Wir landen an einem sonnigen Vormittag in Ancona und werden von unserer Freundin am Flughafen abgeholt.
„Habt ihr Hunger, wollen wir etwas essen gehen?“ Sie sieht uns mit großen, erwartungsvollen Augen an. Essen. Das wichtigste Thema hierzulande. Jaaaa, wir möchten und zwar in unser Lieblingscafé. Da gibt es kleine Teilchen, süß und salzig, Cappuccino, Prosecco… Wir bestellen alles und haben gute Laune. Eine Woche Urlaub, wer hätte da keine gute Laune.
Unsere Freundin sieht auf die Uhr. „Oh, wir müssen los. Ich muss das Mittagessen vorbereiten.“ Mittagessen? Stimmt, egal was man vorher gegessen oder nicht gegessen hat, die Mahlzeiten müssen eingehalten werden. Gibt es doch am Tisch immer jemanden, der vielleicht Hunger hat.
Der Rest der Familie, unser Freund und seine drei Söhne (zwischen 12 und 20 Jahre), laufen schon ganz ungeduldig in der Wohnung umher. „Mamma, was ist mit dem Pranzo – Mittagessen?“
„Si, si, subito – ja, ja sofort.“ Die Handtasche wird einfach fallen gelassen und ab in die Küche.
Ich decke schon mal den Tisch. Sieben Teller. „Ich kann aber nichts mehr essen“, flüstert mein Mann mir zu.
„Musst du ja auch nicht. Wir tun nur so. Erst mal wird für alle gedeckt. Das ist sonst unhöflich der Hausfrau gegenüber.“
Jetzt kommen der Salat und die dampfende Pasta mit Butter und Trüffel auf den Tisch. Es riecht wirklich köstlich. Aber… ich bin ja so satt. Also fülle ich mir schnell drei Salatblätter auf den Teller. So, nach italienischer Regel ist der jetzt gesperrt für die Pasta, weil… Salat und Pasta auf einem Teller, das geht gar nicht. Dekorativ lege ich noch ein Stück Brot dazu. Dann schneide ich ein bisschen an einem Salatblatt herum und beteilige mich redegewandt am Tischgespräch.
Der Teller meines Mannes ist leider noch leer. Sein Versuch, zu sagen, dass er keinen Hunger mehr hat, scheitert kläglich. Das gibt’s hier einfach nicht. Und zack, hat er einen Riesenberg Pasta vor sich stehen. „Oh nein, das schaffe ich nicht.“ Stöhnt er, greift aber zur Gabel und fängt tapfer an zu essen.
„Hör auf! Du musst das nicht essen. Lass es noch eine Weile stehen, nimm noch ein Stück Brot, leg es an den Rand, rede ein bisschen mit und dann schiebst du den Teller weg und sagst ‚Ich bin satt‘.“ Das alles sage ich im gemütlichen Plauderton, denn… es versteht ja außer meinem Mann niemand. Außerdem ist es – wie immer – sehr laut am Tisch. Der Tisch ist halt DER Kommunikationstreffpunkt für die Familien.
Mein Mann schaufelt langsam ein paar Nudeln in sich hinein. „Nee, jetzt reichts’s. Ich kann keinen Bissen mehr essen.“ Zu spät. Die letzte Portion der Schüssel landet wieder auf seinem Teller.
Nun bekomme ich doch Mitleid. „Schieb‘ einfach den Teller weg und sag ‚basta‘.“
Mein Mann windet sich. „Meinst du? Aber es ist doch unhöflich, so einen vollen Teller stehen zu lassen. Und dann – das schöne Essen.“
„Schieb‘ den Teller weg und warte, was passiert. Du weißt doch, dass hier nichts weggeworfen wird.“
Gesagt, getan. „Was, du magst nicht mehr?“ Ertönt es in der Runde und schneller als man gucken kann wird der Teller von den wirklich hungrigen Mäulern in der Runde geleert. Na bitte, geht doch.
Kommentar:Castagnabella (das Wort musste ich jetzt mal ausschreiben und mir auf der Zunge zergehen lassen), du hast eine feine Begebenheit klasse erzählt!
Kommentar:Liebe Castagnabella!
Wunderbar ! Freue mich schon jetzt auf unsere naechste Italienreise!
Deine Geschichte macht Lust auf italienisches Essen und italienische Freunde.
Petitecastor
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Kopfschranken lassen mich wanken.
Oh, diese Gedanken.
Könnte ich nur loslassen.
Mein Haupt [ ... ]