit schwersten Verletzungen in eine Spezialklinik nach Paris geflogen. Er schwebt in akuter Lebensgefahr. Die Ärzte tun ihr bestes.

Ich war wie betäubt. Mein Weinkrampf hörte auf. Ich hörte nicht mehr was die beiden noch sagten. Meine Welt war zusammengebrochen. Ich konnte nicht mehr. Einer der beiden Polizisten brachte ein Glas Wasser aus der Küche und sie flößten mir ein paar Schlucke davon ein. Dann fragte mich der Ältere der beiden ob ich Verwandte hätte die mir momentan beistehen könnten Es läutete wieder an der Haustür, einer der beiden ging zur Tür und es kam der Pfarrer unserer Kirche herein. Er beugte sich zu mir und umarmte mich. Er sagte noch einiges aber ich habe das nicht verstanden, oder nicht zugehört, oder nicht zuhören können. Ich begann zu sprechen, aber ich sagte immer nur den einen Satz, „Ich muss Onkel Peter anrufen“ immer wieder, so dass mich der Polizist nach der Adresse fragte oder einer Telefonnummer. Ich gab ihm einfach mein Handy. Und dann hörte ich wie er mit Onkel Peter sprach, weiß Gott warum der so schnell um diese Zeit ans Telefon kam. Er gab das Telefon noch an den Herrn Pfarrer weiter und der hatte auch noch ein paar Worte mit meinem Onkel gesprochen. Der Herr Pfarrer sagte noch am Ende „Ich bleibe bei Evita bis Sie hier sind. Fahren Sie um Gottes Willen vorsichtig.“

Sie betteten mich dann auf die Couch, der jüngere Polizist holte eine Decke aus dem Schlafzimmer und deckte mich zu, dann verließen mich meine Kräfte und ich fiel in einen komatösen Schlaf. Ich weiß nicht wie lange ich so da lag, ich hatte wirres Zeug geträumt, dann hörte ich in meinem Fieberwahn wieder die Türglocke, aber ich kümmerte mich nicht darum. Sekunden später kniete Onkel Peter neben mir und nahm meinen Kopf in seine Hände

„Mein Kleines, mein armes kleines Mädchen“ hörte ich ihn immer wieder sagen. Ich bekam noch mit wie er den Herrn Pfarrer verabschiedete, dieser legte mir noch seine Hände auf den Kopf und segnete mich und dann hörte ich ihn wie er mir Kraft durch Jesus versprach. Nach einer Minute oder so war ich dann alleine mit Onkel Peter. Wir haben beide geweint, Ich habe noch nie gesehen dass ein Mann weint, Onkel Peter vergoss Tränen für seine Schwägerin und seinen so schwer verletzten Bruder.

Ich muss zu Papa!

Wir nahmen Kontakt auf zu dem Hospital in Paris wo mein Vater in Behandlung lag. Man machte uns keine großen Hoffnungen, sah aber in unserem Kommen doch eine positive Aktion, die auch helfen könnte. Wir setzten uns kurz nach Mittag in mein Auto und fuhren los. Onkel Peter fuhr, und wir schafften es in 7 Stunden nach Paris reinzufahren. Wir suchten direkt das Krankenhaus auf und sprachen mit dem Stationsarzt, Er erklärte uns was es mit den Verletzung von Papa auf sich hatte und dass sie so schwer waren dass man eigentlich täglich mit dem Schlimmsten rechnen musste. Ich war völlig niedergeschlagen. Wir sahen meinen Papi durch eine Glasscheibe hindurch, Eine Menge Geräte und Monitore waren an ihn angeschlossen. Ich wusste dass ich Paris nicht ohne meinen Papa verlassen würde, sei er nun tot oder sei er gesund. Ich werde hier bei ihm bleiben. Onkel Peter blieb noch 2 Tage bei mir, dann musste er allerdings sich auch wieder um seine Geschäfte kümmern. Aber er wusste dass ich mich um seinen Bruder kümmern werde. Und dies hat ihn sehr beruhigt. Immer wieder sagte er mir wie stolz er auf mich ist und dass aus mir mal was Großes werden würde. Onkel Peter versprach mir noch zum Abschied von Mama zu kommen. Als er abflog merkte ich erst wie alleine ich nun plötzlich war. Ich begann damals für meinen Papa zu beten. Ich hatte mit dem Glauben nie sehr viel am Hut, Aber meine Mami war doch sehr gläubig und so dachte ich es würde ihr auch gefallen wenn hier jemand für sie betet. Diese Gebete vermittelten mir eine große Ruhe. Sie konnten meine Trauer nicht dämpfen, aber sie gaben mir die Ruhe mit dem Unwiderruflichen umzugehen. Tränen verdünnen die Trauer. Und ich wusste auch plötzlich dass ich nun für Papa da sein muss. Ich war nun schon eine Woche in Paris und erledigte die Überführung von Mamis Leichnam nach München. Papa war in ein künstliches Koma gelegt worden, so dass ich nicht viel für ihn tun konnte. Ich flog mit dem gleichen Flugzeug in dem auch Mamas Sterbliche Überreste nach Hause gebracht wurden nach München. Das Auto ließ ich in Paris, da ich momentan sowieso nicht fahren wollte. Am Flughafen in München erwartete mich Linda, Ich sah sie das erste Mal seit der Tragödie. Wir fielen uns stumm in die Arme und weinten. Es tat gut jemanden zu haben der ohne viel zu reden meinen Gemütszustand verstand. Linda hatte für mich ein Bestattungsinstitut organisiert die nun auch schon da waren. Wir holten nach all den Zollformalitäten den Sarg ab und fuhren mit Linda direkt zum Institut, wo man mich über die Gepflogenheiten aufklärte. Die Leute waren sehr nett und ich war froh dass sie mir alles an Amtsgängen abnahmen. Wir setzten das Begräbnis auf einen Termin eine Woche später so dass ich alle Verwandten benachrichtigen konnte und sich auch Onkel Peter und seine Frau auf den Termin einrichten konnten. In dieser Woche die ich wartete, war ich die meiste Zeit bei Mami in der Aufbahrungshalle und sprach zu ihr. Es wollte mir jedes Mal fast das Herz zerreißen.

Einen Tag vor dem Begräbnis kam auch Onkel Peter und Tante Maria, und somit war wenigstens in diesen Stunden so viel los dass ich ein wenig abgelenkt war. Am Abend vor dem Begräbnis saß ich mehrere Stunden mit Onkel Peter und Tante Erna in unserem Wohnzimmer und sprachen über meine Zukunft. Ich wusste mittlerweile dass meine Eltern nicht gerade arm waren, und dass genügend finanzielle Mittel da waren um auch eine lange Rekonvaleszenz meines Vaters mich in keine Probleme stürzen würden. Auch sagte mir Onkel Peter alle Unterstützung zu sollte es doch zu irgendwelchen Engpässen kommen. Der Gute! Mein Onkel meinte an diesem Abend ganz beiläufig „Du könntest Architektur studieren, hier in München, oder wenn es dir lieber ist auch in USA. Wenn Du fertig bist könntest Du bei mir in der Firma einen guten Job bekommen, sodass dies für Dich keine Kopfzerbrechen mehr macht wie es weitergehen soll“. Der Gedanke war auch wirklich nicht so abwegig und ich versprach mich mit diesem Gedanken zu beschäftigen sobald ich etwas Licht wieder sehe im Tunnel. Ich glaube in dieser Nacht fasste ich den Entschluss, Architektin zu werden.

Die Begräbnisfeierlichkeiten verlangten mir nochmals alles ab. Mir war dies alles so unwirklich, ich konnte nicht fassen dass meine Mami nun da hinunter in diese tiefe Grube musste und ich sie nie nie nie wieder sehen werde.

Mein Leben hatte sich von einen Tag auf den anderen völlig verändert. Ich musste die Verantwortung über meine Zukunft selbst übernehmen. Ich musste, ja ich wollte der Welt zeigen dass ich durchaus in der Lage bin etwas aus mir zu machen. In erster Linie musste ich sehen, meinen geliebten Papa wieder nach Hause zu bringen. Ich war entschlossen alles für ihn zu geben, selbst wenn das hieße dass ich für den Rest seines Lebens ihn pflegen und behüten muss. Ich wusste was ich ihm schuldete. Solche Eltern wie ich sie hatte gibt es nur einmal auf der Welt. Und ich wollte der Welt zeigen dass ich dies wusste. Onkel und Tante reisten zwei Tage nach Mamas Beerdigung wieder ab. Vor ihrem Abflug hatte ich mit Onkel Peter noch einmal ein Gespräch. „Ich möchte Architektin werden, um meinen Eltern zu zeigen was in mir steckt, und dass ihre Erziehung aus mir ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft gemacht hat“ Onkel Peter antwortete darauf mit einer sehr liebevollen Umarmung, und dem Versprechen dass er mich während des Studiums mit all seiner Kraft begleiten würde. Was immer ich benötige, --- ein Anruf genügt. Und dann war ich wieder alleine. Ich rief jeden Tag im Krankenhaus in Paris an und erkundigte mich nach Papis Befinden, jeden Tag erhielt ich die gleiche Antwort. Sie müssen warten und beten. Das tat ich denn auch. Ich fand meinen Weg zu Gott. Ich flehte ihn an mir nicht auch noch Papa zu nehmen und dafür versprach ich ihm alles was ich so zu bieten hatte. Ja ich wäre sogar ins Kloster gegangen wenn Er dies gewollt hätte. Aber es kam lange kein Zeichen von ihm.

Ich musste noch warten bis die Nachlassverhandlung abgewickelt wurde. Als ich dann bei Gericht saß und darauf wartete was denn nun entschieden wurde, (na ja ich wusste ja dass dies ja sowieso nur eine Formsache war) erfuhr ich erst mal was für ein gigantisches Vermögen mir meine Mutter hinterlassen hatte. Und nach einer Verfügung meines so schwer kranken Vaters, wurde mir auch sein Vermögen zu treuen Händen überantwortet. Ich war plötzlich eine sehr sehr reiche junge Frau geworden. Etwas auf das ich so gerne verzichtet hätte wenn wir alle Mami, Papi und ich gemeinsam nach Hause hätten fahren können. Ich verfügte plötzlich über ein Bankvermögen (Aktien, Geschäftsanteile, und Bareinlagen) im Gesamtwert von nahezu 7 Millionen Deutsche Mark. Ich war ein reiches Mädchen geworden, und so begann ich mich dafür auch zu interessieren wie man mit einem solchen Vermögen umgeht. Ich hatte ja auch selber Ersparnisse von etwa 125.000 DM. Dieses Geld war erst mal gut für mich und ich musste das Geld meiner Eltern nicht angreifen. Nachdem diese Erbschaftsangelegenheit erledigt war flog ich wieder nach Paris um mich um meinen kranken Papa zu kümmern. Damit ich nicht soviel Geld ausgeben musste mietete ich mir eine kleine Garcionaire in der unmittelbaren Umgebung der Klinik. Nun musste ich Papa wieder gesund bekommen.

Papa war immer noch im künstlichen Koma, aber der Chefarzt meinte dass man ihn in den nächsten Tagen daraus aufwecken würde, um zu sehen wie die Behandlungen angeschlagen haben. Es dauerte noch 3 Tage und Papa wachte auf. Ich saß an seinem Bett, hielt seine Hand und da plötzlich machte er die Augen auf. Ich läutete nach der Schwester und sprach Papi an. Ich deutete ihm dass er nicht antworten sollte wenn es ihn anstrengt, bloß mit den Augen blinzeln damit ich weiß dass er mich hört. Und Papa sprach zu mir: „was ist los, wo bin ich was ist denn geschehen“? Ich sagte ihm in kurzen Worten dass er einen Unfall hatte aber dass jetzt wieder alles gut wird. Er seufzte, und fragte nach Mama. Ich sagte nur es geht ihr gut, sie liegt in einem anderen Krankenhaus, und er solle sich keine Sorgen machen. Mein Gott ich kämpfte mit den Tränen, aber ich durfte ihm die Wahrheit nicht sagen Ich durfte ihm nicht sagen dass ich unsere Mami vor 5 Tagen begraben habe. Mein Gott was würde er sagen wenn er die Wahrheit wüsste. Der Professor kam und ich ging raus um die Untersuchungen nicht zu stören.

Nach einer Viertelstunde kam der Professor zurück. Sein Gesicht war sehr ernst. Er meinte es geht Papa momentan besser, aber er ist nicht überm Berg. Wir müssten immer noch mit dem Schlimmsten rechnen. Ich war todunglücklich aber ich wollte genau Bescheid wissen. Auch wenn’s wehtat. Papa hatte schwerste innere Verletzungen die zwar sofort nach seiner Einlieferung operiert wurden. Aber einige der Körperfunktionen konnten nur durch künstliche Geräte aufrechterhalten werden. Wie lange noch, konnte mir auch der Professor nicht sagen.
Papi wurde künstlich ernährt, sein Blutdruck musste künstlich auf einem Niveau gehalten werden. Seine Lungenfunktionen waren eingeschränkt seine Milz war ihm entfernt worden und ein Teil seiner Leber auch.

Ich wollte Papa nun nach München bringen, um ihn dort immer bei mir in nächster Nähe zu haben. Der Professor an der französischen Klinik war sehr freundlich obwohl er seine Bedenken hatte. Aber schließlich nach weiteren etwa 2 wöchigen Wartezeiten organisierte ich einen Ambulanzflug nach München. Der Assistenzarzt aus der französischen Klinik sowie ein Spezialist aus dem Münchner Krankenhaus würden Papa im Flugzeug begleiten und dabei für sein Wohl sorgen. Außerdem war noch eine Krankenschwester dabei. Ich selber fuhr mit dem Auto in der Nacht vor dem Ambulanzflug nach München. Ich schaffte die Strecke in etwas über 7 Stunden, und fuhr auch direkt zur Klinik wo man schon auf den Patienten wartete. Nach etwa einer Stunde landete der Flieger in München und etwa 20 Minuten später kamen Papa und die Ärzte im Hubschrauber auf dem Krankenhauslandeplatz an. Papa hatte die Reise ohne Komplikationen überstanden. Ich war froh dass Papa nun zu Hause war. Sofort begannen die Ärzte mit den Untersuchungen und der französische Arzt gab noch wertvolle Hinweise worauf man besonders zu achten hatte. Dr. Faulines flog in den späten Abendstunden wieder nach Paris zurück. Ich verabschiedete mich und er wünschte mir alles Gute für die Genesung meines geliebten Vaters. Nun war ich wieder in München. Und nun konnte ich auch mein Studium anmelden und damit beginnen. Es war nun Anfang Oktober, Papas Zustand war nach der Diagnose des Münchner Professors nach wie vor kritisch, wie er mir erklärte.

Ich verbrachte viel Zeit mit Papi, ich saß an seinem Bett wenn er schlief, hielt seine Hand gab ihm zu trinken wenn er Durst hatte, Einmal meine er so zu sich selbst: „Ich kann nicht einfach gehen, sie braucht mich doch“. Ich weinte als ich das hörte. Ich hatte schreckliche Angst.

Ich habe Papa vieles erzählt aus der Zeit in der ich weg war, und auch sonst alles mögliche, ich betete jeden Tag in einer kleinen Kirche in die ich nun immer frühmorgens und spätabends ging um mit meinen Herrgott Zwiesprache zu halten. Und immer wieder fragte ich Ihn ob Papa wieder halbwegs gesund werden wird. Aber darauf bekam ich auch von Ihm keine Antwort. Weihnachten kam immer näher, es war schon Mitte Dezember, als ich ins Krankenhaus kam wurde ich sofort zum Professor geschickt. Der eröffnete mir dass es zu Komplikationen gekommen sei. Er erklärte mir dass dies nun eine sehr kritische Phase ist und ich auch durchaus mit dem schlimmsten rechnen müsse. Man hat zur Sicherheit Papa wieder in ein künstliches Koma versetzt. Als ich ein paar Minuten später am Krankenbett stand war ich zu Tode erschrocken. Papa war völlig eingefallen, und er reagierte auf keinerlei Berührungen von mir. Dieser Zustand hielt eine Woche an. Ich saß nun täglich an Papas Bett und hielt seine Hand, ich erzählte ihm nun alles was ich in den letzten Jahren für mich behalten hatte. Ich erzählte ihm auch von Mamas Reise in die Ewigkeit, aber ich weiß nicht ob er mich gehört hat. Ich hoffe es so sehr dass er mich gehört hat. Onkel Peter kam auch noch am 20 Dezember. Er blieb bis zum Ende. Am 22. Dezember 1998, abends gegen 18:00 ist Papi von mir gegangen. Ich war nun vollkommen leer.

Wir begruben Papa neben Mama zwischen Weihnachten und Neujahr. Danach flog ich mit Onkel Peter nach New York, ich sollte mich etwas ausruhen und meine Gedanken sammeln. Ich hatte viele lange Gespräche mit meinem Onkel, und in dieser Zeit wurde mein Entschluss Architektin zu werden gefestigt. Ich blieb fast 4 Wochen in Amerika, dann flog ich zurück in mein kleines Haus in Grünwald. In ein kleines leeres Haus das ich nun allein bewohnen würde. Ich ließ das Haus renovieren, ausmalen den Garten neu machen, all die Dinge die immer Papa organisierte. Und dann saß ich oft am Fenster und träumte von meiner so wunderbaren Kindheit, die nun ein so jähes und schreckliches Ende genommen hat. Abends kam nun immer Linda zu mir, und sie versuchte durch ihre Besuche meine Gedanken in eine andere Richtung zu leiten. Was hätte ich wohl ohne Dich meine liebe Freundin gemacht. Was wohl?

Ich begann nun auch meine Vorbereitungen für mein Studium, ich bemühte mich um die nötigen Ausbildungsplätze, besorgte mir die nötige Fachliteratur, und begann schon mal mich durch diese Bücher durchzulesen. In diesen Tagen wurde ich in einem Münchner Cafe auch von einem sehr netten Herrn mittleren Alters (so um die 45) angesprochen, der unbedingt mit mir ein paar Fotos machen wollte. Nun ich fand das recht amüsant, und da er mir auch versicherte dass er nicht auf Schmuddelbilder aus war, sondern richtige Kunstwerke schaffen wollte, willigte ich in ein Photoshooting ein welches wir am nächsten Tag in seinem Atelier in Schwabing machen wollten. Ich war völlig von der Wolle als er mir zwei oder drei Tage später eine DVD mit all den Bildern zuschickte. So wundervolle Bilder von mir hat es noch nie gegeben. Alle sehr schön sehr ansprechend und alle zum Herzeigen für jedermann. Immer wieder ließ ich die DVD am Fernseher ablaufen. Und als Linda am Abend kam, musste ich sofort auch ihr diese Bilder zeigen. Sie war ganz aus dem Häuschen. Als mich der Fotograf wieder anrief und mich um meine Meinung fragte lobte ich ihn über den grünen Klee. Was er gleich zum Anlass nahm, mich fürs nächste Shooting zu buchen. Diesmal gab’s sogar Geld dafür, da er die Aufnahmen für eine Kosmetikfirma in München machen wollte. Diese Firma hat dann sogar eine Stilistin, einen Coiffeur, und eine Kosmetikexpertin geschickt, und wir hatten einen ganzen Tag harte Arbeit gehabt, um am Abend so etwa 1.000 Schüsse gemacht zu haben. Ich durfte die Bilder wohl angucken, aber diesmal musste ich die Rechte an den Bildern abgeben, was allerdings für mich mein erstes selber verdientes Geld brachte. Ich verdiente mit diesen Bildern 4.000 DM. Aber mit dem ersten selbstverdienten Geld ging auch meine Kindheit zu Ende.



In den nächsten Monaten machte ich Hunderte Fotos mit allen möglichen Fotografen. Meine Agentur hielt mich mit Aufträgen auf Trab, und ich kam nur sehr schwer mit meinem Studium weiter. Aber der Rubel rollte und so dachte ich erst mal nicht daran was sein wird wenn mein Gesicht auf Fotos nicht mehr so gefragt sein wird. Plötzlich aber merkte ich dass ein Jahr beinahe vergangen war, ich hatte zwar ein paar Mark mehr auf dem Konto, aber mit meinem Studium war nix weitergegangen. Und Onkel Peter begann sich Sorgen zu machen ob ich denn überhaupt noch Interesse daran hatte, zu studieren. Das weckte mich dann aber doch sehr schnell auf. Am 8 Januar 2000 hatte ich mein letztes Fotoshooting. Ich meldete mich bei der Agentur ab, und widmete mich nun voll und ganz meinem Architekturstudium.Es kamen immer wieder Anfragen von Fotografen die es nicht wahrhaben wollten dass ich nicht mehr zur Verfügung stand. Anfangs fiel es mir noch schwer, aber nach dem 10. Anruf war es schon einfach, einfach abzusagen. Nun allerdings kniete ich mich in das Studium und ich arbeitete mir einen Schlachtplan aus wie ich die Prüfungen und vor allem zum guten Ende dann auch meine Diplomarbeit machen wollte. In den Jahren 2000 bis 2005 gab es für mich nichts anderes als lernen, lernen und nochmals lernen. Ich absolvierte die ganzen technischen Fächer wie Mechanik, Statik, Darstellende Geometrie mit Bravour, konnte immer mit der höchstmöglichen Punktezahl punkten, nur einmal ging ich baden und musste eine Prüfung wiederholen. Aber nicht weil ich es nicht beim ersten mal schaffte, sondern einfach weil ich verschlief und 2 Stunden zu spät zum Prüfungstermin erschien. Als mich der Professor dann mehr oder weniger rausschmiss wollte ich im Boden versinken. Aber das war einfach mein Verschulden und es geschah mir wohl recht. Er hat mir aber dann doch auf meine inständigen Bitten mir einen neuen Termin in 3 Wochen gegeben, und dafür brillierte ich dann in für mich schon gewohnter Weise. 2005 begann ich dann auch an meiner Diplom Arbeit zu arbeiten. Ich wählte mir ein nicht allzu schwieriges Thema, über den Bau der Frauenkirche in München. Im April 2006 gab ich meine Arbeit ab, und machte auch meine letzten Prüfungen. Am 30 Juni 2006 war alles vorbei. Ich wurde zum Diplom Ingenieur Architekt graduiert und hatte mein erstes großes Ziel erreicht. Onkel Peter belohnte mich mit einem Chequ über 20.000 $ Und ich schmiss mit meinen Kollegen und guten Freunden eine riesige Party. Nun musste ich auch daran denken wie es nun weitergehen sollte mit mir. Onkel Peter kam im Sommer für einige Tage nach München und lud mich ein in seiner Firma in New York als Architektin meine ersten Sporen zu verdienen. Nach einem Tag Bedenkzeit ergriff ich diese Chance und bereitete mich vor nach New York umzuziehen. Anfang September wollte ich alles soweit haben dass ich meine Zelte in München abbrechen konnte. Da ich das Haus in Grünwald auf keinen Fall verkaufen wollte suchte ich einen adäquaten Mieter. Meine beste Freunde Linda löste das Problem, Linda war dabei ihre Jugendliebe zu heiraten und somit brauchte sie einen Platz wo sie mit ihrem Ehemann ihre Familie gründen konnte. Linda hatte kurz vorher ihr erstes Kind verloren und war nun auch angewiesen in der Nähe ihrer Eltern zu leben, sodass Mutti immer gleich zur Stelle sein konnte wenn meine liebe Freundin sie benötigte. Ich war überglücklich über diese Lösung, einen besseren Mieter als die beiden hätte ich mir nicht wünschen können. In dieser Zeit fiel es auch dass ich John kennen lernte. Bei meiner Tante in Innsbruck, die ich zum Wochenende mal besuchte traf ich diesen gutaussehenden Mann aus Birmingham, und verliebte mich unsterblich in ihn. John war ebenso wie ich gerade dabei für die Firma für die er arbeitete ein neue Herausforderung in den USA anzunehmen, somit hatten wir beide die besten Voraussetzungen für ein gemeinsames Glück. Leider kam John später in den USA nicht damit klar, dass ich in der Firma meines Onkels einen rasanten Aufstieg machte und unsere Liebe zerbrach daran dass er mich aus dieser Firma unbedingt herauslösen wollte. Aber das wollte ich nicht. Meine Karriere war mir wichtig. Und so kam es wie es kommen musste. Nach einem Jahr war John Geschichte. Das Ende war nicht sehr schön, aber wie heißt es doch: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Am 26. August 2006 stieg ich ins Flugzeug nach New York ein. Ich hatte gerade mal 3 Tage um mich zu akklimatisieren, meine Wohnung in Ordnung zu bringen und mich ein wenig umzusehen. Dann begann der Ernst des Berufslebens für mich. Und ich hatte riesigen Spaß an der Arbeit. Ich musste mir noch im neuen Büro etwas Respekt verschaffen, da man meinte mich als kleines Dummerchen aus Deutschland ein bisserl auf den Arm nehmen zu können, aber das hatte ich sehr schnell im Griff. Als ich dann auch noch fast im Alleingang ein Projekt in Houston in Texas an Land zog war meine Stellung gefestigt, und ich war ein respektiertes Mitglied der Officecrew. Nach 2 Jahren machte mich Onkel Peter völlig überraschend für mich zum Vierten der bislang drei Partner. Ich bekam 12,5% Anteil an der Firma, und Onkel Peter teilte mir mit dass er mich nun als seinen Nachfolger aufbauen wollte. Onkel Peter war zu dieser Zeit 53 Jahre alt, also musste ich mir keine Gedanken darüber machen in absehbarer zeit mit den Geschäften allein zu sein. Aber natürlich spornte mich dies alles sehr an um nun meinerseits umso mehr mich mit der Materie der Geschäftsführung zu befassen und wurde so mittlerweile die rechte Hand und Assistentin meines Onkels.

Eine meiner ersten Errungenschaften in der neuen Welt war ein wunderschöner zwar nicht neuer aber doch generalüberholter Konzertflügel von Bösendorfer auf dem ich künftig meine Klavierkenntnisse weiter entwickelte. Ich nahm mir sogar einen exzellenten Pianoteacher in New York bei dem ich unregelmäßig immer wieder Übungsstunden nahm um mir auch gewisse Techniken der großen Meister beizubringen. Mein Lehrer war ein älterer Herr der mich sehr schnell sehr ins Herz schloss und mich trainierte als währ ich der nächste Rubinstein. Ich spielte nun wieder täglich bis zu zwei Stunden am Klavier und setzte so die neuen Spieltechniken die mir beigebracht wurden, um. Ich wurde immer besser, und ich merkte selber dass mein Spiel manches mal schon richtig professionell klang. Bekam aber immer wieder einen Dämpfer wenn ich in einen der vielen Klavierkonzertabende die in New York angeboten wurden ging. Aber ich wurde besser. Mein Spiel wurde sehr leicht und ich konnte nun mit einigen Trillern der großen Künstler schon ganz gut mithalten. Ich träumte ja immer von einem, nur einem einzigen Konzert welches ich geben würde, einfach um aus dem Pokal des Applaus einmal zu trinken. Aber ich wusste natürlich auch dass dieser Traum eben ein Traum bleiben musste, da ich ja keine Konzertpianistin sein wollte, sondern nur eben gut spielen wollte. Aber träumen darf man doch! Oder?

Das Frühjahr 2009 kam mit Riesenschritten heran, ich hatte viel zu tun. Wir schlitterten mit dem Rest der Welt in eine böse Rezession, unsere Aufträge wurden immer weniger, und somit begannen wir nun auch uns weltweit um Aufträge umzusehen. Mein Arbeitsbereich wurde sehr schnell Europa, hier mit Schwerpunkt auf Deutschland, Österreich, Italien, Tschechische Republik, Polen und bei Bedarf auch noch Russland. Ich flog Anfang April nach Berlin, wo ich einige Termine für eventuelle neue Projekte wahrnehmen musste und so kam ich auch an einem Wochenende mal nach München. Ich besuchte Linda und wir hatten einen wundervollen Tag zusammen. Abends lud sie mich in das Haus ihrer Eltern ein, bat mich dabei auch gleich ob ich nicht für ein paar Gäste die auch da sein würden, ein wenig für den musikalischen Abschluss des Abends sorgen würde. Dies sagte ich auch gerne zu da ich ja auch mal sehen wollte wie mein Klavierspiel bei den Menschen in der „Alten Welt“ ankäme.

Bei den Gästen handelte es sich um ein Ehepaar in den 40ern. Sehr nette freundliche und auch sehr kunstversierte Menschen. Am Ende des Abends wurde ich gebeten doch etwas auf dem Klavier zum Besten zu geben, ich spielte ein paar Etüden von Chopin, etwas von Beethoven und zu guter letzt noch eine kleine Etüde von Liszt. Der Gast, ein Herr Baumgartner, saß auf seinem Stuhl und hörte sehr andächtig zu was ich so zum Besten gab, und am Ende stand er auf und klatschte für mich stehend. Ich war etwas beschämt, aber machte mir nicht allzu viel daraus. Wir unterhielten uns aber danach über Musik im allgemeinem und über das Klavier im Einzelnen, und schließlich fand ich heraus dass er der neue Direktor des Münchner Konzerthauses war. Er lobte mich in einer Art die mir nun allerdings, wissend von wem sie kam, sehr schmeichelte und mich fast ein wenig überfuhr. Er fragte mich ob ich jemals vor einem größeren Publikum gespielt hätte was ich natürlich verneinen musste. Als er mich fragte ob ich nicht ein Konzert in München spielen würde da konnte ich nicht anders als hell aufzulachen. Ich erklärte ihm dass ich Architektin sei, und für mich das Klavier eine Möglichkeit biete mich abzureagieren wenn’s mal nicht so läuft wie ich es gerne hätte. Aber er ließ nicht locker, Ich musste ihm versprechen ihn am nächsten Tag im Konzerthaus zu besuchen. Einfach um noch ein wenig mit mir zu plaudern. Nun ja, dachte ich, schaden kann’s ja nicht.

Mein Besuch bei Herrn Baumgartner am nächsten Tag war sehr erfrischend, erst führte er mich in den „Heiligen Hallen“ herum, dann zeigte er mir die technischen Einrichtungen unter der Bühne, ja ich durfte sogar einmal am Flügel spielen, ein wunderbares Klavier aus der Vorkriegszeit, ein echter Steinway Flügel. Ich hatte natürlich noch nie auf einem solchen Klavier gespielt, und so nutzte ich diese Gelegenheit. Und immer wieder kam von Herrn Baumgartner der leise Hinweis dass ich für diese Bühne geschaffen sei. Und ich sollte es doch probieren. Und dann meinte er noch. „Versuchen Sie es doch einmal, ein einziges Mal. Sie werden sehen was für ein erhebendes Gefühl dies sein kann.“

Nun gut am Ende dieses Tages hatte er mich weich geklopft. Ich sagte zu ein Konzert zu spielen, und zu versuchen tatsächlich auf dem Podium zu bestehen. Aber ich erklärte ihm auch dass ich dies nur ein einziges Mal machen werde, danach wird es von mir nichts mehr geben. In den nächsten Tagen fuhr ich nun täglich gegen 07:30 morgens ins Konzerthaus um für 2 Stunden an dem neuen Klavier zu proben. Ich spielte mein Repertoire jeden Tag einmal durch und ich merkte auch nun selber dass es tatsächlich besser und besser wurde. Der Ton in dem Haus war einfach phänomenal. Nach etwa einer Woche bat Herr Baumgartner mich in sein Büro, und meinte am Freitag sollte ich mein Konzert spielen. „Ach ich bin noch nicht soweit, ich brauche noch Zeit zum trainieren“. Da eröffnete er mir, dass an diesem besagten Freitag eine Künstlerin ausfällt und er dringend einen Ersatz beschaffen muss. Der Ersatz sollte ich sein. Ich sträubte mich noch einige Zeit vergebens. Ich hatte eingewilligt ein Konzert zu bestreiten, und nun musste ich mein Wort halten. Plötzlich kam diese Angst auf die man allgemein Lampenfieber nennt. Ich wollte nun wenigstens an den 2 Tagen die ich noch hatte üben, üben und nochmals üben.

Dieser Freitag kam nun mit jeder Stunde immer näher, und meine Nervosität und das Lampenfieber potenzierte sich stündlich. Es ging in einer logarithmischen Kurve nach oben. Was hab ich mir hier bloß angefangen. Aber jetzt auszusteigen gab’s nicht. Und ich konnte dem guten Herrn Baumgartner auch nicht absagen, er wäre da ganz schön in die Pretuille gekommen. Alles war bereits vorbereitet und die Eintrittskarten liefen voll auf Verkauf. Ich hatte zwar Abstand genommen eine Gage zu kassieren, da ich mir nicht vorstellen konnte dass das Publikum mich nicht ein wenig belächeln wird. Nun gut. Einen Tag vor dem Event kam Frau Baumgartner zu meinen Proben in den frühen Morgenstunden, und sie nahm mich mit auf eine Einkaufstour, um ein bisserl abzuschalten wie sie meinte. Wir gingen in ein Geschäft in der Ludwigsstrasse wo man wundervolle Abendkleider anbot, und wir guckten uns die Kleider an, es gab natürlich auch Dinge die ich ganz wunderbar fand, und so war ich auch bald durch Helens (sie hatte mir auf der Fahrt das Du angeboten) Drängen in einen Traum in Weiß geschlüpft. Es war herrlich, wunderschön, trotzdem ließ es mir alle Freiheiten die man braucht wenn man Klavier spielt. Nun der langen Rede kurzer Sinn, Das Kleid wurde gekauft. Nein nein, nicht ich kaufte das Kleid für mich, das Kleid wurde für mich gekauft. Frau Baumgartner erklärte mir, dass sie dieses Kleid im Auftrag des Konzerthauses für mich gekauft habe. Es war --- ein Traum. Sehr sexy, mit tiefem Ausschnitt, wunderschön geschnitten, ein Weiß wie Eierschalen. Als ich mich im Geschäft im großen Spiegel betrachtete wusste ich dass ich es haben musste, meine langen roten Haare passten wunderbar dazu. Ich brauchte nur noch Schuhe, aber das genügte Helen nicht, ich musste noch ein komplettes Set Unterwäsche und eben auch sehr feine aber flache Schuhe akzeptieren, und schwer bepackt gingen wir nach 2 oder 3 Stunden zurück zum Auto und ich fuhr Helen erst nach Hause trank mit ihr noch einen Mocca und ein Glas Champagner, aber dann kurz vor 14 Uhr fuhr ich nach Hause um vor dem großen Tag mich noch zu entspannen. Ich traf noch Linda und ich bat sie mit mir mit nach Hause zu kommen und mich ein wenig zu unterhalten. Natürlich hatte ich all meinen lieben Freunden, auch Linda und ihrem Mann und ihren Eltern Tickets für das Konzert überreicht. Ich fing an unruhig zu werden. Ich hatte auch keine Ahnung wie viele Leute im Publikum sitzen werden. Abends spielte ich nochmals mein Repertoire durch, und machte auch eine Liste der Stücke die ich zu spielen gedachte. Ich musste etwa 90 Minuten spielen, das konnte ich problemlos, das waren sogar noch ein paar Stücke die ich nicht auf die Liste setzte, weil ich Angst hatte sie vorzuspielen. Ich hatte vor Chopin, Beethoven, Mozart und Liszt zu spielen. Ich druckte die Liste aus, und legte mich gegen 21 Uhr zu Bett. Alles in meinem Kopf ging mir durcheinander. So gegen 22 Uhr denke ich schlief ich ein.

Am nächsten Morgen wachte ich um 6 Uhr auf ich ging ins Bad, danach stellte ich meine Garderobe für den Abend zusammen, das neue Kleid, die wunderschöne Wäsche, und die Schühchen. Danach bereitete ich mir ein opulentes Frühstück zu, Guten heißen Kaffee, 2 weich gekochte Eier, ein ordentliches Wurstbrot, frisch gepressten Orangensaft, und zum Abschluss nahm ich einen Tropfen eines sehr guten Cognacs. Und da merkte ich dann dass ich unheimlich ruhig wurde. All die Nervosität der letzten Tage war verflogen. Ich war voll da und mir der Aufgabe voll bewusst die nun auf mich wartete. Ich fuhr ins Konzerthaus, und wurde da bereits vom Ehepaar Baumgartner erwartet. Wir sahen die Liste der Stücke durch die ich spielen wollte. Alles wurde ohne Einschränkungen für gut befunden. Ich klimperte noch ein wenig am Klavier in der Konzerthalle, dann kam Helen, sie setzte sich zu mir und wir sprachen über alles Mögliche. Was halt Frauen so quatschen. Später kam auch noch Herr Baumgartner zu uns und so gegen 11:30 wurde ich vom Ehepaar Baumgartner zum Mittagessen eingeladen. Wir fuhren zu Käfer, und dort schwelgte ich in wundervollen Dingen die aufzuzählen mir schwer fällt weil ich schon beim denken daran 3 Kilogramm zunehmen würde. Es war wundervoll. Wir saßen da bis fast 16 Uhr. Und dann ging’s zurück ins Konzerthaus. Der Abend konnte beginnen. Es war nun 16:45. In etwa 2 Stunden sollte das Konzert beginnen. Eine leichte Unbehaglichkeit kam in mir auf, aber nicht so dass ich nervös wurde, es war eher so dass ich nun wollte dass es vorbei war, dass ich dieses Gefühl spürte wenn Dir ein Saal mit 1.500 Leuten zujubelt. Werden sie mir zujubeln? Ich hatte wieder ein nicht sehr gutes Gefühl.

Das Ehepaar Baumgartner und ich tranken noch mit ein paar Angestellten des Hauses einen starken Kaffee. Und dann wurden mir noch ein paar Verhaltensregeln erklärt. Vor dem Beginn, bevor ich auf die Bühne gehe, noch zur Toilette, nichts trinken bevor ich nicht echt durstig bin. Danach ging ich in meine Garderobe.

So gegen 17:15 kam die Maskenbildnerin mit ihrem Stab. Eine Friseuse, eine Kosmetikerin, eine Hausdame die mir beim Ankleiden helfen sollte. Also fügte ich mich in mein Schicksal. Ich wurde angezogen, Meine Haare wurden gemacht, Wundervoll wie das Mädchen die Rote Mähne in sanfte Locken föhnte, ich wurde geschminkt, ein bisschen viel wie ich dachte, aber man erklärte mir dass es wichtig sei Kontraste in mein Gesicht zu bringen da man mich ja aus dem Publikum sehen sollte. Ich bekam eine Maniküre. Um 19:15 war alles fertig, die Damen ließen mich allein. Es klopfte sanft an der Tür, Herr Baumgartner und seine Frau kamen herein, beide sehr festlich gekleidet, Er im Frack, Helen in einem sehr schönen schwarzen Abendkleid. Wir tranken ein Glas Champagner. Danach spuckten mir beide über die Schulter und ließen mich allein. Allein mit dem Lautsprecher, der sanfte Musik verströmte. Es waren noch so etwa 20 Minuten bis zum Aufruf. Ich wusste genau was ich zu tun hatte, Ich hatte etwa 12 Schritte bis zum Podiumseingang. Dort würde Herr Baumgartner auf mich warten. Alles Weitere würde er mir dort sagen.

Ich betete, rief alle Heiligen an derer ich mich erinnerte, ich rief Mami und Papa an, und dann war es soweit. Die Stimme aus dem Lautsprecher sagte: „Evita es ist soweit, geht bitte zum Bühneneingang. Alles Gute und Du schaffst das!“ Ich stand auf, zog den Lippenstift nach und verließ meine Garderobe. Ich ging mit festem Schritt die 12 Schritte zum Bühneneingang. Dort sah ich schon von der Gardeobentür aus Herrn Baumgartner. Er lächelte mich an. Ich ging auf ihn zu ---------------.

Herr Baumgartner empfing mich mit einer festen Umarmung, er flüsterte mir zu das alles perfekt sein wird, und ich nur nie die Ruhe verlieren darf. Dann ging er allein hinaus auf die Bühne auf der schon der geöffnete Flügel stand. Ich hörte nicht was er dem Publikum sagte, ich konnte von hier aus auch nicht sehen wie viele Menschen im Auditorium saßen, ich wartete bis er wieder zurückkam. Nun war es an mir. Ich tat den ersten Schritt und stand in gleißendem Licht. Ich konnte nichts erkennen hinter dieser Wand die sich vor der Bühne erhob. Ich sah nicht hinein in der Zuhörerraum, mit festem Schritt ging ich zum Flügel drehte mich zum Saal und verneigte mich. Es gab Applaus, verhalten aber eben doch. Ein bisschen fühlte ich mich nun unwohl, das Kleid erschien mir sehr gewagt, und ich spürte wie meine Hände zu zittern begannen. Also nahm ich am Klavierstuhl platz, richtete mich ein, arrangierte das Kleid so dass es mich beim Betätigen der Pedale nicht störte. Dann saß ich da und sammelte mich. Und nach einigen Sekunden der Ruhefindung begann ich mit meinem ersten Stück. Mondscheinsonate von Beethoven, erster Satz. Langsam und getragen spielte ich diese wundervollen Töne. Und da plötzlich war es, ich verlor all die Hemmungen und begann nun für mich allein zu spielen. Es gelang mir großartig. Als der erste Satz zu Ende war machte ich nur sehr kurz Pause um dann sofort den Zweiten Satz der ja schon etwas flotter gespielt wird. Dieser Zweite Satz ist ja relativ kurz sodass ich nach wenigen Minuten in den dritten Satz einstieg. Und hier musste ich zum ersten Mal meine Fingerfertigkeit beweisen, der dritte Satz wird ja sehr schnell gespielt und auch sehr mächtig. Es ging ab als ob ich in meinem Leben nichts anderes gemacht hätte als vor großem Publikum Klavier gespielt. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte mir dass die erste Halbe Stunde gelaufen war. Ich war nun auch von einer unglaublichen Ruhe. Ich spielte wie zu Hause wenn ich nachmittags für mich ein wenig übte. Ich spielte zwei wundervolle Klavierparts von W.A. Mozart, alles lief wundervoll. Bis jetzt noch nicht die kleinste Unsicherheit. Kein Fehler, Keine Fehlgriffe. Es lief phantastisch. Nach Mozart kam nun Chopin. Und damit hielt ich mich fast eine Stunde auf. Nach etwa 100 Minuten legte ich noch eine Etüde von Liszt nach, dann fand ich dass es genug sei. Ich habe fast 120 Minuten gespielt. Und wie ich meinte habe ich sogar recht passabel gespielt. Als Liszt in einem lauten Finale verklang, erhob ich mich vom Stuhl, trat neben das Klavier ging 2 oder 3 Schritte nach vor und verbeugte mich. Es geschah nichts, kein Applaus, kein Ton der mir zeigte dass dort überhaupt Menschen waren. Verzweiflung kam in mir hoch. Ich stand da und wusste nicht was los war. War ich so schlecht oder waren die Zuhörer schon lange vor meinem Ende aus dem Saal gegangen. Warum hörte ich kein Hände klatschen? Ich verzweifelte. Ich spürte dass mir die Tränen in die Augen schossen und ich wollte die Bühne eben verlassen, da hörte ich den ersten Applaus, verhalten von weit hinten, und innerhalb von Sekunden tobte der Saal. Nun wurde auch das Licht das mich so geblendet hat fast völlig ausgeschaltet und dafür die Scheinwerfer auf das Publikum gerichtet.
Und dann sah ich all die Menschen die mit tief gesenktem Kopf dastanden, (ja nicht saßen, alle standen) und applaudierten es hörte nicht auf, vereinzelt riefen sie Bravo. Ich konnte mich nun nicht mehr halten. Meine Tränen flossen unaufhörlich über meine Wangen. Ich hob meine Hände und der Applaus wurde noch frenetischer, es hörte nicht auf. Mein Gott was war geschehen. Ich verbeugte mich tief und schlussendlich hielt ich mir die Hände vors Gesicht und ließ meinen Tränen freien Lauf. Es waren Tränen des Glücks. Ich weiß nicht wie lange dies gedauert hat. Herr Baumgartner kam von der Seite auf mich zu und führte mich von der Bühne. Hinter der Bühne standen all die Leute die für den klaglosen Ablauf eines Konzerts ihren Aufgaben nachgingen und nun bekam ich auch hier nochmals Applaus. Draußen im Saal hörte es nicht auf. Die Menschen riefen nun nach einer Zugabe, und die Mädchen die mich zu Beginn geschminkt hatten kamen nun und korrigierten meine Maske die durch mein hemmungsloses Weinen begonnen hatte sich aufzulösen. Innerhalb von einer oder zwei Minuten war ich wieder „renoviert“ und Herr Baumgartner nahm meine Hand und ich musste nochmals auf die Bühne treten. Er führte mich zum Klavier und bedeutete mir dass ich wohl noch eine Zugabe spielen müsse. Aber der Applaus hörte nicht auf. Es war überwältigend.

Ich hatte mir für die Eventualität einer Zugabe etwas ganz verrücktes einfallen lassen. Ein sehr guter Freund von mir der noch dazu ein begnadeter Schlagzeuger war wollte immer dass ich in seiner Band mitspiele. Nun das hab ich zwar nie in Betracht gezogen aber wir haben einmal ein Stück mit ihm und seinem Sologuittaristen eingespielt. Und dieses Stück ist ein irres und fast verrücktes sehr modernes Rockstück geworden. Vor vielen Jahren, bevor ich geboren war, hat eine dänische Band dieses Stück mit sehr viel Erfolg gespielt. Nun wollten wir dies hier im ehrwürdigen Konzerthaus in München noch zum besten geben. Der Titel heißt: Prinsess Toben, was soviel heißt wie die Tanzende Prinzessin.

Nun das Schlagzeug war aufgebaut, und die Verstärkeranlage angeschlossen. Niemand wusste wirklich was nun kommen würde. Ich habe dies nur mit Herrn Baumann abgesprochen weil er natürlich wissen musste was wir den Zuhörern nun zumuten wollten. Ich begann mit dem Eingangs Solo und als der Drummer dann mit voller Wucht ins Geschehen eingriff tobte der Saal. Wir waren aber so immens laut dass der Zwischenapplaus in unserer Musik unterging, Und immer wenn einer von uns dreien ein Solo spielte erhoben sich die Menschen und johlten. Was für ein Erfolg!....... Wir spielten das Stück zweimal weil man uns sonst gelyncht hätte. Der Rhythmus war unglaublich und ich musste am Klavier stehen weil ich sonst den super schnellen Takt nicht mithalten konnte. Selbst das ältere Publikum ging mit und stampfte mit den Füßen mit. Nach 5 Minuten war es vorbei und wir gingen von der Bühne. Nun wollten die Leute immer noch mehr. Also meinte Herr Baumann ich sollte noch einen klassischen Abschied spielen. Also ging ich nochmals raus.........

Ich nahm noch einmal am Klavier Platz, und mit einem mal von einer Sekunde zur anderen war es wieder still im Saal so dass man eine Nadel fallen hätte hören können.
Tam tam, ich begann eines der berühmtesten Stücke von Liszt zu spielen – die Ungarische Rhapsodie Nr. 2. Ein kurz aufflammender Applaus zeigte mir dass ich genau den Geschmack des Publikums getroffen habe. Ich spielte und legte all meine Freude und all mein Können in dieses doch sehr schwere Klavierstück. Es dauerte 8 ½ Minuten und am Ende war noch einmal frenetischer Applaus. Applaus der nicht aufhören wollte. Ich stand vorne an der Seite des Konzerthausdirektors. Ich verbeugte mich immer wieder, meine Emotionen waren aber diesmal nicht mehr so hochgekommen, so dass ich ruhig und gelassen blieb. Aber das Publikum ließ mich immer noch nicht gehen. Sie verlangten noch eine Zugabe, und da entschloss ich mich dieses wunderschöne Ave Maria von Schubert (in der Adaption von Liszt) zu spielen. Ich hatte dieses Stück erst vor kurzem einstudiert und es war ein Risiko für mich die zu spielen. Aber jetzt wollte ich es auch wissen. Mein Gott, ich spielte es fehlerfrei, und es muss wunderschön gewesen sein. Ich sah nach dem Schlussakkord wie sich die Damen in der ersten Reihe die Augen trocken tupften mit ihren Taschentüchern. Der Applaus schwoll noch einmal an zu einem Tosen und ich stand nur einfach da und verneigte mich immer wieder. Ich war selbst sehr stark emotional aufgewühlt von diesem letzen Stück. Es flogen nun Blumen auf die Bühne, und kleine Kuschelbären, und die Menschen riefen mir zu Bravo und Wunderbar!
Ich glaube wir verließen die Bühne nach etwa 30 Minuten. Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich hatte es geschafft. Nun ging’s zur After-Show Party.

Mein Gott was für Leute waren da. Der Oberbürgermeister, eine ganze Reihe von Stadträten, alles was Rang und Namen hatte aus dem Who is Who von München. Sie alle kamen und drückten mir die Hand. Sie alle wollten wissen wann ich mein nächstes Konzert geben werde. Sie alle wollten noch mehr Leute einladen um sich diese „einzigartig mit dem Herzen spielende Pianistin“ anzuhören. Ich wich den Fragen aus. Denn ich wollte dies nicht wiederholen. Aber jetzt wollte ich diesen Menschen nicht sagen dass dies mein erster und einziger Auftritt vor Publikum sein würde. Ich trank ein paar Gläser Champagner, meine liebe Freundin Linda stand mir bei all den Interviews zur Seite und brach es auch schon mal ab, wenn sie merkte dass es mir zuviel oder zu persönlich wurde. Sie war mir eine wundervolle Helferin in diesen Stunden. Ich trank nun auch noch mit Herrn Baumgartner Brüderschaft. Und wir hatten einen riesigen Spaß alle zusammen. Spät gegen 3 Uhr Morgens bat ich Linda mich nach Hause zu fahren. Ich hatte ein paar Gläser getrunken und wollte nicht mit dem Auto fahren Linda fuhr mich in meinem Auto nach Haus. Ich war überglücklich und sehr froh, dass ich mich zu diesem Konzert überreden ließ. Noch in der Nacht rief ich Onkel Peter an, und erzählte ihm davon. Er gratulierte mir und fragte mich gleich ob ich nun nicht Blut geleckt hätte und nun aufs Klavier umsatteln würde. Ich musste ihn auch da noch beruhigen. Meine große Passion mittlerweile gehörte der Architektur, obwohl das Klavier nun für immer ein Teil von mir sein wird. Ich legte mich gegen 5 Uhr morgens ins Bett. Schlafen konnte ich nicht weil mir alles immer wieder durch den Kopf ging. Aber ich ruhte mich dabei doch auch ganz gut aus. Samstag Morgens gegen 11 Uhr läutete das Telefon, Hardtmuth Baumgartner rief an, und lud mich zum Mittagessen zu sich nach Hause ein. Ich machte mich also fertig und setzte mich in meinen Flitzer und fuhr zu den Baumanns. Dort angekommen wurde ich wie eine Primaballerina empfangen. Und dann zeigte mir Hardtmuth die Kritiken aus den einschlägigen Tageszeitungen. Überwältigend! Mein Spiel wurde durch alle Zeilen gelobt und man sagte mir eine große Zukunft voraus. Ich lächelte und meinte zu Hardtmuth „na ja ich kann’s gebrauchen. Ein Architekt braucht Zuspruch aus den Medien“ Helen hatte wundervoll gekocht. Es schmeckte großartig und wir ließen uns auch einen herrlichen Moselwein dazu schmecken. Danach setzten wir uns auf die Terrasse, die Sonne schien schon schön warm und Hardtmuth und ich rauchten jeder eine teure dicke Zigarre aus Cuba. Ja, ich hatte wohl einmal erzählt dass dies für mich zu besonderen Anlässen ein Zeichen größten Wohlbefindens war. Hardtmund kam auch nochmals auf unseren Bandauftritt zurück. Er sagte mir in sehr schönen Worten wie sehr er Angst um den Abend hatte als ich ihm erklärte was wir machen wollten. Er hat das Stück von uns dreien nicht gehört vorher. Da es von den Noten her nicht sehr anspruchsvoll war, war es nicht notwendig es in der Generalprobe zu spielen. Ich wollte dass dies eine Überraschung auch für das Festspielhaus und seine Manager sein sollte. Er meinte als er unser Equipment sah und daraufhin natürlich ahnte dass wir etwas Rockiges spielen wollen, wollte er mich schon bitten darauf zu verzichten aber er wusste dass er mich damit sehr verstört hätte, was sich wiederum auf den klassischen Teil des Konzerts auswirken hätte können. Als dann aber das Klavier sich mit dem Schlagzeug und der Elektrogitarre verband und dieser wahnsinnige Sound den Saal erfüllte, er auch die Reaktion des Publikums hörte und auch sah war er sehr froh und hielt unseren Beat als eine großartige Bereicherung des gesamten Konzerts. Ja und noch etwas offenbarte er mir. Das ganze Konzert war aufgezeichnet worden. In Bild und Ton. Das Konzerthaus hatte vor, mein Einverständnis vorausgesetzt, eine DVD auf den Markt zu bringen. Als ich später meinen beiden Jungs mit denen ich Prinsess Toben spielte erzählte waren die völlig aus dem Häuschen, weil das natürlich auch für die Band eine großartige Werbung war. Welche Rockband hat schon mal im Konzerthaus von München ein Konzert gegeben.
Hardtmund bat mich gemeinsam mit ihm am Montag bei einem örtlichen Fernsehsender ein Interview zu geben. Natürlich konnte ich ihn hier nicht im Regen stehen lassen, aber ich sagte ihm auch dass ich dabei wohl auch erklären werde dass dies eine Eintagsfliege war, und ich nie mehr wieder aufs Podium zurückkehren werde. Das fand er OK und so verabredeten wir uns für den Montag um 12 Uhr um gemeinsam zum Sender zu fahren.

Nun es war wohl nicht gerade das was der Moderator hören wollte, aber ich blieb standhaft und fest in meiner Entscheidung, Nein es wird kein weiteres Konzert geben. Ich habe aus dem Krug des Applauses getrunken. Es war überwältigend, aber mein Betätigungsfeld in dieser Welt liegt in der Architektur. Somit war das auch heraußen. Wir blieben nicht sehr lange, ich hatte sogar ein wenig das Gefühl dass das Interesse schwand, da ich nicht für zukünftige Events zur Verfügung stand. Aber das war von Anfang an meine Entscheidung. Und ich war zufrieden. Ich wusste nun eines: Ich war eine sehr gute Klavierspielerin geworden. Aber eine Pianistin werde ich nie. Als wir jedoch dann das Aufnahmestudio verließen spielte der Sender prinsess toben von Evita, Erich, und Hans. Ich war nun doch sehr stolz und freute mich auch für meine beiden Freunde. Die Band von Erich wurde gerade durch diese Aufnahme sehr berühmt. Und ich habe für meine beiden Jungs mich mit ihnen ins Studio gestellt und wir haben eine professionelle Aufnahme davon gemacht. Ich glaube die CD erhielt nach etwa 4 Monaten Platin.

Ich war eigentlich nun sehr stolz auf das was ich in meinem bisherigen Leben erreicht habe. Und so fuhr ich an einem der Samstage die ich noch in München blieb auf den Waldfriedhof zu meinen geliebten Eltern. Ich brachte den Strauß Blumen den ich auf der Bühne bekommen hatte und der immer noch so wunderschön war zum Grab meiner Liebsten. Ich erzählte Mama und Papa von dem Konzert und Mama glaub ich hatte Tränen in den Augen. So freute sie sich über meinen so großartigen Erfolg. Papa meinte nun sogar ich sollte das doch öfter machen, vielleicht werde ich da eine berühmte Pianistin und könnte mich in eine Reihe mit den großen dieser Welt einreihen. Aber ich erklärte ihnen dass ich doch wohl lieber einen Beruf ausüben möchte der vielleicht sicherer und auch einträglicher ist. Ich denke Papa war sehr froh darüber. Ich verabschiedete mich mit einem Gebet und ging wieder nach Hause. Ich hatte ein so wunderbares Gefühl in meinem Herzen. Es ging mir gut. Zu Hause in der Ecke meiner Eltern entzündete ich wieder eine Kerze und setzte mich ans Klavier …........
Es war an der Zeit wieder nach New York zurückzukehren und meine Arbeit dort zu machen. Wir haben ein kleines Branch-Office in Berlin installiert. Der junge Architekt den ich gefunden habe war mit viel Enthusiasmus bei seiner Arbeit. Meine Anwesenheit war nicht mehr nötig. Meine Rückkehr ins Stammhaus fiel mit der ersten großen Prüfung für meine eigene Eignung für den Job des Büroleiters zusammen. Onkel Peter erlitt etwa eine Woche nach meiner Heimkehr einen Herzinfarkt, und ….... Ich danke Gott dafür, es war nicht einer dieser bösartigen …... die Ärzte konnten ihn wieder aufrichten. Allerdings musste er für 5 Wochen dem Büro fernbleiben, und er machte mich für diese Zeit zu seinem Vertreter.

Es war eine harte Zeit, ich musste Entscheidungen treffen die nicht immer das volle Verständnis der beiden anderen Partner erhielt, aber ich versuchte mich immer mit Onkel Peter soweit abzustimmen dass ich seine Akzeptanz hatte. Eine große Frage in diesen Tagen war ob wir denn überhaupt unsere Aktivitäten in Europa ausbauen sollten oder ob es nicht vernünftiger war Berlin wieder still und leise zu schließen. Aber Berlin war mein Baby. Ich wollte dass wir dieses Standbein ausbauten, auch mit dem Wissen dass uns wohl das erste Jahr dort mehr Geld kosten wird als wir verdienen werden. Daniel war unser Mann in Berlin, und ich wollte in ihm einen Niederlassungsleiter aufbauen der voll in unser System integriert war. Ich bot ihm einen Bonus an für seine Arbeit wenn wir Aufträge bekommen die uns auch tatsächlich Geld bringen. Nun wollte man das alles auf einmal in Frage stellen,. Ja sogar das Berliner Büro nach nicht einmal 5 Monaten wieder schließen. Hier bekam ich zum ersten mal richtig Probleme mit einem der beiden Partner. Wir hatten eine sehr harte und nicht sehr angenehme Diskussion in meinem Büro. Entnervt sagte ich ihm: „Wenn Du meine Entscheidung hier nicht mittragen willst werde ich Dich rauskaufen“ Ich wusste zwar nicht mit welchem Geld, aber ich dachte an mein Barvermögen welches ich immer noch hatte aus dem Erbe meiner Eltern. Und plötzlich gab unser Partner klein bei. Die Frage Berlin wurde nie mehr angesprochen, und auch sonst hatte ich plötzlich einen Stand im Unternehmen welcher es mir erheblich einfacher machte meine Vorstellungen durchzusetzen. Ich erinnere mich dass Onkel Peter als ich ihm alles erzählte sehr besorgt war ob meines ungestümen Handelns, aber später sagte er mir einmal dass dies wohl die einzige Sprache war die unsere Partner verstünden. In dieser Zeit in der sich Onkel Peter sehr schonen musste habe ich mich nun auch bei unseren Partnern etabliert. Man hat akzeptiert dass ich zusammen mit meinem Onkel nun mal 68% der Firmenanteile hielt. Und nachdem Onkel Peter mich immer unterstützte und mir den Rücken stärkte war ich also bald die tonangebende Partnerin für die beiden Juniorpartner.

Die Zeit verging und wir wurden alsbald ein Unternehmen welches bei all den interessanten Auftragen die so herumschwirrten immer wieder angefragt. Manches haben wir realisieren dürfen anderes nicht. Aber wir hatten einen guten Stock an Aufträgen und konnten uns die Niederlassung in Deutschland bequem leisten. Vor allem da sich unsere deutschen Freunde immer mehr selber erhalten konnten. Wir leisteten natürlich immer wieder designerische Hilfe, da wir ja auch wollten dass sich der rote Faden unserer Arbeit auch in unserer Niederlassung in Berlin heimisch machte. Man sollte bei einem Bauwerk sehen, OK das ist von uns. Und das gelang uns auch immer mehr.. Wir luden schon mal potente Kunden nach New York ein aus Berlin und verwöhnten sie hier ein bisserl auf amerikanische Art und das wurde auch sehr gut angenommen.

Eines Tages kam ich morgens ins Büro und eine Gruppe von Leuten wartete schon auf mich, man stellte sich vor, sie waren die Vertreter eines sehr bekannten TV Moderators und man wollte uns einladen an einer Ausschreibung für ein Beachhäuschen in Florida teilzunehmen. Nun ja das sind eigentlich ja nicht unsere Projekte, aber als ich dann erfuhr dass man dabei an ein Strandhaus mit etwa 800 m² Wohnfläche, 6 Bädern, jeder Menge Schlafräume und einem gigantischen Wohnbereich dachte. habe ich mit Onkel Peter darüber gesprochen und ihm erklärt dass ich dieses Projekt gerne anbieten würde. Onkel Peter lächelte ein wenig und meinte dann solange unser Tagesgeschäft darunter nicht leiden würde hätte er nix dagegen, also hab ich zugesagt. Ich würde mein erstes richtiges Luxusdomizil designen. Mal sehen was die Leute dann so dazu sagen würden.

Also das erste was ich tun musste war einen Lokalaugenschein vornehmen. Ich musste das Grundstück kennenlernen und mich von der Örtlichkeit inspirieren lassen. Ich wusste nur soviel dass das Stück Land (natürlich) an der Küste liegt es somit zum Wasser hin weiträumig offen sein sollte. Nun gut ich verabredete mich mit dem Management des Herren am Airport in Miami für den kommenden Samstag. Ich wollte ein Wochenende in Florida verbringen um so viel wie möglich von der Umgebung auf mich einwirken zu lassen. Ich flog am Samstag sehr frühmorgens (um 06:00 Uhr) nach Miami, bei der Ankunft eine Stunde später wurde ich, und das war das erste Highlight dieses Tages von IHM persönlich am Flughafen abgeholt. Jack (ich werde in in Zukunft so nennen) war so völlig anders als ich ihn vom Fernsehen her kannte. Sehr zurückhaltend, freundlich , ein Gentleman, aber doch reserviert. Auf der Fahrt in die Stadt sprach er zu mir über seine Vorstellungen und Wünsche. Und er sagte mir noch etwas, Er wollte ein einmaliges Haus haben, etwas was man in seiner Art nicht so ohne weiteres finden wird in Amerika. Ein Hause das vom Land her wie eine Burg aussieht (very American!) aber von der Seeseite her offen und frei sein sollte. Wir frühstückten zusammen mit seiner Sekretärin in einem wunderschönen Hotel, in dem er mir auch ein Zimmer reservieren hat lassen. Ich brachte also nach dem Frühstück meine wenigen Sachen in mein Zimmer, nahm mir Film- und Fotokamera, ein Diktiergerät und zog mir noch schnell was bequemes für eine Baustelle an und dann wurde ich im Foyer bereits erwartet. Wir fuhren mit dieser gigantischen Stretchlimo los und erreichten so nach etwa 30 Minuten das Baugelände. Es war ganz schön weit entfernt vom Zentrum, aber es waren einige sehr schöne (ja auch aufregende) Häuser prominenter Leute da und dann zeigte er mir das Grundstück. Etwa 5.000 m² sehr grün, aber unbewachsen, ein paar Oleandersträucher, und noch anderes in Amerika als Unkraut klassifiziertes Gebüsch. Das Grundstück fiel leicht zur Küste ab, aber der Strand lag dann doch noch etwa 2 Meter unter der Grundstückskante Der Strand war sandig und zum Teil felsig, alles in allem ein sehr schönes und bestimmt sehr teures Stück Land. Und dann sprachen wir über Größe des Hauses (600 m² Wohnfläche, 3 Badezimmer, etwa 8 Schlafräume, ein großes Wohnzimmer mit integriertem Treppenaufgang in den ersten Stock.
Nun gut, ich hörte ihm gut zu, und machte danach einige Bilder, auch filmte ich einen totalen Panoramaschwenk, Und dann fragte ich Jack ob wir auch aufs Meer raus könnten und von draußen das Grundstück noch sehen könnten. Ein kurzer Telefonanruf der Sekretärin und nach einer halben Stunde war ein Speedboat da mit dem wir aufs Meer raus fahren konnten.
Der Blick auf den Strand war atemberaubend. Ich machte nochmals eine Reihe von Bildern, und auch einen etwas verwackelten Schwenk mit der Videokamera und dann meinte ich ich hätte genug gesehen. Es war mittlerweile Mittag geworden und Jack lud mich ein mit ihm und seinen Leuten das Mittagessen einzunehmen. Dazu führen wir nochmals ich denke so etwa 30 km nach Fort Lauderdale und er führte uns dort in ein phantastisches Restaurant in dem wir dann in Meeresfrüchten schwelgten und einen wunderbaren Rose-Wein aus Kalifornien tranken. Nachmittags gegen 16 Uhr fuhr mich Jacks Chauffeur dann zurück nach Miami ins Hotel. Ich wurde jedoch auch für den Abend noch einmal eingeladen um, wie Jack meinte, mir auch das Nachtleben dieser aufregenden Stadt zu zeigen. Es war ein toller Abend, und ich denke Jack hat sich nach seinen ersten Ressentiments über die etwas junge Architektin mit diesem „strange“ accent recht gut an mich gewöhnt. Ich erzählte ihm im Laufe des Abends ein bisschen was ich mir für das Haus so vorstellte und er wurde ganz Feuer und Flamme von meinen Ideen. Ich versprach ihm in etwa 3 Wochen eine Planungs- Präsentation zu schicken in der er sich meine Ideen dann angucken könnte. Ich hatte preislich ein Limit von 20 Mio. U$ bekommen, und das ließ natürlich alles zu, was man sich so für ein luxuriöses Haus vorstellte.

