Als wir am Flughafen ankamen, hatte ich mich wieder einigermaßen beruhigt. Natürlich hatte ich rot geschwollene Augen und meine Schminke war total verlaufen, aber das war mir egal.
Nach zwei Stunden saßen wir im Flieger nach NY. Na super! Jetzt gab es wirklich kein zurück mehr. Keine Chance mehr, dass Mum auf einmal sagt, dass alles nur ein Scherz sei und wir wieder zurück nach Hause fahren würden.

Ich fing nach einer halben Stunde wieder an zu weinen. Wieso passierte ausgerechnet mir so was? Wieso nicht einem einjährigen Kind, das sich sowieso an nichts erinnert? Oder Kindern, die nach NY wollen? Das ist so ungerecht. Da ist man im Leben einmal so richtig glücklich, und die Eltern versauen alles. Oder besser gesagt die Mutter. Ich konnte den ganzen Flug nicht schlafen, während Mum und Ben um die Wette schnarchten. Auf einmal, als ich völlig in Gedanken war, kam eine sehr nett wirkende Stewardess und fragte schüchtern: „Ich weiß, es geht mich wahrscheinlich nichts an, aber warum weinst du?“ „Ich will eigentlich nicht nach NY…der Verlobte meiner Mum kommt aber aus New York und er hat dort zwei Kinder … und … und meine Mum will unbedingt nach New York wegen ihm, aber ich bin ihr völlig egal, seit sie Ben hat. Ich habe einen Freund in München“, ich nahm mein Handy raus und zeigte ihr ein Bild von Alex und mir „und ich habe dort auch so viele Freunde, die ich so schrecklich vermisse…“ Es sprudelte einfach alles aus mir heraus und es ging mir viel besser, nachdem ich ihr alles erzählt hatte. Also ich meine wirklich alles: die Party nach der wir im Hallenbad waren und dann die Party heute Nacht. Auf einmal nahm sie mich in den Arm und sagte: „Weißt du was? Da ich auch in NY wohne, werde ich dich aufmuntern und dir die Stadt zeigen. Was hältst du davon?“ Wir waren noch nicht einmal in NY gelandet und ich hatte schon eine neue Freundin. Ich antwortete ihr: „Das ist eine super Idee. Steigst du nach der Landung mit aus, oder musst du wieder zurückfliegen??“ „Nein, ich habe ab heute eine Woche Urlaub.“, meinte sie und lachte mich fröhlich an. „Ich muss wieder an die Arbeit. Die ersten Leute wachen auf. Hey, wie wär’s, wenn du mir etwas hilfst?“ „Au ja, das wär super. Aber eine frage hab ich da noch. Wie heißt du eigentlich?“ Trällerte ich schon wieder fröhlicher. „Hab ich dir das gar nicht gesagt? Naja egal ich heiße Tara und du?“ „Ich heiße Felizitas aber nenn mich bitte Feli. Ach ja und was soll ich anziehen? Einfach das was ich anhabe? “ „Nein ich gebe dir Klamotten.“ lachte sie. Mit diesen Worten gingen wir los und ich zog mir eine Stewardess-Uniform an die mir ziemlich gut stand, wie ich finde. Die Uniform bestand aus einer langen super enganliegenden Hose, einem Halblangärmligen, eng anliegendem Oberteil, 7cm Absatzschuhen und einem roten Halstuch und schon ging’s los. Es machte einen Riesen Spaß. Schon komisch wie schnell man weiß was man werden will.
Als Mum und Ben aufwachen schauten sie mich mit großen Augen an und Mum fragte mich: „Was hast du da an?!“ „Eine Stewardess-Uniform. Ich helfe Tara ein bisschen“ antwortete ich fröhlich. „Wer ist Tara und warum hilfst du ihr?“ fragte diesmal Ben. „Ich helfe ihr weil es mir spaß macht und weil ich ein bisschen Ablenkung gebrauchen kann. Und Tara ist eine Stewardess die mir sehr ans Herz gewachsen ist und die sich für meine Probleme interessiert, im Gegensatz zu euch. Sie Wohnt auch in New York und wird mir sobald wir gelandet sind die Stadt zeigen.“ Meinte ich etwas zickig und ging ohne dass die zwei etwas erwidern konnten. Ich wusste nicht warum doch ich fing wieder an zu weinen. Ich verkroch mich im Pause Bereich der Stewardessen, da dort im Moment niemand war.
5 Minuten später hörte ich wie Tara nach mir rief. Ich antwortete nicht. Ich wollte nicht das sie mich fand, oder? Letztendlich fand sie mich doch und darüber war ich zu meiner Überraschung sehr froh!! Sie nahm mich einfach nur in den Arm bis ich mich beruhigt hatte, dann fragte sie: „ Willst du darüber reden?“ „Würde ich gern wenn ich wüsste warum ich weine.“ Brachte ich unter schluchzen heraus.
Nach einer halben Stunde kam auch schon die Durchsage, dass man sich doch bitte anschnallen solle und sitzen bleiben solle. Ich blieb bei den anderen Stewardessen. Nach der Landung meinte Tara, ich könne die uniform behalten, als Erinnerung.

