Sie lag auf der Seite, einen Arm unter dem Kopf angewinkelt und auf dem Kissen abgelegt. Die Bettdecke hatte sie sich halb zwischen die Beine geklemmt, die Augen geschlossen. Er hatte einen Arm quer über ihre Hüfte gelegt, seine ebenfalls nackten Füße berührten ihre leicht, als er die Beine ausstreckte. Das Schlafzimmer wurde einzig und allein von ein paar aufgereihten Teelichtern auf der Fensterbank erhellt. Die Schatten tanzten unruhig an der Wand und doch hatte es für Linda auch etwas beruhigendes an sich. Oder es war seine unmittelbare Nähe.
Die vergangenen Minuten, seit sie es sich in dem Doppelbett gemütlich gemacht hatten, hatte sie im Stillen versucht ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Gefühl zu benennen. Aber es war nichts greifbares, was da in ihr vorging. Sie hätte Wochen dort in diesem Bett liegen bleiben können. An seiner Seite, ohne etwas zu sagen. Einfach nur spüren, wie er sie hielt. Jede Faser ihrer Körper wahrnehmen, an denen sie sich in diesem Moment berührten. Völlig ruhig. Vollkommen bei sich.
Er küsste sie sanft auf den Hinterkopf. „Ich liebe dich. Ich liebe dich, aber es ist so viel mehr… Stärker. Aber in mir herrscht reines Chaos. Ich bekomme es nicht in Worte gefasst.“
Sie konnte nichts dagegen tun, dass plötzlich eine Träne über ihre Wange rollte und aufs Kissen tropfte. Langsam drehte sie sich um. Es raubte ihr fast den Atem, als seine dunklen Augen direkt auf ihre trafen. Er hob seine Hand und wischte die nasse Spur fort, ließ die Hand an ihrer Wange. Sie musste nichts sagen, er empfand genau wie sie – sein Blick sprach Bände. Als Alexander sich über sie beugte, verschwand das Zimmer um sie herum. Nur der warme Schein der Flammen blieb. Ansonsten gab es nur sie beide…
Er suchte ihren Blick, während Linda sanft seine Haare zurückstrich und langsam mit dem Zeigefinger von seiner Schläfe bis zu seinem Kinn wanderte. In dem Moment schloss er die Augen. Sein freier Oberkörper bewegte sich vollkommen ruhig, einzig und allein seine Arme mit denen er sich über ihr abstützte waren angespannt. Sie fuhr sie mit den Händen hinauf, folgte der Bewegung mit den Augen. Er lächelte leicht, sagte jedoch weiter kein Wort.
„Ich liebe dich so sehr…“
Er öffnete die Augen. Ein leichter Glanz zeichnete sich in ihnen ab, als er sich vorsichtig zu ihr beugte und sie küsste. Sie spürte seinen Brustkorb beben, doch keiner machte Anstalten sich von den Lippen des anderen zu lösen. So vergingen gefühlt Stunden. Eine Zeit, in der sie all ihre Emotionen in diesen einen Kuss fließen ließen. Langsam zog Linda sich die Träger ihres Tops von den Schultern, zog es sich über den Kopf. Alexander ließ sie nicht aus den Augen.
„Darf ich dich berühren?“
Sie nickte.
Hauchzart fuhren seine Fingerkuppen über ihr Schlüsselbein, berührten jeden Millimeter ihrer Arme, bis er seine Finger mit ihren verschränkte. „Ich habe Angst dich weiter zu berühren. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als dich unter meinen Fingern zu spüren, aber ich will dir nicht weh tun. Du wurdest so oft schon emotional verletzt…“ Seine Stimme war nur ein Flüstern, doch sein Blick war fest.
Schockiert umfasste sie sein Gesicht und schüttelte den Kopf. „Du bist so nicht, das weiß ich. Ich vertraue dir. Zutiefst.“
Er küsste sie auf die Stirn und lächelte sie sanft an, was sie erwiderte. „Das bedeutet mir sehr viel, Linda.“
Sie zog ihn zu sich und begann ihn erneut zu küssen, schlang ihre Arme um seine Hüfte. Er verlagerte sein Gewicht und legte seine Hand erneut an ihre Wange. Die Zeit verlangsamte sich. Um sie herum entstand eine Kuppel, welche sie zu schützen schien, während sie nur einander wahrnahmen.
Irgendwann gab es nichts mehr, was sie voneinander trennte. Kein Stoff, durch den sie einander nicht wirklich berührten. Und die meiste Zeit schwiegen sie, da waren nur Blicke, die sich miteinander verständigten. Auch, als ihre Grenzen verschwammen. Die Zeit stand absolut still.


© MajaBerg


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