Der Wecker klingelt, mit meinen zerzausten Haaren wanke ich ins Bad und schmeiße mir das kalte Wasser ins Gesicht. Montagmorgen, wie ich diese immer hasse. Den ganzen Tag heißt es aus hundert Ecken "Hannah" "Hannnnnaaaaaahhhh" "Frau Hanszen kommen Sie bitte kurz". Aber natürlich Frau Hanszen ist immer zur Stelle. Mich schauen zwei große traurige blaue Augen aus dem Spiegel an und ich frage mich was ich hier nur getan habe. Während die Tränen wieder hochsteigen kommt mein Berner Rüde angeschwenzelt und schaut mich mit seinen großen braunen Augen an. Er hat Hunger. Ich lache aus vollem Herzen. Mein Gott wie sehr ich ihn liebe. Was soll ich nur irgendwann mal machen, wenn er nicht mehr da ist. Das hält doch kein Mensch aus. Mit meinen Gedanken trotte ich in die Küche und mache meinem Lieben Berner sein Futter. Mein Mann ist schon seit vier Uhr auf der Arbeit, sodass ich in unserem umgebauten neuen Haus alleine sitze und mich frage warum ich all das hier gemacht habe. Aus Liebe? Aus angst allein zu sein? War es mir einfach egal? Ich weiß es nicht, aber ich bin unglücklich. Ich arbeite jeden Tag 12 Stunden, nur um mich abzulenken. Aber hilft es? Nein. Ich schaue auf die Uhr am Backofen und falle in Schockstarre. Ich sollte in einer halben Stunde auf der Arbeit sein, aber ich fahre schon eine Stunde bis dahin. Wie soll ich das nur wieder machen. Dann muss die Anna ein bisschen schneller fahren. Ich schmunzle in mich hinein und ziehe mich schnell an. Mein Berner bekommt noch ein Küsschen und eine Runde durch den Garten und schon düse ich davon. 45 Minuten später und ich stehe in meinem großen 45 qm Büro. Abgehetzt und froh darüber, endlich angekommen zu sein lasse ich mich in meinen Bürostuhl fallen und fahre in Ruhe meinen Rechner hoch. Kaum da, klingelt das Telefon: " Frau Hanszen denken Sie bitte daran, dass Heinz heute seinen ersten Arbeitstag hat. Wir kommen dann direkt bei Ihnen vorbei." Oh Fuck. Heinz, den hatte ich total vergessen. Der Sohn vom Chef, wer weiß was das wieder für ein verwöhntes Einzelkindchen ist. Und die liebe Frau Hanszen darf sich wieder kümmern. Gut gehört zu meinem Job als Personalleiterin und Assistentin der GF wohl dazu. Okay 10 Minuten habe ich noch bis die Beiden hier aufschlagen werden. Dann kann ich in Ruhe noch eine rauchen. Also schnappe ich mir meine Kollegin und laufe mit ihr auf die Raucherinsel. Vertieft im Gespräch und das Wochenende auswertend, spüre ich in meinem Nacken das jemand hinter mir stehen muss. Meine Kollegin lacht mich an und nickt nur leicht. Ich ahnte es schon, mein Chef ist mir gefolgt- er tut das gern, obwohl er selbst nicht raucht, folgt er mir oft auf die Raucherinsel. Mit einem Satz drehe ich mich um und da steht er. Heinz. Seine fast schwarzen Augen schauen tief in meine großen blauen Augen, wir verlieren uns in unserem Blick. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so dunkle Augen gesehen. Oh mein Gott Hannah, nein das darfst du nicht. Schau ihn nicht an. Nein. Aber ich war gefesselt. Ich konnte nicht. Im Hintergrund höre ich nur irgendwelche leisen Stimmen. Wir schauen uns an und sagen keinen Ton, gefühlte 20 Minuten. Bis ich wieder klar werde und denke: "Scheiße Hannah, reiß dich zusammen." Das wird nicht gut enden. Das wird ganz viele Probleme mit sich bringen. Werde wieder klar! Ich mache meine Zigarette aus hielt ihm meine Hand hin: "Schön Sie kennenzulernen Heinz, ich schlage vor wir gehen in mein Büro und machen zuerst einmal die Arbeitsunterweisung". Ich war ein bisschen stolz, ich habe meine Souveränität zurückgeholt und laufe mit stolzer Brust vor in mein Büro....

Liebe und Vertrauen, Spontanität und Verrücktheit

© Hannah_Hanszen


© Hannah_Hanszen


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Beschreibung des Autors zu "Liebe und Vertrauen, Spontanität und Verrücktheit"

eigene Liebesgeschichte, viel Freude, viel Verrücktheit und Schmerz

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