DER HUNDERT EURO SCHEIN

Es war ein Tag wie jeder andere, als Tanja Ulla das Haus verließ.
Das dachte sie jedenfalls.
Ihr erster Weg führte sie zu ihrer Bank. Dort wollte sie hundert Euro abheben. Das machte sie auch. Sie musste aber an ihren Mann denken. Er benahm sich in letzter Zeit etwas anders. Sie konnte mit ihm nicht normal reden, er gab ihr knappe Antworten und wenn sie eine andere Meinung hatte, wurde er böse.
Tanja wusste nicht, was sie machen könnte damit es wieder besser wurde.
Sie war so in Gedanken versunken, sie vergaß die hundert Euro vom Automaten zu nehmen.
Aber vor der Bank schaute sie in ihrer Geldbörse nach und entdeckte, dass der Hundert Euro Schein nicht drinnen war. Sofort ging sie in die Filiale zurück. Natürlich war der Schein nicht mehr im Automaten.
Tanja fragte die Anwesenden ob sie jemanden gesehen hätten.
Und natürlich hatte keiner jemanden gesehen. Tanja war darüber sehr enttäuscht und böse.
„ Das ist wieder typisch!“, murmelte sie.“ Keiner hat etwas gehört oder gesehen! Ich wünsche den Personen, die den Schein in der Hand hatten hundert Tage Pech!“
Ab diesem Zeitpunkt war nichts mehr normal für Tanja, aber auch für die Anwesenden in der Bank.
Das waren zwei Männer und zwei Frauen.


DIE ANWESENDEN

Jetzt ein paar Worte zu den Anwesenden. Natürlich beginnen wir mit der Frau.
Sie hieß Dorothea Schnabel, sie war erfolgreiche Managerin einer mittleren Firma.
Privat war sie nicht so erfolgreich. Sie suchte den richtigen, perfekten Mann.
Sie lebte in einer achzigquadratmeter Wohnung.
Bis zu diesem Tag ging es ihr gut.
Dann war noch Rolf Wieghend in der Filiale. Er war Chefdesigner bei einer großen Autofirma, er lebte mit seiner Familie in einem Haus.
Seine Frau hatte von ihrem Vater genug Geld geerbt und konnte ihrem Hobby, dem Golfspielen, frönen.
Das änderte sich aber noch.
Dem letzten Mann ging es auch nicht schlecht, er war Installateur und hieß Franz Wilther. Er arbeitete in einem kleinen Betrieb, wohnte in einer kleinen Wohnung mit seiner Frau.
Die letzte Anwesende war eine unscheinbare Frau. Sie hatte nichts, keine Wohnung, keine Familie und auch kein Geld.
Ihr Name war Henriette Goldmann.
Das waren die Anwesenden in der Bankfiliale.
Jetzt kommt die eigentliche Geschichte.

