“Marc.” Charly betrat die Terrasse, auf der Marc es sich in einem gemütlichen Holzstuhl bequem gemacht hatte, in einer Hand hielt er eine Flasche eisgekühltes Bier, er hatte die Augen geschlossen und wirkte sehr entspannt. Als er ihre Stimme hörte setzte er sich auf und drehte sich zu ihr um.
“Hey Charly… hast du ausgeschlafen? Setz dich her.” er drehte einen der Stühle ein wenig in ihre Richtung, Charly setzte sich, es war warm, die Sonne schien und die Vögel sangen.
“Wie spät ist es?” fragte sie.
“Es ist schon später Nachmittag. Magst du?” er hielt ihr eine Flasche Bier hin, die er aus der Kühlbox zu seiner rechten nahm. Charly lächelte und nahm die Flasche. Sie trank einen großen Schluck, das kühle Nass rann ihre Kehle hinab und erfrischte sie herrlich.
“Ich… “ begann sie, sie räusperte sich verlegen, “es ist mir sehr unangenehm, was heute morgen passiert ist. Ich hätte mich nicht so gehen lassen sollen… Ich kann verstehen, wenn du mich nicht mehr hier haben möchtest… “ wieder räusperte sie sich.
Er sah sie an.
Charly!” begann er, “ich habe natürlich über das nachgedacht, was du gesagt hast und ich muss zugeben, es hat mich schon sehr ins grübeln gebracht, aber nichts desto trotz kannst du immer noch hier bleiben, ich würde es mir sogar sehr wünschen. Was ich nicht hier haben möchte, ist deine Waffe, momentan habe ich sie in meinen Safe eingeschlossen, da kann sie keinen Schaden anrichten. Ich bin entsetzt darüber, was du vorhattest und ich hoffe, das du diesen Gedanken nicht weiter verfolgst. Erhol dich einfach erstmal, nicht nur von der Lungenentzündung, sondern auch von den Verletzungen die dieser Mann und dein Vater dir zugefügt haben.” ernst sah er sie an und nahm ihre Hand. “ Ich bin kein Psychologe, könnte mir aber vorstellen, dass es dir gut tun würde mit einer neutralen Person über alles zu sprechen. Ich kann dir gern jemanden in Portland empfehlen, wenn du möchtest. Ansonsten, wiederhole ich mein Angebot: Bleib einfach, geniesse die Landschaft und die Ruhe und komme erstmal wieder zu dir.”
“Ich denke darüber nach… danke.” zaghaft lächelte sie ihn an. Er drückte ihre Hand etwas fester, lächelte und lehnte sich wieder zurück. Charly tat es ihm nach und sie saßen gemeinsam schweigend in ihren Stühlen, blickten in die Ferne und genossen die Sonnenstrahlen, die ihre Haut wärmten. Keiner sagte ein Wort, doch das Schweigen war nicht bedrückend und Marc ließ ihre Hand nicht wieder los.

“Es ist für die Charity-Veranstaltung am Samstag in Portland.” lächelte Charly die Verkäuferin an.
“Dafür ist es wie gemacht und sie sehen wirklich traumhaft aus in diesem Kleid.” antwortete die junge Verkäuferin. Charly war klar, dass die junge Frau das Kleid verkaufen wollte, doch sie war der Meinung das es der Wahrheit entsprach. Charly sah in den großen Spiegel, sie trug ein dunkelgrünes langes Kleid aus Taft, es war schulterfrei und ansonsten recht schlicht. Es betonte ihre helle Haut und ihre weiblichen Kurven. Charly seufzte und betrachtete sich noch einen Augenblick. Ob es Marc gefallen würde?
