Ungefähr 12 Stunden später meldet sich aus dem Cockpit der Pilot: „In etwa 20 werden wir am Heathrow Airport landen. Die Temperaturen liegen etwa über 20 Grad Celsius, ansonsten ist der Himmel leicht bewölkt. Ich hoffe sie hatten eine angenehme Reise und wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt oder Weitereise,“ sobald die Stimme des Piloten verklungen ist, kommen auch schon die Stewards angelaufen und bitten die Passagiere ihre Stuhllehnen wieder in eine senkrechte Position zurückzubringen und sich anzuschnallen.
Meine Sitznachbarin, die zwar sehr nett ist nach meinem Geschmack aber zu viel von ihren 10 Katern erzählt- denn Mal ehrlich wer besitzt denn schon 10 Kater?-, dreht ihr Gesicht zu mir und fragt mich: „Schon aufgeregt Liebes?“
Ich drehe mich vom Fenster weg und antworte knapp: „Etwas“, nur um mich dann gleich wieder zum Fenster hinzudrehen und zwischen Wolkenschichten manchmal Stücke von grünen Feldern zu erhaschen.
Die Dame neben mir, die wie ich im Laufe unseres Gesprächs herausgefunden habe Rose heißt, fährt fort ohne dabei zu bemerken, dass ich viel zu sehr damit beschäftigt bin aus dem Fenster zu starren, statt ihrem Geplapper Aufmerksamkeit zu erteilen.
Irgendwann fällt mir dann doch auf, dass sie mich was gefragt haben muss, da sie mich gespannt ansieht und auf eine Antwort meinerseits wartet.
Ich zwinge mich zu einem Lächeln und sage: „Tut mir Leid, was haben Sie gerade gesagt?“
Rose tätschelt meinen Arm und antwortet: „Das macht doch nichts Liebes. Ich meinte gerade eben, dass das Wetter sicherlich eine große Umstellung für dich werden wird.“
Ich: „Keineswegs. Meine Mutter stammte aus England, also dürften mir ein Paar Regentropfen nichts anhaben.“
Mein letzter Satz Roses Interesse geweckt zu haben, denn sie fragt mich gleich darauf enthusiastisch: „Du besuchst deine Mutter? Sie wird sich bestimmt freuen. Kommt Sie dich abholen?“
Zu spät bemerke ich meinen Fehler, doch es ist zu spät Die worte haben meinen Mund schon verlassen, ich kann sie nicht mehr zurücknehmen.
Während ich mich zu einem weiteren lächeln zwinge antworte ich: „Nein. Sie weiß nicht, dass ich komme.“
Als ich ihren erstaunten Gesichtsausdruck sehe füge ich schnell hinzu: „Es ist eine Überraschung.“
Sofort hellten sich ihr Gesichtsausdruck wieder auf und sie sagt: „Ich bin mir sicher Sie wird sich über deinen Besuch freuen, Liebes.“
Gut zu wissen, dass sie davon so überzeugt ist.
Ich selbst bin mir da ganz und gar nicht sicher.
Zum Ersten Mal fällt mir auf, wie verrückt ich eigentlich bin.
Okay, vielleicht nicht zum Ersten Mal.
Meine besten Freunde und ich wurden schon das ein oder andere Mal als verrückt bezeichnet.
Aber, das was ich gerade tue, überschreitet jegliche Grenzen des Wahnsinns.
Ich sitze in diesem Flieger wegen meiner Mutter.
Ich wollte Sie sehen. Falsch. Ich musste Sie kennenlernen.
Ich hätte mich auch einfach telefonisch mit ihr in Verbindung setzen können, aber nein ich musste ja gleich eine halbe Weltreise auf mich nehmen.
Und dies weil mir ein Telefonat mit einer Stimme- der ich kein Gesicht zuordnen könnte- mal abgesehen von den Bildern die Google ausgespuckt hat und das war nun wirklich nicht dasselbe- nicht reichte.
Als die Räder des Flugzeuges den Asphalt der Landebahn berühren und es die landebann entlang zu rollen beginnt, spüre ich die Nervosität, die sich langsam tief in meinem Inneren bemerkbar macht.
Ich schließe meine Augen und zwinge mich meinen Atem zu beruhigen und gleichzeitig versuche ich mich selbst davon zu überzeugen, dass es mir nichts ausmachen würde, sollte meine Mutter sich weigern mit mir zu sprechen, schließlich würde ich wenigstens mit einer netten Summe an Geld von England nach Hause zurückkehren und könnte auf diese Weise meine Tante und meinem Onkel dabei behilflich sein mein Studium zu finanzieren.
