Weißer, reiner Schnee fällt vom Himmel und bedeckt sein Antlitz, sein rotes Haar.Weiß wie die Unschuld, weiß wie die Farbe der Engelsflügel, die ihn davon getragen hatten.
Ihn, der so voller Mut gewesen war, so voller Leidenschaft.
Ihn, der so viel schlechtes, aber auch gutes in die Welt hinaus getragen hatte.
Ihn, für den er bis ans Ende der Welt und darüber hinaus gegangen wäre.
Ihn, für den er gestorben wäre.
Ihn, der ihm alles bedeutet hat.
Ihn, der für ihn auch jetzt noch alles ist.
Die Schneekristalle stechen glitzernd aus seinem Haar hervor und gesellen sich zu den herab rinnenden Tränen, die auf den Boden fallen und gefrieren, bevor sie diesen berühren. Eine weiße Atemwolke verdeckt das Antlitz des knienden jungen Mannes, der den Kopf gesenkt hält und auf den kalten Marmor vor ihm starrt. Seine rechte Hand umklammert etwas, das aussieht wie eine hölzerne Kette mit einem Kreuz, einen Rosenkranz. Seinen Rosenkranz. In seiner Linken hält er eine rote Rose, deren Dornen sich in seine Hand bohren. Blut tropft auf das makellose Weiß des Schnees und befleckt es.
Er erinnert sich, als sei es gestern gewesen.
Diese Augen, die ihn immer wieder einfingen und bannten, die ihn nicht mehr freigeben wollten. Diese Lippen, so warm und weich, welche ihm einen Schauer über den Rücken jagten und seine dunkelsten Begierden entfachten. Seine eigenen Hände, die die Linien des anderen erkundeten, die über seine Wange strichen, in den Nacken wanderten und sich in seinem Haar verirrten. Die Kette um seinen Hals, an der er ihn an sich gezogen hatte, um seine Hitze an seinem eigenen Körper zu spüren, um sich an seinen Augen zu laben, um den Geschmack seiner Lippen zu testen.
Er erinnert sich, wie er mit seinen Fingern den Reißverschluss seiner Weste geöffnet hatte, wie seine Hände unter den Stoff geglitten waren und seinen Brustkorb liebkost hatten. Ein Keuchen war an sein Ohr gedrungen und Gänsehaut hatte den Körper des anderen überzogen. Ein dunkles Lachen war seinen eigenen Lippen entflohen und er hatte ihm die Weste langsam abgestreift, sie an seinen Armen herab gleiten und zu Boden fallen lassen, während er weiter über seine warme, glatte Haut strich.
Er hatte ihn geküsst, seine Lippen waren seinen Hals hinab gewandert, bis zum Schlüsselbein, wo er gestoppt hatte. Dann hatte der andere ihm die Jacke ausgezogen, das Shirt vom Leib gerissen und seine Fliegerbrille hoch geschoben. Schwer atmend hatte er ihm in die Augen gesehen, mit diesem Blick, der ihm allein vorbehalten war. Diese unergründlichen, dunklen Augen...
Seine Worte hallen noch jetzt in seinem Kopf wieder, lassen ihn vor Glück und Trauer erbeben. Ein leiser Schluchzer entringt sich seiner Kehle, bahnt sich einen Weg in die Freiheit und zerreißt die Stille auf dem leeren Friedhof. Eine Träne rollt seine Wange entlang und fällt hinab, hinab an die Stelle, wo er, den er so schmerzlich vermisste, unter der Erde liegt und zerbirst in Tausende von Splittern. Wie sehr er sich doch nach seiner Wärme sehnt, er hält es ohne ihn nicht mehr aus.
Über ein Jahr ist es nun her, der Tag, an dem sich alles verändert hatte, an dem der wichtigste Teil aus seinem Leben gerissen worden war, ohne eine Vorwarnung, ohne ein Abschiedswort. 13 Monate und 13 Tage voller Trauer und Einsamkeit, das erste Weihnachten ohne ihn, das erste neue Jahr, der erste Todestag... er hatte ihn verlassen, auf ewig. Und jetzt ist er hier. Heute ist ein besonderer Tag – der 26. Januar...
Seine Hände ballen sich verzweifelt zu Fäusten und der Rosenkranz und die Dornen schneiden schmerzhaft in seine Haut, doch er scheint es nicht einmal zu bemerken. Mit der rechten Hand greift er zitternd in seine Tasche und zieht einen schwarzen Gegenstand hervor, den er sich an die Schläfe hält. Es ist seine geliebte Waffe, die ihm und dem hier begrabenem schon oft das Leben gerettet hatte... und nun soll sie ihm Erlösung schenken.
Er besieht sich das marmorne Denkmal in schwarz vor ihm noch ein letztes Mal mit einem zärtlichen Ausdruck in den Augen. Sein Blick fährt die Linien der Schwingen nach, die das Engelswesen hatte, sehnsuchtsvoll, und verharrt in der Inschrift.

„I know it's cruel
that the fallen Angel
has gone back into heaven,
but please,
Return If Possible...
your beloved. ♡“

„Happy Birthday, Mello“, wispert der Rothaarige.
Dann drückt er ab. Schmerz explodiert in seinem Kopf und er spürt, wie sein Körper ihm nicht mehr gehorchen will. Wie in Zeitlupe fällt die gefrorene Rose aus seiner erschlafften Hand zu Boden und zerspringt. Warmes Blut läuft an seinem Gesicht herab und färbt den reinen Schnee und die Rosenblätter, taut sie auf.
Sein letzter Gedanke gilt den Worten, die ihm der Blonde in dieser Nacht zugewispert hatte.
„Ich liebe dich!“
Dann fällt auch er, den Rosenkranz fest umklammernd, er war alles, was er von ihm noch besessen hatte.


© by Insatiable Desires | Insanity


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Beschreibung des Autors zu "''Happy Birthday, Mello...''"

Dies ist eine Fanfiktion von mir, die Charaktere gehören mir nicht, wohl aber die Idee (und deren 'Ausführung')!




Kommentare zu "''Happy Birthday, Mello...''"

Re: ''Happy Birthday, Mello...''

Autor: Nelya   Datum: 11.11.2014 18:37 Uhr

Kommentar: sehr traurig
wie ist das entstanden?
kannst mir auch in nachichten antworten
Nelya
ps:Ließ meine bitte

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