Zwei Wochen waren nach ihrer Beichte vergangen. Charly machte lange, ausgiebige Spaziergänge durch die Wälder, sie saß stundenlang am See und genoß die Ruhe, an manchen Tagen begleitete Marc sie und sie sprachen über ihre Wünsche, Träume und Hoffnungen. Abends kochten sie oft gemeinsam, sie lachten viel und genossen gemeinsam die Sonnenuntergänge auf der Terrasse, sie tranken Wein und hörten klassische Musik. Sie konnten wunderbar miteinander reden, aber auch gemeinsam schweigen. Charly seufzte, es hatte keinen Sinn mehr, sich etwas vorzumachen, sie hatte sich bis über beide Ohren in ihn verliebt, sie bekam jedes mal eine Gänsehaut, wenn er sie, wie zufällig kurz berührte, sie wollte in seinen dunklen Augen versinken und in ihrem Bauch flatterten Schmetterlinge, wenn er sie anlächelte, doch scheinbar hatte ihr Geständnis ihn abgeschreckt. Sie erinnerte sich noch an den Kuß am See, da hatte er ihr das Gefühl gegeben sie zu begehren, doch davon war nichts mehr zu spüren. Er war ihr ein guter Freund und half ihr, über das Erlebte hinweg zu kommen, aber mehr kam von seiner Seite nicht und sie hatte nicht den Mut einen Schritt nach vorn zu wagen.
Vor ein paar Tagen fragte er sie, ob sie ihn nicht zu einer Charity Veranstaltung in Portland begleiten wollte. Marc war der Meinung, es würde ihr gut tun mal wieder unter Leute zu kommen und Charly teilte diese Meinung.
Heute war sie nach Portland gefahren um sich für diesen Anlass ein Kleid zu kaufen.
“Ich nehme es.” sagte sie der Verkäuferin, die geduldig neben ihr stand und wartete.
“Würden sie es liefern? Ich wohne allerdings ausserhalb von Portland.”
“Das ist überhaupt kein Problem.” lächelte die Verkäuferin sie an, sie nahm die Adresse auf und Charly wollte sich gerade wieder umziehen, als sie von einer Frau angesprochen wurde.
“Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte nicht lauschen, aber ich habe eben mitbekommen, wie sie der Verkäuferin ihre Adresse mitgeteilt haben und jetzt muss ich sie einfach fragen: sind sie Charlotte und leben sie derzeit bei Marc McKay?”
Charly schluckte, sie sah die Frau genauer an. Sie schätzte sie auf Anfang bis Mitte 40, sie war sehr stilvoll gekleidet, hatte lange blonde Haare und ein sehr nettes Lächeln.
“Ja, das ist richtig.” antwortete Charly etwas verwirrt. Die Frau lachte leise.
“Das nenne ich mal einen Zufall. Marc und ich sind Geschäftspartner und sie sind so ziemlich das Einzige worüber er momentan redet.” sagte sie freundlich.
“Wie bitte?” Charly stand die Überraschung wohl deutlich ins Gesicht geschrieben, denn die Frau lachte wieder leise.
“Es tut mir leid, vielleicht sollte ich mich erstmal vorstellen. Mein Name ist Maddy. Maddy Johnson.” sie streckte Charly ihre Hand entgegen, die Charly zögernd ergriff.
“Angenehm. Charlotte Jones.” stellte Charly sich ebenfalls vor, sie war immer noch verwirrt.
“Das Kleid ist übrigens ein Traum und es steht ihnen wirklich wunderbar. Marc wird begeistert sein.” zwinkerte Maddy ihr zu.
Charly musste lachen.
“Ich sollte es langsam mal wieder ausziehen.”
“Ja wahrscheinlich.” Maddy blickte Charly verschmitzt an. “Was halten sie davon, wenn wir noch einen Kaffee trinken gehen. Ich finds wirklich toll, das wir uns kennenlernen. Ich werde am Samstag übrigens auch zu der Veranstaltung kommen und wir werden sogar an einem Tisch sitzen.”
“Sehr gern.” antwortete Charly, Maddy schien wirklich freundlich zu sein und Charly freute sich darüber sie kennengelernt zu haben.

“... und dann stürmte er einfach raus.” Maddy grinste und Charly brach in schallendes Gelächter aus. Die zwei Frauen saßen in einem gemütlichen Straßencafe und Maddy erzählte lustige Anekdoten aus dem Geschäftsleben. Die zwei verstanden sich großartig, Charly genoß es sehr, mal wieder jemanden zum Reden zu haben in den sie nicht verliebt war.
Maddy lehnte sich zurück und nahm einen Schluck von ihrem Milchkaffee.
“Marc hat mir erzählt wie du bei ihm gelandet bist,” wechselte sie dann das Thema, “das war ja wirklich ein aussergewöhnliches Kennenlernen.”
