Als ich Alex das erste mal traf war ich sofort hin und weg. Er war diese Marke Traumtyp von denen es nicht allzu viele gab. Nicht unbedingt wunderschön, aber mit einem lächeln, dass meine Herz höher schlagen lies, viel Humor und einem Kopf voller schwarzer Locken durch die ich am liebsten dauernd gewuschelt hätte. Seine Augen waren eine Mischung zwischen grün und blau und ich wollte mich einfach in ihnen verlieren. Seine lange gerade Nase und seine Grübchen in den Wangen vervollständigten das Bild von meinem Traummann. Das einzige Problem war, dass er mich nicht wahrnahm, bzw. , dass ich dank mangelndem Selbstbewusstsein sicher war, dass ich Luft für ihn sein musste. Ich war nicht hässlich, hatte ein süßes Gesicht, dunkelbraune Augen und lange dunkle Haare, die in der Sonne rot leuchteten, doch meist fühlte ich mich in meinem Körper nicht wohl. Ich hatte einige Pfunde zu viel auf den Rippen. Nett umschrieben, hatte ich eine sehr weibliche Figur, einen großen runden Hintern, eine schmale Taille und dazu noch einen ziemlichen Vorbau ließen mich trotz geschickten kaschierens oftmals sehr drall wirken. Meist machte mir diese Tatsache nicht viel aus, bzw verdrängte ich den Gedanken, dass ich auf meine Umwelt plump und unattraktiv wirken könnte, doch in manchen Momenten verfluchte ich meine Figur, verfluchte ich, dass ich nicht mehr Disziplin hatte und verfluchte ich, dass ich jegliche Art von Sport verabscheute. Und genau dieser Moment war mal wieder erreicht, als ich Alex das erste Mal begegnete. In Mitten meiner schlanken sportlichen Freundinnen musste ich wirken wie ein Nilpferd. Ich trug eine dunkle Jeans, darüber ein recht tief ausgeschnittenes schwarzes Top mit Taillengürtel und hohe schwarze Pumps. Meine Nägel hatte ich in einem hellen Rot lackiert und die Lippen in einer ähnlichen Farbe geschminkt. Die restliche Betonung lag vollkommen auf meinen Augen die mir selber am meisten an mir gefielen. Meine Haare hatte ich zu einem lockeren Knoten im Nacken zusammen gebunden und einige Strähnen fielen mir ins Gesicht.

Wir waren auf einem 25ten Geburtstag, meine Freundinnen und ich. Anna hatte es als erste aus unserer Runde erwischt und im Laufe des kommenden Jahres würden wir alle folgen. Ein sehr deprimierender Gedanke. In meinem Studium kam ich aufgrund von Fächern wie Physik und Chemie zur Zeit nicht weiter, mir fehlte Geld für Nachhilfe, ich hatte keinen Freund, wohnte in einem winzigen Appartment und jetzt musste ich auch noch 25 werden ohne je etwas erreicht zu haben in meinem Leben. Das einzige was mich zur Zeit aufrecht hielt war die Feierei mit meinen Mädels. Jedes Wochenende waren wir unterwegs, tranken viel, aber nie so viel, dass wir uns daneben benahmen, tanzten und genossen, dass wir jung und single waren. Oft kamen wir erst am frühen Morgen nach Hause und fühlten uns danach wie die Königinnen der Nacht.