Ich flog am Sonntag zurück nach New York, abends setzte ich mich mit Onkel Peter zusammen und zeigte ihm die Resultate meines Research. Ich spürte dass Onkel Peter von den Vorgaben ziemlich beeindruckt war, und er versprach mir auch mich bei meinen Überlegungen zu unterstützen.

An den nächsten Wochenenden und in meiner freien Zeit am Abend beschäftigte ich mich nun mit dem Design dieses Strandhauses. Ich machte einige Skizzen, die ich dann aber alle wieder verwarf, und eines späten Abends als ich am Klavier saß kam mir eine Idee, eine Idee von der ich wusste dass sie der Durchbruch sein wird für mein Design. Mir war es wichtig das Haus von der Land Seite her nicht darauf schließen ließ was sich vorne an der See Seite tat. Und so wurde die Eingangsseite des Hauses eher schlicht allerdings doch in einer sehr eleganten Art und Weise mit einem Säulenaufgang zu einer großen Doppel-Flügel-Tür mit vielen kleinen Details wie Auffahrt, kleinen Zugang zum Hausmeisterapartment und einem Lieferanteneingang ausgestattet. Dies alles wurde jedoch so angeordnet dass man von der Straße nur den Aufgang sehen konnte und das große Eingangstor. Alle anderen Details blieben dem Beobachter verborgen. Dafür öffnete ich die ganze seeseitige Front und ließ den Ausblick von Wohnlandschaft und Masterbedroom dort voll wirken. Auf der Terrasse gab’s ein Yakuzzi, einen kleinen Pool zum Schwimmen und das alles von dem Gelände dermaßen aufgeständert dass es unmöglich war von außen in das Haus einzudringen. Amerikaner mögen es ja sehr gerne wenn sie in Sicherheit trotzdem ihrem Vergnügen frönen können. Und ich denke das alles ist mir sehr gut gelungen. Als Innendekoration verwendete ich echtes Holz, und teuren Marmor, Nach so etwa gut 4 Wochen hatte ich meine Präsentation fertig, und ich rief Jack an und fragte ihn ob wir uns am Wochenende in Miami treffen könnten. Er war sehr erfreut und sehr neugierig, und somit flog ich an einem Freitag Abend wieder einmal nach Florida.

Im Hotel traf ich noch am Abend Jack mit seiner Sekretärin und seinem Manager. Die Sekretärin kannte ich ja schon (ein etwas überdrehtes aber nettes Mädchen so um die 25) und der Manager war ein älterer Mann, sehr freundlich, sehr höflich sehr nett. Ich fühlte mich wohl. Wir aßen zusammen und ich versuchte so ein bisschen zu erklären was mein Design nun sein wird. Wir wollten uns die Präsentation am Samstag Vormittag in einem extra von Jack angemieteten Konferenzraum im Hotel ansehen. Aber natürlich war er wahnsinnig neugierig. Aber ich merkte dass er sich unter meinen Ausführungen überhaupt nichts vorstellen konnte. Also beschlossen wir zu warten bis zum Morgen und dann an Hand der Bilder das Design zu diskutieren. Wir hatten einen angenehmen Abend und nach einem Drink in der Lounch gingen wir alle zu Bett.

Meine Präsentation war mit allen Mitteln und Tricks der Computer Technik erstellt, alles zusammen war wie ein Film aufgebaut in dem ich die Originalvideoaufnahmen meines ersten Besuchs mit den computeranimierten Bildern des neuen Hauses kombiniert habe. Ich sah mir alles am Abend nochmals selber an damit ich auch keine Fehler machte wenn ich am nächsten Tag meinen Vortrag halte. Gegen Mitternacht legte ich mich zu Bett. Dies war mein erstes Solo Projekt, Onkel Peter hat meine Präsentation wohl gesehen, aber er meinte nur dass er nichts dazu sagen möchte, er meinte ich hätte wohl des Pudels Kern in einer Art getroffen die man mögen muss. Nun ich war nun auch schon neugierig was der Morgen bringen würde.

Da ich ja ein Frühaufsteher war, ging ich schon gegen 7 Uhr in den Breakfastroom um mich für den Tag zu stärken. Und ….. wen traf ich da? Ja, Jack saß ganz alleine an einem Tisch und frühstückte schon. Ich setzte mich zu ihm und er meinte wir sollten uns nicht mehr zu lange Zeit lassen mit dem Vortrag, er sei bereits gespannt wie ein Bogen. Ich fragte ihn wo den seine beiden Sekundanten seien. Da meinte er nur die schlafen immer noch, und wenn sie in den nächsten 15 Minuten nicht erscheinen wird er sie wecken und ihr Frühstück auf das Mittagessen verschieben. Was er dann knallhart tat. Mir taten die beiden leid, aber er bestand darauf dass wir sofort mit der Präsentation beginnen. Also haben wir erst mal nachgefragt wo unser Konferenzraum ist, und als man uns reinließ war alles fertig vorbereitet, ich brauchte nur meinen Laptop anschließen und es konnte los gehen.

Mein Vortrag dauerte fast 2 Stunden. Alle saßen da und schauten gebannt auf die Bilder die über die Leinwand huschten und alle hörten mit wachsendem Interesse meinen mündlichen Ausführungen zu. Nach 2 Stunden fragte Jack noch ein paar Details ab, die sich allerdings hauptsächlich um Kosten drehten. Ich erklärte ihm dass wenn er die Materialien die ich vorgesehen hätte verwendet das Haus in etwa 14 Mio. Dollar kosten wird, dass man aber durch alternative Materialien etwa ein bis 2 Mio. sparen könnte. Jack hörte sich dies alles sehr ruhig an, und als wir fertig waren saß er fast 5 Minuten völlig still da und starrte ins Leere.
Plötzlich stand er auf, und meinte nur: Wann können wir mit dem Bau beginnen? ….......
Ich war absolut perplex. Hatte ich doch damit gerechnet dass sich das eine oder andere Detail noch verändern müsste, aber nichts dergleichen. Wir sprachen noch dass der Bau insgesamt etwa 18 bis 24 Monate dauern würde. Und dann meinte Jack nur zu seinem Manager: Du machst die Verträge mit unserer jungen Dame da und ich will dass wir in den nächsten 4 bis 6 Wochen hier auf dem Grundstück die Bagger fahren sehen. Ich bekam den Vertrag in zweifacher Ausfertigung und die Auflage innerhalb einer Woche die unterschriebenen Dokumente an Jacks Büro in New York City zu senden.

Ich erklärte den Leuten dass ich nun sehr schnell wieder nach NYC zurückkehren möchte, und somit erbot sich Jack selber an mich zum Airport zu fahren. Auf dem Weg dorthin hat er mir dann ein wunderbares Kompliment gemacht. Er meinte: Dein Entwurf deckte sich so ungemein genau mit dem was ich wollte dass ich einfach nichts dazu sagen konnte. Ich bin sehr froh dass Du dieses Haus für mich baust. Ich denke das war wohl das schönste Kompliment das er meinem Design machen konnte.

In New York angekommen suchte ich Onkel Peter auf um ihm den Vertrag vorzulegen ob das in dieser Form für unsere Firma in Ordnung gehen würde. Onkel Peter machte ein paar Anmerkungen und meinte ich sollte die mit Jacks Leuten abklären. Es waren eigentlich nur ein paar Details über Zahlungen und unsere Garantie, sowie über die Auswahl der Bauunternehmer. Ich sah darin eigentlich kein Problem. Und gleich am Montag darauf rief ich Jacks Manager an und unterbreitete ihm unsere etwas abgeänderten Vorschläge. Er machte erst einen großen Aufstand und fragte mich ob ich den Auftrag denn nicht annehmen wolle. Also sagte ich ihm wenn wir da keinen Konsens finden, dann werde ich wohl den Auftrag jemand anders überlassen. Ich wusste dass dies nun auch in die Hose gehen konnte, aber ich setzte nun auf das doch recht gute Verhältnis das ich zu Jack aufgebaut hatte, Nach drei Tagen hörte ich immer noch nichts, also machte ich unsere Korrekturen im Vertrag sichtbar und wir unterschrieben unsere geänderte Fassung und schickten sie einfach ab. Ich habe postwendend die Bestätigung von Jacks Büro dafür bekommen und somit stand dem Beginn nichts mehr im Wege. Ich begann sofort eine Ausschreibung zu erstellen und nach einer weiteren Woche verschickten wir die Anfragen an 4 Baufirmen in Florida. Nach etwa 2 Wochen erhielt ich die Angebote, die Preise variierten zwischen 10,5Mio. U$ beim billigsten und 16 Mio. U$ beim teuersten Anbieter. Der teuerste Anbieter hatte allerdings alle unsere Vorgaben für die verschiedenen Materialien in sein Angebot mit aufgenommen und garantierte dass er dies genau so ausführen wird wie wir es geplant hatten. Er bekam auch den Auftrag. Jacks Büro fragte mich nur kurz zurück ob diese Firma unser Vertrauen hat, was ich ohne Schwierigkeiten bestätigen konnte.

Nach weiteren 2 Wochen begannen die Bauarbeiten, Unser Büro setzte einen Projektleiter auf die Baustelle der die terminliche und finanzielle Oberaufsicht hatte. Ich selber fuhr einmal im Monat für ein oder auch schon mal zwei Tage auf die Baustelle. Jack habe ich während der Zeit der Bauarbeiten nicht mehr auf der Baustelle getroffen. Ich schickte ihm jedoch einen Bericht der ihn über die monatlichen Baufortschritte informierte. Wir telefonierten danach immer mal kurz und er deutete mir an dass er erst kommen wolle wenn das Haus fertiggestellt ist. Ein großes Vertrauen welches er mir hier entgegen brachte, und ich tat natürlich alles um sein Vertrauen auch zu rechtfertigen. Die Arbeiten gingen auch sehr ordentlich voran, nach knapp 8 Monaten waren die Rohbauarbeiten alle fertig, und wir gingen an den Innen Ausbau und die Außengelände Arbeiten. Wir hatten ursprünglich 22 Monate angesetzt, nun sah ich dass wir wohl weit vor dem Fertigstellungstermin fertig werden würden. Das war natürlich noch einmal ein Riesen Plus für mich. Nach 18 Monaten war das Projekt fertiggestellt. Es sah wundervoll aus. Bei meinen letzten Besuchen auf der Baustelle hat mich Onkel Peter immer begleitet und er half mir noch ein paar Details ins richtige Licht zu setzen. Ich bat Jack nun nach Miami zu kommen um bei der Abschlussfeier für die Arbeiten dabei zu sein Außerdem wies ich ihn sehr feinfühlig darauf hin dass die Baufirma einen Bonus verdient hätte da sie nun mal 4 Monate vor dem vorgesehenen Ende der Arbeiten schon übergeben konnten.

Ich verabredete mich mit Jack an einem Dienstag Morgen auf der Baustelle. Wir waren beide sehr zeitig vor Ort und der Chef des Unternehmers, Onkel Peter und ich wir führten ihn durch das Haus. Jack war völlig still, er sagte kein Wort, seine Augen leuchteten wie die eines Kindes unterm Christbaum. Als wir alles durch hatten standen wir auf der Terrasse mit dem Pool und sahen aufs Meer hinaus. Jack bedankte sich beim Unternehmer, sehr liebenswürdig und voller Anerkennung für die sehr gute Arbeit. Dann nahm Jack Onkel Peter den er erst heute morgen kennengelernt hatte zu Seite und die beiden vertieften sich in ein fast halbstündiges Gespräch von dem ich jedoch nichts mitbekam. Danach nahm Jack mich bei der Hand. In überschwänglichen Worten lobte er nochmals das Design und meine Arbeit für sein Traumhaus. Und dann griff er in seine Innentasche, und holte ein kleines Päckchen hervor. Er meinte das sei nur eine kleine Anerkennung für mich und sollte mich immer an ihn und dieses Haus erinnern. Ich öffnete das Päckchen und fiel fast in Ohnmacht. Darin war eine wunderschöne Brosche mit Rubinen und Diamanten in Weißem Gold gefasst, sehr elegant, sehr teuer, sehr sehr schön. Das gute Stück hatte ihn ein Vermögen gekostet. Ich schätzte das Schmuckstück auf gut und gerne 20 bis 30 Tausend Dollar. Ich war völlig weg, und wollte es erst nicht annehmen. Aber als Onkel Peter mir dann zuzwinkerte und auch Jack darauf bestand bedankte ich mich mit einem Kuss auf seine Wange. Jack hatte seine Sekretärin und seinen Manager bereits morgens vorausgeschickt ein sehr feines Restaurant zu suchen wo wir dann alle, Baumanagement, Onkel Peter und ich sowie Jack' Entoiage hinfuhren um das Ende und die Übergabe zu feiern. Onkel Peter war auch sehr zufrieden, da wir auch unsere Honorare für Design, Bauleitung und Bauüberwachung zu dem Zeitpunkt bereits überwiesen bekommen hatten. Das Projekt hat uns nahezu 2 Mio. U$ eingebracht.

Ich hatte mein erstes eigenes Projekt mit sehr großem Erfolg bestritten. Und alle Kollegen im Büro in Staten Island empfingen mich mit großem Hallo und Beifall. Das war wie Wasser an einen Wüstenwanderer, so gut tat das. Nun war ich nicht mehr nur die Nichte vom Boss, ich war eine gleichwertige, wenn auch noch recht junge Architektin die sich bewährt hatte. Das machte mich sehr stolz. Am Wochenende lud mich Onkel Peter sowie die beiden anderen Partner der Firma zu einem sehr vornehmen Essen in eines der angesagtesten Restaurants in Manhattan ein. Und dort so zwischen Vorspeise und Steak eröffnete Onkel Peter den beiden Partners und mir dass er mich zur nunmehr 4. Teilhaberin des Unternehmens macht und mir gleichzeitig 12,5 % der Anteile von sich selber übertrug. Alle vertraglichen Notwendigkeiten würden in der kommenden Woche von den Anwälten der Firma festgelegt und meine Mitgliedschaft in der Geschäftsleitung in das Firmenbuch von New York eingetragen. Ich war nun einfach sprachlos und bedankte mich mit einer Umarmung bei meinem Onkel, auch die beiden anderen Partner waren mit meiner Beförderung sehr zufrieden und somit hat mir dieses Projekt in Miami einen weiteren Schritt auf meine Karriereleiter gehoben.

In dieser Zeit arbeitete ich an einem Projekt in New Orleans, dieser von Katrina so gebeutelten Stadt am Mississippi. Wir sollten ein neues Communication Center in einem der zerstörten Stadtteile wieder zum Leben erwecken. Es war eigentlich nichts mehr da davon, und somit betraute mich mein Onkel mir etwas neues einfallen zu lassen. Es sollte ein neues Einkaufszentrum geben, eine Grundschule und ein etwa sechsstöckiges Bürohaus. Alles in allem kein überwältigend großes Projekt, aber die Leute von der Stadtverwaltung erklärten uns dass nicht sehr viel Geld dafür da war und wir somit sparsam planen sollten. Ich machte einen sehr einfachen aber wie ich denke doch sehr ansprechenden Vorschlag und wir bekamen tatsächlich den Zuschlag für Planung uns Bauüberwachung. Die Auswahl der Bauunternehmer sollte vom Bauamt von New Orleans vorgenommen werden. In der Stadtverwaltung gab es einen jungen Architekten (so etwa in meinem Alter) der mir gleich zu Beginn ob seiner Arroganz und immer währenden Kritik an allem was wir machten und vorlegten auffiel. Der Junge Mann war wie ich mitbekam, aus sehr gutem Hause in Reno von der Westküste der sich hier als Konsulent verdingte. Natürlich musste er seine Daseinsberechtigung nachweisen was allerdings für uns nicht sehr angenehm war weil wir immer wieder neue Pläne machen mussten wenn es dem Herrn nicht gefiel. An einem dieser Tage wo er wieder unsere Vorschläge in Grund und Boden redete, legte ich alles im Meeting fein säuberlich zusammen, schob ihm die Mappe über den Tisch und bemerkte kühl: zeichnen sie hier bitte ein was sie anders wollen und geben sie auch gleich Ihre Vorschläge wie es gemacht werden sollte. Wir haben mittlerweile 5 mal um gezeichnet und ich denke wir haben es gut gemacht, aber Sie wollen scheinbar das Projekt verzögern. Ich werde in New York auf Ihre Ausarbeitung warten, schicken sie es mir zu sobald Sie es fertig haben. Dann stand ich auf und verließ die Konferenz. Man versuchte mich noch zurückzuhalten. Aber ich war so wütend, dass ich sogar den Abbruch unserer Projekttätigkeit riskierte. Ich ging, und setzte mich auch gleich ins nächste Flugzeug und flog zurück nach New York City. Als ich in den späten Abendstunden meinen Onkel noch im Büro antraf wusste er schon Bescheid. Man hatte ihn von New Orleans aus angerufen und sich bei ihm beschwert. Onkel Peter meinte jedoch zu mir, dass ich wohl das einzig Richtige getan hatte, weil auch er schon müde war immer wieder von vorne zu beginnen. Nun wir beschlossen dieses Projekt abzuschreiben und uns anderen, wichtigeren Dingen zuzuwenden. Aber es kam alles anders als wir dachten.

Nach etwa einer Woche rief mich Gordon (dieser mein Feind) an und erbat sich einen Termin bei uns im Büro um das Projekt nochmals zu besprechen. Nun gut ich lud ihn zu einem Termin der genau eine Woche später stattfand ein. Ich ließ ihn absichtlich warten um ihn ein bisschen abzukochen. Am Abend vor dem Termin rief mich Gordon an und fragte mich ob er mich zum Dinner einladen dürfte, um unsere persönlichen Differenzen in einer Aussprache auszuräumen. Nun gut ich dachte dass das vielleicht funktionieren könnte und verabredete mich mit ihm in einem sehr exklusiven Restaurant in Upper Manhattan. Nun der langen Rede kurzer Sinn, Gordon entschuldigte sich mit der Erklärung dass er eigentlich darauf angesetzt war uns das Leben schwer zu machen. Die Stadt New Orleans hatte zur Zeit einfach nicht die finanziellen Mittel das Projekt zu bezahlen. Aber man wollte eben ein durchdachtes und endgültiges Konzept haben um sobald sich die finanzielle Lage der Region verbessert hätte, sofort den Bau in Angriff nehmen könnte. Nun ja ich hatte so ein klein wenig auch an so was gedacht, da wir wissen wie es in den Kommunen so ist wenn die Augen größer sind als der Geldsäckel. Nun nachdem wir uns ausgesprochen hatten beschlossen wir ein gemeinsames Konzept für unser zukünftiges Vorgehen zu erarbeiten und damit ohne Schaden für die Stadtverwaltung eine Lösung für das Problem zu bekommen. Der Abend wurde noch sehr nett, Gordon war wie ich ein junger Architekt der sich auch gerade seine ersten Sporen verdienen musste. Es wurde recht spät bis wir aufbrachen, ich fuhr ihn erst in sein Hotel und danach gegen 1 Uhr Morgens fuhr ich über die große Brücke nach Hause. Ich war zufrieden, nun war dieses erste Problem mal beseitigt, und wir konnten in Zukunft auf friedlichere Meetings hoffen. An diesem Abend hatte ich noch keine blasse Ahnung dass dieser Mann eines Tages Teil meines Lebens in Amerika werden könnte. Aber davon später.......

Das Projekt in New Orleans wurde von uns durchgearbeitet, wir erstellten die Pläne dafür, machten alle Kalkulationen um einen Preis zu errechnen, und dann legten wir alles auf Eis. Die Stadt konnte es sich nicht leisten dafür Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Schade!

In dieser Zeit wurden Gordon und ich gute Freunde, hätte ich mir vorher nicht träumen lassen, aber seit wir nun wussten wie der Hase läuft, habe ich mich immer bemüht ihn soweit in die Planung einzubinden dass von Seite der Auftraggeber es schwer wurde uns oder auch ihm ans Bein zu pinkeln. Wir machten nun unsere Arbeit, und es wurde eine Gewohnheit dass Gordon und ich nach langen Freitagsgesprächen anschließend immer ein gutes Restaurant aufsuchten und uns was gutes taten. Ich muss sagen ich fand ihn immer sympathischer und wir wurden recht vertraut miteinander. Eines Tages im Frühjahr brachte Gordon an meinem Geburtstag den wir mit einem guten Essen wieder einmal feiern wollten, einen wunderschönen Strauss Roter Rosen mit. Gordon hat mir in der Zeit in der wir freundschaftlich miteinander arbeiteten öfter mal Blumen geschenkt oder eine Schöne Schachtel mit Konfekt. Aber Rote Rosen gabs noch nie. Ich war sehr aufgeregt als er mir mitteilte dass er mir was wichtiges sagen wollte. Und dann kams raus. Gordon gestand mir dass er für mich viel mehr als nur gute Freundschaft empfände. Gordon gestand mir dass er sich in mich verliebt hatte. Und er war totunglücklich weil er nun fürchte dass unsere gute Freundschaft daran zerbrechen könnte und ich mich zurückziehen würde, aber er musste es mir sagen weil er so nicht mehr weitermachen wollte.
Wir sprachen lange darüber und ich merkte auf einmal dass es mir auch gut tat was er mir da eröffnet hatte. Ich spielte mit dem Gedanken was wohl wäre wenn wir beide ein Paar würden, und dann spürte ich in meinem Inneren dass auch ich eigentlich seine Gesellschaft sehr genoss, ja dass auch ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Wir haben uns in den Monaten wo wir uns kannten, zusammen arbeiteten, einfach lieb gewonnen. Als ich mir dessen bewusst wurde überkam es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich spürte plötzlich auch diese Gefühl wieder das mir schon so lange gefehlt hatte. Ich habe mich dagegen gesträubt mich zu verlieben, aber nun ist es doch geschehen. I sagte Gordon was mir gerade so durch den Kopf ging und wir waren auf einmal beide glücklich darüber dass wir nun endlich den Mut gefunden hatten uns unsere Liebe auch zu gestehen. Wir hatten einen sehr schönen Geburtstagsabend zusammen. Es war ja Freitag und wir beide mussten am nächsten Tag nicht ins Büro, also beschlossen wir noch einen Bummel über den Times-Square zu machen um vielleicht noch irgendwo einen Drink zu nehmen. Bevor wir wieder in unsere eigenen Welten abtauchen mussten. Wir verließen das Restaurant und gingen los, Gordon erfasste meine Hand und hielt sie fest, und dann plötzlich blieb er stehen, sah mich an und dann nahm er mich in den Arm und wir küssten uns leidenschaftlich. In diesem Augenblick wusste ich dass ich nun nicht mehr in eine Bar wollte, Ich wollte nach Hause, und ich wollte Gordon mit mir nehmen, ihn nimmer alleine lassen. Ein wenig zaghaft meinte ich ich hätte noch einen guten französischen Champagner im Kühlschrank und ob wir den nicht zur Feier des Tages köpfen sollten. Gordon sagte nichts dazu aber zielstrebig hielten wir nun auf das Parkhaus zu und wir fuhren in meinem Auto nach Hause, zu mir nach Staten Island.
Es war die schönste Nacht meines Lebens, wir liebten uns bis in die Morgenstunden. Dann fielen wir beide in einen wundervollen Schlaf, eng aneinander gedrängt, ich war wunschlos glücklich. Ich hätte nie gedacht wie sehr mir dies abgegangen ist in diesem letzten Jahr. Morgens gegen halb acht Uhr stand ich ganz vorsichtig auf und ging in die Küche und bereitete uns ein ordentliches Frühstück. Danach ging ich noch schnell ins Bad um mich ein klein wenig zu restaurieren weil ich so verschlafen meinte ihm nicht unter die Augen treten zu können. Dann ging ich ins Schlafzimmer zurück und weckte Gordon mit einem sanften Kuss. Er schlug die Augen auf und meinte nur er träume gerade so schön und ich sollte ihn nicht wecken. Aber ich stupste ihn an und sagte ihm die Träume sind vorbei und wir beide müssen uns nun der Realität stellen. Und da erwachte er und kriegte erst mit dass all dies real war, kein Traum wir waren zusammen und wir hatten einen wunderschönen Abend , eine aufregende Nacht verbracht und nun kam das Frühstück zu Zweit. Gordon sprang aus dem Bett, und verschwand im Bad. Ich ging in die Küche und wartete darauf dass er bald kommen würde, Nach vielleicht 5 Minuten kam er, hatte seine Boxershorts an und ein Unterhemd, ich saß in meinem Morgenmantel da und wir küssten uns nochmals leidenschaftlich bevor wir mit unserem Frühstück begannen. Guten starken Kaffee, O-Saft frisch gepresst, etwas Wurst (die Gute aus der deutschen Metzgerei, Käse weich gekochte Eier, all das was ein echter Amerikaner so gar nicht kennt zum Frühstück. Ich musste möglichst zeitig anfangen ihn auf Europa einzustimmen. Und ich denke es hat ihm gut geschmeckt. Das Telefon summte, Es war Onkel Peter der bloß wissen wollte ob ich heute ins Büro ginge, ich sagte ihm dass ich wohl nicht hinkommen werde da ich fürs Wochenende was anderes vor hätte. Er meinte OK und dann bis Montag. Ich werde hier nun nicht erzählen was wir beide noch alles gemacht haben aber jedenfalls habe ich mich an diesem Samstag nicht mehr angezogen, Wir gingen nach dem Frühstück zurück ins Bett und es wurde immer schöner je mehr wir uns miteinander beschäftigten. Ich habe mich noch nie so in der Liebe fallen lassen wir an diesem Tag. Wir erforschten unsere besonderen Vorlieben und es erschien so als ob wir auch hier unglaublich harmonierten. Ich genoss es von ihm immer wieder und wieder geliebt zu werden. Es war ein wunderbares Wochenende das wir erst am Sonntag gegen Mittag ausklingen ließen.

Ich war an diesem Wochenende unendlich glücklich geworden. Ich hatte jemanden an meiner Seite und ich war mir sehr sicher dass wir beide, Gordon und ich unser Leben gemeinsam meistern würden. Ich fuhr Gordon nach Mittag nach Manhattan zur Garage wo sein Auto immer noch stand. Wir verabschiedeten uns und Gordon umarmte mich und sagte mir immer wieder wie sehr er mich liebte. Es war schön, nicht nur dass er ein attraktiver Mann war, sondern er war sehr feinfühlig, er war Architekt wie ich, er liebte meine Musik, er war der Mann auf den ich immer schon gewartet habe. Ich war unendlich glücklich an diesem kühlen Maitag. Wir beschlossen unsere Familien noch nicht über unsere Situation zu informieren, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Danach fuhr ich zurück nach Staten Island und ging zu meiner New Yorker Familie um ein bisschen zu plaudern mit meiner Tante, und mit den beiden Kindern meiner Cousine und meinem Cousin. Wir tranken Kaffee zusammen, und auch Tante Marias Apfelkuchen stand am Tisch. Und da passierte mir das Ungeschick ich verschüttete meinen Kaffee auf dem Tisch. Meine kleine Cousine rief gleich laut „Evita ist verliebt, sie hat ihren Kaffee ausgeschüttet, und ich wurde rot bis über beide Ohren. Und es ging auch nicht weg. Alle sahen mich an und auch Tante Maria sah mich von der Seite an und ich dachte ich sah ein feines Lächeln in ihrem Gesicht. Später dann die beiden Kinder waren irgendwohin verschwunden, setzte sich Tante Maria zu mir ins Wohnzimmer und dann fragte sie mich plötzlich: „Möchtest Du mir nicht erzählen wer es ist?“ Und da wurde ich wieder purpurrot im Gesicht. Ich wollte noch sagen ach das haben sich die Kinder nur so ausgedacht, aber meine Tante kannte mich zu gut. Sie meinte nur, „mir kannst Du jedes Geheimnis anvertrauen ich behalte es für mich, keine Angst.“ Tante ergriff meine Hand, streichelte sie und sagte, „Wir wären sehr glücklich wenn Du einen netten Mann finden würdest oder gefunden hast, weil wir miterlebt haben wie sehr Du gelitten hast als John Dich so enttäuscht hat. (John war mein Freund der, als ich aus Europa nach New York kam mit mir mitkam) Mir kamen plötzlich die Tränen ob der liebevollen Fürsorge meiner Tante und ich konnte nicht anders, ich erzählte ihr dass Gordon und ich uns unsterblich ineinander verliebt hatten. Tantchen kam dann zu mir und sie nahm mich in ihre Arme und drückte mich an sich, und dann sagte sie: Ich freue mich sehr für Dich. Ich wünsche Dir alles Glück dieser Erde, wenn es irgendjemand verdient hat glücklich zu werden dann mein Liebes bist Du es“ Und dann meinte sie noch, „bring ihn doch mal mit, Auch Onkel Peter wird sich sehr freuen vor allem weil Deine Wahl ja nun auf jemand gefallen ist der Dich eines Tages sehr viel unterstützen wird wenn Onkel mal die Leitung der Firma abgeben muss aus welchen Gründen auch immer.“ Bring ihn am nächsten Samstag zum Mittagessen und somit zeigst Du ihm auch wie sehr es Dir ernst ist mit ihm. Ich versprach Tante mit Gordon zu reden, machte sie aber auch vertraut damit dass es durchaus sein könnte dass Gordon noch nicht so weit sein könnte. Tante war sehr lieb mit mir und wir vereinbarten dass ich versuchen will bis zum Mittwoch herauszufinden ob Gordon am Samstag mit mir mitkommen würde. Danach ging ich nach Hause, ich ging nach einer kurzen Dusche gleich ins Bett und dort steckte ich meine Nase tief in die Kissen weil ich da immer noch den Geruch meines Liebsten riechen konnte. Ich konnte nur schwer einschlafen da ich immer nur an die beiden Nächte davor denken musste. Oh wie sehr hab ich seine Liebe genossen.

Am Montag morgen ging ich wieder ins Büro, ich hatte ein paar Dinge mit Onkel Peter zu besprechen, und nach dieser Halben Stunde meinte er nur, Du bist aber gut drauf heute, fast wie eine junge Frau die gerade gestern geheiratet hat. Nun Onkel Peter hatte immer solche Sprüche drauf, aber bei mir dachte ich mir nur „Wenn Du nur wüsstest“. So gegen 11 Uhr rief mich Gordon an, er war sehr lieb erkundigte sich nach meinem Befinden, und wie ich geschlafen hätte. Ich sagte ihm ganz ehrlich dass er mir sehr gefehlt hätte, und da hörte ich durchs Telefon wie er mir einen Kuss zuschickte. Und dann sagte er mir, dass er mir etwas beichten müsse. Er konnte unser Geheimnis nicht für sich behalten, er hätte am Sonntag Abend noch seine Schwester getroffen und sie habe sofort erkannt dass mit ihm was nicht stimmte. Er gestand mir dass er ihr alles erzählt habe, naja soweit das für die Schwester interessant war zu wissen. Nun danach beichtete ich ihm auch meine Sünden, und wir lachten uns beide tot am Telefon. Wir verabredeten uns für den Abend und wandten uns dann unserer beider Arbeit zu. Nun war es alles so leicht, ich arbeitete meinen ganzen Stapel an Unerledigtem auf was ich sonst erst in 2 tagen geschafft hätte. Und direkt von der Arbeit weg fuhr ich wieder nach Manhattan. Ich freute mich wie ein Teenager als ich Gordon sah, er küsste mich zärtlich auf den Mund und wir kehrten in „unserem“ Restaurant ein. Und dann fragte ich ihn ob er nicht am Samstag mit mir zu meinen Lieben kommen würde zum Mittagessen. Gordon war ein wenig zurückhaltend, er hatte Onkel Peter nur einmal getroffen bei einem Meeting, und ich spürte dass er ein wenig Angst vor ihm hatte. Aber ich konnte diese Angst zerstreuen, und er sagte mir dann zu. Wir trennten uns gegen 23 Uhr und ich fuhr nach Hause und legte mich schlafen. Am nächsten Tag ging ich nach der Arbeit zu Tante Maria und Onkel Peter. Ich brachte eine Flasche sehr guten französischen Wein mit und Onkel Peter meinte gleich was denn der Anlass sei dass ich heute so eine Party mit ihm und Tante feiern wolle. Und dann schenkte ich erst jedem ein Glas von dem guten Bordeaux ein und erklärte dann hoch offiziell dass Evita sich nach langer Zeit wieder in einen netten Mann verliebt hätte. Onkel Peter fiel aus allen Wolken und fragte natürlich sofort wer denn der Glückliche sei. Und ob er ihn kenne. Ich sagte ihm es wäre Gordon Whittakker der junge Architekt den er mal in New Orleans kennengelernt habe und dann kam etwas was ich mir eigentlich nie gedacht hätte. Onkel Peter war von meiner Wahl begeistert. Er gratulierte mir und als er merkte dass Tante Maria schon alles wusste da stupste er sie an warum sie ihm denn nichts erzählt habe. Jedenfalls habe ich dann Tantchen gesagt dass Gordon am Samstag kommen würde und da beschloss Onkel Peter etwas sehr rührendes zu tun, er rief Gordon an und lud ihn höchst persönlich zum Essen am Samstag ein. Ich glaube Gordon ist aus allen Wolken gefallen. Es war wunderbar dass meine New Yorker Familie so hinter mir stand. Und ich war eigentlich sehr froh, dass nun alle alles wussten, da ich glaube, dass ich mir sehr schwer getan hätte, das Geheimnis lange für mich zu behalten.

Am nächsten Tag erhielt ich gleich frühmorgens einen Anruf von Gordon wo er mir erzählte dass mein Onkel ihn persönlich für Samstag eingeladen habe und er sich da sehr geehrt fühle.
Mir war das zwar alles nicht sehr angenehm, da ich nicht wollte dass man mich nun in eine Schublade der verliebten Frau stellte, aber nun ja, damit musste ich mich nun wohl abfinden.

In diese Zeit fiel auch eine zweite Begegnung, die noch so einiges in meinem Leben verändern würde. Ich flog in diesen Tagen für ein paar Tage nach Deutschland da es da ein kleines Problem mit einem von mir initiiertem Projekt gab. Ich wohnte in München immer bei Linda in meinem eigenen Hause, Linda hat mir da eines der Zimmer freigehalten und wenn immer ich in Deutschland war konnte ich dort wohnen. Was für mich sehr angenehm und auch sehr schön war. Ich war unter Freunden in einer Umgebung die mir so vertraut war. An einem der ersten Abende ging ich ein wenig spazieren und traf dabei einen Herren, der mich ansprach, sehr höflich, und sehr freundlich. Er stellte sich vor als Herr Moller. Ich unterhielt mich ein wenig mit ihm und er fragte mich ob ich nicht die Familie Tognazzi kenne. Und ob ich wüsste wo die denn wohnten. Mich machte diese Frage etwas verwirrt, da alle unsere Freunde doch über die schrecklichen Ereignisse im Jahr 1998 wussten. Ich gab ihm keine Auskunft, fragte nun aber meinerseits warum er das wissen wolle und woher er denn die Familie kenne. Und da erklärte er mir dass er meinen Papa gut gekannt habe sie sich aber in den letzten Jahren aus den Augen verloren hatten. In ein paar Worten teilte ich ihm so emotionslos wie es mir nur gelang, über den tragischen Unfall auf und dass beide, Herr und Frau Tognazzi den Unfall nicht überlebt hätten. Ich sagte jedoch nicht dass ich die einzige Tochter war. Ich erwähnte aus irgendeinem nicht ganz erfindlichem Grund nicht dass es da noch eine Tochter gäbe, …. mich.
Seine weitere Fragen blockte ich ab mit der Entschuldigung dass ich es eilig hätte und mich um meine Dinge zu Hause kümmern müsse.

Ich ging nach Hause und diese Begegnung ging mir nicht aus dem Kopf. Ich beschloss sollte ich diesen Mann noch einmal treffen ich mich ihm zu erkennen geben werde. Den ganzen Abend ging mir diese Begegnung nicht aus dem Sinn. Irgendwie machte mich diese Geschichte nervös.
Ich werde davon zu gegebener Zeit weitererzählen.

Der Sonntag kam immer näher und am Samstag noch war Gordon bei mir zu Hause und wir besprachen den Zeitablauf für den kommenden Tag. Wir wollten gemeinsam zu Tante und Onkel gehen. Gordon blieb die Nacht über bei mir und es war ein wunderschöner Abend. Ich konnte lange nicht einschlafen und so lag ich da und betrachtete ihn wie er da so friedlich schlief. Ich strich mit meiner Hand über seine Haare, und küsste ihn sanft auf den Kopf. Danach schlief auch ich ein.

Als ich morgens aufwachte war Gordon nicht mehr an meiner Seite, aber ich hörte ihn im Bad unter der Dusche fröhlich singen. Es war so schön zu wissen dass er immer noch da war und so beschloss ich ihn ein wenig zu überraschen. Ich zog mein Nachthemd aus und ging leise ins Bad, durch die Glassteine der Dusche konnte er mich nicht sehen, also ging ich einfach drauf zu und schwindelte mich ebenfalls unter die Dusche, und wir lagen uns dann beide in den Armen. Oh was war das für ein schönes Gefühl wie er mich fest an sich presste, ich spürte ihn und er berührte mit seinen sanften Händen meinen Körper und strich langsam und zärtlich über meinen Rücken. Das Wasser rieselte auf uns beide runter und ich konnte nicht genug bekommen von diesen feinen Berührungen. Gordon drehte den Wasserhahn ab und nahm eines meiner größten Badetücher in das er mich einwickelte sodass ich mich auch gar nicht mehr bewegen konnte. Dann hob er mich auf und trug mich ins Schafzimmer. Sanft legte er mich aufs Bett und begann mich ganz langsam wieder auszuwickeln. Er legte sich zu mir und verwöhnte mich wie noch nie. Ich liebte diesen Mann mit all meinen Sinnen, und als ich in diesem wunderschönen Gefühl explodierte liebten wir uns noch bis es Zeit wurde ein Frühstück zu uns zu nehmen. Die Liebe mit Gordon war immer wieder und jedes mal etwas Neues. Ich genoss dies mit jedem Muskel meines Körpers.
Gordon ging wieder ins Bad und ich zog mir den Bademantel über und ging in die Küche und bereitete uns ein Frühstück. Halb amerikanisch halb europäisch. Wir saßen danach zusammen am Frühstückstisch und stärkten uns für den Tag der da nun auf uns zukommen würde.
Der Empfang durch Tante Maria und Onkel Peter war sehr herzlich und freundlich und nahm Gordon die Steifigkeit mit der er erst das Haus betreten hatte. Wir mussten ein paar Minuten warten und so führte ich ihn in den Garten und ich zeigte ihm Onkel Peters wunderschöne Sammlung von Orchideen im kleinen Gewächshaus. Nach 10 Minuten rief meine Cousine nach uns und wir gingen ins Haus zurück. Nun war das Hallo noch einmal groß da meine beiden Cousin und Cousine ja auch noch vorgestellt werden mussten. Die kleine Zwetschge sagte auch gleich: Ich weiß schon seit mehr als einer Woche dass da was im Busch ist, und ich wäre auch beinahe im Erdboden versunken. Gordon fragte sie wie das denn käme, und da sagte dieses kleine Luder „Tja wir Frauen merken wenn sich eine von uns so grundlegend ändert“ na da lachten wir alle ob der Altklugheit der 17 jährigen und mein Cousin meinte einfach, keine Angst Gordon wir Männer werden uns der Schar der Mädels hier schon erwehren. Na ja bis jetzt war er und Onkel Peter ja gegen die Damen (mich eingeschlossen) in der Minderheit, aber das änderte sich nun ja zum Besseren für die „Männer“. Tante bat uns nun ins Wohnzimmer wo der große Tisch sehr schön gedeckt war und es roch nach wundervollen Dingen wie sonst nur zu Weihnachten oder zu Ostern. Es war ein wundervolles Essen, Tantchen hatte eine wundervolle gefüllte Kalbsbrust gemacht mit einem herrlichen grünen Salat, und zu Dessert gabs noch ein herrliches selbst gemachtes Eis. Wir tranken einen guten französischen Rotwein dazu und zum Schluss gabs dann noch einen feinen Cognac und Onkel Peter und Ich wir beide zündeten uns eine große Cohiba an. Gordon war ein absoluter Nichtraucher, aber er mochte wie er sagte, den Geruch sehr gerne. Onkel und Gordon fachsimpelten über verschiedene Projekte die wir gemacht hatten und auch das Projekt in New Orleans kam zur Sprache. Ich wollte den Beiden die Gelegenheit geben sich ein bisschen näher kennenzulernen, also legte ich nach der Hälfte die Zigarre in den Ascher und ging in die Küche um Tante Maria beim Aufräumen zu helfen.

Als wir dann fertig waren und ins Wohnzimmer zurück kamen waren die beiden Herren in den Garten raus gegangen und dort sah ich sie im Gespräch vertieft unter dem großen Kirschbaum sitzen ins Gespräch vertieft. Ich wollte nicht stören und so setzte ich mich mit Tante Maria an den kleinen Couchtisch und wir sprachen über verschiedene Dinge, natürlich auch über Gordon. Tante Maria sagte mir immer wieder dass sie nur möchte dass ich wieder glücklich sein könnte und dass sie so sehr hoffe dass dies der richtige Mann für mich sei. Obwohl wir nie darüber gesprochen hatten wußte Tantchen viel mehr wie weit unsere Beziehung schon fortgeschritten war als ich auch nur erahnte. Sie ermahnte mich dass man einen Mann, vor allem einem amerikanischen Mann von der Westküste, zum Frühstück unbedingt uramerikanisch auftischen muss. Weil diese Leute von da drüben unsere europäische Frühstücksküche nicht mögen. Ich glaube da wurde ich wieder einmal butterrot im Gesicht, und bei mir selber dachte ich dass ich Gordon darauf hin ansprechen müsse, ich hatte ihm ja heute morgen ein mehr Europäisches denn amerikanisches Frühstück aufgetischt. Ich mochte die Pfannkuchen einfach nicht. Habe ich schon wieder einmal einen Fehler gemacht?

Wir verbrachten einen sehr netten Familiennachmittag, es war für mich fast so als ob Mama und Papa meinen neuen Freund begutachten würden. Später als Gordon und ich zu mir nach Hause gingen fragte ich ihn vorsichtig was er denn so lange mit Onkel Peter zu bereden hatte, da sah er mich sehr liebevoll an und sagte mir dann: Dein Onkel hat mich gebeten, nein er hat mich angefleht Dir nicht weh zu tun. Er ist sehr darauf aus dass Du glücklich wirst, und ich denke er liebt Dich noch viel mehr als ich es tue. Nun das hat mich noch mehr berührt als der ganze wunderbare Nachmittag den ich im Hause meiner zweiten Familie verbracht habe. Und Gordon war sichtlich beeindruckt von meinen Verwandten. An diesem Abend gingen wir direkt nachdem wir mein Apartment erreicht haben ins Bett. Wir kuschelten uns ganz fest zusammen und schliefen ein. Oh mein Gott wie glücklich ich doch war.........

Zeitig am Morgen, es mochte so gegen 5 Uhr früh gewesen sein weckte Gordon mich sehr sanft, er strich mir mit seinen weichen Händen über meine Wangen und sagte ganz leise, Ich muß nach Hause fahren mein Liebes, ich hielt ihn ganz fest und presste mich an ihn, ich spürte wie er erregt wurde und es kam wie es kommen musste, sollte und ich es wollte, wir liebten uns noch einmal kurz und intensiv und dann hörte ich nur mehr ganz entfernt wie Gordon noch im Bad sich frisch machte und danach wie er zurückkam mich sanft küsste und dann die Wohnung verließ. Ja natürlich er musste ja auch wieder ins Büro und ich auch. Ich stand nach einer weiteren Stunde auf, nahm ein Bad, schminkte mich und nach einem ausgiebigen Frühstück ging auch ich wieder ins Büro.

An einem der nächsten Abende führte mich mein Weg noch nach Manhattan wo ich eine bestimmte Boutique aufsuchen wollte wegen einer Jeans die ich am Wochenende in deren Auslage gesehen habe. Ich fuhr also hin parkte meinen Wagen in einem Parkhaus in der Nähe und ging zu Fuß die etwa 200 Meter zu dem Geschäft. Und da sah ich auf einmal ihn wieder. Diesen Herrn Moller dem ich vor Wochen in Grünwald begegnete, und der mich nach meinen Eltern fragte. Er ging auf der gegenüberliegenden Straßenseite, und ich dachte mir, er hat mich noch nicht bemerkt. Er würde ja wohl kaum damit auch rechnen mich hier wiederzusehen. Aber plötzlich war er aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich war mir nun gar nicht mehr so sicher ob ich ihn denn wirklich gesehen habe, und so ging ich ohne mir weiter viel dabei zu denken in meine Boutique um mich wegen der Hose zu erkundigen. Nun ich fand meine Jeans die ich gerne wollte, kaufte sie , bezahlte mittels AMEX und war auf dem Weg wieder zu gehen, da sah ich ihn wieder. Er stand vor dem Geschäftseingang und starrte unverhohlen herein - - - auf mich! Ich beschloss ihn einfach nicht zu erkennen, also ging ich raus und wandte mich gegen Süden wo mein Auto in der Garage stand. Aber so einfach ging das nicht. Er rief mir gleich nach und nach wenigen Schritten ging er neben mir, und sprach mich in Deutsch an, Was für ein Zufall dass ich Sie hier treffe, sind sie auch auf Shopping Tour in New York? Ich drehte mich zu ihm tat erstaunt und meinte nur, und dies sehr kurz angebunden, ja aber ich habe überhaupt keine Zeit. Aber ich kam ihm nicht aus, er lud mich auf einen Kaffee ein und wir landeten in einem Starbucks direkt an der Straße. Er frage mich, oder besser er versuchte mich zu fragen wie lange ich denn schon in New York sei und ob ich auch mit dem Flieger am um Uhr wieder zurück flöge. Da wurde es mir zu dumm, ich klärte ihn ganz kurz auf, nein ich fliege nicht nach Deutschland zurück da ich hier arbeite und ich eigentlich es nicht sehr schätze von fremden Männern auf der Straße abgefangen zu werden. Und was ihn denn so sehr an mir interessiere? Er fragte mich nun zum ersten Mal ob ich ihm wohl meinen Namen nennen würde, und ich lehnte diesmal schon etwas schroffer in meiner Stimme seinen Wunsch ab. Ich sagte ihm nur dass er mich nicht interessiere und ich ihn nun bitte mich gehen zu lassen, da ich noch andere für mich wichtigere Verabredungen hätte. In diesem Moment rief mich Gordon an und ich sagte ihm nur kurz allerdings auf englisch wo ich war und er mich hier ganz schnell abholen sollte. Gordon sagte mir sofort zu. Herr Moller hat wohl nicht alles so verstanden da mein englisch mittlerweile schon sehr stark mit einem amerikanischen Accent verbrämt war und ich für Ausländer nicht so leicht zu verstehen war. Auch dachte ich mir dass er wohl aus Höflichkeit nicht so sehr zugehört hatte. Nun alles löste sich auf als nach etwa 5 Minuten Gordon kam, ich begrüßte ihn und stand einfach vom Tisch auf um mich ohne mich noch lange von meinem eigenartigen Begleiter zu verabschieden verließ ich gemeinsam mit Gordon das Caffee. Auf dem Weg zu meinem Auto erzählte ich Gordon die etwas eigenartige Geschichte und er bestand darauf dass ich mit ihm zu seiner Wohnung fuhr und erst einmal wartete bis ich wieder nach Hause nach Staten Island fuhr.
Sehr viel später, so 2 bis 3 Stunden später fuhr Gordon mich in das Parkhaus wo ich in mein Auto stieg und nach Hause fuhr. Dieser Herr Moller aber geisterte immer noch in meinem Kopf herum. Was wollte der Mann von mir? Ich wusste es einfach nicht.

Als ich abends nach Hause kam suchte ich meinen Onkel auf und erzählte ihm diese etwas eigentümliche Geschichte. Onkel Peter erschien mir nachdem ich geendet hatte sehr unruhig, ja nervös. Und dann bat er mich in sein Arbeitszimmer und erzählte mir eine schreckliche Geschichte. Mein Onkel hatte damals als dieser entsetzliche Unfall geschah auch mit der Polizei in Reims, in deren Zuständigkeitsbereich der Unfall gehörte, eine lange Unterredung. Und man sagte ihm bei dieser Gelegenheit auch dass es vage Anzeigen gegeben hätte dass dieser Unfall von dritter Seite herbeigeführt sein könnte, aber die direkt danach durchgeführten Untersuchungen haben dies nicht ausreichend bestätigt. Da man keinen echten Anhaltspunkt hatte, ließ man es darauf beruhen. Allerdings beschloss Onkel Peter mir über diese ersten Verdachtsmomente nichts zu sagen, da auch er keinerlei Ahnung hatte was da dahinter stecken möge. Und so ruhte dieser Verdacht ….. bis heute. Doch nun wurde Onkel Peter sehr unruhig und er meinte man müsste nochmals mit der Kripo in Reims über den Unfall sprechen. Da ich in nächster Zeit sowieso wieder nach Europa, besser nach Deutschland fliegen wollte sagte ich ihm dass ich nach Reims fahren möchte um dort mit den Beamten die damals den Unfall aufgenommen hatten nochmals zu sprechen. Onkel Peter war erst etwas unschlüssig, aber dann stimmte er zu nicht aber ohne mir einen Mann zur Seite zu stellen der mich auf meiner Reise begleiten würde. Eine Art Bodyguard. Ich lernte Herrn Franklin etwa drei Tage später kennen, und er erklärte mir dass er mich überall hin begleiten werde allerdings wird er nicht als mein Begleiter reisen sondern einfach als Tourist der auf dem Flug mit mir ins Gespräch kommen würde um das ganze, sollte uns, bzw. mich jemand beobachten, möglichst neutral aussehen zu lassen. Nach einer Woche trat ich meine Reise an, und ich konnte schon am AP Mr. Franklin sehen wie er am Lufthansaschalter mit der jungen Dame schäkerte und sein Ticket behob. Wie durch Zufall saßen wir im Flugzeug nebeneinander nur der Gang war zwischen uns. Als wir das erste Essen serviert bekamen, begann er seine Annäherungsversuche, sehr höflich und sehr nett, er wusste sehr genau wie das unverfänglich gemacht wird. Erst viel später, knapp bevor wir in München ankamen sah ich auch dass Herr Moller in demselben Flugzeug saß, allerdings in der Touristclass während Franklin und ich in der Businessclass saßen. Nun war es auch mir klar, dieser Mann kannte mich und er wollte etwas von mir. Ich schrieb eine kurze Notiz die ich Franklin in einem günstigen Augenblich wo ich mich unbeobachtet fühlte zuschob. Ich war froh als wir landeten und ich stand schon am Gepäckband als Moller auftauchte. Er tat so als ob er mich gerade entdeckt hätte und steuerte auf mich zu. Aber Franklin kam nun seinerseits zu mir und begann ein belangloses Gespräch mit mir über München und wo er denn wohl hingehen sollte um ein gutes Hotel zu finden. Ich erbot mich ihn mitzunehmen in die Stadt (Linda holte mich am Airport ab) und ihn dort an einem Hotel abzusetzen. Ich klärte Linda nicht vollständig auf, aber ich sagte ihr dass dieser Mann (Franklin) ein Kollege aus Amerika sei und ich in den nächsten Tagen mit ihm hier in München zu arbeiten hätte. Später wollte ich mit Linda etwas genauer über mein Problem sprechen. Wir fuhren in die Stadt, und ich logierte Franklin in der Nähe meines Hauses in einem schönen kleinen Hotel ein.Da sich Moller offenbar erst einen Mietwagen nehmen musste, waren wir ihm an diesem Tag um etwa eine halbe Stunde voraus.
Für Franklin hatte ich einen Hertz Wagen direkt zum Hotel hinbestellt, sodass auch er nun mobil war und wir nicht unbedingt aufeinander angewiesen waren.

Franklin wollte sich in seinem Hotel ein wenig ausruhen und ich versprach nichts zu unternehmen bzw. das Haus zu verlassen. Ich war mit Linda nun in meinem Haus allein, Klein Linda schlief schon und dann habe ich Linda unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit die ganze Geschichte erzählt. Linda fiel aus allen Wolken, und konnte unseren Verdacht gar nicht fassen. Nach etwa einer Stunde wurde es dunkel, und so beschlossen wir die Vorhänge zu-zuziehen damit man von außen nicht ins Haus schauen konnte. Während Linda die Vorhänge zuzog, meinte sie noch dass da draußen auf der Straße ein Mann spazieren ginge der hier eigentlich fremd ist. Da wir noch kein Licht anhatten konnte man nicht durch die Spiegelglasscheiben hereinschauen, und so guckte ich auch vorsichtig an Linda vorbei auf die Straße. Ich erschrak diesmal wirklich sehr. Es war wieder dieser Herr Moller. Sofort rief ich Franklin an und berichtete ihm was ich hier gesehen habe. Und da versprach er, sich in den nächsten 15 bis 20 Minuten zu melden. Nach vielleicht 10 Minuten rief mich Franklin an, er meinte nur er sei jetzt auf seinem Posten und ich sollte doch auf die Straße raus gehen und den Mann direkt ansprechen was er von mir wolle. Gesagt getan. Ich hatte zwar ein etwas mulmiges Gefühl aber ich fühlte mich auch recht sicher wusste ich doch dass Franklin da irgendwo in der nächsten Nähe war. Moller war zuerst etwas irritiert aber dann meinte er nur ich sei eine schöne Frau und er wolle mich halt gerne kennenlernen. Aber darauf sprang ich natürlich nicht an. Ich meinte zu ihm sie waren vor 3 Monaten hier vor meinem Haus, sie haben mich bis nach New York verfolgt, und nun sind sie mit dem selben Flugzeug wie ich wieder zurückgekommen und haben sich offenbar direkt vom Airport zu meinem Haus begeben. Das ist nun doch nicht normal. Und da änderte er seine Geschichte und versuchte mir eine neue Räuberpistole zu erzählen. Aber als ich ihn dann direkt fragte was er denn mit meinen Eltern zu schaffen gehabt hätte, da vermeinte ich nun tatsächlich eine gewisse Unsicherheit bei ihm aufsteigen zu sehen. Er fragte mich ob er mich zu einem Essen einladen dürfe, er würde mir dann seine wahre Geschichte erzählen. Nun war ich natürlich unsicher, ich wollte diese Story hören wusste aber nicht was Franklin dazu meinen würde. Also entschuldigte ich mich damit dass ich mir mal schnell was ordentliches anziehen wolle und ging ins Haus. Er wartete nun draußen. Ich nahm nun Linda's Telefon und rief Franklin an, er hatte alles mitbekommen und uns auch belauscht wie er mir sagte, (er musste sehr nahe neben uns gestanden haben) und er meinte ich solle die Einladung annehmen, er würde auf alle Fälle in meiner Nähe bleiben, da klingelte mein eigenes Telefon, ich schaltete auf sprechen und hörte nur ein klicken welches mir sagte dass die andere Seite aufgelegt hat. Wie gut dass ich Linda's Telefon benutzt hatte. Ich zog mich nun schnell um und dann fuhr ich mit meinem eigenen Auto aus der Garage, und raus auf die Straße. Dort stand immer noch dieser ominöse Herr Moller, und ich fragte ihn wo wir denn hin wollten was zum Essen zu bekommen. Er fragte mich ob er mit mir mitfahren könne, ich entriegelte die Beifahrertüre, und da mein Auto nur ein Zweisitzer war nicht besonders bequem wenn man nicht sehr schlank war, zwängte er sich, ich denke etwas widerwillig in meinen kleinen Flitzer. Entweder hatte er am AP kein Auto bekommen, oder er wollte nicht dass ich sehe welches Auto er fuhr. Also fuhren wir los Richtung City, ich machte einen Vorschlag für ein sehr gutes Restaurant und wir fuhren fast wortlos die 15 Minuten in die Stadt.
Ich fühlte mich nicht besonders wohl auf dieser Fahrt, erst als wir von einem blauen Mercedes überholt wurden und ich darin als Lenker Mr. Franklin erkennen konnte, beruhigte ich mich etwas. Der Mercedes fuhr danach wieder langsamer und ich konnte ihn überholen. Wir fuhren zu einem argentinischen Steakhouse, und ich suchte mir dort einen Platz zum Einparken. Ich fand einen Platz fast direkt vor dem Eingang, was ich als „strategisch“ sehr gut ansah. Wir gingen in das Restaurant und der Ober wies uns einen Tisch am Fenster zu. Wenige Minuten später kam auch Mr. Franklin herein, mit einer sehr hübschen aber auch sehr jungen Dame an seiner Seite. Moller beachtete ihn überhaupt nicht, er erkannte ihn nicht.
Wir bestellten Steaks und Salat, und Moller bestellte eine Flasche schweren roten Wein. Obwohl ich ihm erklärte dass ich keinen Alkohol trinke da ich Auto fahre. Nun er versuchte immer wieder mir das Weinglas aufzuzwingen, aber ich blieb natürlich standhaft und hielt mich an meinen alkoholfreien Mixgetränken. Und dann hörte ich die wohl unglaublichste Räuberpistole die sich eigentlich nur Hollywood ausdenken konnte.

Herr Moller traf meinen Vater vor etwa 20 Jahren auf einem Projekt in Saudi Arabien wo er als Konsulent für den Arabischen Investor tätig war. Mein Vater war dort Projektmanager für das deutsche Unternehmen welches die Ausführung der Bau und technischen Anlagen vertraglich innehatte. Das Projekt ging sehr gut voran, und Papa hatte einen guten Draht zum Auftraggeber aufgebaut. Damit gelang es ihm den auftraggeberseitigen Überwachungsstab weitestgehens auszuschalten. Dies jedoch gefiel dem Konsortium welches diese Aufgaben ausführen sollte, nicht. Man versuchte Papa beim Auftraggeber zu diskreditieren, was allerdings nicht gelang. Als das Projekt in seine letzte Phase ging, entzog der saudische Auftraggeber seinem Überwachungskonsulenten den Auftrag und das Projekt wurde von der Firma mit der mein Vater arbeitete im Alleingang fertiggestellt. Der Verlust der anderen Firma betrug mehrere Hunderttausend Pfund Sterling, und man sann darauf wie man Papa dies anlasten konnte. Es gab offensichtlich Gespräche darüber mit meinem Papa der jedoch die Leute an den saudischen Auftraggeber verwies und sich mit der Angelegenheit nicht weiter beschäftigen wolle. Die Verantwortlichen dieses anderen Unternehmens heuerten nun Leute an die meinem Papa einen „Denkzettel“ verpassen sollten. Allerdings ging diese Aktion die noch in Saudi Arabien durchgeführt werden sollte in die Hose, da mein Papa einen Tag zu früh abgereist war. Danach wollte man ihm in Europa in irgendeiner Form Schaden zufügen. Und es sah so aus als ob man damit bei dem Unfall welchen Mami und Paps dann einige Monate später hatten erfolgreich war. Herr Moller war für das selbe Unternehmen damals (welches seine Firmenzentrale in London hatte) tätig, und versuchte mir zu versichern dass er von diesem Komplott durch Zufall in der Firmenzentrale in London erfahren hätte.

Ich war etwas wie auf den Kopf geschlagen auch wenn ich diese Geschichte nur sehr schwer nachvollziehbar ansah. Und warum kam er mit all dem erst jetzt heraus, 8 Jahre nach dem Unfall. Ich konnte, und mochte das alles nicht glauben. Das Essen ging dann auch bald zu Ende und Herr Moller erklärte mir dass er in der Stadt bleiben würde da er hier irgendwo sein Hotelzimmer hatte. Ich verließ das Restaurant und ging zu meinem Auto, Ich fuhr los, und nahm mein Handy um Franklin anzurufen. Der hatte auf meinen Anruf schon gewartet. Wir verabredeten uns in einem kleinen Kaffe auf dem Weg nach Grünwald. Kurz nachdem ich dort eintraf war auch Mr. Franklin schon da. Ich erzählte ihm diese ganze Geschichte. Er saß dann einige Minuten da und dachte nach. Danach meinte er: Wir sollten so schnell wie möglich nach Reims fahren und nochmals mit der Polizei dort reden. Wir fuhren noch am Abend los, da wir so hofften dass uns Moller so verlor. Nun er war zwar clever, und konnte sich vielleicht denken wo ich vielleicht hinfuhr, aber ich denke er wußte (noch) nichts von Franklin, und somit sollte es klappen ihn für ein paar Tage wenigstens abzuschütteln. Ich schloss das Haus ab, gab Linda auch meinen Schlüssel und bat sie niemanden ins Haus zu lassen den sie nicht kannte. Gegen 23 Uhr fuhren wir los. Franklin war ein sehr guter Fahrer, aber auch ein sehr schneller. Als wir nach etwa 6 Stunden in Reims ankamen ruhten wir uns in einem kleineren Hotel aus, und morgens um 9 Uhr wollten wir dann direkt zur Polizei fahren.

Die Leute bei der Polizei waren sehr nett, und wir erzählten ihnen die ganze Story die ich in München erlebte. Der Officer der auch damals den Unfall meiner Eltern untersuchte versprach uns sofort einige Dinge in die Wege zu leiten, die uns vielleicht weiter halfen. Erstens wurden alle Grenzübergänge mittels der Videokameras überwacht um so festzustellen ob Moller nach Frankreich einreiste. Außerdem schickte die französische Polizei eine Anfrage nach München ob es dort irgendwelche erkennungstechnische Informationen über Moller gab.
Dann mussten wir warten. Spät nachmittags rief uns die Polizei an und berichtete dass Moller mit dem Flugzeug nach Paris gekommen ist. Er habe sich dort ein Auto gemietet und ist wohl auf dem Weg nach Reims. Nachdem er etwa nun eine Stunde unterwegs war konnte er in etwa 2 Stunden da sein. Das ging ja sehr schnell. Wir wechselten erst mal unser Hotel, und zogen in eine kleinere Pension auf dem Land. Das war wie Franklin meinte nicht so leicht zu finden.
Kurz nachdem wir mit der Polizei gesprochen hatten rief mich auch noch Linda an, die mir kurz berichtete dass sich dieser Moller bei ihr erkundigt hat wo er mich den finden kann. Linda sagte ihm nur dass sie denke ich bin wieder nach New York zurückgeflogen. Aber warum ist er nun doch hierher gekommen? Hat er Linda nicht geglaubt. Nun ich hoffe wir werden das herausfinden.

Franklin meinte dass wir uns nun wieder trennen sollten, weil wir Moller nicht auf Franklin aufmerksam machen wollten. Ich werde also alleine im Motel bleiben und mich allerdings hier immer nur in gut besuchten publik areas aufhalten, sodass es ihm schwer sein würde mich in irgendeiner Art anzugreifen. Außerdem hat uns die Polizei versprochen einen Beamten in Zivil ebenfalls im Hotel zu postieren. Es tat sich nichts und so ging ich gegen 18:30 in den Restaurantteil um was zu essen. Ich suchte mir einen Tisch von dem ich den Eingang gut im Blickfeld hatte aber von außen nicht gesehen werden konnte. Auch nicht durch die Fensterfront von der Straße. Ich bestellte mir eine Minestrone und danach eine Lasagne, dazu trank ich ein Glas französischen roten Wein. So wartete ich der Dinge die da kommen werden.

