''Warten auf drei Sternschnuppen''  (Auszug aus meinem Altweiberroman, den die Welt nicht braucht)

© A.B.Schuetze

1. Kapitel

Sie wirbelt durch die Wohnung und putzt. Staub feudeln, saugen, wischen. Alles um den Kopf frei zu bekommen und nicht immerzu gegen den ständig wachsenden Frust in ihrem Inneren anzukämpfen. Nicht dass Hausarbeit Anna irgendeine körperliche Befriedigung verschaffen würde, aber sie lenkt sie von ihren unerfüllten Sehnsüchten ab. Sie zwingt sich, über andere Dinge nachzudenken. Dinge, die sie immer schon machen wollte.

'Mein Buch. Ich werde jetzt endlich mein Buch schreiben. Vorgenommen habe ich mir das schon vor einiger Zeit.
Angefangen habe ich auch schon so oft. Angefangen und dann immer wieder lustlos zur Seite geschoben. Ach ich weiß auch nicht. Ich konnte mich bisher nie so recht durchringen, obwohl ich doch schon so viel Material gesammelt habe.'

Anna begutachtet mit Genugtuung die für wenige Stunden saubere Wohnung, denn wenn ihre Männer nach Hause kommen, ist es das mit der Ordnung gewesen. Dabei bleibt ihr Blick an den beiden Büchern hängen, die sie in den letzten drei Tagen regelrecht verschlungen hat. Bücher über große starke, vor allem gutaussehende und zärtlich Männer, die mehr als Menschen sind, über Karpatianer und Gestaltenwandler, Götter, Vampire und Werwölfe. Unsterbliche schlechthin. Spannend und sexuell mitreißend erzählt. Eine Form von Büchern der Fantasie und Leidenschaft, in denen nicht nur über Wesen der Fantasie geschrieben wird, sondern die auch auf jegliche Art und Weise die eigene Fantasie anregen. Und Anna ist für diese Lektüre sehr empfänglich. Mit einem tiefen Atemzug legt sie die Bücher ins Regal, überlegend, ob sie sich nicht auch die vorangegangenen Teile dieser Bücher bestellen sollte. Mit einem Kopfschütteln verwirft sie diese verführerische Idee und widmet sich nunmehr ihrem Laptop.

'Schnell ein wenig im Internet chaten und spielen. Was sein muss, muss sein. Dann alle Fragen der Kinder aus dem Chat beantwortet. Ihre beiden Internetspiele auf Vordermann gebracht. Immer diese Spielereien. Oh man, das muss sich auch dringend ändern. Vielleicht sollte ich an einem Blog schreiben, den ich wahrscheinlich nie ins Internet stellen werde, der aber für mein Buch von Bedeutung sein könnte. Gleichzeitig werde ich meine Aufzeichnungen durcharbeiten und schauen, was und wie ich sie für mein Buch verwenden kann. Also zuerst den Blog „Heb die Hufe, schwing die Hüften, komm aus dem Arsch“. Der Titel passt wie die Faust auf's Auge.'


