Der neugierige Steinmarder



Es war der zweite Weihnachtsfeiertag, und der Schnee lag schon einige Wochen.
In der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag hatte es erneut geschneit. Der Schnee
lag zirka 40 Zentimeter hoch.
Wachmann Kunze hatte mit seinem Rottweiler Gero das Gelände, der Spedition Schulte, zu bewachen. Auf dem Gelände standen neun Leichtmetallhallen, die alle mit dem Deister kontrolliert werden mussten.
Kunzes Dienst begann um 18.00 Uhr, und da passierte ihm gleich ein Missgeschick:
Beim Auspacken seiner Verpflegung, im Wachcontainer, fiel seine Thermosflasche zu Boden. Er fluchte laut und begann den Kaffee aufzuwischen.
Rottweiler Gero hatte Mitleid mit seinem Herrchen, und er begab sich zu ihm. Der Hund wackelte mit seinem Schwanzstummel und leckte Kunze die Hände. Die Zeit verging wie im Fluge, und Kunze begann seine zweite Kontrollrunde.
Die dritte Halle war mit einer schmalen Be- und Endladefläche umgeben. Die LKWs,
die rückwärts an die Halle heranfuhren, hatten die gleiche Höhe wie die Endladerampe der Halle. Die Fünftonner standen aufgereiht rückwärts an der Halle, so dass die Fahrzeugkabinen immer vorn waren. An der Halle drei standen alle LKWs mit Plane. Die Fahrzeuge waren total zugeschneit.
Der Wachmann ging die Treppe hoch, und begann seinen Rundgang um die Halle.
Gero führte er an der Leine mit sich.
Plötzlich und unerwartet bekam er einen Schneeball ins Genick. Kunze schaute sich erschrocken um, doch niemand war zu sehen. Gero wunderte sich, dass sein Herrchen stehen blieb, jedoch er reagierte nicht.
Als Kunze auf dem Rückweg an die gleiche Stelle kam, fiel Schnee von der Plane des LKW´s. Er schaute hoch und da saß, in einer Entfernung von zwei Metern, ein Steinmarderrüde. Der Steinmarder ist am weißen Kehlfleck erkennbar, während der Baummarder einen blassgelben Kehlfleck besitzt.
Sie schauten sich einige Sekunden regungslos an. Dann reagierte der Marder, indem
er von der Plane auf den Schneeboden sprang. Erst jetzt bekam der Rottweiler die Situation mit. Der Hund zehrte wie wild an der Leine. Kunze konnte das starke Tier nicht mehr halten. Er löste den Karabinerhaken, und Gero sprang die Treppen hinab.
Unten angekommen rutschte der Rottweiler im Schnee weg.
Der Marder hatte zwischen sich und dem Hund eine Entfernung von ca. 30 Metern erreicht. Er blieb plötzlich stehen, und richtete sich mit seinem Oberkörper auf. Danach setzte er mit großen Sprüngen seine Flucht fort. Der schwere, plumpe Rottweiler konnte dem Steinmarder nicht folgen.
Der Marder hatte den Begrenzungszaun erreicht. Er sprang in den Drahtzaun und kletterte darüber. Der Marder sprang noch einige Meter, und setzte sich danach seelenruhig hin. Er beobachtete den Hund eine ganze Weile.
Gero versuchte mit seiner Schnauze durch den Drahtzaun zu gelangen, doch ohne Erfolg. Das Ergebnis war, eine verletzte Schnauze, und ein pudelnasser, schwitzender Hund.
Der Rottweiler gab während der Verfolgung, sowie am Zaun, keinen Laut bzw. kein
„ Anschlagen“ von sich. Der Marder gab seine Beobachtung auf, und bewegte sich dann gemächlich in Richtung Wald.


© Jürgen


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