Eine vorzugsweise auf unseren Motorradtouren gerne getätigte Art der Übernachtung war das sogenannte "Wildcamping".
Dem unbändigen Freiheitsdrang in unseren jungen Jahren geschuldet,erfreute sich dieses Thema bei fast allen meinen Freunden aus der Clique,egal ob mit Partner oder in einer Gruppe unterwegs,großer Beliebheit.
Wild war daran meist glücklicherweise nicht viel,die Namensgebung bezog sich eher auf die Tatsache,nicht auf einem offiziellen Campingplatz,sondern irgendwo draußen," in der Pampa",nächtigen zu wollen.
Natürlich konnte man der Sache ein gewisses Abenteuerfeeling nicht ganz absprechen, ein klein wenig war der Puls meist erhöht,wenn die Nacht herein brach und unbekannte Geräusche ans Ohr drangen.
Zu dieser Zeit wurde kein Gedanke daran verschwendet,schon vorab einen Stellplatz zu reservieren,denn bei dieser Art zu reisen, wußte man morgens meist noch nicht,wo abends der tatsächliche Zielort liegen würde.
Manches Mal aber auch dem Umstand geschuldet,am Ende eines Tages keinen Campingplatz in der Umgebung mehr zu finden.
Mit mehreren Freunden gemeinsam unterwegs auf Motorradtour,war es fast schon obligatorisch,ein"wildes"Plätzchen für die Nacht auszukundschaften.
Klassischerweise kurz vor Sonnenuntergang begann die Suche nach einem geeigneten Ort,an dem mein sein Lager,möglichst abseits der Zivilisation,aufschlagen konnte.
Die beliebtesten und besten Locations waren natürlich solche,die direkt an einem Bach oder Fluß lagen.
Sich nach einem langen,heißen Fahrtag die Klamotten vom Leib zu reißen und ins kühle Nass zu hüpfen,unbezahlbar.
Mit dem Vorhandensein eines kühlen,fließenden Gewässers war somit auch die wichtigste Frage des bevorstehenden Abends geklärt,nämlich wie man das Bier schnellstmöglich wieder auf Genußtemperatur bringen konnte.
Die zu jener Zeit beliebten,weil gewichtstechnisch gesehen perfekten 0,5l Bierdosen,hatten sich den Tag über im Tankrucksack lagernd,vor allem so man in heißen,südlichen Gefilden unterwegs war,der Ungenießbarkeit genähert.
Desweiteren war es mit Hilfe des kalten Wassers möglich,die Konsistenz des Inhalts der ebenfalls sehr beliebten Wurstdosen von flüssig wieder in Richtung fest umzukehren.
Wer es nicht glaubt,kann gerne eine solche Dose bei passender Gelegenheit für mehrere Stunden in die pralle Sonne stellen.
Hartgesottene können sich hernach an einer leckeren,gekochten Wurstsuppe gütlich tun.Mahlzeit.
Umsonst und draußen,so kann man "Wildcamping"wohl am besten beschreiben,eine herrliche Erfahrung und wenn man bei der Auswahl des Platzes umsichtig agiert,auch völlig unbemerkt vom Rest der Welt.
Selbstverständlich war für uns die Schlafstatt am nächsten Morgen genauso zu verlassen,wie sie am Abend vorher angetroffen wurde.
Im Laufe der Jahre wurden dann natürlich Tips für die besten Locations untereinander ausgetauscht und fleißig genutzt.
Ein Päärchen aus der Clique,Markus und Rosi,waren die ungekrönten Könige dieses Thema betreffend.Die beiden fuhren einen offiziellen Campingplatz nur dann an,wenn sich der Kruste auf der Haut nur noch ausschließlich mit heißem Duschwasser beikommen ließ.
Dem Umstand geschuldet,sich zu spät oder zu sorglos auf die Suche nach einem lauschigen Plätzchen für die Nacht gemacht zu haben,mußte man bisweilen auf Schönheit bzw.Ruhe verzichten.