1. Eintrag

Was ich nie erwartet hätte, ich bin in einem Sumpf der Unzufriedenheit gelandet, in jeglicher Hinsicht. Doch das soll sich ab sofort ändern. Und wieder dürft ihr alle daran teilhaben. Heute geht’s los. Ganz wichtig für mich, ich brauche einen bestimmten Zwang, eigentlich jemanden, der mich ständig in den Hintern tritt, Konsequenzen, wenn ich nicht funktioniere. Aber so einen Jemanden gibt es leider nicht. Also springe ich für ihn ein. Witzig was? Ich höre schon: „Das klappt nie! Das wird so wie so nichts! Hat man denn so was schon mal gehört? ...“ Es ist meine letzte Chance, mit dem Arsch an die Wand zu kommen, noch Mal was aus mir und meinem Leben zu machen. Ich muss das schaffen. Mein Tagesablauf ist ab heute strengsten eingeteilt. Der Wecker klingelt, aber nur für mich. Das hat sich im Laufe der Jahre so ergeben und man gewöhnt sich daran. Es ist auch nicht das Übelste, 30 Minuten nur für mich allein zu haben. Vor allem aber, wenn alle Mitbewohner den Morgenmuffel raus hängen lassen. Für meinen morgendlichen Badaufenthalt treten mit sofortiger Wirkung Neuerungen in Kraft. Beginnen wir mit 40 Armbeugen an der Tür (gibt Muckis und beugt schlaff runter hängender Haut am Oberarm entgegen, letzteres könnte bei mir schon zu spät sein), 500 Marschschritte beim Zähneputzen (man muss sich nicht immer im Spiegel begaffen und schauen, ob noch alle Zähne da sind. Wo sollen die über Nacht auch hin sein?) und da wir doch alle mit 55 noch wie 30 ausschauen wollen, gibt’s im Anschluss an Waschen und Hauteinfetten noch eine Gesichtsgymnastik (wer zieht nicht gern Fratzen: Grinsen, Kussmund, langes Gesicht, Knautschgesicht, Backen aufblasen...) Kleiner Nebeneffekt: wir starten gleich viel munterer in den neuen Tag. Ha, wer kann uns was?! Nun werden mein Hausfrauenpflichten auf den Plan gerufen. Das sind so Kleinigkeiten, die bereits seit beinahe 30 Jahren systematisch abgespult werden. Familie wecken, Kaffee kochen, Arbeitsstullen schmieren, Frühstücktisch decken ... gehören auf jeden Fall dazu. Erst wenn ich dann „sturmfreie“ Bude habe, beginnt mein Leben, mein Tagesablauf. Das bisschen Haushalt, das unbedingt gemacht werden muss, wie Betten bauen, saugen, Wäsche waschen etc. und Einkaufen ist schnell erledigt. Ich mache es nicht gern, deshalb auch alles huschi huschi, zack zack. Dann ab an den Laptop und den ganzen Tag spielen, spielen, spielen. Stooooop!!!!! Damit ist doch ab heute Schluss. Bis 8:00Uhr wird der Laptop angeschmissen, Tochter im Internet begrüßen und schnell meine beiden Spiele abgearbeitet. Die Zeit reicht gerade dafür. Von 8:00 bis 9:00Uhr steht Sport auf der Tagesordnung. Meinen Vertrag mit dem Fitness-Studio habe ich gekündigt. Immer da hin fahren und das noch dazu allein. Irgendwie hat sich da meine Motivation ständig verkrümelt. Spare ich doch lieber das Geld. Aber eine einmalige Ausgabe habe ich mir dann doch geleistet, nämlich drei DVDs mit Yoga, Aerobic und Workout. Die werden jetzt immer umschichtig abgearbeitet. Heute habe ich mit Ballett-Workout begonnen. Geht eigentlich eine Stunde, aber ich war nach 30 Minuten schon Schweiß überströmt und fix und foxi. Zum Glück hat mich keiner gesehen. Ich wäre bestimmt die Lachnummer des Tages gewesen, eine Nilpferd im Tütü. Egal; was muss – das muss. Schließlich will ich bis Jahresende ein Uhu sein. Kein Vogel, ich meine ein „unter Hundert“ Wiegender. Ich muss das durchhalten.

'Nun habe ich die Zeit schon überschritten, denn zum Bloggen habe ich nur eine Stunde eingerechnet. Aber es gab einfach so viel heute zu erzählen. Oh es stimmt. Beim Schreiben vergeht die Zeit wie im Flug. Vielleicht schaffe ich ja noch ein paar Seiten meiner Aufzeichnungen von vor zwei Jahren durchzuschauen, bevor Gerd nach Hause kommt. Schau'n wir mal, was wir so alles schon geschrieben und auf dem USP-Stick abgespeichert haben. Meine ersten Notizen: „Das Jahr danach“. Wie oft habe ich das nun schon gelesen und den Titel geändert? Oft, vielleicht zu oft, dass ich gar nicht mehr weiß, was und wie ich mein Buch aufbauen soll.'