Verdammt. Jetzt hatte ich ein Problem. Ich hatte keine Ahnung wo meine Mum und Ben waren und Tara musste noch was im Flugzeug erledigen. Was sollte ich denn jetzt nur machen? Meine Eltern ausrufen zu lassen wie bei einem kleinen Kind, würde ich auf keinen Fall machen. Kay‘ jetzt hole ich erst mal meinen Koffer denke ich mir. Als ich den hatte holte ich mein Handy raus und versuchte meine Mum anzurufen. Vergeblich sie hatte ihr Handy noch aus. Genauso wie Ben. Als ich mich umdrehte erschrak ich total und war gleichzeitig über glücklich. Denn hinter mir stand Tara!! Halleluja!! „Tara, zum Glück bist du hier. Meine Eltern sind nicht aufzufinden und…“ Jetzt erst merkte ich dass sie weinte. Ich umarmte sie und dann gingen wir schweigen zu einer Bank im Flughafen. „Kay‘ und jetzt erzähl mir erst mal was passiert ist Maus.“ „I-ich…mein Freund…“ „ Ganz ruhig ich bin für dich da.“ O mein Gott was war passiert in der halben Stunde in der wir uns nicht gesehen haben? Jetzt wo ich Tara genauer betrachtete merkte ich, dass sie laute Blaue Flecken am Unterarm hatte. „woher hast du die blauen Flecken?“ fragte ich leicht hysterisch. „Mein Freund…er will nicht das ich Stewardess bin…u-und dann war er auf einmal im Flugzeug und hat mich angeschrien und ich hab zurückgeschrien und dann hat er mich geschlagen und ich bin weggerannt…Ich habe solche Angst Feli…“ Antwortete sie noch aufgelöster als sie ohnehin schon war. „ Du brauchst keine Angst haben. Solange du bei mir bist passiert dir nichts. Dafür sorge ich…weißt du was? Du schläfst heute Nacht bei mir…wenn ich meine Eltern finde, wenn nicht sch…“ „FELIZITAS RÖSINGER!! WO WARST DU?!?“ schrie Ben, sodass der halbe Flughafen mithören konnte. „Ben, ich war hier bei Tara und habe sie getröstet, weil’s ihr grad echt Dreckig geht. Und außerdem bist du nicht mein Vater du hast kein Recht mich so anzubrüllen!“ gab ich zickiger zurück als geplant. „Fräulein komm jetzt sofort mit! Sonst gibt’s eine ordentlich Strafe!“ meinte er diesmal leiser aber irgendwie viel bedrohlicher als zuvor. „ Ja, sofort wir holen nur schnell Tara‘s Koffer. Denn sie wird bei uns schlafen.“ Antwortete ich gelassen. Tara und ich gingen los um ihre Koffer zu holen ohne eine Antwort abzuwarten. Als wir wieder zu der Bank kamen war Mum auch da. Mum schaute jedoch viel fröhlicher drein als Ben und meinte sofort: „ Das freut mich aber das du schon eine Freundin gefunden hast. Und natürlich kann sie bei uns schlafen. Du kannst bleiben solang du willst.“ Mein Gott grinste meine Mum übertrieben. Das war echt gruselig.

Als wir an unserer Wohnung ankamen bemerkte ich glücklich das ich zwei Zimmer hatte die riesig waren, während die zwei Töchter von Ben nur Normalgroße Zimmer hatten. Doch an der Einrichtung musste noch einiges gemacht werden. Wie z.B. neue Möbel, neue Lampen, neue Farbe in beiden Zimmern und Natürlich musste ein Doppel Bett anstatt zwei einzelner Betten her. Das wird zwar sehr kostspielig, aber Mum hat ja gesagt das wir jetzt genug Geld haben.
Tara setzte sich auf eins der Betten und fing wieder an zu weinen. Ich nahm sie in den Arm und beruhigte sie. Kurz nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, rief Ben: „Tara!! Felizitas!! Kommt runter!! Das Essen ist fertig!!“ „Man, ich hasse es wenn meine Eltern mich so nennen. Wann verstehen sie das endlich?“
Wir gingen runter ins Esszimmer, das wir erst nach 10 Minuten fanden, da wir uns in diesem verdammt großen Haus verirrt hatten. Als wir beim Essen saßen fragte meine Mutter: „Wieso habt ihr denn so lange gebraucht??“ „Wir haben das Esszimmer nicht gefunden“ sagte ich kauend, aber es muss sich wohl eher wie: „Wif hawev dach Efffimmer nig gerunden“ angehört haben, da mich alle, selbst Tara, komisch ansahen. Ich schluckte runter und wiederholte meine Antwort. Dann sah Mum Tara an und erschrak. „Kind was ist den passiert?! Hast du irgendwelche schmerzen? Brauchst du einen Arzt?“ fragt sie besorgt.
„ Nein, schon in Ordnung“, fing sie an „ Ich bin nur ausgepowert vom Flug und naja ich hab ein paar Familiäre Probleme. Aber das regelt sich schon wieder schwindelte sie ein bisschen. Plötzlich stand sie auf und ging ich hörte nur noch die Tür aufgehen und dann wieder ins Schloss fallen.


© ShyLittleWriter


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Beschreibung des Autors zu "Benutzt und doch geliebt (Part 2)"

Viel spaß bei Part 2 von "Benutzt und doch geliebt"!
Ich würde mich wieder sehr über eure Meinung freuen!

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