Als Kim wieder aufwachte, lag er immer noch quer auf dem Bett und hatte das Kissen über dem Kopf.

Er zog es weg und warf einen Blick auf den Wecker auf seinem Nachttisch. Es war halb sechs, was bedeutete, dass er fast vier Stunden geschlafen hatte. Es war allerdings kein erholsamer Schlaf gewesen, Kim fühlte sich, als wäre sein Kopf voller Watte.

Er seufzte einmal, drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Die Gedanken an letzte Nacht waren natürlich mit einem Schlag wieder da und hatten keinerlei Mühe, die Watte an die Seite zu schieben und sich ungehindert auszubreiten. Das Rad aus Warums, Wiesos und Wie konnt es setzte sich wieder in Bewegung und Kim war sich sicher, dass er verrückt werden würde, wenn er jetzt einfach hier liegenblieb und es sich ohne Widerstand drehen konnte.

Also stand er auf, merkte dann, dass er unglaublichen Durst hatte und ging in die Küche, wo er ein Glas mit Leitungswasser füllte und es in einem Zug austrank. Der Stuhl, auf dem er morgens immer saß und seinen Kaffee trank, bot sich an, sich hinzusetzen und dort am Küchentisch die letzte Nacht wieder und wieder durchzugehen, ohne, dass das zu irgendetwas führen würde.

Deswegen wandte Kim den Kopf entschieden ab, ging in den Flur, zog seine Schuhe an und nahm den Schlüssel vom Brett. Dann zog er die Tür hinter sich zu und stieg die Treppe runter um durch die Hintertür in die Kneipe zu gehen. Die wie immer sehr gut besucht war und vielleicht saß Niklas ja auch irgendwo da, aber das war Kim grade egal. Er war in diesem Moment einfach dankbar für das Stimmengewirr und die ganzen Menschen von denen er die meisten zwar oberflächlich kannte, aber genau wusste, dass sie ihn nie in ein Gespräch verwickeln würden.

Er setzte sich auf einen freien Hocker am Tresen und sofort war Mark, einer der Besitzer der Kneipe, bei ihm. "Das Übliche?" fragte er und Kim fühlte sich grade zu nichts anderem in der Lage, als einfach nur zu nicken. Und als das Bier dann vor ihm stand, nahm er erst einmal einen großen Schluck davon. Was natürlich an seiner Situation nichts änderte und so gut es sich vielleicht auch anfühlte, grade nicht alleine in seiner Bude zu hocken, blieben Kims Gedanken doch die gleichen.

Und als er zum gefühlt hundersten Mal bei der Frage angekommen war, wieso die Initiative Sex zu haben von Bastian ausgegangen war, da wurde ihm klar, dass er mit jemandem darüber reden musste. Aber er hatte keine Ahnung mit wem. Bastian, mit dem er ja sonst immer alles besprach, schied logischerweise aus. Genau wie Kims ganzer Freundeskreis, der ja auch gleichzeitig Bastians war. Und seine Arbeitskollegen waren definitiv die Letzten, mit denen er über ein solches Thema sprechen würde. Bis auf eine.

Als Kim vor etwas mehr als drei Jahren in der Firma angefangen hatte, hatte Carina am Schreibtisch ihm gegenüber gesessen und sie hatten sich sofort am ersten Tag angefreundet. Über zwei Jahre hatten sie dann nicht nur zusammen gearbeitet, sondern sich auch hin und wieder privat getroffen.

Dann wurde Carina schwanger und verabschiedete sich in die Elternzeit. Am Anfang hatte ihre Freundschaft auch weiter Bestand gehabt und sie sich auch nach wie vor getroffen – bis sie dann ihren Sohn bekommen hatte. Und von da an hatte sich ihr Leben nur noch um ihr Kind gedreht. Was Kim auf der einen Seite verstehen konnte, aber auf der anderen Seite fand er es einfach nur anstrengend, dass die alte Carina verschwunden war und der Mama Platz gemacht hatte, die nur noch über das Kind reden konnte und selbst auf die Frage, wie es denn ihr ginge, damit antworterte, wie sich das Kind fühlte und was es wieder alles gemacht hatte. Was dann meistens so uninteressante Kleinigkeiten wie Lachen, Brabbeln oder Pupsen gewesen waren und dazu geführt hatten, dass Kim den Kontakt irgendwann auf ein Minimum begrenzt hatte. Und Carina hatte auch keinerlei Anstrengungen unternommen, dass sich das wieder änderte. Also fragte Kim jetzt einmal im Monat per Textnachricht nach, wie es ihr ging, bekam das Neuste vom Kind zu hören, schrieb darauf irgendetwas Höfliches zurück und dann war wieder vier Wochen Sendepause.