Anna betrachtet ihre Aufzeichnungen von vor über einem Jahr. Sie hatte mit einem Tagebuch angefangen, um irgendwann und auch nur vielleicht ein Buch zu schreiben. Ein Buch über eine Frau Mitte Fünfzig. Der Job ist weg, in den sie aber auch nie zurückgehen wollen würde. Und andere Möglichkeiten? Kaum. Die Familie zerbröckelt. Mit ihrem Mann verbindet sie nichts, außer die gemeinsame Wohnung und die Kinder. Aber die Kinder sind erwachsen und werden bald das Elternhaus verlassen. Was bleibt dann noch? Ein Buch über einen Neuanfang, das Erforschen der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Ein Buch über das Selbstfinden und Verwirklichen. Aber Anna zweifelt auch, ob sie je ein Buch schreiben würde. Sie ist keine Schriftstellerin und hat auf diesem Gebiet keinen blassen Schimmer. So beginnt sie also mit einem Gefühl der Skepsis ihre alten Notizen durchzuschauen.


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Mein Tagebuch

Ich schreibe ein Buch über das Jahr danach, das Jahr, als alles vorbei war oder neu begann. Aber das ist eine Frage der Betrachtungsweise. Auf jeden Fall werde ich alles aufschreiben, was so erwähnenswert scheint. Viel wird es möglicherweise nicht sein, denn voraussichtlich wird sich jeder Tag immer wiederholen. Auch werde ich einige Kommentare zu meinem Gewichtsproblem und die Vorhaben, dagegen anzugehen, darlegen. Na mal schauen, was da so draus wird. Machen wir uns also erst mal Notizen. Und los geht's. Dieses Jahr steht mir zur freien Verfügung. Ich kann machen was ich will, möglicherweise auch arbeiten gehen. Doch scheint mir letzteres nicht sehr verlockend. Ihr müsst euch vorstellen, ein Jahr vom Chef freigestellt zu sein und dafür auch noch bezahlt zu werden. Könnt ihr nicht glauben? Hättet ihr auch gern? Nun ja, der Preis dafür: Ich brauche danach auch nicht wieder zu kommen, mein Arbeitsplatz und viele andere wurden ersatzlos weg rationalisiert. Endlich nach 35 Jahren schinden, aufopfern na und so weiter, endlich Zeit für mich, für mich und meine Hobbys. Ach, wer ich bin?! Stellt euch vor, eine Frau – Anfang 50, voller Energie, Witz und Tatendrang, so hoch wie breit (eine Kugel trifft es nicht ganz – eher ein kleiner dicker Pinguin) und einen Haufen Ideen und Blödsinn im Kopf (eines davon ist dieses Buch). Ich werde euch jetzt jeden Tag zu labern, wie es mir in diesem Jahr ergangen ist. Ich sagte ja schon, so hoch wie breit. Bitte alle mitdenken. „Die will abnehmen, Sport treiben und Diät machen. Das wird ein Buch: Wie nehme ich am besten ab.“ Irrtum. Sicherlich spielt das auch eine Rolle, aber wer will 365 Tage schlecht gelaunt durchs Leben stampfen. Ein bisschen Beauty darf's auch sein und faulenzen und alles tun, wofür ich bisher kaum Zeit hatte: Lesen, Stricken, Nähen, Basteln. Ich hoffe, meinen drei Kindern bei der Wohnungssuche helfen zu dürfen, endlich wieder einmal in den Urlaub fahren zu können und das Leben zugenießen. Seid ihr immer noch dabei? Dann geht’s jetzt los.