DIE HANDLUNG

Nachdem Tanja Ullack der hundert Euro Schein abhanden gekommen war und sie ihren Wunsch ausgesprochen hatte, passierte es auch schon.
Dorothea Schnabl hatte den hundert Euro Schein an sich genommen und sehr rasch die Filiale verlassen.
Eigentlich hätte sie den Schein nicht gebraucht. Aber sie konnte der Verlockung nicht wiederstehen.
Sie blickte sich in der Filiale vorsichtig um nahm blitzschnell der Schein und verließ rasch die Bankfiliale.
Dorothea Schnabl hatte es so eilig, dass sie sogar mit Tanja Ullack zusammenstieß.
„ Entschuldigen Sie.“, murmelte Frau Dorothea Schnabl und ging weiter.
Aber Frau Ullack war in Gedanken versunken und bemerkte Frau Schnabl nicht.
In der Filiale war auch noch Herr Rolf Wieghend.
Frau Ullack fragte ihn, ob er jemanden gesehen hätte, der einen hundert Euroschein aus dem Automaten nahm.
„ Nein, habe ich nicht, ich bin gerade erst gekommen.“, war die Antwort.
Das war aber nicht die Wahrheit. Er hatte natürlich gesehen, wie Frau Schnabl einen hundert Euroschein eingesteckt hatte. Er war auch schon in der Filiale als Frau Ullack kam und er sah auch wie sie den Schein vergaß.
Aber er schaute nicht hin, wie Frau Schnabl den Schein in ihre Brieftasche steckte und die Filiale verließ.
Auch Herr Franz Wilther war in der Bankfiliale. Er sah alles.
Wenn ihn jemand gefragt hätte, warum er nichts gemacht hatte, dann hätte er geantwortet:“ Ich hab alles gesehen und hab mich gewundert, dass keiner etwas macht! Wenn ich das gewusst hätte, ich hätt sofort den Filialleiter verständigt!“
Aber es ihn ja niemand gefragt, also hat er auch nichts gesagt oder gemacht.
Deshalb dachte er auch, er hätte nichts unrechtes gemacht.
Die letzte Person war unscheinbar, fast schon unsichtbar. Sie hieß Henriette Goldman. Sie gehörte zu der Menschengruppe die nicht beachtet werden. Frau Goldman war obdachlos, sie hatte kein Geld und schlief im Sommer in Parks und im Winter in Hauseingängen oder alten Häusern.
Aber sie hatte etwas, was die anderen Anwesenden nicht hatten. Das Gefühl für besondere Situationen.
„ Da ist doch gerade etwas passiert.“, dachte sie, als sie in die Gesichter von Franz Wilther und Rolf Wieghend sah.
Frau Goldman ging zu Herrn Wieghend.
„ Was wollen Sie, ich hab nichts!“, wies er sie ab.
Frau Goldman ging weiter zu Herrn Wilther.
Er gab ihr zehn Euro und verließ die Filiale.
„ Ich glaub der hat ein schlechtes Gewissen!“, dachte Frau Goldman, sie schaute die zehn Euro an.“ Damit möchte er sein Gewissen rein waschen.“
Auch Herr Wieghend ging rasch aus der Bankfiliale.
Frau Goldman überlegte ob sie das Geld annehmen soll. Als sie aber ein leichtes Hungergefühl spürte, beschloss sie die zehn Euro zu nehmen und sich etwas zum Essen zu kaufen.
Frau Goldman verließ auch die Filiale.
Aber dieser Tag sollte nicht mehr so sein wie die anderen.
Nicht nur für Frau Goldman, sondern auch für die Herren Wilther und Wieghend und für Frau Schnabl.
Allerdings änderte sich für die drei Personen alles zum Negativen. Für Frau Goldman wurde alles besser.
Das begann schon, als sie sich an diesem besonderen Tag etwas kaufen wollte.
In der Nähe der Bankfiliale war eine U-Bahnstation, dort war auch ein Wurststand.
„ Guten Tag, ich möchte bitte ein Paar Frankfurter und eine Semmel.“, sagte sie zu dem Besitzer.
„ Möchten Sie auch noch etwas trinken?“, fragte der Besitzer.
„ Nein Danke.“, antwortete Frau Goldman.
Sie nahm den Teller und ging zu einem Tisch.
Frau Goldman saß kurz beim Tisch, als der Besitzer zu ihr kam, er hatte eine Flasche Mineralwasser und eine Flasche Limonade in der Hand.
„ Aber ich kann...,“ stammelte Frau Goldman.
„ Das müssen Sie auch nicht.“, antwortete der Besitzer.“ Es ist so heiß und da müssen Sie viel trinken. Bitte nehmen Sie.“
Frau Goldman bedankte sich und aß das paar Würste.
Bevor sie ging bedankte sie sich noch einmal.
„ Sie werden jetzt sicher jeden Tag Glück haben.“, flüsterte sie.
Der Besitzer lächelte und gab ihr noch eine Semmel und ein paar Würste.
Frau Goldman bedankte sich und ging zur U-Bahn Station.
So begann das neue, bessere Leben von Frau Goldman.
Jetzt aber zu den Leben der anderen drei Personen.
Die erste ist Frau Dorothea Schnabel.
DAS LEBEN DER DOROTHEA SCHNABEL
Es ging ihr sehr gut, sie hatte eine große Wohnung war auch in ihrem Beruf erfolgreich. Aber etwas fehlte ihr doch, ein Freund mit dem sie über alles reden konnte und mit dem sie auch Spaß haben konnte.
Doch weil sie zu wenig Zeit hatte, musste sie eine Lösung finden, die außergewöhnlich war. Sie buchte bei einer Agentur einen Mann für eine Nacht. Dieser Mann ging mit ihr Essen, in ein Theater oder ein Konzert und danach hatten sie etwas Spaß. Diese Verabredungen hatte sie jeden ersten Sonntag im Monat und immer mit dem gleichen Mann.
Dieses Monat war es auch wieder so weit. Es war der erste Sonntag und sie hatte wieder ihr Treffen.
Frau Schnabel rief bei der Agentur an.
„ Guten Tag, hier ist Schnabel, ich möchte wieder mit Herrn Gabriel meine Abend verbringen.“ sagte sie.
„ Einen schönen guten Tag!“, begrüßte auch die Chefin der Agentur Frau Schnabel.“ Ich muss Ihnen aber leider sagen, dass Herr Gabriel leider nicht mehr bei uns ist.“
„ Aber das kann doch nicht sein!“, war Frau Schnabel überrascht und entrüstet.
„ Es tut mir leid, aber er wollte die Arbeit nicht mehr machen.“, bedauerte die Chefin.
„ Und wer ist jetzt für mich da!“, fragte Frau Schnabel.
„ Ich werde sofort nach schauen.“, antwortete die Chefin.
Einige Minuten war es ruhig, dann meldete sich die Chefin:“ Ja Frau Schnabel, ich habe einen Mann in Ihrer Gruppe, er heißt Bertram und ist Personal Trainer.“
„ Das hört sich interessant an.“, war Frau Schnabel etwas begeistert.“ Ist er auch pünktlich?“
„ Ja sicher!“, antwortete die Chefin.
„ Gut, dann vereinbaren Sie mit dem Herrn einen Termin.“, sagte Frau Schnabel.“ Er soll um neunzehn Uhr in meinem Stammcafe sein.“
„ Wird erledigt.“, sagte die Chefin.
Frau Schnabel bedankte sich und beendete das Gespräch.
Danach arbeitete sie noch weiter.
Als es Zeit wurde, sich für die Verabredung herzurichten, fuhr sie nach Hause. Dort suchte sie ihre Abendgarderobe zusammen, danach ging sie duschen. Als sie fertig war, trank sie noch ein Glas Wein. Sie nannte es das „ Stimmungsglas“, danach war sie in Stimmung. Mit einem Taxi fuhr sie zu ihrem Stammcafe.
Die Verabredung war so wie immer. Aber das stimmte heute nicht ganz. Ihr Tisch war reserviert und auch so gedeckt, wie sie es wollte. Es mussten zwei kleine Gedecke, eine rote und eine weiße Rose auf dem Tisch sein.
Das war auch heute so, aber es war doch anders.
Auf den einen Sessel saß kein gut gekleideter Mann.
Frau Schnabel schaute sich suchend um.
„ Wo ist meine Verabredung?“, fragte sie einen Kellner.
„ Es tut mir leid, aber ich weiß es nicht.“, antwortete er.
„ Das kann doch nicht wahr sein!“, murmelte sie und setzte sich zum Tisch.
„ Was darf ich Ihnen bringen?“, wollte der Kellner wissen.
Frau Schnabel schaute ihn etwas genervt an und sagte:“ Kommen Sie in fünf Minuten wieder.“
Sofort entfernte er sich.
Frau Schnabel war sehr empört.
„ Was erlauben sich die von der Agentur!“, dachte sie.“ Ich zahl einen Haufen Geld und dann so etwas!“
Frau Schnabel wollte den Kellner rufen, als ihre Verabredung kam.
Herr Bertram kam rasch zum Tisch.
Frau Schnabel nickte.
Herr Bertram küsste ihre Hand und nahm Platz.
„ Es tut mir leid, aber ich hatte noch einen Klienten.“, sagte er.
Frau Schnabel nickte wieder.
Als Herr Bertram Platz genommen hatte, kam der Kellner.
„ Was darf ich empfehlen?“, wollte er wissen.
Frau Schnabel schaute ihn an.
„ Sie wissen doch was ich möchte!“, sagte sie.
„ Natürlich.“, antwortete er und ging in die Küche.
Dort herrschte reges Treiben.
„ Sie ist hier und möchte ihr Menü!“, war er ratlos.“ Was soll ich machen! Ich muss es ihr doch sagen!“
Der Kellner schaute seine Kollegen fragend an.
„ Mach dir keine Sorgen.“, beruhigte der Geschäftsführer seinen Kollegen.“ Ich gehe zu ihr.“
Der Kellner atmete erleichtert auf.
Bevor der Geschäftsführer die Küche verließ, richtete er seine Krawatte und atmete tief durch.
Dann ging er kurzentschlossen zu Frau Schnabels Tisch.
Er begrüßte sie und begann dann mit seiner Erklärung.
„ Ich muss Ihnen leider sagen, wir können Ihr gewohntes Menü nicht mehr servieren. Unser Koch hat gekündigt und er hat auch die Rezepte mitgenommen.“, erklärte der Geschäftsführer, dabei deutete er immer eine leichte Verbeugung an.


