Völlig verrückte Ideen

© Alf Glocker

Wo geht’s denn nach Schlummerland? Wie heißen die neusten, dümmsten Absichten von Kartoffelköpfen im Schlammbad? Weiß einer noch was keine Harke, Barke, oder Arche ist? Egal. Die geht sowieso unter! Der Käpt’n der Titanic ist besoffen und auf den Eisbergen tanzen die aufgebundenen Polarbären um einen verschimmelten Brei. Wieviel ist Keins und Keins? Soviel wie man braucht um sich selbst zu absurdisieren?

Was geht einem oder zweien oder dreien, wo irgendjemand mitten unter ihnen ist, durch den Steiß, wenn er nach der Ultima Ratio grübelt, verübelt, sich mit falschen Werten dübelt? Keine Sau versteht den Denk-Dialekt der oberen Tausend, die mit Abschaum duschen, wenn das Wasser knapp wird! Ich jedenfalls gedenke kuriose Geschichten zu erfinden, damit diese Welt wenigstens den Anschein nicht verliert ein wenig lustig zu sein.

„Darf ich bitte um den Kopf ihrer Tochter anhalten?“ frage ich den Riesen Zaberül, ergänze jedoch, „Nein, weitergehen, sitzenbleiben, umfallen, wegrennen, aber wenn ich’s recht bedenke, könnte ich auch noch andere Körperteile gebrauchen – es ist ja einiges an ihr dran!“ Zaberül macht das Riesenmaul auf und mir kommt ein Schwall unerträglichen Wohlgeruchs entgegen, der stark an eine Suhle erinnert. Ich muss lachen!

Dann ergreife, lass wieder fallen, ertaste, erspinne, ich die Flucht, denn da kommt es auch schon, das Töchterchen! Es ist groß wie ein Freudenhaus ohne Freude, so kräftig wie ein Elefantenwal und ihre Augen sind grüner als eine ganze Herde Krokodile aus der Nordsee. Ich drehe mich zwar nicht um, aber die Realität holt mich trotzdem ein: Nach gefühlten 2 Wochen in Ganzkörperfesselung finde ich mich wie entfesselt vor dem Traualtar wieder – obwohl ich mich überhaupt nicht traue, sondern fürchte.

Meine Angst kennt weder Grenzen noch Spiele und Spiele ohne Grenzen schon gar nicht. Ich verabscheue alles von Lebern, Nieren und Herzen. Aber der Standesbegeistliche ist ein Werwolf! Er hat eine feuchte Schnauze, ist also gesund, und ich nehme mir vor meine trockene zu halten. Vor lauter Übermutlosigkeit kann ich nichts mehr schlucken, auch bringe ich kein anderes Wort als „Ja“ heraus, danach fällt die Braut nicht in Ohn-sondern in Übermacht, vor der Hochzeitsnacht, in der alles kracht: eine Pracht!

Natürlich hätte ich die ganze Misere locker vermeiden können, aber ich habe kein Gefühl für Perspektive, auch nicht für Perspekthöhe oder Breite. Für mich sieht eine Frau auch auf 1 Kilometer Entfernung nahezu sexy aus, selbst wenn man den Wald vor lauter Bäumen… So kam es: Ich konnte einfach nicht abschätzen worauf ich mich da einließ! Ich erkannte, ins Blau der nahen Hügel eingebettet, ein hübsches Gesicht und angenehme Formen. Da war’s um mich ungeschehen geschehen!

Blöd wie Männer halt sind, berechnte ich ihre tatsächlichen Ausdehnungen nicht, die höchstaugenscheinlich, doch nicht ganz sicher, psychisch in etwa denen des legendären King Kong entsprechen! Sie hat ein sehr einnehmendes Wesen… In meinen Träumen, die ich zurzeit, zur Zeit und zur Unzeit, jede Nacht habe ist sie klein und zierlich, nett und possierlich – und auf einmal werden meine Illusionen wahr!