Gleich derer drei,Plätzchen,begegneten vier Freunde und meiner Wenigkeit auf einer einwöchigen Tour,die uns zur Insel Elba und wieder zurück in die Heimat führte.
Ein unerwarteter Wintereinbruch bis ins Flachland Anfang Mai,zwang uns die Strecke abzuändern,da sogar die Brenner-Autobahn Richtung Süden wegen starken Schneefalls gesperrt war.
In einem großen Bogen fuhren wir in zwei Tagen über die Schweiz an das Mittelmeer nach Frankreich und von dort aus auf der Autobahn nach Italien bis zum Fährhafen nach Piombino.Ein Höllenritt für unsere Allerwertesten.
Die erste,eiskalte Nacht,verbrachten wir in einem verfallenen Haus nahe Grenoble auf über eintausend Metern Höhe.Unkomfortabel wäre hierfür noch eine schmeichelhafte Beschreibung,denn um unsere Isomatten auszurollen,mußten wir erst einmal Schutt und Müll beiseite räumen,zudem pfiff der kalte Wind durch alle großen und kleinen Ritzen.Campingromantik sieht anders aus.
Am nächsten Morgen jedoch wurden wir mit prächtigem Kaiserwetter belohnt und auch die Temperatur stieg,je näher wir dem Mittelmeer kamen,stetig an.
Am Ende eines langen Fahrtages,den wir hauptsächlich auf der parallel zum Meer führenden Autobahn verbrachten,hatten wir es kurz vor Einbruch der Dunkelheit tatsächlich bis zum Ziel Piombino geschafft.
Der erste Schotterweg vor der Stadtgrenze sollte uns zu einem hoffentlich netteren Plätzchen als letzte Nacht führen.Leider setzte dann Regen ein und zwang uns nach einem Unterschlupf mit Überdachung zu suchen.Diesen fanden wir in Form einer Brücke,welche sich ca.fünfzig Meter über uns, mit ca.zweihundert Metern Länge,befand.
Schon nach kurzer Zeit nahmen meine Freunde und ich ein näherkommendes Grollen war.Rasend schnell befand sich dieses in ohrenbetäubender Lautstärke über uns und erstickte jede Kommunikation.
Ein Blick auf die Landkarte ließ uns hoffen,dass diese Nacht schnell vorbeigeht,denn wir befanden uns nicht wie vermutet unter einer Autobahnbrücke,sondern der Bahn-Hauptachse Genua-Rom.
Wie sich herausstellte,donnerten dort im zwanzig- Minuten -Rhythmus Schnell-bzw.Güterzüge darüber.
Nachdem wir letztendlich wunderschöne Motorradtage auf der Insel Elba verbracht hatten,machten wir auf dem Heimweg noch Stop für eine Nacht in den Dolomiten.
Ein Teil unserer Clique war dort zum Wandern unterwegs und hatte Quartier in einer schnuckligen Pension bezogen,welche aber komplett belegt war.
Kein Problem für uns,nebenan war ein Anbau im Werden und nach kurzer Nachfrage beim ungläubig dreinblickenden Pensionswirt,hatten wir seine Erlaubnis,in seinem Rohbau unser Nachtlager aufzuschlagen.
Ein wirklich intensive Woche wurde dann am nächsten Tag mit einer stilvollen Heimfahrt über kleine und kleinste Kurvensträßchen abgeschlossen.


© Troubadix


0 Lesern gefällt dieser Text.


Beschreibung des Autors zu "''Wildcamping Teil 1'' (CG 18) Hinweis:Bitte auf die Überschrift tippen"

Teil der Campinggeschichten (CG) des Autors

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "''Wildcamping Teil 1'' (CG 18) Hinweis:Bitte auf die Überschrift tippen"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "''Wildcamping Teil 1'' (CG 18) Hinweis:Bitte auf die Überschrift tippen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.