Charly lächelte.
“Ja, das war es wohl.” sagte sie leise und sie spürte wie ihre Wangen sich rot färbten.
Maddy beugte sich vor und nahm Charlys Hand.
“Marc ist wirklich ein lieber Kerl und ich weiß das er dich sehr mag.” zwinkerte sie.
“Naja, wir sind wirklich gute Freunde geworden und er hat soviel für mich getan, ich bin ihm unendlich dankbar dafür.”
Maddy lächelte wissend. “Ja, das ist die eine Seite… aber gut, ich mische mich schon wieder viel zu sehr ein. Ihr zwei macht das schon.” Sie winkte den Kellner heran und zahlte die Rechnung. “Ich muss leider gehen, ich hab noch Termine, aber ich freue mich sehr darauf dich am Samstag wieder zu treffen.”
“Ich freue mich auch sehr darauf.” verabschiedete Charly sich. Nachdenklich machte sie sich auf den Heimweg.

“Marc!” rief sie, als sie das Haus betrat.
“Ich bin hier.” kam die Antwort. Charly betrat die Küche, wo Marc am Esstisch saß und in der Zeitung blätterte. Er trug noch seinen Anzug, hatte das Sakko aber achtlos über den Stuhl geworfen, die Krawatte hatte er gelockert und einige Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn. Sie seufzte, er sah aus, als wäre er einem Katalog entsprungen. Strahlend lächelte sie ihn an.
“Hey… du strahlst ja so. Hast du ein Kleid gefunden?”
“Ja, das hab ich und nicht nur das. Ich habe heute Maddy kennengelernt.” mit einem lachen setzte sie sich ihm gegenüber.
“Ach… das ist ja ein Zufall, wie das?” Marc sah sie an.
“Ja, ich habe sie in der Boutique getroffen, in der ich mein Kleid gekauft hab.” Charly erzählte ihm die Geschichte ihres kennenlernens.
Marc zwinkerte ihr zu. “Maddy ist wirklich eine tolle Frau, ich hab mir schon gedacht das ihr euch gut verstehen würdet.”
“Weißt du wer noch bei uns am Tisch sitzen wird?” fragte sie ihn neugierig.
“Ja, Robert wird noch dabei sein. Rob ist mein bester Freund und wir haben uns jetzt fast drei Monate nicht gesehen. Ich freue mich sehr auf ihn. Vor ihm musst du allerdings auf der Hut sein. Jede Frau, die sich in seiner Nähe aufhält ist potentiell gefährdet seinem Charme zu erliegen.” er zwinkerte Charly belustigt zu.

“Marc…” sagte Charly leise, er stand mit dem Rücken zu ihr in der Diele und wühlte in seiner Manteltasche, als Charly hinter ihn trat. Nervös rang sie die Hände.
“Hm…” murmelte er nur bevor er sich umdrehte. Als er sie anblickte hielt er in der Bewegung inne. Er musste schlucken, als er sie ansah, sie sah wunderschön aus.
“Meine Güte… Charlotte!” entfuhr es ihm.
verunsichert sah sie ihn an. “Was ist? Stimmt etwas nicht, kann ich so nicht gehen?” sie sah an sich herunter, das Kleid war bodenlang, sie hatte ihre Haare hochgesteckt und einige Strähnen fielen auf ihre Schultern, sie trug eine enge schwarze Perlenkette und passende Ohrringe. Ihr Make up war dezent, betonte aber ihre braunen Augen und die vollen Lippen.
Marc konnte sie einen Moment nur ansehen, für ihn war sie sowieso die schönste Frau, doch in diesem Kleid raubte sie ihm den Atem.
“Du siehst unglaublich aus.” er streckte eine Hand aus und strich ihr zart über die Wange. Es kostete ihn seine ganze Kraft auf Abstand zu bleiben, er begehrte sie so sehr und er wollte sie, sie war die wunderbarste Frau, die er je getroffen hatte, doch er musste stark bleiben. Er wollte ihr Zeit geben, erstmal musste sie über diesen anderen Mann hinweg kommen, bevor er es wagen würde, ihr wieder näher zu kommen. Doch wie sie hier so vor ihm stand und ihn mit diesen großen Augen fragend anblickte, hatte er sich kaum noch unter Kontrolle.