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Die ersten beiden Tage in diesem Jahr sind nicht weiter erwähnenswert. Ich habe im Kreise der Familie relaxt. Mein Mann und die Lütte haben sich seelisch und moralisch auf den Arbeitsbeginn vorbereitet, über meinen Sohn schweigen wir (ich weiß nicht, was er gemacht hat – wahrscheinlich, wie immer nichts) und ich habe mich voll und ganz meiner Hausfrauenrolle hingegeben. Mit Wäsche waschen, Essen kochen und meine Lieben verwöhnen war ich vollständig ausgelastet. Aber heute fängt der Ernst des Lebens an. Obwohl ich den ganzen Tag zu Hause verbringen darf, fängt der Alltag morgens um 5:00 Uhr an. Wohlgemerkt für mich. Wenn ich mich erfrischt und gehübscht habe, wecke ich mit viel Liebe die berufstätigen Familienmitglieder, bereite den Arbeitsproviant, (immer darauf bedacht, diesen so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten – mit Stullen, Sandwich, Obst und etwas Süßem) und dann decke ich den Frühstückstisch. Dann kommen sie, die Geldverdiener, die emitleidenswerten Personen, die hinaus in die Welt der arbeitenden Bevölkerung geschickt werden und ihrem schweren Los nicht entgehen können. Ich bekomme schon fast ein schlechtes Gewissen. Obwohl, heute sind beide erstaunlich verträglich. Das ist nicht immer der Fall, ihr werdet es noch merken. Wir frühstücken und dann wird sich nach strengen Ritualen zum Aufbruch fertig gemacht. Es ist genau geregelt, wer wann noch mal ins Bad darf, wer wann seine Schuhe anzieht und so weiter. Man darf sich dabei nur nicht ins Gehege kommen, sonst fällt das Stimmungsbarometer sehr tief in den Keller. Mit dem letzten meiner Lieben begebe auch ich mich aus dem Haus – zu meiner morgendlichen Joggingrunde. Joggen kann man das wahrscheinlich gar nicht nennen, vielleicht schnell gehen, gehen trifft es wohl eher, gehen und zwischendurch immer mal wieder verschnaufen. Es ging mir aber heute auch gar nicht so gut. Muss wohl an den üppigen Schlemmereien über die Feiertage gelegen haben. Man, ständig musste ich stehen bleiben, weil mir mein Ischias zu schaffen gemacht hat. Aber, ich habe die volle Strecke geschafft und habe jeder Abkürzung widerstanden. Ich bin so stolz auf mich. Ha, einen Blick in den Spiegel und ich erschrecke mich vor mir selbst. Puder rot und von Schweiß überströmt starrt mich da irgend etwas an. Solche schlimmen Auswirkungen hat also so ein bisschen Sport. Gleich erst mal ausruhen, am besten bei einer Spielerunde im Internet. Zocken macht doch Spaß (und süchtig?). Doch ich muss mich losreißen, denn der Staubsauger schreit regelrecht nach mir. Auch das ist eine Arbeit, die fast an meine physischen Grenzen geht. Warum? Im Flur liegt der einzige Teppich unserer Wohnung und danach sieht er ja dann wohl auch aus, dreckige und nasse Schuhe jetzt im Winter, der Rollsplitt von der Straße, verschleppter Staub aus den Zimmern der Kinder, von Bürsten und Kleidung herab fallende Haare und was weiß ich noch. Alles macht sich auf dem Teppich breit. Da ist doch Wäsche waschen, aufhängen, abnehmen und zusammenlegen eine Kleinigkeit. Ihr meint, schon wieder? Na klar, war doch erst Ultimo und die Bettwäsche fordert mehr Aufmerksamkeit und zu guter Letzt habe ich meiner Großen angeboten, ihre Wäsche mit zu waschen und zu bügeln (riesengroße Reisetasche). So bin ich halt. Die Güte in Person. Neben all der Hausarbeit läuft in der Kiste „Herr der Ringe“ (wahrscheinlich zum Tausendsten Mal – und morgen gibt’s Teil 3). Hoffentlich schaffe ich den ganzen Film, bis ich von der Lütten zum Einkaufen angefordert werde.

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Heute gab es keinen Morgenlauf, mein Ischias nervt. Also muss sich mein Körper wohl zwischendurch immer mal mit ein wenig Gymnastik zufrieden geben. Zwischendurch heißt, zwischen Wäsche waschen (ha, ha, ha – na noch vier Maschinen oder so) und dem Aufräumen meines Schrankfaches für Nähutensilien. Seit dem Einzug in diese Wohnung vor zweieinhalb Jahren befindet es sich in einer Art Provisorium und müsste dringend in einen wohlgeordneten Zustand gebracht werden. Also : „Herr der Ringe“ rein und los geht’s. Man sollte kaum glauben, was sich doch für ein Zeugs ansammelt, wenn man keine Ordnung in den Fächern hält. Ich hoffe, der Müllschlucker wird nicht zu überlastet von dem, was ich alles entsorge. Vielleicht sollte man ja doch dies oder das aufheben. Wer weiß, wozu man das mal gebrauchen kann. Da habe ich tatsächlich noch Wäscheetiketten zur Kennzeichnung von Kinderwäsche, dabei ist mein jüngstes Kind 20 Jahre alt. Aufheben oder weg damit? Ich habe die Etiketten dann aber doch aufgehoben, genau so wie Reißverschlüsse, Druckknöpfe, Ösen und Haken, diverse Nieten, Knöpfe und Garne. Wie hoch mag wohl die Wahrscheinlichkeit sein, dass ich all den Kram nochmals brauche? Heute, wo doch jeder seine Klamotten kauft und wenn was kaputt ist, fliegt es weg oder kommt in die Kleiderkiste. Ich habe aber auch Strickmuster gefunden. Nicht einfach nur Strickmuster, nein , sondern für filigrane Deckchen und Decken. Oh man, die waren schon so alt, dass sie sich in ihre Einzelteile zerlegten. Ich glaube, die müssen besonders archiviert werden.