Es war gegen 20 Uhr und ich wollte eben meine Rechnung bezahlen und mich in mein Zimmer begeben, da sah ich ihn in der Eingangstür stehen. Er schaute sich um suchend blickte er über das Restaurant, und dann entdeckte er mich. Was macht er jetzt dachte ich. Ich schaute ihn nicht an, sonder tat so als ob ich in meinem mitgebrachten Modejournal etwas lese. Und dann stand er an meinem Tisch und fragte mich ob er sich zu mir setzen dürfe. Ich tat verwundert und fragte ihn direkt ob er mir eigentlich nach reisen würde. Ich machte ihm auch klar dass ich diese Begegnungen der letzten Monate schon für keinerlei Zufall halte und was er denn eigentlich von mir wolle. Er setzte sich ohne mein Einverständnis abzuwarten und meinte nur, ich hätte es gut eingefädelt in München mich nach USA abzusetzen, wenigstens für meine Freundin. Aber er sagte dann etwas kryptisch, dass er meine Gedanken auch auf lange Distanz lesen könne, und deshalb sei er nun da. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut, aber ich wusste auch dass in wenigen Minuten Franklin kommen würde und ich wusste natürlich auch dass mich die Polizei im Blickfeld hatte. Also sollte nichts passieren, was mir schaden könnte. Ich bat Moller aber höflich, doch sehr bestimmt und eindringlich meinen Tisch zu verlassen und mich in Ruhe zu lassen. Darauf reagierte er aber überhaupt nicht. Der Kellner kam, und wollte seine Bestellung aufnehmen, ich fiel ihm ins Wort und wies den Ober darauf hin dass dieser Herr ohne meine Einladung und auch ohne mein Einverständnis an meinem Tisch Platz genommen hatte und er ihn entfernen sollte. Der Kellner bat Moller sich an einen anderen Tisch zu setzen, was dieser wiederum ablehnte also fragte er ihn nach der Zimmernummer, hatte er aber keine und dann ging es sehr schnell, Die Security des Hotels warf ihn kurzerhand mit etwas physischer Kraft aus dem Hotel. Der Frühstücksraum war ausschließlich den Hotelgästen vorbehalten. Es gab einen kurzen Tumult als man ihn rauskomplimentierte und ihn zu zweit unterfasste und beim Hotel raus-bugsierte. Gerade in diesem Moment kam auch Mr. Franklin herein, ich deutete dem Kellner an dass dieser Mann mein Gast sei und so nahm er an meinem Tisch Platz und ich erzählte ihm was gerade vorgefallen war. Nun wurde Franklin sichtlich ungehalten und auch ein wenig nervös. Er entschuldigte sich kurz und verließ den Raum um kurz darauf mit einem zweiten Herren zurückzukommen den er mir als einen der örtlichen Polizeiinspektoren vorstellte. Nun sollte die Falle zuklappen. Die Polizei wollte Moller in Gewahrsam nehmen. Er gab einige Anweisungen mit seinem Walky-Talky, er blieb noch bei uns sitzen und trank eine Tasse Kaffee mit uns. Nach einiger Zeit wurde sein kleines Telefon aktiv und pfiff, er nahm es kurz ab, hörte hinein und sagte nur „Weitersuchen“. Danach meinte er dass Moller wie vom Erdboden verschluckt sei. Das war nun gar nicht mehr angenehm. Er hatte also etwas im Schilde geführt, und ich musste fürchten dass meine nächste Begegnung mit ihm nicht mehr so ruhig ablaufen würde. Franklin meinte danach ich sollte meinen Koffer packen und wir wollen uns auf den Weg zum Airport machen. Sofort.

Nach 30 Minuten und kurzer Rücksprache mit dem Polizeirevier setzten wir uns ins Auto und führen los. Aber zu meinem Erstaunen Richtung Deutsche Grenze. Franklin sah dass ich etwas erstaunt war über die Richtung die er eingeschlagen hat, und so erklärte er mir dass wir versuchen Straßbourg oder Stuttgart zu erreichen und von dort unsere Reise in die USA antreten werden. Er wollte nicht das Nächstliegendste tun um Moller ein wenig zu verwirren. Wir erreichten nach 2 Stunden Straßbourg und fanden dort auch tatsächlich einen direkten Flug nach New York der in etwa 3 Stunden abhob. Wir bekamen sogar noch 2 Plätze in der Businessclass und somit war unserer „Flucht“ nichts mehr im Wege. Ich rief das Büro in New York an und bat dass man uns in der Nacht dort abholte was mir auch zugesagt wurde. Wir waren nun beide sehr auf der Hut und wollten sollte Moller auftauchen sofort von der Bildfläche verschwinden. Aber nach etwa weiteren 2 Stunden, kurz bevor wir auf unseren Flug einchecken wollten rief unser Polizeikapitän aus Reims an und teilte uns mit dass Moller in Paris de Gaulle von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Nun konnten wir beruhigt nach New York aufbrechen. Onkel Peter selber holte uns am Flughafen ab, und wir erzählten ihm was sich so getan hatte.Mein Onkel war sehr beunruhigt über diese ganze Geschichte, und war froh darüber dass der Mann nun erst mal bei der französischen Polizei Rede und Antwort stehen musste.

Es vergingen einige Wochen, alles normalisierte sich wieder. Gordon und ich hatten eine wunderschöne Zeit, ja wir waren bereits mit Hochzeitspläne schmieden beschäftigt. Bis, ja bis ich eines Tages einen Brief im Postkasten fand der mich zutiefst beunruhigte. Vor allem, da er an meine Adresse hier in New York geschickt worden war. Genaue Anschrift. Postcode korrekt, Hausnummer korrekt, ja sogar die Nummer des Apartment war korrekt angegeben. Der Brief kam von L.I. Moller. Absendeort war Stuttgart. In dem Kuvert war ein unbeschriebenes Blatt Papier, und ein Foto. Das Foto zeigte mich und Mr. Franklin beim Einchecken in Straßbourg bei unserer etwas verdeckten Abreise aus Europa vor ein paar Wochen. Dieses Foto deutete darauf hin dass hier noch mehrere Leute im Spiel waren. Ich rief sofort Franklin an und traf mich später mit ihm in einem Café in Manhattan. Franklin war nicht sehr erbaut über diese neue Situation, er erklärte mir dass wir nun wohl auch die amerikanischen Behörden über die ganze Sache informieren sollten. Er übernahm dies, und nach 2 Tagen musste ich zusammen mit ihm zum FBI gehen. Ich wurde über alles vom Unfall meiner Eltern bis zum Auffinden dieses letzten Briefes genau befragt. Danach konnte ich wieder gehen. Aber nun war ich nicht mehr so ruhig wie vorher. Ich hatte Angst!
Auch Onkel Peter war nun sehr besorgt, und wir beschlossen nun noch viel mehr auf der Hut zu sein. Ich ging nun nirgends mehr alleine hin, Gordon begleitete mich selbst zum Einkaufen in den Supermarkt vis a vis. Ich war nun nervös geworden. Vor allem da ich die Zusammenhänge immer noch nicht so ganz begriff. Franklin rief mich nach ein paar Tagen an und teilte mir mit dass es nun eine direkte Zusammenarbeit zwischen dem amerikanischen FBI und der französischen Polizei gäbe, und man sich auf beiden Seiten sehr viel Mühe gab die Sache aufzuklären. Danach hörte ich wieder lange nichts.

Es verging eine Menge Zeit. Gordon und ich beschlossen zu heiraten. Wir haben ein wunderschönes Haus angeboten bekommen in Long Island, eine 40 Jahre alte Villa mit einem herrlichen 1.500 m² Grundstück zu einem relativ günstigen Preis von 2,8 Millionen Dollar. Gordons Eltern versprachen sich mit einer Million zu beteiligen, Onkel Peter tat das gleiche. Somit mussten wir aus eigen Mittel noch einmal eine Million aufbringen um alle Kosten auch noch zu begleichen. An dem Nachmittag bei dem wir mit dem alten Eigentümern zusammen saßen und alle Dokumente fertigten und unterschrieben, (Dokumente die die beiden Anwälte von uns und von der anderen Partei ausgearbeiteten haben) waren wir beide bereits fast wie im siebenten Himmel. Wir machten gemeinsam Pläne für die Umbauten und Veränderungen (Oh wie gut dass wir beide Architekten waren) und beauftragten eine Baufirma aus Long Island mit den Arbeiten. In 4 Monaten sollte alles fix und fertig sein. Danach kam noch das Einrichten, für uns beide eine wundervolle Beschäftigung über 3 Wochen hin. Und dann war das Haus fertig zum Einzug. Unsere Hochzeit fand in Reno statt, wo Gordons Familie zwei sehr exklusive Hotels betrieben. Es gab viele Tränen, viel Lachen und am Ende ein sehr glückliches Ehepaar. Wir blieben noch 3 Tage nach der Hochzeit noch in Reno, auch „meine Familie“ genoss die Zeit im Spielerdparadies, es gab neben den Finanzierungshilfen für unser Zu Hause noch wunderbare Hochzeitsgeschenke. Linda war mit ihrer Familie angereist, meine zweite Freundin Carla aus Mailand sang in der Kirche das Ave Maria, dies hatte sie mir als wir noch Jugendliche Mädchen waren und sie schon Ihre Gesangsausbildung begonnen hatte versprochen. Es rührte alle zu Tränen. Unsere Hochzeit war wirklich ein Event den wir nie vergessen werden. Wir flogen dann nach Hause, Gordon trug mich über die Schwelle unseres neuen Hauses und mein wunderbares Eheleben begann.

In den Wochen die da kamen machten wir noch einige Veränderungen am Haus. Und dann legten wir (besser wir ließen) den Garten anlegen. Wunderschön einige größere Bäume, schöne Blumensträucher, Rosen, und mitten drin eine Palme die allerdings im Winter immer in den Wintergarten musste, da es im Freien vielleicht doch zu kalt werden konnte. Unser Haus wurde ein Schmuckstück, in jeder Beziehung. Was wir noch machen ließen war eine Videoüberwachungsanlage für den Bereich des Gartens und die beiden Zugänge zum Haus. Eine Investition die sich sehr bald bezahlt machen sollte.Das Haus hatte 8 relativ große Zimmer, Ein fast 80 m² großes Wohnzimmer, einen sogenannten Masterbedroom, der gleichzeitig als Panikroom ausgestattet war. 40cm dicke Stahlbetonwände mit sehr viel engmaschigen Betonstahl eingegossen, voll klimatisiert, mit dem einzigen Festnetztelefon im Hause welches jedoch über Funk zur Antenne aufs Dach übertrug. Die Eingangstüren waren als sehr gute Stahltüren mit einer ansprechenden Verkleidung ausgestattet. Außerdem war in einem kleinen Nebenraum der zum Masterbedroom gehörte die Monitoranlage der Videoüberwachung eingebaut. Die beiden Kinderzimmer hatten beide einen direkten Zugang zum Schlafzimmer. Somit hofften wir allen Eventualitäten vorgebeugt zu haben.

Nach etwa 4 Monaten in denen wir das Haus unseren Vorstellungen gemäß umgebaut hatten luden wir zu unserer „Housewarming Party“ ein. Meine New Yorker Verwandtschaft, Gordon's Familie aus Reno, Freunde und gute Bekannte kamen alle. Es waren letztendlich etwa 40 Leute die mit uns dieses wunderschöne Haus feierten. Alle waren verzückt von den Gartenanlagen, und auch das Innere des Hauses wurde sehr gelobt. Wir hatten ein tolles Fest.

Im Haus habe ich mir neben dem Wohnzimmer ein Zimmer für meinen Klavierflügel eingerichtet, auch eine Musikanlage für die Wiedergabe von Music Cd's und DVD's eingerichtet, und mein Bösendorfer Flügel auf dem ich immer noch täglich am Klavier spielte waren hier untergebracht. Wir haben in diesem Raum sowohl Wände als auch die Decke mit Schallharten Platten ausgelegt um die Akustik des Raumes aufzuwerten. Das Haus war ein Kleinod. Auch unsere Nachbarschaft war sehr angenehm, wohlsituierte Leute aus Manhattan die dort ihren Geschäften nachgingen. Wir waren glücklich.

Immer seltener dachte ich an diese eigenartige Geschichte mit diesem Herrn Moller. Ich hoffte, oder vielleicht war es auch nur mein Wunsch dass sich da nie mehr etwas bewegte. Aber mein Wunsch ging nicht in Erfüllung.

Gordon und ich wir waren uns klar darüber dass wir uns mit Kindern noch etwas Zeitlassen wollten. Ich wusste allerdings doch dass ich mich in den nächsten 2 Jahren dazu entschließen musste. Ansonsten wurde ich zu alt dafür. Und das hätte mir sehr leid getan.Wir wohnten nun seit etwa 8 Monaten in unserem schönen Haus. Unser Leben hatte sich gerade stabilisiert, wir haben uns aneinander gewöhnt, und wir genossen unsere Zweisamkeit. Abends gab ich für meinen Allerliebsten immer ein kleines Konzert am Flügel. Manches mal waren auch meine beiden Cousine und Cousin da und wir sahen uns gemeinsam einen Film an oder wir saßen einfach nur zusammen und spielten Familie. Als wir wieder einmal so da saßen und ich am Klavier spielte ertönte der Ding Dong. Gordon ging zur Tür, aber da war niemand. Manches mal machten die Kinder aus der Nachbarschaft einen Scherz, wir haben also uns nicht weiter darüber aufgeregt, sondern ich spielte noch ein bisschen. Gordon ging danach ins Bad, und ich machte mich in der Küche zu schaffen. Wieder ertönte der Gong. Diesmal ging ich zur Eingangstür und fragte über die Sprechanlage wer denn da sei. Keine Reaktion. Also schaltete ich die Videoanlage ein und sah auf die Straße hinauf und hinunter. Ich sah einen Mann von hinten der sich vom Haus entfernte. Also wartete ich noch ein paar Minuten und ging dann zum Briefkasten an der Gartentüre um zu sehen ob uns irgendwer Post eingesteckt hat. Und da fand ich einen Brief, adressiert an mich (richtiger Name) ich nahm den Brief an mich und ging wieder ins Haus. Als ich das Kuvert öffnete wurde mir heiß und kalt.Ich, wurde in dem Brief bedroht, bedroht dass es mir genau ergehen würde wie meinen Eltern. Und ich sollte mich vorsehen weil es mich überall „erwischen“ kann. Zu Hause, auf der Straße, im Büro. Einfach überall. Ich wurde nun zum ersten mal in meinem Leben richtig panisch. Gordon griff sofort zum Telefon und rief die Polizei an. Man versprach sofort jemanden herzuschicken.
Ich rief auch Onkel Peter an, der ebenfalls uns anwies sofort die Polizei zu verständigen. Nach wenigen Minuten hielt ein privater Wagen in unserer Einfahrt, Die beiden Herren kamen mit einem großen Hund. Ich war beruhigt …. es war die Polizei. Gordon ließ die beiden herein und der große schwarze Hund setzte sich ganz brav im Vorzimmer vor die Eingangstüre und verhielt sich ganz still.
Wir erzählten noch einmal in kurzen Worten was bisher schon geschehen war, und danach wurde vom leitenden Inspektor eine rundumdieuhr Überwachung meiner Person angeordnet. Nach etwa 90 Minuten fuhr die Polizei wieder weg, nachdem auch die Möglichkeit der Spurenaufnahme durch den Polizeihund keinen Erfolg hatte. Ich hatte nun richtig Angst bekommen. Es war spät, aber wir konnten nicht schlafen und so saßen Gordon und ich im Wohnzimmer bei abgeschaltetem Licht und unterhielten uns was wir noch tun könnten. Da plötzlich hörten wir Schritte am Fenster. Und dann, es war unheimlich, sahen wir einen Schatten am Fenster sich zu schaffen machen. Von außen...... . Gordon ergriff das cellphone und er wählte den Notruf der Polizei. Sehr leise und nur ganz kurz sprach er mit dem Diensthabenden. Danach schaltete er das Telefon ab. Ich selber ging nun sehr leise über die Treppen in den oberen Stock und setzte mich ins Schlafzimmer. Dies war ja ausgerüstet als unser Panikraum, und somit fühlte ich mich fürs erste mal sicher. Nach etwa 4 Minuten nach dem Anruf bei der Polizei wurde der ganze Garten und auch das Haus in gleißendes Licht getaucht und man konnte Hundegebell hören. Es ertönten laute Stimmen und nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei. Gordon rief mich nach unten, wir öffneten der Polizei die Haustür. Ja wir haben einen Mann festgenommen der sich am Haus zu schaffen gemacht hatte. Und ob ich mir den Mann ansehen könnte. Ja natürlich ich wollte wissen wer den das war. Ich traute meinen Augen nicht als ich zum Polizeiwagen hin trat. Es war Möller. Er sah mich nicht an, erst als der Officer ihn dazu aufforderte sah er kurz hoch. Gordon versprach am nächsten Tag gleich morgens mit mir zusammen auf der Wache zu erscheinen damit wir unsere Aussagen machen könnten.

Nun der langen Geschichte kurzer Sinn war, dass Moller ein ehemaliger Arbeitskollege meines Vaters war der ihn allerdings wegen einiger klein krimineller Dinge von der Baustelle in Baghdad verwiesen hatte. Auch die französische Polizei kam nun mit einigen Details die sie in den letzten Monaten recherchiert hatten. Moller hatte den Unfall mit meinen Eltern provoziert und hat sich nachdem er gesehen hatte was er angerichtet hatte vom Unfallort entfernt. Moller war der Mörder meiner Eltern. Ich war am Boden zerstört. Aber auch froh dass wir nun Klarheit hatten und dieser Mann nun in Polizeigewahrsam war. Ich selber musste noch 2 mal zu der Gerichtsverhandlung nach Reims fliegen. Moller wurde vom französischen Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, seine Versuche auch noch an mich dran zukommen wurde noch als erschwerend eingeschätzt. Er wird das Gefängnis nie mehr verlassen. Ich konnte danach wieder ruhig schlafen.

Zu wissen was damals geschehen ist hat mir nicht sehr geholfen. Nun da ich wusste dass diese ganze schreckliche Begebenheit nicht notwendig war, ja dass sie sogar in krimineller Weise herbeigeführt wurde hat mir nur noch mehr weh getan. Ich hätte diesen Teufel am liebsten eigenhändig umgebracht.

Nach all diesem Stress wendeten wir beide uns wieder unserem Haus zu. Ich wollte etwas besonderes und so verbrachten wir Abend um Abend damit die Neugestaltung unseres Hauses vorzunehmen. Nach mehreren Wochen hatten wir alles auf Papier und dann begannen die Verhandlungen mit der Baufirma die schon einiges an der Außenanlage nach unseren Wünschen umgesetzt haben. Das Haus wurde etwas größer, etwas heller, und spektakulär in seinem Inneren. Wir ließen die vorhandenen Bäder komplett rausreißen und machten uns 3 wunderschöne SPA Bäder mit allen Schikanen rein. Natürlich Carrara Marmor den wir aus Italien bringen ließen, Spezielles Holz aus Südamerika. Steinplatten aus Frankreich. Unsere Umbauten kosteten uns nochmals soviel wie das ganze Haus schon gekostet hat. Aber das war’s uns wert. Wir beide hatten etwas Geld gespart, ich hatte noch mein Erbe, und Onkel Peter versprach auch noch eine kleine Zugabe zu machen . Als wir eines Tages fertig waren, luden wir die ganze Familie von uns beiden ein unser Nest zu besichtigen. Gordons Schwester meinte als erstes, hoffentlich bekommt ihr bald Kinder damit ich Babysitten kann und bei der Gelegenheit Euer Haus genießen darf. Sie war süß!

Der Einzug in unser neues Heim war natürlich etwas besonderes. Als die verschiedenen Möbelhäuser begannen ihre von uns ausgesuchten Schränke, Betten und Tische samt Stühlen anzuliefern stand ich jedes Mal wie ein Kind vorm Christbaum da und „überwachte“ das Abladen. Als ich dann den ersten Tag zusammen mit Gordon ins Haus fuhr nach getaner Arbeit, da war’s um mich geschehen. Wir hatten in den letzten Tagen das Haus mit Blumen dekoriert, und Tante Maria und meine beiden Cousins haben dann während des Tages noch ein paar Highlits ins Haus gebracht, darunter war ein wunderschönes Ölgemälde mit einer Ansicht von München, sowie ein wunderschöner Kuchen der schon beim Eintritt ins Haus den ganzen Eingangsflur mit seinem Geruch füllte.
Dazu stand auch noch eine Flasche französischer Champagner auf dem Tisch im Wohnzimmer und ein weißes Kuvert ohne Beschriftung. Gordon nahm mich in den Arm und er küsste mich leidenschaftlich, ja wir vergaßen beinahe sogar die Haustüre zu zumachen. Wir wollten uns schnell etwas zum Abendbrot machen und somit war der erste Weg in die Küche. Ach meine liebe Tante ! Es war alles vorbereitet, Ein Tablett mit wunderbaren Brötchen und etwas Salat, Wir brauchten nichts zu tun, alles war für uns bereit. Wir setzten uns zu Tisch und ich nahm den Umschlag und öffnete ihn. Mein Herz stand fast still. Es war ein Cheque über 250 000 U$ von Onkel Peter. Oh mein Gott, was für ein Geschenk. In den Zeilen die er dazugeschrieben hatte war zu lesen: Meiner über alles geliebten Nichte zum Auffüllen der leeren Kriegskasse...........

Ja solche Situationen konnten mir schon die Sprache rauben. Gordon fragte mich zwei oder dreimal warum ich doch so erschrocken auf dieses Blatt Papier sah. Ich reichte ihm wortlos Onkel Peters Brief und den Cheque. Nun saßen wir beide da, und konnten keinen Ton mehr herausbringen. Mein Gott, ja wir hatten mehr oder weniger unser beider Ersparnisse für unser neues Haus komplett aufgebraucht, und es war klar für uns dass nun einige Jahre des erneuten Sparens angebrochen waren, aber das machte uns natürlich nichts aus. Wir hatten uns und unser Nestchen. Ein so großzügiges Geschenk meines Onkels hatten wir nicht erwartet. Oh mein Gott was habe ich doch nur für eine wunderbare Familie. Wir beschlossen uns direkt auf den Weg zu machen und uns persönlich zu bedanken. Also schnell ins Auto, wir fuhren noch bei einem Blumengeschäft vorbei, kauften einen wundervollen Strauß mit Tante Maria's Lieblingsblumen, Und dann läuteten wir bei meinen lieben Verwandten. Tante Maria öffnete, und sie rief gleich „Ja habt ihr denn kein Zu Hause“ Das war natürlich im Spass gemeint. Aber als sie dann den riesigen Blumenstrauß überreicht bekam da wußte sie wohl das da noch etwas mehr in unserem Besuch war. Sie fragte uns was denn der Anlass unseres Besuches sei, und ich brachte nur heraus, dass wir mit Onkel Peter sprechen müßten. Tante ging mit uns in den Salon, wo Onkel Peter am Kamin saß und ein Buch las. Er sah auf und kam uns entgegen, ich ging auf ihn zu, die ganze Zeit hab ich mir zurchtgelegt was ich sagen werde, aber nun versagte mir einfach die Stimme, Mir kamen Tränen in die Augen und ich fiel schluchzend in Onkel Peters Arme, Ich konnte gerade noch „Danke“ sagen, aber mehr war nicht drinnen. Onkel Peter hielt mich fest, er küsste mich auf die Stirn, und meinte nur, das ja die zukünftige Chefin der Firma nicht mit einem leeren Bankkonto in der Bank ein und ausgehen konnte. Auch Gorden erwies dann seine Referenzen und dankte seinem Schwiegeronkel aus tiefster Seele. Es wurde noch ein sehr schöner wenn auch kurzer Abend, Tantes Apfelstrudel und ihr wundervoller Kaffe rundete den Tag nun noch richtig ab. Nach etwa einer Stunde fuhren wir wieder nach Hause diesmal hatten wir vor unseren ersten Abend in unserem neuen Haus richtig zu genießen.

Wir genossen an diesem Abend zum ersten mal unser neues Zu Hause. Es war wundervoll gemeinsam am offenen Feuer zu sitzen und wir genossen es in unserem Nest uns nur für uns zu haben. Wir zappten ein wenig durch die Fernsehlandschaft, aber so gegen 21 Uhr beschossen wir zu Bett zu gehen. Wir waren ein wenig müde, aber auch aufgeregt. Es wurde unsere schönste Nacht in unserem bisherigen Leben zu zweit...........




Nach einigen Wochen in unserem Haus begann auch wieder unser Leben sich zu beruhigen. Wir gingen unserer Arbeit nach und genossen es ein wunderschönes Heim zu haben. Wir hatten eine sehr nette Nachbarn und bald waren wir ganz wunderbar und freundschaftlich in die Nachbarschaft integriert. Wir wurden zu Gartenparties eingeladen und luden auch selber ein und es begann sich ein schönes Leben für uns zu entwickeln. In diesen Tagen bekamen wir eines Tages aus dem Iraq eine Einladung zur Planung eines Turmes für die Hauptstadt Baghdad, Es wurde uns mitgeteilt dass wir zusammen mit 8 weiteren Architekten weltweit dazu eingeladen wurden in einem Konzeptwttbewerb uns für einen eventuellen Auftrag bewerben sollten. Die Vorgaben waren sehr hochgesteckt. Es sollte etwas besonderes sein, dass sich am legendären Turm zu Babel orientieren sollte. (Also sehr hoch und sehr massiv)
Ich habe mich ja in meinem Architekturstudium ganz besonders mit dem Bau von Wolkenkratzern beschäftigt, und so ging ich (obwohl Onkel Peter meinte dass wir da wohl nicht sehr große Chancen hätten) mein Konzept zu entwickeln. Mein Konzept bestand daraus, auf vier im Quadrat aufgebauten sechzigstöckigen Eckpfeilern mit einer Gesamthöhe von etwa 240 m einen Turm von etwa 700 m Höhe aufzubauen. Die technischen Kriterien waren nicht ganz einfach aber zusammen mit Gordon untermauerte ich meine Idee mit den nötigen Berechnungen und mit sehr guten Animationsplänen. Als ich meine Präsentation meinem Onkel zeigte, wurde er ganz still, er sah sich die Berechnungen immer wieder an, und auch unsere Pläne wurden genauestens begutachtet. Nach etwa 2 Stunden rief mich Onkel Peter in sein Büro, Auch Gordon war schon da und dann eröffnete mir mein Onkel folgende Situation. Er war ursprünglich nicht der Meinung dass wir uns an dem Wettbewerb beteiligen sollten und hoffte dass ich mir über die gewaltige Problematik bei meinen Überlegungen selber bewusst werden würde. Nun nachdem er unsere Arbeit gesehen habe und sie soweit es in der kurzen Zeit überprüft hatte, denke er anders darüber. Er hielt mein Konzept für „phantastisch“ und wir sollten alles in die Wege leiten und mit unseren Ideen versuchen die Irakische Regierung zu überzeugen. Dieser Turm wäre wenn er gebaut würde, das höchste je von Menschenhand errichtete Bauwerk. Nochmals etwa 100 m höher als der berühmte Burj Al Arab in Dubai. Es würde dies ein gewaltiges Bauwerk, wir veranschlagten eine etwa 10 jährige Bauzeit und Kosten in Höhe von etwa 7 bis 10 Milliarden U$. Das konnte natürlich auch nur mit Ölmilliarden gestemmt werden. Und nachdem sich die Rebuplik Iraq mittlerweile nach den Kriegen in der Vergangenheit wieder beruhigt hatte, und auch das Geldverdienen mit dem Öl wieder voll angelaufen war, hatten wir eigentlich alle keine Sorge dass dieses Land ein solches Projekt nicht durchführen könnte.

Also packten wir eine Präsentation zusammen, machten ein paar Videoclips die eine virtuelle Ansicht des Turmes von Innen zeigte und schickten alles mittles Kurierdienst nach Baghdad, Nun mussten wir nur mehr warten, ob unsere Idee bei den Iraqis ankommt.
Es tat sich lange Zeit nichts. Die Wochen vergingen und wir hatten eigentlich die Geschichte abgehakt. Bis dann eines Tages mein Telefon läutete. Ein Mitarbeiter der Iraqischen Botschaft in Washington rief an und teilte mir mit dass er ein Paket aus Paghdad für mich hätte, und ob er es mir zusenden sollte oder ob ich vorbeikommen möchte um es abzuholen. Nun Washinkton ist von New York eine gute Flugstunde entfernt, also bat ich dass man es mir zusenden möchte. Am nächsten Tag morgens wurde über einen der Kurierdienste ein Paket für mich abgegeben. Ich erhielt ein Schreiben vom Iraqi State Department for Building Construction mit der Mitteilung dass unser Entwurf in die Endauswahl gekommen sei, und wir eingeladen werden um bei der finalen Entscheidung des Ministers in Baghdad anwesend zu sein. Ich rief Onkel Peter an der sich gerade auf einer Reise in Mexico befand, und er meinte ich sollte mich doch unbedingt mit Gordon auf den Weg machen in den Mittleren Osten. Der Iraq war ja ein sehr Amerikafreundliches Land und somit suchte ich noch am Nachmittag bei der Botschaft um ein Visum für mich und auch für Gordon an. Ausserdem ließen wir uns beide Visitenkarten mit einer Seite auf Arabisch und der anderen auf Englisch drucken. In 10 Tagen sollten wir abreisen. Die Visa waren kein Problem und bereits nach 3 Tagen waren unsere Pässe wieder da. Das Büro machte noch eine Buchung für ein gutes Hotel im Zentrum der Iraqischen Hauptstadt klar und wir begaben uns mit einer Menge Unterlagen im Gepäck auf die Reise.

Onkel Peter gab mir noch einige wichtige Ratschläge am Telefon, und dann kam der Tag an dem wir ins Flugzeug stiegen und Richtung Bagdad abhoben. In der iraqischen Hauptstadt wurden wir schon am Flughafen von zwei Herren erwartet die uns erklärten dass sie abgestellt seien sowohl als unsere guides für Baghdad aber auch als unsere Bodyguards fungieren werden. In einer schweren amerikanischen Limousine wurden wir in die Stadt gefahren, und man brachte uns auch direkt in unser Hotel welches direkt am Fluss Tigris stand. Obwohl ich ja in meiner Kindheit (lange vor dem Krieg der das Land völlig umgekrempelt hat) in Baghdad war, mein Vater war hier tätig mit einigen großen Projekten der damaligen Zeit, konnte ich mich an nichts mehr erinnern. Unsere beiden Begleiter sagten noch sie würden in der Lobby auf uns warten und wir müssten uns nicht beeilen. Wir nahmen beide einen Shower, ich machte mir ein wenig die Haare, Gordon rasierte sich dann zogen wir uns um und nahmen dafür etwas was besser in die klimatischen Verhältnisse der Lokalität passte. So nach etwa 1 ½ Stunden verließen wir unser Zimmer und gingen runter. Unsere beiden Führer standen sofort auf und man erklärte uns dass wir erst einmal zum Ministerium fahren würden um dort einige Herren der State Organisation sowie den Minister treffen würden. Nach etwa 10 Minuten Fahrt durch den chaotischen Verkehr der Metropole erreichten wir ein von außen neu aussehendes Gebäude. Davor hielten wir und wurden belehrt dass dies das Bautenministerium sei. Nun im Inneren was das Gebäude alles anderes als ein neues Gebäude. Kabel liefen überall frei durch die Gänge und überall lungerten irgendwelche Leute in mehr oder weniger dreckigen Uniformen herum. Naja es sah nicht sehr einladend aus. Wir fuhren mit einem raunzenden Lift der alle möglichen und unmöglichen Geräusche machte in den 8 Stock und als wir dort ausstiegen, sah alles völlig anders aus. Saubere frisch getünchte Wände, schöne Türen und nur sehr wenige Menschen auf dem Korridor. Wir wurden in den hinteren Teil des Stockwerks geführt und dort in einen sehr ansprechenden schönen Saal geführt mit einem großen Tisch um den bequeme Stühle standen. Wir wurden gebeten uns ein paar Minuten zu gedulden. Der Herr Minister würde gleich kommen.

Nach etwa 10 Minuten öffnete sich die große Tür und hereinkam ein etwas kleinerer aber durchaus stattlicher älterer Araber, in Dish Dash und dem karrierten Tuch auf dem Kopf. In astreinem Englisch begrüßte er uns und hieß uns in seinem Land willkommen. Wir tauschten Höflichkeiten aus und dann setzten wir uns an den riesigen Tisch und er erklärte uns warum sein Land dieses Projekt macht und was es mit all den Vorgaben auf sich hatte.Es wurde in der Zwischezeit Kaffee (dieser wundervolle arabische Kaffe mit viel Kardamon) gereicht sowie Kekse und immer mehr begann sich der Raum mit allen möglichen Leuten zu füllen. Sowohl einige Mädchen mit Kopftüchern, aber auch junge und ältere Herren sowohl in der typischen arabischen Tracht als auch in feinen Anzügen. Eine illustre Gesellschaft halt. Nach etwa 30 Minuten stand unser Gastgeber auf, es wurde mit einem Schlag still im Raum, und wir wurden ganz offiziell noch einmal begrüßt. Und dann wurde uns vom Chefarchitekten des Ministeriums so ganz beiläufig mitgeteilt dass unsere Vorschläge am besten die Vorgaben der Ausschreibung erfüllt hätten und man nun mit uns in nähere Gespräche treten möchte um einen eventuellen Planungsauftrag mit uns abzuschließen. Na das hat mich natürlich umgehauen. Ich dachte wir kommen hierher und erläutern unsere Ideen, aber man war hier schon viel weiter. Der langen Rede kurzer Sinn, wir standen mitten in Endverhandlungen für ein 10 Milliarden Projekt. Das machte mich erst mal ein bissel nervös. Onkel Peter fehlte mir hier nun natürlich sehr, und ich beschloss direkt nach diesen Gesprächen hier oder sobald ich mal für ein paar Minuten Zeit habe, ihn anzurufen und ihn nach seiner Meinung zu fragen.

Wir unterhielten uns über viele technische Details, und nach etwa 2 ½ Stunden wurden die Gespräche auf den nächsten Tag vertagt. Auf dem Weg ins Hotel fuhren unsere beiden Begleiter uns durch die Stadt und zeigten uns die Errungenschaften der Stadtverwaltung von den letzten 12 Jahren. Es war imposant wie viel man hier nach den Kriegsschäden des ersten Jahrzehnts nach dem Krieg am Anfang des Jahrtausends gemacht hatte. Es gab viele neue Gebäude, interessante Architektur, und was sich uns hier präsentierte war eine moderne arabische Stadt. Wir waren bevor wir uns im Ministerium verabschiedeten noch von einer Gruppe der Universität zu einem Abendessen in den Khan Mardjahn eingeladen worden, einem Restaurant im Herzen des Souqus, einer uralten Karawanserei. Man sagte uns wir sollten uns besser ein wenig leger kleiden, da wir eventuell am Boden sitzen werden. Na, da war ich mal neugierig. Für den nächsten Morgen war vorgesehen dass wir mal erst die Örtlichkeiten besichtigen sollten, wo eventuell der Turm gebaut werden sollte.

Wir erfrischten uns im Hotel, ich zog ein paar Jeans an und eine leichte Bluse, aber alles mit langem Arm, wir wollten ja unsere arabischen Gastgeber nicht vor den Kopf stoßen. Gegen 20 Uhr fuhren wir zum Restaurant. Ja ich muß schon sagen es war ein sehr beeindruckender Ort. Die Größe etwa 14 Meter hoch und ein Geviert von annähernd 40 Meter Länge und vielleicht 30 Meter Breite. Eingefasst war der Raum durch Arkadenbögen hinter denen offenbar noch weitere Räume waren. Das Essen war interessant wenn auch in manchen Teilen gewöhnungsbedürtig. Aber es war sehr viel Gemüse mit einem gedünsteten kleinen Hammel auf Reis. Geschmacklich war es sehr gut zubereitet. Allerdings aßen wir mit den Händen, was für Gordon und mich gar nicht so einfach war, da man ja nur mit der reinen Hand zugreifen darf, (der Rechten) was auch schon mal problematisch sein konnte wenn man sich ein Stück abbrechen musste vom dem im Ganzen belassenen Tier. Aber da es doch sehr weich gekocht war wars dann nach einiger Übung nicht mehr so schlimm. Wir genossen auf jeden Fall das Essen, und danach wurden wir in einen der Aussenräume geführt wo man dann Kaffe, Tee gereicht bekam, und wir auch eine Wasserpfeife rauchen konnten. Gordon entschied sich für die Wasserpfeife, ich packte mir eine meiner Zigarren aus und wir genossen den feinen Tabak und den exzellenten Kaffe und süßen Tee. Erst spät, gegen Mitternacht wurden wir in unser Hotel zurückgebracht. Dort fielen wir totmüde vom Jet-lag und dem langen Tag ins
Bett.

Ich rief in dieser Nacht jedoch auch noch Onkel Peter an der immer noch in Mexiko weilte. Ich brachte ihn auf den neuesten Stand, und er gab mir ein paar Ratschläge für die Verhandlungen. Außerdem einigten wir uns auf den allerletzten Preis den wir akzeptieren konnten. Danach gingen wir alle zur Ruhe.

Am nächsten Morgen war als erstes eine Stadtrundfahrt vorgesehen. Und ja, es war sehr interessant.Vor allem der Palmenhain südlich von Baghdad am Tigris war wunderschön. Grün, und schattig. Ein Erlebnis. Wir fuhren auch noch durch landwirtschaftlich genutzte Teile des Landes rund um die Hauptstadt. Es war beeindruckend. Sehr sauber und überall wurde fleißig gearbeitet. Wir kehrten sogar in einem kleinen Restaurant ein kurz bevor wir wieder das Stadtgebiet erreichten und hatten ein paar sehr gut zubereitete Snacks vorgesetzt begommen. Dazu gutes gekühltes Wasser und Softdrinks. Es war ein netter Ausflug. Nicht spektakulär, aber sehr nett.

Nachmittags waren wir wieder mit dem Minister und seiner Riege verabredet und wir wollten ja die Örtlichkeit sehen wo der Turm eventuell gebaut werden sollte. Also fuhren wir gegen 11 Uhr wieder zum Hotel zurück. Gordon und ich wir erfrischten uns, zogen uns um und danach gings gleich wieder ins Ministerium. Dort brauchten wir gar nicht mehr aussteigen alle warteten schon und so fuhren wir wieder los in den Süden der Stadt. Es ging in ein altes Dorf am Stadtrand genannt Czetsiphon. So vielleicht 20 km südlich der Stadt. Dort gab es noch in den 1990-er Jahren alte Ruinen einer alten Befestigungsanlage. Aber dies war alles im Krieg zu Beginn des 21 Jahrtausends zerstört worden. Es schmerzt immer wieder wenn man mit Kriegsschäden konfrontiert wurde. Aber ja, Wir beide (Gordon und ich) konnten da ja nix dafür. Nun wurde uns das Areal gezeigt wo dieses neue Bauwerk nun enstehen sollte. Es war ein Landstück mit etwa 10 ha. Also durchaus genügend Platz für unsere Pläne. Wir sahen uns die Pläne an und machten auch schon mal Überlegungen über die Ausrichtung des Bauwerkes. Alles in Allem hatte ich immer mehr den Eindruck dass man uns diesen Auftrag überantworten will, was auch immer das kosten würde. Wir besichtigten auch noch die weitere Umgebung des Areals, und ich fand eigentlich den Platz sehr gut geeignet für unsere Planung. Nach etwa 3 Stunden fuhren wir in die Stadt zurück, Ich lud nun meinerseits den Minister und einige seiner Mitarbeiter ein mit uns zu Abend zu essen, und wir verabredeten uns für 20:30 Uhr vor unserem Hotel. Ich hatte ein Restaurant herausgesucht am Tigrisufer, ein sogenanntes Baghdad House welches von Libanesen betrieben wird und von dem ich mir eine gute Küche erhoffte.

Ich bat an der Hotelrezeption uns in dem Restaurant einen Platz für uns alle (so etwa 15 Leute) zu reservieren. Mit Gordon setzte ich mich diesmal nachdem wir uns erfrischt haben an die Hotelbar und wir tranken ein paar alkoholfreie Cocktails und aßen Paranüsse dazu. Unsere arabischen Gäste kamen recht pünktlich und so gingen wir diesmal zu Fuß zum Tigrisufer wo auf der Riverbank Strasse unser Restaurant war. Wir fanden es auch auf Anhieb da es nur etwa 10 Minuten Fußweg entfernt war. Wir bekamen im Restaurant einen sehr schönen arabisch dekorierten Raum in dem wir alle bequem Platz hatten und trotzdem nicht mit all den anderen Gästen zusammensitzen mussten. Das Lokal war sehr gut besucht und wir konnten auch eine Reihe von Ausländern sehen, Amerikaner, Deutsche, Engländer und Franzosen. Also musste das Essen auch sehr gut sein.

Der Chef des Hauses ließ es sich nicht nehmen uns selbst zu bedienen, und er machte mir den Vorschlag uns eine Kombination aus gutem libanesischen irakischen und auch europäischen Essen zusammenzustellen. Das fand ich ganz toll, und somit ließ ich ihn machen.

Wir bekamen erst mal die übliche libanesische Tabule mit allem möglichen anderen Gemüse als Starter gebracht, dazu geräuchertes Kalbfleisch und Huhn. Dazu gabs auch noch Kichererbsenmus und noch eine Fischpastete und viele kleine tiegelchen mit allen möglichen Leckereien. Danach gab es einen wunderbaren Fisch, (Masquf) ein Fisch der noch vor 2 Stunden im Tigris geschwommen ist. Der Fisch wurde auf Palmenblättern gegrillt. Er schmeckte wunderbar. Zum Abschluss gab’s dann noch sehr gute kleine Sirlionsteaks mit fried Potators. Als Abschluss gab’s eine wundervolle Süßspeise deren Namen ich allerdings bereits vergessen habe, aber es war eine betörende Mischung aus Yoghurt, Honig und Früchten sowie einigen sehr exotischen Gemüsearten die ich nicht kannte. Wir tranken dazu einen sehr guten weißen französischen Wein. Alles in allem ein sehr gelungener Abend und ein exzellentes Essen. Wir erreichten unser Hotel nach Mitternacht und fielen in unser Bett wie tot.

Am nächsten Morgen wurden wir wieder von unseren beiden arabischen Sicherheitsleuten abgeholt und wir trafen uns wieder mit den Ingenieuren des Ministeriums. Heute ging es um technische Details, somit war der Minister nicht mit dabei, ja die ganze Gruppe war geschrumpft und es war ein gutes Gespräch. Wir erläuterten unsere vorgesehenen Maßnahmen gegen Windbelastungen, gegen Erdbeben, und auch wie wir den Turm und wie tief wir ihn im Boden verankern wollten. Uns wurden auch die Bodenproben des vorgesehenen Geländes vorgelegt und mit großer Freude erkannten wir dass es sich dabei um gewachsenes Felsgestein bestehend aus Granit und zum Teil Basaltschichten handelte. Also durchaus hartes und widerstandfähiges Material. Wir erläuterten unsere speziellen Konstruktionsmerkmale und gaben auch Hinweise auf Literatur damit man seitens der irakischen Fachleuten auch unsere Angaben nachvollziehen konnte. Später am Nachmittag kamen noch 2 Finanzleute vom Ministerium dazu und dann ging’s um Geld. Man definierte erst mal was wir alles bereitstellen sollten. Man wollte von uns das komplette Projektmanagement angefangen beim Prokurement bis zur finalen Übergabe. Nachdem wir wussten was wir also für Aufwände zu erbringen hatten, vertagten wir die weiteren Gespräche auf den nächsten Tag. Heute fuhr ich mit Gordon direkt ins Hotel, und wir setzten uns zusammen um einen Ressourcenplan auszuarbeiten. Wir kamen auf ein Team von 12 Leuten von uns die praktisch alle anderen Unternehmer koordinieren und leiten sollten. Ausserdem rechneten wir damit dass Gordon oder eben ich selber einmal im Monat für etwa 2 Tage vor Ort sein müssten. Wir haben ja schon mal errechnet dass die Errichtung des Bauwerkes wohl so etwa 10 Milliarden U$ kosten würde. Und davon wollten wir 5 % von der Bausumme, mit einem Verhandlungsspielraum der etwa bei max 1,5 % lag. Spät nachts gingen wir zu Bett. Wir waren nun gespannt auf den nächsten Tag. Denn dieser Auftrag wäre natürlich ein gewaltiger Schritt in unserer Unternehmensgeschichte. Ein Auftrag der uns an die 500.000.000 U$ in die Firmenkasse spülen würde war nicht nur ein Risikofaktor sondern natürlich auch eine Herausforderung. Ich rief noch vorm Schlafengehen Onkel Peter an und erläuterte ihm unsere Vorstellungen, Er meinte dass wir wohl etwa hoch lägen mit unseren Vorstellungen aber wir sollten mal sehen wie man darauf reagiert. Also war nun alles für den nächsten Tag vorbereitet.

Wir saßen beim Frühstück, Gordon und ich, es war gegen 08 Uhr morgens, unser Fahrdienst stand bereits vorm Hotel und wir waren heute neugierig was der Tag bringen würde. Wir erreichten das Ministerium etwa um 09 Uhr, und heute waren lauter neue Leute die uns bereits erwarteten. Wie ich feststellte waren dies zur Hälfte Beamte des Finanzministeriums und zur anderen Hälfte Leute aus dem Bautenministerium. Wir machten etwas Small-Talk mit den Leuten und gegen 10 Uhr kam der Minister persönlich wieder mit noch zwei Männern. Er eröffnete die Gespräche direkt mit der Mitteilung dass wir bis heute Abend hoffentlich einen akzeptablen Vertrag auf den Weg bringen würden. Ibrahim Talal hielt eine lange Rede auf arabisch (wie gut dass niemand wusste dass ich recht gut arabisch sprach. Ich habe dies bis jetzt auch noch niemandem geoffenbart. Seine Ansprache war auch hauptsächlich für seine eigenen Leute bestimmt und der Dolmetscher am Tisch ließ jene nicht für uns bestimmten Passagen in seiner Übersetzung aus. Ich spitzte aber meine Ohren. Es war allerdings mehr eine „Kalibrierung“ seiner Leute nicht unvorsichtig mit uns zu sein und Geld zu verschenken. Aber offensichtlich wollte man uns als Vertragpartner. Alle anderen Bewerber waren teils selbst ausgeschieden, teils ausgeschlossen worden. Nun wir wollten ja auch nicht unseren neuen Kunden übervorteilen. Also machte ich unsere Aufwandsrechnung für alle verständlich. Wir erläuterten was jede Position zu tun hatte und warum und wie wir uns die ganze Sache vorstellten. Am Ende erklärte ich dann dass wir dafür einen Prozentsatz von 5% der Auftragssumme als unser Honorar in Rechnung stellen würden. Zahlbar in Raten die dem Grad des Fortschritts entsprächen, bei einer Anzahlung von 20% des zu erwartenden Honorars. Ein durchaus übliches Verlangen.
Gut am Ende des Tages war der Text des Vertrages soweit fertig. Unsere Honorare würden 4,5% der Bausumme betragen und wir würden 25% Anzahlung auf den Vertrag bekommen sobald wir eine Auftragsbestätigung vorgelegt hätten. Wow, das war eigentlich weit mehr als wir uns erhofften. Wir beschlossen noch in der Nacht zurück nach New York zu fliegen und in einer Woche, eventuell mit Onkel Peter zusammen zurückzukommen um den Vertrag zu unterzeichnen. Nachmittags um 15 Uhr führen wir zum Hotel zurück, Und nachdem ich im Hotel beim Airlineschalter unsere Flüge auch gebucht bekam, begannen wir sofort unsere Koffer zu packe. Ich schickte noch ein Mail an unser Büro damit uns jemand vom Flughafen abholen kommt.

Gegen Mittag landete unser Flugzeug in New York JFK. Der Fahrer meines Onkels stand da und erwartete uns um uns auf dem schnellsten Weg nach Hause zu bringen. Wir hatten im Flugzeug etwas geschlafen, und somit ließen wir uns direkt ins Büro fahren um Onkel Peter gleich unseren Bericht zu erstatten. Das Hallo war groß als wir ankamen. Alle Kolleginnen und Kollegen freuten sich über unsere Ankunft, ja nicht alleine weil sie bereits alle wussten dass wir den größten Auftrag in der Geschichte des Unternehmens mitbrachten. Wir setzten uns zu Onkel Peter in sein Büro und berichteten Ihm von den letzten 4 Tagen. Mein Onkel hörte uns zu ohne uns auch nur einmal zu unterbrechen. Als wir fertig waren saßen wir alle drei still und leise da und sahen uns gegenseitig an. Onkel Peter saß da und sah abwechselnd zu mir und Gordon. Ich wusste nicht so ganz was in seinem Kopf vor sich ging. Aber dann plötzlich begann er zu uns zu sprechen. „Ich denke es wird nun bald an der Zeit sein dass ich die Agenden der Hauptgeschäftsleitung an meine Nichte übertrage. Was ihr da im Orient erreicht habt ist weit mehr als ich mir in meinen kühnsten Träumen erdachte. Die Konditionen des ausgehandelten Vertrages sind großartig, und ich denke dass ihr beide meinen allergrößten Respekt und auch meine Dankbarkeit verdient habt. Ihr macht unser Büro mit diesem Auftrag zu einem der bekanntesten Architekturbetrieb sobald die Kunde von diesem Auftrag in der Welt bekannt wird. Ihr ward beide großartig, und habt alle meine Erwartungen auf das vollste erfüllt. Ich komme natürlich gerne eurem Wunsch nach und werde mit euch gemeinsam nächste Woche nach Baghdad fliegen um dort die Unterzeichnung der Verträge vorzunehmen. Und jetzt fahrt beide nach Hause und ruht euch aus, wir werden euren Erfolg heute Abend mit allen Mitarbeitern zusammen und mit der Familie gemeinsam bei einem exklusiven Dinner feiern.“

Gordon und ich, wir freuten uns natürlich sehr über Onkel Peters Worte, gleichwohl ich ihm sagte dass ich nicht möchte dass er mich schon jetzt mit der Geschäftsleitung des Unternehmens betraut da ich mich wohler fühle Ihn als meinen Mentor auch weiterhin als meinen Boss sehen zu können. Wir fuhren nach dem Gespräch nach Hause und nahmen erst mal ein Bad, Danach schwammen wir beide eine Halbe Stunde im Indoorpool um uns danach ins Bett zu legen und unseren Jet-lag rauszuschlafen. Gegen 18 Uhr rief mich unser Finanzdirektor an, auch er gratulierte uns überschwänglich zu unserem Erfolg und danach gab er uns noch die Adresse des Lokals durch und die Uhrzeit für die Feierstunde am Abend. Ich kannte das Restaurant. Wohl das beste Lokal das in New York zu finden war. Ich dachte mir schon wenn wir dort tatsächlich mit der ganzen Mannschaft von 32 Leuten unserer Firma dort erscheinen werden und noch 3 Leute von der Familie dazu wird das eine ordentliche Rechnung für meinen Onkel werden.

Über das „Große Fressen“ will ich hier gar nicht so viel schreiben. Es war bestimmt der Höhepunkt der meisten unserer Kolleginnen und Kollegen und wir schmausten wie Fürsten und tranken wie Millionäre.

In den nächsten Tagen feilten wir im Büro an dem Design „meines“ Turmes zu Babel. Und unser Videofreak in der Firma machte mir einen phantastischen Videoclip in dem man virtuell den Turm betrachten konnte, ja sogar hineingehen und mit dem Lift hochfahren war möglich. Eine schöne Spielerei die hoffentlich unsere arabischen Freunde noch weiter begeistern wird. Außerdem begannen wir ein Leistungsverzeichnis und eine Spezifikation zu erstellen. Wir nahmen auch schon mal Kontakt mit potenziellen Lieferanten und Baufirmen auf. Also wir waren vollauf beschäftigt. Unsere Administratorin im Büro kümmerte sich in dieser Zeit um die neuen Visa für Gordon und mich und auch für Onkel Peter der uns bei der nächsten Reise begleiten wird.

Eine Woche später saßen wir dann alle drei im Flugzeug Richtung Middle East. Wir sprachen auf dem ganzen Weg von unserem neuen Projekt und Onkel Peter nahm auch bereits unsere Vorfreude auf das was kommen wird an. Wir wurden in Baghdad wieder von unseren schon vertrauten beiden Sicherheitsleuten erwartet. Da es schon am späten Nachmittag war fuhren wir direkt ins Hotel. (Das gleiche wie vor einer Woche) Wir machten uns frisch und danach gingen wir mit Onkel Peter raus um ihm ein bisschen die Umgebung zu zeigen. Wir gingen dann auch wieder runter zum Tigris in „unser“ palästinensisches“ Restaurant um etwas Abend zu essen. Das Essen war wieder sehr gut und wir genossen die orientalische Atmosphäre des ganzen Drum Herum. Spät Abends liefen wir dann den Weg zurück ins Hotel und gingen zu Bett. Morgen werden wir einen harten Tag haben.

Nach dem Frühstück am Sonntag fuhren wir mit unseren beiden „Bodyguards“ wieder ins Ministerium. Dort ging’s erst mal direkt ins Büro vom Minister, und dieser begrüßte uns auch wie gute alte Freunde. Ich stellte Onkel Peter als den Senior Manager unseres Unternehmens und das beeindruckte Ibrahim Talal sehr dass sogar der „Muchandes Habir“ unseres Unternehmens die weite Reise auf sich genommen hatte um Ihm seine Aufwartung zu machen. Wir unterhielten uns noch etwa 30 Minuten und dann bat uns der Minister im Konferenzraum ein bisschen zu warten bis er alle seine Leute zusammen hat und wir unsere Gespräche fortführen und abschließen konnten.

Nun gut, die Gespräche dauerten noch etwa bis 19:30 am Abend aber dann war alles unter Dach und Fach. Der Vertrag war unterschrieben, Onkel Peter wies mich an zusammen mit Ihm den Vertrag zu unterschreiben, da es ja eigentlich, wie er meinte, mein Projekt war. An diesem Abend wurden wir dann auch wieder vom Minister und seinen Leuten in den Khan Marjan zum Essen eingeladen und es wurde ein sehr schöner, angenehmer Abend. Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben dann aber zurück Nach New York zu fliegen damit wir mit den Arbeiten zügig weitermachen konnten.

Der nächste Tag war Sightseeing in und um Baghdad und wir genossen die vielen schönen Eindrücke die man uns dabei vermittelte. Wir aßen dann zusammen im Hotel und kurz nach Mitternacht ließen wir uns zum Flughafen bringen um zurück nach New York zu fliegen.

Wir arbeiteten in den nächsten Wochen hart. Ich stellte ein Team von 8 Ingenieuren und Technikern zusammen, und wir arbeiteten all diese Dokumente aus die für ein Projekt dieser Größenordnung notwendig waren. Nach 3 Monaten hatten wir die Dokumentation für die Angebotseinholung zusammen und übermittelten diese auch ans Ministerium in Baghdad. Aber gleichzeitig begannen wir schon mal weltweit nach Unternehmen zu suchen die bereit waren das Projekt nach unseren Vorgaben zu realisieren. Das OK aus Baghdad kam sehr schnell, nach einer Woche erhielten wir die Freigabe mit einem 12 Punkte Katalog die wir noch einarbeiten mussten, was allerdings nur relativ kleine Mängel waren die man beanstandet hat. Ich hatte nun auch eine Liste von 15 Internationalen Bauunternehmen zusammengetragen, die für eine Realisierung in Frage kommen konnten. Auch diese Liste ging mit den korrigierten anderen Dokumenten dann nach Baghdad. Die Irakische Regierung machte dann die Ausschreibung und lud alle 15 Unternehmen ein ihre Angebote auszuarbeiten. Nun hieß es nur mehr warten. Am Tag der Angebotseröffnung würden Gordon und ich wieder nach Baghdad reisen um zu sehen wo wir bei den einzelnen Anbietern mit den Preisen standen.

Der Angebotsspiegel war recht interessant, etwa 10 der Firmen waren so weit jenseits von gut und Böse, dass es keinen Sinn machte mit ihnen weiter zu sprechen. Wir teilten ihnen nur in einem Schreiben des Ministeriums lakonisch mit dass sie keine Berücksichtigung gefunden haben. Die anderen 5 Unternehmen lagen alle im Rahmen, zwischen 10 und 13 Milliarden Dollar. Bauzeit wurde angegeben zwischen 6 und 12 Jahren. Wir bewerteten die Angebote und gaben unsere Vorschläge an die zuständigen Leute im Ministerium weiter. Das Ministerium strich nochmals 2 Firmen aus dem Raster und lud die drei restlichen dann ein zu Verhandlungen nach Baghdad zu kommen. Nach zwei Wochen wollten alle drei in Baghdad sein. Wir beide flogen auch noch einmal für 10 Tage nach Hause um dann kurz bevor die Vertragsverhandlungen losgingen wieder einzufliegen.

Die Vertragsverhandlungen zogen sich über 10 Tage hin. Eines der Unternehmen warf nach 3 Tagen das Handtuch und zog sein Angebot zurück. Die beiden letzten entschieden sich am Ende das Projekt in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen zu realisieren. Es wurde ein Projektpreis von 11,1 Milliarden U$ vereinbart und als Projekt Zeit einigte man sich auf 96 Monate. Ich meinte dass dies ein guter Abschluss war, und zwar für beide Seiten. Die ARGE verpflichtete sich innerhalb von 3 Monaten für uns Büro und Wohnhaus in unmittelbarer Nähe des Projekts bereitzustellen. Außerdem versprach man uns die 8 Fahrzeuge für unser Personal ehest zur Verfügung zu stellen. Als wir nach weiteren 3 Tagen wieder Nach Hause fliegen wollten nahmen wir diesmal einen Umweg über München. Ich wollte einige der Baustellenleute in Deutschland rekrutieren.

Angekommen in München begann ich erst mal mit einer Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen sowie in der Süddeutschen Zeitung. Unsere Zeit verbrachten wir meistens bei Linda und ihrer Familie. Wir haben uns in einem Hotel in der Innenstadt einlogiert, und warteten auf die Bewerbungen auf unsere Anzeigen. Am Samstag waren die Annoncen in den Zeitungen, und am Sonntag Nachmittag begann mein Telefon zu läuten. Ich stellte immer eine Reihe von 6 Fragen deren Beantwortung mir anzeigte ob es Sinn machte mit der betreffenden Person einen Interview Termin zu machen. Am Dienstag hatten wir dann 26 Leute für Interviews ausgewählt. Wir schrieben sie alle an per Email und erstellten einen Terminplan für den kommenden Samstag und Sonntag. Wir nahmen uns für jeden Bewerber eine Stunde Zeit. Daraus ergibt sich ein sehr intensiver Gesprächsmarathon für diese beiden Tage. Wir fanden sogar 4 erfahrene Bauingenieure aus allen Gebieten denen wir einen weiteren Gesprächstermin in New York in Aussicht stellten. Nach dieser Blitzaktion machten wir uns nun endgültig wieder auf den Weg nach New York.

Die nächsten Wochen verbrachten wir damit unser Projekt detailliert auszuarbeiten, gleichzeitig versuchten wir auch nun die Mannschaft zusammenzustellen. Wir brauchten mindestens 8 gut ausgebildete Ingenieure, die allerdings auch jung sein sollten um den Strapazen des Landes gewachsen zu sein. Das war nicht leicht, aber nach 3 Wochen hatten wir das Team zusammen. Einen amerikanischen Projektleiter und eine Crew für civil, structural mechanical und electrical installations wurden gefunden. Wir hatten 4 Damen und Herren in Deutschland (Europa) ausgewählt und weitere 4 in Nordamerika und Kanada gefunden. Nun holten wir diese 9 Leute nach New York und machten sie mit dem Projekt vertraut. Wir haben sie hier über 6 Wochen intensiv instruiert und konnten sie danach auf die Reise nach Baghdad schicken. Gordon flog selber auch noch einmal mit, um sie den zuständigen Stellen vorzustellen. Ich sparte mir diese Reise diesmal, da ich wusste dass ich noch sehr oft in den nächsten Jahren in die Wüste reisen werde.

Ich begann nun mich mit den Interieurs zu beschäftigen. Auswahl von Keramik, Marmor, Holz und Farben war ja ei wichtiger Teil, aber natürlich wusste ich auch dass diese Dinge erst in 3 bis 4 Jahren gebraucht werden. Aber all diese Dinge mussten ja auch durch das Genehmigungsverfahren der Iraqis durchlaufen, und das konnte mitunter einige Zeit in Anspruch nehmen. Zum weiteren beschäftigte ich mich auch mit der Erstellung eines Netzterminplanes, damit wir die Arbeiten auch entsprechend ihrer Wichtigkeit immer genau verfolgen können.

Gordon kam nach 4 Tagen wieder zurück, er erzählte mir dass alles dort bestens auf die Reihe kommt, unsere Mitarbeiter haben all ihre Fahrzeuge bekommen und es gab bereits für die 4 weiblichen Mitarbeiter die Bungalows so dass also bereits die Damen auf der Baustelle wohnten. Die restlichen Fertighäuser sollten innerhalb der nächsten 4 Tage stehen. Unser Projektleiter bekam von den Iraquis eine große repräsentative Villa in einem Palmenhain in der Nähe der Baustelle zur Verfügung gestellt. Also war alles bestens am Laufen.

Im Büro in Staten Island habe ich ebenfalls ein kleines Team von 5 Leuten zusammengestellt die sich mit dem täglichen Projektgeschäft im Büro beschäftigten. Alles lief wie geschmiert. Und ich konnte mich nun auch wieder anderen Dingen zuwenden, auch wenn ich auch immer mein Projekt im Auge behielt.

In diesen nächsten Wochen machte ich einige Reisen mit meinem Onkel zusammen nach Mexiko, wo wir einem Projekt für Florida nachliefen. War eine zähe Geschichte von der wir nicht wussten ob unsere Bemühungen auch wirklich von Erfolg gekrönt werden würden. Und dann kam die Zeit für Gordon und mich wo wir uns in den Urlaub verabschiedeten. Ich hatte mit Onkel Peter diesmal einen 4 wöchigen Urlaub verabredet, und da wir vorhatten nach Frankreich an die Westküste zu fahren, haben wir für den Anschluss dann auch gleich direkt einen Besuch in Baghdad vorgesehen. Aber erst mal wollten wir nach Biarritz um dort unseren Sommerurlaub zu verbringen. Ich hatte übers Internet ein sehr schönes kleines Häuschen in den Dünen angemietet. Als wir bei den Eigentümern eintrafen die uns sehr freundlich und nett empfingen waren wir froh solch nette Leute als Hausherren zu haben. Alles war für unsere Ankunft vorbereitet. Es gab Getränke im Kühlschrank, und auch noch Eier, Wurst und Brot und sogar noch einiges an Konserven. Also mussten wir an diesem ersten Abend als wir ankamen nicht mehr zum Einkaufen fahren. Wir hatten uns einen 4WD Geländewagen angemietet mit dem wir in den nächsten Tagen und Wochen die Strände und auch die Umgebung rund um Biarritz herum erkunden wollten. Da es gerade Anfang Juli war planten wir ein Wochenende nach Pamplona in Spanien zu fahren wo gerade die Fiesta San Fermin beginnen sollte. Ich hatte dies ja schon öfter mit meinen Eltern besucht und nun wollte ich Gordon zeigen wie die Spanier ihre Fiesta feiern. Am ersten Wochenende das wir da waren fuhren wir also nach Nordspanien und hatten ein aufregendes Wochenende mit vielem Tanzen und sogar einem Stierkampf in der Arena von Pamplona. Ja ich weiß vielerorts wird über Stierkämpfe in Spanien sehr viel negative Presse gemacht. Ich bin nicht unbedingt ein Freund davon, aber es ist ein Teil der Spanischen Kultur. Und gehört als solche eben dazu. Ich maße mir nicht an, darüber ein Urteil zu fällen.

