Seit dem Tag, an dem du dich wortlos aus meinem Leben verabschiedet hast, hoffe ich auf ein Wiedersehen, einen neuen Anfang.
Du bist mir so vertraut wie mein eigenes Leben. Wenn morgens mein Wecker klingelt, stehst du mit mir auf, du begleitest mich den langen Tag und du legst dich zu mir in der Nacht, du streifst durch meine endlosen Träume und lässt mich unruhig schlafen.
An diesem Sonntag habe ich nach einer unruhigen und albtraumschweren Nacht den ganzen Tag in Erinnerungen und unter Tränen verbracht. Die erfrischende Kühle der Abendstunden streicht durch mein Zimmer und vertreibt die drückende Schwüle des Tages. Ein paar Schritte durch den Park werden mir jetzt gut tun, um die dumpfen Gedanken versuchen zu vertreiben.
An diesem kühlen Sommerabend begegne ich dir unerwartet und unverhofft. Mein Herz vergisst ein paar Schläge, um dann die vergessenen galoppierend einzuholen.
Wir stehen uns gegenüber, …
überrascht, …
sprachlos.
Ich will die schmerzende Wortlosigkeit zwischen uns beenden, …
hier, …
jetzt, …
und für immer.
Langsam gehe ich mit bangem Herzen auf dich zu, ängstlich und hoffnungsvoll zugleich, Schritt für Schritt.
Meine Gefühle und meine Sehnsüchte steigen auf, drängen in mein Bewusstsein und ein feiner Schleier der Hoffnung legt sich über meine Gedanken.
Du kommst mir entgegen, zögerst, bleibst stehen, zwei Schritte von mir. In mir keimt zart das Gefühl der Zuversicht.
Ich blicke dir in die Augen, …
Sekunden verrinnen, …
Minuten enteilen, …
Stunden scheinen zu vergehen.
Wir stehen uns gegenüber, zwei Schritte voneinander getrennt, schweigend und regungslos wie zu Anbeginn der Zeit, vor schier endlosen Unendlichkeiten.
Wir sehen uns an, erkennen einander und ich sehne mich danach, in deinen Augen das zu lesen, was meine Erstarrung lösen kann, das bedrohlich Unerkannte begreiflich macht, das mich gefangen hält. Ich fühle, dass wir uns nah sind trotz des trennenden Abstands.
Nur noch zwei Schritte Einsamkeit liegen zwischen uns.
Ich möchte die endlosen Tage der Freudlosigkeit und der Trauer vergessen, mich in deine Arme begeben und deine Stimme soll mich verzaubern, deine Hände meine Unruhe und Freudlosigkeit aus meinem Körper streicheln. Ich möchte deinen warmen Atem auf meinem Gesicht fühlen, deine Hände zärtlich auf meiner Haut spüren, ich will aus dem Gefängnis meiner Teilnahmslosigkeit und meiner Unentschlossenheit fliehen in das Paradies der bunten Träume und des Blütenhimmels mit den Wiesen der erfüllten Hoffnungen und dich mit mir nehmen.
Meine Gedanken sind bei dir, mein Herz verlangt nach dir, mein Körper schreit nach dir, nachdrücklich und laut, er fordert dich.
Jetzt.
Quälend lange habe ich mich danach gesehnt, dich wiederzusehen. Ewigkeiten habe ich gehofft auf diesen Moment der Begegnung. In diesem Augenblick, an diesem Abend, in dieser Nacht soll der Sternenhimmel nur uns gehören und Musik mit rhythmischen Klängen die Luft erfüllen und tanzende Noten den Wind verzaubern und der milde Lufthauch der Zärtlichkeit uns in den Himmel der Erfüllung tragen.
Bedächtig strecke ich dir meine Arme entgegen, öffne langsam meine Hände, gehe einen der uns noch trennenden Schritte auf dich zu, um meiner Einsamkeit zu entfliehen. Mein Körper zittert vor Erinnerung, bebt bei dem Gedanken an meine Sehnsucht, an mein Verlangen.
Du wagst den zweiten Schritt und nimmst der Einsamkeit den Raum zwischen uns. Behutsam legst du deine Hände auf meine zitternden Schultern. Ich spüre die Wärme, die vermisste Vertrautheit durch meinen Umhang. Das salzige Nass der Verzweiflung rinnt über meine Wangen, von süßen Tränen der Hoffnung gefolgt. Eine Woge aus Erleichterung und Zuversicht, eine Springflut der Emotionen brandeineset über mein Gesicht. Nebelschwaden der Sehnsucht umfangen mich, ein Sturm der Gefühle braust durch meinen Kopf, Verlangen rast feurig und gierig durch meinen Leib, verschlingt meine Gedanken.
Durch die Tränenflut nehme ich dein lächelndes Gesicht wahr. Deine Hände strecken sich mir entgegen: »Komm.« Bestimmt und fordernd dringt es aus deinem Mund. Zart gehaucht dringt meine Zustimmung an mein Ohr.
Die ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Morgens kitzeln meine Nase und streicheln zärtlich über meine Wangen. Ich nehme den Duft deines Körpers wahr, der gefangen ist in deinem Kopfkissen und in dem Laken, das meinen nackten Körper vor der Morgenkühle schützend wärmt. Langsam öffne ich meine Augen.
Ich erblicke dich, …
ich erkenne dich, …
ich erinnere mich.
Ein Lächeln zaubert sich auf mein Gesicht.
Stille kehrt ein nach den Aufregungen des vergangenen Tages.
Auf deinem Herzen
liegt ein Trauerflor,
Du wolltest mehr,
doch hast alles verloren.
Suchtest nach Orten
der Liebe und Ruhe,
lauschtest dem Atem
des Windes.
Doch dunkle Lieder [ ... ]
Es brennt das Feld, es brennt der Wald
doch nicht lange, denn schon bald
erlischt auch mal die letzte Glut
denn der Regen und die Flut
wird das Problem schon [ ... ]
Ein Fels in der Brandung, eine Zuflucht im Sturm
Ein Halt beim Schwanken, in Ängsten ein Turm
Ein Leitbild in allem Wachsen und Tun
Da kann ich verweilen, staunen und ruh'n