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Tja zum Thema archivieren, heute habe ich unseren Dokumentenschrank (für alles gibt’s einen extra Schrank) unter die Lupe genommen und wieder etwas zum Recycling beigetragen. Aber auch wichtige Papiere wurden ans Tageslicht befördert, zum Beispiel eine Wohnraumzuweisung 25 Jahre alt und der dazugehörige Mietvertrag, Zeitzeugen einer vergangen Epoche unseres Landes (ehemals DDR). Da werden Erinnerungen geweckt, schöne und weniger schöne. Doch was soll’s. Ich werde diese Dokumente in Klarsichtfolien packen, wer weiß, wozu man sie noch gebrauchen kann (schon wieder). Übrigens ist heute mein Liebesfilmtag. Ich habe mir „Stolz und Vorurteil“, „Sinn und Sinnlichkeit“ und „Geliebte Jane“ reingezogen...Schmacht... Ach war das schön. Da geht die Hausarbeit (3 Stunden T-Shirts bügeln) fast von ganz allein so nebenbei von der Hand.

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Freitag, die Kinder sind alle außer Haus. Sie sind nach Jena zur Großen gefahren, um mit ihr Geburtstag zu feiern. Gerd genießt sichtlich die Ruhe und kann sich gar nicht genug daran erfreuen: „ Ach hörst du das? So ruhig!Schöööööön.“

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Samstag gegen Mittag war das dann auch vorbei. Küsschen hier und Küsschen da: „Erzähl doch mal, wie war’s denn? Hat alles geklappt?“ Schnatter, schnatter... Alle Kinder wieder im Haus. Ich brauche den Trubel, knuddeln mit der Brut, quatschen über dies und jenes, spielen und wieder knuddeln. Gestern Nachmittag dann Geburtstagsgäste. Staunen, alle Omas sind gekommen, was wahrlich eine Seltenheit ist. Keiner hat sich lumpen lassen mit den Geschenken. Wollte wohl jeder den anderen übertrumpfen. Selbst die Oma, die zu Weihnachten nicht ein Mal das Geld für eine Kleinigkeit für ihre Enkelkinder hat, schmeißt das Geld mit offenen Händen zum Fenster raus ( Dove-Pflegeserie und 50,00 Euro). Scheint wohl am 25. Geburtstag zu liegen. Man, schon 25 Jahre her. Ich war damals schon nicht mehr taufrisch (27 Jahre) und heute? Ich mag kaum noch in den Spiegel schauen. Aber, ich habe die Große ganz gut hinbekommen. Schlank, schlau, ehrgeizig, selbstbewusst, sie geht regelmäßig zum Sport (auch alleine), zum Tanzen, hat einen großen
Bekanntenkreis (hoher Beliebtheitsgrad).... wau...., genau so, wie ich immer sein wollte. Ich bin stolz auf mich / sie !!!

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Anna schaut gedankenverloren von ihren Notizen auf. Viel hat sich seitdem verändert. Und nicht alles zum Besten. Oder doch? Das kommt dann wohl auf die Betrachtungsweise und den jeweiligen Betrachter an. Fanny lebt heute mit ihrem Freund in Nordrhein-Westfalen, Ian ist wieder beim Bund und Zsuzsa ist vielleicht ihrerseits nicht so recht zufrieden mit ihrem Leben. Anna macht diese Entwicklung immer ein wenig melancholisch.