Noch bevor ich die Chance habe diesen Gedanken zu vollenden, wusste ich, dass dies eine fette Lüge war.
Trotzdem zwinge ich mich wie all die anderen Passagiere mich von meinem Sitz zu erheben, meine Tasche zu nehmen und schlussendlich von der Menge getrieben des Ausgang des Flugzeuges anzusteuern.
Ein Blick in den Himmel bestätigt mir das, was ich eigentlich schon längst wusste: Es regnete. Obwohl Regen wohl nicht das richtige Wort ist, um das zu beschreiben, was sich dort Draußen vor meiner Nase abspielt.
Es gießt in Strömen und in der Entfernung kann ich sogar einen Blitz sehen.
Kopfschüttelnd folge ich den restlichen Passagieren und stelle mich brav neben sie während ich auf meine beiden Gepäcksstücke warte.
Sobald ich zusammen mit diesen die Passkontrolle überwunden habe, was hier eigentlich schwieriger war als ich gedacht habe, wartete wie ich mit der Obersten Hausdame und sozusagen meinem Chef vereinbart habe neben dem Büchergeschäft Barneys and Nobles auf einen Herren namens John zu warten.
Nachdem ich bereits eine halbe Stunde gewartet habe, kann ich nichts anderes als zu denken, dass es viel einfacher wäre wenn ich seine Handynummer oder zumindest eine Beschreibung seines Äußeren hätte.
Aber auf diese Weise weiß ich nicht einmal nach wem ich Ausschau halten sollte.
Nach einer weiteren halben Stunde, komme ich zum Schluss dass es wohl am Besten wäre, wenn ich meine Arbeitgeberin anrufen würde, um Sie zu fragen, ob ich mir ein Taxi rufen sollte, was kein Problem wäre, sofern sie mir die Adresse geben würde.
Gerade als ich mein I- Phone aus meiner Tasche fischte und die Nummer wählen wollte, werde ich von der Seite angerempelt.
Dabei verliere ich das Gleichgewicht und nachdem ich eine Zeitlang hilflos mit meinen Armen in der Luft herumgewedelt habe, geschieht das Unvermeidliche ich lande mit meinem Po auf dem Boden.
Sofort macht sich ein stechender Schmerz bemerkbar, der gleich darauf aber von einem ganz anderen Gefühl nämlich Wut ersetzt wird.
Der Kerl, der mich angerempelt hat, geht einfach weiter mit einer Gruppe junger, lachender Männer- wahrscheinlich seinen Freunden- ohne mich weiter zu beachten, als hätte er mich gerade nicht eben angerempelt.
Ich weiß nicht weshalb ich das mache, was ich gleich tun würde.
Wahrscheinlich hat es mit dem kurzen, abschätzigen Blick zu tun, den er mir zugeworfen hat, ich rufe ihm hinterher: „Hey, Blödmann“, doch er reagiert nicht.
Ich rapple mich auf und ruf ein weiteres Mal: „Du in den blauen Ralph Laurent Hemd.“
Jetzt fühlt er sich plötzlich angesprochen und hat die Güte sich sogar zu mir umzudrehen. Ich lächle ihn süß an und sage: „Richtig, dich meine ich“, dann gehe ich auf ihn zu bis ich etwa einem halben Meter von ihm entfernt stehen bleibe- Mist aus der Nähe betrachtet sieht er ziemlich gut aus mit seinen schwarzen etwas längerem Haar und den schokobraunen Augen.
Ich ermahne mich nicht von seinem Aussehen ablenken zu lassen und weiterzureden ohne weiter darauf zu achten: „Hi.“, damit strecke ich ihm meine Hand entgegen und warte darauf dass er sie ergreift, was er schließlich aus macht, nachdem er mich abgecheckt hat und ihm anscheinend gefällt, was er sieht, er: „Adam. Ist dein Name so schön wie du?“, er grinst mich an und ich schaffe es gerade noch ein Augenrollen zu verhindern. Super, ich hatte Recht. Wieder ein arroganter Idiot.
Jetzt machen sich seine Freunde bemerkbar, indem sie zu lachen beginnen.
