"Was zur Hölle willst du? Was willst du hören?!"
"Es reicht, okay?"
"Sag mir verdammt nochmal, was du von mir hören willst! Ich habe keine Ahnung mehr, was ich noch sagen kann. Ich habe in den letzten Wochen bis Monaten Millionen von Malen gesagt, dass es mir leid tut!" Sie konnte ihre Tränen nicht mehr länger zurückhalten und verfluchte sich noch im selben Moment dafür.
Ihr Gegenüber blieb unverändert ausdruckslos. Einzig und allein ihr Tonfall verriet mögliche Gefühlslagen. "Wir wissen, was passiert ist. Wir wissen, was los war. Wir haben es vierundzwanzig Stunden gewissermaßen hautnah miterlebt. Ich möchte lediglich von dir wissen, warum du es so weit hast kommen lassen."
Sie schnaubte leise. "So weit habe kommen lassen? Ist das gerade dein ernst? Wie oft soll ich noch mit allen erdenklichen Worten versuchen klar zu machen, dass es NIE meine Absicht war? Ich würde euch niemals mit Absicht so etwas antun. Ich hoffe, dass ihr das irgendwann endlich versteht."
Die Wohnzimmertür öffnete sich leise.
"Komm rein", Maras Gegenüber sah über deren Schulter hinweg in die Richtung und winkte die neu erschienene Person zum Tisch.
Er räusperte sich, stützte sich mit den flachen Händen auf die Tischkante und schaute von einer zur anderen. "Mama... Bist du irgendwann heute nochmal fertig? Es reicht langsam. Es war scheiße, ja. Es war hart für uns alle, aber irgendwann muss man doch mal in der Lage dazu sein, jemandem zu verzeihen..."
Hörbar ausatmend fuhr sie sich mit den Händen einmal über die Augen. Sie war gereizt, kein Zweifel. "Wann versteht hier endlich jemand, dass ich endlich eine klare Antwort möchte?"
"Die hat sie dir schon vor einem Monat gegeben, oder nicht? Das hast du selbst so angedeutet."
Schweigen.
Mara wartete ab. Ihr schlug das Herz bis zum Hals und sie war bis in den kleinsten Winkel ihres Körpers angespannt. Wenn sie das hier verkackte...
Alina stand langsam auf und umrundete den Esstisch. Als sie neben Maras Stuhl angekommen war, atmete sie einmal tief durch - Tränen kamen trotzdem.
"Ich hab dich lieb, okay? Ich... Ich hatte nur eine scheiß Angst. Um euch beide."
Bis auf diese drei Sätze völlig wortlos, streckte sie die Arme aus und umarmte Mara, als diese sich zögerlich erhob. Mit einer forschen Bewegung ihrer Finger, wie sie es gewohnt war, wischte Alina ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Jetzt hör` schon auf zu heulen, man."
Mara schloss kurz die Augen und musste lachen. "Ist ja gut."


© MajaBerg


3 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Verzeih mir..."

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Verzeih mir..."

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.