'Hm. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, als ich das alles geschrieben habe. Sollte ich irgendwas ändern? Einen anderen Aufbau bevorzugen? Kann ich es dabei belassen? Ach was soll's. Gedanken in Form eines Tagebuches zu fassen, ist schon nicht so verkehrt. Nach allem was bisher geschehen ist, werde ich den Titel wieder einmal ändern. „Mein Tagebuch: Das ist alles (?/!)“ trifft es auf jeden Fall besser. Er drückt sowohl zweifelnde Frage als auch endgültige Antwort aus. Ja, ich denke, der Titel ist es.'

Noch immer nachdenklich aber trotzdem mit sich zufrieden schließt sie einstweilen ihre literarischen Ergüsse und wendet sich wieder der Hausarbeit zu. Schließlich will die Wäsche noch gebügelt und in den Schränken verstaut werden. Hatte doch Gerd erst letztens vorwurfsvoll zu ihr gesagt: „Jetzt, wo ich nach Hause komme, fängst du mit der Hausarbeit an? Was treibst du bloß den ganzen Tag?“ Was auch immer er damit bezwecken wollte, letztlich könnte ihm das so egal sein. Er kommt, zieht seine Arbeitssachen aus und setzt sich hin, stopft seine Zigaretten und schaut fern. Doch Anna ist sehr harmoniebedürftig und zieht es vor, jeglichen Streit aus dem Weg zu gehen. Also Haushalt jetzt, solange ihr Mann arbeiten ist. Sie wirft einen bösen Blick auf die Wäsche des vergangenen Wochenendes, holt mürrisch das Bügelbrett aus der Kammer und überlegt, welche DVD heute passend wäre, um sich etwas abzulenken. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass „Rapunzel“ genau der richtige Film ist. Da gibt es keine Liebe, also nicht solche Liebe, und sie kann mitsingen.


© A.B. Schuetze


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Beschreibung des Autors zu "''Warten auf drei Sternschnuppen'' (Auszug aus meinem Altweiberroman, den die Welt nicht braucht)"

... an meine Leser!

Wer glaubt nicht hin und wieder an Wunder, wenn es darum geht, sich seine dringlichsten Wünsche zu erfüllen? Darum soll es in diesem Buch gehen. Anna Belle, eine Frau von Mitte 50, ist mehr oder weniger freiwillig aus dem Berufsleben ausgeschieden und hat versucht, die nun zur Verfügung stehende freie Zeit nur für sich zu nutzen. Damals ... Sie wollte unbedingt abnehmen.

Sie wollte sich selbst finden und verwirklichen. Sie wollte etwas in ihrem Familienleben verändern. Nun, drei Jahre später, schaut sie ihre damaligen Aufzeichnungen durch und zieht ihr Resümee. Was sie damals in ihrem Tagebuch geschrieben hat, was sie dabei über sich selbst herausgefunden hat und wie sie diese Erkenntnisse heute verarbeitet und umsetzt, könnt ihr nachlesen in:

„Warten auf drei Sternschnuppen“

Ich denke, es ist ein Buch, welches zwar zum Nachdenken anregen kann, sollte, ...
aber trotzdem nicht ohne Humor, vielleicht auch Galgenhumor auskommt.

Sollte ich nunmehr euer Interesse geweckt haben, dann schaut rein. Viel Spaß beim Lesen.


A.B.Schuetze




Kommentare zu "''Warten auf drei Sternschnuppen'' (Auszug aus meinem Altweiberroman, den die Welt nicht braucht)"

Re: ''Warten auf drei Sternschnuppen'' (Auszug aus meinem Altweiberroman, den die Welt nicht braucht)

Autor: axel c. englert   Datum: 28.01.2015 10:27 Uhr

Kommentar: Text ist länger (als gewohnt) –
Lesen hat sich doch gelohnt!

LG Axel

Re: ''Warten auf drei Sternschnuppen'' (Auszug aus meinem Altweiberroman, den die Welt nicht braucht)

Autor: sonnentropfen   Datum: 28.01.2015 23:21 Uhr

Kommentar: Lass das " den die Welt nicht braucht " weg.

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