“Unglaublich gut? Oder unglaublich schlecht?”
Marc lachte, “Du bist wunderschön!” erleichtert seufzte Charly.
“Du siehst übrigens auch sehr gut aus.” lächelte sie ihn an. Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug und ein schwarzes Hemd, sie sah deutlich seinen muskulösen Oberkörper durch den figurbetonten Schnitt und sie hätte ihn so gern berührt. Charly räusperte sich, ihre Gedanken machten wieder was sie wollten.
“Sollen wir fahren?” fragte sie. Er nahm ihre Hand und gemeinsam verließen sie das Haus.

“Charly!” Maddy erhob sich und umarmte Charly zur Begrüßung, “schön, dich zu sehen. Du siehst wirklich toll aus. Dieses Kleid war die perfekte Wahl.” zwinkerte Maddy ihr zu.
“Danke.” lachte Charly “Deins ist aber auch nicht von schlechten Eltern.” Maddy trug ein sehr enges, bodenlanges, schwarzes Kleid mit einem sehr gewagten Ausschnitt, der mehr zeigte als er verbarg.
“Danke, allerdings muss ich mich beim Essen sehr zurückhalten, sonst kann ich nicht mehr atmen.” grinste sie Charly an.
“Marc.” sie umarmte ihn ebenfalls zur Begrüßung, zwinkerte ihm zu und klopfte ihm auf die Schulter, Charly sah wie Marc errötete und Maddys Grinsen breiter wurde. Was hatte das zu bedeuten?
“Hast du Rob schon gesehen?” fragte Marc Maddy als sie sich setzten.
“Ja, er ist schon hier und begrüßt die Wallaces.”
Charly sah sich in dem großes Saal um, während sich Marc und Maddy unterhielten. Der Saal erschien ihr riesig, sie saßen an runden Tischen auf denen große Kerzenleuchter standen. Die Decke war mit weißen Tüchern abgehängt und riesige Kronleuchter verbreiteten ein gedämpftes Licht, vorn war ein Rednerpult aufgebaut und eine Band spielte leise Musik.
“Marc!” vernahm Charly eine volltönende Männerstimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah einen extrem gut aussehenden Mann heran eilen. Er trug einen klassischen schwarzen Anzug mit Fliege, hatte kinnlange schwarze Haare, die er sich hinter die Ohren gesteckt hatte und einen 3 Tage Bart, der ihn leicht verwegen aussehen ließ.
“Rob!” lachend sprang Marc auf und die zwei umarmten sich und klopften sich brüderlich auf die Schulter.
“Schön, dass du endlich wieder da bist.” sagte Marc zu ihm.
“Charly, darf ich dir Rob Willson vorstellen, Rob, das ist Charlotte Jones, meine Mitbewohnerin sozusagen.”
Auf Robs Gesicht erschien ein breites Grinsen. “Soso… du bist also die geheimnisvolle Charlotte.” sagte er, während er ihr seine Hand zur Begrüßung reichte.
“Charly.” sagte Charly nur, fasziniert griff sie seine Hand.
“Wie wäre es mit Champagner?” fiel Maddy ein, als alle zustimmten, bestellten sie eine Flasche und stießen erst einmal an. Charly fühlte sich sehr wohl, sie unterhielten sich angeregt und sie hatte gleich das Gefühl dazu zu gehören. Sie erfuhr, dass Rob im Vorstand einer großen Kosmetikfirma saß und daher oft auf Reisen war, immer auf der Suche nach neuen Trends.
Nach einer Weile begann der offizielle Teil des Abends, Reden wurden gehalten, Spendensummen genannt und Spender gewürdigt, ebenso wie die Arbeit der Wohltätigkeitsorganisation gelobt, zwischendurch wurde gegessen und wieder folgten ein paar Reden, bis dann endlich der gemütliche Teil des Abends eingeläutet wurde.
“Magst du tanzen?” lächelte Marc Charly an.
“Gern.” Charly nahm seine Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen, auch Rob und Maddy waren ihnen gefolgt. Charly sah aus den Augenwinkeln wie Rob Maddy bereits gekonnt herumwirbelte.
