Zitternd stand ich vor der Schule. Theoretisch war es ganz einfach zur Schule zu gehen. Doch nicht für mich! Ich konnte die vielen Menschen nicht ertragen...Überall waren sie. Standen, saßen, gingen...Wenn ich nur an sie dachte, wurde mir schon schlecht. Dies war nicht das Umfeld, was ich mir herbeigewünscht hätte. Die ganzen Gesichter machten mich sprachlos, ängstigten mich und ließen mich Angst spüren. Weder Glück noch Hass konnte ich in solchen Situationen empfinden. Denn ich spürte gar nichts. Nichts, so sehr ich es auch wollte. Unauffällig beobachtete ich meine Freundin, die ganz locker durch die Tür trat. Was hatte sie an sich, was ich nicht hatte? Wieso wurde nur ich damit gequält?? Was hatte ich getan, dass ich so missverstanden und gedemütigt wurde? Keine Ahnung. Woher sollte ich das auch wissen?! Mein Deutschlehrer kam um die Ecke geeilt. Ich spürte, wie mir plötzlich, mit einem Schlag, schlecht wurde. Meine Krankheit schlug zu. Krallte sich in mir fest und drohte mich nicht mehr loszulassen. Machte mir das Atmen schwer. Ließ mich Sterne sehen. Machte mich lebensmüde. Er kam näher...Noch näher! Mit einem Lächeln begrüßte er mich. Perplex lächelte ich zurück. Das war nicht DIE Reaktion, die ich erwartet hatte. Es war meinetwegen die richtige Reaktion, aber ich mochte jetzt nicht darüber nachdenken. Denn es war zu viel. Mehr konnte und wollte ich nicht ertragen. Hastig lief ich zurück zur Bushaltestelle. Ich hatte es versucht! Wie meine Therapeutin gesagt hatte. Nun würde ich flüchten. Es war an der Zeit, mir eine andere Möglichkeit zu suchen. Vielleicht war weglaufen oder sterben, das einzige Richtige, was ich tun konnte. Eine Therapie sollte Vorteile bringen, keine Nachteile. Vielleicht sollte ich gleich weglaufen... Dennoch blieb ich stehen. War das wirklich der richtige Weg? Gedankenverloren lehnte ich mich an einen Baum. Es war immer alles so schön gewesen. So normal. Doch nun, herrschte in meinem Leben ein einziges Chaos. So würde das nicht gehen. Nein, es musste da etwas anderes geben. Entschlossen aber dennoch zerstreut, drehte ich mich um und ging wieder zum Schulgebäude. Vor der Tür blieb ich wieder stehen. „Einmal tief durchatmen, und dann los!“, flüsterte ich mir zu. Gerade wollte ich durch die Tür treten, da hielt mich ein Gedanke zurück. Klasse...Zu viel! „Hau ab!“, schrie es in mir. NEIN! Kein Rückzieher. Du bist so weit gekommen. Soweit! Trotz des Gefühls von Angst ging ich hinein. Die Übelkeit kam zurück. Legte sich wie eine Decke über mich. Zeigte mir die kalte Schulter. Ließ mich hassen. Lieben. Ich krallte meine Hände am Gurt meiner Tasche fest. „Du schaffst das!“, ermahnte ich mich. „Alles wird gut.“ Ich konnte das schaffen. Wenn ich nur wollte. Zielstrebig ging ich in meine Klasse, und setzte mich auf meinen Platz. Doch die Übelkeit wurde stärker, und ich dachte immer häufiger an Flucht. Teufelskreis. Meine Therapeutin hatte schon Recht gehabt. Ich ritt mich immer weiter rein ohne das ich was tat. Vor lauter Trauer wünschte ich mir jemanden an meine Seite. Irgendjemanden, der mich verstand. Auch bereit war mich lieben zu können. Oh, ich wünschte es mir so... Das Klingeln der Schulglocke, ging mir durch Mark und Bein, und ließ mich meine Umgebung vergessen. Genau in diesem Moment wusste ich, dass ich das hier nicht konnte. Und nie können würde. Das ich zu schwach dafür war. Zu unkontrolliert. Schnell wie der Wind sammelte ich meine Sachen zusammen, und verließ den Raum. In diesem Moment des vollen Durchblickes, war es mir egal, was meine Mitschüler mir hinterher schrien. Genaugenommen hörte ich gar nichts. Ich blendete es eher aus. Denn es WAR mir wirklich egal. „Raus!“, war das Einzigste was ich denken konnte. Ich konnte das nicht. Und ehrlich gesagt, wollte ich es auch nicht. Nicht mehr, wohl gemerkt. Mit Tränen in den Augen lief ich nach draußen. Mein Lehrer kam mir entgegen. Sah mich an. Sagte nichts. Hatte einen bemitleidenswerten Blick aufgesetzt. Ich sagte ihm, mir ginge es nicht gut und ich müsse nach Hause. Er hielt mich nicht auf und ließ mich gehen. Ich glaube, dass er genau verstand, was mit mir los war. Und das er Mitgefühl hatte. Bestimmt gab es Gespräche zwischen meinen Lehrern, meinen Eltern und meiner Therapeutin. Was sollte ich verdammt nochmal tun?! Abhauen, Sterben oder meine Eltern über meinen Zustand aufklären und hoffen, dass sie mich verstanden? Ich wusste es nicht. Schluchzend rannte ich aus der Schule und setzte mich irgendwo, nah oder fern, auf eine Bank. Eigentlich wollte ich nur nach Hause in mein Bett und darauf warten, dass alles wieder okay werden würde. Aber da gab es so viele Probleme, dass das unmöglich war zu bewältigen. Oh Gott, was musste geschehen, damit alles wieder in Ordnung kommen würde?!


© a.k.heidmann


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Beschreibung des Autors zu "Die eine Entscheidung, die alles veränderte.."

Fehler..können verhängsnisvoll sein..

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