„Na meine Süße, worüber denkst du nach.“ Andy setzte sich unaufgefordert neben Sasha an die Hotelbar. Sasha zuckte erschrocken zusammen.
„Ich bin nicht deine Süße“ fuhr sie ihn an und trank mit einem Schluck den Tequila aus, der vor ihr stand. Sie schüttelte sich.
„Tequila…“ sagte Andy, er hob eine Augenbraue und sah sie fragend an, „das Stärkste was du sonst trinkst ist ein Glas Wein…“
Sasha drehte sich zu ihm um und sah ihn angriffslustig an.
„Ich bin nicht deine Süße!“ wiederholte sie süffisant, sie hob einen Finger um dem Barkeeper zu signalisieren das sie noch einen Drink wollte.
„Du wirst immer meine Süße sein.“ Antwortete er grinsend. „Verrätst du mir was los ist? Gibt’s nen Grund warum du dich hier mit sowas betrinkst? Vielleicht könnte ich mit trinken….“
„Ich trinke, weil ich Lust habe zu trinken. Ich bin Volljährig und darf das.“ Provozierend langsam hob sie ihr Glas, sah ihn an, trank es aus und verzog das Gesicht.
Sie seufzte und sah Andy an, „Ich glaube ich bin in ihn verliebt.“ Sagte sie dann leise.
„Ah, darum geht’s… ich dachte du würdest was neues erzählen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Sasha, jeder von uns weiß das ihr beide ineinander verknallt seid.“
„Was?“ verwirrt sah sie ihn an, „was heißt denn, jeder?“
„Naja, Cindy, Marc, die Roadies, die Caterer… einfach jeder, der euch mal zusammen gesehen hat…“
„Aber…“ begann sie stotternd, „er ist doch gar nicht in mich verliebt.“ Sie senkte den Blick und schluckte.
„Lieber Himmel Sasha… ich hab bei Auftritten manchmal Angst das ihr auf der Bühne übereinander her fallt, so wie ihr euch da anmacht, jeder bemerkt die Blicke die er dir zuwirft, glaubst du wir bekommen nicht mit, wie ihr euch ständig scheinbar zufällig berührt… glaub mir das Ganze ist wirklich offensichtlich.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Aber er ist vergeben, ich weiß nicht ob er verheiratet ist, oder eine Freundin hat, aber es gibt auf jeden Fall eine Frau in seinem Leben.“ Eine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel.
Andy runzelte die Stirn.
„Ich weiß nichts von einer Frau, mir hat er erzählt er wäre Single. Vielleicht solltest du zu ihm gehen und endlich mal Klartext mit ihm reden, wenn er sich schon nicht traut, dann mach du doch den ersten Schritt. Wie lange wollt ihr euch noch umkreisen, ihr seid wie Motten die ums Licht herumfliegen.“
„Das könnte ich nie.“ Wehrte sie ab.
„Soweit ich weiß ist er auf seinem Zimmer.“ Andy zwinkerte ihr aufmunternd zu.
„Meinst du wirklich?“ fragte sie nochmal zweifelnd.
„Ja, das meine ich wirklich.“
„Was soll ich denn sagen?“ sie wurde rot und ihre Handflächen wurden feucht, sollte sie wirklich zu ihm gehen und ihm sagen was sie empfand, sollte sie wirklich den ersten Schritt wagen, was wenn er sie zurückwies, sie würde ihm nie wieder in die Augen sehen können.
„Ist das ne ernstgemeinte Frage? Soll ich dir nen Zettel schreiben…“ er verschränkte die Arme vor der Brust, „du hast doch sonst immer so ne große Klappe, dir fällt schon das Richtige ein.“ Ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit.
Sasha fuhr sich durch die Haare.
„Ok.“ Sagte sie, „ich machs!“ sie wollte Klarheit haben, sie hatte es satt ständig umeinander rumzutänzeln, natürlich genoß sie seine Aufmerksamkeit, aber sie wollte mehr, sie wollte ihn anfassen dürfen, ihn Küssen, in seinen Armen liegen.
„Wünsch mir Glück.“ Sie rutschte von ihrem Barhocker und verließ den Saal.

