Das war gegen die Spielregeln, aber es waren ja nur unausgesprochene Regeln. Ich hatte es einfach bisher so für ausgemacht gehalten: Keine Männergeschichten unterwegs. Schließlich hatten Karin und ich die Gruppen-Erlebnisreise gemeinsam gebucht, um genau das zu vermeiden - allein als Frau die Nächte in zweitklassigen Hotels Asiens zu verbringen, oder mit irgendwelchen unangenehmen Mitreisenden.

So gut wie möglich verbarg ich meine Überraschung und meinen Ärger. Was hieß überhaupt „bei Daniel im Zimmer“? MIT ihm wollte sie schlafen.

In der Mitte der Indonesienreise hatte sie sich in den sportlich-stämmigen Single Daniel verknallt, und nun das.

Karin ist sehr still, und sehr schlank, um nicht zu sagen mager. Ich mag ihre sanften braunen Augen, die auch in kritischsten Reisesituationen Gelassenheit vermitteln. Mir kommt es mir manchmal vor, als ob sie zu zerbrechlich für einen Mann sei. Oder einfach zu scheu? Nein, sie ist sehr eigenwillig und in ihren eigenen 4 Wänden nicht kompromissbereit. Aber auf Reisen teilt sie sogar die Bettdecke mit mir, wenn es sein muss. Und dann kommt es vor, dass wir wie Kinder kuscheln und vom Reisen reden.

Jetzt aber fühlte ich mich verraten, betrogen. Trotzdem wollte ich mir nichts anmerken lassen, nicht als missgünstige beleidigte dumme Gans dastehen.

Als sich unsere Gruppe nach dem Abendessen zur Guten Nacht auflöste, trafen wir uns im Zimmer. Karin hatte auch noch die Frechheit, hier in unserem Zimmer zu duschen, vorher. Sie zog sich vor ihrem Bett aus und behielt nur noch ihr Höschen an.

Ich fand übrigens, dass alle ihrer Höschen nicht richtig saßen, weil sie für ihre schmalen Hüften einfach zu groß waren oder ihre Elastizität verloren hatten. Dabei rundeten sich Karins Pobacken doch ganz niedlich, um nicht zu sagen beneidenswert.

Das frische Höschen, in welchem sie nach der Kaltdusche erschien, war von gleicher Art. Sie streifte noch Top und Rock über, packte einen Beutel mit Utensilien und verabschiedete sich von mir mit einem Kuss auf meine Wange.

Nebenan schloss sich die Tür hinter ihr. Und ich fand mich allein in unserem Zimmer. Ja, Daniels Zimmer lag direkt nebenan!

Unser „Hotel“ war nach Landesart ziemlich leicht gebaut. Und zu allem Überfluss gab es eine Verbindungstür zwischen den beiden Räumen, verschlossen zwar, aber eben nur eine leichte Tür.

Ich schwor, dies würde unsere letzte gemeinsame Reise sein, und brütete vor mich hin, 10 Minuten vielleicht, eine halbe Stunde...

Ob sie dachten, und würde mich hinlegen und bald eingeschlafen sein? Ich löschte das Licht.

Es ging einfach nicht anders, als dass ich mein Ohr an die verschlossene Verbindungstür legte. Und es waren Knutschlaute, die ich vernahm, gemischt mit gelegentlich Geräuschen von auf dem Bett sich wälzender Menschen. Nein, es gab keinen Spalt, durch den ich hätte etwas erspähen können. Aber während ich meine Ohren auf feinstmöglichen Empfang stellte, stieg eine böse Wut in mir auf. Nahe, sehr nahe war ich daran, Karins wenige Reiseklamotten zusammenzuraffen und sie mit einem heftigen Klopfen vor die Nachbartür zu feuern. Und laut und spitz etwas zu keifen, das jeden in diesem hellhörigen Hause aufklären würde. Ich ließ es, gottseidank.

Gelegentlich drang mal ein Wort an mein Ohr, ohne Sinn. Ich kam mir auch bald lächerlich vor. Sollte Karin doch tun was sie wollte, warum konnte ich ihr dieses Urlaubserlebnis nicht gönnen? Im Übrigen: Nach 3 Nächten in diesem Hotel würde ein Teil der Gruppe nach Hause fliegen, und der Rest würde weiterreisen zu einer weiteren Insel, zu einem ausgiebigen Entspannungsausklang mit Strand und komfortabler Unterbringung, wonach sich inzwischen jeder sehnte. Es war manchmal recht spartanisch gewesen unterwegs. Daniel würde unter den Heimreisenden sein, während Karin und ich noch die verlängerte Option genießen durften.

Fast wollte ich meine voyeuristische Position aufgeben, aber dann hielt ich den Atem an: Ich vernahm signifikantes rhythmisches Knarren, Kehllaute in Karins Stimmlage, etwas gepresst, unterdrückt quasi, dann heftiger, mit deutlicherem Stimmanteil, immer noch unterdrückt - aber sie war jetzt soweit, und ich lag nur wenige Meter entfernt...

Irgendwann danach hörte ich zweimal die Klospülung. Und irgendwann klang mein Herzklopfen ab und irgendwann erbarmte sich Morpheus meiner.

Mit dem Morgengrauen erwachte ich, gerade rechtzeitig, um die Wiederholung des akustischen Szenarios mitzubekommen. Eine Viertelstunde später, ich hatte bereits geduscht, kratzte Karin an meiner Tür.

Frisch wirkte sie, als ob sie an einem kühlen Morgen vom Joggen zurückgekommen wäre. Fast möchte ich sagen, sie strahlte. Keine Spur von Peinlichkeit in ihrer Haltung. Sie fühlte sich offensichtlich bestens. Nach einem Fröhlichen „Hallo“ huschte sie gleich in die Dusche und kam nackt wieder hervor. Nunja, wahrscheinlich ließen ihre kleinen schlappen Brüste manche Männerhand unbefriedigt, aber ihr dichtes üppiges Schamhaar zog wie ein magischer Blickfang selbst meine Augen dorthin, worüber die Freundin eigentlich hinwegschaut. Sie fischte schnell eines ihrer Schlabberhöschen aus dem Gepäck sowie ein paar andere Teile und war im Nu bekleidet.

Amor gönnte ihr nur noch zwei weitere Nächte. Als der Abschied vom heimreisenden Gruppenteil nahte, verdrückte ich mich unter einem Vorwand mit Sabine, die gern was mit Daniel angefangen hätte und unbeachtet geblieben war.

Wir reisten weiter. Abends im Hotel unseres letzten Reiseabschnitts angekommen, trank ich zum Essen mehr Bier als sonst. Danach verzogen Karin und ich uns müde aufs Zimmer. Es war tropisch heiß. Nur in Slip und Shirt lagen wir auf dem Bett nebeneinander. Karin weinte. Ich legte meinen Arm um sie, streichelte ihre Schultern und ihr Haar, tupfte mit einem Taschentuch ihre Tränen ab und war dabei selbst den Tränen nahe.


© Leandra


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