Eine Melodie, so unendlich schön, so schmerzvoll, raubt mir den Atem, lässt mein Herz schneller schlagen, mich in eine Trance verfallen. Sie zerreißt mich innerlich, lässt mich schreien, doch kein Laut kommt über meine Lippen. Ich wünsche mir so sehr, sie möge aufhören und doch bis in die Ewigkeit in mir wandern.
Ich klammere mich an ihr fest, will sie nie wieder gehen lassen und stoße sie doch weit von mir. "Komm nie wieder!", schreit mein Verstand. "Bitte bleib auf ewig!", fleht mein Herz.
"Welche Melodie das wohl sein mag", wirst du dich fragen.
Du sitzt neben mir, schaust mich aus deinen schönen Augen an, so rein und tiefgründig, dass ich hilflos in ihnen ertrinke. Ich öffne meine Lippen um deine Hilfe zu erflehen, dich zu bitten, mich nicht sterben zu lassen, doch ich werde angerempelt und entsinne mich der Realität.
Wir sitzen hier im Bus, du siehst mich kühl an, mit deinen Augen, so unergründlich wie der Ozean, und ein unabänderbarer Gedanke schleicht sich in meinen Kopf und dringt vor bis zu meinem Herzen: Die schlimmste Art jemanden zu vermissen ist, neben ihm zu sein und zu wissen, dass er niemals wieder "dein" sein wird.
Du steigst aus und die Melodie wird mit aller Macht aus meiner Seele gerissen. Voller Schmerz sitze ich hier und versuche, sie wiederzufinden, doch ich weiß, dies wird niemals wieder geschehen.
Unsere Herzen werden niemals wieder im Einklang schlagen.
Wie ein Dolchstoß dringt diese Gewissheit in mein Herz und es hört auf zu schlagen. Mit Tränen in den Augen gehe ich zu Boden, gedämpft vernehme ich einen erschrockenen Schrei, doch mein verschwommener Blick ist auf dich gerichtet. Auf dich, du der sich umdreht und zurückblickt, dessen Augen sich weiten, dessen Lippen meinen Namen formen, dessen Beine dich zu mir tragen.
Anklagend blicke ich dich an. "Wieso hast du es so weit kommen lassen?! Du sagtest einmal, du liebtest mich und würdest dein Leben mit mir verbringen wollen, du würdest mich niemals verlassen. Und jetzt? Siehst du nicht, wohin uns all das geführt hat?!"
Als du dich neben mich fallen lässt, mich verzweifelt zurückzuholen versuchst, meinen Namen schreist, mich mit Tränen in den Augen anblickst, bemerke ich erst, dass du mich noch immer liebst.
Ich hebe unter großer Anstrengung meine Hand, lege sie dir an die Wange, wo du sie schluchzend festhältst und mir immer wieder versprichst, dass alles gut werden wird und du mich nie wider gehen lassen wirst. Ich will dir sagen wie sehr ich dich vermisst habe, das ich nie aufhören werde, dich zu lieben, aber mein Körper gehorcht mir nicht.
"Was ist los, was passiert mit mir?!", will ich schreien, aber kein Laut entringt sich meiner Kehle. Tränen laufen mir die Wangen hinab. "Wieso schlägst du nicht mehr, Herz? Ich habe ihn wieder, ich will weiterleben!", versuche ich zu rufen, aber wieder versagt mir der Körper den Dienst. Alles um mich herum wird verschwommener und dunkler.
Die Panik übermannt mich und ich blicke dicht, mit vor Angst aufgerissenen Augen, an. "Hilf mir!", flehen sie, aber du kannst nichts mehr für mich tun. Dich so traurig zu sehen tut mir in der Seele weh und ich will dir sagen, dass es für mich nie einen anderen gab, geschweige denn geben wird, doch es ist zu spät. Meine Augen werden glasig, meine Muskeln erschlaffen und meine Lippen öffnen sich ein letztes Mal um den letzten Hauch entweichen zu lassen. Das letzte, was ich sehen kann, bist du, all deine Verzweifelung herausschreiend, meine Hand an deine Wange drückend.
Unsere Herzen werden nie wieder im Einklang schlagen.


© by Insatiable Desires | Insanity


3 Lesern gefällt dieser Text.







Kommentare zu "Eine Melodie"

Re: Eine Melodie

Autor: noé   Datum: 05.11.2014 7:59 Uhr

Kommentar: Auch dies ist sehr eindringlich. Den ersten Teil kann jeder, der je geliebt hat, nachvollziehen. Aber selbst mit Beginn des zweiten Teils kann man sich gut vorstellen, dass es (im positiven Sinne?) genau so ablaufen könnte.
noé

Re: Eine Melodie

Autor: Nelya   Datum: 11.11.2014 12:58 Uhr

Kommentar: Total cool, aber traurig. Du hast wirklich Talent.
Sag mir doch wie du meine Texte findest

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