Als sie vor seiner Zimmertür stand, bekam sie wackelige Knie, in ihrem Magen rumorrte es und sie hätte am liebsten auf der Stelle kehrt gemacht, doch sie würde das jetzt durchziehen, im besten Fall erwiderte er ihre Gefühle, im schlimmsten Fall.. naja, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.
Sie holte noch einmal tief Luft und klopfte vorsichtig an die Tür. Sie wartete einen Moment, doch keiner öffnete. Sie klopfte nochmal „Josh!“ sagte sie leise, als wieder keine Antwort kam, drehte sie am Türknauf, die Tür war nicht verschlossen. Sie wusste sie hätte spätestens jetzt einfach gehen sollen und es gut sein lassen, doch nun hatte sie sich überwunden und war hier, vorsichtig öffnete sie und trat ins Zimmer, es war leer. Die Balkontür stand offen und die Vorhänge bauschten sich im Wind.
Sasha ging durch den Raum und betrat den Balkon. Dort stand er, doch er war nicht allein, eine Frau mit langem, schwarzem Haar lag in seinem Arm und sie küssten sich leidenschaftlich.
Sashas Augen weiteten sich vor Schreck, ihr wurde schwindelig, das Bild das sich ihr bot, nahm ihr den Atem.
So offensichtlich war es also das Josh in sie verliebt war, sie hatte es von Anfang an besser gewusst, warum musste sie auch auf Andy hören.
„Entschuldigung!“ stammelte sie leise. Josh zuckte zusammen, beim Klang ihrer Stimme, er schob, die dunkelhaarige Frau von sich und sah sie erschrocken an.
„Sasha! Oh nein!“ er machte einen Schritt auf sie zu, doch auch sie ging einen Schritt zurück, dabei stolperte sie über die Türschwelle und fiel rückwärts ins Zimmer.
Auch das noch, wenn sie sich schon lächerlich machte dann wenigstens richtig. Tränen schossen in ihre Augen, sie versuchte sie runter zu schlucken, doch sie schaffte es nicht. Josh war sofort bei ihr und half ihr auf.
„Hast du dich verletzt?“ fragte er besorgt. Sie schüttelte nur den Kopf.
„Es tut mir leid, „ begann sie, „die Tür war offen, ich hätte nicht reinkommen sollen, ich.. ich… es tut mir leid.“ Sie rappelte sich auf, drehte sich um und verließ fluchtartig das Zimmer.
„Sasha, es ist nicht wie du denkst…“ hörte sie ihn verzweifelt rufen. Wenn es nicht so deprimierend gewesen wäre, hätte sie laut losgelacht, das hatten wir doch alles schonmal, dachte sie bei sich.

Mit zitternden Fingern schloß sie die Tür zu ihrem Hotelzimmer auf, sie schlug die Tür hinter sich zu und ließ sich an der Wand zu Boden gleiten, sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und begann hemmungslos zu weinen. Sie wusste warum sie sich nie hatte verlieben wollen, es brachte nur Kummer und Schmerz, wie sollte sie denn jetzt noch mit ihm zusammen auf der Bühne stehen? Hätte sie nur nie auf Andy gehört, das würde ihr eine Lehre sein.
Es klopfte an der Zimmertür, sie zuckte zusammen, sie musste kein Hellseher sein um zu wissen wer dort stand.
„Sasha, bitte mach auf!“
„Verschwinde!“ rief sie mit tränenerstickter Stimme.
„Ich will es dir erklären, bitte!“
„Ich will deine Erklärungen nicht hören, geh einfach!“
„Sasha ich bleibe hier bis du mich reinlässt… meinetwegen kann es das ganze Hotel mitbekommen.“ Drohte er ihr.
Verdammter Kerl! Sie wischte sich über die Augen und öffnete die Tür. Sasha verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. Josh schloss die Tür, er streckte eine Hand nach ihr aus, doch sie wich vor ihm zurück.
Er seufzte resigniert und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
„Sag was du zu sagen hast, und dann geh.“
„Sasha… ich liebe dich.“ Sagte er leise.
Sie sah ihn einen Moment nur an.
„Was?“ fragte sie dann, damit hatte sie nun nicht gerechnet.
„Ich liebe dich!“ sagte er nochmal, er machte einen weiteren Schritt auf sie zu und nahm ihre Hände in die Seinen.
„Oh Gott Josh, das ist wirklich erbärmlich!“ fuhr sie ihn wütend an, „Du liebst mich? Und diese andere Frau? Die liebst du scheinbar auch! Was ist los mit dir?“ sie zog ihre Hände weg und schubste ihn von sich. Er machte sie wirklich wütend gerade, wie konnte er ihr mit Liebe kommen, wo sie ihn gerad in inniger Umarmung mit einer anderen gesehen hatte.
„Sasha, Anna ist meine Ex-Frau, ich wollte es dir schon lange erklären, doch du hast mich nicht gelassen. Wir sind seit zwei Jahren geschieden, leider versucht sie immer und immer wieder mich zurück zu bekommen, sie kann einfach nicht akzeptieren das es endgültig zu Ende ist. Was du eben gesehen hast, war eigentlich ein Streit. Ich habe ihr deutlich gesagt, dass es eine andere für mich gibt und sie nie wieder einen Platz in meinem Leben haben wird. Ihre Reaktion darauf war mich zu umarmen und mich zu küssen, ich habe ihren Kuss nicht erwidert. Wärst du eine Minute später gekommen, hätte ich sie längst raus befördert.“
Sie sah ihn zweifelnd an, doch ihre Zweifel schwanden schnell, sie glaubte ihm, sie wusste nicht warum, vielleicht war das naiv von ihr, sie hatte absolut keine Erfahrungen mit Männern, doch so wie er vor ihr stand und ihr offen in die Augen blickte, musst es die Wahrheit sein.
„Bitte glaube mir, das ist die Wahrheit.“ Bat er sie, vorsichtig machte er einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hand, in der Hoffnung das sie ihn nicht wieder von sich stieß, als sie die Berührung zuließ zog er sie zu sich und umarmte sie fest.
„Ich bin seit unserer ersten Begegnung in dich verliebt, Sasha, das musst du mir einfach glauben.“ Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und atmete ihren Duft ein. Sie schob ihn ein kleines Stück von sich und sah ihm in die Augen.
„Dann hatte Andy also recht?“ fragte sie zweifelnd.
„Womit?“
„Er hat gesagt das jeder weiß das du und ich… ich meine, das zwischen uns etwas ist.“ Sie senkte den Blick und spürte wie sie rot wurde. Josh musste grinsen.
„Sasha jeder weiß das zwischen uns etwas ist, ich glaub du bist die einzige die das noch nicht mitbekommen hat.“ Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht leicht an, so dass sie ihn ansehen musste.
„Warum bist du vorhin überhaupt zu mir gekommen?“ fragte er leise. Sasha schluckte.
Sie legte ihre Hände in seinen Nacken und zog ihn zu sich, ihre Lippen verschlossen seinen Mund, sie schloss die Augen und öffnete leicht die Lippen, seine Zunge fand den Weg und eroberte ihren Mund. Sein Kuß war voller Leidenschaft.
„Deshalb bin ich zu dir gekommen.“ Sagte sie leise zwischen zwei Küssen. Er lächelte sie an und streifte ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor seine Lippen wieder die ihren fanden.
Sasha löste sich von ihm und griff nach seiner Hand.
„Komm!“ forderte sie ihn leise auf. Sie zog ihn hinter sich her, bis sie vor ihrem Bett standen, Sasha ließ sich in die Kissen gleiten und streckte verlangend ihre Arme nach ihm aus. Josh lächelte und war sofort bei ihr.