Während er den letzten Schluck aus seinem Glas nahm und Mark mit einem Kopfnicken darauf hinwies, dass er gerne ein neues hätte, rechnete er im Kopf aus, wie lange das jetzt schon so ging. Er kam auf ein halbes Jahr und vielleicht hatte Carina sich inzwischen ja jetzt schon soweit ans Mutter-Dasein gewöhnt, dass man mit ihr auch über andere Dinge reden konnte. Und wenn nicht war Kim inzwischen schon so verzweifelt, dass ihm der Gedanken, dass er ihr sein Herz ausschüttete und sie ihm dann von den neuesten Entwicklungen auf dem Windelmarkt erzählte, gar nichts mehr ausmachte. Sein Handy hatte er oben in der Wohnung liegen lassen und er würde ihr sofort schreiben und sie nach einem Treffen fragen, wenn er sein zweites Bier ausgetrunken hatte. Und schon der Entschluss, mit jemanden darüber zu reden sorgte dafür, dass Kim sich ein wenig besser fühlte.

Zu Kims Überraschung sagte Carina sofort und mit Begeisterung zu. Sie konnte allerdings erst am Dienstag, weswegen Kim mit seinem Gedankenrad noch einen ganzen weiteren Tag verbringen musste. Und dabei feststellen durfte, dass für Bastian das Leben, einfach weiterging. Denn während Kim seinen Zeit weiterhin damit verbrachte, sich mit den immer gleichen Fragen ohne Antworten herumzuschlagen, kämpfte Bastian mit einem kaputten Traktor, der eigentlich schon repariert sein sollte, allerdings hatte die Werkstatt geschlampt. Bastian hielt Kim bei seinem Kampf nicht nur mit der Werkstatt sondern auch mit seinem Vater, der das Fahrzeug erneut dort reparieren lassen wollte, um den Leuten noch eine zweite Chance zu geben, auf dem Laufenden. Etwas, das typisch für ihn war, wenn es etwas gab, das ihn ärgerte und an jedem anderen Tag hätte Kim die Nachrichten zur Kenntnis genommen, sicher eine anteilnehmende zurückgeschickt und ansonsten gar nicht weiter darüber nachgedacht. Aber an diesem Montag ärgerte er sich ein wenig darüber, dass Bastian einfach weitermachte als wäre nichts passiert, während Kim sich fühlte wie ein Ertrinkender ohne Aussicht auf Rettung.

Aber dann schrieb Carina ihm, wie sehr sie sich darauf freute, dass sie sich morgen trafen und wie froh sie darüber war, endlich mal wieder rauszukommen und was anderes zu sehen und Kim stellte fest, dass die Rettung vielleicht doch näher war, als er dachte.

Halb hoffte er auch, dass sie das Kind vielleicht sogar nicht mitbringen würde, aber als er, dank des Busses, ein paar Minuten zu spät, ins Café trat, traf er dort nicht nur Carina, sondern auch das Kind an, das auf ihrem Schoß saß. Und als Carina aufstand, ihn anstrahlte und ihn mit einem "Endlich sehen wir uns mal wieder!" entgegeneilte, da umarmte Kim nicht nur sie, sondern auch das Baby. "Ist Elias nicht groß geworden?" fragte sie dann und hielt ihn Kim hin. "Willst du ihn nicht mal nehmen?"

Kim, der mit so etwas ja schon gerechnet hatte und der bereit war, über jede Kinder-Hürde zu springen, solange ihm Carina dann wenigstens halbwegs zuhörte, nahm den Kleinen bereitwillig auf den Arm und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Carina.