Ein wenig gequält sah sie Marc an, er lächelte und zog sie in seine Arme. Charlys Herz pochte bis zum Hals und sie hatte Angst das Marc es hören würde, sie spürte seine Hand auf ihrem Rücken und schloß einen Moment die Augen, Marc begann sich im Takt der Musik mit ihr zu bewegen, sie harmonierten einfach wunderbar. Sie ließ sich von ihm führen und Charly entspannte sich zusehends. Sie lachten, vollführten Drehungen und tanzten ausgelassen.
“Ich gehe kurz raus, frische Luft schnappen.” sagte sie nach einer Weile. Marc nickte und wollte etwas zu trinken organisieren. Glücklich lächelnd betrat Charly die große Steinterrasse, die Luft war lau und der Himmel sternenklar, einige Grüppchen standen hier draussen und unterhielten sich angeregt, und sie sah einige Pärchen, die hier draussen rumturtelten. Charly lehnte sie an die Steinbrüstung, sie sah in den weitläufigen Park hinunter, Fackeln erhellten die Nacht und Lichterketten waren in die Bäume gehängt worden. Es war wunderschön und hatte etwas sehr romantisches.
Sie seufzte leicht, es war wundervoll mit Marc zu tanzen, ihm so nah zu sein, ihn berühren zu können und von ihm gehalten zu werden. Sie verzehrte sich so sehr nach ihm, das es sie schon fast körperlich schmerzte. Wenn er doch nur einen Schritt auf sie zu gehen würde, doch wahrscheinlichen hatte er gar kein Interesse mehr an ihr, nach ihrer Beichte. Sie konnte es sogar irgendwie verstehen, sie hatte soviele Altlasten, soviel zu verarbeiten, das war ihm sicher zuviel.
Charly zuckte zusammen als sie einen Finger an ihrem Nacken spürte, der langsam an ihrem Hals und Rücken hinunterglitt. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken und schloß die Augen als er sie sanft auf die Schulter küsste, sie seufzte und legte den Kopf etwas zur Seite, seine Hände umfassten sie und legten sich auf ihren Bauch. Charly legte den Kopf gegen seine Brust.
“Du bist wunderschön Charlotte Jones.” Charly öffnete die Augen und drehte sich um, sie befreite sich aus dem Griff, der sie hielt.
“Rob!” keuchte sie.
Er grinste sie an und seine Hand fuhr über ihre Wange.
“Rob, lass das!” sie wich ihm aus.
“Hattest du jemand anderen erwartet? Etwa Marc?” fragte er
“Nein… natürlich nicht.” sie wusste gar nicht was sie sagen sollte, aus dem Augenwinkel sah sie Marc, der mit 2 Gläsern in der geöffneten Tür stand und sie anstarrte, er drehte sich wortlos um und ging wieder hinein.
Charly schloss die Augen. - Na wunderbar! - jetzt hatte Marc einen völlig falschen Eindruck gewonnen.
“Ich habe kein Interesse an dir.” zischte sie Rob zu, sie ließ ihn stehen und ging ebenfalls wieder in den Saal. Marc war in ein Gespräch mit 2 Männern vertieft und so setzte sie sich wieder an ihren Tisch.
“Charly… alles in Ordnung?” Maddy setzte sich zu ihr und sah sie fragend an. Charly versuchte sie anzulächeln, aber es schien ihr als würde sie nur eine gequälte Grimasse zustande bringen. Sie nahm einen großen Schluck Champagner und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.

Eine Woche war vergangen. Marc war noch reservierter als sonst. Charly hatte ihm erklärt was vorgefallen war, doch das schien alles irgendwie noch schlimmer gemacht zu haben. Marc war höflich, aber mehr auch nicht.
Sie wusste, es war an der Zeit sich endlich nach einer Bleibe umzusehen, sie konnte nicht ewig bei Marc wohnen, vor allem jetzt, wo sie scheinbar nur noch geduldet wurde.
Sie wollte in Portland bleiben, die Stadt gefiel ihr und sie hatte eine Freundin gefunden, doch sie wusste nicht ob sie es aushalten würde, Marc immer in der Nähe zu wissen.