Sie öffnete schläfrig die Augen, die Sonnenstrahlen kitzelten sie an der Nase, so dass sie erwachte. Sie brauchte einen Moment um sich zu erinnern was letzte Nacht passiert war und sie musste lächeln. Sie spürte Joshs Arme um sich und räkelte sich wohlig. Es war wundervoll, er war zärtlich und leidenschaftlich gewesen, Sasha hatte sich einfach falles lassen und es gab nur noch sie beide und die Welt stand einen Moment still für sie.
„Guten Morgen.“ Sie spürte seine Lippen an ihrer Schulter, sie drehte sich zu ihm, ihre Hände legten sich auf seine Brust.
„Guten Morgen“ antwortete sie leise, sie spürte wie ihre Wangen sich rot färbten, bei dem Gedanken daran, was er letzte Nacht mit ihr getan hatte.
Josh lachte leise
„Du wirst rot“ neckte er sie
„werde ich nicht!“ doch sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Josh lachte und zog ihre Hände weg.
„Hey…“ eindringlich sah er sie an, „es war wunderschön letzte Nacht!“ er gab ihr einen Kuß auf die Nasenspitze und sie kuschelte sich dicht an ihn. Josh zog sie fester an sich und seine Hände begannen ihren Rücken zu streicheln.
„Ich kann nicht genug von dir bekommen.“ Raunte er, bevor er sie küsste und sie für eine Weile alles um sich herum vergaßen.

Marcs Kaffeelöffel landete mit einem lauten Klirren in der gefüllten Kaffeetasse, das heisse Getränk verteilte sich auf der Tischdecke und über seiner Hand, doch er schien das gar nicht zu bemerken.
„Heiliger BimBam!“ rief er aus, „Seht euch das an!“ er deutete zum Eingang des Frühstücksaals, wo er mit Cindy und Andy saß und heißen Kaffee und frische Croissants verspeiste. Cindy und Andy drehten sich in die Richtung in die er deutete.
„Das gibt’s nicht!“ ließ Andy sich vernehmen. Cindy gab ein quietschen von sich und schlug sich eine Hand vor den Mund.
Josh und Sasha betraten eng umschlungen den Raum, sie hatten nur Augen füreinander, Sasha fühlte sich wie ein 13 Jahre alter Teenager und sie war sich ziemlich sicher, dass sie sich auch so benahm, doch das war ihr momentan total egal.
„Guten Morgen.“ Sagte Josh zu den dreien, als sie am Tisch ankamen und sich auf die beiden freien Stühle setzen.
Marc, Andy und Cindy starrten sie erwartungsvoll an.
„Ist irgendwas?“ fragte Sasha mit Unschuldsmiene. Die drei schüttelten ihre Köpfe, starrten sie aber weiterhin an.
„Wow!“ sagte Andy dann, „sie hat tatsächlich auf mich gehört.“ Er grinste sie an. Sasha musste jetzt ebenfalls lachen.
„Ja Andy und ausnahmsweise hattest du mal Recht.“ sie warf einen Blick auf Josh und küßte ihn. Die Situation entspannte sich, sie plapperten durcheinander.
„Also hat auch Sasha endlich kapiert das sie auf dich steht.“ Grinste Marc Josh an.
„Allerdings! Hat sie das.“ Josh lachte und Sasha verpasste Marc einen Tritt gegens Schienbein.


© Kimsophie74


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