Die Verrohung der Menschen
findet auch in den Medien
seinen Ausdruck.
Es war frühmorgens und an der Bushaltestelle, zum Habichtswald,
stand eine wartende Menschentraube.
Der Morgen war nasskalt, und von Zeit zu Zeit gab es unangenehme
Windböen. Die Leute warteten geduldig auf den Frühbus.
Sie standen dicht gedrängt zusammen, und eine dralle, ältere Frau, die einen beigefarbigen Mantel trug, hustete und nieste ständig in die
Menschenmenge.
Einige Personen rückten von der Frau ab, und eine spindeldünne Frau,
die in ihrer rechten Hand eine Einkaufstasche trug sagte laut und vernehmlich: „ Das ist eine Unverschämtheit, können sie sich nicht vorsehen“ und weiter „haben sie denn kein Taschentuch?“
Ein glatzköpfiger Mann sagte: „Die Alte ist bestimmt mit einem Hubschrauber durch das Kinderzimmer geflogen.“ Der daneben stehende Mann meinte, was willst du auch von der Alten erwarten,
die ist ja auf „ jung getrimmt.“
Plötzlich erschien schemenhaft aus dem Grau ein alter, gebeugter Mann.
Der Mann stützte sich beim Fahren auf seinen Rollator, und er zog beim
Gehen sein linkes Bein hinter sich her.
Der Mann trug ein altes, unmodernes Sakko, und um seinen Hals hatte er einen wollenen Schal mehrfach geschlungen.
Er wollte mit seinem Rollator unter das rettende Dach der Bushaltestelle, doch die Menschen standen wie eine Mauer und rührten sich nicht.
Sie machten erst widerwillig Platz, als eine weibliche Stimme, aus der
Menge rief: „ Macht doch mal für den Mann den „ Weg frei.“
Der Mann fand dann einen Platz unter dem Dach.
Kurz darauf kam der Bus. Die Menschen drängelten sich durch die
beiden Bustüren, jedoch der Mann stand alleine draußen.
Ein kleines Mädchen, das eine schwangere Frau an den Händen hielt
sagte: „ Mutti, der Mann will seinen Rollator zusammen klappen, doch
der schafft das nicht.“
Die schwangere Frau sagte bestimmend: „ Kann mal jemand dem alten Mann helfen, jedoch ihre Aufforderung fand keinen Widerhall.
Der Busfahrer stellte den Motor ab, und er verließ den Bus. Er klappte
den Rollator zusammen und brachte ihn in den Bus. Der alte Mann
bedankte sich mehrmals beim Busfahrer, und dabei rollten Tränen über
seine zerfurchten Wangen. Eine vornehm gekleidete Dame sprach den
Pfarrer an, der sich im Bus befand. Sie sagte: „ Hochwürden, was sagen sie zu einem solchem Verhalten der Fahrgäste?“ Der Pfarrer griff an seine silberne Kette, die er um seinen Hals trug, und bekreuzigte sich danach.
Die vornehme Dame sprach nochmals den Pfarrer an, jedoch von ihm
kam keine Antwort, und auch keine Reaktion.
Die vornehme Frau sagte laut: „ Es ist ja kein Wunder, das es heutzutage so ist, wenn selbst die Kirche keine Antwort weis.“
Ein junger Mann, der an einen Studenten erinnerte, meinte zur Dame,
„ sie haben mir aus der Seele gesprochen.“
Beim Aussteigen des gebrechlichen Mannes half der Busfahrer erneut
beim Heraustragen des Rollators.
Der Mann gab dem Busfahrer ein Zwei-Eurostück und bedankte sich, indem er einen „ schlaksigen Diener“ machte.
Das kleine Mädchen sowie die schwangere Frau, erzählten abwechseln,
das Vorkommnis ihrer Familie…
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]