Der Baum steht nackt
alle Blätter fort
kahl und grau, trostlos der Ort
sie flogen weg und fielen nieder
Kälte fährt in Ast und Glieder
die Krone gibt sich nicht verloren
der Überlebenstrieb, angeboren
sie biegt sich, pfeift und knackt dezent
eine Vogelschar den Wink erkennt
und hockt sich geschlossen ins Geäst
das lichte Gehölz es gerne zulässt
nun sieht wieder alles so üppig aus
die Augen haben ihren Schmaus
auch das Federvieh ist sichtlich entzückt
es ungeniert zusammenrückt
der Blätterschwund fällt kaum noch auf
im Wipfel ist jetzt volles Haus
ach, wäre doch nur kein Ast gekracht
sie säßen noch da, in ihrer Pracht.
Kommentar:Tatsächlich, liebe Soléa, gegen deinen Vogelbaum ist meiner ein Waisenkind. Naja, ich bin schon mal froh, dass du keine Urheberlizenz-Gebühren für dieses strapazierte Thema verlangst :-) Wir hatten eine ähnliche Idee, und dein Gedicht ist aber auch nicht schlecht.
Liebe Grüße Wolfgang
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Sie haben gekämpft und sie haben verloren –
am Ende sind wir alle Opfer der Zeit:
für diese sehr kurze Spanne geboren,
für die eine oder andere Gelegenheit.
Zwischen Sonnenauf- und [ ... ]