Zurück in unserem kleinen Feriendomizil erkundeten wir nun die Strände am Atlantik und fanden eine wundervolle Stelle am Strand von Bayonne hinter den Dünen wo es keine Menschen gab und wir nach Herzenslust uns dem Anbeten der Sonne widmen konnten. Wir fuhren morgens gegen 10 Uhr von unserem Häuschen los, und ab 10:30 erreichten wir die Stelle an der wir unsere Decken ausbreiteten und den Sonnenschirm aufstellten. Unser Auto stand nur etwa 5 Gehminuten entfernt und somit konnten wir uns auch immer was zum Essen mitnehmen was wir dann nicht weit zu schleppen brauchten. Ja wir luden sogar einen kleinen Grill ins Auto und brutzelten uns Steaks oder Sardinen am Strand. Die meiste Zeit an diesen Tagen liefen wir dort textilfrei herum was uns eine schöne gleichmäßige Sonnenbräunung verschaffte. Wir waren sehr glücklich in dieser Zeit wo wir uns ganz für uns hatten Keine Arbeit störte unsere Zweisamkeit. Abends fuhren wir entweder ins nächste Dorf oder nach Biarritz oder Bayonne zum Essen oder wir blieben auch schon mal zu Hause um uns selber was zuzubereiten. Es war eine wundervolle Zeit. Die Zeit dort am Strand von Bayonne war wunderschön. Wir genossen die Sonne, das wunderschöne blaugrüne Meer, manches mal konnten wir draußen wo sich die Wellen brachen den Surfern zusehen wie sie sich abplagten die Wellen zu reiten. Aber der Strand hier an „unserem“ Strand war nicht so optimal und somit waren diese Tage gezählt wo wir diese Leute beobachten konnten. Manches mal liefen wir auch einfach nackt am Strand entlang und genossen unsere Zweisamkeit und die Sonne. Das Wasser war recht kalt, aber nach einer Stunde in der Hitze zwischen den Dünen waren die vielleicht 19 oder 20 °C des Wassers eine herrliche Erfrischung. Nach den ersten 4 Tagen am Strand hatten wir beide eine leicht gerötete Haut, noch nicht richtig verbrannt, aber es war besser einmal einen Tag ohne Sonne zu verbringen und so fuhren wir dann eben an der Küste entlang bis fast zur spanischen Grenze. Das kleine Fischer- und mittlerweile Touristendorf St. Jean de Luz war ein Geheimtipp für alle Seafoodliebhaber, und somit war auch dies ein Platz für uns, da wir beide Seafood über alles mochten. Wir fanden dort auch eine kleine Tauchbasis und so beschlossen wir am Nachmittag mit dem Boot der Basis mitzufahren und einen kleinen Tauchgang mitzumachen. Gordon hatte ja seit einigen Monaten auch seinen Tauchschein und ich war ja als Dive-Instructor eine erfahrene Taucherin. Es war ein sehr schönes Erlebnis, wir sahen richtig große Napoleonfische, Aber wir fanden auch Langusten und Lobster in allen Größen. Der Tag ging mit einem weiteren Meeresfrüchte Teller zu Ende und als wir nach Hause zurückkamen waren wir sehr zufrieden und glücklich.

In den nächsten Tagen spielten wir wieder Adam und Eva auf unserem Strand, und genossen die warmen Strahlen der Sonne. An einem dieser Tage passierte mir auch ein Malheur. Ich geriet mit unserem Auto in eine Stelle mit weichen Sand und wir blieben stecken. Wir würgten eine Halbe Stunde herum bis wir die Räder wieder frei hatten. Auto versaut, überall Sand sogar unsere Kleidung war voll damit. Also entschlossen wir uns umzukehren und diesen Tag in unserem Ferienhäuschen am Pool zu verbringen. Französische Pools sind immer so angelegt dass man von außen nicht hineingucken kann, und somit hatten wir unseren Badetag auch hier textilfrei. Und wir genossen das doch etwas wärmere Wasser im Pool. Es war an diesem Tag das erste mal dass wir uns unter freiem Himmel nur von der Sonne erwärmt am Rand des Pools liebten. Es war ein schönes Gefühl Gordon so ganz nah zu spüren und seine Hände zu spüren wie sie mich streichelten und schließlich in Ekstase versetzten. Was für eine schöne Zeit die wir da erleben durften.

An diesem Abend saßen wir lange auf der Terrasse, wir tranken eine sehr gute Flasche französischen Wein und ich rauchte eine meiner Havannas, Gordon war ja ein (fast militanter) Nichtraucher, und somit hatten wir jede Menge Gesprächsstoff. Wie ungesund Nikotin doch ist, und ob ich es nicht lassen wolle. Aber dies war alles nur Geplänkel. Gordon wusste natürlich auch dass ich nur sehr selten mir diesen Genuss gönnte, und seine Einwände waren mehr spaßhaft gemeint.

Spät nachts gingen wir ins Bett, und wir hatten noch eine wunderschöne Zeit bevor wir dann in den frühen Morgenstunden einschliefen.

An den nächsten Tagen war das Wetter etwas trübe, und so machten wir einige Ausflüge in die Umgebung, jedoch auch weitere Fahrten hatten wir bereits in unserem Plan. An einem Tag fuhren wir in das etwa 250 km entfernte Lourdes. Es war ein sehr emotionaler Augenblick dort in die Felsengrotte zu gehen und Zwiesprache zu halten mit unserer Mutter Gottes. Gordon war zwar nicht so sehr wie ich im Glauben vertieft, aber er wusste was mir diese Augenblicke bedeuteten und er hatte auch volles Verständnis für mich. Wir nahmen noch ein Fläschchen von dem heiligen Wasser mit und fuhren spät am Abend wieder zurück. Wir kamen spät in Biarritz an und so beschlossen wir in einem der berühmtesten kleinen Fischrestaurant am kleinen Hafen unterhalb der Kirche von Biarritz einzukehren und dort Abend zu essen. Das Chez Albert war ein sehr einfaches, aber doch recht großes Lokal, wo man wunderbar Meeresfrüchte und auch frischen Fisch essen konnte. Der Chef (Msr. Albert) war ein sehr netter etwas rotgesichtigiger Wirt, immer für einen lustigen Spruch zu haben und mit Sicherheit auch sehr unkonventionell. Wir bestellten uns eine große Platte mit Austern und Allen möglichen Krabbeltieren aus dem Meer. Als er anrichtete fragte er mich was wir denn gerne trinken möchten. Also sagte ich ihm da wir ja Fisch essen müssten wir wohl Weißwein trinken. Aber da meinte er zu mir: „ Lass Dich bloß nicht von sogenannten Gourmets beeinflussen, wenn Dir der Rote besser schmeckt dann trink ihn, wenn Du aber lieber weißen Wein trinkst, dann trink diesen. Du musst das trinken was Dir schmeckt, und nicht das was Dir Wichtigmacher einreden wollen“. Wir haben uns gekugelt darüber, und haben uns dann doch für eine gute Flasche Rose aus der Gegend entschieden. Das Essen im Chez Albert war wunderbar. Hervorragende Qualität auf den Tellern, in den Gläsern und auch das Personal war gut für eine Goldmedaille.

Als wir später gegen Mitternacht nach Hause kamen fielen wir ins Bett und waren sofort bewustlos.

Am Tag danach beschlossen wir, weil’s Wetter immer noch etwas trübe war einen Ausflug nach Nordspanien zu machen Ich wollte immer schon einmal das berühmte Guggenberg Museum in Bilbao zu besuchen. Das war zwar auch wieder ein Weg von etwa 250 km aber es hat sich ausgezahlt. Die Architektur dieses Museums ist ja weltberühmt, natürlich kannten Gordon und ich viele Bilder davon, aber es ist halt wirklich was besonderes wenn man dann davor steht und all diese viele Flächen auf einen einwirken. Wir waren natürlich auch von den Ausstellungen sehr beeindruckt. Aber für uns beide war natürlich die Architektur des Museumskomplexes das beeindruckendste.

Auf dem Weg zurück fuhren wir durch die basquische Stadt Donostia (San Sebastian) und auch hier fanden wir (mehr durch Zufall) ein phantastisches kleines Restaurant in einer der engen Gassen wo wir einen phantastischen Fisch vom Ofen aßen. Ich glaube ich habe vorher und nachher nicht mehr einen so guten Fisch in Salzkruste gegessen. Wieder wurde es fast Mitternacht bis wir nach Hause kamen und wieder fielen wir ins Bett und schliefen auf der Stelle ein..

Am nächsten Morgen, ich war gerade mit dem Verstauen unserer Badeutensilien ins Auto beschäftigt, kam ein Paar mittleren Alters die Straße entlang, Die Dame begrüßte mich mit einem freundlichen Bon Jour und dann sprach sie mich an, ob wir denn die Amerikanischen Touristen seien die dieses Häuschen gemietet hätten. Gordon war mittlerweile auch auf die Straße rausgekommen und so unterhielten wir uns mit dem Ehepaar über die Schönheit der Strände und der ganzen Gegend da. Die beiden waren Deutsche die sich schon vor etwa 20 Jahren hier niedergelassen haben und hier ihren Lebensunterhalt als Immobilien Makler verdienten. Ich hätte das fast nicht geglaubt da sie beide ein akzentfreies Französisch sprachen, aber als sie dann ins deutsche wechselten nachdem ich ihnen auch sagte dass ich aus Deutschland komme, war mir klar ja das sind Landsleute. Nun – to make the long story short: - Wir wurden für den Abend eingeladen zum Grillen in ihr Haus das etwa 1.5 km von unserem entfernt auf einer kleinen Anhöhe lag. Erfreut ob dieser Abwechslung sagten wir zu und verabredeten uns für den frühen Abend gegen 18 Uhr. Nach diesem sehr netten Gespräch fuhren wir wieder auf „unseren“ Strand.

Wir kamen zum Haus unserer freundlichen Nachbarn vielleicht 5 Minuten nach 18 Uhr. Es gab eine sehr warmherzige Begrüßung und Marlies und Rene boten uns als erstes einen Pastis
an. Das Haus unserer neuen Freunde war sehr groß und sehr schön. Es hatte eine große Eingangshalle von der man über eine schöne geschwungene Steintreppe in das obere Stockwerk gelangte. Nachdem wir uns ein wenig dort umgesehen hatten, sah ich eine sehr hübsche junge Dame auf der Treppe die langsam herunter kam. Sie hatte einen sehr anmutigen Gang und wunderschöne gelockte blonde Haare. Marlies stellte uns das Mädchen als ihre kleine Schwester vor. Diane war etwa 28 oder 30 Jahre alt. Sehr groß und man hätte meinen können sie sei ein Fashion Modell. Wir standen nun in dieser Halle und Diane fiel ein Taschentuch aus der Hand, Sie bückte sich um es aufzuheben und da sah ich plötzlich dass sie am Boden daneben griff um es aufzuheben. Etwas indigniert erhob sie sich wieder, ich bückte mich danach und gab es ihr, ja wollte es ihr geben, aber sie reagierte nicht auf meine hingehaltene Hand. Und da kam es mir plötzlich wie ein Blitz, Diane war völlig blind. Ich nahm ihre Hand und legte das Tuch in ihre Hand, ich fühlte dass es ihr sehr unangenehm war. I nahm sie an der Hand und zog sie mit mir in den Garten. Ich sprach sie dann an, dass sie sich nicht zu schämen brauchte. Und dass mir ihr Schicksal sehr zu Herzen ginge. Sie erzählte mir dass sie noch nie etwas gesehen habe, weil sie von Geburt an blind sei. Aber sie hätte sich mit ihrer Behinderung sehr gut arrangiert. Sie meinte sie könne sehr gut riechen und mit ihren Händen könne sie „sehen“. Ich war erschüttert über dieses Schicksal und ich konnte nicht anders, mir kullerten ein paar Tränen über die Wange. Plötzlich meinte sie zu mir: „Du musst deshalb nicht weinen, ich bin es der blind ist, und mir fehlt es nicht dass ich nichts sehe. Ich fragte sie woher sie denn wisse dass ich weine, und da meinte sie nur ich kann hören und riechen. Besser als irgend jemand in meinem Umfeld. Ich war perplex.......

Später machte Rene dann DEN Grill an und er briet wundervolle Steaks und Shrimps darauf.
Marlies machte den Salat gleich direkt am Tisch wo wir essen wollten somit brauchte niemand die Gesellschaft verlassen. Und Diane, ja sie kümmerte sich darum dass die Gläser immer gefüllt waren. Ich weiß nicht wie sie es machte, aber sie wusste immer wenn ein Glas nach zufüllen war. Später erklärte mir Marlies dass sie zuhört wenn wir trinken und daraus erkennt wann ein Glas nicht mehr gefüllt ist. Und wenn sie sich mal irren sollte dann weiß sie sofort wenn sie das Glas vom Tisch aufhebt dass es nicht nötig ist einzuschenken. Diese junge Frau war ein Phänomen. Ich erzählte ihr auch dass wir jeden Morgen zum Strand fuhren und da merkte ich dass sie sehr ruhig und ein wenig traurig wurde. Ich fragte sie ob sie denn auch an den Plage fährt mit ihrer Schwester und ihrem Mann. Aber da meinte sie nur die beiden seien meistens jetzt im Sommer sehr beschäftigt, klar all die Touristen die sich vielleicht ein Haus kaufen möchten. Jetzt im Sommer ist deren Zeit. Als ich später mal mit Gordon sprechen konnte fragte ich ihn ob er was dagegen hätte wenn wir Diane mal mitnehmen würden zum Strand. Natürlich hatte er nichts dagegen. Als wir dann bei Tisch saßen und unsere Shrimps und die Steaks aßen, fragte ich mal so unsere Freunde ob Diane nicht mit uns am nächsten Morgen zum Strand mitfahren könnte. Marlies meinte dass dies wohl für uns eine zu große Behinderung darstellen würde, aber ich blieb dabei dass wir sie gerne mitnehmen würden. Also sagten Marlies und Rene zu, und erklärten sich einverstanden. Diane stand auf und kam zu mir her, sie fiel mir um den Hals und weinte vor lauter Freude. Ich denke wir waren dabei ihr einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen.

Es war noch ein sehr schöner, angenehmer Abend, so gegen 22 Uhr fuhren wir dann nach Hause. Wir verabredeten uns noch mit Diane dass wir sie am nächsten Morgen abholen würden. Ihre Schwester versprach auch für Sie eine Badetasche mit Bikini und Handtuch sowie etwas zu trinken einzupacken. Als wir nach Hause kamen sprachen wir noch eine ganze Weile über dieses Mädchen deren Schicksal uns beide sosehr berührte.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück fuhren wir zu Dianas zu Hause und da stand schon ihre Tasche in der Halle und Diane kam wieder die Treppe herunter. Sie fragte mich noch ob es uns nicht unangenehm sei uns mit ihr zu belasten (ja sie verwendete tatsächlich das Wort „belasten“) Ich erklärte ihr dass wir uns freuen sie als ja fast einheimische mit zu unserem Strand zu nehmen, und sie sollte sich bloß um uns keine Gedanken machen.
Wir fuhren ein paar Kilometer durch die Dünenlandschaft, angekommen am Strand half ich ihr noch ihren Badeanzug anzuziehen, auch Gordon und ich zogen heute Badehosen an und so hatten wir eine sehr schöne Zeit. Diane genoss es im kalten Wasser zu schwimmen, sie war sogar eine gute Schwimmerin. Und verblüffend, sie hat nie die falsche Richtung erwischt, Immer, auch wenn sie relativ weit hinausschwamm (Natürlich schwamm ich immer mit) wusste sie immer in welche Richtung es zum Festland ging. Sie hatte eine unglaubliche Orientierung, obwohl sie keinerlei visuelle Wahrnehmungen hatte. Als wir uns dann am Strand in die Sonne legten entledigte Diane sich ihres Badeanzugs um ihn zum trocknen auf den Sonnenschirm zu legen. Sie hatte einen wunderschönen ebenmäßigen Körper, feste große Brüste, einen knackigen PO. Mit einem Wort, sie war das was man wohl eine „kesse Biene“ bezeichnen würde. Ich cremte ihr den Rücken mit Sonnenschutz ein und dann lagen wir alle friedlich nebeneinander und unterhielten uns. Nach einer Stunde stand Diane auf und ging wieder zum Wasser. Sie hatte keinen Badeanzug an und ich denke es störte sie einfach nicht da sie ja auch nicht sah wie die anderen aussahen. Ich stand aber auch auf und folgte ihr da ich natürlich immer ein wenig Sorge hatte dass ihr ja vielleicht doch etwas passieren könnte. Mittags dann grillten wir ein paar Würstchen und aßen ein Baguette dazu. Nachmittag in der ärgsten Hitze verbrachten wir dann die meiste Zeit im kühlen Wasser. Gegen 15:30 machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause. Als wir bei Dianes Heim ankamen kam ihre Schwester schon heraus und es herrschte großes Hallo. Diane machte einen sehr glücklichen Eindruck. Marlies hatte wie ich sehen konnte Tränen in den Augen. Ich beschloss Diane noch öfter mit zum Strand zu nehmen. Wir verabredeten uns zum Abendessen das wir alle zusammen eventuell am Strand von St. Jean de Luz einnehmen wollten. Nun wir trafen uns gegen 19 Uhr und fuhren Richtung Spanische Grenze.

In SJdL erhaschten wir im Restaurant am Hafen einen schönen Tisch in der ersten Reihe. Wir bestellten uns eine große Platte mit Meeresfrüchten und dazu eine Flasche trockenen französischen Weißwein und dann schmausten wir all diese herrlichen Dinge die uns da vorgesetzt wurden. Austern, Shrimps, Langostinos, Hummer, dazu immer Baguette, und reichlich Wein. Ich hielt mich beim Wein zurück da wir ja noch nach Hause fahren mussten. Marlies bereitete für Diane immer die Häppchen vor damit sie nicht die Schalen auch mit essen musste. Diane machte heute einen sehr glücklichen und lebendigen Eindruck. Marlies saß neben mir und sie erzählte mir wie ihre kleine Schwester mit viel Freude über den Tag mit uns erzählt hatte. Marlies dankte mir überschwenglich dass wir Diane einen so schönen Tag bereitet haben, was ich allerdings insofern relativierte als ich der großen Schwester auch sagte dass es auch für uns sehr schön war mit Diane den Tag zu verbringen. Und ich eigentlich nach diesem Tag sehr dankbar bin dass mir der Herrgott diese Prüfung erspart hat. In jedem Fall kündigte ich an dass wir dieses Tag mit Sicherheit wiederholen wollen, und dass wir Diane vielleicht auch mal auf einer unserer Ausflüge gerne mitnehmen würden. Ich denke so gegen 21:30 bezahlten wir die Rechnung und fuhren wieder zurück nach Hause. Es war ein sehr schöner Abend und wir waren beide, Gordon und ich, glücklich, so nette Freunde gefunden zu haben.

Die nächsten Tage waren etwas unspektakulär, Am Wochenende haben wir die ersten beiden Wochen hinter uns. Ich mochte noch nicht daran denken. Ich will diesen Urlaub auskosten bis zum letzten Tag. Ich war sehr glücklich mit Gordon. Wir alberten auch oftmals ganz schön herum. Besonders wenn ich mich in der Küche zu schaffen machte wuselte er immer um mich herum um in meine Töpfe zu gucken und mir von dort das halbe Mittagessen zu stibitzen. Nicht selten landeten wir nach dem Kochen dann erst mal im Bett.......

Wir hatten vor an einem der nächsten Tage, sobald das Wetter mal nicht so gut für den Strand ist, ein bisschen in den Norden zu fahren um uns die Schönheiten der Gascoigne anzusehen. Also planten wir unsere Fahrt die wir eventuell sogar über 2 Tage ausdehnen wollten. Ich sprach mit Gordon ob wir dabei nicht auch Diane mitnehmen könnten, Für sie wäre es sicherlich ein Erlebnis. Gordon stimmte mir zu und so suchte ich die Telefonnummer von Marlies heraus und rief sie an. Sie war noch außer Atem, weil sie gerade nach Hause gekommen war. Ich fragte sie ob ich mal schnell bei ihr vorbeikommen dürfe, sie war gleich Feuer und Flamme und meinte wir könnten einen 3 Frauen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen machen. Nun ich hatte zwar nicht vor mich zu lange bei ihr aufzuhalten aber ich setzte mich ins Auto, Gordon war denke ich ganz froh einmal ein wenig Zeit vorm Fernseher zu verbringen und ich fuhr die 3 Minuten rüber zu Marlies. Auf der Gartenterrasse war schon gedeckt und nachdem ich Marlies und Diane begrüßt hatte, setzten wir uns zum Kaffee, dazu gabs auch noch wundervolle Crêpes, Diane hatte die selber gemacht. (Es faszinierte mich immer wieder was sie trotz ihrer Behinderung alles tun konnte) Als Diane mal im Haus verschwand, unterbreitete ich Marlies meinen Plan. Marlies war sich nicht sicher, nicht wegen Diane, sondern wegen uns und sie meinte dass dies wohl für Gordon und mich eine sehr große Beanspruchung sei. Ich versicherte Ihr dass wir Diane sehr in unser Herz geschlossen hätten und es uns überhaupt nichts ausmacht, ja im Gegenteil wir würden uns freuen wenn sie mitkäme. Nun nach einigem Zögern stimmte Marlies zu. Als Diane zurückkam, erzählte ich ihr dass wir in 2 Tagen für 2 Tage in die Gascoigne fahren möchten. Sie meinte dazu da würde sie auch gerne mal hinkommen, und vielleicht werde sie mit ihrer Schwester und deren Man nach der Saison auch mal eine kleine Fahrt dahin machen. Sie sagte dies ein wenig traurig, wohl wissend dass es bis dahin noch weit ist und viel Zeit vergehen wird. So beiläufig sagte ich zu ihr: „Fahr doch einfach mit“ Sie wurde plötzlich ganz still, Wie meinst Du das? Fragte sie mich, und ich sagte ihr einfach Fahr doch mit mit uns. Wir würden uns freuen darüber. Sie fragte ihre Schwester was die denn dazu meine, und Marlies antwortete, wenn Du die Möglichkeit hast mit guten Freunden mitfahren zu können dann Warum nicht? Und da realisierte Diane dass wir darüber schon gesprochen haben und dass ihre Schwester sie unterstützt. Jetzt war sie ganz aus dem Häuschen und sie wollte sofort Koffer packen. Ich sagte ihr lachend dass sie wohl nur ein paar Kleinigkeiten in einer kleinen Tasche benötigt und wir ja erst in 2 Tagen fahren werden. Ich denke wir haben unserer blinden Freundin das schönste Geschenk gemacht das wir ihr machen konnten.

Am nächsten Tag fuhren wir wieder zu unserem Strand, es war sehr heiß, das Thermometer in Auto zeigte 37 °C. Wir richteten unseren Strandplatz ein und legten uns in die Sonne. Gordon cremte mich erst ein und danach wurde er von mir eingecremt, und dann lagen wir in der Sonne und ließen sie unseren Pelz wärmen. So nach etwa 30 Minuten gingen wir in die Fluten ein bisschen schwimmen, und als wir wieder zurückkamen nahm ich mir eine Illustrierte und las ein wenig. Gordon lief ein wenig herum, es war wie in unserer Kindheit, unbeschwert und schön. Nach einer Weile legte Gordon sich neben mich und wir unterhielten uns über alles mögliche. Wir streichelten uns am Rücken und wir wurden immer intensiver. Nach einer halben Stunde liebten wir uns am Strand. Es war für mich das erste mal unter der Sonne Sex zu haben im Freien. Ich muss dazu sagen es war wundervoll. Wir gingen danach wieder ins Wasser und schwammen etwa 10 Minuten danach packten wir unsere 7 Sachen und gingen zurück zum Auto. Wir fuhren nach Biarritz und suchten uns ein kleines Restaurant in der Gegend vom Marktplatz, dort aßen wir eine ausgezeichnete Fischsuppe und tranken jeder ein Glas Wein dazu, Danach fuhren wir zum Supermarkt um ein bisserl was für unseren Kühlschrank einzukaufen, Wurst Schinken, Milch, Käse, ein paar Konserven etwas Wein, nun ja was man eben so braucht wenn man 10 km von der nächsten Ansiedlung entfernt wohnt. So etwa um 4 Uhr nachmittags fuhren wir nach Hause. Wir legten uns in den Garten und ließen diesen schönen Tag ganz ruhig ausklingen. Heute Abend wollten wir ein bisschen grillen, was wir dann auch so um 20 Uhr begannen. Es war ein schöner Tag.

Am nächsten Morgen holten wir Diane ab von Ihrem zu Hause und nach einer kurzen Pause in der wir mit der ganzen Familie Kaffee getrunken hatten, fuhren wir los. Diane war sehr aufgekratzt und ich musste Ihr immer genau beschreiben was so an unserem Auto an Landschaft vorüber flog. Diane konnte zwar die Schönheiten der Landschaft nicht sehen, aber ich bemühte mich ihr soviel wie möglich mit wenigen Worten zu beschreiben. Sie lauschte sehr aufmerksam, fragte hin und wieder etwas und im übrigen sog sie den Duft ein der ihr offensichtlich vieles aus der Landschaft beschrieb.Wir wollten heute erst mal bis nach Bordeaux fahren, uns dort ein kleines nettes Hotel suchen und dann von dort aus unsere Erkundungen Richtung Süden beginnen. Die Landschaft war wunderschön. Wir alle genossen die Blumen am Wegrand, und die blühenden Bäume im Mittelstreifen der Straße. Es dauerte ein Weilchen bis wir in Bordeaux ankamen, aber die Schönheit der Natur entschädigte uns über die Fahrzeit hinweg.

Als wir in Bordeaux ankamen suchten wir uns erst mal ein kleines Restaurant wo wir zu Mittag essen konnten. Wir fanden ein sehr hübsches aber auch sehr kleines Restaurant mit gerade mal 4 Tischen. An zweien saßen Frauen und Männer die sicherlich aus der Region stammten, sie waren einfach gekleidet, also nicht diese typischen Touristen die man sonst überall sah. Wir fragten den Patron ob wir uns an einen der freien Tische setzen könnten, was uns mit ein paar netten Worten auch erlaubt wurden. Und dann kam der Chef und zählte auf was die Küche heute so alles zu bieten hat. Wir entschieden uns für eine Meeresfrüchtevorspeise, und danach Hähnchen als Hauptspeise. Dieses Hähnchen war der absolute Hit. Ich habe in meinem Leben noch nie so was gegessen. Wunderbar gewürzt, mit Safran und Thymian verfeinert, es war so zart dass das Fleisch von den Knochen fiel.

Die Gäste auf den anderen beiden Tischen begannen französische Volksweisen zu singen, und dann plötzlich sang auch Diane mit. Sie hatte die Stimme eines Glöckchens. Es war wunderschön. Und auch die Leute an den Nebentischen verstummten und hörten ihre Glockenstimme zu. Eine der Frauen kam zu unserem Tisch und fragte Diane ob sie denn aus der Gegend hier stamme, dann erkannte sie dass unsere Freundin blind war, Und da nahm sie sie einfach in den Arm und drückte sie fest an sich.

Wohin wir auch immer mit Diane kamen, sie wurde sehr schnell zum Mittelpunkt, trotz oder wegen ihrer Behinderung, Ich weiß es nicht. Aber Diane hatte ein sehr einnehmendes Wesen, und sie war eigentlich gar nicht behindert. Durch die Tatsache dass sie ja nie sehen konnte, hatte sie sich in eine Richtung entwickelt in der sie ihre Augen nicht brauchte. Es war noch ein sehr netter Nachmittag mit all den Leuten dort. Wir fielen spät abends todmüde ins Bett. Diane war an diesem Tag aufgeblüht. Ich hatte noch ein langes Gespräch vorm Schlafen mit Gordon. Diane fehlte etwas, ihr fehlte der Kontakt zu Menschen. Ich werde mit ihrer Schwester wenn wir zurückkommen ein sehr intensives Gespräch haben müssen.

Am nächsten Morgen erwartete uns eine weitere Überraschung. Als wir an Dianes Zimmertür klopften um sie zum Frühstück abzuholen, bat sie uns zu sich hinein, und hatte dort ein komplettes Frühstück für uns alle drei vorbereitet, frische Baguette, Jambon, Camembert, Orangenjuice und eine Kanne Kaffee. Als ich sie fragte warum sie für uns Frühstück machte, meinte sie nur : „Weil ich es kann, und das wollte ich euch zeigen. Außerdem wollte ich mal etwas zurückgeben von eurer Liebenswürdigkeit mir gegenüber. So langsam erfuhren wir dass sie erst einkaufen war, Boulangerie, Supermarket, in der Hotelküche bekam sie Kaffee und Geschirr, und dies alles organisierte sie nur um uns ihre Zuneigung zu zeigen. Was für ein wunderbares Mädchen. Ich sprach dann auch noch einmal mit ihr über ihren größten Wunsch, und so beiläufig meinte sie dass sie sich wohl einen Hund zulegen möchte um ihn für sich als Blindenhund auszubilden. Das brachte mich auf eine Idee.........

Wir verbrachten noch den zweiten Tag mit sight-seeing in der wunderbaren Landschaft der Gascoigne. Wir alle waren zwar froh als wir wieder nach Hause kamen, aber auch ein wenig traurig, da wir eine wundervolle Zeit miteinander hatten. Ich hatte ein langes Gespräch mit Dianes Schwester und ich denke Marlies war sich der Situation mit Diane sehr wohl bewußt. Ich sprach auch einen Blindenhund mit ihr an, und da meinte sie dass sie schon mal sich erkundigt hatte, aber diese Tiere unglaublich viel Geld hätte kosten sollen. Nun wir gingen auseinander und hatten ein sehr gutes Einvernehmen und Verständnis für einander. Nun lag es auch ein bisschen an mir, und ich hatte da schon ein paar Ideen.

Am nächsten Tag ging ich zusammen mit Gordon in ein Blindeninstitut in Bayonne. Die Büros waren gleich neben der Kathedrale somit war es kein großes Problem sie zu finden. Man hat uns dort sehr freundlich empfangen und wir wurden durch dunkle unbeleuchtete Gänge zu der Direktionskanzlei geführt. Ein älterer Herr empfing uns dort. Er stellte sich als der Leiter dieser Einrichtung vor. Sein Büro war dunkel, nur ein Computer stand auf seinem Schreibtisch, allerdings ohne Bildschirm, jedoch sprach das Gerät mit seinem Bediener. Eine eigentümliche Welt hier. Es gab nichts zu sehen, aber dafür eine Menge Geräusche. Wenn die Tür sich öffnete, gabs ein Geräusch, und immer wieder sprach der Computer mal ein oder zwei Wörter. Anweisungen um zu erfahren was er als nächstes tun sollte. Unser Gastgeber saß hinter dem Schreibtisch, er hatte eine große dunkle Brille vor den Augen, Er erhob sich und hielt uns seine Hand entgegen, Ich ergriff sie, eine weiche warme Hand ein fester Händedruck, dann lud er uns ein vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Er meinte noch wenn es uns zu dunkel sei, dann könnten wir ruhig das Licht einschalten, der Schalter dafür war direkt vor uns im Schreibtisch eingelassen. Aber ich wollte eigentlich diese Atmosphäre nicht durch Licht stören. So saßen wir all nun hier in einem dämmerigen Büro. Er fragte was uns zu ihm geführt hätte. Ich erzählte ihm von Diane und dass ich gerne wissen wollte ob es vielleicht irgendwo jemanden gäbe der einen Hund für sie zum Blindenhund abrichten könne. Er saß erst mal lange da und sagte kein Wort. Dann meinte er nur er kenne Diane und er bedaure sehr dass sie nicht ins Institut kommen könne, weil sie halt doch etwas entlegen wohnt. Aber gleichzeitig meinte er auch dass natürlich ein Hund für sie sehr sehr hilfreich sein könnte. Ich teilte ihm mit dass ich einen solchen Hund für sie haben möchte. Da fragte er mich ob ich in einem Verwandtschaftsverhältnis zu ihr stünde. Was ich natürlich verneinen musste. Ich erklärte ihm dass wir befreundet sind und ich ihr gerne ein Geschenk machen würde. Ich hatte den Eindruck als ob er mich ansehen würde, lange, ohne Worte. Und dann meinte er, er wüsste einen ausgebildeten Blindenhund, einen Golden Retriever, der gerade mal 16 Monate alt sei, fertig ausgebildet, und sehr lieb. Das Mädchen für die er vorgesehen war ist verstorben und er würde sich gerne dafür verwenden dass wir den Hund kaufen könnten. Da seine derzeitigen Besitzer ihm schon mitgeteilt haben dass sie sich von dem Tier trennen würden wenn ein Bedarfsfall sich ergäbe, wäre dies eine Möglichkeit recht kurzfristig zu einem ausgebildeten Blindenhund zu kommen. Ich war völlig von den Socken. Das wäre ja eine wirklich einmalige Gelegenheit für unser Geschenk an Diane. Monsieur Turcat erbot sich mit uns zu der Familie hinzufahren und vielleicht könnten wir ihn ja sogar gleich mitnehmen. Das war nun alles wirklich ein unglaublicher Zufall. Und so ergriffen wir direkt die Gelegenheit beim Schopf, und wir erboten uns natürlich mit Msr. Turcat die Hundefamilie aufzusuchen.

Nach zehn Minuten saßen wir im Auto, ich gab die Adresse in das Navi ein und wir fuhren etwa 15 km aus Bayonne hinaus. Auf dem Weg unterhielten wir uns noch was denn so ein ausgebildeter Hund wert sei, d.h. mit wie viel Geld wir dabei rechnen müssten. Msr. Turcat meinte da der Hund noch sehr jung ist und auch noch nicht die Routine eines 3 bis 4 jährigen hat, sollte ein Preis von etwa 3.000 Euro angemessen sein. Nun das war OK für uns. Wir erreichten die Adresse, es war ein sehr schön gelegenes Haus mit einem großen Garten, Pool, einem Grillplatz. Eine wunderschöne große Terrasse, Orangen und Zitronenbäume und Bourganvilien schmückten die Auffahrt. Beim Eingang angekommen erwartete uns ein Ehepaar in unserem Alter. Sie stellten sich vor als Mdm. Und Msr. Dijon. Sehr nette Menschen, sehr freundlich und offen.

Wir wurden eingeladen auf der Terrasse Platz zu nehmen, Madame brachte Gläser und eine Flasche Wein, ein paar Kekse in einem kleinen Körbchen. Msr. Turcat brachte dann unseren Wunsch vor für unsere Freundin einen Blindenhund zu finden. Ich merkte dass sich das Ehepaar ein wenig in sich kehrte, ja vielleicht ein wenig traurig wurde. Aber sie fingen sich sehr schnell. Msr. Dijon stand auf und ging ins Haus und eine Minute später kam er mit diesem wunderschönen cognacfarbenen Hund zurück. Ein prachtvolles Tier, ausgewachsen aber doch immer noch verspielt, liebenswürdig, Die beiden erzählten uns die Geschichte ihrer Tochter die mit einer schrecklichen Behinderung (verkrüppelte Beine und fehlen jeglichen Sehvermögens) und über den Tod der kleinen Prinzessin. Eine sehr traurige Geschichte die auch mich zu Tränen rührte. Nun nach etwa einer Stunde, als wir uns längst wieder anderen Gesprächsthemen zugewandt hatten fragte ich mal vorsichtig an, ob sie denn bereit wären und diesen wunderschönen Hund zu verkaufen. Mdme. Dijon meinte sie würden den Hund nicht verkaufen, aber wenn er für einen Blinden gedacht sei würde sie sich freuen wenn Alia (so hieß die Hündin) einer neuen Aufgabe zugeführt werden würde.

Nun war es an mir unseren neuen Freunden von unserer Freundin Diane zu erzählen und dass wir sehr gerne ihren Hund zu Diane bringen möchten Außerdem wäre es uns auch ein Anliegen dem Blindeninstitut einen namhaften Betrag zur Verfügung zu stellen, wenn denn sie keinerlei Geld für das Tier wollten. Nun ging Mdme. Ins Haus und kam wenige Minuten später mit einer kleinen Tasche zurück worin all die Utensilien von Alia, (Näpfchen, Spielzeug, Hundegeschirr, Papiere, Impfpass etc.) eingepackt waren. Sie sagte sie würde sich freuen wenn Alia wieder eine Aufgabe hätte, was auch so ganz im Sinne ihrer kleinen Tochter gewesen sei. Wir blieben noch etwa 30 Minuten sitzen und machten uns dann auf den Weg zurück. Msr. Turcat erbot sich auch Diane in die Kommandos mit dem Hund einzuweisen, was natürlich noch einmal ganz großartig war, Wir verabredeten uns für den nächsten Tag um die Mittagszeit. Dann wollten wir ihn abholen und mit ihm zu Diane fahren. Heute Abend wollten Gordon und ich den Hund zu Diane bringen sodass sie ihn schon mal kennen lernen kann.

Oh was war das für ein Hallo, als wir bei unseren Freunden ankamen mit dem Hund an der Leine. Als ich dann Diane erklärte was dies für ein Hund ist und warum wir ihn brachten, da wurde sie sehr leise und sehr ernst. Sie zog Alias Kopf an sich heran und sprach mit ihr, sie erklärte ihr dass sie ihn zwar nicht sehen könne, aber sie möchte dass sie ihre Freundin würde. Und als Alia ihren Kopf in ihren Schoß legte und sie sanft mit der Schnauze anstupste, da kamen Diane Tränen und sie ergriff meine Hand und bedankte sich mit all der Wärme die sie immer ausstrahlte. Ich erklärte der Familie auch dass der Hund nichts kostet, weil ich nicht wollte dass man ein schlechtes Gefühl hatte. Ich erklärte Diane auch dass wir am nächsten Vormittag Msr. Turcat treffen werden der ihr dann beibringen wird wie sie mit dem Hund umgehen musste. Ich glaube wir haben der ganzen Familie eine sehr schöne Freude gemacht. Dies machte natürlich auch uns sehr glücklich.
Als wir am nächsten Tag Msr. Turcat trafen, und er Diane den Umgang mit Alia erklärte und übte, da war dann das Glück vollkommen. Ich steckte Msr. Turcat einen Umschlag mit unserer Spende von 5.000 Euro zu, die er sehr dankbar annahm.

Ich denke wir haben dort in Biarritz eine gute Tat vollbracht, und ich hoffte dass die in dem großen Buch über unser Leben eine unserer (meiner) Sünden egalisierte. Unsere Zeit ging ja nun auch langsam zu Ende. Wir hatten noch eine Woche die wir hauptsächlich am Strand verbrachten und die meisten Abende waren wir mit unseren neuen Freunden, Diane und Alia zusammen. Diane gewöhnte sich sehr schnell an den Blindenhund, und auch Alia war bereits nach 2 oder 3 Tagen voll einsatzbereit für ihr neues Frauchen.

Wir genossen die letzte Woche an der wunderbaren Cot’e Basque und wir genossen es, uns im Nichtstun und Faulenzen zu trainieren. In der Mitte der Woche erhielten wir ein Mail aus Baghdad indem man uns mitteilte dass man schon sehnsüchtig auf uns wartete, da einige Fragen zu klären waren. Nun wir fuhren unseren „Urlaubsmodus“ langsam herunter. Am Samstag nachdem wir uns von alle Freunden verabschiedet hatten fuhren wir zum Flugplatz nach Biarritz und von dort flogen wir dann nach Paris. Unser Anschluss nach München ging etwa 3 Stunden später, sodass wir uns die Zeit totschlugen mit ein bisschen Geschäfte angucken, wir kauften noch ein paar Kleinigkeiten, und dann saßen wir gegen 16:30 in der Maschine nach München. Der Flug war kurz und nach etwa einer guten Stunde landeten wir in München. Ich hoffte dass wir hier von jemanden aus unserer Münchner Zweigstelle abgeholt werden würden. Als wir alles erledigt hatten und unser Gepäck auf dem Trolley verstaut hatten ging’s raus durch die große Glastüre. Ja da stand der Niederlassungsleiter unserer Deutschen Büros, Herr Kolbe, ein junger Architekt den ich entdeckt hatte als ich die Niederlassung in München aufbaute. Der junge Mann hatte sich recht gut gemacht in diesem letzten Jahr in dem er nun hier seinen Dienst tat. Ich freute mich auch ihn wiederzusehen. Ich stellte ihn meinem Mann vor und er führte uns zum Auto mit dem wir dann nach München fuhren. Ich bat ihn uns nach Grünwald in mein kleines Häuschen zu bringen, und wir verabredeten uns für nächsten Morgen gegen 9 Uhr wo er uns dann wieder vor dort abholen wollte.

Wir gingen sehr bald zu Bett an diesem Tag, da wir beide sehr müde und etwas ausgelaugt waren vom zurückliegenden Urlaub aber auch von der Reise. Victor unser Branchmanager stand am nächsten Tag pünktlich vor dem Haus. Und so fuhren wir zum Büro in der Nymphenburgerstraße. War ein ordentliches Stück Weg. Ich denke wir waren im Morgenverkehr wohl so an die 40 Minuten am Weg. Im Büro großes Hallo, all die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuten sich über unseren Besuch, sie kannten ja alle Gordon noch nicht, und auch ich war seit unserer Vermählung nicht hier gewesen. Also gab’s erst mal eine kleine morgendliche Feier, in deren Verlauf wir auch ein sehr hübsches Hochzeitsgeschenk unserer Mitarbeiter bekamen, aber so nach 30 Minuten musste ich dann doch zur Arbeit rufen, wir hatten ja einiges zu tun. Es gab einige Projekte die ich gerne sehen wollte und wo ich mich von Victor informieren ließ wie es denn so aussieht. Im Großen und Ganzen schien es recht gut zu funktionieren. Victor war offensichtlich ein guter Griff gewesen, er war sehr gut informiert und hat mir meine Fragen alle zu bester Zufriedenheit beantwortet. Es gab ein paar kleine Probleme auf einem Projekt in Berlin, und ich bot an mit ihm dahin zu fliegen am nächsten oder übernächsten Tag und mir die Sache selber anzusehen. Ich denke er war sehr glücklich über mein Angebot, und so bat ich ihn für Ihn, Gordon und mich Flugtickets für den nächsten Tag zu besorgen. Berlin ist ja immer eine Reise wert, und da wir ja unsere dortige Niederlassung nach meinem Rückzug nach America wieder aufgelöst hatten und beschlossen alle Geschäfte von München aus zu steuern, war es sicherlich eine gute Sache wenn auch ich mich mal wieder bei unserem Kunden anschauen lasse. Unseren Mitarbeitern in Berlin haben wir es damals als ich die Niederlassung schloss, es freigestellt für uns in München tätig zu sein. Und sie alle bis auf eine der Damen sind mit viel Enthusiasmus nach München gezogen.

Ich habe mir danach noch die Buchhaltung angesehen, die Bankkonten überprüft, den Angebotsstand überprüft. Alles war in tadellosem Zustand und ich musste Victor ein großes Lob aussprechen. Er wusste wie man ein Unternehmen führt, und auch das Verhältnis der Mitarbeiter untereinander war extrem gut. Ein Vorzeigebüro!

Am Abend luden Gordon und ich das gesamte Büropersonal zu einem Abendessen in der City ein. Die Leute hatten es verdient und so gingen wir in ein sehr gutes und bekanntes argentinisches Steakhouse wo wir uns richtig die Mägen voll schlagen konnten. Wir tranken ein bisschen argentinischen Rotwein und aßen Unmengen Salat. Ein gelungener Abend Gegen 23 Uhr fuhren wir all nach Hause. Victor ließ es sich nicht nehmen uns nach Grünwald zu fahren. Er versprach auch uns am Morgen gegen 5 Uhr früh (!!!) wieder abzuholen und uns mit zum Flughafen zu nehmen. Berlin mach Dich gefasst, Ich komme!!!

Ja, nun, der nächste Tag in Berlin war voll Stress, aber keine echten Highlights. Wir waren auf dem Projekt das da seit 10 Monaten vor sich hin köchelte, aber Gott, Wo nix ist muss man sich halt in Geduld üben. Aber es sah wohl so aus dass die Hausbank nun doch weiterfinanziert, also hofften wir alle dass wir dort bald fertig sind. Gott Sei Dank haben wir unsere Honorare zu 90 % bereits abgegriffen, sodass eine Pleite uns nicht allzu sehr berühren würde. Aber wir wollten natürlich dass das Bürogebäude fertig wird. Ich werde dies wohl ein wenig mehr im Auge behalten müssen. Aber unsere Exkursion nach Berlin hat auch gezeigt dass unseren Leuten die mit diesem Projekt beschäftigt waren alles richtig gemacht haben, und ihnen keinerlei Vorwürfe zu machen waren. Ich war froh dass wir hier nur mehr wenig zu tun hatten, ein paar Fragen über architektonische Probleme konnten Gordon und ich auch gleich klären und entscheiden, und somit sind wir dann am späten Nachmittag wieder nach München zurückgeflogen. Victor war sichtlich erleichtert als ich ihm erklärte dass er alles richtig gemacht hat und somit war unsere Heimreise sehr gelockert und ruhig abgelaufen.

In den nächsten 2 Tagen beschäftigten wir uns hauptsächlich mit Gesprächen mit den einzelnen Mitarbeitern, es ging um das übliche, der eine wollte mehr Geld, die andere wollte gerne wegen ihrer extensiven Reisetätigkeit für das Unternehmen einen Firmenwagen. Na ja so das übliche halt, wenn man mal die Chefs zu sprechen bekommt. Wir haben uns die Wünsche notiert und versprochen diese in New York weiterzuverfolgen. Zwischenzeitlich ist es Freitag geworden und nach dieser Woche flogen Gordon und ich dann weiter nach Baghdad, um uns dort um unser Irakisches Baby zu kümmern. Ich sprach noch mit unserem Resident Engineer am Telefon, und man freute sich schon auf unseren Besuch. Herr Leitner versprach mir auch dass er uns in der Nacht am Airport in Baghdad abholen wird, Wir hatten unsere Visa, und auch die Flugreservierung hat bestens geklappt, als flogen wir spät nachts in Richtung Süden. Was wird uns wohl dort erwarten.

Den sechsstündigen Flug verschlief ich völlig. Gordon weckte mich kurz vor der Landung in Baghdad auf, und so konnte ich mich noch ein klein wenig zurecht machen. Es war wohl so gegen 4 Uhr Morgens. Nicht wirklich meine Zeit, aber ich hab auch schon schlimmeres erlebt. Als das Flugzeug ausgerollt hatte und an dem Passagierfinger angedockt hatte wollte jeder der erste sein der aus dem Flugzeug raus kam. Wir waren Gott Sei Dank in der Business Class sodass wir bei den ersten waren die den Flieger verließen. Wir wurden durch den sehr transparenten Innenbereich zur Passportkontrolle geleitet. Und dort stand ein Herr in Uniform mit einem Schild das unseren Namen zeigte. Ich zog Gordon zu dem Officer hin und wir erklärten ihm dass wir die Leute mit dem Namen seien. Er nahm sogleich Haltung an und bat uns in astreinem Englisch ihm zu folgen. Wir wurden über den Diplomatenschalter an der Passport Control aus dem Chaos der Hunderten Passagiere gelotst. Was für ein toller Service! Vom Landen bis zu unserem Gepäck vergingen gerade mal 15 Minuten. Das war echt Rekord. Als wir dann mit unseren beiden großen Koffern durch den Zoll gingen, war unser Begleiter von vorhin plötzlich wieder an unserer Seite, und so kamen wir durch die Zollkontrolle ohne auch nur 10 Sekunden zu stehen. Ein tolles Service. Ich war echt beeindruckt. In der Ankunftshalle wartete unser stellvertretender Residentingenieur, ein etwa 40 jähriger Bauingenieur den wir in München rekrutiert hatten. Reinhold war Deutscher, und als solcher sehr genau, pünktlich und durchorganisiert. Er hatte es fertiggebracht beim Ministerium, dass man uns wie Staatsoberhäupter empfangen hatte. Ich war beeindruckt von unserem Mann. Reinhold Leitner erklärte uns dass er uns im Camp untergebracht hat, was uns natürlich einen beschwerlichen Weg ins Stadtzentrum ersparte, aber so dachte ich mir halt, uns für die nächsten Tage ein wenig einfacher untergebracht hat. Aber, ich hatte mich wieder geirrt. Im Camp angekommen brachte er uns zu einer sehr netten Camp-Villa, mit schönem grünen Garten rundherum, und allen Luxus drinnen. Fernsehen, eine voll eingerichtete und ausgestattete Küche, und Betten die den Vergleich mit denen zu Hause nicht scheuen mussten. Das Haus war natürlich voll klimatisiert sodass die Temperatur im Haus angenehme 22 °C hatte, gegen etwa 38°C auch um diese frühe Morgenstunde, außen. Wir verabredeten uns für 8 Uhr zum Frühstück in der Projektkantine die gleich Vis a Vis in etwa 100 m Entfernung lag.

Dann gingen wir nach einer gemeinsamen Dusche direkt ins Bett und ich denke, ich lag noch nicht richtig, da schlief ich auch schon ein.

Das Frühstück am Morgen in der Projektkantine war dem zu Hause fast gleich. Wir hatten herrlichen heißen Kaffee, Baguette mit Butter und Wurst, Es gab Kalbsgeräuchertes, frisch gepressten Orangensaft, Rührei, einfach alles was das Herz begehrt. Es musste auch so sein, die Männer hier mussten hart arbeiten, also mussten sie auch gut essen. Es war bereits die ruhigere Zeit, da die Leute die am Bau arbeiten schon vor 3 Stunden ihr Frühstück einnahmen. Wir hatten den ganzen Saal für uns alleine. Alle unsere Mitarbeiter waren gekommen, erst gab’s eine große Begrüßung, und nun saßen wir alle an einem großen Tisch und ließen uns die Köstlichkeiten der Küche schmecken. Gleichzeitig informierte uns Reinhold über die Baufortschritte. Zwei Fundamente, das vom Ostturm und jenes vom Mittelturm war bereits fertig, und man hatte bereits begonnen mit dem Aufbauen der Strukturen. Na ich war schon neugierig alles zu sehen. Ich wollte meinen Turm sehen wie er Gestalt annahm. Für das Frühstück ließen wir uns etwa eine Stunde Zeit, und danach wollte ich gemeinsam mit Gordon und Reinhold die Baustelle besichtigen. Als wir dann auf den Bauplatz fuhren wurde ich erst mal gewahr wie groß diese Baustelle sein wird wenn wir erst richtig im Progress sind. Wir kamen zum ersten Turmfundament, welcher nach Osten ausgerichtet war. Es war einfach gigantisch. Ein Fundament mit den Ausmaßen von 40 mal 40 Metern. Und man hatte auch bereits begonnen die Verschalungen für die untersten Geschosse zu errichten. Und in der Diagonale stand bereits etwa 10 m hoch die Mittelsäule welche den Zentralen Lift eines Tages beinhalten wird. Wir sahen uns die Zeichnungen an und es schien alles in bester Ordnung zu sein. Wir beide, Gordon und ich waren überwältigt. Mein Traum wurde hier war, ich werde das höchste Gebäude der Welt errichten. Dieser Turm wird unsere Firma unsterblich machen. (und mich dazu??)

Nach etwa einer Stunde mahnte Reinhold zum Aufbruch ins Bürogebäude wo wir gegen 11 Uhr einen Termin mit den Leuten vom Ministerium hatten. Wir fuhren noch über den gesamten Komplex und sahen uns die Energiezentrale mit den 12 riesigen Dieselgeneratoren die uns den Strom erzeugten, für die Baustelle und für das Camp. Alles war sehr ausgeklügelt, mit System und viel Gehirnschmalz designed. Das riesige Areal war eingezäunt, mit Wachposten rund herum damit kein Unbefugter die Baustelle betreten konnte. Hinter dem Zaun konnte ich eine Herde Kamele ausmachen, was dem Ganzen natürlich erst den richtigen orientalischen Touch gab.

Wir trafen uns um 11 Uhr mit den Ministeriumsmitarbeitern, und ich war hocherfreut als man unser Crew sehr lobte für ihre Professionalität. Ich hatte ja wirklich eine tolle Mannschaft beisammen. Sie waren alle Experten auf ihrem Gebiet. Und alle identifizierten sich zu 100% mit unserem Unternehmen und dem Projekt. Solche Leute braucht man. Ich war sehr froh sie zu haben.

Vielleicht sollte ich mal kurz erklären was wir hier eigentlich vorhatten. Es sollte ein Turm werden der in etwa 986 m hoch werden sollte. Um den Turm auf ein gutes Fundament zu stellen, hatten wir vor 4 250 m hohe Türme (Ost, West, Nord und Südturm, welche einen Zentralen Turm einschließen welcher einmal die beiden Zentralaufzüge bis ganz nach oben beinhalten sollte. Die Basis des Turmes wird ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 110 m bilden. Jeder Außenturm misst 40 mal 40 Meter an der Basis, Dazwischen sind jeweils 30 Meter Abstand, Allerdings wird der Mittelturm in diesen Außentürmen verstrebt, sodass das alles später eine Einheit bilden wird. Durch die großen Außentürme erhoffte ich mir eine gleichmäßige Ableitung aller Kräfte in die Außenstrukturen wenn der Turm mal fertig gestellt ist und eventuell im Wind etwas schwanken wird. (Natürlich haben wir dies alles auch berechnet, aber ich erklär das mit etwas einfacheren Worten damit es verständlicher ist).

Bei den Gesprächen mit den Leuten vom Ministerium erhielten wir jede Menge Lob für die Professionalität unserer 10 Mann starken Crew. Arthur war der Chefarchitekt auf dem Projekt. Arthur war einer der Amerikaner unserer Crew, wurde unterstützt von Helen, einer Architektin aus Berlin, die sich für den Job beworben hatte. Helen war das was wir vielleicht ein Mannweib nennen würden. Obwohl eigentlich sehr normal gebaut, war sie in ihrer Art sehr männlich. Ja sie spielte sogar Fußball wie sie mir schon früher erzählt hatte. Sie war nicht das Püppchen aber doch eine hübsche junge Dame, der man ihre Profession nicht ansah. Aber wenn’s drum ging ihre Meinung zu vertreten, vor allem wenn sie fühlte dass sie recht hatte, konnte sie sehr grobschlächtig werden, und ihre Sprüche dann standen denen eines Mannes in nichts nah. Womit ich aber nicht sagen will dass sie dabei ordinär (wie Männer es schon mal werden) wurde. Nein, aber sie hatte einige Kraftausdrücke drauf die die Gesprächsteilnehmer doch verstummen ließ. In jedem Fall war sie fachlich exzellent, und das war ja schließlich auch das wichtigste. Dann war da noch eine Gruppe von jüngeren Bauingenieuren die sich um Beton, Civilworks und alle anderen Bauarbeiten beschäftigten. Trotz ihrer Jugend waren auch diese Jungs hervorragend in ihrer Professionalität. Und dann waren da dann die letzten 5 Damen und Herren die allerdings erst später wirklich in Erscheinung treten würden. Die 2 Damen und 3 Herren beschäftigten sich mit Lüftung Klima und Sanitär-Installationen, sowie Elektroversorgung und Lifts und Rolltreppen. Diese Gruppe allerdings arbeitete derzeit zusammen mit dem Ministerium an den verschiedenen Planungen für ihre Gewerke. Von ihnen werden wir sicherlich auch noch einiges hören.

In diesen Tagen die wir auf der Baustelle verbrachten, mussten wir uns auch mit dem Generalunternehmer unterhalten wie die einzelnen Bauphasen abzuwickeln sind. Das heißt wir erarbeiteten zusammen mit der Projektleitung der Generalunternehmer einen detaillierten Terminplan. Dieses Dokument gab die Abläufe vor, damit wir einen kontinuierlichen Baufortschritt sicherstellen konnten. Gemäß diesem Ablaufplan sollten die 4 Grundtürme innerhalb von 30 Monaten stehen. Danach konnte man dann mit dem Hauptturm beginnen. Ich entschied auch dass unser Projektmanager alle 3 Monate für ein paar Tage nach New York kam um mit uns dort Probleme die er sah zu besprechen, ich wollte dies in unserem Büro machen damit er ein wenig frei war von den Zwängen der Abläufe auf der Baustelle. Natürlich beschlossen Gordon und ich auch dass wir abwechselnd all 6 Wochen für ein paar Tage uns auf die Baustelle begeben wollten. Mal ich und dann Gordon. Um diese Reisetätigkeit nicht zu übertreiben.

Reinhold und Helen teilten mir auch mit dass sie eine Videodokumentation vom Baufortschritt machten, das heißt sie machten jeden zweiten Tag eine Videoschwenk über das komplette Projekt, zusätzlich gabs auch noch Detailvideos und eine Vielzahl an Bildern die täglich gemacht wurden. Dies fand ich sehr gut, und ich ermunterte meine beiden Projektverantwortlichen dies ruhig exzessiv auch weiter zu machen.

Nach einer Woche war unser erster Besuch auf der Baustelle zu Ende. Wir waren beide sehr zufrieden mit dem Baufortschritt, und ich konnte mir nun gut vorstellen dass wir eines Tages hier stehen werden und mit dem Aufzug bis nahe an den Himmel heranfahren können. Ich hatte jede Menge Video und Fotomaterial im Gepäck um es Onkel Peter zeigen zu können. Ich bin mir sicher er wird sich ebenso über die guten Fortschritte freuen wie wir beide.

In der Nacht auf Freitag brachte uns einer der Fahrer des Generalunternehmers zum Flughafen. Ich wollt nicht dass unsere Leute fahren mussten, Sie hatten eine harte Woche mit uns hinter sich und sollten ein bisschen ausruhen können. Und die Projektleitung des GU hat sich angeboten, und so nahmen wir das Angebot gerne an. Nach einem 12 Stündigem Flug erreichten wir gegen Mittag New York City und ich freute mich auch wieder sehr wieder in unser Büro zu fahren und vor allem die Familie wiederzusehen.

Wir eilten im Büro sofort zu Onkel Peter, um ihm von den Fortschritten auf unserer Großbaustelle in Baghdad zu berichten. Onkel Peter sah sich die Bilder und Videos, welche wir mitgebracht haben an und er erschien mir ein bisschen nachdenklich. Aber als er dann zu sprechen begann war er voll des Lobes über unsere bisherige Arbeit an unserem „Babylonischen Turm“ wie er ihn nannte. Wir haben aus diesem Grund auch das Projekt mit diesem Namen benannt, als Hommage an den Namen den Onkel Peter hier von Anfang an gebrauchte. Onkel Peter bat mich dann auch noch, im Hinblick auf das bisher erreichte eine neue Gesamtbauzeit zu errechnen. Was ich dann auch gleich im Anschluss an unser Gespräch tat. Ich kam mittlerweile auf eine Bauzeit von 7 ½ Jahren, was ja um ein Viertel weniger war als wir ursprünglich errechneten. Wir hatten in unseren Verträgen mit dem Irakischen Staat eine Klausel, die uns hohe Sonderzahlungen garantierte wenn wir mit unserer Arbeit früher fertig werden konnten. Pro 6 Monate war hier ein Betrag von 1 Million U$ vorgesehen, und somit waren wir momentan bei 5 Millionen wenn's denn so weitergeht.

Am Nachmittag bat mich Onkel Peter noch einmal zu sich ins Büro, allerdings wollte er mich alleine sehen. Ich ging gegen 17 Uhr zu ihm, nicht wissend was er mit mir so geheimes besprechen wollte. Aber nun gut, Ich werde sehen.
Als ich bei ihm eintrat, bat er mich die Türe zu schließen und auch abzusperren, also war das nun wohl ein sehr wichtiges Gespräch, denn er wollte unter keinen Umständen gestört werden. Ja er bat sogar mich mein Cellphone auszuschalten, und er wies auch seine Sekretärin an, keinerlei Telefonate durch-zustellen, ihn generell schlicht am Telefon zu verleugnen. Dann bat er mich sehr förmlich Platz zu nehmen, nicht an seinem Schreibtisch, sondern auf der bequemen Couch am Besprechungstisch, wo er sich auch zu mir setzte.

An diesem Tag eröffnete mir mein Onkel dass er sich aus der Geschäftsleitung zurückziehen möchte, er fühle sich etwas ausgepumpt und müde, und es erscheine ihm nun der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, mich in die Geschäftsleitung zu heben.
Ich war völlig überrascht aber auch überfahren. Ich dachte immer dass dies ein langsam vorbereitetes Hinein-gleiten sein wird, und nun sah es so aus als ob ich von beinahe heute auf morgen in Onkel Peters große Schuhe hinein müßte. Ich war erst mal sprachlos, aber fing mich doch recht schnell, und meinte nur, dass ich mich dafür noch nicht bereit fühle, und ich auf keinen Fall auf die Hilfe meines Onkels verzichten kann. Und da erklärte mir Onkel Peter wie er sich den Übergang gedacht hatte. Der ganze Prozess sollte so etwa ein Jahr dauern. Er würde in dieser Zeit gemeinsam mit mir die Geschäftsleitung betreiben, und danach stünde er mir immer noch weiter mit seinem Rat zur Seite, aber seine Entscheidung sei unumstößlich, und ich werde mich wohl mit dem Gedanken anfreunden müssen. Er meinte dann auch noch, wann denn wohl die richtige Zeit sei? In einem Monat, einem Jahr, oder vielleicht in 10 Jahren. Nein die Zeit sei nun gekommen, und wir werden gemeinsam die Übergabe langsam und umsichtig durchführen. Als erstes wird es nun eine Gesellschafterversammlung geben, in der Onkel Peter die beiden anderen Partner im Unternehmen von seinem Entschluss unterrichten werde. Das konnte eine Hürde sein, denn einer der Partner hatte seit einer etwas tieferen Auseinandersetzung mit mir schon vor etwa 2 Jahren, keinen guten Draht zu mir. Ich zwang ihm damals meine Entscheidung über eine finanzielle Angelegenheit mit unserer neuen Niederlassung in München auf, was er mir bis heute nicht vergessen hat. Nun denn, mit Onkel Peters Hilfe sollte dies alles doch irgendwie durchgezogen werden.

Abends sprach ich mit Gordon über mein Gespräch welches ich mit meinem Onkel hatte. Und ich war froh dass ich in Gordon jemanden hatte der mir seine volle und uneingeschränkte Unterstützung versprach. Also begann ich mich nun mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich in nun absehbarer Zeit die Führung der Firma übernehmen werde, in welcher ich seit nunmehr 8 Jahren, in guten und in weniger guten Zeiten (schlechte Zeiten gabs es nicht),
meine Karriere begann.

Der nächste Tag sollte nun die Entscheidung bringen. Gegen 15 Uhr trafen sich die 4 Gesellschafter des Unternehmens, mein Onkel, ich, unser Finanzvorstand (mein „Feind) sowie einer unserer technischen Direktoren. Onkel Peter und ich wir hielten etwa 72% der Anteile, die beiden anderen zu gleichen Teilen den Rest, also jeder etwa 14%. Und es kam wie es kommen musste. Onkels Vorhaben mir die Geschäftsleitung zu übertragen wurde vom Finanzvorstand rundweg abgelehnt. Es begannen hitzige Debatten die sich zu einem großen Teil mit meiner Qualifikation und auch Reife für diese Position beschäftigte. Bill war mit meiner Person überhaupt nicht einverstanden, und die Satzungen des Gesellschaftervertrages erlaubte ihm, mit seinen Anteilen die über 12 % lagen sein Veto hier einzubringen. George als technischer Direktor meldete lediglich Bedenken an, aber generell hatte er keinerlei schwerwiegende Einwände vorzubringen. Er war also das geringste Problem. Mit Bill sah dies aber nun anders aus. Hier bekam ich nun seine Retourkutsche für meine frühere Hartnäckigkeit unsere europäischen Aktivitäten gegen seine Vorstellungen durchzusetzen. Aber hier machte nun Onkel Peter einen Schachzug den keiner unserer Partner auch nur im entferntesten erwartete. Onkel Peter pumpte aus seinem Privatvermögen eine hohe Summe an Kapital in die Firma. Dadurch stieg sein und mein Anteil auf über 80% und damit verlor Bill seine vertragsmäßige Sperrminorität. Nach einer Woche war dieser Deal in trockenen Tüchern, Bill schaute sehr verdutzt und machte einen riesigen Aufstand. Ja er drohte sogar mit gerichtlichen Schritten, allerdings war es mir gelungen in einigen persönlichen Gesprächen mit George, ihn auf meine Seite zu ziehen. Und somit wurde Bill letztendlich mit 3:1 überstimmt. Bill war somit aus der Geschichte raus. Nach weiteren 2 Monaten bot ich ihm an, ihn aus der Firma rauszukaufen, was mir dann auch mit Geldern die Gordon mir lieh, bzw. die von seiner Familie kamen, gelang. Bill war für unser Unternehmen History, ich habe seinen Abgang bedauert, aber es war klar wenn nicht alle hinter mir standen wäre ich sehr früh zum Scheitern verurteilt gewesen. Bill verließ uns nach etwa einem Halben Jahr und heuerte bei einem anderen Unternehmen in der Automobilbranche an. Bill war wie ich immer wusste ein exzellenter Finanzmanager, aber für uns war er leider nicht mehr der richtige Mann. Onkel Peter hatte sehr schnell einen Ersatz gefunden, einen Mann der aus der Baubranche kam, und somit recht gut zu uns passte. Morgan lebte sich schnell in das Unternehmen ein, und bald haben wir alle den Ärger durch den wir gegangen waren vergessen.

