Im Jahre 1980 war ich drei Monate lang in Rom als Au Pair-Mädchen. Ich hatte zwei kleine Jungen zu betreuen, die in den Kindergarten der Deutschen Schule in Rom gingen, und ich sollte ihnen Deutsch beibringen. Stefano war 3 Jahre alt, Andrea 4.

Ich hatte einen kleinen blauen Käfer, und es war meine Pflicht, die Kinder jeden Morgen zum Kindergarten zu bringen und sie auch wieder abzuholen. Das junge Ehepaar (Ein Doktor der Politikwissenschaft und eine Lehrerin) kümmerten sich nicht sehr um mich. Sie sagten: "Was Du über Nacht machst, ist uns gleich. Hauptsache, du bist morgens da um die Kinder in den Kindergarten zu bringen."

Rom ist eine Stadt für verliebte Paare, so wie Paris, man muss die Stadt einfach zu zweit erleben, und so kam es, dass ich ziemlich einsam war. Trotzdem unternahm ich einiges. An den Ufern des Tibers gab es einen großen Flohmarkt. Dort kaufte ich mir eine schöne große Handtasche (ich schleppe immer die Hälfte meines Hausrats mit mir herum), und eine schöne helle Ledermappe für Ausweise, Kreditkarten usw.

Mein Italienisch verbesserte sich sehr schnell, da ich jeden Tag Übung hatte. Ich schrieb mich bei der Società Dante Alleghieri ein für einen Sprachkurs, und einen italienischen Geschichtskurs.

Ich lernte Cafè Freddo kennen (kaltgeschüttelter, gesüsster Cafè), und Salt im Bocca (Kalbsfleisch mit Schinken und Käse.) Ich versuchte auch Espresso, hatte dann aber solches "Herzklabastern", dass ich es nie wieder tat. Cappuccino - anytime, aber Espresso - no thank you!

Ich ließ mir die Haare schneiden, ging zu einem Forografen, der dann schwarz-weiss Aufnahmen von mir machte. Es waren sehr schöne Bilder.

Einmal nahm ich die beiden kleinen Jungen mit in eine Autowaschanlage, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie sicher waren, wenn sie mit mir zusammen sind. Und sie hatten einen Mordsspass!

Obwohl ich eigentlich nicht sehr gläubig bin, ging ich auch zum Petersplatz, nur, um es mal gesehen zuhaben. Und ich besuchte die "Bocca della Verità", den Mund der Wahrheit. Es ist ein großer Löwenkopf, mit einem geöffneten Mund. Die Legende besagt, dass wenn man ein Lügner ist, und die Hand in dieses Maul steckt, dass dann die Hand abgebissen wird. Ich habe - mit ziemlichem Bammel - die Hand reingesteckt, aber es passierte nichts.

Und meine Einsamkeit wurde immer größer. Dann, eines Tages, als die Familie Verwandte in Norditalien besuchen wollte, fasste ich einen Entschluss. Ich packte alle sieben Sachen zusammen, verstaute alles in meinem blauen Käfer, und verließ Rom, ich ging einfach weg. Ich hatte der Familie einen Brief hinterlassen, indem ich meinen Entschluss erklärte.

Ich schmierte mir ein paar Brötchen, nahm Kekse, Joghurt und Saft mit, und machte mich auf den Weg. Mein Heimweh trieb mich an. Mein einziger Gedanke war: So schnell wie möglich nach Hause! Ich fuhr 1.600 km am Stück, zum Teil über die Alpen, nur unterbrochen von kleinen Pinkelpausen oder um einen Happen zu essen, und bretterte gen Deutschland, Richtung Saabrücken, das war meine erste Station.

Ich kam Nachts um 4 Uhr morgens in Saarbrücken an. Da ich meinen Haustürschlüssel von der WG, in der ich wohnte, zu Hause gelassen hatte, und auch keine meiner Freundinnen da war (es waren ja immer noch Semesterferien), klingelte ich bei den Eltern einer Freundin in einem kleinen Vorort von Saabrücken. Der Vater machte mir auf, war nicht gerade erfreut über die nächtliche Ruhestörung, aber er ließ mich ein, und ich konnte auf der Couch im Wohnzimmer schlafen.

Am nächsten Tag fuhr ich, nach einem kräftigen Frühstück, weiter in Richtung Münster. 50 km, 100 km, 150 km,...bis ich schließlich diese typisch westfälischen Bauernhöfe mit Butzenscheiben, die Weite, die flachen Felder, die Herbstsonne
auftauchten. Home Sweet Home! Die Heimat hatte mich wieder!


© Maid Marion


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