Schon Ich beginne zu phantasieren! Dabei öffne ich, wie von selbst, ein Parallel-Universum…dort lieben wir uns leidenschaftlich, hochherrschaftlich, unwahrscheinlich…
Die Wahrscheinlichkeit einer Vermischung der Realitäten steht außer Frage, aber nachdem der Glaube ja bekanntlich Berge versetzt, geschieht es! Mein Traumbild zerrt mich ins Diesseits aller Unmöglichkeiten und auf einmal hat sie mich am Kragen!

„Ich werde dich schon kleinkriegen“, schreit sie mir mitten ins Gesicht (ihr Atem verbrennt mich fast) und ich überlege mir, ob jetzt nicht eine gute Gelegnheit wäre aufzuwachen. Aber wie kann ich dann diese Halluzination, diesen Wahrtraum, dieses Paralleluniversum ausschalten – ich weiß doch, daß meine Vorstellungskraft geradezu „klebrig“ war. Ein guter Rat scheint einfach viel zu teuer! „Niemand ist für irgendeine Misere verantwortlich“, denke ich laut und unanständig, „und wenn ich sie mir wieder klein wünsche, die bläuliche Tochter eines Riesen, dann würde ich die Realität – die ja bekanntlich meine ist, weil jeder seines Glückes Schmied…usw.

Da brauche ich plötzlich keinen Coach vor der Kautsch mehr, keinen Seelsorger, kein gar nichts, denn meine Seele ist sich mit dem Geist und dem Willen, der uns ja, wie man sagt, alles erreichen lässt, einig! Die Frau wird plötzlich klein und zierlich und ich groß und begierlich – basta! Es ist sagenhaft, wie ich mir alles schönmachen kann. Ich seh mich schon nicht mehr im Spiegel, sondern einen Prinzen aus Tausend und einer Bombennacht!

„Geben sie mir alles!“, herrsche ich Züberal an, aber in einem kleineren Maßstab bitte, wenn’s recht ist, dann backe ich ihnen auch kleine Brötchen dafür!“ Gesagt, getan, ich drehe mich um alle Achsen der Welt, werde quasi global, alles verstehend, alles tolerierend, nichts begreifend, und schon habe ich meine Wunsch-Realität vor mir! Es gibt keine Wahrheit mehr, keine Unwahrheit, nur noch die bunte Vielfalt der Alpträume, die sich nun spielerisch mit sämtlichen Ideen sämtlicher Lebensformen vereinbaren lassen.

Das ist das Glück: Wir ziehen in ein großes, imaginäres Haus am See, oder in eine reale Hütte, neben der Kloake, wir lieben uns von Ewigkeit zu Ewigkeit, wir kreuzigen uns gegenseitig, denken hin und quer, kapieren alles oder nichts, bekommen tausend Kinder, womöglich auch gar keines…um trotzdem vorgeworfen zu bekommen wir hätten nichts für die Rente getan und jetzt müssten die Reichen was abgeben.

Aber, wie gesagt, das sind alles nur falsche Vorstellungen - ich kann nicht sagen wie es in Wirklichkeit ist, scheint, bleibt, oder wird, weil ich nicht mehr ganz bei mir bin, war, sein werde, oder andersrum und außerdem ist sowieso alles schnurz- furzegal! Und wenn ich es mir genau überlege, dann ist das hier erstunken, wenn nicht gar erlogen und ich habe nur geträumt, geschäumt, gedingsbumst. Außerdem glaub‘ ich, daß der Wecker klingelt…


© Alf Glocker


2 Lesern gefällt dieser Text.



Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Völlig verrückte Ideen"

Re: Völlig verrückte Ideen

Autor: ulli nass   Datum: 19.12.2020 9:55 Uhr

Kommentar: Beeindruckend Alf !

Re: Völlig verrückte Ideen

Autor: Alf Glocker   Datum: 19.12.2020 13:30 Uhr

Kommentar: Nachmals vielen Dank!

LG Alf

Kommentar schreiben zu "Völlig verrückte Ideen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.