In der Zwischenzeit war Gordon wieder einmal für eine Woche nach Baghdad geflogen und hat sich dort nach den Baufortschritten umgesehen. Mittlerweile waren zwei der großen Fundamente fertig, und das Fundament für den zentralen Turm ging auch seiner Fertigstellung entgegen. Es lief alles bestens. Vielleicht machen wir hier ja wirklich ordentlich Kohle mit der Beschleunigung des Projekts.

Ich übernahm nun immer mehr die Agenden des Geschäftsführers, und Onkel Peter machte mich mit wichtigen Leuten in Politik und Wirtschaft bekannt. Ich denke viele belächelten mich in den ersten Gesprächen, aber als sie dann feststellten dass ich einen sehr sturen Kopf haben konnte, und durchaus auch was vom Geschäft verstand, wurden diese Leute immer leutseliger und freundlicher. Unser Projekt im Irak, welches schon durch die Presse ging und in welchem ich als der Designer und „Macher“ beschrieben wurde, hat mit Sicherheit das seine dazu getan. Ich denke ich verstand nun warum Onkel Peter diesen Zeitpunkt für die „Hofübergabe“ gewählt hat. Mit unserem neuen Finanzdirektor arbeitete ich einen Finanzplan für die nächsten Jahre aus, in dem ich auch beträchtliche Gelder für die Familie Onkel Peters einplante. Ich wollte natürlich etwas zurückgeben und somit auch ein wenig meine Dankbarkeit zeigen. Kurz vor Weihnachten wurde ich im offiziellem Firmenregister von New York eingetragen als Hauptaktionär und geschäftsführender Gesellschafter der Firma. Ich machte sofort meinen Ehemann Gordon zu meiner rechten Hand, er wurde Vice-President und somit war das Unternehmen in eine neue Familie übergeführt. Natürlich war Onkel Peter nach wie vor einer der Schlüssel zum Erfolg der Firma, und ich war immer wieder froh ihn als Ratgeber zur Seite zu haben. Mit Ende Dezember schied Onkel Peter aus der Geschäftsleitung aus, und ich übernahm. Nun waren wir nur mehr 2 Partner (was alles etwas einfacher machte) aber natürlich hat mein geliebter Onkel immer noch von mir den Löwenanteil der Einkünfte erhalten. Er hatte ja schließlich eine Familie zu ernähren, auch wen die beiden Kinder nun bald wohl auch flügge werden. Mein Cousin war Pilot geworden, und er hatte wohl vor bei einer der großen Airlines anzuheuern, meine Cousine beschäftigte sich mehr und mehr mit Mode, ich denke sie wird sich wohl früher oder später in dieses Fach auch professionell begeben. Onkel Peter hatte natürlich immer noch sein Büro im Bürohaus, und ich habe mich geweigert sein Büro zu beziehen. Ich hatte mein Büro, das war groß genug und ich wollte ihm auch ein wenig zeigen dass ich ihn immer noch als meinen Boss ansehe.

Es verging fast ein ganzes Jahr bevor ich wieder nach Baghdad flog, um mein „Baby“ und seine Fortschritte zu sehen. Gordon war in dieser Zeit 5 mal da und somit war ich recht gut informiert wie es dort lief. Aber als ich dann an einem Februar-morgen um 8 Uhr auf die Baustelle kam, nun da hat es mich dann doch ordentlich durchgewirbelt. Wir waren haargenau im revidierten Zeitplan, 2 der Fundamenttürme standen bereits mit einer Höhe von 90 m und 78 m da und auch der Zentralturm, der ja eines Tages der Turm sein wird war schon ordentlich gewachsen. Der Zentralturm war annähernd 110 m hoch. Und alles lief bis dahin reibungslos. Der Generalunternehmer war zufrieden sowohl mit seinem eigenen Baufortschritt wie auch mit der immer sehr pünktlichen Bezahlung seiner Abschlagsrechnungen. Sobald wir mit den 4 Eckpfeilern eine Höhe von circa 180 m erreicht haben, wollte ich dass man mal auch mit den Fassadenverkleidungen der Ecktürme beginnt. Es war vorgesehen dass es in etwa 10 Monaten soweit sein sollte. Wir haben uns also mit den Leuten vom Ministerium hauptsächlich darüber unterhalten. Bei dieser Reise war ich etwas schlapp. Ich dachte ich bin nur etwas ausgelaugt wegen der stressigen Zeit die hinter mir lag, und ich war dann froh als ich nach 5 Tagen wieder in den Flieger einstieg der uns nach Hause bringen sollte. Den Flug hab ich dann verschlafen, aus Müdigkeit wohl, aber ich habe vorher noch nie im Flugzeug geschlafen. Das machte mich etwas nachdenklich.

Als wir wieder in New York waren, froh darüber dass diese Reise vorbei war, fragte Gordon mich ob ich mich nicht gut fühlte, da ich etwas ruhig neben ihm im Taxi vom Flughafen nach Staten Island saß und nicht wie üblich ihn mit meinem Redeschwall überschwemmte. Ich meinte nur zu ihm ich sei wohl etwas müde von dieser Woche, und nun von der Reise. Nun er ließ es dabei. Und ich auch. Aber ich spürte dass da was nicht ganz in Ordnung war, ich beschloss in den nächsten Tagen meinen Internisten aufzusuchen. In der Nacht schlief ich schlecht, aber das konnte ja auch daran liegen dass wir erst spät abends gegen 21 in New York ankamen, und der Weg vom Flughafen wegen des immensen Verkehrs doch auch nochmals fast eine Stunde gedauert hatte.

Ich wachte auf zeitig am Morgen und war wie gerädert. Keine Lust zu Frühstücken, und vor allem, keine große Lust ins Büro zu gehen. Ich war kaputt. Gordon bestand darauf dass ich zum Arzt gehe. Also bat ich ihn mich im Büro zu entschuldigen, versprach ihm aber gleich nach meinem Termin nachzukommen. Ich rief meinen Arzt an und schilderte ihm kurz meine Symptome, und er meinte ich solle gleich vorbei kommen, er schiebt mich ausser der Reihe irgendwie rein und nimmt mich gleich dran. Der Weg zu meinem Doktor war nicht weit, so vielleicht 5 Minuten zu laufen. Ich kam in der Praxis an und das Mädchen am Empfang schickte mich direkt ins Behandlungszimmer. Dr. Bowler war ein sehr netter und liebenswürdiger Herr, so vielleicht 60 Jahre alt. Ich kannte ihn seit ich in New York war, und er kannte meine Familie und somit war er mir sehr vertraut. Seine erste Frage war ob ich vielleicht schwanger sei, was ich allerdings verneinen konnte da ich immer noch verhütete, da ein Kind momentan noch nicht in unser Karrierekonzept passte. Er hörte mich ab, Herz und Lunge meinte er ist zwar etwa leise, aber nicht beunruhigend. Zum Schluss meinte er noch dass er mir etwas Blut abnehmen möchte und ich ihm auch eine Urinprobe geben sollte. Na, dachte ich mir wenn wir schon mal hier sind dann lassen wir all diese Untersuchungen machen. Gesagt getan, Um ein paar Phiolen Blut und um eine geleerte Blase erleichtert verschrieb er mir noch ein stärkendes Mittel, und dann meinte er ich sollte ein wenig ausspannen. Ich sei vielleicht einfach überarbeitet. Nun das musste ich mit Gordon dann besprechen, vielleicht nehme ich mir 2 oder 3 Tage frei und leg mich ein wenig ins Bett. Das ganze dauerte etwa eine ¾ Stunde, danach ging ich direkt ins Büro, was auch nicht allzuweit entfernt war. Mit großem Hallo wurde ich von unseren Mitarbeitern empfangen, und ich freute mich auch wieder hier zu sein. Ich dachte ich fühlte mich schon viel besser, also erzählte ich Gordon nur ein bisschen von dem was der Doc mir gesagt hatte, das mit dem Leisetreten verschwieg ich. Auch Onkel Peter kam gegen Mittag ins Büro und wir unterhielten uns über den guten Baufortschritt am Babylonischen Turm. Ich sagte ihm nichts von meinem Arztbesuch, wollte ihn auch nicht beunruhigen, wo es meiner Meinung nach nichts zu beunruhigen gab.

Abends gingen wir so gegen 19 Uhr nach Hause, und da war wieder diese vermeintliche Schwäche, Gordon musste mich stützen auf dem Weg, ich fühlte mich nicht besonders gut. Gordon bestand nun darauf dass ich den nächsten Tag ausruhen sollte, was ich am Morgen eigentlich sehr gerne auch tat. Ich war immer noch recht schwach. Die Woche verging, der Sonntag kam, ich fühlte mich immer schlechter. Am Montag direkt in der Früh rief Dr. Bowler an und bat mich sofort noch am Morgen zu ihm in die Praxis zu kommen. Gordon nahm unseren Wagen und er fuhr mich in die Praxis, ich musste ihm versprechen dass ich anrufe wenn ich fertig bin er wolle mich dann beim Doktor abholen.

Beim Doktor angekommen nahm er mich sofort ins Behandlungszimmer, und dann löcherte er mich mit Fragen über den Gesundheitszustand meiner Eltern, und seit wann ich diese Schwäche verspüre, und noch vieles mehr. Seine Fragerei machte mich nervös, und so fragte ich ihn was den das Resultat seiner Blutuntersuchungen sei. Und da meinte er nur, das wisse er noch nicht genau, Wir müssten noch einmal Blutproben nehmen und er wolle sie in ein spezialisiertes Labor senden und nochmals untersuchen lassen. Dann sagte er mir noch dass ich mich erst mal vom Büro fernhalten sollte und mich zu Hause ins Bett legen soll und viel schlafen muss. Nun war ich aber doch beunruhigt, aber er meinte nur in ein paar Tagen wüssten wir mehr und ich sollte mir mal keine Sorgen machen. Er meinte lediglich er möchte dass ich mich ordentlich ausruhe. Na gut, ich war fertig, ich rief Gordon an und er holte mich ab, er war etwa beruhigt als er hörte dass ich erst mal nach Hause möchte und er fand es gut dass ich ein Paar Tage ausspannen will.

Ich fühlte mich in den nächsten Tagen wirklich schlecht. Ich konnte dauernd schlafen, und wenn ich tagsüber 2 oder 3 Stunden geschlafen hatte, merkte ich beim Aufwachen keinerlei Erfrischung. Ich fühlte dass ich vielleicht doch krank war, und so entschieden Gordon und ich dass ich erst mal zu Hause bleibe bis der Doktor rausgefunden hat was mir denn so fehlte. Vielleicht kann man das ja dann mit ein paar Pillchen oder sonstiger Medizin wieder ins Lot bringen.

Nach 3 Tagen rief Doktor Bowler wieder an und bat mich am nächsten Tag zusammen mit Gordon zu ihm zu kommen. Er gab mir aber am Telefon keinerlei Auskunft was er denn so gefunden hätte, aber er meinte noch ich sollte nicht in Panik verfallen, es sei alles nicht so schlimm. Das beruhigte mich dann doch ein wenig. Ich sprach dann mit Gordon als er nach Hause kam, und wir bereiteten uns vor am nächsten Morgen direkt zu Doktor Bowler zu fahren.

Wir wurden auch sofort in das Behandlungszimmer geleitet, und dann kam der Doc und richtete an uns beide das Wort. Er redete lange um den Brei herum, und auf einmal erklärte er mir dass ich eine seltene, aber akute Form einer Blutanämie hätte. Kurz gesagt, er eröffnete mir dass ich Leukämie hatte, und ich sofort in eine Spezialklinik müsse um zu versuchen zu retten was noch zu retten ist. Meine Anämie trat akut auf, was noch ein wenig schlimmer ist als wenn man diese Krankheit chronisch hätte.

Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Leukämie war für mich immer Todesurteil, ich kannte 2 oder 3 Menschen die es hatten, sie wurden alle nicht alt. Mir stieg kalter Schweiß auf die Stirn und ich war einfach nicht mehr in der Lage zu sprechen. Der Doktor fragte mich noch ob er mit meinem Onkel darüber sprechen sollte, aber dies wollte ich selber tun. Aber wir unterhielten uns sofort welche Klinik für meine Behandlung in Frage käme, und der Doc empfahl uns direkt die beste Klinik auszuwählen. Die Mayo Clinic in New York. Ich versprach ihn sofort nach dem Gespräch mit Onkel Peter anzurufen sodass er die notwendigen Schritte in die Wege leiten konnte. In meinem Kopf ging nun alles durcheinander, ich sah mein eigenes Begräbnis, und dann sah ich mich wieder auf der Spitze meines Towers, ich befürchtete nun zusätzlich zu meiner Krankheit auch noch verrückt zu werden.

Meine Gefühle waren die gleichen wie damals als ich lange nach Mitternacht die beiden Polizisten mir eröffnen mussten, dass meine Eltern nie wieder nach Hause kommen werden. Ich war völlig leer. Ich hatte panische Angst vor dem was nun kommen würde, und vor allem wie es dann eines Tages in naher Zukunft einfach zu Ende sein wird. Wir hatten ein langes Gespräch mit Onkel Peter. Er nahm mich in den Arm, und dann sagte mein Onkel etwas was mich wieder auf den Boden zurückholte. Er meinte wir werden nun einen Krieg beginnen, gegen den Blutkrebs, und gewinnen werden wir ihn auch, weil wir alle stark sind und auf die Hilfe unseres Herrgottes vertrauten. Tante Maria weinte und auch die beiden Cousine und Cousin versuchten mich zu trösten. Onkel Peter rief direkt Doktor Bowler an und bat ihn alles in die Wege zu leiten um mich von den besten Ärzten die Amerika aufzubieten hatte behandeln zu lassen. Und wenn es in Amerika keinen solchen Spezialisten gäbe der mir helfen könne dann sollte er ihn weltweit suchen und wir würden zu ihm fahren. Gordon war so wie ich völlig niedergeschlagen, aber auch er versuchte mich aufzurichten,
und er versprach mir alles zu tun, damit die Firma so gut bestellt bleibt wie sie es derzeit ist. Ich war froh in Gordon jemanden zu haben auf den ich mich zu 100% verlassen konnte. Langsam kam mein Lebenswille und auch mein Kampfgeist zurück.

Noch in der selben Woche wurde ich in der Mayo aufgenommen, und ein sehr netter Professor begann sich um mich zu kümmern.

Die Untersuchungen waren zwar nicht angenehm, aber sie waren gegen das was noch kam ein Winterspaziergang. Nach einer Woche bekam ich die erste von 34 Chemotherapien, und die waren jedes mal so schmerzhaft und unerträglich dass ich manchesmal dachte es sei besser zu sterben als dies durchzumachen. Gordon war meine große Stütze dabei und hätte es ihn nicht gegeben dann hätte ich das wohl nie durchgestanden. Tante Maria und Onkel Peter besuchten mich wenigstens jeden zweiten Tag, und der Zuspruch der Familie brachte mich nach all den Schmerzen immer wieder zurück zum positiven Denken. Gordon musste immer mal wieder nach Baghdad reisen um dort nach dem rechten zu sehen, und dann war Onkel Peter mein täglicher Besucher. Meine Familie tat alles für mich was man nur tun konnte. In diesen Monaten in denen es mir so schlecht ging, waren sie meine Stütze. Ich verlor Gewicht, dramatisch! Ich war nie ein Schwergewicht, immer so zwischen 62 kg und 54 kg bei meiner Größe von 1,8 m. Bald wog ich nur mehr 40 kg, Tendenz nach unten. Aber was mir noch viel mehr zusetzte war dass ich alle meine Haare verlor. Ja ich bekam eine Glatze. Ohne ein einziges Haar am Kopf. Ich schämte mich, besonders vor Gordon meinem geliebten Gatten, Tante Maria brachte mir schon bald ein ganzes Set von sehr hübschen Kopftüchern die ich begann kunstvoll um meinen kahlen Kopf zu wickeln. Ich, die ich immer so viel Wert auf mein Äusseres gelegt habe wurde hässlich. Die Chemotherapie zerstörte mich. Das Krankenhaus hatte schon sehr früh begonnen alle Menschen aus meinem Umfeld, (Familie, Gordon und seine Familie, und gute Freunde für eine eventuelle Knochenmarkspende zu typisieren. Aber bei keinem war die nötige Übereinstimmung zu finden. Anfang Herbst kam meine liebste Freundin Linda und ihr Gatte mich besuchen. Linda saß an meinem Bett und weinte bitterliche Tränen, als sie mich so verändert vorfand. Ihr Gatte fragte auf einmal ob man denn schon versucht hat eine Knochenmarkspende mir zu verabreichen. Und da erzählte ich dann traurig dass wir niemanden finden können der für mich passt. Und da erboten sich die Beiden sich ebenfalls sofort noch am selben Tag typisieren zu lassen. Ich wusste dass das Resultat frühestens nach etwa 3 Tagen vorlag, aber beide erklärten einfach sie würden ihren Trip nach New York soweit verlängern bis das Resultat da war. Ich kann das nicht länger für mich behalten, die Probe meiner Freundin Linda ergab ein positives Ergebnis. Und Lindas Reaktion darauf war sofort wann können wir das machen. Sie wollte sofort einen Teil ihrer Zellen für mich spenden. Wir hatten ein langes Gespräch mit dem Professor der natürlich auch sehr positiv und angetan war von dieser Idee. Wir wurden beide vorbereitet, wir bekamen ein Zimmerchen zu zweit, und nach weiteren 3 Tagen wurde die Operation vorgenommen. Erst war Linda dran und als sie zurückkam und ich sah was für Schmerzen sie wohl hatte, war ich nicht mehr so glücklich über die ganze Entwicklung, aber ich hatte keine Zeit, Ich wurde abgeholt, Gordon und Lindas Helmuth sowie Tante Maria und Onkel Peter kümmerten sich derweil um Linda und ich wurde in den OP geschoben. Ich erspare es mir die ganze Prozedur noch einmal zu beschreiben und dabei alles noch einmal zu erleben. Es dauerte für mich eine Ewigkeit, aber als ich danach in mein Zimmer zurückgebracht wurde da war Linda wieder ganz gut beisammen, sie beugte sich über mich in meinem Bett, küsste mich auf die Stirn, und sagte nur „Jetzt sind wir beide Schwestern“. Ich fiel glaube ich in einen tiefen Schlaf. Ich träumte wie meine Freundin Linda in einer Ritterrüstung gegen einen mir unsichtbaren Feind kämpfte mit einem riesigen Schwert, das viel größer war als sie selber, aber sie führte das Schwert wie eine Feder.

Als ich wieder aufwachte war es vielleicht so gegen 5 Uhr morgens, neben mir saß Linda und Tante Maria, beide weinten sie aber ich denke es waren Glückstränen. Sie gaben mir etwas zu trinken und danach fiel ich wieder in einen tiefen Schlaf. Aus diesem Schlaf erwachte ich als mich der Professor gegen 8 Uhr weckte. Nun saß er an meinem Bett und er meinte nur, dass es nun noch etwa 10 Tage dauern würde und ich könnte vielleicht nach Hause gehen. Man wollte nun aber doch noch abwarten bis man in ein paar Tagen die ersten Tests vornehmen konnte, ob die Transplantation angeschlagen hätte. Auch sagte er mir dass die Transplantation wohl im letzten Augenblick durchgeführt werden konnte. Er hatte schon Angst dass wir niemanden finden. Linda meine Jugendfreundin hat mir das Leben wiedergegeben. Schon zum zweiten mal. Wir waren nun Schwestern geworden.

Ich war noch 2 Wochen in der Clinic und dann kam der große Moment dass ich nach Hause kommen konnte. Ich wurde empfangen wie eine Königin. Gordon hatte für mich eine Krankenschwester angestellt, eine etwa 35 jährige schwarze sehr gut ausgebildete Frau. Sie war ein Goldstück, und würde von nun an für immer bei uns sein. Auch später als ich bereits wieder (fast) ganz gesund war brachte ich es nicht übers Herz sie wieder fortzuschicken. Sie dankte es mir mit einer bedingungslosen Liebe. Mira wohnte bei uns im Haus, wir hatten da ein Nebengebäude welches ich gleich zu Beginn renovieren und zum Wohnen adaptieren ließ. Mira war glücklich als ich sie dort einlogierte, sie hatte ein schönes Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und ein sehr schönes neues Badezimmer. Außerdem erklärte ich ihr dass sie den Garten in seiner ganzen Größe nutzen dürfe und wir sie als Mitglied unserer Familie betrachten würden.Den ersten Tag meiner Heimkehr vom Krankenhaus verbrachten wir allerdings bei meiner Familie.

In den folgenden Wochen wurden immer wieder Blutuntersuchungen durchgeführt an mir, aber mein Blut erholte sich und wurde immer besser, reiner und ich konnte spüren wie meine Energie und meine Lebensfreude wieder zurückkam. Der Liebe Gott hat es nochmals gut mit mir gemeint. Ich dankte es ihm indem ich nun jeden Sonntag frühmorgens mich zu unserer kleinen Gemeindekirche begab und zu ihm betete. Ich denke er mochte mich doch.............

Meine Krankheit hat mich ein Jahr meines Lebens gekostet. Es war ein Riesen Hallo als ich an einem sonnigen Maimorgen wieder im Büro erschien. Unsere Mitarbeiter haben mir eine riesige Torte auf den Schreibtisch gestellt mit der schönen in Zucker gegossenen Aufschrift
We missed you, our office was so empty without you. Es rührte mich zu Tränen. Also hab ich erst mal den Kuchen aufgeteilt sodass jeder Mitarbeiter im Büro ein Stück bekam, und dazu gabs noch Kaffee. Ich war glücklich dass wieder alles seine gewohnten Gänge ging. Nun wollte ich eigentlich so schnell wie möglich nach Baghdad um mir meinen Turm zu Babel anzusehen. Aber ich musste noch warten bis ich das OK vom Doktor bekam, und ich wollte diesmal alles richtig machen und mich unter keinen Umständen gegen den Rat meines Arztes stellen.

Nach zwei Monaten die ich im Leben zurück war, und in denen ich mich wieder mit der Büro Routine vertraut machte, kam der Tag, Ich würde nach mehr als einem Jahr zu „meinem“ Turm zurückkehren. Gordon bestand darauf mich zu begleiten, und so verließen wir New York City in Richtung Mittleren Osten. Meine Ankunft dort wurde ebenfalls mit großem Hallo begrüßt. Es war schön zu spüren wie ich allen abgegangen war. Ich war glücklich. Als wir frühmorgens auf die Baustelle kamen, stand ich da mit großen Augen und offenem Mund. Was für ein wuchtiges Bauwerk wird das werden. Einer der Eckpfeiler war fertig, ein zweiter stand kurz vor der Fertigstellung, die beiden anderen brauchten vielleicht noch jeder etwa 2 bis maximal 4 Monate. Und der Zentrale Turm ragte aus allem bereits etwa 70 m über den fertigen Eckturm. Man hatte auch schon begonnen die Lastverteiler zu montieren. Hier nun wollte man aber erst alle Eckpfeiler fertigstellen bevor der Zentralturm weitergebaut werden sollte. Mein Gott, 250 m haben sich die Generalunternehmer bereits in die Höhe gearbeitet. Und auch Teile der Fassade waren bereits angebracht sodass man sehen konnte wie dies alles eines Tages aussehen wird. Gigantisch..............

Ich war sehr zufrieden und es tat mir gut dass auch ohne mein Zutun mein lieber Gordon alles im Griff hatte. Ich denke nun kann ich auch etwas ruhiger werden. Wir flogen nach 3 Tagen wieder nach Hause. Ich ging wieder zu meinem Doktor der mir mittlerweile ein lieber Freund geworden war. Er machte wieder eine Blutuntersuchung und nach ein paar Tagen rief er mich an, und teilte mir mit dass alles soweit in Ordnung war. Aber er räumte auch ein dass ich noch nicht allzu sehr frohlocken kann. Wir müssen die folgenden Jahre genau beobachten, und dieser verdammte Krebs könne wieder zuschlagen, und ich sollte mich in jedem Fall schonen. Nun, das versprach ich ihm, und somit plante ich gemeinsam mit meinem geliebten Mann wieder einen Urlaub in Frankreich. Wir wollten wieder nach Biarritz, aber erst wollte ich nach München meine Schwester Linda besuchen und mit ihr ein paar Tage verbringen. Am 2 August bestiegen wir das Flugzeug nach München. Was für eine Freude bei Linda als wir ankamen. Sie ließ es sich natürlich nicht nehmen uns vom Flughafen in Erding abzuholen, und schon auf der Fahrt nach Grünwald löcherte sie mich mit Fragen nach meinem Befinden, meiner Gesundheit, und wie alles bei mir so läuft. Linda hatte mir nie erzählt dass sie mittlerweile ein zweites Kind geboren hatte. Sie hatte Angst weil natürlich nun niemand wußte, ob ich jemals Kinder haben kann. Einen süßen kleinen Jungen, den sie Helmuth, nach dem Vater benannt hatten. Mein Gott was war dies nur für ein lieber kleiner Racker. Bei seinem Anblick bekam ich dieses wehmütige Gefühl ob ich nach meiner schweren Krankheit wohl auch noch Kinder haben werde können, und auch wann?.......

Wir blieben 4 Tage, in denen wir uns wundervoll ausruhen konnten, weil sich Linda es nicht nehmen ließ uns beide wie ihre Babies zu verwöhnen. Am letzten Abend allerdings haben Gordon und ich sie mit ihrem Mann zu einem Abendessen in einem der besten Haubenrestaurants in München einzuladen. Dort schlemmten wir dann in getrüffelten Seelachs, und allem möglichen herrlichen Gaumenkostbarkeiten. An diesem Abend trank ich das erste mal nach all dieser s mich damit traurig stimmen, wieder ein Gläschen Wein und es tat mir gut.

Danach flogen wir von München über Paris nach Biarritz, dort hatten wir uns einen großen geräumigen 4WD SUV bestellt und fuhren nach einem Abendessen im Chez Albert am Hafen wieder zu dem kleinen Beachhouse wo wir vor 2 ½ Jahren so schöne Tage verbrachten. Wir fielen an diesem Abend beide ins Bett und genossen den Schlaf, das Rauschen des Meeres, und die wunderbare Seeluft.

Am nächsten Morgen machten wir einen Spaziergang am Strand zu unseren Freunden vom letzten Urlaub. Was war das für eine Freude die drei wiederzusehen. Marlies war völlig aus dem Häuschen, und ihre Umarmung und die Küsse auf die Wange waren ehrlich gemeint. Ihr Mann war unterwegs in Marseille, aber dann kam ein wunderschöner goldfarbener Hund die Treppe herunter, und dicht gefolgt wurde er von Diane, unserer blinden Freundin. Alia führte Diane sicher die Treppen herunter, und Diane kam auf uns zu und fragte: „Habe ich diese Stimmen richtig erkannt? Sind das unsere Freunde aus dem fernen Amerika?“ Ich nahm sie in den Arm und wir begrüßten uns herzlich. Auch Gordon umarmte sie und dann mussten wir uns mit den beiden Damen in den Garten setzen und mit ihnen frühstücken. Diane ließ es sich nicht nehmen obwohl Marlies sehr dagegen sprach, dass sie uns das Frühstück zubereitete. Also ließen wir sie machen. Marlies ging nur hin und wieder nachsehen ob alles gut klappt. Marlies erzählte nun dass Diane seit sie Alia an ihrer Seite hat unglaublich selbstständig geworden ist, und dass sie für immer in unserer Schuld sein werde. Aber das haben wir ihr schnell ausgeredet. Es freute uns aber sehr dass dieser schöne Hund ihr soviel Selbstvertrauen gegeben hat. Diane fabrizierte ein wundervolles Frühstück, und wir genossen es wieder mal im Kreis von Freunden zusammenzusitzen. Gordon hatte auch während meiner Krankheit immer Kontakt gehabt und so kam natürlich die Sprache auch auf meine Gesundheit. Sie freuten sich aufrichtig dass alles nochmals so glimpflich abgelaufen war. Diane drückte ganz fest meine Hand und ich konnte sehen dass sie weinte. Also nahm ich sie in den Arm und versicherte ihr dass es mir wieder gut ging, ja ich in den letzten Wochen sogar wieder an Gewicht zugenommen habe (ich war da wieder fast auf meinem Gewicht vor meiner Krankheit) Und auch erzählte ich ihr dass auch meine zur Zeit noch recht kurzen Haare wieder ihre alte Länge erreichen werden so in ein bis zwei Jahren. Der Tag versprach sehr schön und warm zu werden, und wir beschlossen zum Strand zu gehen. Diane fragte uns ob wir sie mitnehmen würden was ich sehr gerne bejahte. Dieses Mädchen war mir sehr ans Herz gewachsen. Und Ariane war auch damit einverstanden. Also packte sich Diane ihre Badesachen zusammen und wir verließen Arianes Haus gegen 10:30.

Nach einer halben Stunde erreichten wir mit Zwischenstation in unserem eigenen Zu Hause den Strand. Diane zog ihren Badeanzug an und probierte die Wassertemperatur, na ja der Atlantik ist nicht sehr warm, und auch im Hochsommer ging die Wassertemperatur selten über 20°C. Aber Diane schwamm tatsächlich ein paar Tempi aber wohl nur um sich danach schnell wieder an den Strand zu begeben und sich da auf ihre Decke zu legen und sich in der Sonne zu trocknen. Ihren nassen Badeanzug hatte sie ausgezogen, nun lag sie da in der Sonne, völlig nackt, und sie war wunderschön anzusehen. Nach ein paar Minuten fragte ich sie ob ich wohl ihren Rücken eincremen sollte, was sie dankbar annahm. Wir saßen alle an diesem Strand textilfrei. Die Sonne brannte heiß auf uns nieder, und die nächsten Menschen sahen wir in weiter Ferne so etwa 2,5 Kilometer entfernt. Also genossen wir diese Freiheit, und außerdem machte das eine schöne fleckenlose Bräune. Wir haben einen kleinen Einweggriller mitgebracht und Gordon zündete nun ein kleines Feuerchen an damit wir unsere Würstchen und ein wenig von den Tomaten und Paprika grillen konnten. Dazu gabs herrliches Wasser mit Kohlensäure, wir lebten also „Wie Gott in Frankreich“. Die Würstchen waren herrlich, dazu etwas Gemüse vom Grill, da saßen wir nun im Sand und verwöhnten unsere Bäuche mit delikatem das wir noch aus München mitgebracht hatten. Dazu Perrier und wir waren im Siebenten Himmel. Nachdem wir was gegessen hatten schmorten wir alle drei am Strand, Nach etwa einer Stunde gingen wir noch einmal ins Wasser, wir schwammen ein Stückchen raus, und danach wurde abgetrocknet und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Diane erzählte mir vieles in dieser Zeit, ihre Erlebnisse mit ihrem vierbeinigen neuen Gefährten, auch wie sehr sich ihre Schwester und deren Mann sich mit Ihr bemühten, und wie sehr sie in dieser letzten Zeit gelernt hatte selbstständig zu werden. Also alles in allem hatte sie eine sehr schöne Entwicklung durchgemacht. Ich freute mich für sie. Sie war ein feenhaftes Wesen, und wenn man es nicht wusste brauchte man ziemlich lange bis ihre Behinderung entdeckt werden konnte. Wir brachten sie am Nachmittag nach Hause und versprachen in den nächsten Tagen das alles mal zu wiederholen. Ich fuhr mit Gordon auch nach Hause und wir legten uns ein wenig zur Ruhe, ein Tag in der Sonne konnte ganz schön müde machen. Und ich musste meinem Doktor versprechen jeden Tag wenigsten eine Stunde am Nachmittag zu ruhen.

Die nächsten Tage verliefen in Ruhe und waren sehr erholsam. Wir besuchten an manchem Abend unsere Freunde die ja nur etwa 2 km von uns entfernt wohnten, Abends gingen wir meistens zum Essen, und das fast immer in den kleinen Hafen von Biarritz. Und manchesmal wenn wir von der Sonne genug hatten dann fuhren wir übers Land, in die Pyrenäen, oder nach Norden in die Gascoigne, oder aber wir setzten uns einfach in unseren Garten und genossen das Nichts Tun. Die Zeit verging, und nach gut 3 Wochen erreichte uns ein Anruf von der Baustelle in Baghdad, man hatte da ein paar Probleme, und so beschlossen wir auf unserem Weg nach Hause in die Vereinigten Staaten mal einen kleinen Umweg zu machen und nach dem Rechten zu sehen.

Wir flogen erst von Biarritz nach Paris, und von da nach Baghdad. Das Flugzeug war ziemlich voll, na ja der Bauboom hatte dort wieder eingesetzt und auch viele französische Firmen wollten sich einen Teil des Kuchens abschneiden. Aber wir hatten Business Class gebucht und somit war das für uns kein so großes Problem. Diesmal allerdings kamen wir gegen Mittag in Baghdad an und unsere Leute brachten uns direkt auf die Baustelle. Mittlerweile war auch der zweite Turm mehr oder weniger fertiggestellt, und nun wollte man wissen ob man mit dem Mittelturm auch schon weitermachen konnte. Nun konnte man bereits sehen wie imposant der Turm in seinen Grundfesten bereits wirkte, und mit welcher Wucht das Bauwerk begann den Menschen der darunter stand zu treffen. Die ich rief die Geister werde ich nun nicht mehr los.............. Hatte ich hier übers Ziel hinausgeschossen? Ich war neugierig was der Minister den wir heute Nachmittag hier treffen wollten, dazu sagen wird. Also gingen wir nun erst mal in die Kantine und aßen dort einen Happen, um unsere Lebensgeister auch wieder für neue Taten am Nachmittag zu stärken. Für 15 Uhr war eine Baubesprechung angesetzt, und man teilte mir mit dass der Minister sich davor ein paar Minuten unterhalten wolle. Ich stand also um 14:30 Gewehr bei Fuß und ein paar Minuten später wurde ich ins Büro der Irakischen Bauleitung gebeten. Es gab eine sehr freundliche Begrüßung und dann kam seine Excellenz auch gleich zur Sache. Er wollte dass wir den Bau so forcierten dass in etwa 2 Jahren die Eröffnung sein konnte. Nun das war unmöglich, und ich erklärte auch warum. Aber unsere arabischen Freunde wollten das nicht wahrhaben, und es bedurfte einer sehr langen Diskussion, die Baubesprechung wurde in der Zwischenzeit ohne mich abgehalten, aber ich denke am Ende habe ich doch klargemacht dass eine derartiges Projekt nicht in 4 Jahren aus dem Boden gestampft werden kann. Ein wenig unwirsch fiel dann auch die Verabschiedung aus, aber auch wir konnten eben nicht zaubern.

Ich war diesmal froh dass wir am nächsten Tag schon wieder nach Hause fliegen konnten, Ich denke es ist besser den Auftraggeber mit dem Problem erst mal alleine zu lassen. Und dann beim nächsten mal wenn wir wieder hier sind werden wir es nochmals im Detail erklären warum das eben mal nicht so ohne weiteres sein kann.

Wir flogen in der Nacht zurück nach New York. Ich war echt froh wieder in unserem neuen Haus zu sein. Und ich beschoss erst mal eine kleine Ruhepause von einem Tag einzulegen um mich von der Reise zu erholen. Gordon versprach mir mit Onkel Peter zu sprechen und ihm die neuesten Entwicklungen mitzuteilen.

Ich surfte im Internet um zu sehen was es neues auf der Welt gäbe, da sah ich ein Advert für ein Konzert von Valentina Litsita, Chopin, Liszt and Beethoven. Ich muss sie hören und sehen. Valentina war immer eine Art von Vorbild für mich auf dem Klavier, auch wenn ich ihre Brillanz nie erreichte. Sie ist eine Göttin auf den Tasten. Ich rief gleich meine Sekretärin im Büro an und bat sie mir Karten für das Konzert zu besorgen.

Später am frühen Abend ging ich die paar Meter hinüber zum Büro. Ich saß mit Gordon zusammen bei Onkel Peter, wir tranken Kaffee und Mineralwasser und sprachen über das Irak-Projekt. Die Bilder die wir Onkel zeigten stimmten auch ihn nachdenklich. Als wir unser Gespräch beendeten meinte er: „Mit diesem Turm hast Du Dir ein Denkmal gesetzt. Dein Name wird um die Welt gehen.“ Das erfüllte mich mit sehr viel Stolz und da dieses Lob von meinem Onkel kam auch mit großer Freude, da ich denke dass ich damit auch ihm eine große Freude machte. Ich sprach dann noch an dass ich am Wochenende das Konzert dieser wunderbaren Pianistin aus der Ukraine besuchen wollte, zusammen mit meinem Mann natürlich. Und Gordon freute sich ebenso wie ich auf diesen Kunstgenuss.

Das Wochenende kam näher und wir hörten uns schon mal zum Vorbereiten ein paar CD's an von Valentina. Und dann kam der Samstag. Um 19 Uhr sollte das Konzert beginnen, und so erreichten wir das Konzerthaus am Rockefeller Center gegen 18:30. Wir genehmigten uns noch einen Schluck Champagner in der Bar im Foyer und nahmen dann unseren Platz im Parkett 1. Reihe in der Mitte. Das sollte hier der beste Hörgenuss sein.

Valentina spielte wie eine Göttin. Sie war virtuos auf dem Klavier. Sie konnte unheimlich schnell und doch sehr präzise spielen. Es war ein Hochgenuss für die Ohren. Was sie aus Chopin machte, das war wenn ich mein Klavierspiel mit dem Ihren vergleichen würde auf einer Skala von 1 bis 10 (eins dabei niedrige und zehn hohe Bewertung) eine 1 für mich und eine 10 für Valentina. Wenn immer ich solche Virtuosen auf den Tasten höre frage ich mich warum ich noch ein Klavier zu Hause stehen habe. Ich habe beim näheren Hinschauen auf meine Karte beim Aufsuchen meines Sitzes noch herausgefunden dass bei meiner Karte auch noch ein sogenanntes „Meet & Greet“ Ticket dabei war, ich konnte also nach dem Konzert die Künstlerin in ihrer Garderobe besuchen und kurz vielleicht ein paar Worte mit ihr wechseln. Natürlich waren hier sicherlich mehrere Kunstliebhaber angemeldet, also wird dies ein eher unpersönliches Treffen sein, aber ich wollte wenigstens einmal diese Hände berühren, die so wundervoll mit dem Instrument umgehen konnten. Nun es kam alles noch viel aufregender als ich dachte.

Valentina spielte nahezu 2 ½ Stunden, mit ein paar relativ kurzen Pausen. Als die Klänge ihrer letzten Zugabe verklungen waren, und sie –ich weiß nicht mehr zum wievielten Male vorgetreten war um ihrem Publikum für den frenetischen Applaus zu danken, begannen die Menschen den Saal zu verlassen. Der Platzanweiser kam nun auf mich zu und erklärte mir dass Frau Lisitsa nun auf mich warten würde. Ich verabredete mich mich Gordon mich mit ihm vor dem Ausgang zu treffen. Und dann ging ich mit einem mir im Hals pochenden Herzen mit in die Garderobe der Künstlerin. Ich stellte mich vor, Valentina reichte mir ihre Hand, und ich spürte den sanften aber doch festen Druck ihrer so unglaublichen Finger. Sie bot mir einen Stuhl an, und dann erklärte sie mir dass eine Reisegruppe die heute alle Backstage Tickets gebucht hatten wegen einer Änderung der Reisepläne Ihre Tickets nicht nutzen konnten, und ich also ihr einziger Gast für den Abend war. Wir unterhielten uns dann über die Musik die ihr soviel bedeutete, und auch was ich in meinem Beruf so mache. Nach einiger Zeit meinte sie dass sie glaube dass ich wohl auch Klavier spiele, verwundert fragte ich sie wie sie dies herausgefunden hätte, und da meinte sie nur, sie konnte dies an meinem Händedruck spüren. Eine gewisse Seelenverwandtschaft ist so festzustellen. Ich war ein wenig fassungslos, noch mehr als sie mich fragte ob ich ihr nicht etwas vorspielen würde. Ich denke mein Gesicht wurde in diesem Augenblick von roter Tinte überzogen. Natürlich war ich völlig weg und ich hatte auch fürchterliche Angst nun meinerseits mich zu blamieren. Aber da sagte sie mir etwas was mich völlig aus dem Konzept brachte „Nun Du hast ja schon sehr erfolgreich vor einem großen Publikum in Europa gespielt, dann wird ein kleines Liedchen für mich doch nicht so schwer sein.“ Verdammt woher wusste sie denn davon, ich war verwirrt und etwas durcheinander. Nun gut, ich bat sie nicht zu streng mit mir ins Gericht zu gehen, da ich natürlich auch schrecklich nervös sei, aber ich will versuchen etwas zu spielen. Ich setzte mich an den Bösendorfer in der Garderobe, und überlegte, was ich so gut könnte dass ich es vielleicht doch fehlerfrei spielen konnte. Ich entschied mich für Chopins „Harfenetüde“. Also begann ich erst etwas zaghaft aber dann als es gut lief mit immer größerer Freude und immer weniger Aufregung, das Stück dauerte etwa 5 Minuten, ich konnte Valentina nicht sehen, aber ich hörte auch keine noch so leise Bewegung von ihr. Als ich fertig war, drehte ich mich um, Valentina begann sanft zu klatschen. Sie nahm mich in ihre Arme, und meinte nur „Ich habe mich als junges Mädchen spielen gehört. Es war sehr schön, sehr viel Präzision und einen wunderbaren Fluss. Ich denke Du wärst auch eine hervorragende Pianistin geworden wenn Du weitergemacht hättest. Und dann erzählte sie mir woher sie von meiner Erfahrung mit dem großen Publikum gehört hatte. Sie hatte ein Konzert in München und sprach dort sehr lange mit meinem guten alten Freund Hartmund Baumann, der ihr von einer jungen Architektin erzählte die in Amerika lebt und die vor Jahren ein Konzert in diesem Saal gegeben hat in dem sie nun ihrerseits ein Konzert bestritt. Und diese junge Frau erfuhr sie nach einem kurzen Telefonat vor der heutigen Performance war ich. Ich fragte Valentina ob sie mir die Ehre erweisen würde, mit mir und meinem Mann zu Abend zu essen, nach ein paar kurzen Gesprächen mit ihrem Management sagte sie zu, und so kam es dass Gordon ein bisschen länger warten musste, da ich nun auf Valentina wartete bis sie sich umgezogen hatte. Zusammen verließen wir das Konzerthaus und draußen trafen wir dann gemeinsam Gordon dessen Augen ganz schön groß wurden als ich mit dieser großen Künstlerin dann durch den Ausgang auf die Straße kam. Wir verbrachten einen aufregenden Abend mit Valentina mit der wir in dem wohl besten Restaurant von New York City ein denkwürdiges Abendessen zu Dritt zu uns nahmen. Von diesem Tag an wurde Valentina eine liebe Freundin, die uns später auch noch einige Male in unserem Haus besuchte und mit der mich eine sehr angenehme und tiefe Freundschaft verband. An diesem Abend war ich allerdings nur eine Bewundererin und ich konnte gar nicht fassen dass ich diese großartige Künstlerin zu diesem Dinner überreden konnte. Ich werde daran mit Sicherheit mein ganzes Leben denken.

Unser Dinner mit Valentina zog sich sehr in die Länge, wir unterhielten uns über Musik, über Architektur, über Familie und über Gott und die Welt. Diese Dame war von einer ungeheuren Vitalität, Intelligenz, Liebenswürdigkeit, wir alle übersahen dass es für uns alle längst an der Zeit war den Abend ausklingen zu lassen. Als wir endlich uns vom Tisch erhoben war es bereits 2 Uhr Nachts, wir waren die letzten Gäste im Lokal, und ich denke das Personal war froh uns zur Tür rausgehen zu sehen. Valentina gab mir ihre Telefonnummer unter der ich sie immer erreichen konnte (ein Privileg das nur einer Handvoll Menschen gewährt wurde, wie ich viel später erfuhr) und sie versprach auch unserer Einladung uns bei ihrem nächsten Besuch in New York zu besuchen nachzukommen. Was für eine Frau !...............

In den nächsten Wochen waren wir (Gordon und ich) ausschließlich mit unserem Projekt in Baghdad beschäftigt. Wir waren nun auch schon seit einigen Wochen nicht mehr dort, und somit war es wieder einmal an der Zeit den Weg in das Land zwischen dem Euphrat und dem Tigris zu suchen. An einem Montag Morgen im Juni machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Flughafen La Guardia um wieder mal nach dem Rechten zu sehen. Der Flug verlief unspektakulär, unser Projektmanager erwartete uns am Flughafen in Baghdad und wir fuhren direkt ins Camp um uns schon mal ein wenig vorinformieren zu lassen. Die Arbeiten gingen wohl sehr gut voran, und ich war nun schon richtig neugierig wie es auf der Baustelle aussehen würde. Als wir an der Baustelle vorbeifuhren blieb mir wohl der Mund offen stehen. Die 4 Basistürme hatten bereits fast ihre volle Höhe erreicht. Der schlanke Turm in der Mitte, den wir das Rückgrat nannten reichte bis etwa 300 m in die Höhe. Nun wurde es immer mehr evident was für ein imposantes und riesiges Bauwerk dies wohl werden würde. Ich bat den Fahrer stehenzubleiben, ich stieg zusammen mit Gordon aus und wir ließen das bisher Gebaute auf uns wirken. Ich machte noch ein paar schnelle Bilder, dann fuhren wir weiter in die Bürobaracke. Dort wurden wir von all unseren Mitarbeitern empfangen, man freute sich offensichtlich sehr dass wir nach doch sehr langer Zeit (fast 6 Monate) wieder zu Besuch kamen. Ich musste nun auch erst mal mein Lob loswerden, über den großartigen Fortschritt den die Arbeiten genommen hatten in dieser Zeit. Allerdings war es mir auch klar geworden dass mit jedem Meter den wir nun in die Höhe arbeiteten, die Fortschritte immer langsamer werden. Aber unser Team war sehr umsichtig. Und auch die technischen Aspekte, wie ich in den folgenden Diskussionen erfuhr, wurden sehr genau eingehalten. Die Baufirma aus Deutschland war auch sehr kooperativ, und somit brauchten wir uns da keine Sorgen zu machen. Alle Entscheidungen wurden immer gemeinsam und in Einklang mit den letzten technischen Erkenntnissen getroffen.

Um etwa 11 Uhr sollte eine sehr ranghohe Delegation aus dem Ministerium (wohl sogar der Minister selber mit seinem Stab) auf der Baustelle eintreffen und man wollte mit uns einige Details der zukünftigen Arbeiten besprechen. Also ließen wir uns möglichst genau und umfassend über alles unterrichten sodass wir dann auch Rede und Antwort stehen konnten. Eine Verzögerung die Anfangs entstand weil man eben noch nicht so routiniert war mit den Arbeiten, war nahezu komplett eingearbeitet worden. Wir waren bis auf etwa 2 Wochen voll im Terminplan. Und dies war natürlich großartig. Den 2 Wochen Verzögerung bei diesem Projekt bedeuteten eigentlich nichts. Wir installierten bei dieser Gelegenheit auch 2 Kameras auf der Baustelle deren 24 Stunden Bild über das Internet in unser Büro in New York übermittelt werden, sodass wir auch immer von zu Hause einen Blick auf unser „Baby“ werfen konnten. Gegen 11 Uhr kam dann der Minister mit seinen Leuten und es war ein sehr angenehmes Gespräch das wir mit ihm dann führten. Er war vom Fortschritt der Arbeiten sehr beeindruckt und sprach uns allen seine größte Zufriedenheit aus. Nun das war ja mal wirklich etwas sehr schönes, und vor allem unsere Mitarbeiter vor Ort freuten sich über das Lob. Wir klärten auch noch eine Reihe von Fragen und am Nachmittag hatte ich dann endlich Zeit gemeinsam mit Gordon den bis jetzt fertigen Rohbau genauer zu besichtigen. Die Qualität war sehr gut (na ja, Deutsche Wertarbeit eben), aber ich lobte auch den Projektmanager der Baufirma und stellte ihm bei weiter so guter Arbeit auch eine Prämie für seinen Stab in Aussicht. Abends wurden wir dann alle vom Projektmanager der Baufirma zum Abendessen ins Khan Mardjan eingeladen, dieser wunderschöne alte Bau der ehemaligen Karawansarei, die ich noch von meinem ersten Besuch für das Projekt her kannte. Wir aßen und tranken fürstlich und hatten einen sehr schönen Abend. Erst lange nach Mitternacht kamen wir wieder in unserem Camp an und legten uns zur wohlverdienten Ruhe. Ich lag noch lange wach und unterhielt mich mit Gordon über die großartigen Fortschritte die wir hier in den letzten Monaten gemacht hatten. Wenn die Arbeiten so weitergehen und unser Bau Unternehmer auch weiterhin so gut bei der Sache ist, dann können wir damit rechnen etwa 18 Monate früher fertig zu werden. Natürlich lag dies wohl auch daran dass der Geldfluss seitens der Iraquis sehr gut floss, das heißt die Rechnungen wurden immer innerhalb einer kurzen Kontrollzeit angewiesen. Und Geld hatten sie unsere Kunden. Seit die Ölquellen wieder voll sprudelten schwamm das Land in Petrodollars und Euros. Ich konnte es nun nicht mehr erwarten dass unser Turm fertig wird. Ich denke die Welt wird davon sprechen. Und vielleicht auch von uns die wir die Ideen dazu lieferten. Wir müssen uns da auf etwas gefasst machen das unsere Firma einen ziemlichen Booster geben wird.

Wir flogen nach 3 Besuchstagen wieder nach Hause. Ich versprach auch mich nun mit dem Interieur beschäftigen werde, sodass wir in den unteren Stockwerken schon mal damit beginnen konnten. Wir waren in diesen Monaten sehr stolz auf unser Projekt, und langsam erschienen nun auch in einschlägigen Architekturzeitschriften Artikel über das Projekt. Man wusste zwar nicht genau was dies wird, aber man nannte es bereits den „Koloss von Baghdad“.

Wieder zu Hause, hatten wir erst mal ein sehr langes Gespräch mit Onkel Peter. Auch er war unserer Ansicht dass wir uns auf einen Boom vorbereiten müssen, je näher wir der Fertigstellung näher kommen. Wir hatten nun etwa 3 Jahre Bauzeit hinter uns und wenn's so wie bisher weitergeht, dann konnten wir in 3 Jahren die Eröffnung planen. Wow !!!

In der Presse (USA Today) brachte man etwa 6 Monate später einen ersten Artikel über unsere Firma und über das Mamouth-Projekt welches wir in Baghdad gerade bearbeiteten. Eine junge Journalistin hatte um ein Interview gebeten im Vorlauf, und da weder Onkel Peter noch mein lieber Gordon im Haus waren habe ich mich mit der jungen Dame für fast eine Stunde zusammengesetzt und hab ihr erzählt was wir so machen und wie es zu dem Projekt im Iraq gekommen war. Ich verriet jedoch nicht wie hoch der Turm im Endeffekt werden sollte, aber sie schwadronierte danach in ihrem Artikel dass wir den Burdj Khalifa in Bahrain noch toppen wollten. Nun das war ja ziemlich den Nagel auf den Kopf getroffen aber wir kommentierten dies nicht weiter und somit schlief die Diskussion dann auch bald wieder ein. Nach 2 Jahren hatten wir unsere Maximalhöhe von 902 m erreicht. Es gab eine große Pressekonferenz in Baghdad und ebenso danach in Berlin, da ja natürlich auch unserer Kontraktor sich hier ins rechte Licht setzen wollte. Allerdings waren die Leute so fair auch uns einzuladen und so saß ich als amerikanische Architektin der Anlage ebenfalls in dieser Pressekonferenz im vornehmen Hotel Adlon. Man wunderte sich dort über meine excellenten Deutschkenntnisse und als ich dann den anwesenden Journalisten erklärte dass ich ja selber ebenfalls Deutsche sei und meine Jugend und mein Studium in München und Wien absolvierte da fand ich am nächsten Tag einen großen Artikel über mich selbst in einem sehr bekannten Boulevardblatt in dem nun deutsche Ingenieurskunst ganz groß herausgestellt wurde. Das Management unserer Baufirma hat diesen Artikel wohl mit der nötigen Information versorgt, aber es machte mich doch ziemlich verlegen nun am Flughafen bei meiner Reise nach München und danach zurück nach New York wie ein VIP behandelt zu werden.

Es gingen noch einmal 3,5 Jahre ins Land und dann war der große Tag gekommen. Der „Freedomtower“ (Burj Tahrir) wie die Iraqis ihren Turm nun nannten wurde in einer sehr großen festlichen und sehr internationalen Feier eröffnet. Wir fuhren zu dritt nach Baghdad. Onkel Peter, Gordon und ich. Schon bei unserer Ankunft war dieses besondere Gefühl zu spüren, dass wir hie etwas gigantisches geschaffen hatten.Am Vortages der Feierlichkeiten fuhr ich mit Onkel Peter ins Ministerium, der Herr Minister persönlich hatte uns eingeladen, und er wollte den Senior Chef des Unternehmens noch näher kennenlernen. Dieser Besuch verlief in einer sehr herzlichen Atmosphäre, und als mein Onkel dann noch die Entstehungsgeschichte des Projektes erzählte, und eben auch davon sprach dass er ursprünglich nicht so ganz überzeugt war dass unser Büro das könne, dass aber seine Nichte und Vice President ihn dann überzeugte und mit einer so phantastischen Designidee an ihn herantrat, da konnte er auch nicht mehr nein sagen. Die Gespräche die wie gesagt in einer sehr freundschaftlichen Atmosphäre abliefen dauerten etwa 2 Stunden, danach verabschiedeten wir uns und es wurde uns versichert wie sehr sich die gesamte Regierung auf die Eröffnung des Projektes am nächsten Tag freute. In den späten Abendstunden bekamen wir dann auch noch die Teilnehmer Liste der Iraqi Seite mitgeteilt, und da standen dann die Namen von allen die in diesem Land was zu sagen hatten, vom Präsidenten der Republik, über die Emire der verschiedenen Regionen, bis zu den Sekretären im 3 Glied. Also eine ziemlich hochrangige Angelegenheit.

Ich gab diese Liste auch an die Projektleitung des Unternehmers weiter, und dann gingen wir schlafen um uns für den nächsten Tag zu rüsten. Wird eine lange Feier werden.

Am nächsten Morgen wurden wir schon gegen 6 Uhr früh durch Autolärm aufgeweckt, ich lugte mal zum Fenster raus, und sah dass eine ganze Kompanie von Sicherheitspolizei und Nationalgarde das Camp überschwemmte, überall waren Leute die im Camp nichts verloren hatten. Also rief ich erst mal den Projektmanager an und erklärte ihm dass wir diese Leute von unserem Camp verjagen müssten. Dann aber machte ich mich auch fertig und wir gingen vor das Haus und sahen uns erst mal um. Sofort hielt einer der großen SUV's vorm Haus und ein sehr wichtig aussehender (aber noch mehr gewichtiger) Araber trat auf uns zu und „befahl“ uns, im Haus zu bleiben. Na das reichte mir nun aber. Ich fragte ihn sehr höflich was er denn hier täte und wer ihm denn den Auftrag dazu erteilt hätte. Da meinte er nur er sei für die Sicherheit zuständig und ich sollte mich tunlichst an seine Befehle halten. Nun hatte ich aber die Schnautze so richtig voll und ich teilte ihm mit dass er in diesem Camp überhaupt nichts zu sagen hätte und ich ihn auffordere mit all seinen Männern unser Grundstück sofort verlassen solle. Ich erklärte ihm weiter dass ich den Innenminister anrufen würde und mich über die Ruhestörung am frühen Morgen beschweren werde. Im übrigen gab ich ihm 5 Minuten um unsere Camp zu verlassen. Dann ließ ich ihn einfach stehen und ging in Richtung des Hauses in dem mein Onkel wohnte und klopfte an seine Tür. Der gute Mann von der Sicherheit war etwas verwirrt , da ich ihn auf arabisch angesprochen habe, und er mich also auch wörtlich verstanden hatte. Er versuchte es noch einmal und rief mir nach ich sollte in mein Haus zurückgehen, aber darauf reagierte ich nicht mehr. Onkel Peter war natürlich auch wach und schon fertig und so nahm ich ihn mit mir und wir gingen über den großen zentralen Platz zum Restaurant wo wir unser Frühstück einnehmen wollten. Gordon war ebenfalls bereits vorm Restaurant, auch er wurde angehalten aber er deutete dem Leutnant an dass er ihn nicht verstehe, und er sich deshalb um seine eigene Angelegenheit kümmere. Wir gingen ins Restaurant und setzten uns dort zusammen um unser Frühstück einzunehmen. Auch unsere Mitarbeiter haben sich uns angeschlossen und bald war das Restaurant bis auf den letzten Platz voll. Ich beobachtete immer wieder was auf der Straße so los war, ich sah dass meine Gesprächspartner von vorhin sich über Telefon wohl neue Anweisungen holte. An seiner Mimik konnte ich sehen dass er mit dem was er da am Telefon hörte wohl gar nicht einverstanden war, aber nach ein paar Minuten nahm er richtig Haltung an und........ ja er salutierte sogar zu seinem unsichtbaren Gesprächspartner. Dann rief er einen kurzen Befehl aus und setzte sich im Laufschritt zum Restaurant her in Bewegung. Er kam herein und schaute sich kurz um, suchend, dann sah er uns an unserem Tisch sitzend, er kam auf mich zu stand stramm, salutierte und entschuldigte sich mit blumigen Worten ob des Missverständnisses dem er aufgesessen war. Ich lächelte ihn freundlich an und erklärte ihm dass wir trotzdem Freunde sind, und er verabschiedete sich beruhigt und schnell. Nach weniger als 5 Minuten war das Camp dann wieder ruhig und alle diese „Invasoren“ waren abgezogen. Nun ja so was passiert in diesen Ländern. Der gute hat halt seinen Auftrag etwas übereifrig gleich ausgedehnt auf die gesamte Region man muss dann sehr bestimmt auftreten und die Leute so verunsichern, danach sind sie sehr freundlich und friedlich. Und wir hatten ja keinerlei Schäden davongetragen.

Die Feier danach war etwas sehr arabisch. Ein Ziegenbock wurde geopfert um den Lieben Gott friedlich zu stimmen, war eine ziemlich blutige Aktion, aber so ist das nun mal in diesen Ländern. Man muss sich daran gewöhnen. Kurz bevor die Zeit zum Beginn einläutete kam dann die Regierungsdelegation mit etwa 50 verschieden farbigen Mercedes Limousinen fuhr der Konvoi vor und umringt von Sicherheitsleuten (unter der Führung meines morgendlichen Gesprächspartners) beehrte uns sogar der Präsident des Landes. Nun wurden erst mal alle Honoratioren durch den Bautenminister begrüßt, danach kamen auch wir dran, Onkel Peter, Gordon, und wie es sich in einem arabischen Land gehört wurde auch meine Anwesenheit kurz erwähnt. Eine Reihe von Ansprachen wurden nun gehalten, ich glaub es waren etwa 6 Leute die alle Ihr Wohlwollen dem Projekt gegenüber aussprachen. Danach wurden 5 Personen aufgerufen Der Projektleiter unseres Bauunternehmers, Sein Vorgesetzter aus der Zentrale, unser Resident Engineer, Onkel Peter und ich. Wir mussten alle vortreten, dann erhob sich der Präsident und trat auf uns zu. In ein paar sehr freundlichen Worten auf arabisch, (mit einer sehr schlechten Übersetzung ins Englische) brachte er uns seinen Dank im Namen des Iraqischen Volkes zum Ausdruck. Jeder der beteiligten erhielt eine riesige Goldmünze, etwa 6 cm im Durchmesser und sicherlich 5 mm dick, mit einer sehr schönen Prägung unseres Turmes sowie einer arabischen Inschrift auf der Rückseite die in etwa bedeutete „Unseren Freunden aus Übersee mit großem Dank vom Irakischen Volk“ Wir nahmen jeder mit einer Verbeugung unser sehr wertvolles Geschenk entgegen, und meine Mitstreiter zogen sich auf die Besucherränge zurück. Auch ich wollte mich anschließen, aber der Minister für Bauten und Technik dem wir während all der Jahre mehr oder weniger unterstanden, hielt mich zurück, er bat mich noch einen Augenblick zu warten. Dann wechselte er ein paar Worte mit dem Präsidenten, der dann auf mich zukam und mich in einem sehr guten Englisch ansprach. „Ich hörte gerade dass das Design unseres neuen Turmes von Ihnen gemacht wurde. Und dass sie sich während all der Jahre sehr intensiv um das Projekt gekümmert haben. Wir möchten Ihnen eine kleine zusätzliche Erinnnerung an dieses Projekt überreichen. Er übergab mir eine 5 mal 25 cm etwa 3 cm dicke kleine Schachtel in Goldpapier eingewickelt in die Hand und versicherte mich nochmal seiner Freundschaft für den Rest seines Lebens. Sehr blumig, sehr nett, aber danach ließ er mich einfach stehen, und wandte sich seinen anderen Herren zu, ich ging also zurück an meinen Platz zu Gordon und Onkel Peter. Das Päckchen steckte ich in meine Handtasche, ich wollte später im Camp sehen was es damit auf sich hatte. Die Festivitäten dauerten noch etwa 2 Stunden an. Es wurde ein Riesiger Kuchen der die Form unseres Turmes hatte, gebracht, und direkt an Ort und Stelle aufgegessen. Als wir endlich gegen 16 Uhr entlassen wurden nachdem wir das Gebäude innen und aussen dem Präsidenten und seinem Stab gezeigt hatten, war ich echt froh, nun meine Beine ausruhen zu dürfen. Wir machten in unserem Haus Kaffee und wir hatten auch noch etwas von dem Kuchen mitgebracht und so saßen wir nun beisammen mein Mann, und mein Onkel und wir unterhielten uns über den großartigen Abschluss des Projektes. Da fragte mich Onkel Peter was denn in dem kleinen Päckchen noch drin war. Das hatte ich mittlerweile völlig vergessen, ich suchte meine Handtasche und kramte das Päckchen heraus. Es erschien mir ziemlich schwer, also machte ich vorsichtig die Verpackung auf, dann allerdings traf mich beinahe der Schlag............. Der Inhalt eine massiv goldene Schweitzer Uhr, mit Diamanten besetzt, dazu ein Armband, Ohrstecker und ein wunderschöner Ring, alles zusammen sicherlich von einem Wert den ich mal grob schätzte auf eine Viertel Million Euro. Alles war dem Design der Uhr nachempfunden. Alles blitzte und blinkte nach Gold und Diamanten. Dies war wahrlich ein Geschenk aus Eintausend und einer Nacht.

Onkel Peter und auch Gordon waren sehr „impressed“ ob dieses Geschenkes, und es zeugte vielleicht wirklich den Ausdruck einer sehr großen Wertschätzung die man mir aber auch unserem Unternehmen entgegen brachte. Wir bereiteten uns danach auch noch für den Empfang des Präsidenten am Abend vor, und Onkel Peter erklärte mir dass ich definitiv den teuren Schmuck anlegen müsse, um so auch meine Dankbarkeit zu zeigen. Na ja, es war das erste mal in meinem Leben dass ich mit solchen Klunkern mich in die Öffentlichkeit wagte. Aber was solls. Es musste wohl sein. Gegen 18:30 wurden wir von einem Regierungswagen abgeholt, und wir fuhren direkt in den Regierungspalast. Oh mein Gott, was für ein Prunk, was für ein riesiger Bau, Es war einer der Paläste die vom früheren Herrscher, dem Diktator Saddam Hussein erbaut wurden. Man hat ihn mit viel Geld (aber auch Liebe) sehr schön renoviert, da er in den Kriegsjahren 2003 bis 2006 ziemliche Blessuren davongetragen hat. Der Bautenminister der uns ja schon gut kannte empfing uns am Palast und erklärte uns so ein bisschen wie das alles hier abläuft. Er hat auch sehr wohlwollend registriert dass ich mit all dem schönen Schmuck gekommen war, den der Präsident mir zum Geschenk gemacht hat. Und dann war es soweit, wir wurden in den Festsaal hineingeführt und angekündigt als die Künstler die das neue Wahrzeichen von Baghdad entworfen haben. Der Präsident begrüßte uns sehr freundlich und reichte jedem von uns dreien die Hand. Seine Begrüßung auf arabisch war das übliche, er beschwor den Segen Allahs auf uns und er erklärte auch dass wir nun „Freunde des Iraq“ seien. Und jederzeit ins Land kommen könnten, wir seien immer herzlich willkommen. (Ich erfuhr später erst dass wir drei nun zu den wenigen Leuten gehörten die ins Land ohne Visum einreisen durften. Es war ein sehr interessanter Abend, wir lernten die Emire aller Regionen persönlich kennen, und, ja tatsächlich war auch ein Journalistenteam sowohl aus USA als auch aus Deutschland da die uns interviewten und alles mögliche (und unmögliche) von uns wissen wollten. Es war etwa gegen 23 Uhr als wir von dem Empfang ins Camp fuhren. Onkel Peter wollte noch einmal aus „unseren“ Turm hochfahren, um die Stadt bei Nacht zu sehen. Aus fast 900 m Höhe von der Aussichtsplattform musste dies ein eindrucksvoller Blick sein. Wir organisierten also den Sicherheitschef des Gebäudes und baten ihn uns den Zugang aufzusperren und auch die Lifte zu aktivieren. Das Gebäude war ja nun übergeben und so hatten wir nicht mehr diesen uneingeschränkten Zutritt den wir während der Bauphase hatten. Aber es gab keinerlei Probleme und wir durften uns frei im Gebäude bewegen. Als wir an der Aussichtsplattform aus dem Lift ausstiegen blieb uns allen der Atem weg. Es war unglaublich wie schön die Sicht von da oben war. Wir standen alle ganz andächtig und sprachen kein Wort. Ich denke Onkel Peter war sehr stolz darauf dass seine Firma dies geplant hatte. Diese Firma war sein Lebenswerk und ich spürte wie ergriffen er war. Er nahm meine Hand und auch die von Gordon und drückte sie fest. Kein Wort, aber dieser Händedruck war mehr als tausend Worte. Wir waren sehr sehr glücklich, alle Drei.

