Gestern Nacht lief ich durch die Straßen von Leipzig, in den Häusern brannte kein Licht. Sie ragten so hoch über mich hinaus. Die Skulpturen und Brunnen dunkel, kalt und unberührt. Keine einzige Person war auf den Straßen, ich fühlte mich trotz dessen beobachtet und teils sogar verfolgt. Kühle Brisen wehten durch die Gassen und hinterließen auf meinem Rücken eine Gänsehaut. All das war mir egal, ich dachte nur an dich, mein Puls beschleunigte sich und ich lief weiter. Dann sah ich dich, dich auf der anderen Seite der Straße, auf mich wartend mit offenen Armen. Wir rannten auf einander zu und umarmten uns. Du bist so schön, so anmutig, das waren meine Gedanken. Doch dann legte die Sonne allmählich ein farbiges Kleid auf die Stadt und wir wussten, ich muss fort, fort von dir.
Ein letzter Kuss, und die Hände verließen sich. Ich ging los, doch drehte mich noch ein letztes Mal um, bis sich unsere Blicke endgültig von einander trennten.
Und auch wenn es jedes Mal nur dieser kurze Zeitraum ist, in welchem wir uns sehen, so wirst du mir nie, nie aus meinem Herzen gehen.


© Vrune


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Beschreibung des Autors zu "Ein Besuch von kurzer Dauer"

Ein umgeschriebener Text von Goetes Wilkommen und Abschied (1789)

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