Es war einmal ein kleiner Schmerz, der war auf der Suche nach einem neuen Wirt. Er fand ein kleines Mädchen, dass einen Riss in ihrem unschuldigen Vertrauen hatte und das war die Gelegenheit dort einzuziehen. Er nistete sich ein und machte es sich bequem.

Leider konnte das kleine Mädchen nicht genug Wärme bekommen und das gefiel dem Schmerz, denn er liebt Kälte. Es war das ideale Futter für ihn. Aber da so ein Schmerz sehr gefräßig ist und gerne groß werden wollte, nahm er jede Gelegenheit, die sich im Laufe des Lebens dieses Mädchens ergaben, um zu wachsen. Und von diesen Gelegenheiten gab es Viele, viel schmerzhaftes Erleben. Aber am Schlimmsten war die Kälte.

Der Schmerz nahm immer mehr Besitz von ihr, raubte im Laufe der Zeit alle anderen Möglichkeiten ihres Empfindens. Da das Mädchen nun nichts anderes kannte in ihrem Herzen als Kälte und Schmerz, wurde dies zu ihrem Lebensgefühl. Und so suchte sie sich Menschen, die dieses Gefühl immer wieder in ihr bestätigten und somit den Schmerz weiter fütterten.

Das ging fast ihr ganzes Leben so, bis der Schmerz Besitz ergreifen wollte von ihrem letzten Halt in der Welt. Menschen hatte sie keine mehr, weil sie schon wusste, dass die ihr nicht gut tun, hat sie keinen mehr an sich ran gelassen. Er versuchte sich nun auch außerhalb in ihrer Wohnung einzunisten und begann seine Kälte dort auszubreiten. Sie hatte inzwischen fast alle Fähigkeiten und Kraft verloren. Das Wichtigste waren ihre Worte, sie wurde stumm. Ihre Worte sind ihr Lebenselexier.

Da dieses Mädchen so klug war, ihr Vertrauen in einem schmerzfreien Raum, tief in ihrem Herzen zu bewahren, ihr Vertrauen in sich selbst, ist sie trotz alledem immer ihren Weg gegangen. Zwar war der Rat des Schmerzes über die Richtung falsch, führte sie in Irrwege, Sackgassen, tiefe Löcher, aber wenn es alles zu eng wurde, fing sie an zu strampeln und zu kämpfen und kehrte ein Stück um. Sie war ein kluges, starkes, mutiges Mädchen!

Das Leben mit diesem Schmerz war sehr anstrengend und am Ende ihrer Kraft fand sie endlich die Hilfe die sie brauchte, um aus dieser engen Sackgasse heraus zu kommen. Alleine schaffte sie es nicht mehr. Und sie machte sich auf den Weg, Schicht für Schicht abzutragen und zu beseitigen, die sich der Schmerz erobert hatte. Viele ihrer inneren, eigenen Helfer wurden mit der Zeit wach, weil sie Wärme und Licht und Raum von einem anderen Menschen zum Wachsen bekamen. Das Wichtigste, was sie lernen durfte, war wieder einem Menschen zu vertrauen, weil er es ihr uneingeschränkt geschenkt hat und weil er an sie von Anfang an geglaubt hat.

Ihr Weg führte durch Dickicht, über einen Grat, über Stock und Stein, durch Täler und über Höhen, sie lernte auf hohen Wogen zu surfen, auf dem Seil zu tanzen, Hürden zu laufen, Inne zu halten, das Warten auf die richtige Zeit und so Vieles mehr. Und sie hat ihr Lachen wieder gefunden! Der letzte Teil des Weges nun führte sie an die Ränder der Abgründe, da hatten die Angst und der Schmerz schon keine Macht mehr über sie. Auch diese Abgründe stieg sie hinab und traf auf einen noch tieferen,sehr kalten See. Und zuletzt lernte sie das Tauchen bis in die Tiefe, in der es kaum noch Licht gab. Und da fand sie die Wurzel des Schmerzes. Als sie die gezogen hatte, begann sie zu heilen. Und den Schmerz, den so bekannten, vertrauten Verwandten, konnte sie langsam gehen lassen.

Was nun geschehen wird, weiß sie noch nicht, aber da sie auch sehr neugierig und abenteuerlustig ist, beginnt sie sich darauf zu freuen und kann langsam die Angst vor diesem Schmerz ablegen und Vertrauen entwickeln, dass er nicht wieder kommt. Denn sie hat inzwischen gelernt, gut für sich zu sorgen und sich mit Menschen zu umgeben, denen sie vertrauen kann und die ihr die notwendige Wärme geben. So kann sie nun in sich wachsen und sich ausbreiten.

Und sie beginnt wieder Verse zu verfassen! Vielleicht werden es auch mal Geschichten.

Fortsetzung folgt, oder auch nicht....


© Rebecca


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