Wir feierten Anna´s Geburtstag im kleineren Kreis und doch waren einige Unbekannte dabei. Arbeitskollegen hauptsächlich und dann noch er, Alex. Er war erst vor kurzen in die WG von Anna´s Freund eingezogen. Und da er noch nicht viele Leute hier kannte hatte Tobias ihn mitgeschleppt. In eine Wohnung voll von fremden. Als er den Raum betrat in dem sich das meiste der Party abspielte saß ich mit meiner besten Freundin in einer Ecke und wir unterhielten uns angeregt über ihre bevorstehende Hochzeit. Alle waren schon ganz aufgeregt, die erste aus unserem Kreis die heiraten wird. Es war immer wieder das Top-Thema und für mich als Trauzeugin gab es jede Menge zu erledigen. Deshalb bemerkte ich im ersten Moment gar nicht wie ein fremder den Raum betrat. Ich war vertieft in Gedanken über den richtigen Floristen, die Art und Farbe der Blumen und die Größe der Tischgestecke . Unglaublich was es alles zu bedenken gab. Sara riss mich aus den Gedanken.
„Weißt du wer der hübsche Kerl da drüben ist?“
Ich musste lachen. „ Du heiratest in vier Monaten, stell dein hübsche Kerle Radar endlich aus.“
„Gucken darf ich doch!“ erwiderte sie mit einem Grinsen.
Endlich schaute ich hoch und wusste nicht genau wen sie meinte. Fragend schaute ich sie an.
„Da am Stehtisch, der Lockenkopf der uns den Rücken zudreht.“
Auch wenn ich ein breites Kreuz durchaus attraktiv finde musste ich wohl warten bis er sich umdreht um Sara's Eindruck zu bestätigen. Schnell vergaß ich die kleine Ablenkung und widmete mich wieder der Hochzeitsplanung. Sara wünschte sich rote und weiße Rosen zur Deko. Für meinen Geschmack viel zu altmodisch und schon Tausendmal gesehen. Sollte ich irgendwann heiraten wollte ich alles mit pinken Pfingstrosen dekoriert haben. Ich brauchte nur noch einen Mann der das auch mitmachte.

