Ich zog die Tür hinter mir zu. Langsam lief ich, meinen Rucksack auf der linken Schulter tragend, die Treppe hinunter. Ein komisches Gefühl beschlich mich, jedoch konnte ich es nicht genau einordnen. Die Eingangstüre unten stand, wie üblich im Sommer, offen. Auf dem Weg nach draußen warf ich noch einen kurzen Blick auf die Briefkästen und vergewisserte mich, ob mein Namenschild noch vorhanden war. Es war bereits verschwunden. Auf dem Weg zur Bushaltestelle nahm ich einen Umweg, am Haus des Vermieters vorbei und warf den Hausschlüssel, wie abgemacht, in seinen Briefkasten. An der Bushaltestelle angekommen wusste ich plötzlich das Gefühl zu deuten. Dass Gefühl nicht nur die Wohnungstür geschlossen zu haben, sondern auch eine symbolische Tür zu meiner Vergangenheit. Und den Schlüssel hatte ich soeben weggegeben.
Fest entschlossen mein Leben von nun an Selbst in die Hände zu nehmen, stieg ich in den Bus. An der nächsten Station stieg ein junger, gutaussehender Mann ein, der sich ausgerechnet neben mich setzte. In meinen Gedanken herrschte ein wirres Geschehen, noch immer fassungslos davon, mich endlich vom bestimmenden und langweiligen Stefan getrennt zu haben, aus der alten, baufälligen Wohnung in der Altstadt ausgezogen zu sein und nun die lang ersehnte Reise nach Australien anzutreten.
Als der Bus den Bahnhof erreicht, steht der junge Mann neben mir auf und wir steigen nach einander aus. Erneut in meinen Gedanken vertieft, stelle ich mir schon vor, wie ich Koalas streichle und über die weißen Strände Australiens spaziere. Abrupt fühle ich mich durch eine Hand an meinem Arm gestört. Es ist der junge Mann aus dem Bus, davon ausgehend er wolle nur nach einer Straße fragen, bin ich sichtlich überrascht als er nach einem Treffen mit mir fragt. Den vorigen Umständen zur Folge hatte ich ihn noch nicht einmal näher betrachtet. Nun, da er vor mir stand, beäugte ich ihn kritisch mit meinem noch immer leicht irritierten Blick. Sogleich wusste ich, dass DER MANN vor mir stand. Der Mann mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte, inklusive Heirat, Haus, Urlaube am Strand, Kinder und Gemeinsam alt Werden. All meine vorangehenden Gedanken waren wie vom Erdboden verschluckt und ich dachte mir nur: „Zum Glück hab ich den Flug nach Australien noch nicht gebucht.“


© Imperatrice Ferretti


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Beschreibung des Autors zu "Heute wird Alles anders"

Eine Frau die nicht aus ihren Fehlern lernt. Ich denke mit dieser banalen nicht sehr einfallsreichen Geschichte treffe ich einiges auf den Punkt. Frauen die ihr Leben gerne und freiwillig abhängig machen und somit nie glücklich werden.

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