Am nächsten Tag gegen Mittag flogen wir nach Kuwait City und von dort 2 Stunden später hatten wir einen Direktflug nach New York City. Als wir ins Flugzeug in Kuwait stiegen, bekamen wir neue Zeitungen vom Abend davor aus Amerika, Auf der Titelseite war ein Bild vom Baghdad Tower, und ein Bild von mir von der Eröffnung wo ich vom Präsidenten mein wunderschönes Geschenk gerade in Empfang nahm. Ich war nun berühmt. Ich hatte erreicht wovon ich immer geträumt habe als ich noch studierte. Ich hatte das höchste Gebäude der Welt geschaffen. Die Zeitungen überschlugen sich in Superlativen und plötzlich war ich nicht mehr die deutsche Einwanderin sondern eine amerikanische Archtektin. Auf Seite 2 gabs ein Interview mit Gordon und Onkel Peter. Unsere Firma war mit einem mal sehr sehr berühmt. Als wir in unser Büro in Staten Island kamen wurden wir auch von der Belegschaft begeistert empfangen, sie erzählten uns dass schon eine Reihe von TV Anstalten sich gemeldet haben die alle einen Bericht über unser Büro machen wollten. Sogar einige Europäer waren dabei. Ich war nun angekommen. Ich habe meinen Traum erfüllt, ich war eine nunmehr anerkannte Architektin die auch vor großen Aufgaben nicht zurückschrecken brauchte. Der Name meiner Eltern ist nun berühmt geworden. Mein Gott war ich stolz, aber ich blieb am Boden. Als erstes suchten wir ein Hilfsprojekt wo wir uns ein wenig, und sei es auch nur mit finanziellen Mitteln, einbringen konnten. Eine Organisation die sich um die hungernden Kinder in Eritrea kümmerte erschien uns dann als vielleicht genau das Richtige. Das Geld welches wir von der Irakischen Regierung bekamen weil wir das Projekt um beinahe 2 Jahre früher fertiggestellt haben, wurde dieser Organisation zu treuen Händen übergeben. Und Gordon und ich wir reisten nach Afrika um auch ein wenig zu sehen was mit dem Geld geschieht. Wir trafen dort auch noch einige Leute aus Hollywood mit denen wir uns schnell befreundeten. Es war immer noch sehr viel zu tun dort, aber wir sahen auch den weißen, hellen Punkt am Horizont des Tunnels. Es tat gut, Gutes zu tun. Wir blieben fast 10 Tage in dem Land. Ich fühlte Gottes Liebe die durch die Liebe dieser armen Kinder zu uns kam. Haben Sie jemals ein 5 jähriges Kind erlebt welches noch nie ein Stück Schokolade gegessen hatte? Und dann kommt da eine Tante und ein Onkel und bringen sie Kartonweise. Kinderlachen ist etwas wunderschönes. In diesen Tagen wurde ich schwanger................

Ich war in all diesen Jahren nach meiner überstandenen Leukämie immer brav bei den Nachuntersuchungen gewesen. Und alles schien wieder in Ordnung zu sein. Ich hatte nie mehr Probleme, und auch meine Blutbilder waren sehr gut wie mir mein Arzt versicherte. Ich hatte zwar immer ein wenig Angst vor der Krankheit, aber alles blieb ruhig. Ich denke der Liebe Gott hatte ein Einsehen mit mir, Ich hatte schon genug Schlimmes in meinem Leben erlebt.

Als wir von dieser Afrika Reise zurückkamen mit all diesen schönen Eindrücken, begannen wir uns erst wieder in die Arbeit zu vertiefen. Die Mannschaft die wir in Baghdad für unser Projektbegleitendes Management hatten verteilten wir in Deutschland in den mittlerweile beiden Niederlassungen in München und Berlin. Ich war überzeugt davon dass diese Leute noch so einiges für uns machen werden, und ich denke die 5 waren sehr glücklich darüber dass wir sie nicht einfach nach Hause geschickt haben. Aber gerade in dieser Zeit hatten alle unsere Büros eine richtige „BOOM-Zeit“ und so lag es natürlich sehr nahe dass wir sie nicht kündigten. Gordon und ich hatten einige neue Projekte am Laufen, von denen wir jedoch eines kurz nach unserer Rückkehr verloren, aber.......... man kann ja nicht jeden Auftrag bekommen. Also konzentrierten wir uns auf andere Dinge. AN einem der Morgen an denen ich aufstand um unser Frühstück zuzubereiten wurde es mir mitten in der Küchenarbeit unsäglich übel. Ich übergab mich im Bad und es ging mir sehr schlecht. Ich wollte nicht dass Gordon etwas bemerkte, also nahm ich ein Glas kaltes Wasser in der Hoffnung damit diese Unpässlichkeit vorübergeht. Es half ein wenig, aber ich hatte keine Lust zu frühstücken, also machte ich alles für Gordon fertig und setzte mich zu ihm an den Tisch und trank gerade mal Kaffee und Fruchtsaft. Kein Brötchen und kein Müsli für mich, ich denke er hat es nicht so richtig geschnallt. Ich machte mir auch keine weitere Gedanken über mein Unwohlsein bis, ….... tja bis zum nächsten Morgen. Das gleiche wieder, nun ich bin eine Frau ich hatte nun eine Ahnung, aber ich wollte sie noch nicht so recht wahrhaben. Ich ging im Laufe des Tages in eine Apotheke die ich sonst nie besuchte, und kaufte mir einen Schwangerschaftstest. Abends als ich mich ins Bad zurückzog um meine Abendtoilette zu machen, machte ich den Test. Es dauerte etwa 3 Minuten. ----------------- POSITIV
Irgendwie ergriff mich eine tiefe Dankbarkeit, aber auch eine gewisse Angst beschlich mich. War dies das was ich wollte, konnte ich ein Baby mit meiner Arbeit vereinbaren, was wenn ich die Geburt nicht überlebte (was für verrückte Gedanken mich noch beschlichen will ich hier gar nicht erzählen) Aber nun wollte ich es genau wissen. Ich hatte ja einen sehr netten Arzt der mich seit ich in Amerika war immer betreute, und dieser Arzt war auch ein Facharzt für Gynäkologie. Ich rief ihn an und machte einen Termin für den nächsten Tag. Unter einem Vorwand verzog ich mich am nächsten Tag aus dem Büro, und lief die 5 Minuten die Straße runter in seine Praxis. Ich hatte dem Arzt nichts gesagt warum ich ihn sehen wollte, Er kam aus seinem Behandlungszimmer raus, sah mich an und meinte nur, „hast Du morgens Probleme? Übelkeit, Erbrechen?“ Ich war völlig von den Socken, woher wusste er das verdammt noch mal? Ich fragte ihn: Wie kommen Sie da drauf?“ und er meinte nur dass man einer Frau bestimmte Zustände eben als Arzt ansieht. Nun erzählte ich ihm also alles, er hörte andächtig zu, und meinte dann nur: „Weißt Du eigentlich wie viele Frauen das jeden Tag durchmachen? Also keine Panik, das ist alles völlig normal!“ Also die Untersuchung die nun folgte werde ich nicht weiter beschreiben, bin da doch etwas prüde. Aber nach etwa 10 Minuten Untersuchung und der Beantwortung einiger seiner Fragen meinte er dann nur: Geburtstermin ist in genau 8 Monaten. Wir haben nun gerade die 5. Schwangerschaftswoche. Dann ging er zu seinem Medizinschrank, und griff dort ins Kühlfach, er holte ein kleines Fläschchen Champagner heraus, öffnete es und trank es aus. Ich bekam nichts davon aber er stellte mir ein Glas mit Orangensaft hin und meinte nur: Keinen Alkohol mehr, kein Nikotin, keine Medikamente welcher Art auch immer. Und jede 2. Woche will ich Dich nun sehen. Und wenns irgendwo zwickt wo vorher nix gezwickt hat, dann will ich Dich sofort sehen.

Danach ging ich nach Hause, oder besser ins Büro. Ich tat meine Arbeit und am Abend als wir nach Hause gehen wollten, sagte ich Gordon wir werden Tante Maria besuchen, weil ich schon lange nicht mehr bei ihr war. Gordon meinte das sei OK, und so fuhren wir die paar Schritte zu ihr mit dem Auto. Ich hatte Tante Maria vorher schon angerufen und ihr unseren Besuch angekündigt. Natürlich war die Begrüßung wie immer sehr lieb und herzlich. Und Tantchen erklärte uns dass sie noch ein paar Dinge in der Küche machen müsse und dann stünde sie auch da für uns. Und sie hoffe dass wir auch zum Essen blieben. Na klar, niemand konnte Tante Marias Küche widerstehen. Ich fragte sie ob ich ihr ein bisserl helfen dürfe, da sah sie mich von der Seite an lächelte und meinte nur: „Klar komm nur mit“

Wir machten gemeinsam wunderschöne Knödel so wie es sie in München zu Hause immer gab. Meine Tante wusste wie gerne ich die hatte, also gabs die heute als Beilage. Nach einer Zeit, ich wusste einfach nicht wie ich anfangen sollte es ihr zu erzählen, setze sie sich an den Küchentisch, nahm mich wie ein kleines Mädchen an der Hand, und zog mich zu sich und meinte: „So und jetzt heraus mit der Sprache, was ist los, Du willst mir doch etwas sagen, ich merke dass schon den ganzen Abend. Wir sind allein, was gibt’s?“ Und dann plötzlich kullerten mir die Tränen übers Gesicht und ich konnte nicht sprechen vor lauter Geschluchze. Tantchen stand auf, nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Stirn. Sie meinte dann dass ein kleines Mädchen immer eine Mutter bräuchte, und heute möchte sie meine Mutter sein. Dann hörte ich mich sagen: „Mama, ich bekomme ein Baby“. So jetzt wars heraussen. Es war sehr still in der Küche, meine Tante hielt mich ganz fest und dann sagte sie:“Aber das ist doch ein Grund zu Feiern, das ist doch was wundervolles, Lach doch mein Liebes, die ganze Welt wird sich mit Dir freuen, Weiß Gordon schon Bescheid?“ Ich sagte ihr dass dem noch nicht so ist. Und da meinte sie nur dann aber jetzt ganz schnell, Du musst es ihm sagen, er soll sich doch mit Dir freuen. Komm hier ist alles fertig, wir werden jetzt das Essen auftragen und dann wirst Du diese wunderbare Neuigkeit verkünden. Wir richteten das Abendessen auf einer Platte an und ich trug diese ins Esszimmer wo unsere „Männer bereits warteten. Gordon war mit Onkel Peter im Gespräch vertieft, Tante Maria und ich wir ergänzten die Tischdeckung, und dann meinte meine Tante dass nun gegessen wird. Schweigend nahmen wir das wieder einmal wunderbare Essen zu uns, lobten Tante Maria. Dann waren wir fertig und Onkel Peter fragte welchen Wein wir nun trinken möchten. Er sah dabei mich an und meinte nur, „na sag schon, dann hohl ich ihn gleich aus dem Keller“. Nun ich durfte ja keinen Alkohol trinken, also sagte ich nur: „Für mich bitte keinen Wein, ich möchte gerne nur Wasser trinken. Nun sah mich mein Onkel mit großen Augen an das war noch nie vorgekommen dass ich einen guten Wein aus seinem Keller abgelehnt habe. Und Gordon sah mich ebenfalls von der Seite an und plötzlich ging ein Strahlen über Gordons Gesicht, er legte mir seinen Arm um die Schulter und seine Augen leuchteten mich an, „Baby, ist das wahr?“ Der Riesen Kloß in meinem Hals ließ mich kein Wort sprechen, ich fiel ihm um den Hals und dann weinte und lachte ich und er drückte mich fest und küsste mich vor der Familie. Onkel Peter fragte nun in seiner üblichen trockenen Art: Was ist hier heute los, Erfahre ich das auch oder was sind das für Geheimnisse die hier hinter meinem Rücken kommuniziert werden. Da nahm ihn Tante Maria an der Hand und meinte: „Peter, wir werden Großeltern“, und ja sie sagte Großeltern. Nun war es aber um mich völlig geschehen und ich spürte plötzlich wie sich mein Herz auftat, mein geliebter Mann der sich so unendlich freute, meine Tante und mein Onkel die sich als „Großeltern“ sahen. Onkel Peter meinte dann jetzt sei die Zeit gekommen für einen besonderen Wein, auch wenn ich nicht mit trinken könne, aber er bräuchte jetzt was besonderes. Onkel Peter stand auf, ging um den Tisch herum, er kam zu mir und beugte sich über mich und küsste mich aufs Haar. Und dann sagte er nur: „Wann ist es soweit, wann gibt’s in meinem Haus die erste Kinds taufe. Alle waren glücklich, nun konnte ich es fast nicht mehr erwarten. Oh wie sehr liebte ich all diese Menschen hier.

Es war spät als wir uns auf den Nach Hause Weg machten. In dieser Nacht kamen wir fast nicht zum Schlafen, Wir liebten uns immer wieder und wieder, irgendwann in den frühen Morgenstunden schliefen wir eng umschlungen ein.

Es war schwer am nächsten Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Aber das musste ebne auch sein. Ich hatte mich an dieses Unwohlsein am Morgen schon gewöhnt, und ich wusste wenn ich aufstand dass ich damit zu kämpfen hatte, nach einer Woche war es aber dann vorbei. Im Büro ließ ich mir nichts anmerken. Aber als ich nach der 6. oder 7. Woche einen kleinen Bauch bekam, der sich langsam aber stetig vergrößerte, ja, da stand eines Morgens ein kleines, gerade mal 5 cm großes Himmelbettchen auf meinem Schreibtisch, und darin lag ein kleines Püppchen, mit großen Augen und wundervollem gelocktem Haar. Meine Kolleginnen und Kollegen sind also selber darauf gekommen. Bei der Morgenbesprechung sagte ich ihnen dann wie sehr ich mich über ihre kleine Geste gefreut habe, und dass wir dann eines Tages einen neuen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin in unseren Reihen begrüßen werden können. Da lachten sie alle und wir gingen zur Tagesordnung über.

Die nächsten Monate waren eigentlich wundervoll. Wir alle freuten uns auf das große Ereignis, und ich merkte von Tag zu Tag wie diese Veränderungen in mir sich mehr und mehr entwickelten. Obwohl ich natürlich an Volumen erheblich zunahm, war ich immer wieder erstaunt wie sehr sich auch meine Gesichtszüge veränderten, aber auch meine ganze Denkensweise wurde immer mehr sozial. Ich konnte plötzlich die Damen in unserem Büro besser verstehen, die natürlich auch schon mal mit ihren Familie Probleme hatten. Ich verstand dass eine Mutter abends bei ihren Kindern sein wollte und musste. Eine Überlegung die ich früher in dieser Form nicht hatte. Und so wurde ich in der Firma immer mehr zum Kummerkasten unserer Mitarbeiterinnen, und es machte mich eigentlich sehr stolz wenn man bei mir Rat suchte. Ich glaube ich wurde ein besserer Mensch in dieser Zeit. Und das war gut so.

In unserem Häuschen begann mein lieber Gatte ein Kinderzimmer einzurichten. Und so jede Woche einmal durfte ich das werdende Zimmer sehen. Gordon kaufte ein wunderschönes Kinderbett, mit allen nur erdenklichen Raffinessen. Automatisches Bettchenschaukeln, sanfte Musik die man über einfaches Klatschen einschalten konnte. Eine tolle Wickelkommode, Eigener Wasseranschluss kindersicher, welcher erlaubte das Baby im Kinderzimmer zu baden, Gordon dachte an alles. Es waren Schränke da für Babysachen, für die Babykosmetik, eine Einrichtung um Babynahrung zuzubereiten, alles mögliche was es eben so auf dem Markt hier zu haben war. Gordon kaufte alles was nötig und auch unnötig war für unser Baby. Und meine Krankenschwester die mich so wunderbar gepflegt hatte als ich vom Krankenhaus nach Hause kam, fragte mich sofort ob sie denn nun die Nanny für den kommenden Erdenbürger (oder Bürgerin) sein dürfte. Ich war sehr froh über ihr Angebot, weil ich nun keine Nanny mehr suchen musste.

Als mein Doktor das erste mal eine Ultraschall Untersuchung machte, fragte er mich ob ich wissen möchte was es denn werden würde, Junge oder Mädchen. Da sagte ich ihm, dass ich mich lieber überraschen lassen möchte, was er dann auch gut fand und so bekam ich Bilder die unverfänglich waren und an denen man das Geschlecht des Kindes nicht ausmachen konnte. So verging die Zeit meiner Schwangerschaft, ich hatte eigentlich keinerlei Probleme, 6 Wochen vorm Termin hörte ich auf regelmäßig ins Büro zu gehen, was aber nicht hieß dass ich nicht mehr arbeitete. Nur habe ich mich eben etwas rarer gemacht. 4 Tage vor dem errechneten Termin, es war der 4 Juni bekam ich in der Nacht Wehen. Gordon fuhr mich sofort in die Klinik die wir bereits lange vorher ausgesucht hatten, Wir kamen dort gegen 2 Uhr morgens an. Ich wurde sofort in den Kreißsaal gebracht, Gordon saß bei mir und um 3:15 wurde meine Tochter geboren. Es ging fast alles ohne jedwelche größere Schmerzen ab. Ich war Mutter geworden, Wir waren Eltern, Gordon war überglücklich und so fuhr er noch in der Nacht zum Haus meiner Tante und Onkel und läutete die ganze Familie aus den Betten. Onkel Peter öffnete in der Nacht noch eine Flasche Champagner und alle ließen mein Töchterchen hochleben. Am morgen kam der Doktor und teilte mir mit, alles sei völlig in Ordnung und meine kleiner Diamant sei völlig gesund. Und dann brachte mir die Kinderschwester das kleine Bündel, und ich durfte sie das erste mal stillen. Ich betete zum lieben Gott, und dankte ihm für dieses Geschenk, und dann dachte ich lange an Mama und Papa, und was sie denn nun wohl sagen würden. Ich denke dieser Tag war einer der schönsten Tage in meinem Leben. Nach 3 Tagen durfte ich das Krankenhaus verlassen, meine ganze Familie holte mich ab und wir fuhren direkt in unser Haus und bereiteten eine kleine Feier vor. Das heißt, Gordon hat natürlich schon alles vorbereitet. Es gab Champagner und Kuchen (den Tante Maria gebacken hatte) Und immer wieder gingen wir alle in das Kinderzimmer um unseren kleinen schlafenden Engel anzusehen. Ich musste so alle 3 bis 4 Stunden das Baby stillen, und wenn die kleine Maus satt war schloss sie die kleinen Äuglein und schlief.

Als dann alle weg waren saß Gordon bei mir während ich die Kleine stillte und fragte mich wie wir sie wohl nennen wollten. Meine Mutter hieß Eszther, Gordons Mutter hieß Johanna, und ich wollte auch noch den Namen meiner Tante haben, also entschieden wir uns für Eszther Johanna Maria. Ich denke dies war ein schöner Name. Und er vereinigte alle Religionen die in diesem kleinen Geschöpf vereinigt waren. Wirt beschlossen auch unsere Kleine Eszther zu rufen. Ich blieb noch etwa 2 Wochen bei meinem Baby zu Hause, dann übernahm meine ehemalige Krankenschwester die Aufsicht über unsere kleine Eszther, während ich meiner Arbeit im Büro nachging. Ich wollte meine Tante nicht zu sehr mit unserer Familie belasten, obwohl sie mir natürlich angeboten hatte sich um unsere Tochter zu kümmern. Aber ich wusste dass unsere Kleine dann sehr sehr verwöhnt würde.

Oh ja ich vergaß noch etwas: An dem Tag als ich Eszther nach Hause brachte bekam ich von Gordon einen wunderschönen 6 karätigen Diamantring als Geschenk. Und von meiner Tante und Onkel erhielt ich dazu passende Ohrstecker. Als ich dann wieder das erste mal im Büro war hatten mir meine Mitarbeiter einen wunderschönen Kettenanhänger überreicht. Ich wurde sehr verlegen weil ich wusste wieviel Geld sie alle sammeln mussten um dieses Geschenk möglich zu machen. Mein Gott, wie wunderbar war meine Welt geworden. Ich war sehr sehr glücklich und ich betete jeden Abend zum Herrgott dass er seine Hand über mich halten möge.

Ich erhielt in diesen Tagen einen Anruf meiner Freundin Linda aus München, die mir mit sehr lieben Worten zu der Geburt unserer Tochter gratulierte. Und als Linda mich fragte ob wir schon wüssten wann denn unsere kleine Tochter getauft werden sollte, da fragte ich sie ob sie nicht die Taufpatin sein möchte. Linda hat sich darüber sehr gefreut, und so ließ ich die Entscheidung über das wann ihr über. Linda wollte mir so schnell wie möglich mitteilen wann sie nach Amerika kommen könnte. Nach 2 Tagen rief Linda nochmals an und gab mir einige Termine zur Auswahl, dies wären die Zeiten an denen sie ohne Probleme für ein paar Tage ihre Familie alleine lassen könne. Wir einigten uns auf einen Termin im September und somit konnte ich auch dafür nun mit den Vorbereitungen beginnen. Die Taufe sollte in der kleine Kirche unten am Yachthafen stattfinden, und der Pfarrer der Gordon und mich vor einigen Jahren getraut hat würde nun auch unser Kind taufen. Der alter Herr freute sich sehr als ich mit Gordon an einem Sonntag morgen nach der Heiligen Messe zu ihm kam und ihn darum bat. Wir luden unsere beiden Familien ein, und noch einige Freunde die uns sehr am Herzen lagen. Alle zusammen würden wir so etwa 26 Leute sein. Da war nicht zu viel und doch eine große Taufe.

Meine Arbeit im Büro war bald wieder sehr umfangreich, vor allem da sich mein Onkel immer mehr nun aus dem operativen Geschäft des Unternehmens heraushielt. Gleichzeitig aber wurden wir zu sehr vielen Projekten für diverse Hochhäuser in ganz Amerika sowie auch im Mittleren Osten eingeladen, somit waren wir also sehr gut beschäftigt. Gordon übernahm die meisten Reisen, da ich mich um unser Kind kümmern wollte. Aber Gordon war als mein Mann bei all unseren Kunden bestens angesehen, und seine Ideen und meine waren eigentlich meist sehr ähnlich. Gordon kam mit allen möglichen tollen Projekten von seinen Reisen zurück. Und unsere Architekturfabrik wurde immer größer und größer. Es gab bald keine neuen Projekte mehr auf dem US Kontinent wo wir nicht in irgendeiner Form unsere Ideen gaben, auch wenn wir vieles anderen Architekten überlassen mussten weil wir einfach nicht alles selber machen konnten.

Onkel Peter war nun bereits 67 Jahre alt und man konnte erkennen dass er mehr Ruhe brauchte. Zeitweise ging es ihm nicht so gut, also versuchte ich die Probleme die ein Unternehmen wie das unsere natürlich auch schon mal hatte, von ihm fern zu halten. Was mir auch recht gut gelang. Tante Maria dankte es mir mit ihrer Zuneigung und Liebe. Wir alle wussten, wir müssen Onkel Peter ein ruhigeres Leben sichern wenn wir ihn noch lange haben wollten. In diesen Monaten zog sich mein Onkel immer mehr und immer entschiedener aus dem Geschäft zurück. Er war glücklich sein Lebenswerk in meinen Händen zu wissen, und wenn wir manchesmal zusammen auf der Terrasse seines Hauses saßen und vielleicht beide eine schöne kubanische Zigarre rauchten und einen guten Cognac tranken, nahm er schon mal meine Hand und hielt sie lange fest. Mein Onkel liebte mich wie eine Tochter. Und dieses Gefühl war wundervoll. Aber ich wusste auch dass ich ihn nicht mit dem Ärger denn es manchesmal in der Firma gab belästigen dürfe. Im Juli also etwa 1 Monat vor der Taufe unserer Tochter gab es mit dem anderen Partner Ärger. George hielt etwa 6% an der Firma, das war nicht sehr viel und ich wusste dass ihm Onkel Peter in Aussicht gestellt hatte ihm weitere 4 % zu verkaufen, um ihm die 10 % voll zu machen. Also kam er eines Tages in mein Büro, und eröffnete mir dass er nun genug Geld zusammen hätte um sich weitere 10% des Unternehmens zu kaufen. Ich erklärte ihm dass wir nicht bereit seien ihm mehr als 4 % zu überlassen und ich nannte ihm den Preis, der etwa 3 % über dem Marktwert lag, die übliche Marge die bei solchen internen Verkäufen üblich war. Er war damit nicht zufrieden. Nicht sosehr die 3 % Überpreis machten ihm zu schaffen, sondern dass wir nicht bereit waren noch einmal eine 14 % ige Fremdbeteiligung außerhalb der Familie freizumachen. Er wollte darauf bestehen mit Onkel Peter zu verhandeln, da erklärte ich ihm dass ich als der erste Geschäftsführer des Unternehmens sein Verhandlungspartner bin und er mit mir Vorlieb nehmen muss. An diesem Abend rief er Onkel Peter an und versuchte ihn zu einen Gesprächstermin über seine Zusatz-Beteiligung zu bekommen. Aber mein Onkel war ein zu guter Menschenkenner, er fertigte ihn sehr kurz ab, erklärte ihm dass er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat und alle geschäftlichen Dinge nun allein mit mir zu besprechen seien. Mein Onkel unterrichtete mich noch zu später Stunde über diesen Anruf. Ich verhielt mich nun am nächsten Tag völlig ruhig, und auch als er mir sagte dass er nun mit mir in Verhandlungen treten möchte, erklärte ich ihm kurz und bündig dass es nichts zu verhandeln gäbe, er kenne den Preis, er kenne das Volumen nun müsse er nur die 1,7 Millionen U$ in das Anlagenkonto der Firma einzahlen und damit wird er dann sofort die Anteile durch unsere Rechtsabteilung überschrieben bekommen. In den nächsten 2 Wochen geschah nichts, also war für mich die Sache erledigt. Ich war nun nicht mehr bereit überhaupt noch Anteile an Ihn zu verkaufen. Kurz vor dem Termin zur Taufe von meiner kleinen Eszther sprach er mich nochmals an und ich erteilte ihm eine Abfuhr, ich erklärte ihm ich könne mir nun noch vorstellen ihn auszukaufen und im übrigen hätte ich im Moment andere Dinge die mich mehr bewegten. George machte nun noch großen Stress und am nächsten Tag bekam ich einen Brief seines Anwalts. Nun platzte mir der Kragen. Ich konsultierte unseren Anwalt und noch am Abend teilte ich George mit dass ich ihn nicht mehr in der Firma haben möchte und ich seine Anteile entsprechend den Satzungen der Gesellschaft ablöse und er mit sofortiger Wirkung dem Unternehmen nicht mehr angehöre. Am nächsten Morgen verweigerte ich ihm den Zutritt zu den Büros, erklärte mich aber bereit dass er gemeinsam mit Gordon seine Persönlichen Unterlagen aus seinem Büro abholen kann. Wir hatten also einen Riesenskandal. Aber ich zwang ihn in die Knie. Onkel Peter hatte ja in der Zeit wo er zusammen mit den beiden Partnern die Gesellschaft gründete auf alles Obacht gegeben. Nach einer Kündigung konnten die Partner ihre Anteile nur an den Hauptgesellschafter verkaufen Ein freier Verkauf war nicht zulässig. Ich stellte eine Anweisung über 2,550.000 U$ auf seinen Namen aus und gab ihm das Dokument in die Hand. Gleichzeitig zog ich über unsere Bank seine Anteile ein. Nach 3 Tagen war auch George nun Geschichte. Die Familie war nun im Besitz von 100 % des Unternehmens. Als alles vorüber war habe ich Onkel Peter beiläufig mitgeteilt dass wir nun alle Anteile in der Familie vereint haben. Mein Onkel war sehr zufrieden damit. Er fragte mich wie ich denn das geschafft hätte, da sagte ich ihm eben nur diesen alten Spruch aus einem Puzo Film „Ich machte ihm ein Angebot dass er nicht abschlagen konnte“. Damit war die Sache erledigt. Das Unternehmen gehörte nun der Familie und wir mussten niemandem mehr über irgendwas Rechenschaft ablegen. George machte einen gigantischen Gewinn, was ihm auch vergönnt sei. Seine ursprüngliche Einzahlung vor etwa 25 Jahren als er mit Onkel Peter gemeinsam und mit einem dritten Partner die Firma gründete etwa 100.000U$ Genau soviel bezahlte der dritte im Bunde, der uns schon vor einigen Jahren verlassen hatte. Für diese 100.000 U$ bekam er nun 2,550.000 $. Nun das war ein gewaltiger Sprung. Und er verließ das Unternehmen nicht als armer Mann. Ich hatte keine Skrupel ihn hinaus gedrängt zu haben. Und ich denke auch mein Onkel war mit dieser Geschichte wie sie nun abgelaufen ist, zufrieden. Natürlich hat uns diese Aktion sehr viel Geld gekostet, aber der Vorteil war natürlich sehr groß und ich denke es war es wert. Nun musste ich mich der Taufe unsere kleinen Eszther widmen. Linda hatte sich für Freitag Nachmittag angekündigt. Ich wollte sie am La Guardian abholen, so konnten wir ein bisschen ungestört schwatzen. Mädelsgeplausche. Ich freute mich schon darauf. In der Kirche war alles organisiert, und auch für die kleine Feier hatten wir ein nettes Restaurant gefunden direkt in der nächsten Nachbarschaft unseres Hauses. An besagten Freitag fuhr ich gegen Mittag zum Airport. Linda sollte gegen 14 Uhr landen, dann dauert es üblicherweise noch etwa eine Stunde bis sie durchs Gate rauskam. Ich war gegen 14:15 am Airport, ich setzte mich in ein Cafe und wartete. Ich konnte den Ausgang immer von der Seite her im Blick haben sodass ich nicht befürchten musste sie zu verpassen. Ich glaube ich saß keine halbe Stunde da da sah ich Linda gerade durchs Gate kommen. Ich lief schnell zu Ihr. Oh die Freude war groß. Wir haben uns das letzte mal in München gesehen als ich von Baghdad kam, war also schon eine ganze Weile her. Linda sah toll aus, ein sehr schöner Hosenanzug, sie sah aus wie eine erfolgreiche Businessfrau, Wir gingen erst ins Cafe und tranken ein Cola. Den amerikanischen Kaffee wollte ich auch diesmal ihr nicht zumuten. Sie erzählte mir von ihrer Familie, ihrem Mann und den beiden Kindern. Und gegen 15:30 machten wir uns auf den Weg zum Auto um nach Staten Island zu fahren. Ich habe Linda angeboten bei uns im Haus zu wohnen, sie wollte ja etwa eine Woche bleiben, und ich glaube das war eine gute Idee. So konnten wir viel zusammen sein in der nächsten Woche. Als wir in Staten Island ankamen (nach etwa einer Stunde Fahrt) zeigte ich Linda erst mal das Haus, das sie ja bisher nur von Bildern kannte. Sie war beeindruckt, nun ja, es war ja wirklich eine sehr schöne und auch luxuriöse Immobilie. Ich zeigte ihr ihr Apartment und ihr blieb die Spucke weg, sie hatte sich ihr Reich in den nächsten 6 Tagen nicht so vorgestellt. Ein sehr gräumiges 30 m² Zimmer und ein Bad en suite, dazu ein Zugang zu unserer Terrasse, wo sie wann immer sie Lust hatte in den Pool springen konnte. Sie war begeistert. Dann hörte ich dass meine kleine Maus aufgewacht war und vor sich hinbrabbelte. Also gingen wir ins Kinderzimmer und dann war meine Freundin nur mehr für meinen kleinen Frosch da. Dem Baby gefiel die Tante wohl auch auf Anhieb, weil sie sich von Ihr von der ersten Minute an herumtragen ließ und sich halb totlachte bei den Späßen die Linda mit ihr veranstaltete. Wir hatten also viel Spass. Gegen 18:30 kam dann Gordon vom Büro nach Hause, Linda begrüßte nun auch noch ihn, und wir setzten uns alle zusammen und ich machte ein paar Brötchen und wir tranken eine gute Flasche Wein zusammen. Für Linda war ja durch die Zeitverschiebung etwas aus ihrem Rhythmus gebracht, aber sie wollte sich auch so schnell wie möglich an die amerikanische Zeit gewöhnen, also verlief der Abend zeitlich so wie wir es immer hielten. Die Nanny brachte uns immer wieder unsere kleine Eszther und die freute sich da sie nun den Papi, die Mami und noch eine neue Tante hatte die sie abwechselnd drückten und mit ihr herumalberten. Gegen 22 Uhr gingen wir alle zu Bett.

Am, nächsten Tag half mir Linda erst mal unseren kleinen Frosch für den Tag vorzubereiten, Eszther war ja ein absolut braves Kind. Sie hat in den ersten 5 Nächten abends ein bisschen protestiert, aber danach wars vorbei. Sie bekam gegen 23 Uhr etwas zu trinken, und dann das nächste mal nach 6 Uhr Morgens wenn sie aufwachte. Ich konnte sie nur Abends und Morgens stillen da ich nicht genug Milch hatte, somit konnte ich sie ohne schlechtes Gewissen ein paar Stunden der Nanny überlassen, die im übrigen eine ausgesprochene Perle war. Sie versorgte unsere Kleine bestens und es gab nie auch nur einen Hauch einer Unzulänglichkeit. An diesem Morgen wollte ich zusammen mit Linda nach Manhattan fahren um dort ein bisschen shopping zu machen. Linda freute sich sehr darauf, und gegen 09:30 fuhren wir mit dem Auto los. Ich stellte das Auto in der 33 Straße in einer Garage, die zu meiner Wekstatt gehörte, ab. Diesen kleinen Kundendienst gewährte man mir dort da ich all unsere Autos der Firma immer zum Service gab, und das waren mittlerweile 12 Fahrzeuge. Wir gingen rüber zur 5th Ave. Und dort verloren wir uns dann in den Geschäften für Damen und Kindermoden. Ach Gott, ich freute mich schon wenn mein kleines Engelchen ein bisschen größer ist, und ich ihr dann all diese entzückenden Kleidchen anziehen konnte. Ich kaufte für mich einen Hosenanzug, Linda erstand 2 paar irre Schuhe. Gegen 11 Uhr gingen wir zum Auto zurück und fuhren wieder nach Staten Island zurück. Mit Linda erfüllte mich eine tiefe Seelenverwandtschaft, sie war wie eine Schwester die ich immer gerne gehabt hätte. Ich war die Taufpatin ihrer erstgeborenen Tochter, und nun war auch sie die Patin meiner Erstgeborenen. Sie an meiner Seite zu haben, wenn auch nur für wenige Tage, war wundervoll, ich war sehr dankbar dass sie gekommen war um dieses kleine Erdenwürmchen mit mir zu feiern und es dem Lieben Gott vorzustellen. Ich war glücklich. Ich hatte einen wahnsinnig lieben Mann, ich hatte eine entzückende Tochter, ich hatte eine großartige Familie, und ich hatte Linda...........

Heute nachmittag werden Tante und Onkel zu uns kommen, und Gordon wird da sein, und noch einige Freunde aus New York, Selma und Geoffrey, und ich werde ein kleines Konzert am Klavier spielen. Wir werden Kaffee und Tante Marias Kuchen haben und mit Sicherheit die eine oder andere Flasche guten Weins leeren. Und Abends werden Linda Gordon und ich auf der Terrasse sitzen und einen alten Französischen Cognac trinken und eine gute Zigarre aus dem Feindesland rauchen. Es ist nach unserer Haousewarmingparty das erste mal dass wir Gäste im Haus haben. Ich freue mich schon.

Zusammen mit Linda buck ich einen wunderschönen „österreichischen“ Guglhupf, zweifarbig (in Schokobraun und bisquitfarben) ja ich wollte nun auch mal zeigen was ich so drauf hab. Ist auch ganz toll geworden und meine Tante hat mich mit großen Augen angeguckt und mir mit den Händen ganz leise Beifall geklatscht. Das freute mich besonders. Alle haben den Kuchen für sehr lecker empfunden, und es tat mir dann fast leid dass ich nicht zwei davon gemacht hab. Und dann bat mich Linda doch was schönes am Klavier zu spielen. Nun es war ja die Taufe unserer kleinen Prinzessin, und so setzte ich mich ans Klavier und spielte mein neuestes Stück welches ich einstudiert hatte. Schubert's „Ave Maria“ in der Adaption von Franz List.Tante Maria verdrückte ein paar Tränchen, sie mochte dieses Stück ganz besonders, und alle meinten dass ich es meisterhaft gespielt habe. Nun ja, ich wußte, ich war nicht so gut wie Valentina, aber es konnte sich durchaus hören lassen.

Linda blieb 10 Tage, und es war eine wunderschöne Zeit mit ihr, Morgens gingen wir immer mit meinem kleinen Engel spazieren. Alle Leute in der Umgebung wollten sie sehen, und so kamen wir nie recht weit, ein paar hundert Meter und dann standen wir wieder und meine amerikanischen Nachbarn wollten alles über Eszther wissen. Es gab ganz in der Nähe ein älteres jüdisches Ehepaar die nach dem Krieg in Europa nach Amerika auswanderten. Und als sie den Namen meiner Tochter hörten standen sie beide lange am Kinderwagen und sahen auf mein Baby hinunter. Dann sah ich dass die alte Frau weinte und ihr Mann hielt sie liebevoll im Arm. Er erzählte mir in wenigen Worten, dass sie damals in Deutschland gerade ein Baby bekamen, und die kleine hieß Eszther. Das Kind wurde von einem Nazischergen in der Kristallnacht gegen eine Wand auf der Straße geschleudert. Mein Gott was hatte die Frau mitgemacht. Auch mir kamen nun die Tränen und ich nahm die alte Frau (die an die 90 oder mehr Jahre hinter sich hatte) in den Arm um bat sie um Verzeihung dass ich Deutsche war. Sie sah mich groß an, und ich versprach sie einmal zu besuchen und ihr meine Lebensgeschichte zu erzählen. Ihr Mann gab mir eine Businesscard, Moses Stern, war als Name draufgedruckt. Und die Adresse. Ich versprach in den nächsten Tagen mich telefonisch zu melden.

Nun auch Linda's Besuch ging zu Ende, und ich beschloss mich nun auch wieder mit vollem Elan meiner Arbeit in der Firma zu widmen. Wir hatten einige Projekte am Laufen, und ich hatte in den nächsten Wochen viel zu tun. Gordon war mir bei allem eine große Hilfe, und wenn nachts schon mal unsere Prinzessin quengelte, dann war er immer der erste der sie aus dem Bettchen nahm und ein bisschen herumtrug und beruhigte. An einem Samstag nachmittag wollte ich Moses Stern und seine Frau besuchen, ich hatte es ja versprochen, also wählte ich die Telefonnummer, und wir verabredeten uns zum Tee. So gegen 16 Uhr läutete ich am Gartentor des kleinen aber sehr hübschen Häuschen und Moses kam aus dem Haus um mir zu öffnen. Er begrüßte mich mit einem sehr liebevollen „Shalom“ und so grub ich auch meine sehr limitierten hebräischen Sprachkenntnisse aus und erwiderte seinen Gruß in der Sprache seiner Vorfahren. Ich wurde ins Haus gebeten und dort saß auch Judith, seine Frau die sich über mein Kommen sehr zu freuen schien. Ich begrüßte sie mit dem für einen alten Menschen gebührenden Respekt und sie bot mir direkt an sie beim Vornamen zu nennen. Das war unter der jüdischen Bevölkerung in New York nicht so sehr üblich, man erlaubte dies nur sehr engen Freunden oder eben Familienangehörigen. Judith saß in einem schönen alten Polsterstuhl, Moses hatte sich einen Stuhl herangezogen, und so unterhielten wir uns. Die beiden waren aus Berlin. Sie mussten schreckliches in der Nazizeit erlebt haben. Kurzzeitig waren sie sogar in dem KZ Dachau, aber durch gute Freunde die sie doch hatten blieb ihnen die Fahrt nach Auschwitz erspart. Ihre Freunde, ein österreichischer Großgrundbesitzer aus Tirol kümmerte sich um sie und verhalf ihnen zur Ausreise in die Schweiz. Sie haben Deutschland nach dem Krieg nie mehr betreten. Sie hatten nicht einmal ein Grab ihrer kleinen Tochter in Berlin, da diese schrecklichen Verbrecher ihnen verboten das tote Kind zu begraben. Sie wissen bis heute nicht wo ihre kleine Eszther ihre letzte Ruhe gefunden hat. Ich erzählte ihnen von meiner Familie, und auch davon dass meine Mutter nach dem Krieg zum katholischen Glauben konvertiert war. Und dass ich deshalb eben auch katholisch erzogen wurde. Judith meinte dass es viele Menschen damals gab die nicht mehr jüdisch sein wollten, weil sie eben dachten dass der Herrgot das jüdische Volk in Nazideutschland vergessen haben könnte. Aber sie meinte auch dass es in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielte welcher Religion man angehörte. Wir sind alle nur einfach Menschen, das waren ihre Worte. Ich blieb den ganzen Nachmittag bei den Beiden. Und ich erzählte aus meinem Beruf und von all diesen interessanten Reisen die ich schon unternommen hatte. Wir kamen uns auch immer näher und als ich gegen 19 Uhr aufbrach da steckte mir Judith ein kleines Päckchen zu, „Für Deine kleine Tochter“ meinte sie nur, dann nahm sie mich in die Arme und drückte mich, sie hatte Tränen in den Augen als ich an der Seite ihres Mannes das Haus verließ und mich wieder zum Gartentor begleiteten ließ. Auch er nahm mich in den Arm und es war als ob ich die beiden alten Leute seit meiner Jugend kennen würde. Er bat mich auch wiederzukommen und ich dürfte auch gerne meinen Gatten und das Baby mitbringen. Seine Frau würde sich sehr sehr freuen darüber. Mit feuchten Augen verabschiedeten wir uns und ich lief die paar hundert Meter nach Hause. Gordon erwartete mich schon und gemeinsam öffneten wir das kleine Päckchen welches mir Judith für Eszther mitgegeben hatte. Mir blieb fast das Herz stehen. ---- Es war ein kleines Schmuckschächtelchen von einem Berliner Juwelier datiert mit 22. Dezember 1939. Ein kleines Amulett mit dem Konterfei eines Babys, und auf der Rückseite war ein Davidstern eingraviert den ein kleiner Diamant im Zentrum zierte. Judith hatte unserer Eszther das Weihnachtsgeschenk an Ihre so früh zu Tode gekommene Tochter zum Geschenk gemacht. Ich fühlte mich beschämt über diese Zuneigung die ich vom Ehepaar Stern heute erfahren hatte. Wir kauften ein goldenes Kettchen und bei allen Gelegenheiten in der Zukunft wird unsere Tochter nun das Amulett dieses heimgegangenen Kindes tragen.

Gordon und ich beschlossen eine Woche später die Sterns nochmals zu besuchen und so packten wir am nächsten Samstag Nachmittag Eszther in den Kinderwagen, sie trug das Amulett von Judith und so machten wir uns auf den Weg mit ein paar Blumen zu Judith und Moses Stern. Ich läutete am Gartenzaun, Moses kam freudestrahlend heraus und geleitete uns zum Haus. Judith saß wieder in ihrem bequemen Stuhl und wir begrüßten uns wie alte Freunde. Ich nahm Eszther aus dem Wägelchen und legte sie in Judiths Arme. Dann sass sie da, die Tränen liefen über ihre Wangen und sie bedankte sich lächelnd dass wir so bald wieder gekommen waren, alle drei. Als ich dann unsere kleine Prinzessin wieder in den Kinderwagen gelegt hatte, nahm ich Judiths Hände und küsste sie. Ich sagte nur einfach „Danke!“. Es war ein schöner Nachmittag. Als ich Klein Eszther wickeln musste, bestand Judith darauf dass ich sie dies machen ließ. Und sie tat dies mit aller Bravour. Sie hatte es in all den schweren Jahren und trotz ihres hohen Alters nicht verlernt. Es war für mich ein wundervolles Erlebnis.

Wir haben uns in den nächsten 2 Jahren noch öfter gegenseitig besucht. Judith und Moses waren auch in unserem Haus, und ich denke dass sie uns sehr mochten. An einem Morgen im Mai etwa 2 Jahre nachdem wir uns kennengelernt hatten wurde uns die traurige Nachricht übermittelt dass Moses an einem Herzinfarkt in der Nacht verstorben war. Ich eilte zum Haus der Sterns, gerade als die Ambulanz Judith ins Krankenhaus fuhr. Ich konnte den Notarzt überzeugen dass er mich mitfahren ließ. Als wir in der Clinik ankamen verabschiedete ich mich von Judith und versprach ihr sie in den nächsten Tagen besuchen zu kommen. Sie sagte mir noch leise dass sie sehr glücklich war in diesen Jahren die sie mich gekannt hatte. Und dass sie oft über uns mit Moses gesprochen hatte. Ich küsste ihre Hand zum Abschied. Judith verstarb nach 2 Tagen im Krankenhaus. Sie wollte mit Moses vereint sein. Der Arzt in der Klinik meinte, sie habe ihren Lebenswillen verloren als ihr Mann nicht mehr bei ihr war. Aber ich freute mich dass ich ihr wenigstens durch meine Freundschaft noch die letzten Jahre verschönern konnte. Bei der Trauerfeier erfuhr ich dass Moses 104 Jahre alt geworden war und seine Frau ebenfalls die 100 Jahre erreicht hatte. Wahrlich ein biblisches Alter, das die Beiden da erreicht hatten.

Vielleicht 8 Wochen nachdem wir die Beiden in der Synagoge verabschiedet hatten und ihre irdischen Überreste nach Israel geflogen wurden, läutete es an unserer Haustüre an einem Freitagabend. Ich sah auf den Bildschirm der Überwachungskamera, aber die beiden Personen die ich dort sah kannte ich nicht. Gordon war nicht zu Hause, also ging ich hinunter zum Gartentürchen und fragte was die Beiden, ein Mann und eine Frau, wollten. Beide stellten sich vor, Judith und Moses Stern. Sie kämen aus Tel Aviv, meine beiden alten Nachbarn waren ihre Adoptiveltern. Sie hatten uns nie etwas davon gesagt. Aber die beiden etwa 45 jährigen waren offensichtlich die Adoptivkinder von Moses und Judith. Ich bat sie beide herein und führte sie ins Wohnzimmer wo ich Kaffee servierte. Auch ein paar Kekse stellte ich auf den Tisch.

Und dann kam eine neue Überraschung. Moses und Judith hatten für unsere Tochter ein wunderschönes goldenes Kreuz anfertigen lassen im Zentrum desselben war aus kleinen Diamantensplittern ein Davidstern angebracht. Dazu gab es einen kurzen handschriftlichen Brief von unseren verstorbenen Freunden in dem unsere Tochter als ihre „Wahlnichte“ bezeichnet wurde und wir als ihre Eltern gebeten wurden Klein Eszther dieses Geschenk an ihrem 18. Geburtstag zu überreichen. Mein Gott wie liebenswürdig diese beiden alten Leute doch nur waren. Ich rief Gordon an und fragte ihn ob wir nicht die beiden Adoptivkinder zum Abendessen einladen könnten, und Gordon erbot sich ein gutes und auch schönes „koscheres“ Restaurant zu finden und uns dort einen Tisch zu bestellen. Ich machte meinen Besuchern nun diesen Vorschlag, und erklärte ihnen auch dass ich, da ich Nichtjüdin bin, es vorziehen würde in ein Restaurant zu gehen. Sie waren Beide begeistert und so warteten wir nur noch auf Gordon, um aufzubrechen. Nach einer halben Stunde kam Gordon dann auch und wir fuhren alle zusammen nach Manhattan. Das Restaurant welches mein Liebster ausgesucht hatte war phantastisch. Ich glaube es war das beste jüdische Restaurant von New York. Moses und Judith waren sehr überrascht so etwas hier zu finden. Sie waren glücklich dass wir ihnen dieses Restaurant gezeigt hatten. Das Essen war deliziös.
Wir verbrachten mehrere Stunden dort und aßen uns die Speisekarte rauf und runter. Es war ein sehr schöner Abend. Wir haben die beiden Adoptivkinder unserer so plötzlich verstorbenen Freunde noch zweimal gesehen. Dann reisten sie, nachdem sie das Haus verkauft hatten wieder ab. Wir haben sie nie mehr getroffen.

Die nächsten Wochen vergingen mit viel Arbeit, unser Turm von Baghdad machte weltweit eine Menge Schlagzeilen. Die Höhe war einfach unvorstellbar für die meisten Architekten die sich damit beschäftigten, aber die technischen Daten die wir ja immer noch bekamen (Windelastizität etc.) war innerhalb der von uns berechneten Werte, und der Turm wurde mehr und mehr zu einem Pilgerort für Architekten aus aller Welt. Natürlich war auch sein Erscheinungsbild ein gewaltiges, und es gab eine Menge Stimmen die sowohl für als auch gegen dieses Bauwerk gerichtet waren. Wir wurden nach China eingeladen um dort ein ähnliches Projekt zu realisieren. Nun Gordon und ich wir flogen nach Hong-Kong und trafen dort einige Leute der Regierung. Aber das was man dort wollte war mir dann doch zu heiß. Man wollte in Peking einen 1.200 m hohen Turm bauen. Aber dies war mir nun doch zuviel des Guten. Ich hatte einfach Sorge dass dies eine ewige Baustelle werden könnte, außerdem war ich mir über die tatsächliche Machbarkeit nicht sicher. Irgendwo waren einfach Grenzen gesetzt. Ich habe das Projekt auf Grund meiner Einwände über die Höhe abgelehnt. Und nach vielen Jahren wurden meine Befürchtungen auf schreckliche Weise bestätigt. Ein koreanischer Architekt hatte sich an dem Riesenbau versucht. Bei etwa 800 m Höhe kollabierte der Rohbau. 287 Bauarbeiter verloren dabei ihr Leben. Wie schrecklich..............

Ich beschäftigte mich in dieser Zeit auch wieder mit kommerziell lukrativen Projekten. So haben wir in Hollywood ganz oben, so etwa 600 m unter diesem berühmten Schriftzug ein Haus für einer der Hollywoodgrößen geplant und dann auch die Bauleitung dafür übernommen. Ein Wohnhaus mit 45 Zimmern, 12 Bädern, einem riesigen Gym und einem zentralen Wohnzimmer mit einer Größe von 128 m². Ein Wahnsinnsprojekt. Das Haus kostete zu guter letzt an die 100 Millionen Dollar. Na wer sich's leisten kann.........? Aber es gab natürlich einige wirkliche Highlights dabei. So zum Beispiel einen Lift der von der Straße hoch führte. In 40 m Höhe, da das Haus keine Zufahrt hatte. Neben dem Lift musste eine Garage in den Fels gebaut werden für 10 Autos. Und oben beim Haus gab es rund herum an die 14 Hydranten die ausschließlich für die Wasserversorgung im Brandfall vorgesehen waren. Das Wasser wurde von einem See in einer Entfernung von etwa 12 km Entfernung herbeigeschafft. Aber das Haus sah auch richtig majestätisch aus da oben in den Hügeln von Hollywood. Die ganze Stromversorgung erfolgte über 2 Windkrafträder, die dank des immer währenden Windes vom Ozean das ganze Jahr in Betrieb sein konnten. Insgesamt hatte das Objekt eine Wohnfläche von 1.000 m². Der Platz da ganz oben war auch noch so gewählt, dass vor dem Haus nichts gebaut werden konnte, da der darunter liegende Bereich sehr steil war und eine Zufahrt bzw. ein Zugang nicht zu bewerkstelligen war. Sehr klug ausgesucht der Platz. Den Swimmingpool errichteten wir über dem Abhang und hingen ihn an 3 armdicken Stahlseilen in den Felsen unter dem Haus. Aber es gab auch noch zur Sicherheit 3 Stützen die in den Abhang hinein betoniert wurden. Ein irres Projekt. Und es hat uns auch wieder jede Menge Presse gebracht. Bald konnten wir uns vor lauter Anfragen an der Westküste nicht mehr erwehren. So entschlossen wir uns nach einem Jahr nach der Fertigstellung dieses Hollywoodprojektes eine Niederlassung in San Francisco zu eröffnen.

In diesen Monaten des gewaltigen Aufwärtstrends unserer Firma schweißte der gemeinsame Erfolg Gordon und mich immer mehr zusammen. Wir waren mittlerweile ein eingespieltes Team. Ja wir wussten immer was der andere gerade dachte, sofern unsere Arbeit betroffen war. Gordon hatte seine Projekte, ich machte meine, und dazwischen tauschten wir uns aus und versuchten durch die Meinung des anderen unsere Arbeit zu optimieren. So alle 3 Monate flogen wir gemeinsam für ein paar Tage nach Baghdad um uns um unseren „Babylonischen Turm“ zu kümmern. Wir hatten ein sehr effizientes und erfahrenes Team für das Management der Wartungsarbeiten zusammengestellt, und dieses Team mit einer Mannschaft von gut ausgebildeten Handwerkern aus dem Iraq verstärkt. Es lief alles sehr gut. Die Regierung hat eine sehr effiziente Sicherheitstruppe installiert, sodass wir auch keinerlei Probleme mit irgendwelchen terroristischen Dummheiten herumschlagen mussten. Man mochte den Turm im ganzen Mittleren Osten, und täglich besuchten Busse voll mit Touristen aus den umliegenden Ländern unseren Turm. Jedes mal wenn wir da hin kamen erfüllte uns dieser gewaltige Anblick mit Stolz. Über viele Jahre sollte dies das höchste Bauwerk der Welt sein. Und wir haben dieses Gebäude geplant. Ja wir waren alle stolz darauf. Onkel Peter wollte immer einmal mitfliegen um dieses „Weltwunder“ wie er es nannte noch einmal fertig und mit Leben erfüllt zu sehen. Onkel Peter hatte in diesem letzten Jahr mit seinem Herzen einige Probleme gehabt, aber wie es nun schien war alles wieder im Lot.

Mein Onkel war nun 68 Jahre alt, und ich fand dass es nun an der Zeit war ihm seinen Traum zu erfüllen. Wir ließen uns also für die nächste Reise 3 Tickets ausstellen, und als ich alles zusammen hatte und auch der Termin feststand ging ich zu Onkel Peter und sagte ihm was wir mit ihm vorhatten. Er war völlig aus dem Häuschen und fragte Tante Maria ob sie nicht mitkommen möchte, und nach einigen Einwänden überredeten wir sie uns zu begleiten. Ich rief sofort unser Reisebüro an und bat um ein weiteres Ticket. Dann rief ich einen meiner Freunde im Außenministerium in Baghdad an und fragte ob wir für unsere Tante nicht ein Blitzvisa haben könnten. Er meinte ich solle ihm den Passport in Kopie schicken und das Visum wäre dann am Airport für sie bereit gelegt. An einem Sonntag Morgen fuhren wir dann alle zum Flughafen. Diesmal war es ein richtiger Familienausflug. Ich war eigentlich sehr glücklich meine ganze Familie mitzuhaben und nun auch Tantchen mein großes Werk zu zeigen.

Diese Reise in den Iraq mit Tante und Onkel war wunderbar. Es war noch nicht so heiß wie im Sommer, trotzdem war wunderbares Wetter. Wir kamen in der Nacht gegen 23 Uhr in Baghdad an. Alles funktionierte bestens mit dem Sondervisum für Tante Maria. Und als man Tante das Visum in den Pass gestempelt hatte, wurden wir wie VIP's durch den Zoll geschleust. Draußen vor der Ankunftshalle wartete bereits unser Serivemann der die Zeit bis zum Ablauf der Garantiezeit vor Ort bleiben muss. Er freute sich auch über die Mitbringsel aus dem Duty Free Shop. Wir fuhren nach Baghdad in die Innenstadt wo im Meridian Hotel Zimmer für uns reserviert waren. Tante Maria genoss es in diesem schönen Hotel einlogiert zu sein. Und so gingen wir auch gleich schlafen, sowohl Tante als auch Onkel Peter waren sehr müde von der Reise. Gordon und ich gingen noch ins Hotelrestaurant da wir beide noch hungrig waren.

Die nächsten beiden Tage waren wohl Tantes größtes Erlebnis in ihrem Leben. Sie war außer in einem Flugzeug noch nie in solch einer Höhe (ja wer war denn das schon) und als wir auf der Aussichtsplattform in 865 m Höhe standen und über das Land schauten, war sie nur einfach sprachlos. Gordon und ich hatten am dritten Tag einige Gespräche zu führen mit den Serviceleuten des Ministeriums. Es gab keine wirklichen Probleme. Lediglich der Marmorboden in der Eingangshalle hatte sich etwas verfärbt, und wir unternahmen gemeinsam einige Aktionen um den Leuten die richtige Reinigungsarbeit zu erklären. Am nächsten Morgen hatten in allen 4 Grundpfeilergebäuden der Boden wieder seine schöne weiße Farbe wie es sich nun mal für Carara Marmor gehört. Die meisten anderen Probleme waren eigentlich keine. Man konnte alles in den Servicebüchern nachlesen. Aber unsere irakischen Freunde mussten dies halt alles noch besser lernen.

In den nächsten 2 Tagen machten wir noch einige Ausflüge in die Umgebung von Baghdad um Tante Maria ein wenig von dem Land zu zeigen. Aber immer wieder wollte sie Abends zurück auf die Aussichtsplattform des Turms von Babylon. Und dann stand sie da oben und schaute ins weite Land hinein. Mal in Richtung der Metropole, mal in die Richtung nach Babylon (Kerbala und Hilla). Nach 4 Tagen Aufenthalt flogen wir wieder zurück nach New York. Es machte mich glücklich zu sehen was für eine Riesenfreude Tante Maria mit dieser außergewöhnlichen Reise hatte. Als wir wieder zu Hause in Staten Island waren, erzählte sie immmer wieder was für unglaubliche Eindrücke dieses Gebäude auf sie gemacht hatte. Wir alle waren sehr glücklich dass wir diese Eindrücke mit ihr teilen durften.

Es war in dieser Zeit dass ich merkte dass sich in mir wieder etwas tat. Meine Regel blieb aus und es wurde mir sehr schnell klar dass ich wieder schwanger geworden bin. Diesmal aber erzählte ich Gordon schon sehr früh von meinem Zustand und auch er freute sich ebenso wie ich über unser zukünftiges Kind. Als ich so etwa im dritten Monat schwanger war, man konnte eigentlich noch gar nichts sehen, da fragte mich Tante Maria anlässlich eines Besuches den ich bei ihr und Onkel Peter machte: „Sag mal mein Kind, wann wird es denn soweit sein?“ Ich war etwas perplex, da ich wusste dass auch Gordon sicherlich nichts erwähnt hatte, und ich auch nicht. Über unser kleines wachsendes Geheimnis wussten nur wir beide und mein Doktor Bescheid. Also stellte ich mich dumm und antwortete ihr was sie denn meine? Aber meine Tante war nicht so ganz dumm und sie meinte nur, „wenn Du es uns verheimlichen willst ist es auch recht, aber mich kannst Du nicht täuschen“. Nun gut ich wurde rot wie eine Tomate und sagte dann nur „so etwa in 6 Monaten“. Tante Maria nahm mich in ihre Arme und küsste mich: „Ich freue mich ja so mit Euch“. Nun war es heraussen, und somit beschloss ich auch Onkel Peter davon zu erzählen. Auch er war sehr angetan vom neuen Erdenbürger der da heranwächst, und ich sagte ihm noch wenn's ein Mädchen wird wird sie Maria heißen, und wenn's ein Junge wird dann soll er Peter heißen. Das hat meinen so sehr geliebten Ersatzeltern beiden die Tränen in die Augen steigen lassen. Nun wurde ich wieder gehegt und gepflegt damit meinem kleinen Etwas ja nix passiert.

In den letzten Monaten war ich etwas bequem. Ich hab nix aufgeschrieben. Es ging mir gut, sehr gut sogar, und ich beschäftigte mich mit allen möglichen neuen Projekten neben meinem eigenen wichtigsten Projekt. Am 1 September hat unser kleiner Sohn Peter das Licht dieser Welt erblickt. Die ganze Geburt dauerte vielleicht so 20 Minuten. Mein kleiner Peter war ein süsser kleiner Lausejunge der mich schon am ersten Tag und dann jeden weiteren auf Trab hielt. Er war kein ruhiges Kind, aber er war auch nicht ungesund lebendig. Halt ein Junge. Unser aller Freude war groß. Als ich vom Krankenhaus nach Hause fuhr, bestand ich darauf zu aller erst am Haus meiner lieben Familie vorbei zu fahren und dort den kleinen Racker in Onkel Peters Arm zu legen. Ich habe das erste mal Tränen in den Augen meines Onkels gesehen. Und Tante Maria zerfloss förmlich. Unsere Tochter freute sich riesig über ihren kleinen Bruder, und Gordon und ich waren nun das was man wohl „angekommen“ nennt. Wir waren überglücklich über unsere Familie. In diesen Tagen kam auch von der Einwanderungsbehörde ein freundliches Schreiben, in dem mir mitgeteilt wurde, dass mir der Präsident der Vereinigten Staaten die amerikanische Staatsbürgerschaft verleihen möchte. Ich empfand dies als große Ehre, wollte aber auch meine deutsche Staatsbürgerschaft behalten. Also beauftragte ich unseren Firmenanwalt sowohl mit der Bundesregierung in Berlin als auch mit der Ausländerbehörde in Washington Kontakt aufzunehmen und dies abzuklären. Naja, nach einigem Hin-und-Her erklärte sich Deutschland bereit mir 2 Staatsbürgerschaften zu gestatten, und auch Amerika fand nichts negatives daran mich trotzdem zu amerikanisieren. Nach etwa 2 Monaten bekam ich eine Einladung ins Weiße Haus, wo mir die Staatsbürger-Urkunde vom Präsidenten der Vereinigten Staaten persönlich überreicht werden sollte. Miteingeladen war meine Familie, und einige ausgewählte Freunde. Ich lud meine geliebte Freundin Linda aus München zu der Zeremonie ein und sie kam auch tatsächlich. Als der Tag näher kam, bekamen wir auch Besuch vom CIA die aber eigentlich nur wissen wollten ob wir wohl alle auch wirklich brave Amerikaner seien. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch warum ich zum Präsidenten persönlich eingeladen worden war. Meine Arbeit am Freedom Tower in Baghdad hatte den Präsidenten so sehr beeindruckt dass er mir diese Ehre erweisen wollte. Wir wurden noch mit ein paar Tipps versorgt wie man sich dort im Weißen Haus benimmt, und dann konnten wir nur noch warten. Mit mir sollten noch 4 andere Ausländer gleich geehrt werden, eine Mexikanerin die seit 40 Jahren sich um verwaiste Kinder in Amerika bemüht, ein Raketentechniker der NASA aus Japan, und ein Franzose der in der Pharmaindustrie sich einen großen Namen in Amerika gemacht hatte.

