Das Miriamische Weltgericht

Hallo, Miriam!
Hallo, Alf!
Wie geht es dir?

Fällt dir nichts Besseres ein? Das ist doch Zeitverschwendung! Da sehen wir uns einmal am Tag und du fragst mich, wie es mir geht?! Wir könnten uns doch über Gott und die Welt unterhalten.
Über die Welt, wie wir sie sehen?
Nein, wie sie ist!
Und was ist mit Gott?

Ich weiß nicht, dafür kenne ich dich zu wenig. Glaubst du an einen Himmel, eine Hölle, an einen Gott? Bist du in irgendeiner Form gläubig? Ich bin es nicht!
Ich möchte mal so sagen…
Gut, vielleicht gibt es irgendjemanden, aber wenn, dann würde er mich lieben!

Ach?
Müsste er doch. Ich bin immer freundlich und will niemandem etwas Böses.
Zugegeben – du bist wie du bist!
Genau! Und wenn dieser Jemand das nicht einsehen würde, dann wollte ich ihn auch gar nicht kennenlernen.

Haha! Das ist einzigartig. Ich weiß, daß Frauen manchmal zu kuriosen Ansichten neigen, aber so etwas habe ich noch nie gehört. Einen Moment bitte, mir wird grade schwindlig.
Du bist ein Herzblättchen, mein Schatz!
Und du bist irgendwie – sehr speziell?

Nein! Ich denke ganz einfach und ich nehme auch an, daß jeder so denkt wie ich denke. Wäre das nicht logisch?
Logisch? Das glaube ich nicht. Ich halte es für höhere Diplomatie – davon auszugehen, jeder dächte wie ich denke, weshalb mich auch jeder verstehen müsse…auch Gott!

Hahahaha, ich bin sicher nicht diplomatisch! Ich bin doch nur ganz normal. Wenn ich denke, dann rational. Und, ich sage auch jedem gleich, was ich denke!

Du lügst niemals, nur um jemandem einen Gefallen zu tun?
Niemals! Und wenn, dann so höflich, daß er das gar nicht merkt. Wenn ich jemanden mal nicht leiden kann, dann sage ich ihm, um mal eine Variante zu nennen, „Du siehst aber gut aus, heute! Hast du etwa zugenommen?“ Ob mich der dann für blöde hält ist mir völlig egal! Mir sind überhaupt alle Leute egal, die mich für blöde halten. Und ich strenge mich auch gar nicht an das zu ändern.

Oh, das ist miriamisch!
Wie bitte?
Na, ist es nicht wichtig, sich gesellschaftlich, über die Realität auszutauschen, um sie und sich zu verändern?
Nein! Ich weiß doch, was Realität ist. Es stört mich aber auch nicht, wenn die anderen das nicht wissen!

Ist dies das Miriamische Gesetz?
Mach dich nicht lustig über mich, Schatz!
Na, du weißt doch, daß ich dich bewundere, also lass mich auch mal ein wenig diplomatisch sein und stelle dir vor… du triffst auf eine Situation. Nennen wir sie doch „Situation X“. Du beurteilst diese Situation mit dem Faktor „M“, wie Miriam. X durch M ist W, wie Wahrheit! Gefühle bleiben dabei weitgehend außen vor, zumindest für die Zeitspanne der Beurteilung – jedenfalls offiziell. Andere Menschen spielen entweder keine Rolle, oder sie verstehen deine Beurteilungsmethode nicht, da sie aus ihrer (sehr häufig vorkommenden) Veranlagung heraus, anders urteilen würden.

Das bestätigt dich wiederum – sagen wir…im Quadrat! Denn damit ist die Richtigkeit deiner Einschätzung der Situation X um ein Vielfaches unter Beweis gestellt.
Aber ich kann mich doch irren – ?
Wann ? Wo?
Kann ich dir jetzt nicht gleich konkret sagen. Halt, doch! Ein Beispiel vielleicht: meine Uhr ist stehen geblieben. Ein vorbeieilender Passant fragt mich nach der Zeit…ich gebe ihm unabsichtlich eine falsche Auskunft.

Haha! Also, fassen wir zusammen! Die richtige Formel könnte demnach lauten: X : M hoch 2 = R. „R“ steht für die absolute Realität, nach dem Miriamischen Gesetz, das automatisch virtuelle Einflüsse – im Sinne einer pragmatischen Gesamtvorstellung – unberücksichtigt lässt. Aus logischen Gründen, versteht sich!

Weißt du, was ich an dir so sehr mag? Deine komplett hyper-durchgeknallte, Art!
Und, weißt du, was ich an dir so sehr mag? Deine betont gefühlswarme Hypersachlichkeit!

Hahahahahaha (beide)

Ciao, Alf! Bis morgen.
Ciao, Miriam! Bis morgen.

© Alf Glocker

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noé
Yvonne Frey
axel c. englert
Angélique Duvier

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