© (c) 2012 Hilla M. Faseluka


2 Lesern gefällt dieser Text.




Beschreibung des Autors zu "DER HUNDERT EUROSCHEIN"

Nach einem waren Erlebnis




Kommentare zu "DER HUNDERT EUROSCHEIN"

Re: DER HUNDERT EUROSCHEIN

Autor: Angélique Duvier   Datum: 05.06.2013 21:07 Uhr

Kommentar: Du hast die Geschichte sehr gut geschrieben!
L.G. Angélique Duvier

Re: DER HUNDERT EUROSCHEIN

Autor: Schmusekatze   Datum: 07.11.2013 12:52 Uhr

Kommentar: weiter?

Re: DER HUNDERT EUROSCHEIN

Autor: hillafaseluka   Datum: 08.11.2013 8:12 Uhr

Kommentar: danke für den Kommentar, wenn du wissen möchtest, dann kann man das Buch bei mir bestellen ;-)
Liebe Grüße Hilla M. Faseluka

Re: DER HUNDERT EUROSCHEIN

Autor: Don Carlos   Datum: 07.08.2016 14:46 Uhr

Kommentar: Ich denke wir sollten hier keine unvollständigen Geschichten veröffentlichen. Ich fand Deine story amüsant, aber halt leider unvollständig. Aber trotzdem liebe Grüße KRCECC

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