(veröffentlicht in dem Buch "It was twenty years ago today - die Beatles und die Scechziger Jahre", Berlin 1982 - hier nur ein (!) Kapitel von mir als Co-Autor):


JOHN LENNON, THE IMMORTAL POET OF MERSEY BEAT

In den ausklingenden 60er Jahren studierte ich Deutsch und Sport in Münster. Im Ruhrpott, in Recklinghausen, wohne ich seit den 70er Jahren, jeden Tag aufs Neue der Nordseebrise nachtrauernd, die ich ein Vierteljahrhundert eingeatmet hatte. Am Morgen des 5. Dezember 1980 fuhren ca. 100 Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums, an dem ich unterrichte, in Begleitung von acht Lehrern zum Skikurs in die Dolomiten. Auf einer dortigen Hochebene waren wir isoliert von der Zivilisation. Eine Schülerin hatte einen italienischen Freund, der sie am 9.Dezember in unserem abgelegenen Jugendhotel besuchen wollte. Er kam.

Am Abend dieses Tages bestellte ich mir in der hauseigenen Pizzeria ein Gericht, das ich nicht mehr essen würde. Ich setze gerade zu einem Schluck Cola an, als die Schülerin mir gegenübertritt und lakonisch bemerkt: "John Lennon ist tot. Erschossen worden. Stefano (ihr Südtiroler Freund) hat's mir gesagt." ("...weil nicht sein kann, was nicht sein darf !" sagte einst Christian Morgenstern.) Ich reagiere prompt: "Quatsch." Die Schülerin fühlte sich zurecht schroff abgewiesen und ging. Ich blieb sitzen. Welche "Enten" waren nicht schon durch die Weltpresse und andere Medien gegeistert !! Ich dachte überhaupt nicht weiter über diesen vermeintlich üblen Scherz nach. Ich hielt die Möglichkeit nicht nur für ausgeschlossen, sie WAR ausgeschlossen ! Die Pizza kam. Müde vom Skiunterricht ließ ich den Tag Revue passieren, während ich das Besteck in die Hand nahm.

Er war anstrengend gewesen, so anstrengend, dass ich mir in der Mittagspause mehrere Capucini gegönnt hatte. Ich hatte mich in das Hauscafe gesetzt, das heiße Getränk geschlürft und - so entsann ich mich jetzt vor dem ersten Pizzabissen - zu meiner Überraschung und Freude gleichermaßen wahrgenommen, dass anstelle der üblichen italienischen Schnulzen aus dem Radio BEATLES-Songs... elektrisiert knalle ich das Pizza-Besteck auf den Tisch. Ich springe auf, als wäre ein Feuer ausgebrochen, und stürze an die Bar, stehe keines Wortes mächtig dem verdutzten Barkeeper gegenüber. Ich höre "Ticket to ride", starre auf das Gerät. Nein ! Es läuft keine Cassette ! Das Radio spielt ! Ich wage die Frage zu formulieren: "Lorenzo, hast Du heute Nachrichten gehört ?" "Ja." "Ist...? Ich höre heute so viele Beatles-Songs !" "Gestern nacht ist John Lennon ermordet worden." "Nein !!!", schreie ich ihn an, rase in die Küche; das dortige Personal versteht nur Italienisch. Ich kleide meine Frage in zwei Worte: "John Lennon ?" "Si", sagt eine Köchin und gibt mir gestikulierend zu verstehen, dass er erschossen worden sei. Unfassbar, unbegreiflich !

Ich stürze aus der Küche, renne nach draußen und dabei einige Schüler um, atme schwer in den kalten Winterabend, versuche mich zu beruhigen - wie ? - , sortiere Gedanken, sehe in der Zeitspanne eines Wimpernschlags John im Kaiserkeller, im Star Club, in der Gruga-Halle Essen; der Herzschlag schmerzt, der Magen verkrampft sich, ich setze mich; dann schießen mir Tränen aus den Augen. Ich versuche mir einzureden, dass ich all das nicht real erlebe, sondern träume. Später gehe ich auf mein Zimmer, heule, schluchze, wimmere bis zum nächsten Morgen. Die nächsten Tage des Skikurses sind furchtbar.



6) "Mit John Lennon haben wir einen der größten Komponisten und Poeten
unseres Jahrhunderts verloren," so Leonard Bernstein. (...)

Nach Wochen, ja – Monate, Jahre später kann ich's nicht fassen.



Nachtrag im September 2011:
Als Ehemann einer Engländerin (YORK) war ich seit Mitte der 80er -zig, -zigmal in merry old England; natürlich blieben Wallfahrten nach Liverpool, zehn an der Zahl bis heute, nicht aus. (Mit Gerry Marsden (Ferry cross the Mersey / You'll never walk alone....) hat mich eine Jahrzehnte lange Freundschaft verbunden, zumal der chairman des worldwide G & TPM-Fan Club nahe York wohnt !)

Da ich zum einen Fan der Scottish Highlands bin, zum anderen Paul Mc. Cartney's MULL OF KINTYRE für einen der schönsten Songs überhaupt halte, besuchte ich natüüürlich auch diese wunderschöne Halbinsel-Spitze im Südwesten von Argyll / Bute immer und immer wieder, zuletzt in den zurückliegenden Sommerferien.

Paule habe ich bisher (nur) viermal in seinen Solo-Konzerten gesehen.

Am 13. April 2012 feiert der STAR CLUB Hamburg das 50-jährige Jubiläum seiner Eröffnung. Ich war damals dabei, und das Hotelzimmer ist für April 2012 bereits gebucht.


© Kleist-Fan


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Beschreibung des Autors zu "Meine tragikomische Kenntnisnahme von John Lenon's Tod"

Ich bin seit 60 Jahren Beatles-Fan, habe die fünf (!) Beatles in ihrer frühen Hamburger Ära LIVE erlebt und schreibe Abhandlungen über Rockmusik im Allgemeinen, The Fab Four im Besonderen.

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