"Also los, erzähl mal. Wie geht es dir? Was gibt es Neues bei dir? Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen! Wie lange ist das her? Ich glaube ein halbes Jahr. Was gibt es Neues in der Firma?" prasselten die Fragen auf Kim ein und ihm wurde bewusst, dass er hier nicht der Einzige mit Redebedarf war.

Jetzt sofort von Bastian anzufangen wäre absolut unhöflich gewesen, also verbrachten sie die erste Stunde damit, sich gegenseitig das Neuste aus ihrem Leben zu erzählen, wobei Kim, bei dem es ja, außer der einen Sache, absolut nichts Neues gab, zurückhielt und die meiste Zeit Carina reden ließ. Die ihm nicht nur die neuesten Neuigkeiten von Elias erzählte, sondern auch darüber, wie anstrengend es sein konnte, den ganzen Tag mit dem Kind allein zu sein, wie schwer die Suche nach einem guten Kindergartenplatz war und wie furchtbar ätzend andere Mütter sein konnten. Elias saß dabei die ganze Zeit ruhig auf Kims Schoß und war zufrieden damit, an einem Stück Brötchen zu kauen.

Als Carinas Redefluß schließlich weniger wurde und sie anfing, einige ihrer Aussagen, die meisten über die ätzenden Mütter, zu wiederholen, da sah Kim seinen Moment gekommen. Er räusperte sich. "Ich hoffe, du bist jetzt nicht sauer, aber ein Grund, wieso ich dich unbedingt treffen wollte ist, dass ich mit dir über etwas reden muss, über das ich mit keinem anderen erzählen kann."

Sie lächelte ihn an und legte die Hand auf seine Schulter. "Nein, ich bin da absolut nicht sauer. Im Gegenteil, ich bin froh, dass es diese Sache gibt, die einen von uns dazu gebracht hat, endlich den Kreis der monatlichen Textnachrichten zu durchbrechen. Ich wollte mich eigentlich auch schon die ganze Zeit mal wieder mit dir treffen, aber ich hatte ein bisschen Angst, dass ich dich langweilen werde, weil ich ja die meiste Zeit nur über Elias rede."

"Ach was," stritt Kim sofort ab, während er erstaunt darüber war, dass Carina die Situation absolut richtig eingeschätzt hatte, denn wenn er ehrlich war, dann hätte er ihr soviel Selbstkritik gar nicht zugetraut. "Ich hab nur gedacht, dass du vielleicht keine Lust hast, dich zu treffen, weil du ja das Kind hast."

"Ok, also einigen wir uns darauf, dass wir beide uns geirrt haben. Und jetzt erzähl mal!", forderte Carina ihn gespannt auf, was Kim für einen Moment unangenehm war. Vermutlich weil es ihm, jetzt, wo es endlich soweit war, insgesamt unangenehm war, über die Nacht mit Bastian zu sprechen, aber er würde jetzt keinen Rückzieher machen. Er räusperte sich einmal. "Du kennst doch noch Bastian, oder?"

"Ich habe ihn zwar nie getroffen, aber ich weiß noch wer er ist und ich glaube ich kann mich auch noch an das Foto erinnern, dass du mir mal von ihm gezeigt hast," antwortete Carina.

Kim holte tief Luft und zählte innerlich bis drei. Dann fing er an zu erzählen und er ließ nichts aus. Beginnend mit Bastians Beziehung zu Greta, über ihre Trennung und wie sehr die nicht nur Bastian mitgenommen hatte. Er merkte selber, dass er sich danach ein bißchen zu lange dabei aufhielt, was Bastian alles gemacht hatte, um über die Trennung hinwegzukommen, aber irgendwann hatte er aus dieser Episode alles herausgeholt was da war und steuerte unaufhaltsam auf die Hochzeit zu.

Er geriet ins Stocken, aber Carina sah ihn gespannt an was ihm dabei half, sich zusammenzureißen und weiter zu erzählen. Auch bei der Hochzeit hielt er sich an ein paar Kleinigkeiten auf, aber dann war es endgültig soweit. Und diesmal war kein Platz für Einzelheiten. Im Gegenteil. Hastig ratterte Kim herunter was passiert war bis zu dem Moment, als er vor seinem Haus aus dem Wagen stieg.