Charly trank einen Schluck von ihrem Martini, sie hatte sich mit Maddy in einer gemütlichen Bar getroffen, es war Samstag Abend und die beiden Frauen wollten sich einen netten Abend machen.
“Ich habe ein kleines Appartement in Portland, zur Zeit steht es leer, du kannst gern dort wohnen, wenn du magst. Aber bist du dir wirklich sicher, das du bei Marc ausziehen möchtest?” fragte Maddy Charly.
Charly nickte und seufzte. “Ja, “ sagte sie leise, “ Ich muss endlich. Ich bin jetzt schon seit 3 Monaten bei ihm und er scheint nicht mehr sehr angetan von meiner Anwesenheit.”
Maddy grinste.
“Charly “, begann sie, sie beugte sich nach vorn und nahm Charlys Hand, “ihr zwei seid einfach unglaublich. Ihr umkreist euch, wie die Motten das Licht. Glaub mir eins meine Liebe, Marc hat dich gern, sehr gern sogar. Ich hatte mir fest vorgenommen, mich nicht einzumischen, aber das ist ja einfach nicht auszuhalten. Ihr seid beide todunglücklich und das so völlig ohne Grund. Ich kenne Marc schon seit über 20 Jahren, wir haben die Firma gemeinsam aus dem Nichts aufgebaut, er ist wie ein kleiner Bruder für mich. Es gab einige Frauen in seinem Leben, eine hat es sogar geschafft ihn vor den Altar zu zerren, wie sie das gemacht hat, ist mir bis heute ein Rätsel… aber gut, das ist hier nicht das Thema.” Maddy winkte ab. Charly musste grinsen.
“Maddy, was möchtest du mir denn eigentlich sagen?” Charly sah ihre neue Freundin ein wenig verwirrt an.
“Was ich dir sagen möchte ist, das ich Marc noch nie so verliebt erlebt habe, wie jetzt in dich. Er redet ununterbrochen von dir, ja, er schwärmt von dir und wenn ich dich erlebe, dann scheint es dir nicht anders zu gehen.”
Charly spürte wie ihre Wangen sich rot färbten bei Maddys Worten, wodurch diese sich nur bestätigt fühlte.
“Ich weiß, das es etwas in deiner Vergangenheit gibt, was Marc sehr beschäftigt, er hat mir nicht erzählt, was genau es ist, aber ich weiß, das er dir Zeit geben wollte. Er ist einfach sehr unsicher, was für ihn ebenfalls sehr ungewöhnlich ist, denn wenn Marc sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann verfolgt er sein Ziel eigentlich. Ich glaube er hat Angst vor Zurückweisung.”
Charly starrte Maddy mit offenem Mund an. “ Du meinst, er mag mich auch? Das kann ich gar nicht glauben.”
“Glaub es mir ruhig. Und ich gebe dir den Rat, mach den ersten Schritt, ich kann dieses Leid bald nicht mehr mit ansehen…” sie rollte mit den Augen “und jetzt bestellen wir noch etwas zu trinken und du machst mal ein fröhlicheres Gesicht.”

Charly lag auf ihrem Bett und dachte über Maddys Worte nach, konnte es möglich sein, das sie recht hatte? Hatte Marc einfach Angst davor weiter zu gehen? Sollte sie es wagen? Charly erhob sich, es war mitten in der Nacht, Marc schlief schon längst. Sie schaute in den Spiegel, sie war gerade erst von ihrem Abend mit Maddy Heim gekommen, Charly öffnete ihre Haare und die Locken fielen auf ihre Schultern. Langsam zog sie ihre Hose aus und das Shirt folgte, sie ließ die Sachen achtlos zu Boden fallen. Sie schaute sich im Spiegel an, sie trug jetzt nur noch ihre schwarze Spitzenunterwäsche, sonst nichts. Charly hatte sich nie für eine große Verführerin gehalten. Sie seufzte noch einmal tief, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und ging, so wie war zu Marcs Schlafzimmer. Leise öffnete sie die Tür, sie war noch nie in diesem Raum gewesen und musste sich erstmal orientieren. Die Verandatür stand ein wenig auf und die weißen Vorhänge bauschten sich in der leichten Brise, der Mond schien herein und tauchte das Zimmer in ein silbriges Licht, so konnte sie wenigstens etwas sehen.