Da wir schon einiges getrunken hatten, hauptsächlich natürlich Sekt, zog es mich irgendwann in Richtung Toilette. Ich musste ziemlich dringend und natürlich war die Tür verschlossen. „So ein Mist“ dachte ich. Ich hämmerte einmal gegen die Tür in der festen Überzeugung, dass mal wieder eine meiner Freundinnen das Bad zum nach schminken blockierte.Vor der Tür auf und ab tänzelnd hörte ich endlich die Spülung und gleich darauf den Wasserhahn. Als sich jedoch die Tür öffnete stand mir keine meiner Freundinnen gegenüber sondern ein Mann. Ich musterte ihn und mir fielen sofort die dunklen Locken und die breiten Schultern auf. Das musste der „hübsche Kerl“ sein von dem Sara gerade gesprochen hatte. Meinem Unterbewusstsein gefiel er wohl auch, denn ich wurde rot und entschuldigte mich für das ungeduldige Hämmern. „Schon gut, scheint ja sehr dringend zu sein“ erwiderte er mit einem frechen Grinsen, dass seine Augen zum leuchteten brachte und seine hübschen Grübchen zum Vorschein brachte. Ich glaube, wenn es möglich gewesen wäre, wäre ich in dem Moment noch roter geworden, aber so schlüpfte ich nur mit einem Verlegenen Kichern ins Bad und schloss schnell die Tür hinter mir.
„Was war das den jetzt“ fragte ich mich selbst mit einem Kopfschütteln. Normalerweise bin ich weder schüchtern noch bringt mich ein Mann so schnell aus dem Konzept. Ich würde mich selbst eher als Schlagfertig und frech beschreiben und da würden meine Freunde mir sicher geschlossen zustimmen. Aber so etwas wie gerade hatte ich noch nie erlebt. Ich hatte mich benommen wie ein Teenager der vor seinem Schwarm steht und nicht weiß was er sagen soll. Ich fand mich selber peinlich, welches Bild musste er dann von mir haben? Nachdem ich mich endlich erleichtert hatte warf ich beim Hände waschen noch einen kurzen Blick in den Spiegel. Die Röte war immer noch nicht ganz verflogen, dafür hatte mein Augen Make Up schon etwas gelitten und ich schminkte mich schnell etwas nach. Ich zwinkerte mir noch einmal Mut zu und ging dann wieder raus. Die Party war in vollem Gange. Meine Mädels standen in der Mitte des Raums und sangen und tanzten zu einem Schlagerlied in dem es um große Liebe und noch größere Gefühle ging. Eigentlich war ich noch nicht betrunken genug für diese Art von Musik, aber ich wurde von zweien auf die improvisierte Tanzfläche gezogen und schloss mich ihnen widerwillig an. Schnell war ich im Rhythmus tanzte genauso ausgelassen wie die fünf verrückten die ich meine besten Freundinnen nannte. Nach einigen Liedern verteilten wir uns wieder zwischen den Gästen, tranken, lachten und unterhielten uns angeregt.
Ich versuchte die Nähe des Lockenkopfs zu meiden, denn irgendwie fühlte ich mich unwohl wenn er neben mir stand, oder gar mir gegenüber. Ich kann dieses Gefühl nur schlecht beschreiben. Ich konnte ihn nicht anschauen ohne rot zu werden und nicht neben ihm stehen ohne weiche Knie zu bekommen. Ich war wirklich verwirrt und dabei kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal seinen Namen.
Gegen drei ging die Party zu Ende. Es waren nur noch vier Gäste da und Anna und ich fingen langsam mit dem aufräumen an. Wir räumten einen der Stehtische leer um ihn schon wieder abzubauen doch wie wir Frauen manchmal so sind, stellten wir uns wohl ziemlich dumm an und ernteten einige Sprüche von Anna's Freund der uns schließlich netter weise half. Auch der Lockenkopf, inzwischen hatte ich heraus gefunden, dass er Alex heißt, war noch anwesend, was mir in diesem Moment mal wieder ziemlich peinlich war. Als wir das erste Chaos beseitigt hatten erklärten wir die Party für beendet und bestellten ein Taxi. Eigentlich lies mein knappes Budget eine Taxifahrt nicht zu, und ich wollte Rad fahren, doch draußen war es kalt und regnete seit Stunden in strömen. Zum Glück wohnten die beiden auf halben Weg zu meinem Appartement und so wurde es nicht ganz so teuer für mich. Während der Fahrt sprach ich kaum ein Wort, ich saß hinter dem Fahrer. Alex saß vorne und ich konnte ihn von der Seite beobachten. Die Schatten der Straßenlaternen wanderten über sein Gesicht und ließen ihn Geheimnisvoll leuchten. Ein Spiel zwischen Licht und Schatten fand auf seinem Gesicht statt. Im Dunkel wirkte er bedrohlich und geheimnisvoll, im hellen wie der nette junge Mann von nebenan. Ich muss ehrlich sein, dieser Gegensatz in einer Person fasziniert mich. Ich konnte mir seine Wirkung auf mich nicht erklären. Ich fand ihn anziehend, seine Nähe verwirrend und seine Ausstrahlung fesselte mich, doch er hatte auch etwas an sich was mich Abstand nehmen lies. Ich hatte noch kein richtiges Wort mit ihm gewechselt und trotzdem das Gefühl ihn zu kennen. Ich war wirklich richtig verwirrt. So bekam ich auch kaum mit, dass wir an unserem ersten Ziel angelangt waren. Tobias drückte mir 15€ in die Hand, die beiden stiegen aus und verabschiedeten sich. Ich nannte dem Fahrer das neue Ziel und wir fuhren los. Je mehr Abstand ich zu Alex und seiner geheimnisvollen Ausstrahlung gewann, desto bescheuerter kam ich mir vor.