Der Tag war gekommen, wir alle, meine Familie, Gordons Familie und auch Linda und ihr Gatte, wir alle flogen in einem eigens von der Regierung zur Verfügung gestellten Flugzeug von New York nach Washington, wo wir am Airport von 3 Stretchlimousinen abgeholt wurden und in ein sehr vornehmen Hotel in der Nähe des Weißen Hauses gebracht wo wir uns noch umziehen konnten und uns auf die Ehrung vorbereiten sollten. Gegen 12 Uhr Mittags wurden wir abgeholt und ins Weiße Haus gefahren. Wir wurden dort in einen sehr schönen Saal geführt, wo wir auch den anderen 4 Damen und Herren vorgestellt wurden. Es gab Snacks und Getränke und so warteten wir der Dinge die da kommen sollten. So gegen 14:30 ging dann alles sehr schnell. Der Präsident und seine Frau kamen herein und begrüßte uns 5 Kandidaten. Sehr freundlich, ja sogar herzlich muss ich rückblickend sagen. Er hielt eine kleine Ansprache an alle, in der er unseren Angehörigen sagte wie stolz sie doch auf uns sein müssten, und dass wir „unschätzbare“ Dienste für die Amerikanische Nation geleistet hätten. Danach wurden wir 5 gebeten dem Präsidenten ins „Oval Office“ zu folgen, wo wir den Eid auf die Amerikanische Flagge ablegen mussten. Es war eine sehr feierliche und theatralische Angelegenheit, und ich fühlte mich tatsächlich wie eine echte Amerikanerin.Danach gratulierte uns der Präsident noch mit Handschlag und er sprach mit jedem von uns ein paar Worte. Mich fragte er was ich in meinem Leben lieber täte: 1000 m hohe Türme zu bauen oder Klavier zu spielen. Ich war absolut baff. Woher konnte er wissen dass ich gerne, und ja auch recht gut Klavier spiele. Nun er bat mich sogar beim anschließenden Lunch etwas aus meinem Piano Repertoire zum Besten zu geben. Wie konnte ich das auch ablehnen. Wenn mich schon mal der Amerikanische Präsident um diesen Gefallen bat.

Als wir im Anschluss dann alle im Speisesaal saßen, sogar der Präsident und die First Lady waren dabei und es gab herrlichen Hummer und noch andere Leckereien, dazu vorzüglichen Wein aus Kalifornien und Whisky aus Tennessee, da sprach mich der Präsident noch einmal an ob ich nicht für ein wenig Unterhaltung auf dem Klavier sorgen möchte. Nun konnte ich also wirklich nicht ablehnen, und so spielte ich erst mal ein paar sehr melodische Variationen über das Thema der Amerikanischen Hymne, und danach spielte ich noch das berühmte „Ave Maria“ in der Klavierbearbeitung von Franz Liszt, komponiert allerdings von dem großen Liederkomponisten Franz Schubert. Es war sehr still im Saal und man konnte tatsächlich nur mein Klavierspiel hören. Das Ave Maria ist mir sehr gut gelungen und ich sah dass einige der Damen beinahe Tränen in den Augen hatten. Der Beifall war großartig, und die First Lady kam zu mir ans Klavier und beglückwünschte mich zu meinem „großartigen Talent“ wie sie es nannte. Ich war fast ein wenig stolz auf mich. Was nun wohl Mama und Papi gesagt hätten wären sie da dabei gewesen? Ich denke es hätte ihnen große Freude gemacht. Ich war nun wirklich angekommen. Kurz nach meiner Darbietung verabschiedete sich der Präsident mit den Worten „Ich muss noch ein bisschen regieren gehen, aber ich habe die Zeit mit Euch allen sehr genossen.

Am nächsten Morgen konnte ich in der Zeitung lesen was für eine würdige Zeremonie diese Verleihung an die 5 ausgewählten neuen Amerikaner dies doch war, und wie sehr der Präsident die 2 ½ Stunden die er mit uns verbracht hatte sich darüber gefreut hätte. Nicht nur wegen des wunderschönen Klavierspiels einer nunmehr deutsch-amerikanischen Architektin.

Nach der Feier eilte ich schnell nach Hause, ich wollte meinen beiden Kleinen vom Besuch im Oval Office erzählen. Sie mussten da schon ordentlich neugierig sein. Unsere Nanny hatte sie vorbildlich während meiner Abwesenheit betreut, und es gab ein Riesen HALLO als wir spät Abends in Staten Island ankamen.

Die Tageszeitungen in den nächsten Tagen waren voll von Artikeln über die neuen angelobten Amerikaner, wir alle 5 Leute wurden ob unserer Leistungen für das Land sehr nett gewürdigt, auch ich wurde mit großem Wohlwollen als „Allround-Künstlerin“ beschrieben, was mich auch ein klein wenig stolz aber auch nachdenklich machte. Eine Reihe von Journalisten wollten nun Interviews und auch einige Fernseeanstalten haben sich gemeldet und wollten mich in diversen Talkshows sehen. Ich beschloss wegen der recht guten Publicity die so was bringen konnte 3 Interviews und eine TV Show zu besuchen. Ich bereitete mich auf alle möglichen Eventualitäten vor, damit ich im Interview oder auch vor der Kamera nicht untergehe. Nach einigen Wochen kehrte aber wieder Frieden ein in unserem Leben. Ich hatte noch einen kleinen Schreck bekommen als ich wieder diese Müdigkeit verspürte wie schon vor Jahren, und so ging ich sofort zu einer Untersuchung bei meinem Hausarzt, der ließ auch sofort mein Blut untersuchen und wies mich an eine Klinik um ein CT zu machen. Ich danke dem lieben Gott, alle meine Befürchtungen erwiesen sich als grundlos, ich war einfach etwas unter Stress und mit ein paar Tagen Urlaub waren alle diese bösen Anzeichen wieder wie weggeblasen. Aber meine alte Krankheit schwebte immer über mir wie ein Damokles Schwert.

Unser kleiner Peter war ein richtiger Sonnenschein. Es war so wunderbar ihn heranwachsen zu sehen. Und mein Onkel war sowas von vernarrt in ihn, dass es schon manchesmal so schien als sei er wieder zum Kind geworden. Klein Peter nannte meinen Onkel „Opa“ was meinen Onkel nicht nur einmal fast zu Tränen rührte. Umso schlimmer war es als eines Morgens im Herbst, ich war nun seit 20 Jahren in Amerika, mein Cousin früh am Morgen arief und schluchzend mitteilte dass sein Vater, mein über alles geliebter Onkel in der Nacht verstorben war. Es traf mich wie ein Blitzschlag. Onkel Peter war noch nicht 70 Jahre alt, und er verließ uns. Ich Gab Gordon Bescheid, der ebenfalls zutiefst betroffen war, und dann setzte ich mich direkt ins Auto und fuhr die paar hundert Meter zum Haus meiner Lieben. Dort war auch bereits der Doktor der Familie, der ja auch mein Hausarzt war eingetroffen, Tante Maria war völlig apathisch und brachte kein Wort hervor. Ich umarmte sie und wir weinten gemeinsam um ihren geliebten Gatten und meinen so hoch geschätzten Onkel. Meine Cousine war in dieser Woche in Los Angeles, und mein Cousin hatte seine Schwester schon frühmorgens als er auch mich anrief per Telefon informiert. Meine Cousine saß bereits im Flugzeug auf dem Weg nach New York. Ich erbot mich sie sobald sie ankam am Flughafen abzuholen. Der Doktor kam aus dem Schlafzimmer heraus in welchem Onkel immer noch lag. Ich fragte ihn ob ich ihn wohl noch einmal sehen könnte. Er meinte ich sollte ruhig reingehen. Als ich in das Schlafzimmer trat und das leichte Laken zurück schlug, da lag mein Onkel auf dem Bett als ob er schliefe. Er war sehr schön anzusehen, aber er war tot. Mir stiegen nun die Tränen ins Gesicht und ich fragte ihn ganz ruhig warum er uns jetzt so plötzlich verlassen hätte, und ich glaubte ihn wie er früher Fragen immer beantwortete zu hören. „Es ist alles in trockenen Tüchern, meine Familie ist erwachsen geworden, die Firma ist bei Dir in besten Händen, und ich weiß dass Du Dich um meine geliebte Gattin Deine Tante Maria kümmern wirst. Ich passe ein bisserl auf Euch alle auf von oben. Ich freue mich meinen Bruder und meine Schwägerin zu treffen und ihnen von Dir erzählen zu können“.

Der Verlust meines Onkels, meines besten Freundes, meines Mentors hat mich zutiefst getroffen. Ich war wieder einmal völlig leer. Vor allem dass sein Weggehen so plötzlich kam konnte ich nicht verstehen. Ich war unsagbar traurig. Aber das Leben musste weitergehen.
Etwa 2 Wochen nach Onkel Peters Begräbnis hatten wir die Testamentseröffnung. Mein Onkel hatte in seinem letzten Willen meiner Tante eine lebenslange Rente aus der Firma vermacht. Außerdem hatten beide Kinder von ihm je 15 % der Anteile des Unternehmens erhalten. Und den Rest vermachte mein geliebter Onkel mir. In seinem Testament gab es noch einen Passus, der allerdings ausschließlich für mich bestimmt war, selbst das Gericht durfte diesen Teil des Letzten Willens nicht sehen. Er bestand aus einem versiegelten Briefumschlag der mir vom Nachlassverwalter überreicht wurde.Wir verließen alle nach etwa 1 Stunde das Gericht und fuhren nach Hause. Ich hatte ein gutes Gefühl bei der ganzen Aufteilung. Ich denke meine beiden Cousins waren mit der Regelung sehr zufrieden. Es gab keinerlei Neid oder schlechte Worte. Onkel Peter wusste sehr gut was er entschieden hatte.

Ich kam nach Hause, setzte mich in mein kleines Büro in unserem Haus. Gordon war für die Firma unterwegs, die Nanny kümmerte sich um die Kinder. Also erbrach ich das Siegel mit der letzten Nachricht meines Onkels an mich. Die Tatsache dass er mich als seine „Geliebte Tochter“ ansprach trieb mir dicke Tränen in die Augen, ich musste weinen über die große Liebe die mir der Bruder meines Vaters entgegengebracht hatte.

„Meine geliebte Tochter,
Wenn Du diesen Brief von mir erhältst dann bis ich nicht mehr bei Euch. Ich habe mein Leben hinter mir. Vielleicht war es etwas zu früh, vielleicht aber war es auch höchste Zeit. Ich weiß ja nicht wann dies alles sein wird. Ich war sehr glücklich dass ich Dich überreden konnte in meine Fußstapfen zu steigen. Mein Gott was ist nur in diesen Jahren geschehen. Nie hätte ich gedacht dass Du eines Tages meine kleine Firma so berühmt machen wirst. Ich bin unsäglich stolz auf Dich, und ein wenig auch auf mich da sich wieder einmal meine Menschenkenntnis bewiesen hat.
Was Du aus nunmehr Deinem Unternehmen gemacht hattest ist einfach unglaublich. Du bist eine der anerkanntesten Architekten dieses Landes geworden, und alle Welt kennt Dich. Ich habe Dir das Unternehmen überantwortet mit der Bitte, dass Du, so es die Geschäfte der Firma erlauben ein Auge auch auf meine Familie wirfst, Meine geliebte Frau Maria braucht hin und wieder jemanden der sie aufrichtet, wenn sie unter der Last der Jahre irgendwann einknickt. Ich bitte Dich auch immer ein Auge auf meine beiden Kinder zu haben, Sie sind nun Deine neuen Teilhaber und ich weiß dass Du mit ihnen sehr gute Partner haben wirst. Ich bitte Dich auch sollte es notwendig sein dass Du ihnen bei der Gründung ihrer eigenen Existenz behilflich bist und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehst. All das kann ich vielleicht nicht mehr tun. Dies ist meine einzige Bitte die ich an Dich habe. Ich habe Dich immer geliebt wie eine Tochter, und nach den tragischen Ereignissen im Jahre 1998 bist Du mir immer mehr eine Tochter geworden. Natürlich fließt auch das gleiche Blut in unseren Adern, aber das war es nicht alleine. Ich habe Dich einfach lieb gewonnen als DU Dich auf den Weg gemacht hast den ich Dir vorgeschlagen habe. Und ich denke dass mein so früh von Dir gegangener Bruder mit Deiner Entwicklung wohl mehr als zufrieden war. Ich bin stolz darauf dass Du nun den Namen unserer Familie weiter bekannt machen wirst. Ich werde den Herrgott bitten Dich in Zukunft vor weiteren Schicksalsschlägen und Krankheiten zu verschonen. Ich werde auch Deine geliebten Eltern von Dir grüßen.

Ich liebe Dich mein tolles Mädchen

Onkel Peter“

Ich saß in der abendlichen Dunkelheit im Wohnzimmer und starrte auf diese letzten Zeilen die ja für mich bereits aus der anderen Welt, der Welt der von uns gegangenen zu mir gekommen war. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf, und dankte zugleich aber auch dem Lieben Gott daß er mich in eine solch wunderbare Familie hineinwachsen ließ. Meine Gedanken waren bei Onkel Peter, Papa und Mama. Ich war auf der einen Seite unendlich traurig dass sie alle nicht mehr um mich waren, aber trotzdem fühlte ich mich ihnen sehr nah. Sehr sehr nah...................

Nun hat sich nocheinmal mein Leben von Grund auf geändert. Ich war die uneingeschränkte Herrin über unsere Firma. War es bis jetzt immer doch so gewesen dass ich jemanden hatte den ich um Rat fragen konnte wenn es um Belange des Unternehmens ging, so waren nun Gordon und ich alleine und wir mussten gemeinsam das Beste daraus machen. Ich berief also vier Wochen nach Onkel Peters Tod eine Versammlung aller Mitarbeiter des Unternehmens ein. Da wir in den letzten beiden Jahren sehr stark expandiert hatten waren mittlerweile in Amerika 127 Leute und in Deutschland nochmals 36 Leute für unsere Firma tätig. Ich hatte nun die Verantwortung für 163 Menschen inne und ich wollte es so gut wie nur möglich machen. Wir machten die erste Betriebsversammlung in New York und ich hatte vor danach eine weitere in San Franzisco, in München oder Berlin zu machen. Ich wollte wissen was meine Schutzbefohlenen so bewegte und wie sie sich ihre Zukunft vorstellten. Außerdem hatten wir unsere beiden Seniors, welche beide in dem Unternehmen auf eine 25 jährige Zusammenarbeit zurückblickten, die ich beide in diesem Rahmen auch ein wenig ehren wollte. Für die Versammlung hatten wir einen kleinen Saal in der Nähe der Firma angemietet und auch fürs Catering wurde gesorgt.

Ich stand bei der Eröffnung oben auf der Bühne und sah auf die Familie unserer Mitarbeiter hinunter. Jedes Gesicht war mir bekannt, ja ich kannte alle ihre Namen, wusste inwieweit sie Familien hatten oder im Begriff waren eine zu gründen. Es war das erste mal dass wir eine solche Versammlung abhielten. Es wurde still im Saal, ich trat nach vor und da erhoben sich die erste Reihe und mit ihnen auch alle anderen und unser Büroleiter sagte kurz: „Wir ehren den Gründer unseres Unternehmens, der heute leider nicht bei uns weilt, mit einer Minute des Schweigens“.

Ich war sehr bewegt, ich wusste nichts von dieser Aktion allerdings wusste ich wie sehr mein Onkel von allen im Hause geschätzt, ja geliebt wurde. Nun standen sie alle vor mir und wir gedachten des Mannes der auch mein Leben so von Grund auf verändert hatte. Nach einer Minute nahmen alle schweigend Platz, und ich begann meine kurze Ansprache:

„Meine lieben Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Zum Ersten danke ich Euch für die Ehre die ihr meinem von mir so sehr geschätzten und geliebten Onkel erwiesen habt. Ihr habt mich damit sehr gerührt. Und ich weiß zu schätzen was für Menschen hier um mich sind. Ich danke Euch!“ Tosender Applaus............
Seit über 15 Jahren bin ich nun ein Teil dieses Unternehmens, viele von Euch kamen durch mich hierher, und wir haben uns alle in der Zeit zusammengerauft. Wir haben aber noch 2 Personen, die waren schon da als ich kam, die waren damals schon viel länger da. Sie waren Mitarbeiter meines Onkels seit der ersten Stunde. Mein Onkel hat diese Kollegen, die mit ihm das Atelier aufgebaut haben, damals vor 30 Jahren, immer sehr geschätzt. Sie waren in seinen Augen immer mehr als nur Mitarbeiter. Sie wurden ihm zu Freunden, und auch ich hatte das Vergnügen sehr intensiv mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ich habe es gelernt sie zu schätzen und ich fühle mich geehrt wenn ich sie heute als meine ersten Freunde hier in Amerika bezeichnen darf. Mein lieber Joe und auch Du Bill, würdet Ihr bitte hier herauf zu mir kommen? Erst mal meine lieben Freunde danke ich Euch für Eure Loyalität, und euren unvergleichlichen Fleiß mit dem ihr dabei geholfen habt aus unserem Unternehmen das zu machen was es heute ist. Ich habe mich noch vor Onkel Peters Tod mit ihm einige male unterhalten wie wir Euch unseren Dank, den Dank der Firma, zeigen könnten. Und wir haben uns darauf geeinigt dass sicherlich eine finanzielle Zuwendung unsere guten Wünsche begleiten würde. Aber ich dachte mir es wär doch auch schön für Euch, etwas in Händen zu haben das ihr auch Euren Kindern und Enkelkindern zeigen könnt. Ich habe daher für Euch beide ein schönes Schmuckstück ausgesucht in welches wir eine Widmung eingravieren ließen. Onkel Peter hatte dies noch in Auftrag gegeben. Hier ist ein Kuvert mit unserer Anerkennung und dazu dieses Schächtelchen. Aber wir hoffen dass ihr uns noch recht lange erhalten bleibt. Leute wie ihr sind nicht leicht zu ersetzen. Ich danke Euch Jungs! ….......... Die finanzielle Zuwendung der Firme belief sich bei beiden Kollegen auf einen Betrag von 100.000 U$, ein Betrag der durchaus die Wertschätzung der Firma reflektierte.
Das „Schmuckstück“ war eine goldene Uhr eines bekannten Schweizer Herstellers in einer Sonderedition mit Edelsteinen für jede volle Stunde. Unsere beiden ältesten Mitarbeiter waren darüber nicht nur sehr gerührt, nein sie waren auch sehr stolz und alle wollten die schönen Uhren sehen.

Danach sprach ich noch über die gute Entwicklung des Unternehmens in den beiden letzten Jahren und ich machte auch alle Mitarbeiter mit meiner Entscheidung bekannt dass auch die Hinterbliebenen meines Onkels in der Firma in der Zukunft ein Wort mit zureden haben. Es wurden noch viele Fragen gestellt und die Antworten wurden sowohl von mir wie auch von Gordon beantwortet, wer eben gerade sich mit der Problematik befasst hatte. Wir sprachen auch darüber, dass wir in den nächsten Monaten einige der Konstruktionsarbeiten in die beiden Büros in Deutschland auslagern werden anstatt hier im Büro Überstunden zu schieben. Das wurde nicht besonders gut aufgenommen, aber ich machte unsere Kollegen darauf aufmerksam, dass es schon einige Gelegenheiten gegeben hat wo wir in New York froh waren von unseren Deutschen Freunden Arbeiten zugeschoben bekommen zu haben als wir in Amerika nicht so sehr viel zu tun hatten. Nach etwa 3 Stunden war der offizielle Part der Versammlung vorbei, und wir gingen zum angenehmeren Teil über. Wir hatten für alle Mitarbeiter von einem Caterer in der Nähe ein erstklassiges Dinner bestellt und dazu gabs Bier und Wein und den einen oder anderen „härteren Saft“ Alles in Allem war die Versammlung ein großer Erfolg, Gordon und ich blieben bis etwa 23:30 (!!!) und ich hörte am nächsten Tag dass ein harter Kern bis um 4 Uhr Morgens weiter gefeiert hatte. Aber alles blieb im Rahmen und es gab auch keine Klagen. Also waren wir sehr froh ob unseres Erfolgs.

In diesen Tagen kam aus München eine neue Anfrage herein über ein großes Einkaufszentrum in Budapest, und unser Mann in München schickte die Anfrage an uns da die Bearbeitung seine Kapazitäten bei weitem überstieg. Da ich gerade wieder einmal mit einer Villa in den Hollywood Mountains beschäftigt war nahm sich Gordon der ersten Evaluation des Projekts an. Ich hörte lange nichts von ihm, und Abends, als wir eigentlich schon nach Hause wollten da fragte er mich ob wir uns nicht ein bisschen zusammensetzen könnten um über dieses neue Projekt zu sprechen. Und dann zeigte er mir die Dokumentation die von einem Generalplaner als Studie gemacht worden ist. Ich blätterte darin und immer mehr begann mich diese Idee zu faszinieren. Das Zentrum sollte in direkter Nachbarschaft mit dem Formula 1 Circuit (dem Hungaro-Ring) errichtet werden. Man wollte etwa 350.000 m² Verkaufsfläche schaffen sowie Büros mit einer Fläche von weiteren 50.000 m². Das war ein gewaltiges Bauvorhaben, es würde einer der größten Einkaufstempel der Welt werden. Gordon war sich nicht sicher ob wir uns da engagieren sollten, aber natürlich sah ich auch ein wenig dass ihn die Geschichte doch reizte. Wir waren eigentlich ausgelastet, so zu etwa 85%. Diese letzten 15% waren ein gutes Polster wenn es mal irgendwo brennt, dann hätten wir ein bisschen Luft und könnten leicht zusätzliche Power in ein solches Projekt einbringen. Aber für die Bearbeitung einer so großen Sache benötigten wir zusätzliche Leute. Das konnten wir mit unseren Leuten die uns zur Verfügung standen nicht machen. Ich fragte noch am Abend erst mal in München wie es denn mit freien Leuten aussähe, und da erfuhr ich dass unsere deutschen Büros nur etwa 45% der vorhandenen Kapazitäten nutzten. Ein Auftrag in den letzten Tagen war verloren gegangen, und somit könnte man Personal abstellen. Nun Gordon und ich wollten erst mal eine Nacht darüber schlafen um uns dann am nächsten Morgen mit ein bisschen Termin und Ressourcenplanung ein Bild von den Arbeiten zu verschaffen.

Ich flog nach England, um mit dem Investor abzusprechen was man sich so vorstellte. Meine Ansprechpartner saßen in Brighton, und als ich da an diesem Novembermittag ankam wurde ich sehr freundlich von unseren neuen Vielleicht-Geschäftspartnern am Flughafen empfangen. Wir fuhren in ein sehr stylisches Büro im Zentrum der Stadt, in einer alten schönen Stadtvilla. Unsere Gespräche fingen sofort an, ich stellte erst mal unser Büro vor und überraschte die Leute mit einigen Clips was wir schon alles gemacht haben. Die Tatsache dass wir diesen Giganten in Baghdad geplant hatten und dort auch die örtliche Bauleitung gemacht hatten, beeindruckte die Leute der Geschäftsleitung sehr, und ich glaube dies gab den Ausschlag für unsere spätere gute Zusammenarbeit. Der langen rede kurzer Sinn. In 2 Tagen die wir intensiv mit technischen Gesprächen verbrachten flog ich mit einem Köfferchen voller Akten wieder nach New York, und wir begannen sofort mit der Arbeit. Ich beschäftigte mich mit dem Einkaufszentrum und Gordon machte sich über das Bürogebäude her. Wir planten ein Shoppingzentrum in Form eines Rennwagens (stilisiert natürlich) und Gordons Bürokomplex wurde wie ein Flughafentower darangesetzt. Nach etwa 4 Wochen hatten wir unsere Präsentation mit einer Kostenkalkulation fertig. Alles wurde nun noch in eine ansprechende Präsentation gebracht und dann machte ich mit den Leuten in Brighton einen neuen Termin um ihnen unsere Ergüsse zu erläutern. Diesmal begleitete mich Gordon nach England und nach 3 Tagen hatten wir einen Teil der Geschäftsleitung auf unserer Seite. Allerdings hatte der Chef der Finanzabteilung noch Einwände da ihm alles ein wenig zu teuer geplant erschien. Wir versuchten ihn umzustimmen indem wir Kosten Nutzen Rechnungen aufstellten die eine Amortisation des Komplexes in 15 bis 18 Jahren aufzeigten. Nun wir fuhren erst mal ohne Vertrag ab, wir beide waren etwas enttäuscht. Wir glaubten eigentlich den bestmöglichen Entwurf geliefert zu haben. Danach hörten wir über Wochen nichts. Es verging ein Monat und dann noch eines, und eigentlich hatte ich das Projekt abgeschrieben. Es dauerte in Europa eigentlich nie länger als 6 Wochen bis eine Entscheidung gefallen ist. Nach fast 3 Monaten erhielt ich jedoch einen Telefonanruf in dem wir gebeten wurden nach Brighton zu kommen um Vertragsverhandlungen zu beginnen. Na also, geht doch!

Unsere Gespräche in Brighton waren in den ersten Tagen alles andere als erfreulich. Man wollte uns dazu veranlassen unser Konzept völlig hinzuschmeißen und uns einiger Vorschläge der Konkurrenz zu bedienen. Ist natürlich für uns ein absolutes NOGO. Also hörten wir uns die Vorschläge an und nach 2 Tagen erklärte ich den Leuten am großen Tisch, dass eine derartige Handlungsweise nicht in unserer Politik entspräche. Außerdem wenn man schon diese Vorschläge der Konkurrenz so passend fände, wär es doch nur recht und billig der Konkurrenz auch den Auftrag zu erteilen. Und wir betrachten damit unsere Gespräche als beendet. Schweren Herzens wollte ich mich von der Runde verabschieden, da wurden wir noch gebeten ein paar Minuten zu warten, der Präsident des Unternehmens wolle uns noch kurz sehen. Na gut, wir hatten bis zu unserem nächsten möglichen Flug nach Hause noch etwa 6 Stunden Zeit. Nach weniger als 5 Minuten erschien ein sehr großer Herr in tadelloser Kleidung, der am Konferenztisch Platz nahm und bat seine Mitarbeiter ihn kurz über den Stand der Dinge zu informieren. Was auch geschah. Allerdings eben nicht vollständig. Man teilte ihm nur lakonisch mit dass wir uns den Änderungswünschen des Auftraggebers nicht beugen wollten und soeben unser Angebot zurückgezogen hätten. Patric O'Neal war allerdings ein Fuchs. Er bat mich mit sehr blumigen Worten Ihm doch kurz noch einmal zu erklären warum unser Rückzug so überraschend kam. Nun also erklärte ich ihm dass wir aus ethischen Gründen niemals die Ideen eines fremden Architekten als die unseren verkaufen würden. Genau dies sei allerdings von uns verlangt worden. Aus diesem Grund hätten wir unser Angebot zurückgezogen. Ohne mich auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen lauschte O'Neal meinen Ausführungen um danach seinen Chefeinkäufer und noch weiteren 2 Mitarbeitern zu einem 8 Augen Gespräch zu bitten. Nach etwa 30 Minuten kamen alle zurück. Der Chefeinkäufer allerdings war nicht mehr dabei. O'Neal kam auf unsere Seite des Tisches und bat die Verhandlungen auf der Basis unseres Angebotes noch doch weiterzuführen. Nach weiteren 3 Stunden hatten wir einen Vertrag mit unserem Irischen Partner, als Unterschrift stand nun nicht die des Einkäufers sondern die des Generaldirektors des Unternehmens. Ich habe den Chefeinkäufer nie wieder gesehen. Ich denke er wurde an diesem Tag ohne großes Aufhebens aus dem Unternehmen entfernt. Viel viel später erfuhr ich dass der gute Mann sich von unserer Konkurrenz kaufen ließ um an den Auftrag heranzukommen. Aber im Unternehmen hatte man ihn schon lange vor diesem Incident mit uns erkannt, man stellte ihm eine Falle, und ohne dass wir es wussten haben wir in diesem bösen Spiel mitgespielt. Naja, in Amerika Geschäfte zu machen war weiß Gott nicht so einfach, aber die Europäer haben mittlerweile nachgezogen. Und ihre Aktionen waren noch viel perfider als die auf unserer Seite des Atlantiks. Nun wir begannen sofort unsere Ideen sprießen zu lassen. Gordon und ich wir waren beide tagelang in unserem Büro und bald hatten wir unsere Ideen in ein machbares Design umgesetzt, das Ausarbeiten der Pläne überließen wir nun unserem Konstruktionsbüro. Natürlich arbeiteten die Damen und Herrn dort unter unserer Anleitung und unter unserer intensiven Kontrolle.Wir waren ja beide vor einigen Jahren in Abu Dabi und haben uns dort den F1 Ring angesehen. Einige der Ideen von dort flossen auch in unser Design, aber mehr damit wir eine gewisse Verwandtschaft herstellten. Wir ließen diese speziellen Spielereien mit Unterhaltungspark weg, aber unsere Shoppingmalls waren mit Sicherheit noch spektakulärer als alles was es ansonsten an diesen Rennstrecken gab. Aber wir planten 12 Kinosäle ein, und Boutiquen von all den großen Marken, dazu ein Elektromarkt und noch jede Menge anderer Bekleidungsgeschäfte. Der Bürokomplex wiederum war vorgesehen für Firmen die irgendwas mit Autos zu tun haben. Aber auch einige Eventmanagement Organisationen haben sich bereits angemeldet. Es war vorgesehen etwa 45.000 m² Bürofläche und cca. 350.000 m² Verkaufsfläche zu schaffen, Dazu kamen weitere etwa 30.000 m² für Verwaltung und Technik. Als Bauzeit errechneten wir in etwa 16 bis 18 Monate. Wir hatten eine sehr gute Crew in München die die örtliche Bauleitung machen sollten, also alles in Allem waren wir gut vorbereitet. Nach 6 Wochen hatten wir unsere Präsentation fertig und so meldeten wir uns bei unserem Kunden in Brighton an um unsere präzisierten Vorschläge vorzulegen. Diesmal bat man uns direkt nach Budapest zu kommen, damit auch die ungarischen Betreiber der Rennstrecke in die Gespräche eingebunden werden konnten. Eine Woche später war ich zusammen mit Gordon und einer unseren Juniorarchitektinnen, Rita, unterwegs nach Budapest. Der Flug diesmal war nicht so angenehm da wir immer wieder durch Turbulenzen mussten, aber Schluss endlich kamen wir alle drei doch wohlbehalten in der ungarischen Hauptstadt an.
Wir wurden am Airport von unserem Kunden abgeholt und in das Hilton Hotel auf der Fischerbastei gefahren. Das Hilton in Budapest strahlte trotz einer Generalsanierung vor einigen Jahren immer noch den etwas anrüchigen Charme einer alten kommunistischen Metropole aus, obwohl man eigentlich aus dieser Zeit nichts mehr spürte. Man hatte uns dort eine sehr nette Suite reserviert. Wir machten uns erst mal frisch um dann nach etwa einer Stunde in eine erste Besprechung mit unserem Kunden zusammensetzten. Man erklärte uns die Gangart des Ungarischen Hungaro-Ring Betreibers. Waren offensichtlich richtige Schlitzohren die Söhne der Puszta. Aber gut, die hatten in den letzten 30 Jahren natürlich auch was gelernt. Noch verwunderlicher sollten wir aber erst werden als wir feststellten, dass die meisten Verantwortlichen Gesprächspartner auf der ungarischen Seite gestandene Damen waren.

Wir wurden zum Abendessen in das nahe berühmte Restaurant der Halas Bastei eingeladen. Es war ein netter Abend mit Zigeunermusik und hervorragend zubereitetem Fogosch, einem typischen Budapester Fischgericht. Zu fortgeschrittener Stunde als die Musik sich schon verabschiedet hat musste ich mich noch ans Klavier setzen und die Gesellschaft unterhalten. Ich spielte allerdings ein bisserl moderner, obwohl auch schon etwa 30 Jahre alt. Den wunderschönen Song der Rolling Stones „She's a Rainbow“ und danach noch dieses lustige Klavierstück einer holländischen Gruppe aus den 60-er Jahren „Princess Toben“. Allerdings ließ ich mir auch nicht nehmen als Hommage an Ungarn zum Abschluss noch die „Ungarische Rhapsodie Nr. 2“ von Franz Liszt zu spielen und besonders die ungarischen Besucher im Restaurant flippten danach beinahe aus. Eine „Amerikanerin die Liszt spielte hatte man hier noch nicht gehabt. Na gut, Mir hat's Spaß gemacht. Und es hat uns alle einander etwas näher gebracht. Unsere englischen Freunde waren wohl ein bisserl beeindruckt von meinen Künsten, aber das wollten wir ja auch damit erreichen.

Wir waren froh als wir gegen 2 Uhr morgens unser Hotelzimmer erreichten und fielen in einen tiefen erfrischenden Schlaf. Am nächsten Tag war ein Meeting anberaumt für 10 Uhr, (Gott-Sei-Dank doch so spät) und somit hatte ich genügend Zeit um mich zurechtzumachen und auch noch das Frühstücksbuffet im Hilton auszuprobieren. Als wir dann gegen 10 Uhr zu der Rennstrecke kamen waren unsere Gesprächspartner schon versammelt und wir konnten direkt loslegen. Ich begann meinen Vortrag, die Vorstellung unseres Projekts und die Ideen die dahinter waren. Ich sprach inclusive der Präsentation etwa 2 Stunden. Niemand unterbrach mich all hörten stillschweigend zu. Am Ende erntete ich viel Applaus, nur wenige Fragen wurden gestellt und keinerlei Einwände gegen irgend einen Punkt wurden laut. Die Vertreter der ungarischen Betreiber waren verblüfft und auch sehr beeindruckt. Wir sprachen noch über verschiedene Materialien die ich vorgesehen hatte und zu meiner größten Verwunderung wurde hier alles abgenickt. Also von mir aus konnte das Projekt beginnen. Es gab noch einige kleinere Probleme mit der Finanzierung, aber nachdem die EU in Brüssel bereits grünes Licht über einen namhaften Europakredit gegeben hatte, waren auch weitere Geldgeber sehr schnell auf den Zug aufgesprungen. Man versicherte uns dass in etwa 4 Wochen die gesamte Finanzierung stehen würde. Das war eine gute Nachricht denn somit konnte ich schon mal unsere Leute in München für das Projektmanagement vorbereiten. Das Einkaufszentrum wird in der Form eines riesigen Formula 1 Rennwagens über 2 Stockwerke alle die Geschäfte groß und klein einschließen. Der Büroturm von Gordon stand wie ein Flughafentower im Zentrum. Alles in allem ein sehr spektakuläres und interessantes Design. Unsere ungarischen Freunde waren ganz aus dem Häuschen.

Aber wir alle wussten dass es bis zur Fertigstellung noch ein weiter Weg war. Wir erhielten noch den Auftrag für die Örtliche Bauleitung und somit war unser Team welches uns schon in Baghdad sehr gute Dienste erwiesen hatte auch wieder hier im Geschäft. Wir hatten noch einige Gespräche über technische Details, und dann beschlossen Gordon und ich nach München zu reisen um dort zu sehen wie es mit unseren Leuten dort stand.

Nach 2 Tagen Budapest war es dann soweit, wir erreichten München an einem Sonntag Morgen, natürlich haben wir unsere Leute nicht aufgescheucht, sie hatten doch auch ein Anrecht auf ein ruhiges Wochenende, es würde in der nächsten Zeit ja sowieso recht hektisch für sie werden. Ich fuhr zusammen mit Gordon nach Grünwald, und wir richteten uns da für ein paar Tage ein. Natürlich lief ich auch mal schnell über die Straße, um meine geliebte Freundin Linda zu besuchen.

Großes Hallo !! Wie lange bleibt ihr und was gibt’s neues ?????

Linda ging es gut, und auch ihr Mann sah blendend aus. Wir beschlossen am Abend zum Essen zu fahren, irgendwohin in die Stadt, wieder mal was deftiges bayerisches zwischen die Zähne, da freute ich mich schon drauf.

Es wurde ein wunderschöner Abend zusammen mit guten Freunden. Gordon fühlte sich ebenso wohl mit ihnen wie ich auch und ich glaube wir waren wieder einmal die letzten die das Restaurant verließen. Es muss wohl so gegen 01:30 gewesen sein, und ich denke das Personal war schlussendlich froh uns los zu sein, aber Gordon gab ein beinahe schon fürstliches Trinkgeld als er die Rechnung bezahlte, und das hat sie wohl alle ein wenig beschwichtigt. Wir fuhren nach Hause, Unsere Freunde bestanden darauf dass wir am nächsten Tag Abends bei ihnen zum Abendessen erscheinen würden was wir dann eben auch versprachen.

Frühmorgens holte ich mein nun schon etwas in die Jahre gekommenes Auto aus der Garage, alles war aber immer noch tadellos in Ordnung, ein bisserl Öl nachgefüllt und er sprang an als ob er erst gestern abgestellt worden wär. Wir fuhren ins Büro in Nymphenburg. Es gab ein riesiges Hallo und man war ein wenig mokiert darüber dass wir so völlig unangemeldet ins Büro kamen, aber irgendwo hatte man uns doch erwartet da man ja wusste dass wir in Budapest waren. Wir baten erst mal alle unsere Mitarbeiter zu einer Besprechung in das Konferenzzimmer, und dann teilten wir eben mit dass wir ein Großprojekt an der ungarischen Formel 1 Rennstrecke haben und wir wieder einmal eine Crew zusammenstellen mussten um die örtliche Bauleitung zu organisieren. Wir setzten auf die gesamte Crew die uns schon in Baghdad gute Dienste erwiesen, nur das sekundäre Personal wurde etwas zusammengeschnitten. Alles in Allem wählten wir 12 Leute aus die das Projekt begleiten und managen sollten. Und außerdem wollte ich einen Großteil der konstruktiven Arbeiten im Münchner Büro machen lassen, was auch die Arbeitsplätze der restlichen Mitarbeiter für längere Zeit wieder sicherte.

Wir verbrachten den Rest des Tages mit Gesprächen was zu tun war, wir unterhielten uns mit den Topcrew Mitgliedern über unsere Aufgaben und was wir an wöchentlichen und monatlichen Berichten an den Auftraggeber zu erstellen hatten. Wir luden die ganze Crew des Büros dann für den nächsten Tag zu einem Abendessen ein, erst für den nächsten Tag, da wir heute Abend ja bei Linda zum Abendessen eingeladen waren.

Nach dem Abend den wir mit unseren Mitarbeitern verbracht hatten (Gott wir haben wieder einmal herrlich geschlemmt) flogen wir am darauf folgenden Tag wieder zurück nach New York.

Als wir nach 4 Tagen wieder in New York waren, lagen bereits die Vertragsunterlagen auf meinem Tisch. Ich las mich in aller Ruhe durch, gab sie dann weiter an Gordon da ich auch seine Meinung wissen wollte bevor ich alles Onkel Peter vorlegte, um ihn um seinen Sanktus und die Unterschrift zu bitten. Wir mussten diesmal nichts korrigieren. Unsere irischen Auftragsgeber hatten keinerlei Fallen eingebaut und alles entsprach dem was wir bei unserem Besuch in Budapest vereinbart hatten. Der Vertrag wurde von Onkel Peter und mir unterschrieben und zurückgeschickt. Wir konnten beginnen. Die erste Arbeit war eine ordentliche Baufirma zu finden mit denen wir dieses Projekt realisieren konnten.

Da nun erst mal unsere Zeichner gefragt waren um unsere Ideen zu Papier zu bringen, hatte ich etwas Zeit um mich auch wieder mal der Weiterentwicklung meiner Klavier spielerischen Fertigkeiten zu widmen. Ich hatte ja mal vor Jahren einen wunderbaren Pianisten kennengelernt der mich damals in verschiedenen Techniken unterwiesen hat, und ihn suchte ich nun wieder einmal auf um ihn zu bitten mich doch wieder ein wenig zu „trainieren“ Mr. Welsh war mittlerweile ein fast 80-jähriger alter Herr, mit dem ich mich wunderbar verstand. Und er nahm mich mit Freuden in den Kreis seiner Schüler auf und wir probten sehr viel und er zeigte mir auch einige Tricks mit denen ich vielleicht ja sogar Valentina bei unserem nächsten Treffen beeindrucken konnte. Ich lernte mit ihm zusammen auch einige modernere Stücke, die mir zwar nicht so gut gefielen die aber technisch sehr anspruchsvoll waren. Ich ging 10 Tage jeden Abend zu ihm um für 2 Stunden meine Finger zu üben. Es erstaunte mich immer wieder was er doch aus meinen Händen herausholte. Leider musste ich nach 10 Tagen wieder aufhören da meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit in der Firma wieder verlangt war.

Wir verbrachten viel Zeit zu Hause die Gordon und ich gemeinsam mit unseren beiden Kindern verbrachten. Meine kleine Prinzessin war ganz hin und weg von ihrem Brüderchen, und sie benahm sich auch wie eine große Schwester. Wenn Peter mal Unmutsbezeugungen machte, sei es wegen einer gerade nassen Windel oder einer 2 minütigen Verspätung der Flasche dann war unsere kleine Prinzessin es die uns dann sofort auf unsere Nachlässigkeit hinwies. Etwas das mir auch unsere Nanny erzählte wenn wir im Büro unserer Arbeit nachgingen.

Ich genoss es auch sehr mich mal an mein Klavier zu setzen und eine Stunde zu spielen. Besonders im Sommer standen dann öfter mal Leute auf der Straße und lauschten meinem Spiel. Die Straße in der wir wohnten kannte man auf dem ganzen Eiland und immer wieder kamen Menschen vorbei nur um diese Deutsche Klavier spielen zu hören. Ich spielte meistens Liszt und Chopin, aber am Sonntag Morgen wenn ich dazu kam war es immer Schuberts Ave Maria. Viele Menschen sprachen mich auch auf der Straße an, ob ich denn auch Konzerte gäbe, man würde mich so gerne mal länger hören. Nun ich erklärte dann halt immer dass ich wegen meines Berufes dazu keine Zeit hätte. Aber dann veränderte sich wieder einmal etwas und ich brach mit meinem vor Jahren getroffenen Entschluss.
Und das kam so:

In unserer Nachbarschaft wohnte ein Ehepaar, die irgendwo aus dem Mittleren Westen nach New York gezogen waren wo der Mann eine Anstellung bei einem Rundfunksender hatte. Ich würde nicht sagen dass wir mit dem Ehepaar befreundet waren, aber es kam schon mal vor dass ich mit der jungen Frau die so in meinem Alter war vorm Haus stand und wir uns über Kinder unterhielten, Ich denke sie war ein wenig traurig wenn sie meine beiden Diamanten sah, und ich denke es gab wohl irgendwelche Gesundheitsprobleme bei den Beiden, denn es waren keine Kinder in Sicht. Aber eines Tages merkte ich dass Mrs Stone eine kleine Rundung an ihrem Bäuchlein bekam. Da ich immer etwas direkt bin und ich auch am Gesicht von ihr feststellen konnte, dass sie wohl schwanger war, fragte ich sie einfach danach. Und ein bisschen scheu aber doch mit sehr viel Freude erzählte sie mir dass es nun nach 10 Jahren tatsächlich geklappt hätte und sie nun in guter Hoffnung sei. Ich dachte mir das sei eine gute Gelegenheit meine Nachbarin doch mal auf einen Kaffee einzuladen, und so fragte ich sie spontan ob sie nicht auf ein kleines Schwätzchen hereinkommen möchte. Sie war erst unschlüssig aber dann überredete ich sie vor allem da ihr Mann wie sie mir erzählte haute Abend nicht nach Hause kommen würde. So wurden wir Freunde, und bald besuchte sie uns auch mit ihrem Mann und wir genossen es nun auch hier richtige nette Freunde gefunden zu haben. Ann war nicht sehr gesund, hatte immer wieder mit verschiedenen Frauenproblemen zu tun, aber sie war wohl in guten ärztlichen Händen und somit freuten sich die Beiden sehr intensiv auf ihren Nachwuchs.

Die Monate vergingen und Ann's Körperumfang wurde immer größer bis ich eines Tages spät Nachts sah dass ihr Mann sie mit einer kleinen Reisetasche ins Auto brachte und die Beiden wegfuhren. In die Klinik wie ich richtig tippte. Am nächsten Vormittag rief mich Mathew an und erzählte mir stolz dass Ann in den frühen Morgenstunden einen Sohn geboren hatte. Mutter und Sohn seien wohlauf und alles sei wunderbar. Ich bat danach meine Sekretärin einen schönen Blumenstrauss zu besorgen und so schrieb ich noch ein paar Zeilen dazu und wir schickten am Abend die Blumen zu unserem Nachbarn mit unseren besten Grüßen.

Nach 3 Tagen kam Ann nach Hause und so ging ich an einem der nächsten Tage vormittag hinüber zu ihr um ihr noch persönlich zu gratulieren und mir unseren kleinen Nachbarn auch anzusehen. Klein Mathew war ein entzückendes kleines Etwas. Er schlummerte tief in seinem Bettchen und ich brauchte lange um mich von ihm loszureissen. Ich trank mit Ann eine Tasse Tee, sie offerierte mir dazu noch ein Stück „Cheesecake“ den sie selber gemacht hatte wie sie mir stolz erklärte. Der Kuchen war wunderbar, der Tee war heiß und tat mir sehr gut. Ich war glücklich dass unsere Nachbarfamilie nun so glücklich war. Alles war in bester Ordnung.

Es vergingen wohl so knappe 4 Jahre bis ich eines Tages Ann in Tränen aufgelöst an meiner Haustüre fand. Ich war zutiefst erschrocken und nahm sie sofort mit ins Haus wo ich sie dann fragte was den mit ihr los sei. Und da erzählte sie mir die entsetzliche Geschichte ihres kleinen Sohnes welchen sie in den frühen Morgenstunden in die Klinik bringen musste. Klein Mathew hatte eine akute Leukämie, der Kleine hatte Blutkrebs. Es war wichtig so schnell wie möglich einen Knochenmarkspender für ihn zu finden. Ich war am Boden zerstört, wusste ich doch selber nur zu gut was diese Diagnose bedeutete. Sie wollte nun am Nachmittag zum Pfarrer unserer Kirchengemeinde gehen um ihn zu fragen ob er ihr nicht mit einem Aufruf in der Sonntagspredigt helfen könne so viele Menschen wie möglich anzusprechen. Ich erbot mich sie zu begleiten, und so gingen wir zusammen nach dem Mittagessen zum Pfarrhaus welches nur 2 Straßen entfernt lag. Wir trafen den Herrn Pfarrer an und Ann erzählte ihm in Tränen aufgelöst ihren Schicksalsschlag. Und sie erklärte ihm auch ihre Bitte. Pater Joseph hörte ihr ruhig zu, danach versuchte er sie erst mal zu beruhigen, und versprach ihr natürlich zu helfen mit allem was ihm zur Verfügung stand. Und dann meinte er auch noch dass wir ja vielleicht einen Event organisieren könnten in dem nochmals eine Anzahl von Menschen für eine Typisierung angesprochen werden könnten. Ja was sollten wir da bloß machen. Uns fiel nichts ein, wir waren keine großen Eventmanager, ja wir wussten gar nicht womit wir Menschen hier überhaupt soweit interessieren konnten, um sie in den Gemeindesaal zu bringen und dort sich zur Vefügung zu stellen für eine DNA Probe. Da meinte Pater Joseph meinte dann beiläufig wir sollten uns mal etwas überlegen, vielleicht einen Bunten Abend, oder besser sogar noch einen Konzertabend. Und das gab mir die zündende Idee. Ich hatte ja schon einmal sehr erfolgreich vor einem größeren Publikum Klavier gespielt. Vielleicht konnten wir dies ja hier in New York wiederholen. Und wenn wir keinen Eintritt verlangen würden, würden vielleicht auch Leute kommen die Musik mögen und die vielleicht mein Spiel auch gerne hören mögen. Als ich meine Idee andeutete da meinte Pater Joseph, dass dies wohl eine brillante Idee wäre, da ich durch meinen Bekanntheitsgrad nicht nur in New York sondern ja landesweit einen recht bekannten Namen hatte. Wir beschlossen diese Möglichkeit ins Auge zu fassen und uns in den nächsten Tagen damit zu beschäftigen.

Nun, die Dinge begannen sich zu entwickeln, dabei wurden wir jedoch auch durch die Sorge um Klein Mathew getrieben und nach 4 Wochen eifriger Werbung und Ankündigungen in Rundfunk und lokalen Zeitungen, hatten wir Voranmeldungen für 6.000 Tickets. Der vorgesehene Saal fasste gerade einmal 400 Personen. Nun war guter Rat teuer. Und da kam uns eine TV Anstalt in New York zu Hilfe. Sie boten uns an die Technik für eine Open Air Übertragung in einem örtlichen Fußballstadion kostenlos zur Verfügung zu stellen, alles aufzubauen und uns das nötige Personal zur Verfügung zu stellen um die Anlagen zu betreiben (Tonanlage und riesige Videowand sowie 3 Kameras für ein riesiges Event). Nun bekam ich hier allerdings etwas Kalte Füße, die Fernsehanstalt hat dies alles zur Verfügung gestellt und wollte dafür das Konzert aufzeichnen und ein paar Tage später über ihren Sender ausstrahlen. Für unsere Bedürfnisse wär das natürlich ein phantastisches Forum. Die ganze Ostküste könnte dies dann sehen aber ich war natürlich keine berühmte Pianistin. Da fiel mir auch noch Valentina ein und so rief ich ihr Management an und fragte an ob sie nicht hier ebenfalls mit mir mit auftreten würde. Natürlich für Gottes Lohn, aber ich hab's halt probiert. Das Management sagte mir direkt kategorisch ab. Nun gut, ich hab's halt versucht. Zwei Tage später erhielt ich einen Telefonanruf meiner lieben Freundin Valentina. Sie fragte mich ein wenig aus über den Grund für unser Event und was denn mich bewogen hätte ihr Büro da auch anzurufen. Nun ich erklärte ihr die Situation, und dass wir so viele Leute ansprechen wollten wie nur irgend möglich. Sie fragte mich noch wann dies sein sollte. Ich erklärte ihr dass es in genau 10 Tagen stattfindet. Und plötzlich sagte sie dass sie in 5 Tagen da sein würde und ich möchte ihr doch ein Hotelzimmer in Staten Island reservieren, sie würde gemeinsam mit mir bei dem Konzert spielen. Nun war ich völlig außer mir.

Die ganze Organisation und auch die PR – Arbeiten liefen nun natürlich voll auf diese große Pianisting Valentina zu. Wir ließen noch einmal ein paar Plakate drucken und auch im Rundfunk wurde Valentina in unserem feinen kleinen Kreis angekündigt. Wir verteilten noch einmal etwa 1000 Tickets mehr und dann kam auch der Tag an dem ich Valentina vom Flughafen abholte. Ich nahm die große Stretch-Limo aus unserem Firmencarpark, mit Chauffeur, sodass ich auf der Fahrt mich ganz meiner Freundin widmen konnte. Als Valentina durch den Ausgang kam erspähte sie mich auch sofort, und wir fielen uns in die Arme und waren wie zwei alte Freundinnen die sich seit Kindertagen kannten. Unser Chauffeur kümmerte sich ums Gepäck und wir gingen Arm in Arm aus dem Terminal raus wo unser Fahrer gerade die beiden Koffer abgestellt hatte. Er bat mich ein paar Minuten zu warten da er den Wagen vorfahren wollte. Wir stiegen ein, und dann kamen die ersten Valentina Fans die sie nun erkannten und wollten Autogramme. Geduldig schrieb Valentina so 10 oder vielleicht 15 Autogramme und dann fuhren wir los. Ich erklärte meiner Freundin dass ich sie gerne bei uns im Haus unterbringen würde, das gäbe uns ein bisschen mehr Zeit zusammen. Ich denke dieser Gedanke gefiel ihr sehr gut. Wir erreichten unser Haus nach etwa einer Stunde.

Ich führte Valentina erst mal durchs neue Haus, dann zeigte ich ihr das Apartment welches ich für sie vorgesehen hatte, und danach wollte ich sie ein wenig zur Ruhe kommen lassen. Es war wohl so gegen 17:30. Ich sagte ihr wenn sie glaubt ausgeruht zu sein dann würden wir sie gerne im Wohnzimmer begrüßen. Ich war sehr erstaunt als sie so nach einer Stunde bereits frish und aufgekratzt im Wohnzimmer erschien, und so setzten wir uns danach bald zu Tisch und ließen uns das Abendbrot schmecken. Es gab medaillons mit einer Pilzsauce und Curryreis. Dazu tranken wir einen wunderbaren kalifornischen Rose. Zum Nachtisch Gabs eine Chokomusse mit Sahne. Es hat uns allen gut geschmeckt, und ich erntete viel Lob ob meiner immer besser werdenden Kochkünste.

Danach saßen Gordon und ich mit Valentina zusammen und sprachen über all die Dinge die in den letzten Monaten geschehen waren in denen wir uns nicht gesehen hatten. Ich leitete das Gespräch langsam auf das anstehende kleine Konzert hin, und somit waren wir dann schnell dabei Pläne zu schmieden was wir unserem Publikum bieten wollten um sie möglichst zahlreich für eine Knochenmarkspende zu begeistern.

Am Tag unseres kleinen Privatkonzertes begann ich schon frühmorgens mich am Klavier ein bisschen aufzuwärmen und so klimperte ich gegen 07:30 in meinem Klavierzimmer schon frisch drauf los. Ich spielte ein paar Stücke unseres Repertoires und dann variierte ich Schuberts Ave Maria. Ich spielte alle Möglichkeiten durch, ein paar Triller, langsame und schnelle Passagen. Ich beschäftigte mich damit sicherlich so 30 oder 45 Minuten. Ich saß an meinem Klavier und die Welt rund um mich existierte nicht mehr. Nur diese wundervolle Schubertmusik. Dann aber hatte ich das Gefühl als ob mich jemand ansieht, ich spührte förmlich die Blicke in meinem Rücken. Ich unterbrach mein Spiel und drehte mich um. Valentina saß da in einem der bequemen Polsterstühle mit geschlossenen Augen und ihre Hände spielten gemeinsam mit mir auf einem imaginären Klavier. Als ich aufhörte zu spielen wurden auch ihre Hände ruhig, und nach ein paar Sekunden öffnete sie die Augen, sie stand auf und klatschte leise. Und dann bekam ich ein umwerfendes Kompliment von ihr. „Das war einzigartig, Du solltest Dich mehr mit dem Klavier beschäftigen, soviel Gefühl in diesem Lied unseres gemeinsamen Freundes Schubert habe ich noch nie gehört.“ Dann kam sie zu mir ans Klavier und meinte: Lass uns dies mit vier Händen versuchen. Ich denke das könnte heute ein absolutes Highlight werden.“ Nun da hatte ich meine Bedenken, da ich eigentlich nur sehr sehr selten vierhändig gespielt hatte in der Vergangenheit. Aber da zeigte sich die Klasse dieser wunderbaren Pianistin. Nach einer Stunde klappte es ganz gut und zu Mittag waren wir eigentlich perfekt. Wir beschlossen „unsere“ Version von diesem wunderschönen Lied gemeinsam zum Ende unseres Konzerts dem Publikum vorzuspielen.

Gegen 18:15 fuhr ich mit Valentina zur Konzerthalle die nur etwa 10 Gehminuten von unserem Haus entfernt war. Wir kamen dort an und Valentina checkte die beiden Klaviere ab. Es waren zwei sehr schöne neue Bösendorfer Flügel. Wir hatten die von der Geschäftsstelle von Bösendorfer in New York geliehnen bekommen, Valentina hat einen besonders guten Draht zu den Leuten von Bösendorfer in Wien und die haben eine Anweisung gegeben. Uns somit hat dann auch alles wunderbar funktioniert. Kostenlos, toll!!!

Wir hatten noch eine ¾ Stunde Zeit bis unser kleines Konzert begann, und Valentina meinte wir sollten uns noch ein wenig mit der Umgebung vertraut machen, auch klimperten wir noch ein wenig auf dem Klavier herum, und so verging die Zeit im Flug. Es wurde 19:00 Uhr und somit war es an der Zeit zu beginnen. Ich hatte ein sehr schönes schwarzes Abendkleid an, Valentina war ganz in rot. So ging ich erst mal raus und hielt meine kleine vorbereitete Rede.

„ Meine lieben Freude, ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Abend und ich hoffe dass Ihr ihn auch genießen werdet. Wie ihr ja mittlerweile wisst geht es mir in erster Linie darum um für unseren kleinen Nachbarn Mathew dessen Eltern wir alle gut kennen, eine finanzielle Basis schaffen möchte für die Behandlung seiner Leukemieerkrankung. Ich bitte Euch alle wenn ihr den Saal wieder verlasst, greift ganz tiet in Eure Geldbörse sodaß wir wenigstens die finanziellen Probleme von Mathew und seinen Eltern abwenden können. Gebt was ihr geben könnt, je mehr umso besser. Aber ihr solltet das auch nicht umsonst geben, ich habe die große Ehre Euch eine Dame vorzustellen, die ich seit einiger Zeit meine Freundin nennen darf. Bitte heißt mit mir die großartige Valentina Lisitsa willkommen“ Und dann gab es tosenden Applaus im Saal. Es waren etwa 1.300 Leute da und der Saal bis auf den letzten Platz restlos gefüllt. Valentina kam nun aus der Seite ebenfalls auf die Bühne und nochmals brandete der Applaus auf und all die Menschen bekundeten ihre Freude über eine so großartige Pianistin die sich auf den langen Weg zu uns hier nach Staten Island gemacht hatte. Danach nahm Valentina am Klavier Platz und spielte einige ihrer so wunderschönen Pianostücke von Rachmaninow, Beethoven und auch Edvard Grieg. Nach etwa einer ¾ Stunde machte sie dann eine Pause und in der nächsten ½ Stunde unterhielt ich unsere Gäste mit etwas modernen Komponisten sowie verschiedenen Filmmusik. Der danach fast nicht endende Applaus zeigte mir dass auch mein Spiel recht gut ankam. Valentina kam dann wieder auf die Bühne und dann spielten wir vierhändig das wunderschöne Ave Maria von Schubert. Wir konnten sehen wie ergriffen die Audienz von unserem Spiel war, Der ganze Saal stand auf und klatschte uns Beifall. Es fühlte sich unheimlich schön an. Es war wie damals in München.........

Nach dem Ende des Konzerts blieb jeder an den an den Ausgängen aufgestellten Boxen noch stehen und steckte seine Spende in den Schlitz an der Oberseite. Nachdem der Saal wieder leer war holten wir die 4 Boxen wieder in den Büroraum und öffneten sie. Wir waren etwa noch gut 3 Stunden mit Geldzählen beschäftigt. Der Erlös unserer Spenden Aktion betrug sagenhafte 597.540 U$. Damit könnte Mathew für lange Zeit in der Mayo Clinic behandelt werden. Nach Abzug aller Kosten für Saalmiete und Strom blieben noch fast 550.000 U$ für den kleinen Jungen. Die Menschen in der Nachbarschaft sahen Gordon und mich nun als Lichtgestalten an, ein Zustand der mir unangenehm war. Ich dachte nie dass wir soviel Resonanz auf diese Aktion bekommen würden. Valentina blieb noch einen Tag länger um dann nach LA zu fliegen wo sie ein großes Konzert hatte. Sie war der eigentliche Magnet dieser Aktion und ich dankte ihr es mit einer kleinen DVD in der ich das Konzert zusammenstellte und ihr überreichte. Sie freute sich darüber sehr und unsere Freundschaft vertiefte sich noch inniger, --- soweit dies noch ging.

In einer kleinen Feier übergaben wir 2 Tage nach dem Event an Mathews Eltern Ann und Robert das eingespielte Geld und versprachen ihr auch ihr in der Mayo Klinik zur Seite zu stehen. Ich kannte ja viele der Professoren dort aus meiner eigenen Zeit die ich dort verbracht habe. Mit dem Geld konnte eine großangelegte Typisierungsaktion gestartet werden. Es wurden mehr als 750 Freiwillige untersucht und --- ja tatsächlich waren 2 darunter deren Daten vielversprechend waren. Mathew wurde innerhalb von wenigen Wochen operiert, die Knochenmarkspende schlug sehr gut an und sein Leben konnte so gerettet werden. Ich stand auf der Treppe zu unserem Haus als Ann eines Tages aus dem Auto ausstieg zu mir gerannt kam und mich weinend und lachend zugleich umarmte. Wir tranken ein Glas Champagner zusammen und sie erzählte mir dass die neuesten Blutuntersuchungen nun von Woche zu Woche besser wurden. Ich habe noch nie jemanden so glücklich gesehen.................

In diese Zeit fiel auch eine Begebenheit die mich sehr verstörte und aufschreckte. Ich mußte dabei erkennen wie fragil meine heile Welt doch ist und wie leicht sie zerbrechen könnte.
Als ich eines Abends mit den beiden Kleinen zu Tante Maria fuhr fand ich meine liebe mittlerweile doch schon alte Tante zu Hause sitzend und sehr sehr schwach vor. Ich erkundigte mich was sie denn so niedergeschlagen hätte, und da meinte sie nur: „Ach mein Liebes, ich bin halt schon alt und bald wird es Zeit für uns dass wir Abschied nehmen müssen voneinander. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ich hatte Angst um meine geliebte Tante, die für mich nach Onkel Peters Tod noch wichtiger wurde als je zuvor. Sie konnte immer aus meinem Gemütszustand lesen, sie wusste immer wie ich mich fühlte und was mich bedrückte. Und nun schien es mir als ob sie von Vorahnungen geplagt werde. Ich sprach an diesem Abend lange mit ihr und ich erklärte ihr auch wie wichtig sie für mich und ihre beiden erwachsenen Kinder doch sei. Nicht zu sprechen von meinen beiden Fröschen. (Sie nannte sie immer liebevoll ihre kleinen Frösche). Aber Tante war sehr müde und ich machte mir richtige Sorgen um sie. Ich brachte sie gegen 21 Uhr zu Bett, stellte ihr noch etwas zum Trinken auf den Nachttisch und dann musste ich sie alleine lassen. Ich versprach ihr aber dass ich sie am nächsten Morgen besuchen werde. Noch am Abend rief ich unseren Hausarzt an und erzählte ihm von Tantes Schwäche. Er versprach mir am nächsten Morgen zeitig zu ihrem Haus zu kommen und wir verabredeten uns dort.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit einem sehr beklemmten Herzen zu Tantes Haus und war sehr erleichtert als sie mir die Tür öffnete. Ich bereitete ihr ein Frühstück und nach ein paar Minuten kam auch der Doktor und ich brachte Tantchen in ihr Schlafzimmer damit der Doktor sie untersuchen konnte. Nach einer halben Stunde kamen beide wieder heraus, und der Doktor schrieb noch ein paar Arzneien auf Rezept die sie ein wenig stärken sollten. Ausserdem schrieb er mir ein paar sehr gute Vitaminpräparate auf die wir ebenfalls in der Apotheke besorgen sollten. Als der Doktor ging und ich ihn zum Gartentürchen brachte meinte er nur, Tante ist in einer etwas angeknacksten seelischen Verfassung, kein Grund zu großer Sorge aber wir sollten sie mal eine Weile mit Besuchen beschäftigen. Es könnte sein dass sie sich ein bisschen überflüssig vorkäme, und das sollten wir ihr zeigen dass dem nicht so ist.

Tante Maria erholte sich in den nächsten Wochen wieder, aber ich merkte immer mehr dass sie zeitweise völlig abwesend war wenn wir sie besuchten. Schweren Herzens informierte ich die beiden Kinder. Ich wollte mir nicht vorwerfen dass ich sie nicht nach Hause geholt habe als es ihrer Mutter nicht so gut ging. Beide kamen innerhalb von einem Tag. Mein Cousin Peter kam aus Los Angeles, und Maria reiste aus Boston an.

Mit beiden saß ich am Bett meiner geliebten Tante als sie 3 Tage später einschlief um nie wieder aufzuwachen. Ich war unglaublich traurig. Aber ich denke, Tantchen wollte einfach wieder mit ihrem geliebten Mann Peter zusammen sein. Wir begruben Tante Maria wenige Tage später und wieder musste ich schwarz tragen und weinen. Es war nicht leicht in meinem Leben. Alle meine Lieben waren nun nicht mehr an meiner Seite. Am Abend nach dem Begräbnis kamen Meine beiden Cousins (Maria und Peter) zu mir, Beide nahmen mich in den Arm und baten mich auch weiter ihre so geschätzte Cousine zu sein. Mit Tränen in den Augen versprachen wir uns alle drei dass wir immer unser Leben und unser Schicksal gemeinsam tragen wollten. Ich war gerührt von der Liebe die mir die Beiden entgegen brachten. Peter studierte in LA Filmwissenschaften, und Maria war in Boston am MIT um dort technische Physik zu studieren. Beide waren hoch intelligent und ich war stolz sie als meine Verwandtschaft zu haben.