Carinas Augen wurden immer größer und als Kim zuende geredet hatte, schwieg sie erst einmal ein paar Sekunden. "Du liebe Zeit..." fing sie dann an, aber in diesem Moment entschied Elias, dass er jetzt lange genug ruhig geblieben war. Er warf das Brötchen auf den Boden und fing dann ohne Vorwarnung an, loszubrüllen. Carina sprang auf. "Tut mir Leid," sagte sie und hob das Kind von Kims Schoß und griff gleichzeitig nach der Wickeltasche, die an der Lehne ihres Stuhls hing. "Ich werd ihn eben schnell wickeln gehen!" Sie verschwand auf der Toilette und Kim war gar nicht böse darum, dass er kurz für sich allein war. Über die ganze Sache zu reden hatte ihn innerlich ziemlich aufgewühlt und so hatte er jetzt die Möglichkeit, wieder herunterzukommen.

Als Carina nach ungefähr zehn Minuten wiederkam, hatte er sich wieder gefasst und war bereit dazu, weiter über das Thema zu reden.

"Entschuldige," sagte Carina, als sie sich mit Elias wieder auf den Stuhl gegenüber gesetzt hatte. "Aber ich muss ihn jetzt erst einmal füttern. Doch vielleicht hält er danach ja ein Schläfchen, das ist sowieso überfällig." Sie holte ein Gläschen und einen Plastiklöffel aus ihrer Handtasche. Elias wurde ganz aufgeregt als er das Gläschen sah und fing an, danach zu greifen und stieß einen wütenden Laut aus, als Carina es außerhalb seiner Reichweite aufdrehte und den Löffel hineintunkte. Er zerrte ungeduldig an ihrem Ärmel und riß den Mund auf und Kim konnte sich, angesichts seiner Ungeduld, ein Lächeln nicht verkneifen.

"Also," fing Carina an, während sie eine Ladung Babybrei nach der anderen in Elias' Mund schob. "Du hattest also Sex mit deinem besten Freund. Der vorher acht Jahre mit einer Frau zusammen gewesen ist."

"Und der nie auch nur irgendwie Interesse an mir gezeigt hat," ergänzte Kim. "Und ich hab ihn auch schon vorher im Arm gehalten wenn es ihm schlecht gegangen ist und da ist nie irgendetwas passiert."

"War er da auch betrunken?" fragte Carina und Kim zuckte mit den Schultern. "Bis auf das eine Mal weiß ich das gar nicht mehr genau."

"Ich hab nämlich mal gelesen, dass Männer, wenn sie betrunken sind, auch schon mal ganz gerne Interesse an anderen Männern haben, auch wenn sie vorher nie irgendwelche Andeutungen gemacht haben," sagte Carina. "Und Bastian war nicht nur betrunken, sondern auch in einer emotionalen Ausnahmesituation. Und dann hast du ihn in den Arm genommen, ihr lagt zusammen im Bett und er hat dann gar nicht mehr nachgedacht, sondern einfach gemacht. Denn das ist ja auch der Effekt von Alkohol: Du denkst nicht mehr nach, du tust einfach, wozu du grad Lust hast."

"Aber trotzdem fühlt es sich für mich einfach nur verrückt an," erwiderte Kim. "Es waren nie irgendwelche Zeichen da oder Andeutungen, er hat noch nicht einmal irgendwelche Witzchen gemacht. Und es ist ja auch nicht das erste Mal gewesen, dass er so betrunken gewesen ist, aber auch dann hat er nie Interesse gehabt. Und vielleicht war er emotional an diesem Abend echt angeschlagen, aber wegen einer Frau. Und zuerst ist er wegen ihr noch völlig fertig und dann... dann passiert sowas." Er fuhr sich einmal mit der Hand durchs Gesicht. "Ich komm damit einfach nicht klar."

Carina hatte Elias inzwischen fertig gefüttert und fing an, ihn auf ihrem Schoß leicht hin und her zu wiegen. "Ich kann verstehen, dass dich das fertig gemacht," erwiderte sie. "Und ich weiß, es ist leichter gesagt, als getan, aber vielleicht solltest du dich einfach damit anfreunden, dass es nun mal passiert ist, als irgendeine Erklärung dafür zu finden, die eine andere ist als, dass Bastian betrunken war und sich schlecht gefühlt hat und du grade da warst. Und er ja auch wusste, dass die Möglichkeit bestand, dass du mitmachen würdest."