Charly schlich zu dem großen Bett, unschlüssig was sie nun tun sollte, blieb sie davor stehen. Marc lag auf dem Rücken, die Bettdecke bis zum Bauch hochgezogen, er atmete langsam und gleichmäßig.
Sie griff nach der Decke und zog sie vorsichtig runter. Marc murmelte etwas im Schlaf und bewegte sich ein wenig. Charly zuckte zusammen, doch er schlief weiter.
Sie betrachtete ihn eine Weile, er trug nur eine enge Boxershorts, sonst nichts, Charly streckte ihre Hand aus und strich ihm zärtlich über die Brust. Sie wollte diesen Mann so sehr, sie sehnte sich danach mit ihm zusammen zu sein, sie wollte ihn berühren und fühlen wie er sie berührte.
Sie seufzte, was tat sie hier eigentlich in seinem Schlafzimmer? Sie musste verrückt geworden sein, zu glauben, sie könne ihn einfach so verführen.
Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und wollte gehen, doch da packte Marc sie an ihrem Handgelenk. Charly schrie vor Schreck leise auf.
“Was tust du hier Charly?” fragte er leise
Charly drehte sich zu ihm und sah ihn an, sie öffnete den Mund um was zu sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie merkte wie er sie musterte und ihr wurde bewusst, dass sie fast nackt war.
“Es tut mir leid… “ stotterte sie und wollte sich von ihm losmachen, doch sein Griff hielt sie fest. Er erhob sich ein wenig, aber nur um das andere Handgelenk zu ergreifen, dann zog er sie so zu sich, dass sie rittlings auf ihm saß.
“Marc… ich…” begann sie, doch ihre Worte wurden von ihm mit meinem Kuß erstickt.
“War es das was du wolltest?” fragte er sie leise, als er von ihr abließ. Charly nickte nur. Sie atmete schwer. Marc griff um sie und öffnete mit einer Handbewegung den Verschluß ihres BHs, langsam zog er die Träger von ihren Schultern.
Er betrachtete sie einen kurzen Moment. “Du bist so wunderschön.” sagte er, bevor er sie packte und herumwarf, so dass er nun über ihr war.
“Wenn du wüsstest wie lange ich das schon tun will… “ sagte er noch bevor er sie wieder küßte. Charly gab sich ihm hin, sie erwiderte seine Küsse mit einer Leidenschaft, die sie selbst überraschte. Jede Faser ihres Körpers verzehrte sich nach ihm.
Marcs Lippen begaben sich auf Erkundungsreise und erforschten ihren Körper, er ließ sich Zeit und genoss es sie leise vor Lust stöhnen zu hören. Er zog ihr langsam den Slip aus und entledigte sich dann selbst seiner Shorts. Charly keuchte auf als er sich über sie schob und langsam zu ihr kam. Sie verschränkten ihre Hände ineinander und sahen sich einen Moment lang einfach nur an.
“Ich liebe dich Charly… schon so lange.” raunte er leise und dann vergaßen sie eine Weile alles um sich herum.
Charly atmete schwer, Marc hielt sie fest im Arm.
“Das war unglaublich.” er küßte sie auf die Stirn.
“Unglaublich gut, oder unglaublich schlecht?” neckte sie ihn. Marc lachte.
“Charlotte, “ er wurde ernst, “ich bin froh, das du zu mir gekommen bist, ich weiß nicht ob ich es geschafft hätte, ich hatte Angst du wärst noch nicht so weit.”
Charly lächelte “Und ich hab gedacht du würdest mich nicht mehr wollen, nachdem was ich dir über meine Vergangenheit erzählt habe. Maddy hat mir gestern Abend die Augen geöffnet.” sie lachte und kuschelte sich an ihn.
“Maddy? Das erklärt so einiges, dann sollten wir uns wohl bei ihr bedanken.” Marc musste ebenfalls lachen. Er zog sie noch fester an sich.
“Ich liebe dich Charlotte Jones und ich werde dich nicht wieder her geben.” sagte er leise.
“Ich liebe dich auch Marc McKay.”


© Kimsophie74


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