Es war traurig meine Lieben so langsam gehen lassen zu müssen, aber ich wusste natürlich auch dass dies nun mal das Leben ist. Auch ich werde eines Tages abtreten müssen, und meine Kinder werden weinen.

Aber es gab auch schöne Dinge im Leben. So etwa 6 Monate nachdem wir Tante Maria beerdigt haben, entschied sich meine kleine Tochter (naja mittlerweile war sie 26 Jahre alt) ihr Studium in Europa fortzusetzen. Einfach um ihren Horizont zu erweitern. Eszther entschied sich für ein weiter fortgeführtes Studium an der Technischen Universität in Berlin in Deutschland. Ich flog mit ihr nach Deutschland, wir verbrachten erst ein paar Tage in München im Haus in Grünwald. Wir trafen meine Freundin Helen und ihre Familie. Mein Gott wir alle waren nun doch sehr viel älter geworden. Ich genoss es wieder einmal sehr in „meinem“ kleinen Garten zu sitzen und den Duft der Blumen einzuatmen. Nachmittags gingen wir beide „Mädels“ zum Schopping in die diversen Geschäfte die ich noch aus meiner Jugendzeit hier kannte. Abends war es Linda und ihr Gatte die uns zum Essen in das eine und andere feine Restaurant in München einluden. Es waren schöne Tage. Ich fühlte mich wieder wie damals, als ich selbst hier studierte. Wir besuchten auch das Grab meiner Eltern, und ich besuchte einige der Plätze die ich von damals her noch kannte.

Meine kleine Eszther (na ja klein???) war sehr glücklich hier mit mir alleine zu sein. Ich erzählte ihr viel von meinen Eltern und von ihrem Großvater. Auch die Geschichte mit dem ersten Auto das mein Vater für mich damals gekauft hatte. Sie nahm dies alles auf, und wenn sie manchesmal Fragen stellte, bemühte ich mich alles genau zu beantworten. Nach 5 Tagen machten wir uns fertig um gemeinsam nach Berlin zu fliegen. Linda ließ es sich natürlich nicht nehmen uns zum Flughafen nach Erding zu fahren. Für Eszther war Berlin völliges Neuland. Sie war ja noch nie da gewesen, wollte in Berlin an der Technischen Universität ihr Studium fortsetzen. Zum ersten mal auf dem Flug dahin fragte sie mich ob sie anschließend noch ein weiteres Studium machen dürfe. Sie wollte noch Kunst und Architektur studieren. Mit Schwerpunkt auf Archeologie. Es traf mich ein wenig wie der Blitz. Würde hier eine Nachfolgerin für mich in unserem Büro in New York entstehen. Natürlich sagte ich ihr dies zu. Und ich erwähnte auch dass sie natürlich alle Hilfe unseres Büros erwarten könne. Sie war glaube ich recht zufrieden mit unserem Gespräch.
Ich unterhielt mich mit all meinen Verwandten, wenn wir alleine waren immer auf Englisch, da dies die Sprache war die meine Kinder beide sehr gut sprachen. Ja sie waren aufgewachsen damit und es fiel beiden immer leichter sich auszudrücken, obwohl Gordon und ich ihnen auch Deutsch, Französisch, Italienisch und auch noch Spanisch beibrachten, oder eben beibringen ließen. In Berlin fuhren wir erst mal in unser Branchoffice. Und es gab großes Hallo! Da ich seit wenigstens 18 Monaten nicht mehr da war. Alles lief hier bestens. Wir hatten eine phantastische Crew und der Niederlassungsleiter, der ja ein Mann der ersten Stunde war, war ein sehr fähiger und guter Mann. Das Büro hatte mittlerweile fast 50 Mitarbeiter, und sie erhielten die Niederlassung ohne irgendwelche finanziellen Zuwendungen des Stammhauses. Ja es wurden sogar jedes Jahr zwischen 2 und 3 Millionen Euro an das Hauptbüro abgeführt. Ich ließ mich über die laufenden Projekte informieren, und als man an mich herantrat, für eine Besprechung mit einem der wichtigsten Kunden des Büros zur Verfügung zu stehen, sicherte ich meine Begleitung am nächsten Morgen dafür auch gerne zu.

Am Nachmittag fuhren Eszther und ich zu einem Realitätenbüro welches ich schon von München aus kontaktiert hatte, und man bot uns an uns gleich 2 Wohnungen zu zeigen. Ich hatte beschlossen für meinen kleinen Liebling eine kleine feine Wohnung zu kaufen, was in diesen Tagen dem Mieten vorzuziehen war so man das nötige Kleingeld hatte. Die beiden Wohnungen waren dann auch wirklich außergewöhnlich, eine war in einem alten Palais-Bau in Charlottenburg, 3 Zimmer und Küche und ein schönes Bad. Der Preis war aber auch dementsprechend. Beinahe 600.000 Euro. Die zweite war ein Loft hoch oben im 12 Stockwerk eines neuen Wohnhauses in der Tauenziehenstrasse. Wunderschön. Riesig groß für etwa 1,550.000 Euro. Von der Größe waren beide Wohnungen gleich. Mir gefiel das Loft besser, aber ich wollte Eszther hier freie Hand lassen. Es wird ja ihr Zu Hause in Berlin sein.

Nun Eszther entschied sich für das Loft. Und so lud ich sie noch ein in einem der nahe gelegenen Autohäusern noch einen fahrbaren Untersatz für sie zu kaufen. Nun Eszther wollte ein nicht zu großes Auto haben und so liefen wir beim BMW Händler um die Ecke durch die Halle wo all die schönen neuen Autos ausgestellt waren. AM Ende des Tages habe ich für mein Baby ein Cabriolet von BMW gekauft. Sie war außer sich. Ich erinnerte mich an mich selber als mein geliebter Papi vor vielen Jahren mit mir in München etwas ähnliches kaufte. Anmeldung und alle Papiere sollten in 2 Tagen fertig sein und Esther wollte dann das Fahrzeug abholen. Da sie ja schon am nächsten Tag in ihr neues Loft einziehen konnte würde das für sie auch kein Problem darstellen.

Am nächsten Tag mussten wir die Formalitäten für den Wohnungskauf erledigen, der Besuch beim Notar war in einer Stunde erledigt. Das Realitätenbüro hatte alle Papiere bestens vorbereitet, somit ging dies alles reibungslos von statten. Danach fuhren wir noch zu einem großen Möbelhaus um auch noch Einrichtung zu kaufen. Na ja so alles in allem hat mich unsere Reise nach Berlin knapp zwei Millionen Euro gekostet. War aber gut angelegtes Geld. Mir ging es sehr darum dass auch meine Kinder einen guten Start ins Leben haben, so wie meine Eltern auch bei mir darauf geschaut haben. Eszther war sehr glücklich, und ich war ein wenig traurig da ich die Heimreise nach New York alleine antreten musste. Aber Eltern müssen damit rechnen das die Kinder aus dem Haus gehen. Das ist nunmal der Ablauf der Zeit. Ich organisierte auch dass Eszther in unserer Firma fest angestellt wurde. Bat allerdings unseren Branchmanager auch sie nicht zu hoch hinaus wachsen zu lassen.Nach fast 3 Wochen die ich nun in Europa verbrachte flog ich an einem Samstag Morgen wieder zurück nach New York.

Gordon ließ es sich nicht nehmen mich persönlich vom Airport abzuholen. Ich freute mich darüber meinen geliebten Mann wieder zu sehen. Es war schon etwas später am Nachmittag, so beschlossen wir, ein kleines Restaurant das wir gut kannten aufzusuchen und so konnte ich Gordon beim Abendessen von der Reise erzählen. Gordon teilte mir auch mit dass auch unser Sohn am nächsten Tag aus LA nach Hause kommen würde und wohl so 2 bis 3 Wochen daheim bleiben wird. Also wird es mir nicht so schwe fallen meine kleine Tochter in weiter Ferne zu wissen. Ausserdem stand Peter jun. Geburtstag an und ich unterhielt mich mit Gordon was wir wohl für ihn an Geschenk kaufen wollten.

Peter hatte ein wenig meine künstlerische Ader geerbt. Er spielte wundervoll Klavier, und seine Kurzgeschichten wurden immer wieder in verschiedenen Zeitungen abgedruckt. Peter war ein Künstler durch und durch. Er hatte schulterlanges Haar, welches er sehr intensiv pflegte, er war immer wie aus dem Ei gepellt, sehr elegant gekleidet, wenn auch etwas (für Gordon und mich) „funny“ Peter jun. sprach das schönste English in der Familie. Nicht so sehr amerikanisch gefärbt sondern mehr Oxfordish. Peter studierte wie sein Onkel ebenfalls Filmregie und Drehbuch, aber sein großes Hobby nebenbei war auch die Fliegerei. Und so machte er auf allen möglichen kleineren aber mittlerweilen auch größeren Fluzeugen seine Lizenzen. Peter hat sich mit dem Geld das er verdiente in den letzten 3 Jahren (neben seinem Studium)eine sehr schöne Wohnung in den Hollywood Hills gekauft und eingerichtet. Und so beschlossen wir nun ihm einen Traum zu erfüllen und ihm sein „Auto“ zu kaufen. Er schwärmte immer von einem großen Mercedes in dem er meinte genügend Platz zu haben für all seine Unterlagen die ihn immer begleiteten. Nun gut wir beschlossen ihm das Schlachtschiff von Mercedes zum Geburtstag zu schenken. Einen Pullmann, mit allen Rafinessen. Mit Luxusausstattung und allem Pi-Pa-Po. Die Farbe sollte ein dunkles Meeresblau sein. Wir beschlossen gleich am Montag mal bei unserem Agenten das Auto anzuschieben.

Unser Sohn fiel aus allen Wolken als nach einer Woche dieses wunderschöne Auto vor der Tür stand und Gordon ihm die Schlüssel überreichte. Viele Leute würden nun sagen dass wir unsere Kinder ganz schön verwöhnten, aber beide stehen mit beiden Beinen fest auf der Erde, und ich weiß dass sie solche Geschenke durchaus zu würdigen wissen. Und da es uns ja recht gut ging, waren schöne Geschenke etwas was unserem Lebensstil entsprach. Auch Gordon und ich, als Eltern, freuten uns unsere Kinder glücklich zu sehen. Peter hatte zwar auf der einen Seite einen guten Job und er konnte sich trotz seiner jungen Jahre und des noch nicht fertigen Studiums auch selber dieses Auto leisten, aber es war etwas anderes von den Eltern ein solches Geschenk zu bekommen.

Ich lebte nun seit fast 28 Jahren in Amerika, und wir beide, Gordon und ich wurden älter und wir hatten mittlerweile mehr Freude daran, Freude zu bereiten denn Freude zu erhalten. Und die sehr guten Fortschritte unserer Kinder in ihrem Studium und Beruf waren für uns die Geschenke die uns glücklich machten.

In einer Woche mussten wir beide nach Ungarn fliegen. Das Projekt in Budapest war fertig geworden, und wir wollten zur Eröffnungsfeier da sein.

Wir kamen an einem Montag am Spätnachmittag in Budpest an, unser Residentengineer, der mir bereits in Baghdad so gute Dienste erwiesen hatte, holte uns vom Flughafen ab, und ich bat ihn uns doch gleich erst mal zum Hungaro Ring zu fahren und uns das vollendete Werk exclusiv ohne den Trubel der Eröffnung zu zeigen. Das machte er auch gerne und ich denke auch ein bisschen stolz. Das Zentrum sah gigantisch aus. All diese Gedanken die in die Planung eingeflossen waren nun hier fertig in Realität zu sehen, war ein Erlebnis für sich. Wir hatten es wieder geschafft und ein Werk der Superlative auf die Beine gestellt. Natürlich war das auch nur möglich da wir extrem gute Bau und Gewerksunternehmen hatten die aus ganz Europa zusammengekommen waren um dieses Projekt zu realisieren. Sie kamen aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, England und ich glaube noch einige mehr. Die Arbeiten waren in einer Qualität durchgeführt worden der es an nichts fehlte. Ich war sehr sehr stolz auf uns alle. Später sprach ich mit Gordon noch darüber dass wir auch diesmal unserem Stab des Projektmanagements eine Sondervergütung in Anerkennung ihrer exzellenten Arbeiten zukommen lassen wollten. Sie alle sollten teilhaben an dem Erfolg.

Wir fuhren nach etwa 2 ½ Stunden ins Hilton auf der Fischerbastei, Wir gingen dort noch ins Restaurant um uns ein wenig was zwischen die Zähne zu stecken, das Essen im Flugzeug war doch nicht so arg viel und auch nicht so arg gut. Aber ein schönes Steak mit einem wunderbaren Salat und einer Flasche ungarischen Wein erweckte wieder unsere Lebensgeister. Als wir nach dem Abendessen noch in der Hotelbar einen Schlaftrunk nehmen wollten trafen wir dort unsere Auftragsgeber aus Irland, und dies bedeutete eine lange Nacht. Ich denke wir gingen gegen 3 Uhr morgens erst ins Bett.

Die feierliche Eröffnung war vorgesehen für 11:30 Vormittag. Wir wurden von unserem Baustellenchef gegen 10:30 abgeholt und zum Ring gefahren. Dort trafen wir uns erst noch mit all den Mitarbeitern aus unserem Büro, und ich bedankte mich bei den Damen und Herren für ihre ausgezeichnet gute Arbeit. Ausserdem bekam jeder einen Chequ über eine Monatsgage als unsere Sonderanerkennung in einem Kouvert ausgehändigt. Na die Freude darüber war natürlich groß. Unsere Crew lud Gordon und mich spontan zum Essen am Abend ein. Dies konnten wir natürlich nicht abschlagen. Dann nahm der offizielle Teil seinen Lauf. Es gab die üblichen Beweihräucherungen und Dankesreden. Wir lobten all die Unternehmer die am Projekt beteiligt waren, wir wurden von allen ob unseres Designs gelobt. Als alles dann am Nachmittag zu Ende ging und wir den ersten Spaziergang durch das Einkaufszentrum machten, das erste mal mit all den Lichtern und gefüllten Geschäften das ganze in Betrieb sahen, überkam mich wieder jenes Gefühl der Genugtuung über ein gelungenes Projekt. Das Einkaufszentrum war das größte in Europa. Und es wurde ein großer Erfolg.

Abends saßen wir dann mit all unseren Mitarbeitern in einem sehr netten Pusztagasthof etwas ausserhalb der Stadt und aßen hervorragende ungarische Spezialitäten und hervorragenden Wein. Es war ein schöner Abschluß unseres Ungarnprojektes. Wir wollten am nächsten Tag weiter nach München um auch dort und einen Tag später auch in Berlin in den Büros mal nach dem Rechten zu sehen. Spät nachts kamen wir dann in unserem Hotel an, wir gingen direkt schlafen. Nach wenigen Augenblicken waren wir eingeschlafen. In einer Woche wollten wir wieder in New York sein, Gordons sechzigster Geburtstag stand auf unserer Tagesordnung und ich wollte diesen Tag für meinen geliebten Mann zu etwas besonderem machen. Auch mein sechziger rückte immer näher. Und ich dachte immer mehr daran dass ich eines Tages dies alles hier zurücklassen musste. Aber bis dahin hoffte ich war noch jede Menge Zeit.

In München angekommen ließen wir uns von einem Taxi direkt nach Grünwald fahren und ich genoss es wieder einmal im Haus meiner Eltern mich in den großen Ohrensessel am Fenster zu setzen und in den Garten rauszuschauen. Gordon sah in der Garage nach dem Auto. Es war ja lange gestanden und so mussten all die Flüssigkeiten überprüft werden. Ich war vielleicht so 25 Minuten da gesessen da läutete das Telefon. Ich hob ab, - - - Linda war dran. Und ich versprach ihr dass wir gleich vorbeikommen werden. Ich sah nach Gordon in der Garage, er hatte schwarze Hände und die offene Motorhaube sagte mir dass das wohl noch etwas länger dauern würde. Ich sagte ihm dass ich über die Straße rüber zu Linda gehen werde, und wenn er fertig sei solle er doch nachkommen. Er versprach mir dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, also ging ich los. Der Empfang bei Linda war herzlich wie immer, die beiden Kinder waren nicht zu Hause, und auch Linda's Mann war irgendwo in Österreich unterwegs. Wir umarmten uns und dann setzen wir uns in die Küche, tranken Kaffee, und ich genoss ein Stück von Linda's unschlagbaren Apfelstrudel.
Linda lud uns noch ein für einen Abend am Wochenende, sie meinte einige alte Freunde würden sich sehr freuen mich mal wiederzusehen. Nun wir versprachen zu kommen, obwohl wir eigentlich direkt von Berlin aus nach New York fliegen wollten, aber was solls, man sollte die Feste feiern wie sie fallen.

Am nächsten Tag flogen wir beide nach Berlin. Es gab großes Hallo in unserem Büro. Alle freuten sich über unseren Besuch. Wir sahen uns die Berichte an über die Arbeiten der letzten Zeit, und auch über den Stand der Dinge wie sie sich wahrscheinlich in den nächsten Monaten entwickeln sollten. Wir wollten da über unsere Niederlassung in Deutschland einige Ressourcen für verschiedene Arbeiten in New York freimachen. Nun das gab eine Menge Gespräche,auch mit einzelnen Mitarbeitern, die zu diesem Zweck nach New York kommen sollten und dort einige Zeit verbringen mussten. Nach einem gemeinsamen Abendessen am Donnerstag Abend, bei dem auch unsere Tochter Eszther mit von der Partie war, verabschiedeten wir uns wieder und flogen nach München zurück.

Wir kamen erst in den späteren Abendstunden in München an, und so legten wir uns fast sofort nach unserem nach Hause -kommen ins Bett und erholten uns von den Strapazen der Reisen. Am Samstag morgen fuhren Gordon und ich in die Innenstadt um uns ein wenig umzusehen, und vielleicht ein bisschen einzukaufen. Naja, ich kam mit allem möglichen Zeugs in Tüten am Nachmittag nach Hause. Danach machten wir uns nach einer kleinen Ruhepause für den Besuch bei Linda fertig. Gegen 20 Uhr gingen wir über die Straße zu meiner Freundin.

Und da gab es großes Hallo! Die „Freunde“ die Linda eingeladen hatte waren Helmuth Baumann und seine so charmante Gattin Helen. Es war schön sich nach so langer Zeit wiederzusehen. Mein großer Konzertauftritt war immerhin vor mehr als 28 Jahren. Wir schwelgten Erinnerungen, ich war ja offensichtlich auch in Deutschland zu einer gewissen Berühmtheit gelangt, besonders durch den Bau des Babylonischen Turms in Baghdad. Helmuth war mittlerweile ein schon älterer Herr geworden. Graue Haare, etwas schütter geworden. Außerdem hatte er offensichtlich mit Gelenkproblemen zu tun, da ich merkte dass er nur schlecht gehen konnte. Ich erzählte von unseren Projekten in Europa, aber natürlich auch von ein paar der schönen Gebäude die wir in Amerika und auch im Rest der Welt designt hatten. Zu fortgeschrittener Stunde musste ich dann auch wieder auf dem Klavier was zum Besten geben. Ich spielte ein paar Stücke aus meinem Filmmusik Repertoire und es kam auch ganz toll an. Und dann kam die Frage von Helmuth, ob ich nicht nach 25 Jahren noch einmal ein Konzert in München geben würde. Das hat mich eigentlich ziemlich überfahren. Ich suchte nach Ausflüchten, konnte aber den Einwänden von Helmuth Baumann nicht viel entgegensetzen. Gerade meine Berühmtheit als Architektin meinte er würde ein solches Konzert so richtig puschen. Und als dann auch noch Gordon begann mir dazu zuzureden, da wars dann geschehen. Ich sagte für ein Konzert zu. Allerdings nahm ich mir heraus dass dieser Event erst in etwa 8 bis 10 Wochen steigen könne. Aber dies war kein Problem, Helmuth war eher sogar begeistert da ihm dies die Möglichkeit gab das ganze richtig vorzubereiten, nun ich würde also nochmals auf einer großen Bühne spielen. Ich war etwas erschrocken später ob meiner Courage, aber jetzt hatte ich nun mal zugesagt, und da gabs kein Zurück mehr.
Am Sonntag kurz vor Mittag flogen wir wieder zurück nach New York. Ich freute mich nun doch wieder ein wenig wieder die gewohnte Umgebung zu sehen, und auch darauf mit Gordon wieder einmal ein paar Tage ein ungezwungenes Leben führen zu können. Allerdings begann ich auch sofort wieder intensiv jeden Tag wenigstens 2 Stunden am Klavier zu spielen. Ich wollte ja nicht unvorbereitet nach München fahren.

Nach etwa einer Woche bekam ich von Helmuth Baumann ein mail in dem er mir nun Datum und Uhrzeit mitteilte und so plante ich 3 Tage vorher nach München zu fliegen. Meine 2 ältesten Mitarbeiter die ich ja vor einigen Jahren erst geehrt habe für ihre lange Firmenzugehörigkeit lud ich ebenfalls zu meinem Konzert ein. Am Abend des selben Tages bekam ich einen Anruf von Valentina. Sie war ganz aus dem Häuschen, Helmuth hatte auch sie zu meinem Konzert eingeladen. Und sie sagte auch sofort zu nach München zu kommen. (Um mir vor dem Auftritt „Händchen zu halten“ wie sie mir zusicherte)

Ich kramte dieses wunderschöne Kleid aus dem Kleiderschrank welches ich bei meinem ersten Konzert getragen hatte. Ich probierte es an und dann fuhr ich damit zu meiner Schneiderin die ein paar kleine Veränderungen daran vornehmen musste. Ich war ja figurlich noch immer recht passabel beieinander, aber ich wollte ein paar Dinge eingearbeitet haben für Stellen die halt im Alter nicht mehr so straff sind wie es damals vor 25 Jahren war. Dieses Kleid hat mir schon einmal Glück gebracht und ich wollte es auch diesmal wieder tragen. Solche Kleider sind nicht so sehr von der Mode abhängig. Und wenn es vielleicht Leute geben wird die damals das erste Konzert besucht haben und mich nun im gleichen Kleid wiedersehen werden werden sicherlich meine Message verstehen. Ich war die selbe geblieben.

Natürlich hatte ich auch all meine alten Freunde aus München eingeladen und auch unsere Mitarbeiter aus den beiden Büros in Berlin und München. Der Tag kam nun immer näher. An einem Dienstag morgen flogen Gordon und ich und unsere beiden ältesten Mitarbeiter mit ihren Ehefrauen nach München. Hartmuth hatte für uns einen kleinen Bus organisiert der uns vom Flughafen in Erding abholte. Wir brachten erst unsere 4 Gäste ins Hotel, danach fuhr uns der Fahrer nach Grünwald in unser Haus. Auch Linda war bereits vor der Haustüre um uns willkommen zu heißen. Die Freude über das Wiedersehen war groß, seit Linda in meiner schwersten Zeit für mich einen Teil von sich selber mir gespendet hatte, liebte ich sie nun wie eine richtige Schwester. Wir beide fühlten auch so wie Schwestern füreinander. Wir tranken als erstes Kaffee bei Linda und danach mussten wir uns jedoch entschuldigen, ich musste unser Gepäck auspacken, das Kleid aufhängen, uns dann wollte ich auch noch ein Bad nehmen. Aber wir verabredeten uns zum Abendessen in einem schönen Restaurant in der Stadtmitte.

Zu Hause setze ich mich auch noch schnell ans Klavier um ein wenig meine Finger wieder zu trainieren. Danach ins Bad und wir wurden gerade so fertig dass wir uns ins Auto setzen konnten und zu unserem Treffen mit Linda und ihrem Gatten in die Stadt zu fahren. Es gab herrliche Steaks, und Salat, dazu Ofenkartoffel mit Quarkcreme. Ich genoss das Essen, vor allem schmeckte mir der Argentinische Rotwein dazu ganz hervorragend. Wir plauderten mit Linda und erzählten was mit den Kindern so los ist. Linda bat mich unserer Tochter zu sagen dass sie bei unseren Freunden jederzeit ein sehr gerne gesehener Gast sei, und man sich freuen würde wenn sie diese Einladung auch mal annehmen würde.

In den nächsten beiden Tagen fuhr ich nun jeden Tag gegen neun Uhr ins Konzerthaus um an diesem wunderbaren Konzertflügel zu üben. Es war wieder alles so wie damals. Die Aufregung, die Anspannung, die Neugier wie es wohl wieder sein wird da draußen. Helmuth Baumann besuchte mich an beiden Tagen gegen Mittag und danach gingen wir entweder zusammen oder mit seiner Gemahlin zum Mittagessen. Am Freitag wo dann abends mein Konzert starten sollte, nahmen wir uns etwas mehr Zeit beim Essen, und Helmuth gab mir einige wichtige Tips. Und dann versprach er mir auch noch eine kleine Überraschung für den Abend. Ich fuhr nach Hause, und Gordon versuchte mich durch die Schilderungen seiner Tagesabläufe etwas zu entstressen. Abends gegen 16:30 fuhr mich Gordon ins Konzerthaus, er berichtete mir dass alle unsere Freunde die wir eingeladen hatten bereits sich gemeldet hatten, auch die gesammte aus Berlin war schon eingetroffen. Ja nun wurde ich ein bisschen nervös, aber es hielt sich doch in Grenzen. Ich glaube man nennt dies Lampenfieber.

Angekommen ging ich nach Backstage, Gordon wollte sich um unsere Mitarbeiter und Freunde kümmern. Helmuth erwartete mich bereits zusammen mit dem Direktor des Hauses im Büro. Und da war auch die Überraschung von der er gesprochen hatte. --- Valentina saß mit den beiden Herren im Büro. Na das war wirklich eine große Überraschung, und auch eine große Freude. Wir umarmten uns und Valentina spuckte mir über die Schulter um mir Glück zu wünschen.

Die Zeit verflog nun im Nu, und gegen 18 Uhr beschloss ich mit dem Styling zu beginnen. Es war wieder eine Haarstylistin da, Makeup Damen, ausserdem eine Schneiderin die gegebenfalls noch das Kleid ändern sollte. Aber das war nicht notwendig, ich passte immer noch in das Kleid hinein und es sah auch heute, 25 Jahre nach meinem ersten Auftritt, immer noch umwerfend aus. Ich war so gegen 19:30 fertig. Um 20 Uhr sollte es losgehen.

Valentina kam noch zu mir und beruhigte mich, sie erzählte mir auch dass sie gebeten wurde mich anzumoderieren, und ich empfand dies als eine große Ehre dass ich von Valentina dem Publikum vorgestellt wurde. Sie blieb bei mir, Valentina sah in ihrem weiten Hosenanzug sehr elegant aus, etwa um 19:50 verließ sie mich nicht ohne mich nochmals in den Arm zu nehmen und mir gutes Gelingen zu wünschen. Ich saß nun da und wartete. Und dann hörte ich die leise Stimme aus dem Lautspreche : Madame Tognazzi, bitte gehen sie zum Bühneneingang.
Nun ich erhob mich ging die wenigen Schritte nach vorne und da wartete wie damals Helmuth und Valentina auf mich, ich war konzentriert und alles sollte gut laufen. Valentina ging auf die Bühne hinaus, frenetischer Beifall brandete auf, ich hörte sie sprechen obwohl ich nich alles verstand weil ich mich auf mich selber zu sehr konzentrierte. Nochmals Beifall, dann war Valentina wieder bei uns, und Helmuth schob mich auf die Bühne raus “Lisa jetzt gehts los”

Als ich die Bühne betrat brandete Beifall auf wie ich ihn mir in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet hatte. ich stand am Klavier und es wollte nicht aufhören, da hob ich meine Hände, es wurde still und Ich flachste mit dem Publikum “ Bitte geben sie mir ihren Beifall nach getan Arbeit, ich weiß aber ihre Ungeduld zu schätzen”. Nochmals gabs Beifall, ich nahm Platz und richtete Kleid und Klavierstuhl, und dann fing ich an: Forrest Gump, diese wunderschöne Filmmusik, und danach eine neuere Bearbeitung des Klavierparts dieses Mick Jagger Songs “She's a rainbow”, und noch einige andere moderneren Stücke aus dem Kinometier, und danach natürlich wieder Chopin, Liszt, Beethoven, Mozart, Schubert. Ich spielte erst mal eine gute Stunde und machte dann eine Pause, der Saal tobte, man mochte mein Spiel, nach der zweiten Stunde war ich ausgepowert, aber der Applaus wollte nicht enden, Valentina und Helmuth kamen auf die Bühne, und alle feierten mich dort mit großen Gesten und Händeklatschen. Ich denke es dauerte etwa 25 Minuten. Nun wollte man unbedingt noch eine Zugabe, und da nahm ich Valentina an der Hand und bat sie mit mir unsere beider Version von dem wunderschönen Schubert Ave Maria für 4 Hände zu spielen.

Dieses Lied an die Jungfrau Maria ist ein ganz besonderes Lied. Es ist für mich das schönste Lied das Schubert komponierte. Nein, es ist das schönste Lied das jemals auf dieser Welt komponiert wurde. Ich spielte es wie in Trance. Ich dachte an einen kleinen Jungen in Staten Island dem dieses Lied das Leben gerettet hat. Ich dachte an so viele schwere Stunden in denen mich dieses Lied tröstete, damals als Mama und Papa nicht mehr nach Hause kamen. Ich hörte dieses Lied in meinem Kopf gespielt von einem Orchester in der Kirche Notre Dame in Paris, als ich jeden Tag hinpilgerte und die Heilige Jungfrau bat mir nicht auch noch den Vater zu nehmen. Aber ich hörte dieses Lied auch als wir dieses riesige Bauwerk in Baghdad in unserer Vermessenheit in den Himmel bauten. Ich liebte dieses Lied und ich konnte die Tasten und die Noten nicht mehr sehen nach ein paar Minuten, weil Tränen mir die Sicht nahmen. Dies war meine Art zu beten.

Ja diese Aktion setzte allem noch die Krone auf. Das Auditorium tobte danach und wir fürchteten schon niemehr von der Bühne gehen zu können. Aber schließlich fiel einfach der Vorhang, und das Klatschen verebbte im Saal.

So wie vor 25 Jahren gabs auch heute eine sogenannte After Show Party. Und wieder waren sie alle da, Was in München Rang und Namen hatte war gekommen. Der Bürgermeister sprach am Anfang ein paar Worte in denen er mir mitteilte wie stolz meine Heimatstadt auf mich war. Valentina sprach ein paar rührende Worte über unsere Freunschaft, und der Direktor des Konzerthauses kam einfach zu mir, umarmte mich und meinte nur “Ich bin sprachlos”.

Es gab Begegnungen mit Leuten von damals, als ich das erste mal hier in diesem Saal mein Können zum Besten gab. Und es waren Leute da die ich überhaupt nicht kannte, alle möglichen Fragen wurden an mich gerichtet, und ich genoss es mit meiner Musik die Menschen hier glücklich gemacht zu haben. Auch diese Konzert war ein wundervoller Erfolg. Ich durfte stolz auf mich sein. Gordon nahm mich mit einem Glas Champagner zur Seite. Er küsste meine Hand und sagte nur “Ich bin so glücklich dass ich Dein Mann sein darf, und ich freue mich mit Dir dass Du all diese Menschen so glücklich machen konntest. Valentina kam kurz vor Mitternacht zu mir, sie musste sich verabschieden da sie am nöchsten Tag nach London fliegen musste wo sie einen Auftritt in der berühmten King Edvard Hall hatte. Wir versprachen uns gegenseitig wenn sich die Wogen wieder geglättet hätten würden wir die Zeit finden sie in Ihrem Refugium in LA zu besuchen.
Gegen 2 Uhr Morgens fuhr ich zusammen mit Linda und ihrem Ehemann und Gordon in einer Limousine des Theaters nach Hause nach Grünwald. Wir gingen direkt zu Bett und ich schlief bis in den späten Morgen.

Valentina rief mich noch vom Airport an bevor sie ins Flugzeug stieg und wir verabredeten uns für in etwa 6 Wochen in LA. Gordon hatte für mich Frühstück gemacht. “Very continental”! Wir saßen da und aßen Toast und Schinken mit einem wunderbaren Schimmelkäse, dazu Kaffee und frish gepressten O-Saft. Die Welt war in Ordnung. Es kam noch ein Anruf von Helmuth Baumann, der uns nochmals die besten Grüße der Direktion übermittelte und uns dann noch zum Abendessen einlud, was wir mit Freude annahmen.

Wir setzten uns danach in den Garten und tranken ein bisschen Wein, ich rauchte nach längerer Zeit wieder einmal eine schöne große Havanna, wir wollten die zwei Tage die bis zu unserer Abreise noch waren genießen. Dann im Laufe des Nachmittag kamen noch Linda und die ganze Familie zu uns, Linda's Ehemann brachte eine Flasche Champagner mit und so hatten wir bis zum Abend alle einiges an Alkohol im Blut sodaß ich darauf verzichtete mit dem eigenen Auto in die Stadt zu fahren sondern ich rief uns ein Taxi dass uns zum Abendessen fahren sollte. Helmuth war mit seiner wunderbaren Gattin gekommen und auch der Direktor des Konzerthauses war mit seiner Gattin mit von der Partie. Wir assen einen herrlich zubereiteten Lachs mit frischem Salat und zum Nachtisch gabs “Dampfnudel” eine bayerische Spezialität. Mir wurde bei diesen Gesprächen auch klar dass ich es wieder einmal auf die Titelseite der regionalen Presse geschafft hatte. Man lobte meinen Klavierabend und nebenbei wurde auch einiges über meine architektonischen Erfolge erwähnt. Ich war stolz auf mich und dachte mir dass ich wohl wirklich alles richtig gemacht hatte in meinem Leben.

In diesen Tagen merkte ich zum ersten Mal in meinem Leben dass auch an mir die Zeit nicht spurlos vorübergegangen war. Ich werde in einem Monat meinen 60 ten Geburtstag feiern. Es gab einige Anmeldungen von der Akademie der Wissenschaften die mich ehren wollten, und auch von dem MIT sollte ich eine Ehrung erfahren. Ich merkte daran dass meine Zeit wohl langsam ihren Zenit überschritten hatte. Ja ein klein wenig wehmütig wurde ich schon. Wenn solche großkalibrigen Institutionen beginnen dich zu ehren, dann heißt dies Wohl: Es ist genug, lass nun auch mal jüngere ran. Gordon merkte meine Nachdenklichkeit auf unserem Nach Hause Weg, und als wir dann noch spät abends im Wohnzimmer in Grünwald saßen, meinte er allerdings: “Lass Dich von all diesen Ehrungen nicht beirren, wir werden noch einiges auf die Beine stellen. Wir Beide”. Ich war ihm so dankbar für diese Worte, für ihn war ich noch nicht fertig fürs Abstellgleis. Aber an diesem Abend haben wir noch lange darüber gesprochen, wie es nach uns mit der Firma weitergehen sollte.

Wir wollten die Firma unseren Kindern schmackhaft machen. Beide waren künstlerisch sehr begabt und in ihren Berufen sehr erfolgreich. Und wir alle wussten dass unser Unternehmen mit Sicherheit die Familien ernähren konnte. Ich wollte nicht dass Onkel Peters Lebenswerk in fremde Hände gerät. Also haben wir einen Familienrat einberufen. Die beiden Kinder von Onkel und Tante und unsere beiden Kinder. Wir baten sie für einen “wichtigen Geschäftstermin” nach Staten Island. Gordon und ich wollten dass alle 4 Kinder das Unternehmen gemeinschaftlich weiterführen sollten, und wir beschlossen dafür die Firmenanteile gleichmäßig unter den Kindern aufzuteilen. Jeder sollte mit einer gleichstarken Stimme im Unternehmen sprechen können. Aber erst mussten wir sehen was unsere 4 Musketiere zu unseren Vorstellungen sagten. An einem Samstag im September war es soweit. Alle 4 waren nach New York gekommen. Und wir saßen nun zum ersten Mal, alle Eigentümer der Firma zusammen im Konferenzraum. Wir ließen uns von einer der Servicemitarbeiterinnen, die sich bereit erklärt hatte auf meine Bitte uns zur Hand zu gehen, Kaffe und Brötchen reichen. Und dann eröffnete ich unseren Kindern die ja mittlerweile alle in sehr guten Branchen tätig waren, unsere Vorstellungen. Ich erklärte ihnen allen warum und wie ich auf diese Idee gekommen war. Nachdem ich etwa 45 Minuten gesprochen hatte, war es erst mal ganz still. Dann gabs ein kurzes Gemurmel zwischen den Kindern, und dann erhob sich unser Sohn, und ergriff das Wort.

Mama, Papa, wir vier sind seit gut einem Jahr in ständigem Kontakt bezüglich der Zukunft unserer Firma, die Großonkel Peter und auch Dir Mami soviel bedeutet hat. Diese Firma ist unser aller Idendität. Wir sind diese Firma und die Firma ist wir. Es wäre ein fataler Fehler gewesen das Unternehmen in fremde Hände zu legen. Aber wir wissen natürlich auch dass wir von der Sache nicht annähernd soviel verstehen wie Papa und Du Mama. Wenn ihr uns helft dann werden wir hier unter uns eine Möglichkeit schaffen die es uns ermöglicht das Unternehmen als Familie weiterzuführen. Aber dazu brauchen wir Euch noch einige Jahre mehr.

So nun war es heraussen. Unsere Kinder hatten sich auch selber schon Gedanken gemacht was denn eines Tages mit dem Unternehmen geschehen sollte.

Unsere Tochter begann im folgenden Studienjahr an der Technischen Universität in Berlin auch mit dem Architekturstudium, und sie machte es offensichtlich mit sehr viel Enthusiasmus. Ich war nicht nur von ihren Zensuren bei den diversen Prüfungen beeindruckt, sie begann ja sehr bald auch ihre Ideen in die tägliche Arbeit in der Firma einzubringen, ihr Internetanschluss lief an manchen Tagen richtig heiß. Und dann kam sie zu mir und bat mich sie zwischen den beiden Semestern als Praktikantin in die Firma reinfzubringen. Und von da ab hatten wir unsere Nachfolgerin für unser Unternehmen.

Einige Wochen später feierten wir den 65. Geburtstag meines geliebten Ehemannes Gordon. Unsere Kinder waren nach Hause gekommen, und auch die Kinder meines Onkels und meiner Tante waren da. Es kamen noch einige Freunde, die ganze Belegschaft der Firma, Vertreter des Architektenverbandes und unzählige andere die in irgend einer Form mit Gordon was zu tun hatten. Es wurde eine riesige Feier. Ich denke Gordon war sehr beeindruckt wie viele Menschen ihn zu diesem Tag ehrten und hochleben ließen. Am Morgen des großen Tages gingen Gordon und ich in die kleine Kirche wo wir vor vielen Jahren getraut worden wareen. Wir saßen nebeneinander und dankten unserem Herrn dass er uns ein so bewegtes und glückliches Leben beschert hatte. Ich dachte noch daran dass wir nun wohl beide den Zenit unserer Zeit überschritten hatten, ich ich dachte daran was wohl sein würde wenn............

Dieser Tag wurde einer der schönsten Tage in unserem Leben. Wir saßen im Kreise unserer Familie, Unsere Kinder und auch Nichte und Neffe kümmerten sich den ganzen Tag rührend um uns. Gordon wurde vom Architektenverband hoch geehrt, und alle unsere Freunde und Bekannten wünschten Glück und Gesundheit.

Ich merkte in den nächsten Wochen immer mehr wie alt Gordon und ich nun doch geworden waren. Vieles wurde uns beiden manchesmal zuviel, aber mit unseren Kindern schafften wir es doch immer wieder.

Ja und dann kam der Tag den ich niemals erleben wollte. Frühmorgens gegen 4:30 hörte ich plötzlich im Schlaf dass Gordon neben mir schwer atmete, ich merkte sofort noch im Traum dass da was nicht in Ordnung war und zwang mich aufzuwachen. Gordon lag da mit weit geöffneten Augen und es war mir als ob er mich damit anflehte ihm zu helfen. Ich griff sofort nach dem Telefon und rief unseren Hausarzt an, es dauerte ein bisschen aber dann hörte er sich meine beobachteten Symptome an, und versprach in wenigen Minuten bei uns zu sein. Ich versuchte Gordon etwas Wasser einzuflößen, und als es klingelte lief ich so schnell ich konnte zur Haustür um dem Doktor die Tür zu öffnen. Er lief mir nach ins Schlafzimmmer und sah sich sofort Gordon an. Nach einigen Minuten sagte er mir dass mein geliebter Gatte sofort in die Klinik müsse. Gordon hatte in den frühen Morgenstunden einen Schlaganfall erlitten. Er rief sofort die Ambulanz an und veranlasste auch gleich in welche Spezialklinik Gordon gebracht sollte. Ich durfte mitfahren und somit konnte ich bei meinem Gefährten der letzten 25 Jahre bleiben. Ich rief von unterwegs meine Tochter an und bat sie auch den 3 anderen Familienmitgliedern von dieser Tragödie zu berichten.

Mein über alles geliebter Ehemann ist am Nachmittag um 15 Uhr für immer von mir gegangen. Ich war fast erschlagen. Von Heute auf Morgen war ich eine alte Frau geworden. Ich war müde, alles tat mir nun weh. Ich wollte nicht mehr ohne meinen so sehr geliebten Ehemann auf dieser Welt bleiben. Wir entschieden uns Gordon nach München überführen zu lassen, und ihn dort im Familiengrab wo schon Mami und Papi ihre Ruhe fanden zu bestatten. Diese Vorbereitungen wurden getroffen, ich rief bei der Friedhofsverwaltung in München Waldfriedhof an und fragte ob dies irgendein Problem darstelle, da Gordon ja nie in München gelebt hatte. Aber man beruhigte mich, dass es von jeder Regelung Ausnahmen gäbe. Alles wurde nach meinen Wünschen und Vorstellungen erledigt. Ich war unsagbar traurig. Nun war ich wieder allein. So wie damals.......

Bevor wir nach München abreisten um unseren lieben Papa und Onkel zur letzten Ruhe zu betten, bat ich die vier Kinder der Familie zu einem Gespräch bezüglich der Zukunft des Unternehmens.
Ich erklärte ihnen dass auch ich vorhätte mich nun relativ schnell aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Und dass ich sie alle vier gerne zu den neuen Geschäftsführeren machen wollte. Unsere Kinder waren sehr bestürzt aber sie sagten mir zu dass sie meine Wünsche die ja auch die Wünsche des Firmengründers seien, mit all ihrer Kraft realisieren wollten. Eszther wurde vom neuen Gremium der Vier zum geschäftsführenden Gesellschafter gewählt und alle anderen drei wollten sich so gut wie nur irgend möglich ebenfalls um die Geschicke der Firma kümmern.

Nun ja ganz so schnell ging das alles natürlich nicht. Ich war noch gut ein Jahr in das direkte operative Firmengeschehen eingebunden, aber ich zog mich langsam aber stetig aus dem Unternehmen zurück.

Wir begruben Gordon neben meinen Eltern am Waldfriedhof. Und nun war ich wieder alleine. Ich wusste dass das immer wieder kommen würde, aber es fiel mir sehr sehr schwer, damit fertig zu werden. Wenn ich in Amerika war fehlten mir diese morgendlichen Besuche am Grab meines geliebten Mannes und meiner Eltern sehr. Und wenn ich in München war dann war ich immer nervös ob in der Firma alles so lief wie es sollte. Ein großer Trost war mir meine geliebte Freundin Linda und ihr Ehegatte. Beide waren natürlich auch alt geworden, aber sie waren Gott-Lob gesund und sehr agil. Die beiden Kinder haben beide studiert und gute Berufe ergriffen, Helmuth junior war mit seinen mittlerweile 36 Jahren im Begriff sich selbstständig zu machen. Und er war sehr erfolgreich. Helmut gründete eine Softwarefirma und konnte sich der vielen Aufträge nur schwer erwehren. Innerhalb eines Jahres war sein Unternehmen mit fast 150 Mitarbeitern zu einer stattlichen Firma angewachsen. Seine Klienten waren auf der ganzen Welt verstreut. Dies verlangte natürlich von ihm immer wieder ausgedehnte Reisen nach China, in den Fernen Osten nach Australien und auch nach Nord- und Südamerika zu unternehmen. Nachdem ich mich aus unserem Architekturbüro völlig zurückgezogen hatte, wurde ich von verschiedenen europäischen und auch amerikanischen Universitäten als Gast für Vorlesungen eingeladen. Dies hielt mich immer noch auf Trab und verhinderte dass ich alt und tatterig wurde. Nun ja, alt schon aber tatterig wurde ich nicht.

Mein Sohn der ja einen Pilotenschein gemacht hatte und heute immer noch die großen Vögel flog, hatte sich bei einer der grüßten amerikanischen Fluggesellschaften als Pilot eingenistet, seine ursprünglichen Ambitionen im Filmgeschäft tätig zu sein hat er zwar nicht begraben, aber er wollte erst die große Welt sehen und das ging am besten als Pilot einer großen Airline, unsere Tochter leitete zusammen mit den beiden Cousins die Firma in Staten Island. Alles war eigentlich so geworden wie ich es mir immer erträumt hatte. Die Firma machte mehr und mehr Geschäfte, gute Geschäfte im Fernen Osten, in Europa, ja eigentlich überall auf der Welt. Eines Tages sagten sich die beiden Damen der Geschäftsführung bei mir in München zu einem Kurzurlaub an. Was war geschehen? Ich hatte erst etwas Sorge, aber dann dachte ich wieder positiv, da es keinerlei Anzeichen für irgendwelche Reibereien bei den “Jungen” gab, also holte ich die beiden Damen am Flughafen in München ab, und wir fuhren erst mal in die Stadt um in einem guten Restaurant was gutes zu essen.

Ich versuchte beim gemeinsamen Dinner herauszufinden was die beiden Damen denn nach München gebracht hat. Aber die beiden schwiegen sich aus, und es war mir nicht möglich von ihnen was zu erfahren. Sie meinten nur zur gegebenen Stunde würde ich alles erfahren und ich möge mich doch bis zum nächsten vormittag gedulden. Na gut, was konnte ich dem entgegensetzen, NIX!.

Am nächsten Morgen waren die beiden, die bei mir im Haus in Grünwald wohnten stundenlang mit telefonieren beschäftigt. Dann so gegen 11:30 vormittags kamen sie beide zu mir ins Wohnzimmer, sie setzten sich mir gegnüber an den kleinen Tisch, und sahen mich an. Voller Erwartung. Und ich meinte eben nur : Also was gibts jetzt? Wollt ihr mich noch länger auf die Folter spannen?

Und dann meinte mein Töchterchen: “ Mami, der Präsident der Vereinigten Staaten hat Dir die Ehrenmedaille für besondere Dienste um die Nation zuerkannt. Du bist nun eine von 36 Amerikanern die diese Auszeichnung erhalten haben. Du mußt mit uns nach Washington fliegen um diese Auszeichnung entgegenzunehmen.”

Diese Auszeichnung ist so ziemlich der höchste zivile Orden den Amerika vergeben konnte. Er wurde auch nur sehr selten vergeben, und wenn man ihn bekam, da bedeutete dies dass man wohl wirklich etwas besonderes für das Land geleistet hat. Ich konnte es gar nicht glauben, ich dachte dies kann doch nicht sein, aber meine beiden Mädchen waren sehr ernst und wie sollten sie auch über sowas Späße machen? Ich war absolut perplex, “I was stunned......”
Die Verleihung war für den 4 Juli, dem Tag der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vorgesehen. Es war der 17 Juni heute, und das hieß: Koffer packen und auf nach Amerika.

Es war für mich immer ein “Nach Hause” kommen, wenn ich auf La Guardia landete. Alles war mir so vertraut, Alle Kinder holten mich ab, und ich wurde überhäuft mit Blumen. Jetzt wo ich sie alle hier stehen sah wie sie auf mich warteten, begriff ich plötzlich dass ich alt geworden bin. Ich werde 70 Jahre alt. Mein Gott was war das für ein Leben..........

Alle redeten auf mich ein und endlich wurde ich in ein großes Auto verfrachtet und wir setzten uns in Bewegung in Richtung Staten Island. Das Haus welches ich vor vielen Jahren zusammen mit meinem geliebten leider viel zu früh von mir gegangenem Gordon gekauft hatte, sollte auch wieder für die Dauer meines Aufenthalts mein Zu Hause sein. Man hatte mir einen Butler engagiert, und eine Hausdame, die mir zur Hand ging. Ich lebte hier wie ein König in seinem Palast. Der Zeitpunkt der Verleihung kam näher, und damit auch wieder die Untersuchungen des Sicherheitsdienstes des Präsidenten. Aber sie machten es sehr diskret, und ich kriegte diesmal fast nichts mit davon.

Am Tag vor meiner Abreise nach Washington wollten meine Kinder mich noch einmal in die Firma bringen um mir dort ein paar Neuerungen , wie sie sagten zu zeigen. Nun ja, es war wohl mehr der Wunsch der Mitarbeiter die alte Lisa noch mals zu sehen. Ich kam im Büro an, und dann waren nach wenigen Augenblicken alle Mitarbeiter verschwunden. Mein Sohn Peter nahm mich dann an der Hand und meinte nur: “Mami, komm mit mir, da mußt Du jetzt durch, aber es gibt schlimmeres”. Wir gingen in den großen Konferenzraum, Peter öffnete die Tür und da standen sie alle. Alle Mitarbeiter unseres Unternehmens, viele kannte ich noch von früher, so manches neue Gesicht hatte ich noch nie gesehen. Peter geleitete mich zu einem bequemen Stuhl und ich musste mich niedersetzen und dann kam eine junge Dame zu mir und überreichte mir einen wunderschönen Strauß mit bunten Frühlingsblumen. Sie erklärte mir dass sie die Tochter von Jeff und Hazel war, und da erinnerte ich mich, diese beiden waren Mitarbeiter in der Firma meines so geliebten verstorbenen Onkels damals als ich in die Firma kam, vor vielen Jahren. Dieses Mädchen war die erste Geburt nachdem ich in die Firma eintrat. Sie war 36 Jahre alt mittlerweile. Sie war so alt wie ich als ich meinen ersten eigenen Auftrag abwickelte. Ich stand auf, nahm Christin in den Arm und küsste sie. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten, alle klatschten und Peter meinte ob ich für meine “Großfamilie” nicht vielleicht etwas auf dem Klavier spielen würde. Oh ja das war besser als eine unvorbereitete Rede halten. Ich setzte mich an den Flügel in der Ecke und spielte Schuberts Ave Maria in der Bearbeitung von Franz Liszt. Ja ich konnte es immer noch. Als ich die letzte Taste anschlug, konnte ich nichts mehr sehen, weil mir die Augen seit der ersten Noten überliefen. Jeder einzelne der Mitarbeiter kam nun und schüttelte mir die Hand und hatte ein paar so wundervolle Worte wie “Danke für alles was sie für uns getan haben” . Zu Mittag fuhr ich mit meinen Kindern nach Hause zu Peter und seiner Familie wo eine angeheuerte Köchin zusammen mit Peters Gattin und einigen Bedinsteten ein wunderbares Mitagessen gezaubert hatten. Ich war sehr glücklich, nach fast 3 jahren war ich wieder das erste mal in “meiner” Firma. Ich dachte bei mir selber : “Lieber Onkel Peter, ich hab gut obacht gegeben auf Dein Erbe, In dieser Firma, in Deiner Familie und in meiner Familie wirst Du nun unsterblich …..........”

Der Tag für die große Zeremonie für meine Auszeichnung rückte näher. Ich war nervös, wie damals als ich im Weißen Haus meine Amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen bekam. Es war der 1. Juli. Noch drei Tage bis zum großen Tag. Alle meine Kinder und Nichten und Neffen wollten mich begleiten. Ja darüber war ich sehr froh. Es war beängstigent in das Zentrum der US Macht einzutreten. Ich war mit meiner Tochter noch auf der Fifth Ave um ein passendes Kleid zu kaufen. Ich wollte dem Präsidenten und seiner Gattin ja gut gestyled entgegentreten. Am 3. July, einem Mittwoch stiegen wir ins Flugzeug nach Washington. Wir hatten dort in einem der besten Hotels eine Suite angemietet und meine Kinder wohnten mit mir dort. Nach unserer Ankunft wollte ich mich erst mal ein wenig ausruhen, ich saß alleine in meinem Schlafzimmer und dachte über dieses bewegte Leben nach, welches ich in den letzten 40 Jahren geführt hatte. Ich dachte an meinen geliebten Ehemann Gordon, und ehe ich mich versah, rannen mir die Tränen übers Gesicht. Wie schön wär es gewesen wenn er nun bei mir gewesen wär. Aber der Liebe Gott wollte es halt anders. Ich wusste aber dass er da oben mit Mama und Papa und Onkel Peter zusammen saß und sie auf mich herunterblickten. Es war mir als ob ich ihn hören könnte. Aber das war wohl eine Einbildung auf Grund all dieser Emotionen denen ich ausgesetzt war. Mein Mädchen kam herein und sah mich so aufgelöst, sie sagte nichts, setzte sich an meine Seite und nahm mich in den Arm. Oh mein Gott, wie gut dies tat. Sie half mir nachdem ich wieder beruhigt war mich zu restaurieren, und dann meinte sie wir sollten nun zum Dinner fahren. Es gab ein sehr feines Restaurant welches von einer deutschen Koch und Managementcrew geführt wurde. Und dorthin führen wir mit einer dieser elendslangen Stretch-Limousinen die das Hotel zu Verfügung gestellt hatte.

Wir kamen nach etwa 15 minütiger Fahrt an und ich wurde von den Kindern hineingeleitet. Der Manager des restaurants, Herr Bogner und seine Frau, sehr liebenswürdige Menschen die ich schon seit Jahren kannte, begrüßten mich mit einem wunderschönen Blumenstrauss. Ich sah aus dem Augenwinkel noch einen Zettel am Eingang: “Private Party today” Aber ich las es wohl aber die Worte gingen mir nicht tiefer. Frau Bogner nahm mich an der Hand und brachte mich zum Restauranteingang. Ihr Mann offnete die beiden Flügel der Türe, und da standen sie alle. All die Menschen die mich auf meinem Weg begleitet haben, Menschen die mit mir oder für mich oder für die ich gearbeitet haben. Da waren Linda und ihre ganze Familie, und all die Leute von unserem Berliner und Münchner Büro. Da waren Kundenvertreter von all den großen Projekten an denen ich mitgearbeitet habe, und dann entdeckte ich sogar einen alten Freund für den ich einmal ein wunderschönes Haus in Florida gebaut habe. Er kam zu mir, mit einem riesigen Strauss wunderschöner Orchideen. Jack umarmte mich, und dann meinte er: “Es sind viele Jahre vergangen, aber Du hast Dich überhaupt nicht verändert. Ich sehe immer noch in diese leuchtenden grünen Augen die mich schon damals so fasziniert haben. Ich bin soviel älter geworden, aber Du bist immer noch diese großartige Dame die ich damals kennen gelernt habe. Wir sind so wahnsinnig stolz auf Dich und darauf dass wir alle hier uns als Deine Freunde bezeichnen dürfen.

Ich glaube alle zusammen waren es etwa 180 Leute die sich da eingefunden haben, es tat mir in der Seele gut, dass sie sich alle immer noch und so gerne an mich erinnerten.

Wir hatten ein hervorragendes Dinner, jeder einzelne kam irgenwann an diesem Abend und wollte mir seine guten Wünsche persönlich vortragen. Gegen 23:00 Uhr verabschiedete ich mich von allen, da ich ja am nächsten Tag einen weiteren Feiermaraton absolvieren musste.

Meine Kinder brachten mich ins Hotel, und ich denke ich schlief innerhalb von wenigen Minuten ein.


Am nächsten Morgen, dem 4. Juli, wurden wir von einer ganzen Wagenkollonne des CIA abgeholt, alle meine Kinder, Enkelkinder und auch alle Neffen und Nichten wurden auf Staatskosten ins Weisse Haus gefahren, ohne weitere Kontrollen wurden wir in den Festsaal geführt, und dort saßen wir erst mal und hatten vom Butler einen Drink serviert bekommen. Nach vielleicht zwanzig Minuten kam der Präsident mit seiner Gemahlin und seinem Sohn in den Saal. Er kam auf mich direkt zu und nahm mich in den Arm, er fasste mich unter und geleitete mich zusammen mit der First Lady zum Eherenstuhl, wo er mich bat mich zu setzen. Danach folgte seine Ansprache. Sie war wundervoll. Alle meine Stationen in meinem Leben wurden darin erwähnt, vor allem natürlich die Highlights aus meinem Wirken für Amerika. Zu guter letzt kam er zu mir, der Zeremonienmeister reichte ihm diesen großen Orden der funkelte und leuchtete in allen Farben und er heftete mir den Orden des Amerikanischen Präsidenten an den dafür schon vorher angebrachten clip über meinem Herzen. Danach umarmte mich der Päsident und auch seine Frau. Sein Sohn stellte sich vor mir auf und salutierte, ich erinnere mich noch gut daran wie ich von seiner Uniform beeindruckt war. Ich nahm danach meinerseits die Initiative in die Hand und drückte den Sohn des Präsidenten meinerseits, was mir einen tosenden Applaus einbrachte. Die First Lady bat danach ihren Gatten zu entschuldigen da er noch einige weitere offizielle Termine wahrzunehmen hatte, aber sie bat mich und meine Entourage zu einem Staatsbankett im großen Speisesaal des Weissen Hauses in dem sie mich und meine Lieben auf das köstlichste bewirten wolle. Mr. Präsident verabschiedete sich und entschuldigte sich noch selber dafür dass er nicht mit uns feiern konnte, aber die Staatsgeschäfte............

Am späten Abend erreichten wir wieder unser Hotel und der Direktor des Hotels ließ es sich nicht nehmen mich mit einem riesigen und wunderschönen Blumenstrauß zu empfangen. Man hatte meinen Auftritt beim Amerikanischen Präsidenten im Fernsehen mitverfolgt und somit war ich eine Berühmtheit im Hotel geworden. Wildfremde Menschen schüttelten mir die Hand und gratulierten mir zu meiner aussergewöhnlichen Ehrung. Ich war ein wenig froh daß es am nächsten Vormittag wieder zurückging nach New York. Im Haus welches ich so lange mit meinem geliebten Ehemann bewohnt habe, erholte ich mich noch ein paar Tage von den Strapazen und danach wollte ich wieder nach Hause nach München fliegen. Ich besuchte natürlich noch einmal “meine” alte Wirkungsstätte, und es tat so wahnsinnig gut all die alten Weggefährten und auch die neuen Mitglieder dieser Familie zu sehen. Ja ich merkte – ich war angekommen. Am Abend fuhr ich mit meiner Tochter in die kleine Kirche, die soviele meiner Lebensstationen begleitet hatte. Mein alter Gemeindepfarrer war ja schon vor Jahren im hohen Alter verstorben, aber der neue Pfarrer, ein junger Priester so Ende der Dreißig, kam zu mir in den Betstuhl und setzte sich an meine Seite. Er sprach mich an und verlieh seiner Freude Ausdruck daß ich dem Gotteshaus immer noch so verbunden war, nach all den Jahren.

Zwei Tage später saß ich dann wieder im Flugzeug Richtung München. Meine Tochter begleitete mich weil sie meinte sie könne mich nicht so ganz alleine auf die Reise schicken. Sie waren alle so unendlich lieb zu mir. Wie sehr ich es doch genoß eine so liebenswerte und fürsorgliche Familie zu haben.

In München holte mich Linda und Helmuth am Flughafen ab. Und wir fuhren alle Vier nach Hause nach Grünwald. Linda bestand darauf dass mein kleines Mädchen und ich bei Ihr zu Abend assen, und es wurde ein sehr schöner Abend.

Nach diesem letzen großen Ereignis beschloss ich meine Geschichte hier zu beenden. Ich habe vieles erlebt, Das Schicksal meinte es oft nicht gut mit mir aber es hielt sich doch die Waage. Und all die schweren Stunden meines Lebens wurden mir durch so viele wunderbare Stunden vergütet.

Ich danke meinem Schöpfer dass er immer seine Augen auf mich gerichtet hatte und sich um mein Wohlergehen so wunderbar kümmerte. Mein lieber Gott, ich bin nun bereit für Dich, wann immer es Dir gefällt....................


Es ist da noch etwas was ich doch noch erzählen möchte. Ich habe hier schon von einer jungen Dame aus Biarritz gesprochen, Diane, die Schwester eines deutsch französischen Ehepaares, die von Geburt an blind war. Diane begann mit 30 Jahren ein Studium an der Sorbonne in Paris, sie beschäftigte sich mit der Geschichte Europas, und offensichtlich war sie in ihrem Studium sehr sehr gut. Sie machte ihren Doktor nach 5 Jahren und begann im Unterrichtsministerium eine gut dotierte Stelle als Kuratorin für verschiedene Kunsthistorische Museen in Frankreich. Sie heiratete einen sehr netten und wohlhabenden französischen Sproß einer Unternehmerdynastie. Ihr Lebensweg war auch mit 3 kleinen Kindern gesegnet (2 Jungs, ein Mädchen) alle waren völlig gesund. Ich habe Diane immer wieder in Biarritz oder in Paris, ja einmal sogar in Berlin getroffen, wir waren immer durch eine sehr intensive Freundschaft verbunden.

Und auch eine zweite Freundin möchte ich am Ende nicht unerwähnt lassen. Valentina, diese unglaublich begabte Pianistin aus der Ukraine, war mittlerweile nicht nur weltberühmt, sondern auch anerkannt als eine der besten Pianistinnen. Ich hatte dieses große Privileg einmal ihre Freundin zu werden, und selbst heute wo sie und ich schon zu den betagteren Menschen gehören, gibt es immer noch Treffen oder Telefonate oder Briefe in denen wir uns beide freuen dass wir uns haben.


“Mein” babylonischer Turm in Baghdad ist heute nach fast 30 Jahren immer noch das höchste Gebäude der Welt. Es wurde an mehreren Stellen versucht seine Höhe zu toppen, aber die technischen Gegebenheiten haben dies bis heute noch nicht zugelassen. Zur Zeit ist man im Königreich Saudi Arabien in Jeddah wieder dabei einen ähnlichen hohen Turm zu bauen.Nun wir werden sehen. Ich bin als Konsulent für die Saudische Regierung ebenfalls mit im Boot. Ich habe allerdings eine beratente Tätigkeit, da ich ja nicht mehr soviel reisen kann. Aber alle meine Kontakte mit den maßgeblichen Stellen im Königreich laufen über die Saudische Botschaft in Berlin. Und ich würde es gerne sehen wenn es denn nun gelingen würde. Ich weiss aber nicht ob ich das Werk noch erleben werde wie es fertiggestellt wird. (



Epilog

Das Projekt in Saudi Arabien wurde nach etwa 6 Jahren mit einer um 50% reduzierten Höhe fertiggestellt. Die geplante Höhe von 1008 m konnte aus technischen Gründen nicht realisiert werden.

Evita Marita hat unsere Welt im biblischen Alter von 101 Jahren verrlassen. Bis zum Schluss war sie äußerst rege und ihr Gehirn arbeitete auf 100 %, auch wenn ihre Beine nicht mehr so richtig wollten. Ihre Kinder und auch ihre Nichte und ihr Neffe hielten am Sterbebett ihre Hände. Sie schlief ein und wachte im Himmel wieder auf. Wir konnten ihr auch nicht mehr sagen dass ihre so geliebte Freundin Linda nach einem Herzinfarkt ein Jahr vorher ging, und auch das Helmuth nun wenige Wochen vorher verstarb wollten wir ihr nicht mehr sagen. Wir wollten dass sie diese letzten Wochen, Monate einfach ohne irgendwelche Beinträchtigungen durch schlechte Nachrichten so ruhig wie nur irgend möglich verbringen konnte.


Ende


© KRC-ECC ([email protected])


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Beschreibung des Autors zu "Der Tanz der Prinzessin"

Dies ist die Lebensgeschichte meines Täuflings. Ich war mit der Familie sehr gut befreundet, und hatte die große Ehre Taufpate sein zu dürfen. Evita Marita starb im Alter von 36 Jahren an Leukämie. Sie konnte dieses Leben nicht leben. Aber hier sind viele ihrer Träume, so hätte es vielleicht sein können. Der Anfang entspricht der Realität. Nach der beschriebenen Krankheit habe ich Ihre und meine Phantasie sprechen lassen.

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Kommentare zu "Der Tanz der Prinzessin"

Re: Der Tanz der Prinzessin

Autor: AMIBANANI   Datum: 29.07.2017 17:39 Uhr

Kommentar: Cool

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