Als ich endlich zuhause war, war ich mir sicher den Alkohol des heutigen Tages nicht gut vertragen zu haben. So widersprüchliche Gefühle hatte ich noch nie, ich steigerte mich da wieder in irgendeinen unerreichbaren Traumtypen rein. Manchmal geht es einfach mit mir durch. Ich versuchte den heutigen Abend schnell ab zu haken und ging, nachdem ich mich abgeschminkt und umgezogen hatte, ins Bett. Müde und Betrunken wie ich war schlief ich schnell ein. Doch schon um 6 wachte ich wieder auf. Es war noch Dunkel draußen und ich hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend, es kribbelte, brannte, mein Unterleib pochte und mein Herz schlug laut und schnell. Ich wusste nicht was mich geweckt hatte aber irgendetwas stimmte nicht! Ich lag mit dem Rücken zum Fenster und wagte es nicht mich zu drehen. Hatte ich die Vorhänge geschlossen? Ich wohnte in der Hochparterre und mir war der Gedanke immer unangenehm, dass jemand durch mein Fenster schaute. Eigentlich war das Quatsch, denn diese Person hätte weit über 2m groß sein müssen doch trotzdem hatte ich immer wieder das Gefühl durch dieses Fenster beobachtet zu werden. Es vergingen viele Minuten bis sich mein Herzschlag beruhigte, auch das kribbeln und pochen wurde weniger, langsam beruhigte ich mich und traute mich endlich mich zu drehen. Als ich zum Fenster schaute sah ich, wie eigentlich immer, nichts was mich beunruhigen könnte. Die Vorhänge waren geschlossen, das Fenster ebenfalls. Alles war gut, ich konnte mich wieder beruhigen. Doch als ich meine Augen schloss sah ich ein Gesicht, sein Gesicht. Mein Herz schlug mal wieder schneller. „Oh man, ich brauche dringend einen Freund“ dachte ich bei mir. Wenn ein daher gelaufener Lockenkopf mich schon so aus dem Konzept bringt, dann wurde es wirklich höchste Zeit. Jetzt wusste ich auch, was mich geweckt hatte. Der Gedanke an ihn! Dieser Gedanke erklärte auch das ziehen in meinem Unterleib. Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch der Gedanke an Alex erregte mich zutiefst. Ich begann mich in den Laken zu wälzen und das ziehen kehrte zurück, gefolgt von einer Sehnsucht. Einer unglaublich starken Sehnsucht. Danach berührt zu werden, danach Alex Hände in meinen zu spüren. Seine Lippen auf meinen. Ich bildetet mir ein seine Finger zu spüren wie sie an einem Hals entlang fahren, runter bis zu meinen Brüsten, meine Brustwarzen umkreisen bis sie sich ihm hart entgegen recken. Weiter runter über meinen Bauch bis zu meinem Kitzler, sanft streichelnd zerfloss ich vor Lust unter seinen Fingern. Ich stoppte mich selbst kurz vor meinem Höhepunkt, ich wollte nicht kommen mit dem Gedanken an einen Fremden, der mich einerseits stark anzog und mich auf der anderen Seite so sehr verunsicherte, dass ich kaum ein Wort raus bekam.
Ich stand auf und ging ins Bad, den einzigen abschließbaren Raum in meinem Appartement, ließ die Tür jedoch wie immer wenn ich alleine war offen stehen, drehte die Dusche auf und stellte sie sehr kalt ein. Ich brauchte dringend eine Abkühlung.
Nach der Dusche fühlte ich mich sehr viel besser, mein Kopf war wieder frei von erotischen Fantasien mit einem fremden und ich fühlte mich auf angenehme weise müde. Schnell schlief ich ein und wurde erst gegen Mittag wach. Die Sonne schien durch die Vorhänge und ich dachte schmunzelnd an mein kleines nächtliches Abenteuer. Meine Gedanken gestern grenzten ja schon fast an Paranoia. Alex war ein ganz normaler Mann, kein geheimnisvoller fremder mit leuchtender Aura. Einfach nur ein hübscher Mann in den ich mich anscheinend auf den ersten Blick verliebt hatte. Zumindest erklärte dies mein komisches Verhalten und meine „feuchten Träume“.
Diese Erkenntnis traf mich relativ unvorbereitet. Ich lag noch im Bett und mir wurde klar, ich war inzwischen so sehr auf Liebesentzug, dass schon das Lächeln eines hübschen fremden Mannes reichte um mich völlig aus dem Konzept zu bringen. Gut, dass ich nicht täglich einen Mann mit solchen Grübchen und solchen Augen traf, ich würde ja vollkommen verrückt werden.
Während ich noch so da lag dachte ich an meine letzte Beziehung. Es war nicht wirklich gut gelaufen zwischen uns, wie eigentlich noch keine meiner Beziehungen zu Männern wirklich gut lief. Dabei fing mit Martin eigentlich alles so gut an.