Kim seufzte einmal tief. "Wenn ich nicht völlig durchdrehen will, dann muss ich mich mit dieser Erklärung wohk einfach abfinden. Was Bastian anscheinend schon getan hat, denn während ich mich immer noch mies fühle, macht er einfach weiter als wäre nie irgendwas passiert." Er verzog das Gesicht. "Was mich echt ein bißchen wütend macht und am liebsten würde ich ihm das sagen, aber das kann ich nicht. Ich will mit ihm niemals über die ganze Sache reden. Und eigentlich müsste ich ja froh sein, dass er so reagiert weil ich echt befürchtet hab, dass die ganze Sache jetzt zwischen uns stehen wird."

Carina bugsierte den inzwischen schlafenden Elias vorsichtig in den Kinderwagen, der neben ihr stand, dann rückte sie mit ihrem Stuhl ganz nah zu Kim hin und streichelte ihm liebevoll über den Arm. "Bastian hat die Sache ganz offensichtlich abgehakt und du solltest das auch tun. Es ist nun mal passiert, du kannst es nicht ändern und deswegen bringt es auch nichts, sich jetzt deswegen die ganze Zeit Gedanken zu machen. Also halte dich einfach an das, was Bastian macht und kehr zurück zu eurer absolut sexlosen Freundschaft. Ich weiß, dass das nicht einfach ist und wenn du drüber reden willst, dann bin ich immer da für dich."

Kim lächelte sie an. "Danke," sagte er und sie umarmten sich kurz.

Nachdem sie sich wieder losgelassen hatten, sah sie ihn einen Moment mit einem Blick an, von dem er keine Ahnung hatte, wie er ihn interpretieren sollte. "Was ist los?" erkundigte er sich deswegen und sie wich seinem Blick aus, während sie mit ihrer Kaffeetasse spielte. "Ich würd dich gern etwas fragen, aber ich weiß nicht, ob ichs wirklich machen soll."

"Ich hab grad alle meine Karten auf den Tisch gelegt, also mach du es jetzt auch!" forderte Kim sie auf. "Ich werde es schon überleben."

"Okay," erwiderte Carina wenig überzeugt. "Ich geh einfach davon aus, dass du mich nicht umbringen wirst, wenn ich dich das jetzt frage, also tu ich es einfach!" Sie holte tief Luft. "War... war der Sex eigentlich gut?"

Kim, der mit dieser Frage absolut nicht gerechnet hatte, sah sie für einen Moment an, ohne in der Lage zu sein, zu reagieren. Was aber auch daran lag, dass er sich vorher nie darüber nachgedacht hatte, ob er es gut gefunden hatte. Obwohl er es jetzt, wo er darüber nachdachte, eine eindeutige Antwort hatte.

Carina zog aufgrund seines Schweigens unbehaglich die Schultern zusammen. "Es tut mir Leid," murmelte sie. "Ich hätte nicht fragen sollen. Vergiß es einfach!"

"Nein, nein!" beeilte Kim sich zu sagen. "Wenn ich das alles jetzt als Teil meines Lebens betrachten soll, dann sollte ich auch in der Lage sein, das zu beantworten." Er sah vor sich auf den Tisch. "Es war... gut," sagte er dann. "Sogar ziemlich gut. Jedenfalls bis zum Ende. Bastians Ende. Wenn du verstehst, was ich meine."

"Natürlich," erwiderte Carina und jetzt schafft es Kim, sie wieder anzusehen. "Vielleicht ist das auch der Grund, wieso mich die ganze Sache nicht loslässt: Weil es gut gewesen ist und es das eigentlich nicht hätte sein sollen. Finde ich zumindest." Er hatte bis jetzt gar nicht gewusst, dass er diese Gedanken gehabt hatte und sie jetzt auszusprechen fühlte sich ziemlich gut an. Genau wie das ganze restliche Gespräch. Ihm war jetzt viel leichter zumute und er war sich sicher, dass er sein Gedankenrad jetzt losgeworden war und, genau wie Bastian, einfach zum Alltag zurückkehren konnte. Und irgendwann hatte er dann einfach vergessen, dass es passiert war.


© Fenni


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