?Tschüss? ?Bis morgen? Endlich. Die Vorlesung ist vorbei. Prof. Dr. Schnarchnase hätte er keine Sekunde länger ertragen. Wer wundert sich dann noch über die hohe Studienabbruchsquote, wenn man so jemand auf Erstsemestler los lässt? Nichts wie raus hier. Oh nein, es schneit. Er bleibt noch kurz unter dem Vordach der LMU stehen, kramt seinen Ipod aus der Tasche, stellt ihn an und setzt seine Kopfhörer auf. Ihm ist jetzt schon kalt. Was für ein scheiß Tag. Er begibt sich auf den Nachhauseweg. Sein Ipod spielt ?It´s raining men?. ? Das wäre ja noch schöner.? Denkt er sich. Er drückt auf weiter.
Als er um die Ecke biegt, erblickt er sie plötzlich. Ja, das ist sie! Er kann sein Glück kaum fassen, als er ein blondes Mädchen sieht. Eine weibliche Stimme flüstert in seinem Kopf: ?Ich habe einen Schatz gefunden, und er trägt deinen Namen.?
Automatisch muss er lächeln. Ein Lächeln wie es die Welt noch nicht gesehen hat. So strahlend, dass beinahe Erblindungsgefahr besteht.
Zögernd geht er auf sie zu. Sie bemerkt seine Intention augenblicklich und erwidert sein Lächeln. Hoffnung kommt auf. Beide bleiben stehen. Schüchtern kommt ihm ein ?Hallo? über die Lippen. ?Hi.? Erwidert sie nervös. Er fragt sie nach ihren Namen. Sara. ?Ich bin Alex.? Schön zu wissen. Soso, unser Held heißt Alex und es gelingt ihm tatsächlich, sie um eine Verabredung zu bitten. Treffer: Sara würde sich über ein Wiedersehen freuen.
Wenige Tage später ist es dann so weit. Alles läuft perfekt. Also fast. Das Essen schmeckt echt übel und die Musik ist unterirdisch, aber das tangiert die Beiden wenig. Diese Sinneswahrnehmungen sind schließlich meilenweit von ihrer Wolke 7 entfernt. Sie verstehen sich großartig, haben Gemeinsamkeiten ohne Ende. Stundenlang reden die Teenies über die Uni und Fußball. Ja, richtig gehört, Fußball. Sara scheint ein echter 6er im Lotto zu sein. Alex kann sein Glück kaum fassen. Er befürchtet, dass alles nur ein Traum ist und gleich der Wecker klingelt. Um zwei Uhr werden die Turteltäubchen aus dem Restaurant geschmissen.
An der Tram ist es dann so weit. Der Abschied naht. Jetzt wird er doch wieder nervös. Darf er sie küssen? Was wenn sie sich wegdreht? Soll er es wirklich wagen? Seine Ängste entbehren jedoch jeden Grund, wie er selbst gleich sehen wird. Die Tram ist schon zu hören. Sie schauen sich tief in die Augen. Er spürt eine knisternde Nähe, wie sie ihm bis jetzt fremd war. ?Du bist das Beste was mir je passiert ist? haucht eine Stimme. Das Kribbeln in seinem Bauch wächst ins Unendliche. Sanft streicht er ihr über die Wange. Am Kinn lässt er seine Hand verweilen. Sie schaut verlegen auf den Boden, aber er spürt: sie wünscht es sich auch. Er darf. Er hebt ihr Kinn leicht an. Ihre Blicke treffen sich erneut. Wenn Augen sprechen könnten? ?Vergess den Rest der Welt, wenn du bei mir bist? Langsam, ganz langsam, nähern sich seine Lippen den Ihrigen. Hmhmmmhmh ein Traum wird wahr. Endlich. Gleich ist es so weit, nur noch wenige Millimeter.
Autsch. Er stolpert und fällt in den Dreck. ?Sie ist weg! Weg! und ich bin wieder allein, allein. Sie ist weg! Weg! vorher war es schöner allein zu sein. sie ist weg! Weg! jetzt ist sie weg! Weg! Dreck? Das Lied seines Ipods hat gewechselt.


© Sandra Neubauer


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