Ich konzentriere mich aber weiterhin auf Adam und antworte artig: „Ich heiße Beth. Erinnerst du dich an mich?“
Als Adam meine Frage hört, verblasst sein Grinsen aus seinem arroganten Gesicht und plötzlich wird er leicht blass während er meinen Blick auszuweichen versucht, da meldet sich einer seiner Freunde: „Oo jetzt gibt’s gleich Ärger Mann“, ich blicke in die Richtung woher die Stimme gekommen ist, da ich über diesen Kommentar zugegeben leicht verwirrt bin und O Mann erinnert Ihr euch noch daran als ich meinte, dass Adam gut aussah? Vergesst es. Sofort. Sein Freund war... Mir fehlten die Worte um ihn zu beschreiben.
Als ich es schließlich doch wagte ihn genauer anzusehen verlor ich mich in seinen Augen, die die Farbe von Ozeanblau haben und nachdem er meinen Blick mit einem warmen Lächeln erwidert, kann ich schon die ersten Schmetterlinge in meiner Bauchgegend spüren.
Nein! Ich schüttle meinen Kopf und sage mir, dass er genauso ein reicher Idiot wäre, wie sein Freund mit dem ich gerade spreche.
Da Adam nicht so aussieht als würde er in der nächsten Zeit überhaupt etwas sagen, beschließe ich mich ihm etwas auf die Sprünge zu helfen: „Ich bin das Mädchen, das du vor nicht einmal fünf Minuten angerempelt hast.“
Ich weiß nicht, was ich mir jetzt genau von ihm erwartet hätte, aber mit Sicherheit nicht das, was er als nächstes sagt: „Puh, da habe ich ja nochmal Glück gehabt“, um gleich darauf eine High Five mit einem seiner Freunde auszutauschen.
Fassungslos starre ich ihn an und frage ihn als er mir wieder seine Aufmerksamkeit schenkt: „Puh, mehr hast du dazu nicht zu sagen?“
Adam: „Ähm, tut mir Leid, dass nichts zwischen uns passiert ist? Wenn du mir aber deine Handynummer gibst...“
Noch bevor er die Chance hat den Satz zu vollenden unterbreche ich ihn mit einem angewiderten: „Ii! Ich würde nie etwas mit dir anfangen!“
Davon völlig unbeeindruckt gibt er ein „Kratzbürstig, gefällt mir“ von sich.
Beleidigt, antworte ich zickig: „Ich weiß ja nicht mit welcher Art von Mädchen du dich herumtreibst ich auf jeden Fall meine es todesernst, wenn ich sage, dass ich nicht einmal etwas mit dir anfangen wollen auch wenn du der letzte Mensch auf Erden wärst!“
Mein letzter Kommentar bringt seine Freunde zum Lachen und der ein oder andere gibt einen Kommentar von sich.
Adam, dem anzusehen ist, dass es ihm nicht gefällt, wenn andere sich auf seine Kosten amüsieren, fragt mich arrogant seine Augen zu zwei Schlitzen zusammengekniffen- und plötzlich kann ich gar nichts Schönes mehr an ihm sehen- : „Und weshalb bist du dann erst zu mir hergekommen?“
Am Rande des Verzweifelns antworte ich: „Weil du mich angerempelt hast und ich auf eine Entschuldigung deinerseits warte!“
Ein paar Sekunden lang blickt er mich an, bis er schließlich mit seinen Freunden in lautes Gelächter ausbricht, ich: „Ich weiß wirklich nicht, was daran so witzig sein sollte.“
Sofort hört er auf zu lachen und tritt noch näher an mich heran- zu Nahe für meinen Geschmack, dass ich zurückweiche- Adam: „Lass mich dir einen gut gemeinten ratschlag geben Beth: Fordere niemals jemanden unseresgleichen dazu auf etwas zu machen, wozu wir eindeutig nicht bereit sind. Ansonsten wirst du es eines lieben Tages bereuen“, flüstert er mir ins Ohr und fügt hinzu: „Nicke ,falls du mich verstanden hast.“
Zu benommen von seiner deutlichen Drohung und nicht dazu in der Lage zu sprechen, nicke ich wie mir aufgetragen worden ist.
Adam: „Braves Mädchen. Und jetzt mach dass du verschwindest woher auch immer du zur Hölle gekommen bist.“
Erniedrigt und verwirrt mache ich das wozu er mich aufgefordert hat und gehe zu meinem ursprünglichen Punkt wo ich gestanden habe, zurück.
Erst jetzt fällt mir auf dass mein Handy am Boden liegt.
Es muss mir während des Zusammenpralls mit diesem Arschloch aus der Hand gefallen sein.


© Andyperle


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Beschreibung des Autors zu "London, New Chapter of my life Part 2"

Beth fährt nach England auf der Suche nach Antworten.

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