Martin

Als ich ihn kennen lernte hatte ich gerade eine sehr schwierige Zeit durchgemacht.Ich fing an mich zu erholen und nach sehr langer Dunkelheit sah ich endlich wieder etwas Licht und er half mir dabei, dass meine Welt immer heller wurde und ich mein Leben wieder schätzen konnte.
Genau wie Alex lernte ich ihn auf einer Party kennen, doch da enden auch schon alle Gemeinsamkeiten. Wir kamen durch Zufall recht schnell ins Gespräch und entdeckten einige Gemeinsamkeiten. Besonders teilten wir fast haargenau den gleichen Musikgeschmack und mochten die gleichen Filme. Genug Themen also für ein zweites Treffen und auch das dritte folgte recht schnell. Martin war ein wirklich netter Typ. Er war damals gerade 24 und ich war erst 20, doch merkte man diesen Unterschied kaum. Wir lachten und redeten viel und am Ende des dritten Dates war ich mir sicher, das ich Schmetterlinge im Bauch hatte.
Vor dem vierten Treffen war ich so nervös, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Es sollte bei ihm in der WG stattfinden da sein Mitbewohner in dieser Nacht wo anders übernachten würde. Ich war wirklich einem Nervenzusammenbruch nahe an diesem Nachmittag. Immer wieder fragte ich meine beste Freundin was er sich dabei dachte mich in seine Wohnung einzuladen, wenn wir uns noch nicht ein mal geküsst hatten. Ob es nicht klar sei worauf er hinaus will. Ob dies nicht ein Zeichen sei, dass er mich nur flach legen will? Amüsiert saß sie mit einem Glas Sekt auf meinem Bett und versuchte mich zu beruhigen. „Würde er dich nur flach legen wollen, hätte er das sicher beim ersten Date schon versucht. Und selbst wenn es nur so ist, dann gönn' dir doch ein bisschen Entspannung und genieße den Abend“ die letzten Worte sagte sie verbunden mit einem zweideutigen Grinsen auf den Lippen. Sie hatte wirklich gut reden, war sie doch gerade bis über beide Ohren verliebt in den Mann, den sie später einmal heiraten würde. Ich ließ mir ihre Worte durch den Kopf gehen doch dabei wurde mir immer klarer, dass ich nicht einfach nur einen schönen Abend haben wollte. Ich wollte Martin. Ich wollte, dass ich ihn meinen Freund nennen kann und das er ganz mir gehört und ich natürlich ihm. Ich wollte ihn ganz und komplett und besonders länger als nur eine Nacht. Mir meinen Gefühlen so sicher, beruhigte ich mich etwas. Ich hörte auf wie eine Irre durchs Zimmer zu ziehen, setzte mich zu meiner Freundin, nahm ihr Sektglas und leerte es in einem Zug.
„Ey, was soll das?“ Empört schaute sie mich an.
„Nur zur Beruhigung.“ erwiderte ich mit schon leichtem schwips. Die folgende Stunde verbrachten wir damit, mir das passende Outfit zu suchen. Es war Ende April und draußen schon ziemlich warm, also entschieden wir uns für einen schwarzen knie langen Bleistiftrock, ein beiges, locker geschnittenes Top mit rundem Ausschnitt, einer farblich passenden Strickjacke sowie einem bunten Schal und schlichtem Schmuck. Dazu trug ich eine schwarze Strumpfhose, die nicht sonderlich blickdicht war und meine schwarzen Lieblingspumps. Ich fühlte mich wohl in meinem Outfit und so fuhr ich dann, mutig durch den Alkohol, mit meinem Rad zu seiner Wohnung. Da ich meine Haare offen trug kam ich mit ziemlicher Sturmfrisur an, was meinen Mut wieder etwas sinken ließ. Trotz meiner Angewohnheit immer über pünktlich zu sein, schaffe ich es ganze zehn Minuten Verspätung zu haben, worauf ich irgendwie stolz war.
In dem Moment in dem ich klingelte, verschwand all mein Mut und all mein Selbstbewusstsein, welches meine Freundin mir eingeredet hatte wieder. Als das Summen der Tür erklang, wäre ich am liebsten weg gerannt. Mit einem Gefühl als würde mein Herz gleich aus der Brust springen und einem grummeln in der Magengegend stieg ich die Treppen in den zweiten Stock hoch. Und da stand er, in einer hellen, recht engen Jeans und seinem karierten Hemd sah er toll aus. Die Haare standen in alle Richtungen und sein offenes Lächeln beruhigte mich sofort. Ich erwiderte es schüchtern und lies mich bereitwillig von ihm umarmen. Diese Umarmung fühlte sich so gut an, ich hätte am liebsten gar nicht losgelassen. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns, blieben jedoch so eng voreinander stehen, als würden wir und noch immer umarmen. Ich schaute zu ihm hoch und schaute tief in seine dunkel braunen Augen, welche genauso undurchdringlich schienen wie meine. Ich hätte ewig so stehen bleiben können und merkte, dass auch er diesen Moment sehr genoss. Wie durch eine Unsichtbare Macht geführt nahm er mich nun an die Hand und zog mich in die Wohnung. Meinen Blick nicht verlierend schloss er die Tür hinter mir und ging auf mich zu, sodass ich zurück weichen musste um nicht von ihm überrannt zu werden. Aber es war ein gutes überrennen. Ich genoss seine Nähe und die Bestimmtheit mit der er mich gegen die Tür schob. Er schaute mir immer noch tief in die Augen, als ich die Tür in meinem Rücken spürte und er noch einen weiteren Schritt auf mich zu machte. Er war mir so nahe wie es nur ging und auch unsere Gesichter trennten nur noch einige cm. Er war mir so nahe, dass ich ihn riechen konnte, er roch wirklich gut. Männlich aber nicht zu herb. Das einzige was mir in diesem Moment durch den Kopf ging war:“Küss mich endlich, küss mich, küss mich!“
Schon beim letzten Date hatte ich auf diesen Moment gewartet und war enttäuscht, dass unser Abschied nur aus einer Umarmung bestand und nicht aus einem langen Leidenschaftlichen Kuss. Doch jetzt war es endlich so weit. Endlich würde er mich Küssen. Ich schloss meine Augen um mich ganz auf das Gefühl zu konzentrieren welches mich gleich überwältigen würde. Als erstes spürte ich seine Hand an meiner Wange, warm und rau strich sie mir vorsichtig durchs Gesicht. Ich war mir sicher, dass er seine Augen noch geöffnet hatte, doch wollte ich diesen zauberhaften Moment nicht unterbrechen in dem mich meine Augen öffnete. Die Ungeduld zerfrass mich, ich wollte endlich seine Lippen auf meinen Spüren. Es herrschte eine solche Spannung zwischen uns, dass man sie mit Händen greifen konnte. Unerträglich schön waren die Momente bis ich endlich seine Lippen auf meinen spürte. Zuerst sanft trafen sie sich und es fühlte sich an wie 1000 kleine Stromstöße. Je länger der Kuss andauerte um so größer wurde mein Verlangen nach mehr. Seine rechte Hand ruhte immer noch auf meiner Wange, doch die linke Hand ging langsam auf Wanderschaft. Lag sie zuerst noch an meiner Hüfte wanderte sie nun etwas nach unten um gleich darauf wieder den Weg nach oben anzutreten. Die Wanderung endete kurz unter meinem Brustansatz, wohl unsicher wie weit er beim ersten Kuss gehen konnte. Es war genau richtig und um ihm dieses zu bestätigen öffnete ich meine Lippen leicht und gewährte seiner klopfenden Zunge Einlass. Es fühlte sich wahrlich perfekt an. Als wäre zusammen gekommen, was zusammen gehört. Von allen Küssen, die ich bis zu diesem Moment erfahren hatte, war dieser bei weitem der aufregendste. Als sich unsere Lippen trennten war ich fast schon enttäuscht. Langsam öffnete ich meine Augen und schaute in sein Gesicht. Wir müssen beide vor Glück gegrinst haben wie Idioten und fingen verlegen an zu kichern. Eigentlich ist kichern bei Männern nicht sonderlich attraktiv doch sein Kichern in diesem Moment war so ehrlich das es für mich klang wie eine von Mozarts Symphonien, einfach perfekt. In seinen Augen sah ich pures Glück und es war als würden sich meine Gefühle in ihm widerspiegeln.
Er jetzt wurde mir bewusste, dass wir noch kein Wort gesprochen hatten, doch waren Worte auch nicht nötig gewesen. Trotzdem presste ich ein verlegenes „Hi“ hervor worauf er mich sofort noch einmal küsste. Leidenschaftlicher und fordernder als beim ersten Mal doch immer noch genauso schön. Erst nach diesem Kuss erwiderte er meine Begrüßung und löste sich von mir. Ich war froh als er mir den Rücken zudrehte und mich Richtung Küche zog.


© liegt bei mir


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Beschreibung des Autors zu "Die Männer meines Lebens 1"

Hallo...

dies sind meine ersten Versuche einer etwas längeren Geschichte!!
Ich habe noch so viele Ideen, die ich einbringen kann, aber leider wenig Zeit.
hier kommt erstmal der Anfang
es sind sicher noch einige Fehler drin. Ich hoffe nicht allzu peinliche ;)

Bin gespannt, wie es gefällt :)
lg Julia

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Kommentare zu "Die Männer meines Lebens 1"

Re: Die Männer meines Lebens 1

Autor: Rebecca   Datum: 23.03.2013 18:32 Uhr

Kommentar: Gefällt mir! Echt gut geschrieben. Wär es ein Buch, würde ich es kaufen! Bin gespannt wie's weitergeht.

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